Читать книгу Das Buch Karl - Karl Renz - Страница 8

1. Was bringt das hier überhaupt? Warum sitzt du da vorne?

Оглавление

Frage: Was entscheidet, dass du da vorn sitzt und ich hier hinten?

Karl: Das, was dich dahin gesetzt hat, ist das, was mich hierher gesetzt hat. Aber was das ist, weiß ich nicht. Es ist kein Handelnder. Es hat keine Richtung. Es ist die Willenlosigkeit, die sich hier und da willenlos in zwei verschiedenen Aspekten zeigt.

F: Dann könnten wir ja tauschen.

K: Natürlich. Auch das wäre Teil der Inszenierung. Das Bewusstsein spielt all diese Rollen: Welt, Raum, Zeit. Jede Figur, die hier sitzt, ist vom Bewusstsein gespielt. Das, was hier spricht, ist das, was da hört. Alles Bewusstsein, keine Trennung.

F: Alles das gleiche Bewusstsein.

K: Nicht das gleiche Bewusstsein, sondern dasselbe Bewusstsein. Da ist nichts Getrenntes.

F: Aber das Bewusstsein spielt da vorn einen Erleuchteten.

K: Nein, es spielt eine Tasse. Einen Erleuchteten gibt es hier nicht. Anderswo übrigens auch nicht. Eine Tasse wird nie erleuchtet werden. Sie ist nur eine Form. Sie ist als Erscheinung da. Genauso ist das Ich eine Form. Ich bin wie eine Tasse und genauso hilflos in der Erleuchtung wie alle, die wir hier sitzen. Wir sind absolut hilflos.

F: Dann kann das ja ein heiterer Abend werden. Geklärt wird hier nichts?

K: Nein. Du brauchst dich also nicht anzustrengen. Es gibt nichts mitzunehmen, nichts zutragen. Wenn du merkst, dass du dich anstrengst, heißt das, du willst für dich etwas mitnehmen. Du willst etwas klären, überflüssigerweise, wie ein heißlaufendes Klärwerk, das versucht etwas zu klären, was schon absolut klar ist.

F: Ist es verboten, so etwas wie Hilfe für den Alltag zu erwarten?

K: Überhaupt nicht. Und weißt du, was die absolute Hilfe ist? Das Erkennen, dass es keinen Alltag gibt. Nur das ewige Jetzt. Das, was du bist. Da kommt nichts und geht nichts.

F: Damit kann ich nichts anfangen.

K: Du brauchst nichts damit anzufangen. Du kannst es gar nicht. Denn alles wird mit dir gemacht. Durch dich und mit dir. Du bist die Quelle und das, was ihr entspringt. Du bist das. Was ist da noch Alltag? Alles ist das ewige Jetzt deiner absoluten Existenz.

F: Absolut, total, nichts und Jetzt. Aber es gibt doch auch kleine Erkenntnisse, die einem Luft verschaffen!

K: Das, was sich Luft macht, wird wieder eingeengt. Was Hilfe bekommt, wird wieder hilflos. Was wach werden kann, schläft wieder ein. Darum müsstest du dich ständig kümmern. Aber du brauchst dich darum nicht zu kümmern. Es ist nicht die Realität. Das, was Realität ist, hat kein Kommen und Gehen. Es ist nicht der Zeit unterworfen. Dafür musst du nichts tun. Sei das, was du bist, vor dem, was ist oder nicht ist.

F: Das werde ich tun. Eine wunderbar hilfreiche Beschreibung!

K: Es war keine Beschreibung. Und du kannst auch nichts tun.

F: Das wollte ich damit sagen.

K: Es ist ein Hinweis auf etwas, das sich nicht beschreiben lässt. Es beschreibt sich selbst in Allem und in Nichts. Ganz gleich, wo ich hinzeige, ich zeige immer auf mich selbst. Immer auf das, was ist. Ich kann mich nie verfehlen. Ich kann nur auf mich selbst zeigen. Es gibt keine Richtung, in der das Selbst nicht wäre.

F: Auch ich bin das Selbst?

K: Ja. Deshalb kannst du dich jetzt nach vorne setzen.

Das Buch Karl

Подняться наверх