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ОглавлениеBach, Wilhelm Friedrich Ernst (geb. 27.5.1759 Bückeburg-25.12.1845 Berlin, Grab auf Friedhof II der Sophien-Gemeinde Berlin), Gv Johann Sebastian Bach, V Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795, Bückeburger Bach, Konzertmeister des aufgeklärten Grafen Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe [1724-1777], Friedrich Ernsts Pate), M Lucia Elisabeth geb. Münchhausen, Hofsängerin am Bückeburger Hof.
Friedrich Ernst Bach erhielt Violin- und Klavierunterricht bei Christian Friedrich Geyer, Kantor in Stadthagen, bei seinem Vater und 1778-1782 bei seinem Onkel Johann Christian Bach (1735-1782), dem Londoner Bach, der ihn in das gesellschaftliche Leben der britischen Hauptstadt einführte. Er trat in London als Solist auf, gab Klavierunterricht wohl auch stellvertretend für seinen Onkel am Hof, komponierte. Nach dem Tod Johann Christian Bachs kehrte er über Paris und die Niederlande nach Westfalen zurück. Die Mindener Loge Wittekind zur westfälischen Pforte (GNML3W) führte ihn erstmals am 25.6.1783 als Mitglied, zuletzt 1789 im Meistergrad. Bach, ab 1787 Musikdirektor in Minden, dirigierte Liebhaberkonzerte und führte eigene Werke auf. Als → Friedrich Wilhelm II., ein guter Cellist, nach der Thronbesteigung nach Minden kam, besuchte er am 5.6.1788 die Aufführung von Bachs Trauerkantate auf den Tod Sr. Majestät Friedrichs des Großen, aufgeführt am Tage des Leichenbegängnisses in hiesiger Reformierter Kirche und Westfalens Freude ihren vielgeliebten König Friedrich Wilhelm bei sich zu sehen, die ihm gefiel. Im folgenden Jahr reiste der 30-Jährige mit einem Empfehlungsschreiben (19.3.1789) seines Stuhlmeisters v. Breitenbauch an die Große National-Mutterloge nach Berlin.
Franz Traugott Friedrich Wilhelm Freiherr v. Breitenbauch (6.1.1739 Ranis/Herzogtum Sachsen-Zeitz-5.5.1796 Minden), ev., V Friedrich Zdislaus v. Breitenbach (22.2.1701 Brandenstein-29.10.1746 Weißenfels, Erbherr auf Burg Ranis), M Georgine Wilhelmine geb. v. Plassenberg (1712-1774), Jurastudium 1754 in Halle und 1756 in Wittenberg, trat in die preußische Armee ein, zuletzt Kapitän im Infanterieregiment Nr. 21, nach dem Abschied 1768 im Zivildienst Kriegs- und Domänenrat in Halberstadt, 1769 2. Kammerdirektor in Hamm, 1770 Chefpräsident der Kriegs- und Domänenkammer von Minden, Ravensberg, Tecklenburg und Lingen in Minden, 1794 Oberpräsident, a. in Pyrmont von der Loge Friedrich zu den drei Quellen, gründete am 18.9.1780 in Minden die Loge Wittekind zur westfälischen Pforte, 1781-1796 Meister vom Stuhl.
Breitenbauch empfahl Bach als Tonkünstler wo nicht schon von der ersten Größe, [doch] einer der vorzüglichsten. Er sei Mitglied seiner Loge, wohne seit sechs Jahren in seinem Hause, ein rechtschaffener Mann und untadelhafter Maurer. Jetzt reiset er mit ausdrücklicher Erlaubnis des Königs nach Berlin, teils um sich in der musikalischen Welt bekannter zu machen, teils auch um sein Talent mehr zu entwickeln und wo möglich durch dasselbe sein Glück zu machen. Friedrich Wilhelm II. engagierte Bach 1789 als Cembalist und Kapellmeister seiner Frau, Königin Friederike Louise von Hessen-Darmstadt (1751-1805), und seiner Schwiegertochter Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz (1778-1810), auch als Musiklehrer der kgl. Prinzen und Prinzessinnen. Friedrich Wilhelm III. übernahm ihn nach der Thronbesteigung 1797 in seine Dienste ebenfalls als Kapellmeister und Musiklehrer der nunmehrigen Königin Luise und ihrer Kinder. Bach trat nach dem Tod der Königin 1810 in den Ruhestand. Prinz Heinrich (1781-1846), Sohn Friedrich Wilhelms II., setzte ihm eine lebenslange Rente von 300 Rtl aus. Von dem Komponisten sind 152 Werke überliefert. Bach blieb in Berlin aktiver Freimaurer. Er schloß sich am 23.8.1805 der Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W) an, die ihn 1815 als Schottenmeister führte und 1811/12 zum Direktor des Musikalischen Kollegiums (s. Artikel Becžwarżowský, Anton Franz) erwählte.
Bachmann der Jüngere, Heinrich Wilhelm (1737 Magdeburg-1776 St. Petersburg), ref., Mitglied der Pfälzer Kolonie,
Vater:
Heinrich Wilhelm Bachmann der Ältere (1706? Langenberg/Herzogtum Berg-22.6.1753 Magdeburg), Seidenmanufakturunternehmer, kam in den dreißiger Jahren nach Magdeburg, 22.6.1734 Pfälzer Bürger, die Tochter seines Schwagers und Firmenteilhabers Johann Adolf Keusenhof, Katharina Wilhelmine geb. Keusenhof, ∞ 1751 Bachmanns Hauslehrer (1743), den Schweizer Theologen und aufgeklärten Philosophen Johann Georg Sulzer (1720 Winterthur-1779 Berlin), Bachmann lud 1750 Dichterfreunde und kulturell interessierte Bürger zu Sommer-Gesellschaften ein, unter ihnen Sulzer, Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), der hier an seinem Messias schrieb, Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803, Porträt Bachmanns in dessen Bildergalerie in Halberstadt), den Berliner Oberhofprediger August Friedrich Wilhelm Sack (1703-1786) und dessen Ehefrau Marie Sack (V Jacques Garrigue[s], Goldschmied, Mitglied der Magdeburger französischen Kolonie).
M Maria Katharina geb. Bauer (V Franz Christoph Bauer, Pfälzer Koloniebürger, M Eva Philippina geb. Schwartz), ∞ 1762 Johanne Wilhelmine Buchholz (V Geh. Rat in Berlin).
Heinrich Wilhelm Bachmann erhielt ab 1743 Unterricht bei dem jungen Schweizer Vikar Johann Georg Sulzer. Er übernahm nach dem Tod des Vaters 1753 die Firma Heinrich Wilhelm Bachmann & Comp., die 1755 ein kgl. Privileg für Seidenbänder und Samtborten auf französische Art erhielt. Bachmann besaß in Magdeburg ein Haus am Sudenburger Tor und ein Gartenhaus auf dem Werder, in das er die Sommer-Gesellschaften einlud, besaß einen englischen Flügel, komponierte, übersetzte aus dem Französischen und lateinische Klassiker, schrieb für die moralischen Wochenschriften Der Greis (1763-1765) und Der Wohltäter (1772-1773, Herausgeber Johann Samuel Patzke [1727-1787], Prediger an der Magdeburger Heiliggeistkirche), zahlte als Kunstmäzen dem Leipziger Dichter und Moralphilosophen Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) für ein Auftragsgedicht 50 Dukaten, veröffentlichte 1768 in Berlin anonym Briefe von den Herren Gleim und Jacobi. Er, Johann Wilhelm Ludwig Gleim u. a. finanzierten 1761/62 den Aufenthalt der Dichterin Anna Louisa Karsch, der Karschin, in Halberstadt und Magdeburg.
Anna Louisa Karsch (1.12.1722 Hammer bei Schwiebus/Neumark Brandenburg-12.12.1791 Berlin, Grab an der Sophienkirche), V Gastwirt Dürbach († 1728), ∞ 2. Schneider Daniel Karsch aus Fraustadt (im Siebenjährigen Krieg Soldat, lebten getrennt), schrieb bereits als junge Frau Gedichte, wurde nach dem Umzug nach Glogau in Schlesien als Dichterin bekannt, verfaßte im Siebenjährigen Krieg Lobeshymnen auf Friedrich II. und Preußen, die durch Flugschriften weit verbreitet waren und sie in Berlin bekanntmachten, 1761/62 in Halberstadt, wo Gleim sie als deutsche Sappho feierte und später die Herausgabe der Auserlesenen Gedichte (Herausgeber Johann Georg Sulzer, Berlin 1764) veranlaßte, und in Magdeburg, wo sie am Hofe Königin Elisabeth Christines verkehrte und → Herzog Ferdinand von Braunschweig kennenlernte, schrieb zum Johannisfest der Loge Félicité die Ode An den Schatten des Täufers Johannes, für Heinrich Wilhelm Bachmann die Ode an Freund Bachmann, Loblied auf die Freymäurer. Der Verf. zu Ehren. Auf Kosten der Gesellschaft (bei → Georg Jakob Decker: Berlin 1765, 2 Blatt), Lied an die versammelten Freymäurer von A. L. Karschin, den 5ten Julii 1767 (bei Veltheim: Berlin 1767, 2 Blatt), Zum Lobe der edlen Freymäurergesellschaft gesungen am Tage ihrer jährlichen Versammlung, den 5. Juli 1768 (Berlin 1768, 3 Blatt), Drei Loblieder auf die Freimaurer sowie Ode für die Loge Ferdinand zur Glückseligkeit (in: Auserlesene Gedichte). Die Karschin lebte ab 1761 in Berlin, wo heute die Anna-Louisa-Karsch-Straße an sie erinnert.
Bachmann entdeckte 1761 gemeinsam mit Georg Christoph Silberschlag (1731-1790), Lehrer an Kloster Berge und Laienastronom, die Venusatmosphäre. Er war Mitgründer des Gelehrten Clubs (Mittwochsgesellschaft). 1760, mitten im Siebenjährigen Krieg, gründeten Kaufleute und Fabrikanten der französischen und Pfälzer Kolonie, unter ihnen der 23-jährige Bachmann, Beamte des in die Festung Magdeburg geflüchteten Berliner Hofes sowie gefangene Offiziere die Loge De la Félicité. Die Loge erhielt am 23.2.1761 nicht von der Mutterloge zu den drei Weltkugeln, sondern von ihrer Tochter De la Concorde ein Konstitutionspatent mit der Folge eines folgenreichen Streits unter den Berliner Freimaurern und der Gründung einer Schiedsstelle, des Maurerische Tribunals. Die Loge wählte Bachmann im September 1761 zum deputierten (interimistischen) Meister vom Stuhl (bis Dezember 1761). Nach einem Streit zwischen Kolonie- und einheimischen Logenmitgliedern traten Letztere am 29.6.1761 aus der Loge aus und gründeten eine eigene Loge, Zur Glückseligkeit. Die beiden Logen riefen das Maurerische Tribunal an, das am 26.11.1761 auf der Grundlage eines Berichts des gefangenen hessischen Obersten → Karl August v. Gemmingen und des kurhessischen Gesandten am Berliner Hof Gottfried Adam Freiherr v. Hochstätter, beide Mitglieder der Mutterloge zu den drei Weltkugeln, die Existenz zweier Logen in Magdeburg anerkannte. Die Glückseligkeit nannte sich fortan Zur Beständigkeit (28.11.1762 Konstitutionspatent der Mutterloge zu den drei Weltkugeln). Bachmann wechselte Dezember 1761 zur Beständigkeit; sie erlosch Januar 1767. Bachmann verlor in der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise Europas nach dem Siebenjährigen Krieg einen großen Teil seines Vermögens. Er gründete 1767 ein neues Unternehmen, die Typographische Gesellschaft, verlor erneut große Summen und floh 1768 vor dem drohenden Bankrott nach St. Petersburg, wo er wohl ebenfalls scheiterte und sich das Leben nahm.
Bachmann, Jean (Johann Peter Heinrich) (3.9.1766 Rheinsberg/Mark Brandenburg-6.12.1824 Königsberg/Pr.), luth., V Johann Nikolaus Bachmann († 10.3.1773), Hornist in der Kapelle → Prinz Heinrichs in Rheinsberg, M Charlotte geb. Lavilleta, ∞ 1788 Friederike Schuch (* 1.1.1767 Berlin, V → Franz Schuch d. J., M Johanna Karoline Steinberg geb. Zarger [1739-1787]),
Schwager:
Karl David Ackermann (1751 Ruhland/Kursachsen-1796 Danzig), luth., Schauspieler, Bühnen- und Konzertsänger, 1753 Mitglied der Schuchschen Schauspielergesellschaft in Danzig, 1776-1795 in Königsberg, spielte im Musikleben bedeutende Rolle, 1786 kurze Zeit Gesellschafter der Prinzipalin Schuch, 1799 in Danzig auch Brauereibesitzer, a. 1777 Königsberg von der Loge Zum Totenkopf (GLL), II. 1779, III. 1783, zwischenzeitlich 1784 Mitglied der Logen Aurora in Treptow a. d. Rega, 12.5.1790 Constantia zur gekrönten Eintracht in Elbing, IV. 2.11.1796.
Jean Bachmann, Schauspieler und Sänger (Baß), kam 1782 mit seinem jüngeren Bruder Johann Karl Bachmann (* 4.5.1769 Rheinsberg) zur Schuchschen Schauspielergesellschaft, deren Mitdirektor er nach seiner Heirat mit Friederike Schuch in Königsberg und Danzig wurde. Er blieb nach der Teilung der Gesellschaft 1802-1812 Direktor des Theaters in Danzig, trat aber weiter als Sänger auf. Bachmann suchte in Königsberg Mitglied der Loge Zu den drei Kronen zu werden, die ihn jedoch abwies. Dagegen nahm ihn am 27.7.1796 in Elbing die Loge Constantia zur gekrönten Eintracht auf, beförderte ihn am 3.11.1796 zum Gesellen und Meister und am 11.7.1803 zum Schottenmeister; sie führte ihn 1796-1802 als auswärtiges Mitglied. Er war 1804/1805 Schottenmeister in der delegierten altschottischen Loge Drusis.
Badenhaupt, Friedrich Ernst (1741-2.2.1776 Berlin an Brust- und Rippenfellentzündung), ref., Eltern nicht ermittelt, ∞ Mitau Witwe Marggraf,
Sohn:
Christian Ernst Badenhaupt († 1773), cand. jur., Theden? hielt in Anwesenheit des Vaters die von → Georg Jakob Decker gedruckte Trauerrede über das Absterben des Br. du Guibert und des jüngeren Br. Badenhaupt, gehalten in der Trauerversammlung der vereinigten Logen der drey Weltkugeln, der Eintracht und zum flammenden Stern von einem vorsitzenden Br. den 24sten Sept. 1773.
