Читать книгу Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über die Ritter - Karin Schneider-Ferber - Страница 6
Vorwort
ОглавлениеMan glaubt ihn zu kennen wie einen alten Bekannten: den Ritter aus mittelalterlicher Zeit, der sich klammheimlich, aber mit großer Beharrlichkeit immer wieder in unseren Sprachgebrauch schleicht. Oder freuen wir uns etwa nicht über einen „Ritter der Straße“, der uns im belebten Großstadtverkehr uneigennützig den Vortritt lässt? Fühlen wir uns nicht geschmeichelt, wenn uns jemand mit „Höflichkeit“ begegnet oder als „Kavalier“ der alten Schule gar die Türe aufhält? Der Ritter, französisch chevalier (von dem sich das Wort Kavalier ableitet), ruft in unseren Köpfen ein bestimmtes Bild hervor, das eng verbunden ist mit einem zeitlosen Tugendkanon. Christine de Pizan, die französische Schriftstellerin an der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert, wusste genau, was sie von einem edlen Ritter erwartete: Er müsse weise und gütig sein, gnädig, höflich, freigebig, mild und beherrscht, sollte möglichst weit gereist, unternehmungslustig und stolz auf seine Waffentaten sein. Nicht viel anders stellt man sich auch heute einen „echten“ Ritter vor. Kombiniert wird das ideale Charakterbild gerne mit zeittypischen Lebensverhältnissen des Adels im üblichen Mittelalter-Kolorit: Zu einem Ritter gehören natürlich eine Burg, ein Schlachtross, eine blank geputzte Rüstung, Wappen, Fahnen und eine besonders hübsche Minneherrin. Dazu tritt ein Hauch von Anarchie und Abenteuer, wenn der Ritter als kühner Recke Heldentaten auf dem Schlachtfeld vollbringt und sich sein Recht mit der Macht des Stärkeren holt. Dieses ideale Bild entfaltet bis heute seine Faszination, wie nicht zuletzt die zahlreichen Mittelalterfeste und nachgestellten Turniere beweisen, die jeden Sommer veranstaltet werden. Gerne übersehen wird dabei, dass das „Hauptgeschäft“ der edlen Herren der Krieg war. Feste, Minne und Turniere fanden nur an großen Höfen und nur als „Nebenprogramm“ statt. Angesichts der Härte des Kriegsgeschehens wandelt sich der „alte“ Bekannte plötzlich in einen Fremden: Ritter kämpfen brutal und unbarmherzig, begehen Kriegsgräuel an Zivilisten, nehmen für ihre Dienste Geld und benehmen sich allem Anschein nach ziemlich unritterlich. Was also ist dran an den gängigen Vorstellungen vom Rittertum? Dieses Buch greift 20 populäre Irrtümer auf, die man über Ritter haben kann, und zeigt, dass so manches anders war, als angenommen.