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Kapitel 5

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Das schrille Läuten des Weckers holte Viktoria aus einem Alptraum, in dem sie gegen Hunderte von grapschenden Händen ankämpfen musste.

Sie stöhnte und vergrub ihren Kopf im Kissen.

Versagerin! Jämmerliche Versagerin!

Bei der Vorstellung, jetzt ihrem Vater gegenübertreten zu müssen, wurde ihr schon wieder übel. Er würde sie sicherlich zur Rede stellen und das zu Recht.

Sie hatte keinen Entschuldigungsgrund, zumindest keinen, den ihr Vater akzeptieren würde. Oder sollte sie ihm sagen, dass Valentin ihr die Augen geöffnet hatte für die Ungerechtigkeit, die auf der Welt herrschte? Dass dieser Troger nur seinen Profit im Kopf hatte? Es war sein gutes Recht, er hatte seine Firma mühsam aufgebaut und viel investiert. Warum sollte er auf irgendwelche Träumer Rücksicht nehmen? Das ergab doch alles keinen Sinn!

Und trotzdem – ihre Entscheidung, diesen Auftrag abzulehnen, fühlte sich richtig an.

Lily, die Sekretärin ihres Vaters musterte sie mit einem neugierigen Seitenblick. Wahrscheinlich hatte Troger sie schon informiert, dass sie den Auftrag platzen lassen hatte.

Viktoria straffte die Schultern, atmete tief ein und betrat nach einem bewusst energischen Klopfen das Büro ihres Vaters.

Er thronte hinter dem Schreibtisch wie eine personifizierte Gottheit. Erich Sandgruber war mit seiner Größe von einsneunzig und seiner breitschultrigen Gestalt eine imposante Erscheinung. Nie sah man ihn anders als in Anzug und Krawatte, das blonde, schüttere Haar streng gescheitelt. Der eisige Blick seiner blauen Augen durchbohrte sie. Unwillkürlich zog Viktoria den Kopf ein.

Ihr Vater musterte sie ausdruckslos. Aber seine Finger trommelten nervös auf der blank polierten Tischplatte. Unwillkürlich versteifte sie sich.

„Nachdem deine Mutter euch einfach verlassen hat, lag die ganze Verantwortung für eure Erziehung bei mir. Ich habe mich wirklich bemüht, euch einen guten Start zu bieten. Ich habe Tag und Nacht geschuftet, um die Agentur zu dem zu machen, was sie jetzt ist.“ Seine Stimme klang beherrscht, aber sie hörte den Zorn, der hinter seinen Worten lauerte.

Viktoria fixierte seine Krawatte, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Sie wusste, was kommen würde. Das Credo ihres Vaters war ihr nur allzu gut bekannt.

„Und dein Bruder hat sich aus dem Staub gemacht.“

„Er ist ein erfolgreicher Architekt“, sagte sie müde. „Du könntest stolz auf ihn sein.“

„Er hat die Familie und die Firma verraten, so wie deine Mutter.“

Er stieß den Atem aus und Viktoria spürte die unterdrückte Wut. Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Ich glaube nicht, dass du mich zu dir beordert hast, um mir das zu sagen.“ Für einen Moment las sie Überraschung in seinem Blick. Sie bot ihm selten Paroli. Doch sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle.

„Otto Troger hat mich heute Morgen angerufen.“ Er betonte jedes Wort und machte nach jedem eine kleine Pause.

Viktoria biss sich auf die Lippen und räusperte sich. Der Sturm würde gleich zu toben beginnen. In ihrem Hals saß ein dicker Kloß. „Er hat dir wahrscheinlich gesagt, dass er sich eine andere Agentur für seine Kampagne suchen wird.“

„Allerdings. Kannst du mir eine Erklärung dafür geben?“ Noch beherrschte er sich, versuchte ruhig zu bleiben. Aber die Adern auf seiner Stirn waren sichtbar angeschwollen.