Friedrich Ernst Badenhaupt verlor in seiner frühesten Kindheit seinen Vater, der der Witwe wenig oder nichts hinterließ. Wer ihm den Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin und das dreijährige Theologiestudium in Frankfurt (Oder) (28.4.1770 immatrikuliert) ermöglichte, wissen wir nicht. Er erhielt im Herzogtum Kurland die Hofmeisterstelle eines jungen Adligen und danach die der Kinder des wohlhabenden Kaufmanns Marggraf in Mitau (heute Jelgava), der kurländischen Hauptstadt. Als Marggraf starb, heiratete die Witwe den Hofmeister, um ihren Kindern einen Mentor zu erhalten, der so väterlich gegen sie dachte. Badenhaupt zog mit seiner Frau und ihren drei jüngsten Kindern nach Berlin, wo er vergeblich auf eine Anstellung hoffte. Um nun nicht ganz ohne Beschäftigung zu sein, übernahm er indessen die Stelle eines Mitglieds [unbesoldeten Assessors] bei dem Armen-Directorio, welche er fünfzehn ganze Jahre mit Gesinnungen eines wahren Waisenvaters ohne die mindeste andere Belohnung als den Hofratstitel versahe. Dem Berliner Armendirektorium unterstanden die Armen-, Kranken- und Waisenhäuser sowie das Arbeits- und Irrenhaus. Badenhaupt wollte 1761, mitten im Siebenjährigen Krieg, nach St. Petersburg zu seinem ältesten Stiefsohn, Leibmedikus des Grafen Ivan Ivanovič Šuvalov (1727-1797), Favorit der Zarin Elisabeth (Elizaveta Petrovna Romanova, 1709-1762, 1741-1762 Kaiserin von Rußland), reisen. Die militärische Lage Preußens war 1760 katastrophal, Ostpreußen, Sachsen und Schlesien in der Hand der Gegner, Berlin zeitweise besetzt, die Aussichten auf das folgende Jahr nicht besser. In dieser Situation wollte Friedrich II. die Reise Badenhaupts nutzen. Er erteilte ihm mündlich durch den Kaufmann → Gotzkowsky und am 16.12.1760 in Leipzig in einer schriftlichen geheimen Instruktion den Auftrag, Šuvalov zu gewinnen und es bei seiner Souveränin dahin einzuleiten, damit dieselbe, nachdem obgedachter Badenhaupt nämlich die Umstände dort finden wird, entweder gar einen Particulärfrieden mit Sr. Königl. Majestät, ohne Conditiones von Cessionen, schließe, oder aber es doch gedachter Iwan dahin bringe, daß die russischeArmee künftiges Jahr in einer Inaction bleibe und gegen des Königs Majestät nicht feindlich agire. (Politische Correspondenz Friedrichs des Großen, 20, 153f.). Gotzkowsky zahlte im Auftrage des Königs Badenhaupt für die Bestreitung der Reisekosten 2000 Rtl aus. Badenhaupt konnte indes den Auftrag nicht ausführen, weil er nicht weiter als Mitau kame und allenthalben außer Polen von einer russischen Wache beobachtet wurde. Die Zarin starb am 5.1.1762. Ihr Nachfolger Zar Peter III. (Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf, 1728 Kiel-1762, ∞ 1745 Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, 1762 Kaiserin Katharina II.), ein Verehrer Friedrichs II., schloß am 5.5.1762 in St. Petersburg Frieden mit Preußen. Badenhaupt reiste nach dem Tod seines Stiefsohns, der ein beträchtliches Vermögen hinterließ, 1762 nach St. Petersburg, von wo er 1763 nach Berlin zurückkehrte. Die Loge Zur Eintracht (GNML3W) nahm den 48-jährigen Badenhaupt am 20.1.1769 auf, beförderte ihn am 28.2.1769 zum Gesellen, am 15.3.1769 zum Meister und am 6.4.1769, keine drei Monate nach seiner Annahme, zum Schottenmeister der altschottischen Loge Friedrich zum goldenen Löwen. Die Strikte Observanz schlug ihn am 19.5.1769 zum Ritter mit dem Ordensnamen Eques ab elephante. Er nahm als Deputierter der Präfektur Templin (Berlin) 1772 am Ordenskonvent in Kohlo (Niederlausitz) teil, der vergeblich die Kleriker mit dem weltlichen Zweig des Ordens zu vereinigen suchte; der Konvent wählte → Ferdinand von Braunschweig zum Großmeister der Strikten Observanz. Nach seiner Einsetzung 1770 als Logenbibliothekar trug Badenhaupt am 10.1.1770 der Loge seine Vorschläge vor, die Bibliothek der Loge zu verbessern und besonders die Geschichte zum Hauptvorwurfe zu machen. Er schenkte ihr im November 1770 eine in roten Samt eingebundene Bibel in Folio. Sein Verzeichnis der Büchersammlung der Mutterloge zu den drei Weltkugeln und der mit ihr vereinigten Freimaurerlogen in Berlin mit 252 Titeln, darunter schöngeistige Literatur und Zeitschriften, erschien wenige Monate nach seinem Tod (Druck → Georg Jakob Decker). Die Vereinigten Logen ehrten den Verstorbenen am 12.3.1776 in einer Trauerloge. Die von → Georg Jakob Decker gedruckte Gedenkrede Rede über verschiedene Begräbnisarten der Alten und ihren vielfachen Nutzen bei dem Verluste des sehr ehrwürdigen Bruders Herrn Hofrat Badenhaupt (hieraus die Zitate) hielt
Johann Friedrich Euler (* 1741?), ref., Gehrke: Der flammende Stern, 87, meinte, daß er „ein Sohn des berühmten Berliner Mathematikers“ sei, indes hatte Leonhard Euler keinen Sohn dieses Namens, Gouverneur der 1765 von Friedrich II. gegründeten Académie militaire (kgl. Neue Ritterakademie) in der Burgstraße, 1777 Gouverneur des Erbprinzen Wilhelm Friedrich von Oranien in Den Haag (1772-1843, 1815 als Wilhelm I. König der Niederlande, V Wilhelm V. Batavus Fürst von Nassau-Oranien [1748-1806], Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen (1751-1795), M Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen [1751-1820, V → August Wilhelm Prinz von Preußen, Schwester König → Friedrich Wilhelms II.), Januar 1774 affiliiert von der Berliner Loge Zum flammenden Stern (GNML3W), Mai 1774-1775 Redner, 1778 2. Steward, IV. 24.7.1775, Mitglied der altschottischen Loge Zum goldenen Löwen, letztmals 1780 abwesendes Mitglied.
Barbiez, Jean Jacques Frédéric (21.1.1746 Berlin-2.4.1814), ref., die Vorfahren, Hugenotten, immigrierten aus der Champagne, V Jacques Barbiez (* Rouissi/Champagne), Hofgraveur, M Jeanne geb. Naudé (2.8.1692 Berlin-15.2.1759 Berlin, V Philippe Naudé d. Ä. [28.12.1654 Metz-7.3.1729 Berlin, 1677 Professor für Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium, 1696 Hofmathematiker, Pagenlehrer, Professor für Mathematik an der Maler-Akademie, 11.3.1701 anwesendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin], M Anne geb. Isnard).
Jean Jacques Frédéric Barbiez war ursprünglich Maler, Graveur (Stempelschneider) und Zeichenmeister, aber spätestens 1790 französischer Sortimentsbuchhändler mit Verlag und Papierladen in Altkölln auf der Schloßfreiheit, einer Straße mit neuen und schönen Häusern (→ Antoine Thomas Palmié; dort auch die Verlagsbuchhandlung Haude & Spener). Barbiez verlegte 1794-1799 die von Jean Pierre Erman (1735-1814) und Pierre Christienne Frédéric Reclam (1741-1789) herausgegebenen Mémoires pour servir à l'histoire des Réfugiés Francois dans les États du Roi de Prusse (9 Bände 1782-1794). Die französische Loge Pégase (GLL) nahm den 31-Jährigen am 13.5.1777 in Berlin auf. Die Patenschaften übernahmen der Logenmeister → Pierre François de Boaton sowie → Emanuel Bardou und → Antoine-Thomas Palmié. Die Loge beförderte Barbiez innerhalb eines Jahres zum Gesellen (30.9.1777) und Meister (7.4.1778), wählte ihn für mehr als drei Jahrzehnte in ihre Leitung, am 28.9.1778 (bis 1780/81) und erneut am 4.5.1796 (bis 1797/98) zum Schatzmeister, am 27.9.1781 (bis 1784) und erneut am 4.5.1798 (bis 1806/07) zum 2. Aufseher, am 27.9.1784 (bis 1790/91) und erneut am 5.5.1809 und am 5.5.1810 zum 1. Aufseher. Die Loge nannte ihn letztmals 1812, er war aber vermutlich bis zu seinem Tod ihr Mitglied.
Bardeleben, Heinrich Ferdinand Leopold v. (1748 Potsdam-1.11.1822 Wartekow bei Kolberg/Hinterpommern), ∞ Julie Lucie v. Blankenburg,
Sohn:
Karl Moritz Ferdinand v. Bardeleben (7.7.1777 Prenzlau-14.2.1868 Koblenz), ∞ Berlin 1814 Charlotte Ernestine Klaproth (16.4.1790 Berlin-10.2.1868 Koblenz, V → Martin Heinrich Klaproth), 1791 im Infanterieregiment Nr. 12, ab 1792 im Ersten Koalitionskrieg (Valmy, Kaiserslautern), sein Vater nahm ihn 1796 in seiner Garnison Prenzlau in die im selben Jahr gegründete Loge Zur Wahrheit (GNML3W) auf, noch 1811 Mitglied, im Vierten Koalitionskrieg am 7.11.1806 nach der Schlacht bei Lübeck durch die Kapitulation von Ratekau französische Kriegsgefangenschaft, 20.8.1808 Abschied als Kapitän, ein mutiger Mann mit einer bei den damaligen jungen Offizieren noch seltenen großen wissenschaftlichen Bildung, 1810 Wiedereinstellung als Stabskapitän der Brandenburgischen, dann der Schlesischen Artilleriebrigade, 1815 Befreiungskriege (18.6.1815 Waterloo), 1815 im Oberkommando unter → Blücher, 1814 Major, 1815 Oberstleutnant, 1816 Brigadier der Garde-Artilleriebrigade, Mitglied der Kommission zur Prüfung für die Premierleutnants der Artillerie, 1839 Inspekteur der 4. Feld-Artillerie-Inspektion in Koblenz, 1843-1848 Generalleutnant (1842), Gouverneur der Großfestung Koblenz und Ehrenbreitstein, 1810 in Berlin Mitglied der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W), 1839-1848 in Koblenz Meister vom Stuhl die Loge Friedrich zur Vaterlandsliebe (GNML3W).
Heinrich Ferdinand v. Bardeleben stand am 7.2.1769, als die Loge Zur Eintracht (GNML3W) ihn auf Vorschlag von Leutnant → Christian Marschall v. Bieberstein (31.12.1768) aufnahm und am 2.1.1770 zum Gesellen beförderte, als 20-jähriger Leutnant im Berliner Infanterieregiment Nr. 13 v. Wylich. Er schloß sich nach seiner Versetzung in das neumärkische Infanterieregiment Nr. 12 (Stab in Landsberg a. d. Warthe, später in Prenzlau) vermutlich 1778 im hinterpommerschen Stargard der Loge Zum Schild an. Bardeleben war am 19.12.1795 in Prenzlau einer der Gründer der Loge Zur Wahrheit (4.2.1796 Stiftungsurkunde der GNML3W), die ihn zum deputierten Meister und am 24.2.1799 zum Meister vom Stuhl wählte, trat aber nach seiner Ernennung zum Kommandeur des Grenadierbataillons in Templin zurück. Er wurde (1802) im Range eines Obersten zum Kommandeur des vakanten Infanterieregiments Nr. 35, des Regiments des verstorbenen → Prinzen Heinrich von Preußen, ernannt, das er bis zur Kapitulation am 8.11.1806 in Erfurt und Magdeburg befehligte. Seine Prenzlauer Loge nannte ihn letztmals 1806. Er zog sich auf sein Rittergut in Wartekow zurück, einem Dorf mit 160 Einwohnern (1816), das als ein Lehen der Familie Blankenburg durch seine Heirat in seinen Besitz gelangt war und 1807 einen Wert von 50 000 Rtl hatte. Sein Sohn verkaufte das Gut 1828 an Rittmeister Karl Wilhelm Georg v. Eickstedt (1788-1867).
Bardou, Emanuel (4.1.1744 Basel/Schweiz-7.6.1818 Berlin, an Entkräftung), die Familie, Glaubensflüchtling aus dem Languedoc, kam in den 40er Jahren über Potsdam nach Berlin, V Antoine Bardou (1797? Castres/Languedoc-1783), Strumpfwirker, Mitglied der französischen Kolonie, M Suzanne Elisabeth geb. Pederotti (1719? Chur/Graubünden-3.3.1801), ∞ 1773 Anne Niquet (1754?-20.1.1837, V Alexandre Niquet, Tabakmeister in Wittstock),
Bruder:
→ Paul Joseph Bardou
Sohn:
Karl Wilhelm (Charles Guillaume) Bardou (5.8.1774 Berlin-26.9.1865) zeigte 1797-1842auf den Ausstellungen der Akademie der Künste Öl- und Pastellbildnisse, a. 3.5.1801 in Berlin von der Loge Pégase (GLL), Paten sein Vater Emanuel Bardou, sein Onkel → Paul Joseph Bardou, Graveur → Jean Jacques Frédéric Barbiez . Bardou wanderte 1804 nach Rußland aus, lebte bis 1827 in St. Petersburg und Moskau, kehrte um 1841 nach Berlin zurück, seine Berliner Loge ließ ihn 1821-1825 wegen langer Abwesenheit aus, 1832 auswärtiges Mitglied, 1841 aktives, anwesendes Mitglied, 3.5.1851 50-jähriges Maurerjubiläum.
Emanuel Bardou lernte in Paris bei den französischen Barockbildhauern Lambert-Sigisbert Adam (1700 Nancy-1759 Paris) und dessen Bruder François-Gaspard Balthasar Adam (1710 Nancy-1761 Paris), dieser durch die Vermittlung des → Marquis d'Argens 1747-1759 Hofbildhauer Friedrichs II. in Potsdam. Ludwig XV. schenkte dem preußischen König für den Park Sanssouci die von den Bardous geschaffene Skulptur Allegorie der Luft. Friedrich II. engagierte 1761 Emanuel Bardou. Er ernannte ihn 1775 zum Skulpteur (Modellierer) der Kgl. Porzellanmanufaktur (KPM), für die dieser aber nur gelegentlich Modelle fertigte. Die französische Loge Pegase (GLL) in Berlin nahm Bardou am 17.11.1777 auf. Seine Paten waren der Logenmeister → Pierre François de Boaton, sein Bruder → Paul Joseph Bardou und → Antoine-Thomas Palmié. Die Loge beförderte ihn am 14.1.1779 zum Gesellen und am 16.2.1779 zum Meister und wählte ihn am 27.9.1781 (bis 27.9.1783) und erneut am 4.5.1792 und 18.4.1793 zum Zeremonienmeister. Er war bis zu seinem Tod 1818 ihr Mitglied. Bardou beteiligte sich ab 1786 nahezu regelmäßig an den Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften, die ihn 1788 als Mitglied aufnahm. Er schuf 1786 Bronzestatuen Friedrichs des Großen und Generalfeldmarschalls Kurt Christoph v. Schwerin sowie 1788 und 1798 Büsten Daniel Chodowieckis und Immanuel Kants. Bardou erarbeitete im Auftrag der französischen Gemeinde Berlin mit dem Historienmaler Christian Bernhard Rode (1725-1797) und dem Kupferstecher Daniel Chodowiecki (1726-1801) das Konzept für den bauplastischen Schmuck der französischen Kirche am Gendarmenmarkt (s. Artikel Gontard, Karl v.; Unger, Georg Christian) und war vermutlich auch einer der ausführenden Künstler (Gruppe der vier Evangelisten nach dem Entwurf Daniel Chodowieckis). Bardou erhielt im März 1792 mit anderen Bildhauern die Aufträge für die Reliefs der Durchgänge des Brandenburger Tors nach den Entwürfen von Bernhard Rode; die Reliefs waren → Johann Gottfried Schadow vorzulegen. Bardou schuf 1794 das Grabdenkmal für das Ehepaar Roloff in der Marienkirche in Berlin. Er wohnte in dem Haus Wilhelmstraße 71 in Höhe der Behrenstraße, das 1818 Eigentum der Familie wurde.
Bardou, Paul Joseph (2.12.1745 Basel-1.2.1814 Berlin), calv., V Antoine Bardou, M Suzanne Elisabeth geb. Pederotti, ∞ Charlotte Hamann,
Tochter:
Wilhelmine Charlotte Pauline Bardou (um 1784-1859) ∞ Berlin 1801 den Pastellisten François-Antoine-Philippe Reissert
Bruder:
→ Emanuel Bardou
Neffe:
→ Karl Wilhelm Bardou
Paul Joseph Bardou besuchte in Berlin das Collège Français, lernte ab 1756 bei Blaise-Nicolas Le Sueur (1716 Paris-1783 Berlin), Direktor der Akademie der Künste, Zeichnung und Malerei und arbeitete danach in Berlin als Porträt- und Genremaler hauptsächlich in Pastell, weniger in Öl; er betrieb später eine Bleiweißfabrik. Die französisch arbeitende Berliner Loge Pégase (GLL) nahm ihn am 27.11.1774 auf, beförderte ihn am 17.6.1776 zum Gesellen und am 19.7.1776 zum Meister und wählte ihn am 28.9.1778 zum 2. Aufseher. Bardou arbeitete auch in Leipzig, Frankfurt und Breslau, 1775-1788 in Warschau, wo er 300 Porträts malte, 1788 in Moskau und St. Petersburg und kehrte im selben Jahr nach Berlin zurück. Er stellte 1791-1806 Öl- und Pastellgemälde auf den Ausstellungen der Akademie der Künste aus, deren Mitglied er am 4.11.1804 wurde. Bardou nahm in Berlin wieder an den Arbeiten seiner alten Loge teil, die ihn am 14.9.1789 zum Schatzmeister, am 17.10.1790 zum 1. Aufseher (bis 1793/94) und am 12.12.1789 in das Große Ordens-Kapitel „Indissolubilis“ wählte. Er deckte am 19.11.1813, wenige Wochen vor seinem Tod, die Loge.
