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2.3 Finde erste Antworten im Spiel „Wer bin ich?“

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Tatsächlich gibt es auf die eine Frage „Wer bin ich?“ nicht die eine richtige Antwort. Es gibt mehrere, wie es auch die Frage von Richard David Precht vermuten lässt: „Wer bin ich und wenn ja – wie viele?“ Um Dir zu zeigen, welche Antworten das sein können, lass uns ein Spiel spielen! O.k., das ist jetzt ein bisschen unfair, weil Du nicht die Chance hast, „Nein“ zu sagen, wenn Du dieses Buch weiterlesen möchtest. Es ist aber sehr nett von Dir, dass Du mitspielst.

Ich nehme an, dass Du das Spiel „Wer bin ich?“ kennst. Üblicherweise schreibt man den Namen einer Figur auf einen Post-it und klebt seinem Spielpartner diesen Zettel auf die Stirn. Der andere muss durch geschlossene Fragen (nur Ja- oder Nein-Antworten möglich) herausfinden, wer er ist bzw. welcher Name auf dem kleinen, gelben Zettel auf seiner Stirn steht. Nein, Du bist nicht Gott. Wir spielen das ein bisschen anders. Nach meinen Spielregeln. Ich stelle Dir gleich vier Fragen, die Du mit ja oder nein beantworten kannst. Bevor Du allerdings antwortest, biete ich Dir für beide Optionen eine Erklärung. Das soll Dir helfen, Deine Wahl zu treffen und herauszufinden, wer Du sein könntest. Soweit alles klar? So oder so, wir starten jetzt:

Frage 1: Bist Du ein Mensch?

NEIN: Du gehörst demnach wohl einer anderen Kategorie an? Bist Du ein Außerirdischer oder Cyborg!? Dann ist es natürlich grandios, dass Du über die Fähigkeit verfügst, ein Buch zu lesen. Da ich leider über keinerlei Wissen auf dem Gebiet Deiner Kategorie verfüge, ist unser gemeinsames Spiel an dieser Stelle schon beendet. Wenn Du trotzdem weitermachen möchtest, muss ich Dich bitten, für die nächste Frage den Blickwinkel eines Menschen einzunehmen. Vielen Dank.

JA: Rein biologisch, also nach der Biosystematik der Lebewesen, bist Du ein Mensch. Der Mensch ist eine Art der Gattung Homo aus der Familie der Menschenaffen, die zur Ordnung der Primaten und damit zu den höheren Säugetieren gehört. Nach heutigem Stand gehören wir nicht nur zur Gattung Homo, sondern sogar zur Gattung Homo sapiens sapiens. Wir sind somit, nach der lateinischen Übersetzung, nicht nur ein einfacher Mensch, sondern ein weiser, gescheiter, kluger und auch vernünftiger Mensch. Das möchte man bei manchen Exemplaren unserer Spezies kaum vermuten. Aber laut Definition sollte dies auf uns alle, die wir Menschen sind, zutreffen. Daher halten wir ganz objektiv fest: Im Sinne einer biologischen Kategorie bist Du ein Mensch.

Frage 2: Bist Du eine Person mit Persönlichkeit?

NEIN: Du bist rein rechtlich keine Person, wenn Du in einem Staat lebst, in dem Du nicht wie jeder andere Mensch über die gleichen Rechte und Pflichten verfügst. Früher galt dies z.B. für Sklaven, die vor Gericht nicht als Person, sondern als Sache / Ding behandelt wurden. Sie durften vollkommen legal verkauft und gekauft werden. In Deinem Fall hoffe ich nun einfach, dass Du diese Antwort ausschließen kannst. Im psychologischen Verständnis hast Du keine Wahl: Da bist Du ganz klar eine Person.

JA: Du bist eine Person, weil die biologische Kategorie Mensch in unserer (europäischen) Gesellschaft durch die rechtliche Kategorie der Person ergänzt wird. Das Wort Person hat demnach keine natürliche, sondern eine soziale Herkunft. Rein rechtlich, in Österreich nach §1 BGB, wird heutzutage jeder lebende Mensch als natürliche Person angesehen, die über Rechte und Pflichten verfügt. Da Personen sich auch zusammenschließen können, musste dafür ebenfalls eine Bezeichnung, die der juristischen Person, gefunden werden. Unternehmen, Vereine, Verbände u.ä. sind somit ebenso Personen, allerdings juristische. In diesem Sinne bist Du eine Person, wenn Du in einem demokratischen Rechtsstaat lebst. Im psychologischen Verständnis bist Du eine Person, da Du Träger einer spezifischen Kombination aus Eigenschaften und Dir Deiner selbst bewusst bist.

