Читать книгу Der rote Faden in der Senioren-Betreuung - Karin Ahmad - Страница 8

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2. Erinnerungsarbeit und Gedächtnistraining

Das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist ein Grusel-Märchen, denn es stimmt absolut nicht.

„Wer rastet, der rostet.“ Das gilt auch für das Gehirn, denn wenn es zu selten gefördert wird, verliert es seine Leistungsfähigkeit. Wird es trainiert, bleibt es wachsam, und darum ist die Benutzung durch Erinnerungsarbeit und Gedächtnistraining sowie Bewegung für das Gehirn ein Fitness-Programm. Das Gehirn von alten Menschen regeneriert sich genauso wie das von jungen Menschen.

Der Mensch kann auch noch im hohen Alter etwas lernen, denn durch das geistige Arbeiten werden Übergänge zwischen den Nervenzellen im Gehirn neu gebildet.

Wenn wir uns an dieser Tatsache orientieren, ist es für die Bewohner*innen und auch für uns ein Glück und eine Bereicherung.

Charlie Chaplin war mit 78 Jahren Drehbuchautor und Regisseur seines ersten und einzigen Farbfilms „Die Gräfin von Hongkong“.

Das bedeutet, je öfter wir etwas Neues lernen, desto länger bleiben die Fähigkeiten des Gehirns erhalten. Der Nebeneffekt ist, dass man sich wohlfühlt und stolz auf seine Leistung ist.

Aber durch eintönige Tage ohne Abwechslungen und Herausforderungen verkümmern die grauen Zellen. Ein kurzes Training täglich ist der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit des Gehirns.

Natürlich muss alles, was in diesem Buch angesprochen und umgesetzt wird, auf jeden Einzelnen abgestimmt werden. Je schwächer jemand ist, umso mehr wird die Erinnerungsarbeit mit leichten Übungen durchgeführt. Die Aufgaben sollten auf jeden Fall erfüllt werden können. Wir müssen gut darauf achten, dass es Erfolgserlebnisse beim Gedächtnistraining oder der Erinnerungsarbeit gibt.

Der Schlüssel zur Verbesserung unseres Gedächtnisses liegt in der Gehirngymnastik. Das Gedächtnis kann gründlich arbeiten, wenn wir die richtigen Fragen stellen.

Bewegungsangebote und Sitztänze sind für demenzkranke Menschen immer besonders schön. Wenn wir die Gruppe mit Singen beginnen oder einen Liedertext vorlesen, der in den Bewohner*innen tief verankert ist, haben wir sie schon für weitere Gedächtnisleistungen aufgeschlossen. Ansonsten gilt es bei Bewohner*innen, die an Demenz erkrankt sind, herauszufinden, was sie noch können. Danach stellen wir ein Angebot für die Erinnerungsarbeit zusammen.

Beschäftigungsteil

Wir nutzen die Wartezeiten

Einige Übungen brauchen kaum Aufwand, denn es gibt im Alltag Zeitfenster, um sie unterzubringen. Wir können die Wartezeiten mit den Bewohner*innen nutzen und mit Inhalt füllen, der Spaß macht.

Zum Beispiel: Wenn wir jemanden in den Gruppenraum zum Mittagstisch oder beim Spaziergang im Wohnbereich begleiten, können wir unter anderem ein kleines Gedicht oder einen Liedertext aufsagen, von dem wir wissen, dass er bekannt ist.

Gesprächsthemen für Wartezeiten

Haben Sie gerne getanzt?

Hatten Sie ein Auto, welche Farbe und welches Modell?

Wie ist das Autokennzeichen zum Beispiel von Bremen (HB)?

Erfolgreich ist es auch, über das Essenkochen zu sprechen, zum Beispiel Grünkohl.

Wie haben Sie den gekocht? Jede Familie hat ihr eigenes Rezept.

Wir verwenden die Worte, die der Bewohner kennt und vermehrt nutzt.

