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Zweites Kapitel

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Ihr Herren und Damen, ihr irrt euch sehr,

So leicht ist das Tanzen nicht,

Besonders der Anfang ist bitter schwer.

Der Oberwärter, gefolgt vom Häftling, hinter dem die beiden Wärter blieben, legte scheinbar die Hand an eine der breiten Doppeltüren des Flurs. Da öffnete sich diese leise und sanft, lächelnd ging der Oberwärter an der Seite des Häftlings hindurch, die beiden Wärter traten rasch nach. Da schnappte die Tür mit einem harten Ruck wieder zu, gerade so wie eine Mausefalle klappt, wenn die Maus am Speck zieht. Sie standen in einem kahlen Raum, der in jeder seiner vier Wände eine grosse Doppeltür hatte. Da wandte sich der Oberwärter an den Häftling, seine Lippen wurden schmal, und die sonst gutmütigen Augen blickten nochmals forschend über den Häftling, dann sagte er:

„Sehen Sie, Herr, keine der Türen hat eine Klinke, nur Sicherheitsschlösser, und wer da den Schlüssel nicht hat, kann weder ein noch aus.“

„Das hab’ ich bereits gesehen,“ antwortete der Häftling kalt und abweisend.

Aber der Oberwärter sprach unbekümmert weiter, wie einer, der seinen Spruch schon oft hergesagt hat: „Und geben Sie jetzt, wenn wir durch diese Tür kommen, auf die Fenster acht, alle schwer vergittert, nicht zu durchbrechen, gerade wie diese Mauern hier; bei uns ist alles massiv.“

Der Häftling schaute geradeaus, als ginge ihn diese Rede gar nichts an. Der Oberwärter stutzte einen Augenblick. Dann lächelte er wieder. Langsam, so dass der Häftling das ja sehen musste, nahm er seinen Türschlüssel und schob ihn lautlos ins Schlüsselloch. Wieder sprang eine Tür auf.

„So!“ sagte der Oberwärter, „jetzt kommen wir zur Aufnahmestation.“

Sie betraten einen etwa vier Meter breiten Flur. Der vordere Teil war leer und kahl, nur zwei Türen waren gegenüber der Fensterseite. Dann aber gegen die Mitte zu stand das erste Bett, längs der Wand. Links und rechts kamen Türen, die irgendwohin führten. Dann standen im hintern Teil links und rechts des Flures wieder Betten. Menschen mit geschlossenen Augen lagen darin. Nur aus dem einen Bett unter dem letzten Fenster richtete sich ein alter, langer Mann auf. Sein Hemd war kurz und zerrissen. Der dünne, knochige Leib zeigte sich mit blosser Haut, die lange keine frische Luft mehr gefühlt hatte und wie Leichenhaut zu sehen war. Das Gesicht des Mannes war angstverzerrt, mit tiefliegenden Augen. Er sah aus wie der lebende Tod. Mit schwankenden, schlürfenden, dennoch raschen Schritten ging er auf die dem Eingang gegenüberliegende Türe zu. Mit beiden Händen schlug er gegen die Tür und schrie unruhig, wie einer, dem das Sterben im Herzen sitzt:

„O Herr Jesus, lasst mich hinaus, o Herr Jesus, lasst mich hinaus!“ und immer schrie der alte Mann dasselbe und schlug mit den Händen die Tür. Die Schlafenden wurden merklich unruhig. Einer setzte sich auf und jammerte kläglich: „Der Grossvater soll doch ins Bett gehen!“

Der Oberwärter war stehengeblieben, dann rief er einem Wärter zu: „Krotz, ist der Gugel schon wieder so unruhig?“

„Schon wieder, Herr Oberwärter! Immer noch, wäre richtig, ich hab’ ihn sicher schon ein paar dutzendmal ins Bett gelegt.“

Der Wärter Krotz ging langsam auf den Alten zu; der jammerte immer noch:

„O Herr Jesus, o Herr Jesus!“

Wärter Krotz nahm sachte den einen Arm des Alten, drehte ihn um, so dass er ihm ins Gesicht schaute. Dann bückte sich der Wärter rasch und legte den Alten, der immer mehr schrie, wie einen Sack auf die Schulter, trug ihn zu seinem Bett und legte ihn hinein.