Sie schluckte krampfhaft. „Ich nehme an, ich machte auf ihn einen zu wenig professionellen Eindruck.“

Erich Sandgruber durchbohrte sie mit seinem Blick. „Seltsam. Genau das waren seine Worte gewesen. Was gedenkst du dagegen zu tun?“ Er begann, rhythmisch mit den Fingern seiner linken Hand auf den Tisch zu trommeln. Tack-tack-tacktacktack.

Für einen Moment war Viktoria versucht, laut aufzuschreien.

Na los! Tu es! Schrei mich an, schlag mich!

Aber das würde ihr Vater nicht tun. Nicht mehr.

Sie zählte in Gedanken bis drei. „Was ich dagegen tun werde?“, meinte sie gedehnt, bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Nichts. Absolut nichts. Diese Art von Auftrag liegt mir einfach nicht.“

Sie hörte, wie er nach Luft schnappte, sprang auf, ohne ihn anzusehen und stürmte zur Tür hinaus.

Erst in ihrem Büro gestattete sie sich einen tiefen Atemzug. Sie setzte sich auf ihren Stuhl, am ganzen Körper zitternd, horchte. Wartete auf den Wutausbruch ihres Vaters, der unweigerlich kommen musste.

Seltsam. Alles blieb ruhig.

Das schlechte Gewissen meldete sich sofort.

Ich hätte ihm nicht widersprechen sollen. Ich war völlig unprofessionell.

Was habe ich schon getan?

Sie lächelte bitter. Ich habe einem hart an seinem Projekt arbeitenden Menschen, der endlich Geld mit seiner Idee verdienen will, erklärt, dass er das gefälligst lassen soll, weil es moralisch nicht vertretbar ist, der Menschheit ein Getränk zuzumuten, das gänzlich aus synthetischem Zeug besteht. Dank einer närrischen Verliebtheit, die keinen Sinn und Zweck hat!

Bei dem Gedanken daran verkrampfte sich ihr Körper. „Aber ich habe endlich widersprochen. Das ist doch gut. Ich muss lernen, mich zu behaupten, sonst werde ich nie ernst genommen. Ich weiß doch, wie sehr Vater an allem hängt, was seine Arbeit betrifft. Ich bin ihm ja auch dankbar, aber …“ Ihr Flüstern huschte durch den kleinen Raum. Dann starrte sie auf die Schreibtischunterlage, bis ihr Blick verschwamm. Nebenbei horchte sie noch immer auf jedes Geräusch von draußen. Auf schwere Schritte, die sich ihrer Bürotür nähern mussten.

Wird er mich neuerlich zur Rede stellen? Wird er schreien, mir wieder einmal Undankbarkeit vorwerfen? Früher hat er …

Viktoria sprang auf. Sie würde nicht darauf warten. Zumindest nicht hier in der Agentur.

Sie schnappte ihre Handtasche und verließ das Büro. Lily warf ihr einen erstaunten Blick zu, den sie mit einem bewusst strahlenden Lächeln erwiderte. „Ich nehme mir heute frei, sagen Sie das meinetwegen dem Chef!“

Mit zitternden Fingern drückte sie den Liftknopf, heimlich betend, dass niemand aus der Agentur sie sah. Wartete noch immer darauf, dass ihr Vater herausstürmte, schreiend vor Wut. Ihr Herz klopfte so wild, dass sie glaubte, es müsste ihr aus der Brust springen.

Sie schlüpfte in den Lift, gestattete sich ein erleichtertes Aufatmen, als er sich in Bewegung setzte. Ihr roter Renault parkte in der Tiefgarage, direkt neben dem Mercedes ihres Vaters. Wie mickrig er sich neben dem großen Wagen ausmachte!

Viktoria lächelte bitter. Genauso mickrig fühlte sie sich in Gegenwart des allmächtigen Erich Sandgruber.

Sie setzte sich in den Wagen, schloss die Tür. Aber erst als sie die Garage verlassen hatte, fühlte sie sich ein wenig sicherer.

Die Fahrt zu ihrer Wohnung legte sie beinahe wie in Trance zurück.

Wann hatte das angefangen? Wann hatte sie begonnen, in ihrem Vater einen Gegner zu sehen, den man fürchten musste?