Baron, Karl Christian Wilhelm (4.5.1734 Eisenach-1785/86? Berlin), V Ernst Gottlieb Baron (17.2.1696 Breslau-12.4.1760 Berlin), bedeutender Lautenist des Barock, Musiktheoretiker, Komponist (Sonaten, Instrumentalwerke), 1728 Lautenist am Hof in Gotha, 1732 am Hof des Herzogtums Sachsen-Eisenach in der Residenz Eisenach, 1735 Kammertheorbist in der Kapelle des preußischen Kronprinzen Friedrich in Ruppin, dann Rheinsberg, 1740-1760 kgl. Kammermusiker (1744) in der Hofkapelle Friedrichs II., M Magdalena Friederike Sophia geb. Siegmeyer, ∞ N. N. († 1781), eine Verwandte des Berliner Seidenfabrikanten Jakob Baron (um 1731 Haarlem-28.4.1798 Berlin)?
Für biografische Daten danke ich Herrn Prof. Dr. Ronald C. Schirmer, Mankato/Minnesota.
Der Prospektmaler und Vergolder Karl Christian Wilhelm Baron wohnte ab 1763 in Potsdam, wo er im Neuen Palais und in den Neuen Kammern arbeitete. Er malte im Auftrage Friedrichs II. Potsdamer Stadtansichten, die er auch radierte: Alter Markt in Potsdam mit Blick auf das Rathaus (1772/73), Alter Markt in Potsdam mit Nikolaikirche; Alter Markt in Potsdam mit Stadtschloß, Alter Markt in Potsdam (1778), Blick vom Klausberg auf das Neue Palais (1775) (heute im Besitz der Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg). Drei Veduten hingen 1786 im Orangeriehaus bei Sanssouci, in dem Kronprinz Friedrich Wilhelm öffentliche Konzerte gab. Ein Schüler Barons war der Historienmaler → Karl Friedrich Wilhelm Bock. Die Potsdamer Loge Minerva mietete 1771 in seinem Haus in der Nauener Vorstadt (in der heutigen Hebbelstraße), obwohl er kein Freimaurer war, Räume, die sie am 31.12.1771 bezog. Um die Jahresmiete von 55 Rtl aufzubringen, zahlte jedes Logenmitglied, falls es dazu in der Lage war, statt der bisherigen 8 nunmehr 16 Groschen Monatsbeitrag. Baron stand sich finanziell nicht allzu gut. Er bat im März 1777 die Loge, ihm die Miete, die unterdessen 60 Rtl betrug, für das Jahr vorauszubezahlen, weil er sich in einer dringenden Not befände. Die Loge erfüllte ihm die Bitte, zahlte indes im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79, als die militärischen Brüder im Felde standen und daher die Mitgliederzahl klein war, nur noch 40 Rtl. Die Minerva nahm Baron erst damals, am 18.2.1778, auf und beförderte ihn am 12.9.1778 zum Gesellen. Er brauchte wegen seiner Mittellosigkeit nur die Hälfte der Aufnahmegebühren bar zu bezahlen, die andere mit Bildern zur Ausschmückung der Loge (über deren Verbleib wir nichts wissen). Als Baron 1781 nach Berlin umzog, unterstützte die Loge seine Mutter aus der Armenkasse. Auch steuerte sie im selben Jahr zu den Begräbniskosten für seine verstorbene Frau bei. Die Logenlisten führten ihn 1782-1786 als abwesendes Mitglied im Gesellengrad. Die Loge arbeitete in den achtziger Jahren bei Baron in den Johannisgraden, feierte aber die Feste in dem von → Karl v. Gontard an der Berliner Straße erbauten Landhaus des Kommerzienrats Pünschel. In Berlin verloren sich seine Spuren.
Barth, Johann August (1.8.1765 Königswartha bei Bautzen/Oberlausitz-9.9.1818 Breslau), luth., V Johann Barth, Schloßverwalter, Ökonom, M Maria Dorothea geb. Jäger, ∞ Breslau 22.5.1799 Friederike Sophie Graß (V Friedrich Siegismund Graß [1736-1788], Buchdrucker, Besitzer der Stadtbuchdruckerei),
Sohn:
Stanislaus Hermann Barth (1812-1862), Buchdrucker, Verleger, Nachfolger, gründete die liberale Breslauer Zeitung
Adoptivtochter:
Johanne Christiane Barth ∞ Breslau 1817 Karl Sigismund Zäschner (1776-1842), Kompagnon, leitete nach Barths Tod die Firma
Johann August Barth absolvierte in Cottbus eine kaufmännische Lehre, ab 1782 eine Lehre in der Buchdruckerei der Witwe Schulz in Bautzen und arbeitete 1787 als Geselle in Breslau in der Graßschen Offizin, der Stadtbuchdruckerei (1504). Der 24-jährige Druckereifaktor trat am 3.11.1789 der Breslauer Loge Zu den drei Totengerippen bei, die ihn 1797/98 zum Gesellen und 1799 zum Meister beförderte und am 20.3.1806 zum Redner wählte. Er ging bald nach der Logenaufnahme auf Wanderschaft, arbeitete in Berlin bei → Georg Jakob Decker, danach in Kopenhagen, 1792-1794 in London, in Wismar sowie in Halle an der Saale bei dem Buchdrucker Johann Christian Hendel (1742-1823), in dessen Musikaliendruckerei er den Notendruck erlernte. Barth kehrte 1797 nach Breslau wiederum als Faktor zur Graßschen Buchdruckerei und -handlung zurück. Er kaufte am 15.1.1798 von der Witwe Graß die Druckerei und heiratete 1798 ihre Tochter. Die nunmehrige Druckerei Graßes sel. Erben & Barth (1802 Graß & Barth) blühte auf. Barth verbesserte die Notendruckpresse und die Haltbarkeit der Farben, errichtete eine Schriftgießerei und führte in Schlesien den Steindruck ein. Er druckte 1800 Der Breslauer Erzähler, dessen Redakteur sein Freund → Georg Gustav Fülleborn war, beide Mitglieder ein und derselben Loge. Im Jahre 1801 erwarb er für sich und den Breslauer Kaufmann → Johann Christian Sinapius das Privileg für die Schlesische ökonomische statistische Gewerbe- und Handlungs-Zeitung (Nr. 1 2.1.1802, Redaktion Sinapius). Barth schrieb 1804 gemeinsam mit Johann Ephraim Scheibel (1736-1809), Professor für Mathematik und Physik am Elisabetan (1759) und Rektor des Breslauer Friedrichs-Gymnasiums (1788), die Geschichte der seit dreihundert Jahren in Breslau befindlichen Stadtbuchdruckerei. Als ein Beitrag zur allgemeinen Geschichte der Buchdruckerkunst. Sein typographisches Meisterwerk ist das Monumentum Pacis annis MDCCCXIV et MDCCCXV foederatis annis restitutae ... orbis terrarum de fortuna reduce gaudia gentium linguis interpretans, Siegeshymnen (1818) in 42 Sprachen bzw. Schriften. Breslau wählte Barth 1811 zum Stadtverordneten.
Basse, Detmar Friedrich Wilhelm (6.4.1764 Iserlohn/preußische Grafschaft Mark-19.6.1835 Mannheim), luth., V Wilhelm Gerhard Basse (1733-1796), wohlhabender Tuchmacher, Fabrikant, M Katharina Elisabeth geb. von der Becke (1737-1765, aus der sauerländischen Unternehmerfamilie), ∞ 1. Iserlohn 1785 Sophie Wilhelmine Keller (1768-1800, V Johann Leonhard Keller, Senator in Frankfurt a. M. [aus der Schweiz, kaufte 1789 im rheinhessischen Dahlheim Oberen Hubacker, Begründer des Weinguts Keller?], in seinem Haus verkehrte Katharina Elisabeth Goethe, Johann Wolfgang Goethes Mutter),
Tochter:
Friederike Wilhelmine Zélie Basse (1786-1871) ∞ 1807 Philipp Ludwig Passavant (1777 Frankfurt a. M.-1858 Zelienople/Pennsylvania)
Detmar Basse war vermutlich mit → Julius Philipp Heintzmann verwandt, der eine geborene Basse heiratete
Detmar Basse wurde nach der Lehre 1785 Teilhaber seines Großvaters mütterlicherseits, des Tuchhändlers Kaspar Dietrich von der Becke, gründete in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main eine Filiale, betrieb einen überregionalen Handel und erhielt 1788 den Titel eines preußischen Hof- und Kommerzienrats. Er besuchte zunächst von Iserlohn, dann von Frankfurt aus die Messen in Frankfurt (Oder), wo ihn die Loge Zum aufrichtigen Herzen (GNML3W) am 17.2.1785 aufnahm und am 11.7.1788 zum Gesellen und am 11.7.1788 zum Meister beförderte; sie nannte ihn letztmals 1790. Ob er der Frankfurter eklektischen Loge Zur Einigkeit beitrat, ist nicht ermittelt, dagegen ist sicher, daß er nicht in die erst 1796 gegründete Iserlohner Loge Zur deutschen Redlichkeit eintrat, die indes vier Verwandte mütterlicherseits in ihren Reihen hatte.
Friedrich Christian von der Becke (1756-1835), Großfabrikant in Sundwig/Grafschaft Mark, a. 29.3.1797, II. 20.3.1798, letztmals 1803 im Gesellengrad
Johann Diedrich von der Becke (1744-1806), 1794 in Hemer bei Iserlohn, 1796 Großfabrikant in Hemer, a. 1794 von der Loge Zum goldenen Löwen (gegründet 1790) in Schwelm und Hagen, 3.3.1796 Mitstifter der Loge Zur deutschen Redlichkeit in Iserlohn, II. 12.12.1798, III. 18.7.1804, 10.1.1807 Trauerloge
Johann Wilhelm von der Becke (14.6.1770-1806 Leipzig), V Johann Konrad von der Becke (1708-1787 Leipzig), Tuchhändler, Fa. Conrad von der Becke & Co., ab 1781 Leipzig, M Katharina Elisabeth geb. Lürmann (1742-1822), Kaufmann in Sundwig, a. 22.8.1797, II. 1.2.1798, III. (16.12.)?1799, 10.1.1807 Trauerloge
Melchior Diedrich von der Becke (1751-1802), Kaufmann in Iserlohn, 1803 Großfabrikant in Sundwig/Grafschaft Mark, a. 27.6.1797, II. 14.5.1799, III. (27.8.)?1799, letztmals 1803 genannt
Basse kamen, als die Franzosen 1796 Frankfurt am Main besetzten, seine engen Beziehungen zu französischen Unternehmern und Bankiers zugute. Er handelte als Beauftragter des Rates einen Neutralitätsvertrag mit der Französischen Republik aus, führte 1797 in Paris für Köln erfolgreiche Kontributionsverhandlungen und verhandelte ab 1797 zugunsten des hessen-kasselschen Landgrafen Wilhelm I. auf dem Rastatter Kongreß, der nach der Abtretung der linksrheinischen Reichsgebiete an Frankreich die Entschädigung weltlicher Reichsfürsten auf Kosten kirchlicher Territorien regelte, später in Berlin und Den Haag. Die Napoleonischen Kriege und die Kontinentalsperre ruinierten Basse. 1802 ging seine Pariser Filiale in Konkurs. Er wanderte nach Nordamerika aus, wo er sich als Farmer im Bundesstaat Pennsylvania niederließ, Eisenwerke und Sägemühlen sowie einen einträglichen Handel mit eingeführten Merinoschafen betrieb, auch die noch heute bestehenden Siedlungen Bassenheim und Zelienopel gründete. Er kehrte 1818 nach Deutschland zurück und ließ sich in Mannheim nieder. (Robert Diehl, NDB, 1, 620f.)
Baudesson der Ältere, Daniel (15.8.1716 Berlin-22.11.1785), ref., Mitglied der französischen Kolonie in Berlin, V François Baudesson, Schuhmacher, aus Metz, M Anne Margarethe geb. Krüger, ∞ 12.10.1741 die 19-jährige Elisabeth Friot (19.9.1722 Berlin-1789).
Sohn:
→ Daniel Baudesson
Daniel Baudesson, ein Goldschmied, Hofjuwelier (Bijoutier de la cour) und metteur en oeuvre, fertigte 1730-1780 teilweise in Zusammenarbeit mit Daniel Chodowiecki kostbare Tabatièren (Schnupftabakdosen) für Friedrich II. und Friedrich Wilhelm II. Gemeinsam mit → Johann Ernst Gotzkowsky organisierte er 1760 die Verpflegung des Korps Herzog von Württemberg. Baudesson wurde 1781 Ältermeister (Obermeister) in der französischen Kolonie, auch Direktor der École de Charité (Armenschule). Die Familie wohnte im eigenen Haus auf dem Friedrichswerder in der Unterwasserstraße. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln nahm Baudesson auf Vorschlag des Logengründers → Philippe Simon am 2.7.1750 einstimmig auf. Er demissionierte 1754 und gründete mit anderen Berliner Freimaurern die Loge De la Concorde (9.12.1754 Stiftungspatent der Mutterloge zu den drei Weltkugeln, 4.1.1755 installiert, Meister vom Stuhl → Arnaud-Alexandre Imbert). Die Loge wählte ihn wiederholt zum Steward (20.6.1754 5:2, 2. Steward, 24.6.1755, 3.6.1756). Er demissionierte am 23.4.1757, war am 28.5.1760 wieder Mitglied, demissionierte erneut, wurde 1766 reaffiliiert. Mit der Beförderung am 14.4.1768 zum Schottenmeister wurde er Mitglied der altschottischen Loge Zum goldenen Löwen. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln nannte ihn letztmals im Januar 1769.
Sein am 17.6.1755 (I, II) aufgenommener Diener Bessier (auch Bechier) war dienender Bruder der Berliner Vereinigten Logen (Mutterloge zu den drei Weltkugeln, Concorde, L'Amitié), III. 11.5.1758, nunmehr Tuileur, erkrankte 1761, 1.9.1762 Jahrespension der Mutterloge von 16 Rtl, 26.9.1763 um 8 Groschen erhöht, letztmals 1763/64 als Tuileur genannt
Baudesson der Jüngere, Daniel (13.9.1742 Berlin [get. 16.9.1742 Köpenick, Taufpate Louis Friot]-20.4.1788), V → Daniel Baudesson d. Ä., ∞ 1766 Susanne Charlotte Bouisson(t) (* 20.3.1742 Berlin).
Daniel Baudesson jun., Kompagnon der Tapetenmanufaktur Baudesson & Co. (Wachsleinwand, Papier, 1782 3 Arbeitskräfte), ersuchte nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm II. am 8.8.1786 um die Erneuerung des Patents als Bijoutier de la Cour und des königlichen Privilegs, was dieser am 1.9.1786 genehmigte. Die Loge seines Vaters, Zur Eintracht, nahm ihn am 23.8.1765 auf, beförderte ihn am 18.10.1765 zum Gesellen, am 11.4.1767 zum Meister und am 14.4.1768 zum Schottenmeister. Er wechselte mit Zustimmung seiner Loge am 5.12.1777 zur Royale York de l'Amitié, die ihn am 14.6.1779 zum 2. Vorsteher (bis 1781), am 23.5.1781 mit 32 zu 14 Stimmen zum deputierten (substituierten) Meister für die französischen Arbeiten (eingesetzt am 22.6.1781, bis 1788), am 6.6.1783 mit 37 zu 4 Stimmen zum Meister vom Stuhl wählte und am 14.6.1787 durch Akklamation bestätigte.
Bause, Johann Friedrich (3.1.1738 Halle/Saale-5.1.1814 Weimar), luth., aus einer alten Patrizierfamilie, V Christian Gottlieb Bause (1696-1745), in Halle Patrizier, Pfänner (Eigentümer oder Pächter eines Teils einer Saline), Kommissariatssekretär, M Sophie Elisabeth geb. Dryander (V Kaufmann und Pfänner Johann Christoph Dryander), ∞ Halle 1763 Henriette Charlotte Brünner (1742-1818).
Tochter
Juliane Wilhelmine Bause (1768-1837), Malerin, Kupferstecherin, ∞ den Leipziger Bankier Karl Ebrhard Löhr (1763-1813), für den Bause sein letztes Porträt anfertigte
War Johann Friedrich Bause mit Dryander verwandt?