„Krotz, geben Sie ihm eine halbe Spritze Scopolamin, damit er wieder ruhig wird, unser Grossvater,“ sagte der Oberwärter sachlich und lässig. Zu dem Häftling gewandt, fuhr er fort: „Das ist die Halbruhe für die weniger unruhigen, jetzt kommen wir zur Wachstation, da durch diese Tür.“

Der Oberwärter schloss mit seinem Schlüssel die nächste Tür auf. Sie traten in einen grossen Saal; rings an den Wänden standen die Betten, mit dem Kopfende gegen die Wand. Aus den meisten Betten schauten ausdrucklose oder verzerrte Gesichter. Einige der Patienten waren auf und gingen langsam herum, oder sassen schier teilnahmslos auf den Stühlen. In der Mitte des Saales waren zwei lange Tische zusammengeschoben; wohl dreissig Menschen konnten gut daran Platz nehmen. In einer Fensternische stand ein kleines Tischchen, und der grosse, blonde Wärter sass daran. Einige andere Wärter standen da und dort, ihre Augen schauten spähend nach allen Seiten aus.

„Hier ist Tag und Nacht, Licht und Wache, Herr!“ sagte der Oberwärter unvermittelt zu dem Häftling. Dann trat der Oberwärter rasch an das kleine Tischchen heran und sagte zu dem herkulischen, blonden Wächter:

„Hier, Herr Weber, ist der Patient, der uns zur Beobachtung geschickt wurde!“

Der stellvertretende Oberwärter Weber schaute mit wasserblauen Augen ruhig mit einem Anflug von Bedauern dem Häftling ins Gesicht, dann sagte er langsam:

„Wollen Sie sich gleich ins Bett legen, das ist Ihr Bett,“ er zeigte auf das Bett, das dem Wärtertischchen am nächsten stand. Der Häftling schaute sich noch einmal rasch im Saale um, dann fragte er:

„Ist die Visite schon durch?“

Der blonde Weber schaute verwundert auf den Häftling:

„Nein!“ sagte er dann und fuhr nach einer Weile so nebenbei fort: „Waren Sie schon einmal in einer Anstalt?“

„Nein,“ entgegnete der Häftling.

„Die Visite mit dem Herrn Oberarzt wird bald kommen, Herr,“ sagte der blonde Weber.

Während dieser Worte kam der Oberarzt; verwundert schaute er auf den Häftling.

„Wollen Sie nicht zu Bette gehen?“ fragte er.

„Nein, hier nicht,“ antwortete der Häftling.

„Weshalb nicht,“ fragte der Arzt scharf. Seine Augen blickten hart, sein Mund bekam etwas Verkniffenes, gerade als müsste er ein unbändiges Tier bewältigen.

Da trat der Häftling nahe an den Oberarzt heran und sagte leise und bestimmt:

„Versetzen Sie sich in meine Lage, Herr Doktor, hier bringen Sie mich nicht unter. Entweder Sie geben mir ein Zimmer, oder Sie sperren mich in die Zelle, wie Sie wollen.“

Der Oberarzt schaute noch einmal prüfend auf den Häftling, seine Augen blickten weniger hart; er ordnete an:

„Gut, Weber, führen Sie den Patienten ins Zimmer zum kleinen Goldschmied.“

„Danke!“ sagte der Häftling.