Es geht darum, dass sich die Bewohner*innen erinnern, dadurch bauen wir ihnen eine Brücke zum gegenwärtigen Moment.

Wenn wir es schaffen, dass ein Bewohner sich innerlich bewegt und vieles, was er sagt, in eine positive Richtung lenken kann, ist der Tag für ihn und auch für uns als Betreuungskraft gerettet.

Details merken

Eine einfache Übung ist es, kleine Gegenstände auf den Tisch zu legen und für kurze Zeit anschauen zu lassen.

Die Bewohner*innen werden aufgefordert, aufmerksam hinzuschauen, um sich die Dinge zu merken. Danach wird alles wieder mit einem Tuch zugedeckt und gefragt: Welche Gegenstände haben Sie gesehen? Wenn die Bewohner*innen nicht weiterkommen, stellen wir weitere Fragen, zum Beispiel:

Wie waren die Farben?

Was lag denn da in der Mitte?

Da lag etwas ziemlich Rundes auf dem Tisch, was war das?

Es ist von viel Schale umhüllt.

Wenn sie immer mehr entfernt wird, steigt ein Geruch in die Nase.

Die Augen fangen an zu tränen. Was ist das?

Wenn die Bewohner*innen es noch nicht benennen können, sagen wir:

Es hat sieben Häute und beißt alle Leute.

Gleichgewicht trainieren

Lege einen Stift oder Ähnliches auf die Fingerspitze oder den Handrücken. Die Bewohner*innen sollen versuchen, die Balance so lange zu halten, wie sie können.

Wenn die Füße es noch mitmachen, kann ein Stift auf die Schuhspitze gelegt werden. Der Bewohner hebt mehrere Male konzentriert den Fuß und achtet darauf, dass der Stift nicht runterfällt.

Durch diese Übung werden die Koordination und die Konzentration gefördert. Der Gleichgewichtssinn wird trainiert, das ist auch für die Gangsicherheit förderlich.

Gehirngymnastik-Fingerübung

Konzentration und Koordination fördern.

Eine Bewohnerin soll mit der Spitze des Daumens auf die Fingerspitzen tippen. Es wird mit dem Zeigefinger begonnen, und wenn die Finger einmal durch sind, geht es zurück bis zum Zeigefinger und dann mit der anderen Hand so weitermachen.

Leider ist dies für fitte Bewohner*innen zeitweise eine Unterforderung, aber dafür habe ich einige schöne Übungen zusammengestellt.

Streich die Buchstaben!

Wir brauchen dafür eine Zeitschrift und einen Stift. Man kann sich aus einer Zeitschrift einen Bericht/Artikel und einen Buchstaben heraussuchen, den man ausstreichen möchte. Dann wird der Buchstabe aus dem gesamten Artikel ausgestrichen. Das fördert die Konzentration und ist mal eine Abwechselung im Alltag.

Um die Fortschritte bei dieser Übung erkennen zu können, kann man die benötigte Zeit stoppen und dann beim nächsten Durchgang mit der vorherigen Zeit vergleichen.

Eine wirkliche Herausforderung

Es wird ein Satz gebildet, der aus fünf Wörtern besteht, alle Wörter sollen mit dem gleichen Buchstaben beginnen. Zum Beispiel Buchstabe „K“ „Kleiner Kurt kann klug klingeln“ oder „B“ „Bald bleiben bewegliche Behälter biegsam“.

Das kann eine sehr lustige Aufgabe sein, wenn man nicht so ernst an die Sache herangeht. Wenn’s gut läuft, entstehen sehr merkwürdige lustige Sätze, die am Ende der Gruppe noch einmal vorgelesen werden. Diese Sätze können gesammelt werden und dann eventuell bei einer Feier vorgelesen werden.

Fünf Minuten Training, genau Zuhören

Der Fernseher wird sehr leise gestellt. Der Bewohner*innen wiederholt das, was er im Fernsehen gehört hat. Wenn es öfter gemacht wird, kann die Zeit ausgedehnt werden.