Benjamin Herrmann Dryander (30.8.1740 Halle-16.6.1816 Halle), aus alter Patrizierfamilie, studierte 1760 Jura in Halle, promovierte zum Dr. jur., kgl. preußischer und fürstlich schwarzburgischer Hofrat, Universitäts- und Pfännerschaftssyndikus, Administrator des kgl. Amts Burg Giebichenstein, Pfänner in thüringischen Thal (heute Ortsteil von Ruhla), a. 27.1.1762 in Halle von der Loge Aux trois Clefs d'Or, II. 16.2.1762, unterschrieb am 24.8.1765 (mit Bause) die Unterwerfungsakte der Strikten Observanz, 1. Klasse des VI. Grades, Ordensname Benjamin Eques ab aromate, in der Johannisloge 18.2.1766/1783 1. Vorsteher (bis Juni 1793), die Loge nannte ihn letztmals 1806 (IV. Grad), ∞ 1777
Johanne Friederike Jetzke, verwandt mit
Theodor Christian Jetzke (1753?-20.11.1790), V Karl Tobias Jetzke (1713-1785), Oberpfarrer der Marktkirche Unser Lieben Frauen in Halle, Konsistorialrat des Herzogtums, Magdeburg, M Christina Charlotta (-e) geb. Hertzog (1721-1785), Theodor Christians Schwester Therese Charlotte Catharine Luise Jetzke ∞ 1783? Philipp Friedrich Theodor Meckel (1755 Berlin-1803 Halle, 1779 Prof. d. Anatomie, Chirurgie, Geburtshilfe in Halle), cand. jur., 14.6.1779 Stadtsekretär in Halle, a. 21.1.1778 in Halle von der Loge Zu den drei Degen, II. 15.8.1778, III. 22.10.1780, 3.2.1786-1790 Sekretär, 17.12.1790 Trauerloge, gedruckte Gedächtnisrede → Friedrich Albrecht Karl Gren: Daß Tod, Grab und Verwesung nur scheinbare Übel in der Welt wären und zu größerer Vollkommenheit für die Vollendeten abzweckten, zumal wenn sie durch Rechtschaffenheit hier sich dazu vorbereitet, welches er auf das Leben und den Hintritt des verklärten Br. Jetzke anwendete.
Der früh verwaiste, mittellose Johann Friedrich Bause bildete sich selbst in der Kunst aus. Er arbeitete 1759 kurze Zeit bei dem Maler und Kupferstecher Johann Jakob Haid (1704-1767) in Augsburg, wo er mit Anton Graff (18.11.1736 Winterthur/Schweiz-22.6.1812 Dresden), ebenfalls dessen Schüler, eine lebenslange Freundschaft schloß. Nach seiner Rückkehr nach Halle wurde er am 8.8.1761 Mitglied der Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen (ML3W). Bei der Aufhebungszeremonie der Loge am 24.8.1765 unterschrieben die sieben anwesenden Freimaurer, unter ihnen Bause, die Unterwerfungsakte der Strikten Observanz, wonach der Hauskomtur → August Wilhelm v. Vietinghoff die neue Loge strictae observantiae Zu den drei Degen eröffnete und die Beamten einsetzte; die Hauskommende gehörte zur Ordenspräfektur Derla (Leipzig). Der Heermeister der VII. Provinz des maurerischen Tempelritterordens → Karl Gotthelf v. Hund und Altengrotkau verlieh Bause am 8.3.1766 die 3. Klasse Armiger des VI. Grades (Tempelritter) mit dem Ordensnamen Fridericus ab aranea; das Wappen zeigt eine Spinne im blauen Feld mit dem Motto assiduité (Stetigkeit). Bause erhielt im Herbst 1766 durch Adam Friedrich Oeser (17.2.1717 Preßburg/Königreich Ungarn-18.3.1799 Leipzig) eine Professur für Kupferstichkunst an dessen Leipziger Zeichenakademie. Er trat am 30.3.1772 in Leipzig der Loge Minerva zu den drei Palmen (1778/1782 4) bei, der auch Oeser seit 1766 angehörte. Die Akademie der Künste in Berlin ernannte den bedeutenden Porträtstecher 1786 zum Ehrenmitglied, die Akademie der Künste in Stockholm 1796 zum Mitglied. Bauses Augenlicht ließ so sehr nach, daß er 1809 aufhörte zu stechen. Als 1813 während der französischen Besetzung Leipzigs seine verwitwete Tochter Juliane Wilhelmine Löhr ihr Haus verlassen mußte, folgte er ihr mit seiner Frau nach Weimar, wo er im Jahr darauf starb.
Becherer, Christian Friedrich (20.9.1746 Spandau [heute Stadtbezirk von Berlin]-6.12.1823 Berlin), luth., V Bauhandwerker, ∞ N. N.
Friedrich Becherer war Soldat der Garde in Potsdam, wo sein wissenschaftliches Streben Graf Henckel v. Donnersmarck auffiel, der ihn förderte.
Wahrscheinlich Viktor Amadeus Henckel v. Donnersmarck (1727-1793), (1756) Adjutant → Heinrichs Prinz von Preußen, mit dem er befreundet war (sein Name steht auf dem Obelisken im Schloßpark Rheinsberg, einem Heldendenkmal), 1757 Premierleutnant in dem Potsdamer Infanterieregiment Nr. 15 Regiment Garde, dem Regiment des Königs, 1764 Major im Infanterieregiment Nr. 35 Prinz Heinrich, Vater des Landesgroßmeisters → Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel v. Donnersmarck.
Der Graf öffnete ihm seine reiche Bibliothek, ermunterte ihn, sich mit der Mathematik zu beschäftigen, und bewirkte schließlich seine Befreiung vom Militärdienst. Becherer wurde als Baukondukteur in das kgl. Baukontor im Potsdamer Stadtschloß aufgenommen, dessen Direktor → Karl v. Gontard ihn ausbildete und unter dem er zwei Jahrzehnte arbeitete. Gontard übertrug ihm 1776 die Bauleitung der Spittelkolonnaden an der Spitalbrücke über den Festungsgraben, deren Rekonstruktion (1979) unter Verwendung alter Bauteile heute in der Leipziger Straße steht. Friedrich II. versetzte Becherer 1778 als Bauinspektor zum kgl. Baukontor nach Berlin und ernannte ihn 1779 zum Oberhofbaudirektor der Immediatbaukommission. Er hatte 1781-1785 unter → Georg Christian Unger die Bauleitung der deutschen Kirche am Gendarmenmarkt. Er wurde noch in Potsdam am 3.11.1777 von der Loge Minerva (GLL) aufgenommen, die ihn am 11.4.1778 zum Gesellen und am 28.12.1778 zum Meister beförderte. Er deckte sie am 16.7.1784, trat am 6.8.1784 der Berliner Loge Zum Pilgrim (GLL) bei, die ihn am 1.11.1785 und 1.11.1786 zum Redner wählte. Er hielt auf dem Stiftungsfest am 1.11.1786 die Festrede Von der Zufriedenheit mit sich selbst als dem köstlichsten Erblohn des Maurers beim Schlusse seiner Arbeiten. Die Loge wählte ihn am 31.10.1787 zum Sekretär, am 2.11.1789 zum 2. Aufseher (bis 1796), am 26.2.1799 zum deputierten Meister (bis 1816?) und schließlich am 10.5.1814 als Nachfolger von → Frédéric Adolphe de Castillon zum Logenmeister (bis 1823). Die Großloge übertrug ihm 1790 das Amt des Großzeremonienmeisters (bis 1802), 1805 des 1. Großaufsehers, 1816-1818 des abgeordneten Landesgroßmeisters und 1817 des Ordensgroßmeisters (bis 27.12.1821). Becherer baute 1789-1791 das noch heute stehende Logenhaus der Großen Landesloge Oranienburger Str. 71/72. Friedrich Wilhelm II. ernannte ihn 1788 zum Mitglied des kgl. Oberhofbauamts, der höchsten preußischen Baubehörde (bis 1810), mit dem Titel Geh. Oberhofbaurat (1805 Geh. Kriegs- und Oberhofbaurat). Er leitete 1790-1799 die Architektonische Lehranstalt der Akademie der Künste, verantwortlich für die Ausbildung der Baumeister; seine Schüler waren → Friedrich Gilly und Heinrich Gentz, Bruder von → Friedrich Gentz. Becherer sowie die Oberbauräte → Michael Philipp Daniel Boumann, → Johann Albert Eytelwein, → Daniel Friedrich Gilly und Heinrich Karl Riedel sen. gründeten am 18.3.1799 die Bauakademie, an der er bis 1809 Konstruktion lehrte und deren jährlich wechselnder Rektor er 1799-1802, 1802-1809 war. Er gründete zudem die Baugewerkschule (1810-1816 Direktor). Becherer und seine Frau waren Mitglieder der von → Ignaz Aurelius Feßler im Oktober 1796 gegründeten Mittwochsgesellschaft, einer Gesellschaft edler Vergnügungen. Wichtige Spätwerke Becherers sind 1792 die Überdachung der Reithalle des Regiments Gensdarmes, eine ingenieurtechnische Meisterleistung, 1800-1802 die Alte Börse am Lustgarten, 1801 sein eigenes Landhaus in der Tiergartenstraße, 1803-1805 zusammen mit seinem früheren Schüler Paul Ludwig Simon (1771-1815) das Wohnhaus für → Johann Görcke in der Dorotheenstraße 5.
Becker, Karl Friedrich (11.3.1777 Berlin-15.3.1806 Berlin 29-jährig), luth.
Karl Friedrich Becker studierte in Halle Theologie, Philosophie und Geschichte u. a. bei → Friedrich August Wolf. Der cand. theol. erhielt 1797 eine Hauslehrerstelle in Cottbus, wo ihn die Loge Zum Brunnen in der Wüste vermutlich am 14.9.1797 aufnahm. Die Mitgliederlisten nennen ihn 1798 (Lehrling) und am 20.4.1799 (abgegangen). Becker war ein kritischer Freimaurer. Der Logenmeister Konsistorialrat → Christian Zacharias Schmidt meinte bereits nach drei Monaten, daß wir uns vielleicht in Becker geirrt haben, wie seine öftere Reden und Handlungen zu beweisen scheinen. Man habe schon am Tage seiner Aufnahme Äußerungen hören müssen, die ganz das Ansehen hatten, als ob er sagen wollte: Er könne sich des Lachens nicht enthalten über lächerliche und unnütze Dinge, die bei der Aufnahme vorgekommen sein sollten. Nach Vorhaltungen hoffe man, daß er seine Überhebung im Urteilen und Reden zurückgenommen habe. Stattdessen habe er maurerische Ideen ins Gebiet des Lächerlichen und Verächtlichen gezogen.
Becker hielt seine kritische Meinung auch vor Nichtfreimaurern nicht zurück, die sie für Wahrheit nehmen mußten. Schmidt drohte ihm, daß derartige Vergehen mit einer Geldstrafe von 6 Groschen und bei Wiederholung mit einem dreimonatigen Ausschluß bestraft werden könnten. Die Logenleitung lud ihn am 29.1.1798 vor. Becker entschuldigte sich, daß seine Äußerungen sehr unbedachtsam gewesen seien und es ihm leid tue, daß die Brüder dadurch betrübt worden und er dadurch selbst in das Ansehen gekommen, als ob er die Freimaurerei selbst habe verachten und gering schätzen wollen, und gelobte Besserung. Er durfte die Loge wieder betreten. Schmidt war nun mit ihm zufrieden. Er übertrug ihm den Festvortrag für Friedrich Wilhelm III. am 3.8.1800 über Das Glück des Friedens, ein Geschenk des friedliebenden König, in dem er das Glück der Ruhe Preußens bei den fortdauernden Kriegen in Europa pries, ein Glück, welches die Freimaurer nur als ein Geschenk ihres friedliebenden Königs zu betrachten hätten. Der Berliner Oberschulrat → Friedrich Gedike holte Becker 1798 nach Berlin in das von ihm gegründete Seminar für gelehrte Schulen, eine schulpraktische Bildungseinrichtung für angehende Gymnasiallehrer. Da er erkrankte, konnte er bald nicht mehr unterrichten. Becker schrieb in seinen letzten Lebensjahren hauptsächlich in Cottbus im Ruffschen Gartenhaus eine neunbändige Weltgeschichte für Kinder und Kinderlehrer (1801-1805), die durch ihre rationalistische Sicht und ihre lebendige Darstellung bald weit verbreitet war und von anderen Autoren bis 1883 fortgesetzt wurde, außerdem Erzählungen aus der Alten Welt für die Jugend (Halle 1801-1803, 3 Bände) und Die Dichtkunst aus dem Gesichtspunkt des Historikers betrachtet (Berlin 1803).
Beczwarzowsky, Anton Franz (Antonín František Bečvařovský, Becžwarżowský) (9.4.1754 Jungbunzlau (Mladá Boleslav]/Böhmen-15.5.1823 Berlin), kath.
Antonín František Bečvařovský, ein Schüler des tschechischen Organisten und Komponisten Jan Křtitel Kurkarž (1751-1829), wurde 1777 Organist der Jakobskirche in der Prager Altstadt. Er erhielt 1779 einen Ruf an die Martinikirche in Braunschweig, wo er um 1787 zum herzoglich braunschweigischen Kapellmeister ernannt wurde, ging 1796 nach Bamberg und 1800 als Kapellmeister nach Berlin. Wann und wo Bečvařovský Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. In Berlin affiliierte ihn am 26.8.1800 die Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W) und wählte ihn im Meistergrad am 6.8.1801 (bis 1805) zum 1. Direktor des am 7.5.1801 gegründeten Musikalischen Kollegiums. Das Kollegium bestand aus einem Orchester und einem Chor mit Berufsmusikern und Laien, trat in den Logen auf, meist zu den Festen, gab aber auch halböffentliche Konzerte. Beczwarzowsky komponierte Lieder nach Goethe, Schiller, Theodor Körner, dessen patriotische Gedichte Leyer und Schwerdt er vertonte (Wien 1814), Klavierkonzerte und Klaviersonaten, auch die Freimaurermusiken Zur Einweihungsfeier des neuen Locals der Gr. Nat.-Mutterloge zu den drei Weltkugeln im Or. zu Berlin (1800), Maurerischer Fest-Gesang für die hochw. Nat.-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln komp. von Br. Becžwarżowsky (1802), Kantate zum Johannis-Tage vom Br. Hubert. Die Music ist vom Br Becžwarżowsky theils aus eigener, theils aus Haydns Composition arrangiert (1804). Die Loge nannte ihn letztmals 1813.
Beguelin, Friedrich Wilhelm Heinrich v. (24.3.1768 Berlin-11.9.1828 Potsdam), ref.
Vater:
Nicolas de Béguelin (27.6.1714 Courtelary bei Biel/Bienne/Kanton Bern-3.2.1789 Berlin), studierte 1729 in Basel Jura und Mathematik, 1725 Dr. jur., 1743 Legationsekretär an der preußischen Gesandtschaft in Dresden, wo er Friedrich II. kennenlernte, 1745 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, 1747 auf Empfehlung des Akademiepräsidenten Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1698-1759) Erzieher (Hofmeister) Friedrich Wilhelms Prinz von Preußen, 2.11.1747 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin,1786-1789 Direktor der Philosophischen Klasse, 20.11.1786 nobilitiert; Friedrich Wilhelm II. schenkte ihm das Rittergut Lichterfelde (heute Ortsteil von Berlin).
M Marie-Catharine geb. Pelloutier (1733-1794, V Jean Barthélémy Pelloutier, Kaufmann in Berlin, M Charlotte geb. Jassoy, Onkel Simon Pelloutier [1645-1757 Berlin, 1725-1757 Pastor an der Französischen Kirche in Berlin, 1745-1757 Bibliothekar der Akademie der Wissenschaften, Altertumsforscher]), ∞ 1. Marie Charlotte Honig († 1812), 2. 1812 Henriette Honig.
Schwester:
Henriette Luise Charlotte Béguelin (1763-1810, Ehe 1800 geschieden) ∞ Potsdam 1790
Karl Ludwig August Friedrich v. Phull (6.11.1757 Ludwigsburg-25.4.1826 Stuttgart), V Karl Wilhelm Ludwig Wilhelm August v. Phull (1723-1793), herzoglich württembergischer Generalleutnant, M Auguste Wilhelmine geb. v. Keßlau (1734-1768), 1774 Leutnant der württembergischen Leibgarde zu Fuß, im Bayerischen Erbfolgekrieg Sekondeleutnant im preußischen Freiregiment Hordt (Garnison in Oranienburg), 1778 Premierleutnant, in Wetzlar Freimaurer, affiliiert 28.6.1778 in Berlin von der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W) im Gesellengrad, zuletzt 1784 genannt, Major → Theodor Philipp v. Pfau examinierte ihn 1779, Kapitän und Quartiermeisterleutnant in der kgl. Suite in Potsdam, Major, unterrichtete die Kadetten in Mathematik, 1792-1795 Erster Koalitionskrieg, 1795 Orden Pour le mérite, 1796 Oberstleutnant, 1798 Oberst, 1805 Generalmajor, 1806 bei Auerstedt Generalstabschef Friedrich Wilhelms III., 1806 in russische Dienste, Generalmajor à la suite, 1809 Generalleutnant, 1814 kaiserlich russischer Gesandter in Den Haag, schrieb Entwicklung einiger Operationen, die bei einer Armee im Felde vorkommen, Beiträge für die Militärische Monatsschrift (März 1767) und das Allgemeines Intelligenzblatt (1787).