„Ich komme nachher auf Ihr Zimmer.“ Der Oberarzt begann seine Visite zu machen, während Weber den Neuen zu seiner Station führte. Jäh schrie da eine Stimme neben dem Häftling:

„Du hast die Paralyse.“

Das letzte Wort sang der Irre lang gedehnt und gellend, er trottete im Hemd neben dem Häftling her, mit gierigem Blick und zuckenden Händen, die plötzlich dem Neuen klammernd an den Hals fuhren. Die Wärter sprangen herbei, der blonde Weber griff dem Irren hart um die Handgelenke. Der aber lockerte seine Finger nicht vom Halse des nach Atem ringenden Häftlings. Da schlug dieser leicht mit der Faust dem Irren unter das Kinn. Die Hände lösten sich vom Halse, der Irre taumelte zurück, um, einen Wutschrei ausstossend, wie ein wildes Tier den Häftling anzuspringen. Aber schon legte ihm der schlanke, katzengeschmeidige Kreyer von hinten den einen Arm unter dem Kinn um den Hals und hob ihn, so tobend der Irre sich auch wehrte, sachte ein wenig vom Boden hoch. Zwei andere Wärter hielten je einen der schlegelnden Arme, und einer hing sich an des Irren schwebende, tretende Beine. Der Häftling schaute aufmerksam dem Vorgang zu; rasch eilte der Oberarzt mit dem Oberwärter herbei. Wieder trat der harte Zug in des Arztes Gesicht hervor; kalt sagte er:

„Herr Oberwärter, geben Sie dem Roser eine ganze Spritze Scopolamin!“

„Ich hab’ die schon in Bereitschaft, Herr Doktor,“ sagte lächelnd der Oberwärter. Mit einem Ruck fuhr die Nadel in den Arm des Irren; er schrie gellend:

„Sie stechen mich wieder, sie stechen mich, die verdammten Hunde!“

Langsam trugen die Wärter den Irren in sein Bett, sie hielten ihn immer noch wie in Schrauben fest. Der Häftling ging mit dem gleichmütigen, ruhigen Weber durch den Saal, durchschritt dann ein kleines Zimmer, in dem zwei Betten standen. Das eine war leer, und aus dem andern schrie ein älterer Mann, stossweise, immer wieder:

„Ho, ho, Mörder, vielfacher Mörder, Familienmörder.“ Dann schlug er sich mit der Faust die Brust, dass es dröhnte.

„Der Herr ist ein wenig unruhig jetzt, aber das gibt sich,“ sagte der blonde Weber im Vorübergehen, während sie in das zweite und letzte Zimmer traten. Auch darin standen zwei Betten; in dem gegen die Flurtür lag ein junger Mensch und schaute gross auf den Neuen. Der Häftling grüsste, der Kranke regte sich nicht.

„Frühzeitige Verblödung, Herr, aber harmlos wie ein Kind,“ erklärte Weber, dann sagte er interessiert: „Das war auch nicht das erstemal, dass Sie einem eine unters Kinn versetzten!“

„Nein,“ antwortete der Häftling ernsthaft, „ich kann ein wenig mit den Japanern umgehen; darum, Herr Weber, wird’s besser sein, Sie und Ihre Wärter fassen mich nie an wie den Verrückten da draussen im Saal.“

„Das wird wohl kaum notwendig sein bei Ihnen, Herr, ich glaube, wir werden schon gut auskommen miteinander!“ sagte gutmütig lächelnd der blonde Wärter, dann grüsste er und ging.

Ein älterer, mittelgrosser Wärter kam herbei. Der Mann war glattrasiert und hatte ein etwas pastorales Gesicht. Freundliche, braune Augen schauten den Häftling eine Weile an, dann wies der Wärter auf das Bett, das nahe dem Fenster stand.

„Das ist Ihr Bett, Herr, ziehen Sie sich jetzt aus und legen Sie sich hin, die Kleider hierher,“ er zeigte auf einen Stuhl, der vor einem der leichten Tische stand. Noch ein solcher Tisch, eine Waschkommode ohne Waschgeschirr und ein Nachttisch waren das einzige Mobiliar in dem Krankenzimmer. Der Häftling stand im Zimmer, schaute sich um und antwortete nicht. Vom Saale herein drang durch die verschlossene Tür immer noch das wilde Schreien des Tobsüchtigen, bis endlich die Spritze wirkte und die Schreie mählich zu gurgelndem Geräusch wurden. Der Häftling zog seine kurze Tabakspfeife aus der Tasche, stopfte Tabak ein, zündete ein Streichholz an und begann zu rauchen. Dabei beobachtete er seinen Wärter, der sagte vorwurfsvoll:

„Aber, Herr, auf dieser Station darf nicht geraucht werden.“

„Das weiss ich,“ sagte der Häftling und rauchte ruhig weiter.

