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1.4. Cicero greift Antonius dafür an, dass er Octavian „Junge“ genannt hat

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„Aber du, der du nicht verleugnen kannst, dass du ebenfalls durch Caesar berühmt geworden bist, was wärest du, wenn er dir nicht so viele Liebenswürdigkeiten erwiesen hätte? Wohin wärest du allein durch deine eigenen Qualitäten gelangt? Wohin hätte dich deine Abstammung geführt? Du hättest dein Mannesalter in Bordellen und Spelunken zugebracht, beim Spielen und Trinken, so wie du es stets tatest, als du dein Gehirn und dein Kinn im Schoß von Schauspielerinnen zu vergraben gewohnt warst.

‚Und auch du, Junge …‘

Er nennt ihn ‚Junge‘ – ihn, den er nicht nur als Mann erlebt hat und noch oft erleben wird, sondern als einen der tapfersten Männer überhaupt. Dem Alter nach wäre diese Bezeichnung durchaus passend, aber du bist der letzte Mensch auf der Welt, der sie benutzen sollte, da es doch dein eigener Wahnsinn ist, der diesem Jungen den Weg zum Ruhm eröffnet hat.

‚Alles hast du [Caesars] Namen zu verdanken …‘

Er hat ihm in der Tat alles zu verdanken, und er erweist sich seiner auf die edelste Weise würdig. Denn als er [Caesar] der Vater seines Landes war, wie du ihn nennst – ich werde später klarstellen, was ich davon halte –, warum ist dieser junge Mann dann nicht in noch höherem Maße unser Vater, er, dem wir heute unser aller Leben schulden, das er deinen verbrecherischen Händen entrissen hat?“

Philippica 13.11.24–25

Damit war das Kapitel aber noch nicht abgeschlossen. Adoptionen funktionierten in Rom ein wenig anders als heute. Im Mittelpunkt standen dabei nicht etwa kleine Kinder, die ein neues Zuhause brauchten, sondern erwachsene Männer, zumeist aus Familien der Oberschicht, die mit Zustimmung der Eltern in eine andere Familie aus derselben Schicht, der ein Erbe fehlte, aufgenommen wurden. Zumeist wurde dieser Vorgang von einem Adoptivelternteil durchgeführt, das noch am Leben war. Testamentarische Adoptionen waren ungewöhnlich, aber kamen durchaus vor, und es gibt weder bei Freund noch Feind, geschweige denn seitens der Veteranen Caesars oder der Bevölkerung, einen Hinweis darauf, dass Octavians Adoption als ungültig angesehen wurde. Dennoch wollte Octavian sie formell ratifizieren lassen, von Roms ältester – wenn nicht antiquierter – Versammlung, der Comitia Curiata. Diese führte ihre Anfänge bis in die Zeit des Romulus zurück, und die meisten ihrer ursprünglichen Funktionen, wie die Wahl von Magistraten, war im Laufe der Zeit von anderen Versammlungen übernommen worden.

Welche Botschaft wollte Octavian damit aussenden? Wie für ihn typisch waren es zwei: Er schuf damit eine Aura, die nachdrücklich klarmachte, dass er Caesars Erbe war; aber er unterschied sich auch von Caesar, indem er einigen alten Sitten seinen Respekt erwies. Caesar hätte bei einem solchen Verfahren nur müde gelächelt. Seine Verachtung für republikanische Traditionen war für jeden offensichtlich, in allem, was er sagte und tat, und das ihm zugeschriebene Zitat, dass „die Republik nichts war – bloß ein Name ohne Form und Substanz“ (Sueton, Caesar 77.1), war ein weiteres Mosaiksteinchen, das zu seiner Ermordung beitrug. Im Gegensatz dazu entschied sich Octavian, eine traditionsreiche Formalität zu beachten, obwohl er es gar nicht musste. Diese Haltung charakterisierte seinen Regierungsstil und sein politisches Programm. Zudem besaß die Comitia Curiata, die in 30 Kurien (curiae) gegliedert war, noch immer einen demokratischeren Charakter als Roms wichtigste Wahlversammlung, die ungeheuer plutokratische Comitia Centuriata. Wir werden auch sehen, dass Augustus’ Einführung einer imperialen und autokratischen Regierung (paradoxerweise) mit einer echten Beteiligung viel breiterer Bevölkerungsschichten an öffentlichen Angelegenheiten einherging. Das soll nicht heißen, dass Octavian zu diesem Zeitpunkt schon all das geplant hatte – das zu glauben wäre absurd und eine allzu bequeme nachträgliche Interpretation der historischen Abläufe. Dennoch ist es interessant, zu beobachten, wie der junge Octavian hier in seinen Handlungen vorwegzunehmen scheint, was er später in viel größerem Maßstab tun sollte – als Augustus.

Augustus

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