Friedrich Wilhelm v. Beguelin besuchte das Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und studierte ab Oktober 1785 Jura in Frankfurt (Oder), wo ihn die Loge Zum aufrichtigen Herzen (GNML3W) am 24.3.1787 aufnahm. Er trat nach seiner Beförderung zum Referendar am Kammergericht in Berlin (1789) am 7.5.1789 der Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) bei, die ihn am 7.9.1789 zum Gesellen und am 11.5.1790 zum Meister beförderte. Er gehörte der Loge noch 1815 an. Beguelin wechselte 1795 nach dem juristischen Rigorosum (1794) als Assessor zum französischen Obergericht, avancierte im März 1795 zum Obergerichtsrat und zugleich als Assessor bei der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, Juli 1795 im Nebenfach zum Geh. Oberrechnungsrat, Januar 1798 zum 3. ständischen Direktor und Deputierten der General-Landarmenkommission. Er zeichnete sich durch gründliche Ausarbeitungen aus und erwarb sich in seiner Tätigkeit vorzüglichen Beifall. Er wurde im Juli 1803 auch Revisionsrat beim französischen Revisionskollegium, September 1804 Geh. Rat beim französischen Departement und rückte zugleich als Mitglied in das französische Oberdirektorium ein. Beguelin wurde 1828 pensioniert.
Beinl Edler v. Bienenburg, Anton Johann (6.6.1801 Reichsadel) (1749 Budweis/Böhmen-12.6.1820 Wien).
Anton Johann Beinl studierte 1769 in Prag Medizin, wurde 1770 feldärztlicher Praktikant im Militärhospital der 1760 von Kaiserin Maria Theresia gegründeten Medizinisch-Chirurgischen Militär-Akademie in Gumpendorf bei Wien, avancierte dort 1781 zum Regiments- und 1785 zum Bataillonschirurg, erwarb 1784 in Wien den Titel eines Magister chirurgiae, lehrte an der 1784 von Kaiser Joseph II. in Wien gegründeten K.K. Medicinisch-Chirurgischen Josephs-Akademie, dem Josephinum, das Militärärzte für die österreichische Armee ausbildete. Beinl kam auf seiner Studienreise durch das Reich, Frankreich, England und Italien 1788 nach Berlin, wo ihn die Loge Royale York de l'Amitié als auswärtiges Mitglied im Meistergrad aufnahm. Er promovierte 1788 am Josephinum zum Dr. chir., lehrte 1790-1795 dort allgemeine Pathologie und Materia medica, bis 1798 Gynäkologie und Gerichtsmedizin, war 1798-1806 Vorstand der Chirurgischen Lehrkanzlei und wurde 1806 (bis 1820) zum beständigen Direktor der Akademie und zum Oberfeldarzt der kaiserlichen Armeen berufen.
Bellermann, Johann Joachim (23.9.1754 Erfurt/Kurmainz-25.10.1842 Berlin), luth., V Johann Martin Bellermann, Wollwarenfabrikant, Inspektor der Barfüßerkirche in Erfurt, M Kunigunde Elisabeth geb. Nonne, ∞ 1790 Dorothea Christiane Schorch (1769 Erfurt-1857 Berlin),
Söhne:
Christian Friedrich Bellermann (1793-1863), Theologe
Johann Friedrich Bellermann (1795-1874), Philologe, Pädagoge, Prof. am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster
Johann Joachim Bellermann besuchte 1769 das Ratsgymnasium in Erfurt, studierte 1772-1775 an der dortigen Universität Theologie und 1775-1778 in Göttingen Klassische Philologie, Theologie, Orientalistik. Er erhielt 1778 (bis 1781) eine Hofmeisterstelle in Reval (heute Tallinn) in dem zum Russischen Kaiserreich gehörenden Estland, wo ihn im Oktober 1779 die Loge Zur Bruderliebe aufnahm. Er bewarb sich 1780 vergeblich um die Stelle des 2. Kollegen an der Domschule, wonach er privat nach St. Petersburg ging. Bellermann brachte im Winter 1782 auf dem Landweg den elfjährigen Peter v. Schwengeln nach Dessau zu dem von Johann Bernhard Basedow 1770 gegründeten Philanthropin, einem pädagogisch aufgeklärten Erziehungs- und Bildungsinstitut für Adels- und wohlhabende Bürgersöhne.
Vermutlich Peter Jakob Schwengeln (* 1770 Reval), luth., studierte 1791/92 in Göttingen Kameralistik, a. 12.5.1791 Göttingen Zu den drei Zirkeln, II. 3.4.1792 (Wirkner: Logenleben, 622).
Sie besichtigten in Potsdam das (unbeheizte) Neue Palais. Während Bellermann sich die Gemälde anschaute, lief der frierende Junge unbekümmert "mit den Füßen stampfend und mit den Händen um sich schlagend, in den schallenden Räumen mit nicht geringem Getöse" umher. "Da öffnete sich plötzlich die Thüre eines Nebenzimmers; ein Mann im blauen Rock, mit rollenden blauen Augen, herrschenden und entrüstenden Antlitzes, stand im Gemach. 'Was geht hier vor?' rief er. 'Wer ist Er? wer ist der Bursch dort?' grollte er Bellermann zu. Dieser war selbst zu Eis geronnen, doch geantwortet mußte werden, und so sagte er der gefürchteten, wohlbekannten Gestalt: 'Majestät, es ist dies ein junger Livländer von Adel und ich bin sein Hofmeister, der ihn nach Dessau bringt' − 'Was soll er da? − 'Im Philanthropin erzogen werden' − ' Nun das freut mich, daß Er erzogen werden soll', sprach der König sich zu Schwengeln wendend, 'er kann das brauchen. Fahre er hin und hole er sich Erziehung!' Damit wandte sich Friedrich zurück in sein Cabinet." (Wistinghausen: Freimaurer und Aufklärung I, 535) Bellermann kam im April 1782 von Dessau nach Erfurt. Er lehrte nach der Promotion (1783 Magister legens, Dr. phil.) ab 1784 als ordentlicher Professor des Hebräischen am Ratsgymnasium und als außerordentlicher Professor der Philosophie an der Universität Erfurt. Im selben Jahr, 1784, wählte die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften in Erfurt ihn zum Mitglied und 1792 zum beständigen Sekretar. Er erhielt 1790 die 2. ordentliche Professur der Theologie, wurde 1794 Direktor des Ratsgymnasiums und 1801 ordentlicher Professor der philosophischen Fakultät. Bellermann war 1787 in Erfurt Mitgründer der Loge Karl zu den drei Rädern (Eklektischer Bund, 1793 Anschluß an die Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin, 1797-1803 geschlossen), die ihn zum Sekretär, am 9.7.1793 zum 2. Aufseher und 1793 zum Redner wählte. Bellermann schlug einen Ruf nach Dorpat aus zugunsten des Direktorats des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster (1804-1828) als Nachfolger → Friedrich Gedikes. Die Streitsche Stiftung (Sammlungen des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster) berief ihn 1804 zu ihrem 2., geistlichen Direktor (bis 1828). Er erhielt 1816 eine außerordentliche Professur für Theologie an der Berliner Universität. Bellermann trat nach seiner Berufung nach Berlin im April 1804 der Loge Zur Eintracht (GNML3W) bei, die ihn im selben Jahr zum Redner (bis 1812) und zum Präparateur (bis 1807) wählte. Die Große National-Mutterloge nahm ihn nach der Beförderung am 29.5.1806 zum Schottenmeister (IV. Grad) 1809 in die Führung des Logenbundes auf und am 22.2.1817 in das Altschottische Direktorium, das ihn 1818 (bis 1839) zum deputierter Nationalgroßmeister wählte und 1839 zum Ehrengroßmeister ernannte. Bellermann war Mitglied der Gesellschaft Naturforschender Freunde, der Gesellschaft der Freunde der Humanität (1806-1842), der Philomatischen Gesellschaft (1806), des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus, der Märkischen historischen Gesellschaft, 1819 Ehrenmitglied der kaiserlich russischen Universität Kazan. Der Gelehrte verfaßte zahlreiche theologische, historische, naturwissenschaftliche und pädagogische Schriften, auch eine Autobiographie (1826).
Belling, Wilhelm Sebastian v. (15.2.1719 Altena/preußische Grafschaft Mark-28.11.1779 Stolp/Hinterpommern, Grab im großen Gewölbe der Marienkirche Stolp), Gv Johann Georg (Hans Jürgen) v. Belling (1642-gefallen 1689 vor Bonn), kurbrandenburgischer Generalmajor, Gouverneur von Pillau, V Johann Abraham v. Belling († 1755), Oberstleutnant der Infanterie, Kommandant von Burg Altena/Grafschaft Mark, Grund- und Erbherr auf Paulsdorf, M Katharina geb. v. Kospoth a. d. H. Paulsdorf, ∞ 1747 Katharina Elisabeth v. Grabow a. d. H. Woosten/Mecklenburg-Schwerin († Dezember 1774), lebte nach dem Tod seiner Frau mit Luise Hedwig Noffke, einer untertänigen Magd des Guts Schojow, zusammen (sie ∞ nach seinem Tod einen Feldscher),
Tochter aus der Ehe mit Katharina Elisabeth v. Belling:
Dorothea Elisabeth Henriette v. Belling (1747-9.12.1811) ∞ 1. 1783 Christian Adolf v. Meseberg (2. Ludwig Franz Ernst v. d. Goltz?)
Christian (Christoph) Adolf v. Meseberg (* 8.3.1744 Potsdam), luth., V Adolf Friedrich v. Meseberg, Rittmeister im Husarenregiment Nr. 8 v. Belling in Stolp, 1784 Schlawe, a. 28.8.1775 von der Loge Zur Eintracht in Belgard, II. 8.2.1776, III. 17.2.1776, 9.3.1776 Mitgründer der Loge Zum roten Löwen in Stolp, 22.4.1776-1777 2. Aufseher, 1779-1787 Logenmeister, deckte die Loge 1787 nach seiner Versetzung.
Söhne mit Luise Hedwig Noffke:
Friedrich Wilhelm Ferdinand Ludwig v. Belling (11.2.1776-20.9.1781), 1777 Indigenatrecht eines pommerschen Edelmanns, 2.8.1777 legitimiert, einziger Erbe Friedrich Sebastian Sigismund v. Belling (1778-11.1.1781).
Wilhelm Sebastian v. Belling wurde 1734 15-jährig von dem adligen Kadettenkorps in Berlin aufgenommen, 1737 wegen geringer Körpergröße als Fähnrich in das Garnisonbataillon Nr. 3 v. Sack in Kolberg einrangiert und 1739 als Kornett zum Husarenregiment Nr. 1 versetzt. Er nahm 1740-1742 am Ersten Schlesischen Krieg (Mollwitz) teil, wurde 1741 als Premierleutnant in das Husarenregiment Nr. 2 versetzt, dessen Chef Hans Joachim v. Zieten (1699-1786) ihn ausbildete, avancierte im Zweiten Schlesischen Krieg 1744-1745 (Hohenfriedeberg, Kesselsdorf – Orden Pour le mérite) 1745 zum Stabsrittmeister, nach dem Krieg 1746 zum Rittmeister und Eskadronchef, wurde 1747 zum Husarenregiment Nr. 6 versetzt und 1749 zum Major befördert. Er zog in den Siebenjährigen Krieg (Prag, Kolin, Kunersdorf, Freiberg), avancierte 1757 zum Kommandeur des Husarenregiments Nr. 6, 1758 zum Oberstleutnant, erhielt das Kommando des von → Heinrich Prinz von Preußen errichteten Schwarzen Husarenbataillons in Aschersleben, nahm 1759 beim Gefecht bei dem oberösterreichischen Paßberg mit 200 Kürassieren und einigen Husaren die kaiserlichen Regimenter Alt-Königseck und Andlau gefangen und erbeutete drei Kanonen und vier Fahnen, worauf Friedrich II. ihn zum Obersten beförderte, wurde am 8.5.1759 beim Scharmützel bei Asch verwundet. Belling nahm am 22.8.1760 am Kavelpaß bei Friedland in Vorpommern den 17-jährigen, mit ihm verschwägerten schwedischen Kornett → Gebhard Leberecht v. Blücher von der Husareneskadron Graf Putbus gefangen, den er, anstatt ihn in Kriegsgefangenschaft zu schicken, am 20.9.1760 in sein Bataillon einstellte. Belling erhielt 1761 das pommersche Husarenregiment Nr. 8 (Garnisonen Stolp, Bütow, Schlawe, Rummelsburg), 1762 mit dem Rang eines Generalmajors; sein Regiment stand 1770 auf Cordon an der polnischen Grenze. Er kaufte die pommerschen Güter Schojow (1763) und Schwetzkow (1772); in Stolp besaß er das Haus Ecke Lange- und Schmiedestraße. Belling wandte sich 1775 an die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin mit dem Wunsch, in den Orden aufgenommen zu werden, um in der Garnison Stolp für die jungen Offiziere seines Regiments eine Loge errichten zu können. Sie erfüllte den Wunsch umgehend, um einen Mann in so herausragender militärischer Stellung und mit so großem militärischem Ansehen beim König und in der Armee für sich zu gewinnen. Die Große Loge beauftragte im Januar 1776 ihre Belgarder Filiale Zur Eintracht, den berühmten General zu rezipieren und ihm die drei Johannisgrade zu erteilen. Am 26.1.1776 nahm ihn deren deputierter Meister Friedrich Christian v. Wurmb in einer außerordentlichen Loge in den Orden auf und führte ihn bis zum Meister.
Friedrich Christian (1810 Freiherr) v. Wurmb (14.6.1744-15.9.1827 Hohenbusch/Pommern), ∞ Sophie Friederike Abigall (Friederike Wilhelmine Sophie) v. Borcke (1770-1796, V Wilhelm Friedrich Leopold v. Borcke [1737-1787, Major a. D., Landrat), Leutnant im Kürassierregiment Nr. 5 v. Lölhöffel, 1787 Rittmeister, 1805 Major, Herr auf Unterlosa (heute Ortsteil von Plauen/Vogtland), 1810 Herr auf Jatzel bei Greifenberg/Hinterpommern, 1775 Meister der Loge Zum Schild in Stargard, dessen Logenmeister sein Regimentschef → Friedrich Wilhelm Lölhöffel v. Löwensprung war, 17.1.1775 Mitgründer der Loge Zur Eintracht in Belgard, 1775-1779 und 1781-1810 Logenmeister, im Bayerischen Erbfolgekrieg 31.10.1778 deputierter Meister der Feldloge Nr. 2 Zum Wegweiser in Kleinsedlitz in Sachsen (die Armee Heinrich stand in Kursachsen), besuchte während seines Urlaubs im Sommer 1780 die Weimarer Loge Amalia.
Belling gründete mit neun Mitgliedern der Belgarder Loge, junge Offiziere seines Regiments, am 9.3.1776 in Stolp die Loge Zum roten Löwen, die er bis 1778, dem Beginn des Bayerischen Erbfolgekrieges, als Logenmeister führte. Nach dem Krieg wählte die Provinzialloge von Pommern, der Uckermark und Neumark ihn am 15.11.1779 zum Provinzialgroßmeister; er konnte das Amt wegen seines frühen Todes wohl nicht mehr antreten. Das Bellingsche Regiment stand 1778/79 in Sachsen in der Armee Prinz Heinrich, dessen Avantgarde es bildete. Friedrich II. zeichnete ihn für das Gefecht bei Gabel 1778 mit dem Schwarzen Adler-Orden aus. Belling starb nach der Rückkehr des Regiments (22.6.1779) nach elftägiger Brustkrankheit in Stolp, er konnte zuletzt nicht mehr sprechen. Die Leichenpredigt am 12.12.1779 hielt der Feldprediger seines Regiments Georg Friedrich Zitelmann (gedruckt von → Georg Jakob Decker: Berlin 1780). Sein Bildnis befindet sich in Berlin Unter den Linden als Flachrelief auf dem Nordsockel des Reiterdenkmals Friedrichs des Großen von Christian Daniel Rauch.