Als sie die Arbeit in der Agentur aufgenommen hatte, war sie so stolz darauf gewesen, in seine Fußstapfen treten zu können. Sie hatte sich auch wirklich bemüht, aber ihr Vater war ein unbarmherziger Chef, wie sie schnell feststellen musste. Dass sie seine Tochter war, half ihr nicht. Im Gegenteil – er fasste sie härter an als seine anderen Mitarbeiter. Es hatte ihr nichts ausgemacht – bis ihr Valentin die Augen geöffnet und ihr gezeigt hatte, dass es auch noch anderes gab.

Die Garconniere, die sie erst vor einem halben Jahr gemietet hatte, befand sich am Stadtrand in einer der neuen, unpersönlich wirkenden Wohnanlagen. Vierzig Quadratmeter Eigenständigkeit, die sich Viktoria bitter erkämpfen musste. Ihr Vater verstand nicht, warum sie nicht in der elterlichen Villa wohnen bleiben wollte, in der doch ohnehin genug Platz war. Und beinahe hätte er auch ihre Unabhängigkeitsbestrebungen im Keim erstickt. Aber dann bekam sie unerwartet Unterstützung von Georg, ihrem Verlobten.

Er hatte es geschafft, mit der ihm eigenen Ruhe und Logik Erich Sandgruber zu überzeugen, dass Viktoria ein wenig Freiraum brauchte, um selbständig zu werden.

Viktoria betrat den Lift, der sie in das dritte Stockwerk bringen sollte. Ihre zitternden Hände kramten nach dem Wohnungsschlüssel. Sie fühlte sich ausgehöhlt und erschöpft. Die vergeblichen Versuche, gegen ihren Vater und gegen die Gefühle für Valentin anzukämpfen, raubten ihr langsam aber sicher alle Kraft.

Sie ließ sich auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Ihre Augen brannten von ungeweinten Tränen.

„Was ist nur mit dir los, du Heulsuse?“, schimpfte sie mit sich selbst. „Du hast doch alles, was du brauchst. Einen tollen, gut bezahlten Job mit Aufstiegschancen, deine eigene Wohnung, einen netten Verlobten.“

Georg. Ja, er war nett.

Er sah gut aus, hatte angenehme Manieren, einen Job in einer großen Import-Export-Firma. Er besaß den nötigen Ehrgeiz und das Fingerspitzengefühl, die für eine Karriere in dieser Branche nötig waren.

Und vor allem: Georg Hellfried entsprach genau Erich Sandgrubers Vorstellungen von Viktorias zukünftigem Mann. In einem Jahr würden sie heiraten, in eine gemeinsame Wohnung ziehen.

Aber er war nicht wie Valentin Rainer.

Sie schloss die Augen, um das sterile Weiß der Decke nicht mehr ansehen zu müssen.

Die Vorstellung, Georgs Frau zu werden, verursachte in letzter Zeit Anfälle von Atemnot.

Ich liebe ihn doch. Oder nicht? Was stimmt bloß nicht mit mir?

Wenn ich ihn wirklich lieben würde, könnte mir nicht so einer wie Valentin den Kopf verdrehen.

Das hat er doch gar nicht getan.

Aber ich habe es mir eingebildet. Ich habe mir eingebildet, dass da mehr sein könnte.

Ich hätte es mir gewünscht.

Eine Ehe musste nicht zwangsläufig auf Romantik und Liebe aufgebaut sein. Es genügte, wenn man sich gut verstand, die gleichen Interessen und den gleichen gesellschaftlichen Hintergrund hatte.

So sagte Erich Sandgruber.

Georg war auch seiner Meinung.

Sex gehört dazu, schließlich muss es jemanden geben, dem man alles vererben kann. Davon abgesehen, ist das ganze Getue aber nicht unbedingt wichtig.

Wann hatte Georg zum letzten Mal mit ihr geschlafen?