Wenn Du wissen willst, was Deine Person mit einer Maske zu tun hat, was es mit Deiner Persönlichkeit auf sich hat und wie Du diese Informationen für Dich nutzen kannst, dann schau in das erste Bonuskapitel ab Seite here. Wenn Dir die Informationen dazu im Moment aber genügen, können wir gleich mit der nächsten Frage anschließen.Woher das Wort „Person“tatsächlich stammt, lässt sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Eine Version besagt, dass sich das Wort „Person“ vom lateinischen Wort „Persona“ ableitet. Als Persona wurde im antiken Theater Roms die Maske des Schauspielers bezeichnet, durch die seine Stimme tönt. Da „durch tönen“ im Lateinischen mit „per sonare“ übersetzt wird, galt die Entwicklung von per sonare über Persona zu Person lange als wahrscheinlich. Mittlerweile wird die Abstammung des Wortes „Person“ eher dem etruskischen Wort „Phersu“ zugeordnet, das ebenfalls mit „Maske“ übersetzt wird.

Frage 3: Hast Du eine Funktion / Aufgabe im Leben?

NEIN: Du hast das Gefühl, keine Funktion oder Aufgabe im Leben zu erfüllen? Dann möchte ich Dir das Bonuskapitel ab Seite here ans Herz legen. Es ist zwar etwas umfangreicher, aber so bietet es Dir die Gelegenheit, doch die eine oder andere Funktion Deines Lebens zu entdecken. Selbstverständlich gilt das auch für alle, die diese Frage zwar mit „JA“ beantworten, trotzdem aber etwas mehr dazu wissen wollen. Viel Spaß, und wir treffen uns im Anschluss Deiner Lektüre wieder hier für die letzte Frage.

JA: Du hast bereits eine Funktion / Aufgabe für Dich im Leben entdeckt, weil Du etwas tust. Du erfüllst eine Funktion für etwas oder für jemanden – ganz egal, ob es sich dabei um eine Firma handelt, für die Du das Eingangstor bewachst, oder ob es sich um eine Dir nahestehende Person handelt, für die Du die Funktion des geduldigen Zuhörers übernimmst. Deine Aufgabe im Leben kann groß, aber auch ganz klein sein. Manche Menschen entscheiden sich für eine einzige Hauptfunktion, andere wiederum für viele verschiedene. Je nach Lebenssituation können sich unsere Aufgaben verändern. Ich freue mich, dass Du Dir in diesem Moment über eine Deiner Funktionen / Aufgaben im Leben bewusst bist.

Frage 4: Ist es Dir möglich, das Leben als Spiel und Dich

als SpielerIn darin zu sehen?

NEIN: Es ist Dir nicht möglich. Du siehst Dein Leben nicht als Spiel. Das Leben ist alles: harte Arbeit, Verzicht, Trauer, Angst und Schweiß. Es ist alles, nur kein Spiel. Es als Spiel zu bezeichnen, würde Dein Leben ins Lächerliche ziehen. Das tut mir sehr leid für Dich. Ich kann diese Sichtweise nachvollziehen und ich möchte sie Dir nicht nehmen. Ich möchte Dich nur bitten, mir die Chance zu geben, Dir davon zu erzählen, was ich unter Spiel verstehe. Ich will Dich nicht von Deiner Meinung abbringen. Ich möchte Dir mit dem nun folgenden Kapitel lediglich eine weitere Möglichkeit zeigen, wie auch Du Dein Leben leichter und glücklicher wahrnehmen kannst.

Du kannst Dich am Ende weiterhin dafür entscheiden, auf diese Frage mit NEIN zu antworten. Für diesen Fall würde ich Dir gerne mit den fünf Säulen der Identität nach Petzold schon jetzt ein Instrument an die Hand geben, das Dir vielleicht in Deiner derzeitigen Situation nützlich sein könnte. Diese Übung findest Du in Kapitel 4.3.3 Petzold und die Identität auf fünf Säulen ab Seite here.

JA: Es ist Dir möglich, das Leben als Spiel und Dich als SpielerIn darin zu sehen. Dann heiße ich Dich herzlich willkommen in meiner Realität.

Mit dieser letzten Antwort gratuliere ich Dir zum Abschluss der Vorbereitungsphase. Damit bist Du bereit, weiter zu gehen. Im folgenden Kapitel werde ich Dir die wichtigsten Inhalte zur sozialen Spieltheorie vermitteln. Dieses Wissen wird Dir dabei helfen, Deine Schritte auf dem Weg zum Sein (noch) selbst-bewusster zu setzen. Nur wenn Du über das nötige Hintergrundwissen verfügst, weißt Du, was Du tust und wozu. Damit wird es Dir leichter gelingen, Irrwegen gekonnt und entspannter aus dem Weg zu gehen.

1 Neyer & Asendorf (2018)

Spielend einfach glücklich sein

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