Benda, Friedrich Ludwig (get. 4.9.1752 Gotha-20.[oder 27.?]3.1792 Königsberg/Pr.), kath., Gv Jan Jiři (Hans [Johann] Georg) Benda (1686-1757), Leineweber, Musiker, Gm Dorothea geb. Brixi, V Jiři Antonín (Georg Anton) Benda (get. 30.6.1722 Benatek [Benátky nad Jizerou]/Böhmen-6.1.1795 Köstritz), Kapellmeister, Komponist, M Dorothea geb. Leichner (1686-1762, V Kanzleiadvokat in Gotha), ∞ Mannheim 1778 Maria Felicitas Agnese Ritz (auch Rietz, 11.3.1757 Würzburg-24./25.8.1803), Sängerin der Seylerschen Theatergesellschaft, 15.4.1789 geschieden,
Onkel:
Franz [František] Benda (get. 22.11.1709 Benatek-7.3.1786 Potsdam)
Schwester:
Katharina Justina Benda (get. 2.6.1757 Gotha-nach 1815), Schauspielerin, Sängerin (Sopran) ∞ 1779 → Karl Friedrich Zimdar
Friedrich Ludwig Benda erhielt Unterricht in Geigenspiel und Kompositionslehre bei seinem Vater und anschließend bei seinem Onkel, dem böhmischen Komponisten und Gothaer Hofviolinisten Dismas Hataš (1724-1777, ∞ die Gothaer Hofsängerin [Sopran] Anna Franziska Benda [1728-1781], Schwester seines Vaters Georg Anton Benda). Er besuchte das Gymnasium in Gotha und das Paedagogium in Ilfeld, studierte ab 1772 drei Semester Jura in Göttingen, wonach ihn 1775 die Seylersche Schauspielergesellschaft 1775 als Konzertmeister des Theaterorchesters, als Repetitor und Solist engagierte.
Abel Seyler (23.8.1730 Liestal/Schweiz-25.4.1800 Rellingen), Hamburger Kaufmann und Bankier, leitete 1767-1769 das Hamburger Nationaltheater, gründete 1769 eine eigene Schauspielergesellschaft (bis 1779), ∞ 1772 die Schauspielerin Sophie Friederike Hensel geb. Sparmann (1737/1738 Dresden-22.11.1789 Schleswig, sie ∞ 1. den Schauspieler Johann Gottlieb Hensel, 1759 geschieden), die nach dem Brand des Weimarer Schlosses (6.5.1774) nach Gotha gekommen war.
Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin (1717-1785) engagierte 1782 das Ehepaar Benda am Hoftheater der Residenz Ludwigslust ― Friedrich Ludwig Benda als 1. Violinisten und Hofkomponisten und Felicitas Agnese Benda als Hofsängerin. Beide unternahmen zahlreiche Gastspielreisen, so 1782/83 nach Wien und 1783 nach Prag. Sie gaben auf der Heimreise am 13.4.1783 in Berlin ein Konzert im Hotel Zur Stadt Paris in der Altköllner Brüderstraße, die Gründungsstätte der Loge Aux trois Globes, u. a. mit Bendas Violinkonzerten. Während des Gastspiels nahm die Loge Royale York de l'Amitié Benda am 19.4.1783 nacheinander in den drei Johannisgraden auf und erwählte ihn zum Ehrenmitglied, er blieb indes inaktiv. Als er das Angebot des Königsberger Theaters, die Leitung des Orchesters zu übernehmen, annahm, entließ ihn der Herzog, der den Wechsel nicht erlaubt hatte. Benda trat in Königsberg auch als Violinvirtuose auf und komponierte Kantaten, Opern, Singspiele, Oratorien hauptsächlich nach Texten des Theaterdichters → Friedrich Ernst Jester. Benda starb arm. Seine Freunde bezahlten sein Begräbnis.
Benda, Joseph (get. 7.5.1724 Benatek [Bénatek nad Jizerou]/Böhmen-22.2.1804 Berlin), kath., V Jan Jiři (Johann Georg) Benda (1686-1757), Leineweber, Musiker, M Dorothea geb. Brixi (1686-1762, V Heinrich Brixi, Dorfkantor in Skalsko/Böhmen), ∞ N. N.,
Sohn:
Johann Friedrich Ernst Benda (get. 10.10.1749 Berlin-24.2.1785 Berlin), Klavier- und Geigenunterricht bei seinem Vater, 1766 Musiker der Hofkapelle Friedrichs II., gab ab 1770 mit Karl Ludwig Bachmann (1743-1809), Bratschist der kgl. Kapelle, Liebhaberkonzerte bei → Johann Friedrich Corsica in der Oranienburger Straße gegenüber Schloß Monbijou, a. 1.11.1771 von der Loge Royale York de l'Amitié, 1778 dispendiert, 14.6.1780 reaffiliiert, 1782 als Meister Konzertdirektor der Loge (Orchester mit 10 Berufsmusikern und 13 Laien, Chor, Repertoire: Karl Philipp Emanuel Bach, Karl Heinrich Graun, Georg Friedrich Händel, Johann Adolf Hasse).
Der 18-jährige Joseph Benda, dessen ältere Brüder Franz Benda (1709-1786) und Johann Georg Benda (Jan Jiři Benda [get. 16.4. oder 30.8.1713 Neu Benatek-1752 Berlin]) Violinisten des kgl. Orchesters waren, wurde während des Ersten Schlesischen Krieges 1742 Friedrich II. im Winterquartier Schloß Lissa vorgestellt, der ihn zur musikalischen Weiterbildung zu Franz Benda in Potsdam gab und noch im selben Jahr als Violinist (kgl. Kammermusiker) in die Hofkapelle aufnahm; der König holte im selben die Familie Benda nach Brandenburg. Die Berliner Loge Royale York de l'Amitié nahm Benda am 4.6.1781 auf; sie nannte ihn letztmals am 24.6.1783 als Mitglied. Er stand seinem Bruder Franz Benda, als dieser erkrankte, als Amanuensis (Stellvertreter, rechte Hand) zur Seite und folgte ihm nach dessen Tod 1786 in dessen Stellung als Konzertmeister der kgl. Oper in Berlin. Er nahm am 19.5.1786 in der Domkirche an der Aufführung von Händels Messias teil (Leitung Johann Adam Hiller). Auch engagierte er sich für die Liebhaberkonzerte seines ältesten Sohnes Johann Friedrich Ernst Benda. Die Familie wohnte in der Brüderstraße 19 am Petriplatz, dem Wohn- und Geschäftshaus → Georg Jakob Deckers.
Benda, Karl Hermann Heinrich (get. 2.5.1748 Potsdam-15.3.1836 Berlin), Taufpaten → Friedrich Heinrich Markgraf von Brandenburg-Schwedt, → Karl Friedrich Albrecht Markgraf von Brandenburg-Schwedt, Hermann Karl v. Keyserlingk (1696-1764, 1746-1749 kais. russischer Gesandter in Berlin), V František (Franz) Benda (get. 22.11.1709 Benatek/Böhmen-7.3.1786 Neuendorf bei Potsdam), Violinist, Komponist, nach dem Tod Johann Gottlieb Grauns 1771-1786 Konzertmeister der kgl. Kapelle, M Franziska Louise Eleonore geb. Stephany (auch Stephain, Stephein, Stephanie [1718-1758], V Zollinspektor in Kolberg/Pommern, Kammerfrau bei Wilhelmine Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth [1709-1758], Schwester Friedrichs II.), ∞ 1. 1777 N. N. Barth (V Kriegsrat Friedrich August Barth), 2. N. N. Freitag (V Tuchfabrikant in Potsdam),
Schwestern:
Maria Carolina Benda (1742-1820), Kammersängerin am Weimarer Hof Anna Amalias von Württemberg, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739-1807), wie ihre Schwester Juliane Benda Mitglied des von Goethe geleiteten Liebhabertheaters
Juliane Benda (14.5.1752 Potsdam-11.5.1783 Berlin im Kindbett) ∞ 1776 den kgl. Kapellmeister und Komponisten Johann Friedrich Reichardt (1752-1814)
ihre Tochter :
Louise Reichardt (11.4.1779 Berlin-17.11.1826 Hamburg), erkrankte als Kind an Pocken, Liedkomponistin, Sopran, Familie lebte ab 1791 auf Burg Giebichenstein bei Halle, der Herberge der Romantik, sie ging 1809 nach Hamburg als Gesanglehrerin, gründete eine Musikschule für Frauen und 1816 den ersten deutschen Frauenchor
Karl Benda erhielt wie seine Geschwister die musikalische Ausbildung bei seinem Vater Franz Benda. Friedrich II. nahm 1766 den 18-Jährigen in die Hofkapelle in Potsdam auf. Benda war ein Violinvirtuose, komponierte Solos für Violine, war Korrepetitor (Solorepetitor, spielte bei Proben am Klavier statt des Orchesters) beim Ballett der kgl. Oper Unter den Linden in Berlin. Er beteiligte sich wie sein Bruder Friedrich Wilhelm Heinrich Benda (1745-1814), Violinist in der Hofkapelle Friedrichs II., an den von seinem Neffen → Johann Friedrich Ernst Benda 1770 begonnenen Liebhaberkonzerten bei → Corsica. Die Potsdamer Loge Minerva (GLL) nahm den 29-jährigen Musiker am 23.9.1780 auf. Der Redner
Johann Georg v. Schack (13.5.1753 Berlin-1794), Leutnant im I. Bataillon Garde in Potsdam, später Gouverneur Friedrich Wilhelms Prinz von Preußen (Friedrich Wilhelm III.), a. 31.5.1777 Potsdam von der Loge Minerva, II. 4.3.1778, III. 10.11.1779, 13.5.1780 Redner, 14.5.1781-1786/87 Sekretär,
erläuterte ihm die Pflichten eines Freimaurers. Sie seien gegen uns selbst im genauesten Verhältnis mit den Pflichten gegen unsere Nebenmenschen gegründet. Dieses gegenseitige Bestreben zur Hülfsleistung [würde] teils in der Natur der Schöpfung erreicht und teils von unsern eigen Gefühl erzeugt. Benda brauchte in Betracht seiner eigenen Familie u. seines geringen Gehalts nur das halbe Rezeptionsquantum zu entrichten. Die Loge beförderte Benda am 29.10.1781 zum Gesellen, dessen Pflichten es waren, 1) Sich selbst zu bearbeiten, d. h. seinen Verstand zu schmücken u. sein Herz zu reinigen. 2) Den Plan zu studieren, den uns unser Höchster Baum[eister] vorgelegt hat, u. 3) die Ausübung aller geselligen und moralischen Tugenden, und am 18.10.1784 zum Meister. Benda wechselte nach seiner Versetzung nach Berlin zur Schwesterloge Zu den drei goldenen Schlüsseln, die ihn nach der Ballotage (22.10.1792) am 10.8.1793 als Mitglied affiliierte. Das Große Ordens-Kapitel „Indissolubilis“ nahm ihn am 27.2.1805 auf und beförderte ihn am 15.10.1816 zum Ritter in Osten. Er war 1805 3. Vorsteher der Musikgesellschaft (Musikalisches Komitee, 1804 gegründet mit Berufs- und Laienmusikern, Instrumentalisten und Sängern, Direktor → Antoine Thomas Palmié, 2. Direktor → Gottfried Loos, Vorsteher außer Benda noch → Bernhard Anselm Weber). Benda war ein hoch geschätzter Klavierlehrer. Er unterrichtete den Thronfolger Friedrich Wilhelm (III.) und dessen Sohn Prinz Louis (Friedrich Ludwig Karl Prinz von Preußen [1773-1796]), mit dessen Gouverneur → Christian Ernst v. Malschitzky er befreundet war, außerdem die Sopranistin Luise Rudorff (1777-1832), Kammersängerin am Hoftheater Weimar und Geliebte Karl Augusts Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, die 1798 den Lyriker und Prinzenerzieher, den Urfreund Goethes Karl Ludwig v. Knebel (1744-1834) heiratete, sowie die Berliner Freimaurer → Friedrich Ludwig Seidel und Rungenhagen.
Karl Friedrich Rungenhagen (12.11.1777 Berlin-21.12.1851), V Johann Peter Rungenhagen, Kaufmann in Selchow, Musiklehrer in Berlin, a. 9.1.1805 Berlin auf Vorschlag von → George Abraham Gabain [25.10.1804] von der Loge Zum Widder (GLL), II. 6.12.1805, III. 3.3.1809
Friedrich Wilhelm III. ernannte Benda 1802 als Nachfolger → Joseph Bendas zum Konzertmeister der Hofkapelle.
Beneke, Ferdinand Christoph (1.8.1774 Bremen-1.3.1848 Hamburg), luth., V Johann Christoph Beneke (1.3.1741 Hamburg-26.1.1803 Buxtehude), Kaufmann in Hamburg, dann Minden, allmählicher Niedergang des Handelshauses ab den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts, M Justine Dorothea Elisabeth geb. Frederking (1749 Minden-23.3.1817 Hamburg, V Konrad Erich Frederking [1718 Minden-1749 Minden]), die Familie zog 1790 nach Minden, ∞ Juni 1807 Maria Magdalena Caroline von Axen (1.11.1788-1865, M Luise Magdalene Elisabeth Westphalen [1760-1826]), Schwiegervater
Otto von Axen (26.6.1757 Hamburg-7.12.1831 Hamburg), Kaufmann, Handlung für Kunst- und Industrieproduktionen, 1811-1813 Maire-Adjoint (Stellvertreter des Maire), verantwortlich für die Hospitäler, 1814 Mitglied des Kollegiums der Oberalten (Gemeindeältesten), des höchsten Kollegiums der Bürgerschaft, a. 2.9.1784 Hamburg von der Loge Absalom zu den drei Nesseln, 1794-1804 Meister vom Stuhl, 1816-1824 deputierter Meister der Großen Loge von Hamburg, mit dem Schauspieler und Reformer → Friedrich Ludwig Schröder befreundet.
Ferdinand Beneke studierte nach dem Besuch des Bremer Gymnasiums Jura und Kameralistik zunächst in Rinteln, 1792/93 in Halle, wo die Loge Zu den drei Degen (28.10.1787 GNML3W) den 18-jährigen Studenten am 23.6.1793 aufnahm und am 2.8.1793 zum Gesellen beförderte. Er war ein Anhänger des Hallenser Radikalaufklärers Karl Friedrich Bahrdt. Beneke erhielt nach dem Studium die Stelle eines Referendars bei der Provinzialregierung in Minden, schlug aber nach der juristischen Promotion in Göttingen die juristische Laufbahn ein und ließ sich 1796 als Advokat in der Freien Reichsstadt Hamburg nieder, deren Bürgerrecht er 1797 erwarb. Er wurde Mitglied der aufgeklärt gemeinnützigen Montagsgesellschaft, später der Patriotischen Gesellschaft. Er trat der Loge Emanuel bei, blieb indes inaktiv und deckte sie nach fünf Jahren. Die Hamburger Bürgerschaft wählte Beneke 1798 zum (unbesoldeten) Armen- und Schulpfleger, später zum Armenvorsteher (erneut 1822 zum Armenpfleger), 1800 zum (unbesoldeten) graduierten Richter am Niedergericht, dem Sprungbrett für die Karriere eines Juristen in Hamburg, zeitweise zum Justitiar der portugiesisch-jüdischen Gemeinde, 1816-1847 zum Oberaltensekretär mit festem Einkommen (Syndikus, Geschäftsführer der Bürgerschaft und ihrer Ausschüsse) und großem öffentlichem Einfluß. Beneke, anfangs ein Anhänger der Französischen Revolution, wandte sich 1803/04 gegen das napoleonische Kaiserreich, verweigerte die Kollaboration während der französischen Besetzung, lehnte die Einverleibung Hamburgs in das Kaiserreich ab, floh nach der kurzen russischen Besetzung (Mai 1813) Hamburgs und der französischen Rückeroberung nach Mecklenburg, feierte zeitlebens den Tag der Leipziger Völkerschlacht (18.10.1813). Er schloß sich der protestantischen Erweckungsbewegung an, war 1814 einer der Gründer der Hamburg-Altonaischen Bibelgesellschaft. Beneke schrieb 1792-1848 Tagebuch.
