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1.5 Was ist Umschrift?

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Im täglichen Leben und beim Sprachstudium ist es oft nötig, Wörter und Namen aus anderen Schriften in die eigene Schrift zu übertragen. Diesen Vorgang nennt man Umschrift oder Transkription. Für die Umsetzung der einzelnen Schriftzeichen gibt es bestimmte Regeln. Da die einzelnen Sprachen einen unterschiedlichen Lautbestand haben, kann in vielen Fällen nicht einfach ein Buchstabe der einen Schrift durch einen einzigen Buchstaben der anderen Schrift ersetzt werden. Man muß vielmehr oft statt eines einzelnen Zeichens die Kombination mehrerer Zeichen verwenden oder durch zusätzliche Punkte und Striche (sogenannte diakritische Zeichen) den besonderen Lautwert eines Zeichens verdeutlichen. So wird zum Beispiel im Deutschen ein griechisches durch th umschrieben, ein russisches m durch stsch oder šč, ein arabisches durch usw. Entsprechend kann auch die ägyptische Hieroglyphenschrift »umschrieben« werden. Die Regeln dafür beruhen, wie alle Transkriptionsregeln, auf Konvention und sind international noch nicht ganz einheitlich. Üblicherweise erscheinen in den Umschriften hieroglyphischer Wörter nur die Zeichen, die einen Lautwert haben. Die stummen, nur zur Erklärung dienenden Zeichen bleiben unberücksichtigt.

Die ägyptische Sprache verfügt über verschiedene Laute, die in der deutschen Sprache nicht existent sind. (Die Einzelheiten werden im nächsten Kapitel erläutert.) Vokale werden in der Hieroglyphenschrift im allgemeinen nicht wiedergegeben. Dafür ist sie aber in einem anderen Fall vollständiger als unsere Schrift. Es gibt nämlich ein eigenes Zeichen für den Stimmansatz, der im Deutschen zwar gesprochen, aber nicht geschrieben wird. Wir schreiben ja die Wörter »Ameise« und »am Eise« mit den gleichen Buchstaben, machen aber einen Unterschied in der Aussprache. Der Unterschied besteht (u.a.) in dem im Kehlkopf gebildeten Stimmansatz vor »Eise«. Dieser Kehlkopflaut entspricht etwa dem ägyptischen (Buchstabennamen: Aleph, Umschrift: ). Ein noch tiefer im Kehlkopf gebildeter Stimmansatz – in deutscher Hochsprache kaum vorkommend – wird mit dem Konsonanten (Buchstabennamen: Ajin, Umschrift ‛) bezeichnet. Aleph und Ajin sind also echte Konsonanten, werden von den Ägyptologen jedoch zur Vereinfachung wie a ausgesprochen.

1 G. Fecht in: Zeitschrift für ägypt. Sprache und Altertumskunde 85, 1960, S. 89.

2 J. B. Hurry, Imhotep, Oxford 1928, S. 190ff.

Hieroglyphen ohne Geheimnis

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