So strich langsam eine Spanne Zeit dahin, der Häftling rauchte, ruhig auf seinem Stuhl sitzend, eine Pfeife nach der andern. Der Wärter schaute dann und wann verstohlen hin, dann lächelte er, als ob er sagen wollte:

„Wart’ nur, Eigensinn, du wirst das bald lassen!“

Nach langer Zeit kam der Oberarzt ins Zimmer des Häftlings. Wieder schaute er diesen forschend an, dann fragte er:

„Sie rauchen gerne?“

Der Häftling antwortete lächelnd:

„Ja, und diese paar Pfeifen, die waren so etwas wie eine Henkersmahlzeit, Herr Doktor.“

„Na, dann rauchen Sie mal Ihre Henkersmahlzeit, bis wir uns besprochen haben,“ sagte der Oberarzt, dann fragte er sachlich: „Seit wann nehmen Sie Morphium?“

„Seit drei Jahren, Herr Doktor.“

„Und weshalb?“

„Weil ich’s gegen Schmerzen bekam bei meiner Verwundung.“

„Gewehrschuss oder Splitter?“

„Gewehrschuss.“

„Seit da nehmen Sie ununterbrochen?“

„Nein, ich hab’ mich vor mehr als einem Jahr selbst entwöhnt.“

„Und dann wieder genommen?“ fragte ungläubig der Arzt.

„Weil mir’s die Ärzte wieder gaben, nach der Ruhr, die ich vor einem Jahr hatte und die schwere Nachwirkungen hinterliess.“

„Na und jetzt?“

„Jetzt nehme ich immer noch, und zwar ganz hohe Dosen.“

„Ich weiss das aus den Akten des Gerichtsarztes; aber wollen wir nun beginnen, uns zu entwöhnen? Dafür sind Sie zwar nicht hier, sondern zur Beobachtung, aber ich meine —,“ sagte der Oberarzt so nebenbei, als wäre sein Vorschlag ganz alltäglich. Fragend und interessiert schaute er den Häftling an.

„Sie meinen ganz richtig, ich kann mich entwöhnen und Sie beobachten, aber rapid muss es geschehen, biegen oder brechen,“ antwortete der Häftling gelassen, wie ein Mensch, der sich mit etwas abgefunden hat.

„Wenn Sie die Spritze brauchen, dann rufen Sie mich,“ antwortete der Oberarzt.

Dann ging die Tür vom Flur rasch auf; ein grosser älterer Herr, mit gutem, klugem Gesicht, dessen Vollbart grau war, trat ein, sein weisser, langer Kittel flatterte. Er ging aufrecht und rasch wie ein Junger. Der Oberarzt verbeugte sich und sagte, auf den Häftling weisend:

„Herr Geheimrat, der Fall wegen Totschlags zur Beobachtung.“

Das Gesicht des Psychiaters wurde ernst, scharf sahen seine blaugrauen Augen in des Häftlings Gesicht. Der schaute dem Geheimrat ruhig in die Augen, als wollte er sagen: „Was könnt ihr mir denn tun; mit meinem Bündel auf dem Rücken werde ich schon allein fertig werden müssen, da könnt ihr hier mir auch nicht helfen.“

Plötzlich und unvermittelt fragte der Geheimrat mit scharfer Stimme:

„Schuldig?“

„Nein,“ antwortete der Häftling.

Noch eindringlicher stellte der Geheimrat die zweite Frage:

„Notwehr?“

„Ja!“

Scharf und hell, rasch, Wort auf Wort fiel Frage und Antwort, gleich wie zwei Schwertklingen aufeinander klingen.