Berenhorst, Georg Heinrich v. (26.10.1733 Sandersleben/Exklave des Fürstentums Anhalt-Dessau-30.10.1814 Dessau), ref., V Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau, der Alte Dessauer, M Sophie Eleonore Söldner (7.8.1710 Ellrich/Südharz-16.9.1779 Dessau, V Ernst Söldner [1658 Ellrich-1721], Ratsherr, Stadtschultheiß in Ellrich, M Anna Ursula geb. Schink [1678-1720], 1732-1736 Geliebte Leopolds I.),
Brüder:
Karl Franz v. Berenhorst (1.5.[12.3.]1735-6.6.1804 Dessau), V Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau, der Alte Dessauer, M Sophie Eleonore Söldner, Offizier, 1759 bei Kay schwer verwundet, ∞ 1. 1781 Katharina Christiane Marie Otto (* 29.8.1759 Zörbig, 1783 geschieden), ∞ 2. Köthen 1783 Henriette v. Bülow-Schraplau (30.6.1765 Predel-29.8.1813 Dessau).
August (1803) v. Rode (22.12.1751 Dessau-16.6.1837 Dessau), V Johann Christian Rode, M Sophie Eleonore Rode geb. Söldner, 1771 Hofmeister und Erzieher von → Franz v. Waldersee, 1787 Hofrat, führte die Privatkorrespondenz Fürst Leopolds III. Friedrich Franz (1740-1817) sowie die Kabinettsprotokolle, übersetzte die Elf Metamorphosen des antiken Schriftstellers und mittelplatonischen Philosophen Apuleius (um 123-nach 170) Der goldene Esel. Aus dem Lateinischen des Apulejus von Madaura (1783), ein für die Rezeption der ägyptischen Mysterien durch die Freimaurrer, so die Afrikanischen Bauherren, wichtiges Buch.
Georg v. Berenhorst verbrachte seine Kindheit bei seiner Mutter und nach ihrer Heirat 1737 mit dem Dessauer Hof- und Amtsrat Johann August Rode (* 1695, V Johann Christian Rode, Bürgermeister von Sandersleben, Taufpate Georg Heinrichs) vermutlich in ihrer neuen Familie. Fürst Leopold I. anerkannte die Brüder Georg Heinrich und Karl Franz am 19.2.1738 förmlich als seine Söhne v. Berenhorst an (mit Eventualbelehnung Bär askanisches Wappentier) und bestimmte testamentarisch (7.4.1747), daß sie adlig erzogen werden und eine militärische Laufbahn einschlagen; sie waren offiziell Verwandte des fürstlichen Hauses, somit Neffen von Fürst Leopold III. Friedrich Franz. Der 16-jährige Georg v. Berenhorst trat 1749 als Junker in das preußische Infanterieregiment Nr. 3 Alt-Anhalt in Halle ein, dessen Inhaber Leopold II. Maximilian von Anhalt-Dessau und 1752-1758 Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau waren, avancierte 1750 zum Fähnrich, befreundete sich mit → August Wilhelm Freiherr v. Vietinghoff, Fähnrich im selben Regiment. Er ging 1755 auf Werbung nach Speyer, nahm 1756-1762 am Siebenjährigen Krieg teil, rückte mit seinem Regiment am 29.8.1756 aus, wurde am 24.9.1756 bei Außig zum Sekondeleutnant befördert, nahm am 6.5.1757 an der Belagerung Prags und am 18.6.1757 an der verlorenen Schlacht bei Kolin mit schweren Verlusten für das Regiment teil. Als sein Regiment 1757/58 im Winterquartier in Halle lag, nahm ihn die Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen am 20.3.1758 als Lehrling und Geselle auf und beförderte ihn am 23.3.1758 zum Meister. Ob er später eine Loge besuchte, ist nicht ermittelt; in Dessau wurde erst 1875 eine Freimaurerloge gegründet. Im Frühjahr 1758, zu Beginn des dritten verlustreichen Kriegsjahres, erfolgte seine Versetzung als Adjutant in die Armee Prinz Heinrich. Berenhorst erhielt im Stab des hoch gebildeten und musischen → Prinzen Heinrich Einblick in die Praxis militärischer Führung, lernte französisch. Im August 1760 holte Friedrich II. ihn im Range eines Brigademajors in seinen Stab. Berenhorst erlebte am 3.11.1760 die Schlacht bei Torgau, die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges, eine der blutigsten Schlachten des 18. Jahrhunderts mit über 30 000 Gefallenen (Preußen 16 951 bzw. 25 Prozent seiner an der Schlacht teilnehmenden Armee, Österreich 15 200 bzw. 30 Prozent seiner Armeen). Beide Befehlshaber, Feldmarschall Leopold Josef Graf v. Daun (1705-1766) und Friedrich II., wurden verwundet, Berenhorst war an der Rettung des von einer Kugel getroffenen Königs beteiligt. Er lernte die Gräuel des Krieges kennen und verabscheuen, beurteilte die Kriegführung Friedrichs II. zunehmend kritisch, wohl auch unter dem Einfluß Prinz Heinrichs. Friedrich erlaubte Berenhorst nach dem Feldzug 1760 nach Dessau zurückzukehren. Er ließ in Berlin sein Augenleiden ärztlich bestätigen, wonach der König am 24.4.1762 ihn aus der preußischen Armee entließ. Berenhorst trat in Dessau in den Hofdienst. Er begleitete 1765-1768 Prinz Johann Georg (1748-1811), Herzog Leopold III. Friedrich Franz und dessen Freund und Architekten Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff (1736-1800) nach Italien, wo sie Johann Joachim Winckelmann trafen, nach Frankreich, wo sie d’Alembert, Helvétius, Grimm kennenlernten, und nach England. Er führte Tagebuch, das 2012 in Hall aus dem Nachlaß erschien (Le Grand Tour des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau und des Prinzen Johann Georg durch Europa aufgezeichnet im Reisejournal des Georg Heinrich von Berenhorst 1765 bis 1786. Hrsg. Antje und Christophe Losfeld unter Mitarbeit von Uwe Quilitzsch im Auftrag der Kulturstiftung Dessau Wörlitz). Der Fürst ernannte Berenhorst 1776 zum Aufseher und Vorsteher des fürstlichen Hauswesens, damit zum Präsidenten der Rechnungskammer, Hofmarschall, Oberstallmeister und Schloßhauptmann, 1785 zum Oberhofmeister des Erbprinzen Friedrich (1769-1814, Sohn von Leopold III. Fürst von Anhalt-Dessau und Luise von Brandenburg-Schwedt [1750-1811], der Tochter → Friedrich Heinrichs Markgraf von Brandenburg-Schwedt). Er schied 1790 aus dem Hofdienst aus, widmete sich kriegswissenschaftlichen Studien, schrieb Betrachtungen über die Kriegskunst (Leipzig 1796-1799), in denen er die friderizianische Kriegführung kritisierte und für die Abschaffung des stehenden Heeres und die Einführung einer Miliz plädierte.
Bergé (Bergier), André (* 1737? Frankreich).
André Bergé erhielt am 5.12.1763 in Berlin die Spielerlaubnis als Direktor der Pantomimen, am 4.3.1764 auch die Konzession für Pantomime in Brandenburg-Preußen sowie für die Redoute während des Karnevals in den Wintermonaten. Er bezog 1764 in Berlin ein festes Haus am Monbijouplatz 4/Oranienburger Straße (5), wo er neben der Pantomime französische Singspiele aufführte, die bald den ganzen Spielplan beherrschten. Die Loge Zur Eintracht (GNML3W) nahm den 37-Jährigen am 26.3.1764 als Lehrling und Gesellen auf. Als er 1768 nach Stralsund ging, verpachtete er das Monbijou-Theater an Karl Theophil Döbbelin, das er ihm schließlich 1769 für 6880 Rtl verkaufte. Ob er in Schwedisch-Pommern einer Loge beitrat (vielleicht in Greifswald, nicht in Stralsund, wo noch keine existierte), ist nicht ermittelt.
Berger, Ernst Gottfried (* 1735 Schlesien).
Ernst Gottfried Berger immatrikulierte sich am 13.5.1756 an der juristischen Fakultät in Halle, legte bei der Oberamts-Regierung in Breslau seine erste Prüfung ab, erhielt am 30.9.1760 die Stelle des Advokaten beim bischöflichen Hofrichteramt in Breslau, 1764 die des Advokaten bei der Oberamts-Regierung und wurde 1766 zum Handlungskonsulenten und Oberamtsadvokaten mit dem Titel Kriminalrat ernannt. Er trat am 2.4.1770 der Breslauer Loge Aux trois Squelettes bei, die ihn für das Logenjahr 1773/1774 zum 2. und am 20.3.1775 zum 1.Vorsteher, am 20.3.1776 zum Logenmeister (bis 1780), 1780 (bis 1783) zum deputierten Meister und am 16.10.1782 (bis 1790/91) erneut zum Logenmeister wählte. Als die Große Landesloge der Freimaurer in Deutschland 1776 in Schlesien als Gegengewicht zur mächtigen Strikten Observanz und als Zwischeninstanz zwischen der Berliner Großen Loge und ihren Filialen die Provinzialloge für Schlesien errichtete, ernannte sie ihn am 6.10.1776 zunächst zum 1. Provinzialgroßaufseher, 1778 zum deputierten Provinzialgroßmeisters und am 24.6.1785 (bis 1806) zum Provinzialgroßmeister. Der schlesische Etatsminister → Graf v. Hoym schlug Berger, mit dem er Mitglied ein und derselben Loge war, am 7.12.1790 zum General-Fiskal für Schlesien vor, welches Amt er bis 1806, dem Beginn des Vierten Koalitionskrieges, ausübte. Berger wurde 1800 auf Vorschlag der Oberamts-Regierung, die den Antrag mit seiner bekannten Geschicklichkeit und seinem Diensteifer begründete, Direktor des Breslauer Kriminalkollegiums (Straubel: Biographisches Handbuch, 65).
Berger, Karl Ludwig Heinrich (18.4.1777 Berlin-16.2.1839 Berlin), luth., V Georg Christoph Berger, Oberlandbaumeister der Uckermark, M Marie Elisabeth geb. Teuchert (V Maurerpolier), ∞ Kurland 1807 seine langjährige Berliner Verlobte Wilhelmina Karges (V Kantor und Bassist in Frankfurt/Oder), die im selben Jahr nach der Geburt ihres Sohnes im Kindbett starb.
Ludwig Berger wuchs in Templin und in Frankfurt (Oder) auf, wo er das Gymnasium besuchte und selbst Flöte und Klavier lernte. Er studierte ab 1795 an der Viadrina, ging 1799 nach Berlin, wo ihn der Kompositionslehrer und Kontrabassist Gürrlich in Harmonie und Kontrapunkt, auch am Piano unterrichtete.
Joseph Augustin Gürrlich (4.8.1761 Münsterberg/Schlesien-27.6.1817), 1784-1790 Organist der katholischen Hedwigskirche in Berlin, 1799 kgl. Kammermusiker in Berlin, 28.3.1799 Mitglied der Berliner Loge Pythagoras zum flammenden Stern (RY), Grade I-III, Direktor des Musikalischen Kollegiums, komponierte Freimaurerlieder.
Berger ging 1801 nach Dresden zu Johann Gottlieb Naumann, der kurz vor seiner Ankunft starb (Berger schrieb eine Trauerkantate).
Johann Gottlieb Naumann (17.4.1741 Blasewitz bei Dresden-23.10.1801 Dresden), Kapellmeister, Komponist, Dirigent, in Dresden 1772 Mitglied der Loge Zu den drei Schwertern und 1783/1785 Zur wahren Freundschaft, komponierte Freimaurerlieder: Freymäurerlieder mit neuen Melodien (Breitkopf: Leipzig 1775), Neuestes Gesangbuch von Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden. Zum Gebrauch der deutschen und französischen Tafellogen (bei → Christian Friedrich Himburg: Berlin 1782), Vierzig Freimaurerlieder (1782).
Berger kehrte 1803 nach Berlin zurück. Die Berliner Loge Zu dem drei goldenen Schlüsseln (GLL) nahm ihn kurz vor seiner erneuten Abreise am 2.3.1805 auf, führte ihn in den Mitgliederlisten als abwesend und entließ ihn schließlich am 10.8.1811. Er begleitete 1805 den italienischen Pianisten und Komponisten Muzio Clementi (1752 Rom-1832 Evesham/England) und dessen Schüler August Alexander Klengel (1783 Dresden-1852) auf einer Konzertreise über Kurland und Estland nach St. Petersburg, wo er 1810 Mitglied der Loge Tri svedinennyje loži war. Berger floh 1812 vor dem Krieg über Kopenhagen nach London, wo er erfolgreich konzertierte, und kehrte 1814 endgültig nach Berlin zurück, wo er am 20.11.1814 erstmals öffentlich auftrat. Er gründete die jüngere Berliner Liedertafel. Berger machte sich als Pianist und besonders als Klavierlehrer einen Namen. Er unterrichtete die romantische Komponistin Fanny Cäcilie Mendelssohn (1805-1847, ursprünglich Fanny Zippora Mendelssohn, ∞ den Maler Wilhelm Hensel) und ihren Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) − beide Enkel Moses Mendelssohns, sowie Otto Nicolai (1810 Königsberg/Pr.-1849 Berlin) und Wilhelm Taubert (1811 Berlin-1891 Berlin).
Berghauer, Johann Christian Friedrich (1.3.1769 Magdeburg-27.3.1831 Biere/Fürstentum Halberstadt), luth., V Johann Friedrich Berghauer († 1779), kgl. Landbaumeister in Stendal, M Johanna Maria geb. Lösche, ∞ Magdeburg 1800 Johanna Maria Friederike Christiane Busse (V Martin Friedrich Busse, Regierungsadvokat in Magdeburg).
Johann Christian Friedrich Berghauer besuchte bis Ostern 1787 die 937 gegründete und 1676 erneuerte Domschule in Magdeburg, studierte 1787-1790 Theologie in Halle und unterrichtete 1791-1809 zunächst als Kollaborator an der Domschule. Die am 28.9.1778 auf Einladung → Ferdinands Herzog von Braunschweig, Dechant des Domstifts Magdeburg, in der Dompropstei gegründete Loge Ferdinand zur Glückseligkeit (GNML3W) nahm den 21-jährigen cand. theol. am 11.6.1790 auf; er gehörte ihr bis zu seinem Tod an, ab 1809 als Ehrenmitglied. Sie beförderte ihn am 11.2.1791 zum Gesellen und am 18.1.1793 zum Meister, wählte ihn 1793 zum 2. Redner, am 24.6.1798 zum Redner und Bibliothekar, 1799 zum 4. Zeremonienmeister, am 24.6.1801 zum 1. Redner, 1806 zum Assistenten des 2. Vorstehers und 1807 zum 2. Vorsteher. Berghauer griff in seinen Reden meist ethisch-moralische, aber auch politische Themen auf. So handelte er während des Ersten Koalitionskrieges am 24.6.1793 das in unseren Zeiten so wichtig gewordene Thema über Freiheit ab, das unter den Begriff der Freiheit in Allgemeinen, in Rücksicht des Bürgers und in Rücksicht des Maurers. Freiheit ist nicht das Vermögen nach bloßer Willkür, nach bloßen Leidenschaften und nach der Weise der vernünftigten Demagogen unsers Zeitalters zu handeln. Wahre Freiheit erkennt Gesetze, wovon Freiheitsschwärmer nichts wissen wollen. Der rechte freie Bürger handelt, wie es das Wohl des Staats erfordert. Im monarchischen Staate bestimmt ein einziger, was zum wahren Wohl des Staats erfordert wird, in demokratischen mehrere. In beiden Arten von Regierung kann echte Freiheit stattfinden. Die Freiheit des Maurers ist moralischer Art und ist dem Zwecke unsers sehr ehrwürdigen Ordens untergeordnet. Berghauer erhielt 1809 die Pfarre in Biere (heute ein Ortsteil der Gemeinde Bürdeland im Saalekreis) (bis 1831). Er schrieb Lehrbücher. Sein Hauptwerk ist nach dem Vorbild von → Friedrich Nicolai die zweibändige Topographie Magdeburg und die umliegende Gegend (Magdeburg 1800/1801), die der Magdeburger Buchhändler Keil verlegte.
