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1.3. Nikolaos über den jungen Octavian

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„Er ging an den üblichen Tagen zu den Tempeln, aber (erst) nach Einbruch der Dunkelheit, wegen seines jugendlichen Charmes, da er wusste, dass sich viele Frauen von seinem hübschen Äußeren und seiner edlen Abstammung angezogen fühlten; auch wenn er oft in Versuchung geführt wurde, scheint es, als habe er ihr nie nachgegeben. Nicht nur das wachsame Auge seiner Mutter, die ihn beschützte und jede Herumtreiberei verbot, wachte über ihn, auch er selbst wurde vernünftiger, als er heranwuchs. Während des Latinerfestes, als die Konsuln den Albaner Berg bestiegen, um die üblichen Opfer darzubringen, und die Priester die Aufgaben der Konsuln übernahmen, saß Octavius auf dem Tribunal mitten im Forum. Und es kamen viele Menschen mit rechtlichen Fragen zu ihm und viele, die gar kein Anliegen hatten, sondern lediglich den jungen Mann sehen wollten; denn er war sehenswert, vor allem, als er die Würde eines offiziellen Amtes bekleidete.“

FGrH (= Fragmente der griechischen Historiker, hrsg. von F. Jacoby) 90 F127.5

„Octavius lebte nüchtern und maßvoll; seine Freunde wissen noch etwas anderes über ihn, das bemerkenswert ist. Ein ganzes Jahr verzichtete er, in einem Alter, in dem Jugendliche, insbesondere solche aus reicher Familie, am meisten zu Ausschweifungen neigen, auf sexuelle Befriedigung, aus Rücksicht auf seine Stimme und seine körperliche Stärke.“

FGrH 90 F129

„Danach feierte Caesar seine Triumphe für die Kriege, die er in Libyen und anderswo geführt hatte, und er befahl dem jungen Caesar, den er inzwischen adoptiert hatte und der in gewisser Weise auch von Natur aus sein Sohn war, aufgrund ihrer engen Beziehung zueinander seinem Wagen zu folgen, nachdem er ihm militärische Auszeichnungen verliehen hatte – ganz so, als wäre er im Krieg sein Zeltgenosse gewesen. Und auch bei den Opferhandlungen und beim Betreten der Tempel behielt er ihn an seiner Seite, und er befahl den anderen, ihm den Vortritt zu gewären. Caesar hatte bereits den Rang des Diktators inne, den nach römischer Sitte höchsten Rang überhaupt, und er war im Staat hoch geschätzt. Der junge Mann war sein Begleiter im Theater und bei Banketten, und er erkannte, dass Caesar sich so freundlich mit ihm unterhielt, als wäre er dessen eigener Sohn. Er gewann mehr Selbstvertrauen als viele seiner Freunde, und Bürger baten ihn, bei Caesar als Fürsprecher für sie aufzutreten, in Angelegenheiten, bei denen sie Hilfe brauchten. Er wartete auf den günstigsten Augenblick, fragte respektvoll an und hatte Erfolg; er besaß großen Wert für seine Verwandtschaft, denn er stellte sicher, dass er Caesar niemals zu einem ungünstigen Zeitpunkt oder dann, wenn es Caesar verärgert hätte, um einen Gefallen bat. Und er stellte oftmals seine Freundlichkeit und seine angeborene Intelligenz unter Beweis.“

FGrH 90 F127.8

Wie viele andere herausragende Herrscher war Augustus jedoch kein Naturtalent. Seine intellektuellen Fähigkeiten waren zwar beträchtlich, jedoch wurden sie von antiken Schriftstellern in hagiographischer Absicht maßlos übertrieben. Nikolaos bietet mit dem Wunderknaben Octavius ein genaues Gegenbild zu Lukas’ Darstellung des jungen Jesus im Tempel (2.46–47): In einer Szene beantwortet der Siebzehnjährige auf ganz fachmännische Weise juristische Fragen, als er einen Tag lang den Stadtpräfekten spielt, während sich die Konsuln außerhalb Roms aufhalten (Kasten 1.3). Er war kein begabter Redner, und seine körperliche Verfassung war alles andere als gut. Dass er dennoch so erfolgreich war, lag daran, dass er mit diesen Schwächen umzugehen lernte und sie mit Entschlossenheit und durch permanente Anstrengungen zu kompensieren verstand. Dadurch erregte der Großneffe schon bald Julius Caesars Aufmerksamkeit, der ihn schließlich als seinen Erben einsetzen sollte.

Augustus

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