Der Ernst verlor sich aus des Geheimrats Antlitz, freundlich schaute er eine Weile in des Häftlings Gesicht, dann fragte er:

„Woher haben Sie ihre schwarzen Haare und den Abruzzen-Bart, mal eine Grossmutter aus Italien gehabt, da von jenseits der Alpen?“

„Nein, Herr Geheimrat, meine Grossmutter hat Italien nie gestreift,“ antwortete der Häftling. Da reichte ihm der Geheimrat rasch, ganz gegen seine Gewohnheit, die Hand zum Abschied und wandte sich; er ging eilig in den Saal hinaus.

Der Häftling hörte, wie er im Weggehen zum Oberarzt sagte: „Er gefällt mir, er muss ganz gesund werden, Herr Doktor!“

Da entkleidete sich der Häftling langsam, er reichte Stück für Stück von seinen Kleidern dem Wärter hin, und als er das letzte gegeben, schlüpfte er unter die Decke und sagte:

„Wärter, verstauen Sie nun nach Ihrer Hausordnung die Kleider, und geben Sie Obacht, dass ich nicht durch das Schlüsselloch verschwinde.“

Der Wärter aber nahm hurtig die Kleider und Schuhe zusammen, trat unter die Saaltür und rief einem kleinen, schnauzbärtigen, älteren Wächter zu:

„Becherer, hier sind endlich die Kleider des Neuen, tragen Sie sie auf die Kammer!“

Der Häftling lag dieweil im Bett, die Hände unter dem Kopf, und schaute an die Decke hinauf, er murmelte vor sich hin:

„Jetzt kann der Tanz beginnen.“

Da erscholl vom anderen Bett her ein Lachen, als ob der Kranke bersten wollte, es schüttelte ihn vor Vergnügen. Freundlich fragte der pastorale Wärter:

„Na, Goldschmied, warum lachst du denn?“

Ächzend vor verhaltenem Lachen antwortete der Irre:

„Ach, Schätzle, ich freue mich ja so!“

Dann schmetterte er wieder sein Lachen hinaus, bis er keuchend, vor Zwerchfellerschütterung stöhnend, Atem schöpfen musste.

„Worauf freust du dich denn, kleines Goldschmiedchen?“ fragte Schätzle und lachte leise mit.

„Aufs Essen!“ sagte langsam und lachend Goldschmied.

Im Nebenzimmer aber hatte das Lachen den andern Kranken wieder aufgerüttelt, er schrie:

„Ho, ho, Mörder, vielfacher Mörder, Familienmörder!“ Dabei schlug er sich mit der Faust auf die Brust, dass es dröhnte. Durch die angelehnte Saaltür schob sich langsam und vorsichtig ein kugelrunder Schädel mit Augen wie Funken, brandrotem Schopfhaar und äugte nach dem Schreienden hin. Als der im Bette immer wieder sein stossendes „Ho ho“ schrie, verzog der rote Schädel unter der Türspalte grinsend seinen vollippigen Mund und sagte:

„Bei welchem Empfange ist denn nun der dabei, dass er so in einem fort ‚Hoch‘ schreien muss!“

Wieder grinste der Rote. Der Wärter Schätzle aber ging rasch unter die Tür:

„Geht ihr hinaus oder nicht, ich will euch!“ sagte er leise, nahm den rotborstigen Schädel und schob ihn sachte zur Tür hinaus. Dann drückte er leise die Tür zum Saal ins Schloss.

„So,“ sagte er und setzte sich auf seinen Stuhl zwischen der Türe der beiden Zimmer, dass er alle vier Betten seiner Station überblicken konnte. Da er sah, dass alle stille lagen, zog er ein Gebetbuch aus der Tasche, las darin und schaute dann sinnend vor sich hin. Dann sagte er halblaut, in Gedanken versunken, wie ein Stossgebet:

„Lass sie gesund werden, oder nimm sie weg, guter Gott, nur lass keinen hier lange liegen!“

Der Häftling hatte die Zeit über mit abgewandtem Gesicht, als schliefe er, gelegen. Beim Stossseufzer des Wärters wandte er mit einem Ruck den Kopf und sagte heftig und verbittert:

„Ja, und wenn Gott nicht will, dann soll’s der Teufel holen, mein Lieber!“

Die Zerrütteten

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