Vermeiden von Wörtern

Sätze umschreiben, Synonyme verwenden.

Wörter auslassen oder überflüssige Wörter ausstreichen.

Für das Gehirn ist das eine schöne Herausforderung.

Dafür können am besten kurzen Zeitungsartikel genommen werden.

Genaues Zuhören

1. Fünf Minuten Training.

2. Der Fernseher wird sehr leise gestellt.

3. Die Bewohner*innen sollen versuchen, das zu wiederholen, was sie im Fernsehen gehört haben. Wenn es öfter gemacht wird, kann die Zeit ausgedehnt werden.

Das Vermeiden von Wörtern

Sätze umschreiben, Synonyme verwenden, Wörter auslassen oder überflüssige Wörter herausstreichen.

Dafür können am besten kurzen Zeitungsartikel genommen werden, für das Gehirn ist das eine schöne Herausforderung.

Die Pfingstrose

Eine Einzelbetreuung, die sich mit einer Pfingstrose beschäftigt, lässt die Herzen schneller schlagen. Wir sprechen über den Duft, die Farbe und die Blütezeit.

Um sicherzugehen, dass die Pfingstrose von guter Qualität ist und betörend duftet, sollten wir sie im Blumengeschäft bestellen. Da ist es etwas teurer, aber dafür werden wir die Person mit dem Wohlgeruch erreichen. Eine Pfingstrose ohne Duft ist wie eine Kartoffelsuppe ohne Salz.

Stadt, Land, Fluss

Wir können „Stadt, Land, Fluss“ auch mal in einer größeren Gruppe durchführen. Die Teilnehmenden sollten auf einem Level sein. Wir machen einige Vorschläge und fragen, welches Thema wir aufnehmen wollen. Unter anderem könnten es Schauspieler, Sänger, Garten, Kunst, Maler, Flüsse, Städte, Land, Berufe und Namen sein. Um allgemeine Verwirrung zu vermeiden, entscheiden wir als Betreuungskraft, welche vier Themen wir nehmen.

Hauptstädte und Traditionen

Wir suchen gemeinsam viele Hauptstädte der Welt und schreiben sie auf. Es sollten mindestens zehn auf der Liste stehen. Dann könnten wir über Tänze und Traditionen der verschiedenen Länder sprechen und zu den Tanzabenden überleiten.

Wir lassen die Bewohner*innen tief in die Gesprächsrunde eintauchen und gestalten sie mit Tanzmusik.

Themen können sein:

Was gibt es für Tänze, was haben Sie gerne getanzt?

Cha-Cha-Cha, Gruppentanz, langsamer Walzer, Paartanz, Polonaise, Samba, Swing, Wiener Walzer, Volkstanz, Tango, Opernball

Wie haben Sie früher die Tanzabende erlebt?

Welcher Tanz ist Ihr Lieblingstanz?

Aus welchen Ländern kommen die Tänze?

Sätze vervollständigen

Schuhe, die ich zum Tanzen anziehe, …. müssen blau sein.

Was haben Sie angezogen? … ein Ballkleid und die Herren einen Anzug.

Mit welchen Worten wurden Sie aufgefordert? Zum Beispiel: „Darf ich bitten?“

Wie heißt der erste Tanz beim Abschlussball? – Eröffnungstanz

Erinnerungen an die Tanzschule

Wer war früher schon mal begeistert beim Tanzunterricht oder hatte Tanzen als Hobby? Durch diese Fragen sprudeln bei den Bewohner*innen, die leidenschaftlich gerne getanzt haben, die Erinnerungen heraus.

Welche Kleidung passt zum Tanzabend?

Jackett, Krawatte, Tanzschuhe, Zylinderhut, Ballkleid.

Wenn ich tanzen gehe, trage ich……………. Kleidung.

Am liebsten tanze ich mit…………zu ………. Musik.

Der rote Faden in der Senioren-Betreuung

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