Nach einer dieser Tarockrunden bei seinem zukünftigen Schwiegervater. An einem Sonntagmorgen, wenn sein Geist noch benebelt war von unzähligen Gläsern Rotwein, so wie fast immer in letzter Zeit. Am Anfang war es anders gewesen …

Es ist erschreckend, wie viel Routine in unserer Beziehung herrscht. Und dabei sind wir noch nicht einmal verheiratet.

Sie hatte sich beim letzten Mal vorgestellt, es wäre Valentin, der sie berührte, um wenigstens ein wenig Lust zu empfinden.

Es hatte sie schockiert. So etwas war ihr noch nie passiert.

War das normal? Taten das andere Frauen auch, die bereits eine längere Beziehung hatten? Sie waren jetzt drei Jahre zusammen, Georg und sie. War das lange – im Vergleich zu einer Ehe, die eigentlich bis zum Tod halten sollte?

Oder waren das alles einfach nur die sprichwörtlichen kalten Füße vor einer Lebensentscheidung?

Ein unwiderruflicher Schritt, der gut überlegt sein musste.

Auch ein Glaubenssatz von Erich Sandgruber, obwohl oder gerade weil ihre Mutter sie verlassen hatte.

Das Handy klingelte.

Sie starrte mit wild klopfendem Herzen auf das Display. Valentin?

Nein. Ihr Vater. Viktoria schloss die Augen, versuchte das Geräusch auszusperren. Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen?

Sie sprang auf. Die enge Wohnung gab ihr das Gefühl, zu ersticken. Oder die vielen Gedanken, die ständig im Kreis liefen.

Das Handy verstummte.

Sie nahm es auf, legte es auf den Tisch. Sollte sie Valentin anrufen? Er hatte sich noch immer nicht auf ihre Nachricht gemeldet. Aber was sollte sie ihm auch sagen?

Ich will nur seine Stimme hören. Nur mit jemandem reden, der es gut mit mir meint.

Sie zögerte. Wählte seine Nummer. Lauschte auf den Klingelton.

Eine weibliche Stimme meldete sich.

Viktoria erstarrte.

„Hallo?“ Die Stimme klang ungeduldig.

Sie räusperte sich. „Äh, hier spricht Viktoria Sandgruber. Ist Valentin da?“

„Ach, Sie sind das! Nein, hier ist Petra. Soll ich ihm etwas ausrichten? Er ist ziemlich beschäftigt, wir fliegen morgen ja mit unserer Gruppe nach Indien.“

Indien. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Ein ziehender Schmerz machte sich in ihr breit. Valentin brauchte sie nicht, führte sein eigenes Leben, in dem sie keinen Platz hatte.

„Nein, lassen Sie nur. Ich wünsche euch eine schöne Reise.“

Viktoria legte sich auf das Bett, starrte wieder an die Decke.

Sie sehnte sich plötzlich nach der Behaglichkeit in Georgs Wohnung. Georg war reell, auf ihn konnte sie sich verlassen. Er würde bestimmt jetzt nicht zu Hause sein, das gab ihr die Möglichkeit, in Ruhe nachzudenken. Hier wurde sie ja doch nur verrückt.

Sie schnappte ihre Handtasche, ließ das Handy auf dem Tisch liegen.

Die Fahrt in die Innenstadt dauerte etwa eine halbe Stunde. Georg bewohnte eine sanierte Altbauwohnung im ersten Stock eines Jahrhundertwendehauses. Viktoria liebte sie wegen ihrer hohen, luftigen Räume und der großen Fenster.

Schnell eilte sie die Treppe zu seiner Wohnung hoch, schloss auf und trat ein.

Abrupt blieb sie stehen. Aus dem Schlafzimmer drang der Klang seiner Stimme.

Warum war er hier und nicht im Büro?

Sachte legte sie die Hand auf die Klinke der Schlafzimmertür und öffnete sie.

Georg stand in Unterhosen auf dem Bettvorleger, redete in das Handy. Als er sie entdeckte, winkte er ihr zu.

Sie schloss die Tür und ging in die Küche, füllte ein Glas mit Leitungswasser und trank es auf einen Zug leer.

