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Caesar hat keine Interviews gegeben, auch Kaiser Augustus nicht, der größte PR-Virtuose des Altertums, und erst recht nicht eine Fischhändlerin Aurelia Nais oder ein Bestatter Lucius Tossius Amphio. Das publizistische Format des Interviews konnte sich damals noch nicht etablieren, weil es so gut wie keine Massenmedien gab, die seine „Botschaften“ hätten verbreiten können. Wenn wir es als Darstellungsprinzip für dieses Sachbuch wählen, so entspringt das der Absicht, kulturgeschichtliches Wissen über die römische Antike in aufgelockerter, eingängiger Form zu vermitteln. Wer das skeptisch als Häppchen-Historie sieht, der möge zumindest probieren, ob es sich um schmackhafte Häppchen handelt. Das Interesse jedenfalls, auf das der in der Anlage vergleichbare Interviewband mit Seneca (Auf einen Wein mit Seneca, 2012) gestoßen ist, hat dem Autor Mut gemacht, das Format des kulturgeschichtlichen Sachbuchs in Interviewform weiter zu erproben.

Der Unterschied zum Seneca-Band liegt indes auf der Hand. Dort sind die Antworten authentische Seneca-Zitate, hier handelt es sich um fiktive Interviews, die sich inhaltlich auf allgemeine historische Quellen stützen. Hinsichtlich der prominenten Interview-Partner sind sie in der Regel als Biographie-bezogene Informationen aus deren persönlichem, politischem und gesellschaftlichem Umfeld bekannt. Ausgewählt wurden sie allerdings weniger, um die Lebensgeschichte der einzelnen Person darzustellen. Vielmehr ermöglichen sie Einblicke in allgemeine kulturgeschichtliche, politische und zivilisatorische Verhältnisse und Entwicklungen in zentralen Epochen der römischen Geschichte. Sie gehen von einem bestimmten Tag im Leben dieser Menschen aus, weisen aber weit über diesen Tag hinaus.

Über die nichtprominenten Gesprächspartner sind oft nur dürre biographische Details aus Grabinschriften bekannt; einige wenige Personen sind gänzlich fiktive Gestalten. Die Interviews sollen auf exemplarische Weise Lebens- und Berufswelten, Freizeitvergnügen und soziale Verhältnisse beleuchten – und zwar eben auch der „kleinen Leute“, die sonst meist im Schatten der Geschichte bleiben.

Der Interviewer versteht sich als Zeitgenosse der Interviewten, nicht als distanzierter Fragesteller aus dem 21. Jahrhundert. Wenn er dadurch über zeitgenössisches Wissen verfügt, das der heutige Leser nicht hat, so muss er sich gelegentlich etwas unwissender geben, als er ist – nach Möglichkeit aber, ohne dabei den großen geschichtsdidaktischen Holzhammer zu schwingen.

Die interviewten Personen sprechen Deutsch – und zwar kein künstlich latinisiertes, sondern das Deutsch, das sie heute sprächen – der Kaiser und der gebildete Aristokrat gewählteres als der Gladiator und der Schuster. Deshalb sind Begriffe wie „Job“ oder „sich outen“ keine Fremdkörper. Wenn man sich einmal auf die Fiktion eingelassen hat, sind das keine „Modernismen“, die man aus dem Munde eines alten Römers nicht erwartet. Aus dessen Mund erwartet man bei puristischer Betrachtung überhaupt kein Deutsch, und da wäre selbst das Deutsch der Goethe-Zeit ein Anachronismus.

Unsere Interviews decken ein vergleichsweise breites Spektrum kultur- und alltagsgeschichtlicher Themen ab. Ein Anspruch auf Vollständigkeit, wie immer man sie bei diesem Thema und Format definieren würde, verbindet sich damit indes nicht. Und auch keiner auf Systematik. Es sind subjektiv ausgewählte Begegnungen, die dem Autor beim Aufschreiben Freude gemacht haben – und allen, die sie nachlesen, hoffentlich auch.

Wie war Ihr Tag, Caesar?

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