„Viktoria! Was machst du denn hier? Bist du krank?“

Georg musterte sie erstaunt. Er trug jetzt seine Tenniskleidung.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ach, ich weiß auch nicht. Mir war nach ein wenig Freizeit. Und du?“

„Ich spiele gleich Tennis mit einem Kunden. Er hat mich gerade eben angerufen.“

„Ach so.“ Sie lächelte schwach.

Er kam zu ihr, küsste sie flüchtig auf die Wange. „Tut mir leid, Liebling. Du hättest mir sagen müssen, dass du kommst, dann hätte ich mich nicht verabredet.“

Eine alles überwältigende Müdigkeit nahm sie plötzlich ein. „Ich wusste nicht, dass ich kommen würde.“

Georg sah sie forschend an. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so – seltsam in letzter Zeit. Hängt es mit diesem Guru zusammen? Ich hätte ihn dir nicht vorstellen dürfen, das befürchte ich schon die ganze Zeit.“

Viktoria schüttelte den Kopf. „Du meinst Valentin? Dieser Guru, wie du ihn nennst, war einmal dein Schulfreund, oder? Nein – er hat nichts damit zu tun. Ich habe nur ein Logo für ihn entworfen. Aber er hat mir bewusst gemacht, was ich eigentlich schon länger spüre.“

„Und was ist das? Sag nicht, dass er dich mit seinen merkwürdigen Anschauungen angesteckt hat. Du warst ziemlich oft mit ihm zusammen. Das hat mir nie wirklich gefallen.“

„Ich weiß. Aber das spielt keine Rolle.“

Sie sah ihn an. Der biedere Saubermann in Person in blütenweißem Tennisdress. Er würde auch in dreißig Jahren noch nicht viel anders sein. Ein unerschütterlicher Mensch mit unerschütterlichen Prinzipien.

Langweilig. Vorhersehbar.

„Ich kann das nicht“, sagte sie leise.

„Was?“ Er sah sie mit diesem Frauen-und-ihre-Macken-Blick an.

„Ich kann dich nicht heiraten.“

Jetzt war es gesagt.

In Georgs Miene malte sich Überraschung. „Was hast du gesagt? Das – das meinst du nicht ernst, oder? Du weißt nicht, was du sprichst. Du musst krank sein. Leg dich doch ein wenig hin und ruh dich aus. Ich weiß, dass du hart arbeitest. Vielleicht solltest du den Gedanken aufgeben, die Agentur übernehmen zu wollen. Mein Einkommen würde leicht für zwei reichen und du hättest es nicht nötig, dich abzustrampeln.“

„Nein.“ Ihre Stimme klang härter als beabsichtigt. „Ich meine es ernst. Es würde nicht funktionieren. Ich liebe dich nicht genug. Und ich bin nun einmal der Meinung, dass das dazugehört, wenn man beabsichtigt, eine lebenslange Beziehung einzugehen. Es tut mir wirklich leid.“ Sie verstummte.

Georg sah aus wie ein Junge, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. „Du bist verrückt. Du bist tatsächlich verrückt“, murmelte er. Dann atmete er tief durch. „Vielleicht hast du recht. Es könnte keine gute Idee sein, dich zu heiraten. Deine Überspanntheit erreicht ein Ausmaß, das unerträglich wird. Aber jetzt entschuldige mich bitte, ich habe eine Verabredung.“

„Natürlich.“ Sie lachte bitter. „Pflichtbewusst wie immer. Was bist du doch für ein berechenbarer, fader Kerl!“

Viktoria streifte den Verlobungsring vom Finger, warf ihn auf den Tisch. Der Schlüsselbund folgte. Das Klirren klang überlaut in ihren Ohren.

„Vielleicht hast du ja anderweitig Verwendung dafür. Wenn du ein treusorgendes Frauchen findest, das sich gerne von dir aushalten lässt!“

Sie ignorierte sein jetzt zornrotes Gesicht, sprang auf und hastete zur Tür hinaus.

Bis dass der Tod euch scheidet!

Was für eine fürchterliche Vorstellung!

Wir sind nur Gast auf Erden

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