Georg Christian Keil (16.9.1764 Brüein/Herzogtum Sachsen-Gotha-22.4.1807 Magdeburg), 1780-1785 zunächst Lehrling des Gothaer Buchhändlers Karl Wilhelm Ettinger, dann dessen Handlungsgehilfe, führte die Korrespondenz mit englischen, französischen, holländischen Geschäftspartnern, machte auf zahlreichen Reisen die Bekanntschaft mit namhaften Buchhändlern, 1796 eigene Buchhandlung in Leipzig, die er im Herbst nach Magdeburg verlegte, August 1796 Privileg für eine Verlags- und Sortimentsbuchhandlung (Sitz 1800 im Haus Zum großen Christoph), verlegte u. a. → Johann Gottfried Gurlitt, a. 4.3.1803 Magdeburg von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit, II. 20.4.1803, III. 30.9.1803.
Beschort, Friedrich Jonas (eigentlich Jonas Bauscher) (14.1.1767 Hanau/Kurhessen-5.1.1846 Berlin), ∞ Hamburg zw. 1790 und 1796 Therese Zuber (1765 Landshut-frühestens 31.12.1818), Sängerin [Sopran], Schauspielerin,
Töchter:
Eleonore Wilhelmine Ottilie Beschort (1812-1881) stiftete 1862 der Stadt Berlin 400 000 Mark für den Bau eines Krankenhauses, 1887-1890 Bau des III. städtischen Krankenhauses (Architekt Hermann Blankenstein), des heutigen Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin-Kreuzberg
Elisabeth Silvia Mathilde Beschort (1814-1862), Schauspielerin
Der 19-jährige Friedrich Jonas Beschort gab 1786 in der Darberschen Schauspielergesellschaft in Worms seine erste Vorstellung als Sänger (Tenor), spielte 1787-1789 in Augsburg und Ulm unter dem Theaterdirektor Simon Friedrich Koberwein (1733 Wien-1806), 1789-September 1790 in Regensburg und Oktober 1790-März 1796 in Hamburg unter → Friedrich Ludwig Schröder, der ihn prägte. Er erhielt 1796, im selben Jahr wie Iffland, am kgl. Nationaltheater am Gendarmenmarkt in Berlin ein Engagement als Sänger und Schauspieler.
August Wilhelm Iffland (19.4.1759 Hannover-22.9.1814 Berlin), von Friedrich Wilhelm II. am 15.12.1796 zum Direktor des Nationaltheaters berufen, 1811 Direktor des kgl. Schauspiels, a. von → Friedrich Ludwig Schröder in Hamburg als Freimaurer, trat in Berlin keiner Loge bei.
Beschort spielte in Berlin erstmals am 8.4.1796 in einem Stück von Friedrich Ludwig Schröder. Sein meisterhaftes Spiel machte ihn zum Publikumsliebling. Er gab unter anderen den Strewsbury in Schiller Maria Stuart, Riccaut in Lessings Minna von Barnhelm, die Titelrolle in Shakespeares Hamlet. Die Berliner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) nahm ihn 1801? auf und beförderte ihn 1802? zum Gesellen. Er war 1802/1810 Mitglied des Musikalischen Kollegiums. Die Loge führte ihn noch 1814 als Schottenmeister. Beschort trat bis 1816 als Sänger, danach nur noch als Schauspieler auf. Er führte am 18.6.1821 Regie bei der triumphalen Uraufführung von Karl Maria v. Webers Oper Der Freischütz mit dem Komponisten als Dirigenten im kgl. Schauspielhaus Karl Friedrich Schinkels, das drei Wochen zuvor (26.5.1821) mit Goethes Iphigenie auf Tauris eröffnet worden war. Beschort wurde 1805 Mitglied der Berliner Sing-Akademie und bei ihrer Gründung am 29.1.1809 durch Karl Friedrich Zelter Mitglied der Liedertafel, des ersten deutschen reinen Männerchors, für die er komponierte und die ihn am 28.12.1841 zum Ehrenmitglied ernannte. Friedrich Wilhelm III. zeichnete ihn am 12.10.1836 mit der Goldenen Künstlermedaille aus. Beschort nahm am 31.3.1838 seinen Bühnenabschied.
Besser, Ehrenreich Wilhelm Gottlieb v. (4.1.1740 Lübben/Kursachsen-19.6.1807 Königsberg/Pr.), luth., V Karl Christoph v. Besser, kgl. polnischer und kurfürstlich sächsischer Oberamtmann, Bürgermeister von Lübben, 1768 nobilitiert, M Johanna Friederike Eleonore geb. Kratz, ∞ 1. 1766 Helene Dorothea Wilhelmine v. d. Schulenburg-Piskaborn (1737-1781), 2. 1783 Anna Amalie Marie v. Beneckendorff verw. v. Diericke († 1809),
Tochter:
Albertine Juliane Therese Tugendreich v. Besser († 1844) ∞ Christian Stephan v. Schöning (1752-1802, Ehe 1796 geschieden)
Sohn:
Kurd v. Schöning (1789-1859), preußischer Militärhistoriker
Sohn:
Wilhelm Heinrich Kaspar Friedrich Ludwig v. Besser (1.6.1771 Magdeburg-9.4.1829 Riesenburg), Leutnant im Dragonerregiment Nr. 7, 1802 Premierleutnant, zuletzt Oberst, Kommandeur des Dragonerregiments Nr. 7, erstmals am 25.12.1798 als Mitglied der Loge Luise zum aufrichtigen Herzen in Tilsit genannt, II. 25.7.1799, III. 5.9.1799, IV. 1805, 1802/1804 Zeremonienmeister, ∞ 1792 Amalie Wilhelmine v. Borstell (18.10.1772-19.9.1859, Ehe geschieden, V Hans Friedrich Heinrich v. Borstell [1730-1804], Oberst, 1788 Chef des Kürassierregiments Nr. 9, Erbherr auf Schinne)
Schwiegermutter:
Charlotte Luise Wilhelmine v. Borstell (11.4.1750-15.5.1815 Berlin, V Johann Ludwig v. Ingersleben, Generalleutnant), ∞ Berlin 19.8.1769 Hans Friedrich Heinrich v. Borstell (1730 Schinne/Altmark-1804 Salzwedel, Oberst, Chef des Kürassierregiments Nr. 9, Erbherr auf Schinne), a. Februar 1781 von der Damenloge Der Tempel der Freundschaft in Stendal, der Februar 1781 gegründeten einzigen androgynen Loge des 18. Jahrhunderts in Brandenburg-Preußen, III. 30.1.1782
Onkel (Bruder der Schwiegermutter):
→ Karl Heinrich Ludwig Freiherr v. Ingersleben
Ehrenreich Wilhelm Gottlieb v. Besser diente zu Beginn des Siebenjährigen Krieges 1756 als Gefreiterkorporal, dann als Sekondeleutnant im Grenadier-Gardebataillon Nr. 6. Er erhielt 1761 den Befehl, Friedrich II. die Nachricht vom Fall der Festung Schweidnitz zu melden, worauf dieser ihn kassierte und 1763 in das Garnison-Bataillon Nr. 4 v. Plotho versetzte. Besser avancierte 1768 zum Premierleutnant, 1773 zum Stabskapitän im Infanterieregiment Nr. 54 v. Rohr und 1776 zum Kapitän und Kompaniechef. Nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg nahm ihn am 8.3.1779 die Glogauer Loge Zum goldenen Ring (GLL, 18.1.1774 Stiftungsurkunde) auf und beförderte ihn am 3.4.1779 zum Gesellen und 1792 zum Meister. Sie führte ihn 1786-1792 als abwesendes Mitglied. Nach seiner Beförderung 1784 zum Major und Kommandeur des westpreußischen Grenadierbataillons Nr. 54/55, das in Graudenz und Preußisch Stargard garnisonierte, trat er 1785 der Loge Zu den drei Türmen in Marienburg bei. Er avancierte 1792 zum Oberstleutnant, 1794 zum Obersten, 1798 zum Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 54 v. Mosch in Graudenz, wo er sich der Loge Victoria zu den drei gekrönten Türmen anschloß, die ihn zuletzt als Ehrenmitglied führte. Besser erhielt am 1.10.1799 im Range eines Generalmajors das 1683 aufgestellte Infanterieregiment Nr. 10 in Bielefeld und Herford, das Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg, wo es schwere Verluste erlitten hatte, als grob, aber zuverlässig charakterisierte. Besser affiliierte sich in Minden der Loge Wittekind zur westfälischen Pforte. Er gründete 1801 in der Garnison Bielefeld eine Regimentsschule, eine Industrieschule für die Soldatenkinder (236 Soldatenkinder sowie 95 Kinder von Invaliden), kaufte auf Regimentskosten (950 Rtl) ein Haus, das er als Schule umbauen lassen wollte, wofür 600 Rtl erforderlich waren, beantragte am 28.9.1800 bei Friedrich Wilhelm III. einen Baukostenzuschuß, eine Befreiung der Schule von allen kommunalen Lasten und eine freie Materialbeschaffung, der jedoch aus Geldmangel ablehnte, aber Vergünstigungen genehmigte. Die am 10. März 1803 eingeweihte Regimentsschule verband den Elementarunterricht mit Arbeit und erzog zu wirtschaftlichen Tugenden. Sie hatte eine Lehr- und eine Industrieschulklasse, in denen unter der Aufsicht des Regimentsfeldpredigers die Jungen in Wollspinnen, die Mädchen in Nähen und Stricken und alle in Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion unterrichtet wurden. Friedrich Wilhelm III. anerkannte schließlich Bessers Einsatz für die Bielefelder Regimentsschule 1804 mit dem Orden Pour le mérite − aus einem für einen preußischen Offizier doch ungewöhnlichen Anlaß. Besser erhielt 1803 das Infanterieregiment Nr. 14 im ostpreußischen Bartenstein, war zu Beginn des Vierten Koalitionskrieges 1806 Kommandant der Festung Graudenz, erkrankte und wurde kurz vor seinem Tod 1807 im Range eines Generalleutnants verabschiedet.
Beulwitz, Karl August v. (28.4.1736 Rudolstadt/Herzogtum Schwarzburg-Rudolstadt-14.1.1799 Berlin), luth., V Wilhelm Ludwig v. Beulwitz (1681-1738), Geh. Rat, Hofmarschall, Amtshauptmann der Ämter Rudolstadt und Blankenburg, Erbherr auf Löhma/Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, M Sophie Helene geb. v. Beulwitz-Löhma, ∞ Berlin 1796 Juliane Renate Linke (1765-1839, V Kaufmann in Zittau/Kursachsen),
Sohn:
Karl v. Beulwitz (1795-1839), Rittmeister, Herr auf Bullendorf/Prignitz
Karl August v. Beulwitz verbrachte seine Kindheit bei seiner Stiefschwester. Er kam als Page an den Hof Friedrichs II., nahm als Kornett (1757), dann als Leutnant (1759) des Kürassierregiments Nr. 10 Gensdarmes am Siebenjährigen Krieg teil (Roßbach, Leuthen, Zorndorf, Hochkirch, Liegnitz, Torgau) und avancierte 1778 zum Rittmeister und Kompaniechef. Beulwitz wurde einen Monat vor Ende des Bayerischen Erbfolgekrieges (13.5.1779 Frieden von Teschen) am 5.4.1779 in Breslau in der Loge Zu den drei Totengerippen für die Berliner Loge Zur Beständigkeit (GLL) als Freimaurer aufgenommen, die ihn am 29.9.1779 zum Gesellen und am 8.5.1780 zum Meister beförderte und am 11.4.1782 zum 2. und am 12.10.1782 zum 1. Aufseher sowie am 20.1.1784 zum Logenmeister (bis 14.1.1799) wählte. Die Führung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland erwählte ihn 1784 zum Großredner, 1788 zum 1. Großaufseher und schließlich am 24.6.1789 zum Landesgroßmeister − er übte das Amt bis zu seinem Tod aus. Oberstleutnant v. Beulwitz (1791) wurde 1792 in die preußische Militärverwaltung, das Oberkriegskollegium, übernommen, zunächst als Direktor, 1793 im Range eines Obersten als dirigierender Assessor im 2. Departement, und wurde 1797 zum Direktor des Adligen Kadettenkorps ernannt, 1798 mit dem Rang eines Generalmajors. Beulwitz schrieb Gedichte und Dramen. Er war ab 1794 Mitglied der Maurerischen Lesegesellschaft seiner Großloge und Mitglied der Feßlerschen Mittwochsgesellschaft.
Beyer, August Friedrich Karl v. (Friedrich Wilhelm II. erhob am 21.10.1786 die sieben Brüder Beyer, von denen vier Freimaurer waren, in den erblichen preußischen Adelsstand) (6.10.1744 Halberstadt-23.4.1819 Berlin), luth., V Johann Albert Beyer (um 1704-1750), Kriegs- und Domänenrat in Halberstadt, Bergdirektor, Direktor des Collegium medicum, M Johanna Dorothea geb. Diet(e)rich († 1762), ∞ 1777? Anna Regina Eggert (1751?-1816 Berlin, V Samuel Gustav Eggert [* um 1727 Marienburg], Konsul, Justiz- und Polizeibürgermeister in Neuteich bei Marienburg/Westpreußen),
Brüder:
→ Georg Eberhard Friedrich v. Beyer
→ Johann Bernhard v. Beyer
Christian Samuel Ludwig v. Beyer (* 1741?), Inspekteur, Oberprediger in Aschersleben, 1783/1784 Direktor des Rosenkreuzerzirkels Verevivus in Aschersleben, Ordensname Bimistarchus berillonas Verevivus, 1784 dispensiert
Johann August Arnold v. Beyer
Neffe:
Karl Ludwig Friedrich v. Beyer (Oktober 1766 Berlin-1.3.1798 Breslau 32-jährig), V Johann August Arnold v. Beyer (3.2.17832 Halberstadt-14.9.1814 Berlin), Finanzrat, Dichter, Publizist, auf der großen Feier zum 50-jährigen Amtsjubiläum Dezember 1802 wurde ihm eine marmorne Porträtbüste von → Johann Gottfried Schadow überreicht, M Friederike Wilhelmine Christiane geb. Dieterich (1755-21.1.1818 Berlin, V Christian Leberecht Dieterich [um 1710 Halberstadt-29.7.1767 Halberstadt], Kammerdirektor in Halberstadt), ∞ N. N. v. Podewils, Joachimsthalsches Gymnasium, 1786-1787 Jurastudium in Halle, brach Studium nach schwerer Pockenerkrankung ab, juristischer Privatunterricht in Berlin, a. 14.7.1787von der Loge Zur Eintracht nach Vorschlag im Namen von → Theden und heller Ballotage, II. 25.4.1789, III.15.7.1789,1789 Auskultator am Berliner Stadtgericht, 1789 zweites Examen, Referendar am Kammergericht, 1790 Assessor bei der Justizdeputation der Kriegs- und Domänenkammer in Breslau, 1790 überzähliger Kriegs- und Domänenrat, 1794 2. Direktor der Breslauer Stempelkammer, 1796 Geh. Rat, Erbherr auf Schetzkau und Monschein.
Friedrich Karl Beyer besuchte 1759 die Domschule in Halberstadt, studierte bis 1772 in Halle Jura, begann 1773 seine berufliche Laufbahn als Referendar am Kammergericht in Berlin. Er wurde nach dem großen Examen 1775 in Westpreußen als Provinzial-Akzise- und Zollrichter und Kreisjustizrat in der nach der Ersten Polnischen Teilung vor den Stadttoren Danzigs gegründeten Immediatstadt Stolzenberg angesetzt. Wann und wo Beyer Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt, möglicherweise in einer Hamburger Loge, die ihn zum Meister beförderte. Die Loge Constantia zur gekrönten Eintracht in Elbing affiliierte den 29-jährigen Justizrat am 24.9.1778 und beförderte ihn vermutlich am selben Tag auf den IV. Grad. Er wechselte 1784 zur Loge Eugenia zum gekrönten Löwen im polnischen Danzig (Königlich Preußen) und 1786 zu der Deputation Eugenia zum gekrönten Löwen auf dem Stolzenberge (am 31.7.1786 in Stolzenberg von der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln eingeweiht), deren (deputierter) Meister vom Stuhl er vermutlich bis 1793 war. Nach der Wahl durch die westpreußischen Gutsbesitzer und seinem Abschied als Regierichter übernahm Beyer 1787 das Amt eines Syndikus der alt-schottländischen Provinzialdirektion des Landschaftlichen Kreditsystems in Stolzenberg. Er demissionierte am 11.2.1789 auch als Justizrat und wurde am selben Tag auf seinen Antrag hin zum Justizkommissar und Notar im Departement der Regierung Marienwerder ernannt. Er erhielt am 16.2.1794 das Direktorat des Kommerz- und Admiralitäts-Kollegiums im nunmehrigen preußischen Danzig (Zweite Polnische Teilung 1793). Nach der Dritten Polnischen Teilung (1795) wurde er am 2.3.1796 nach Białystok als Präsident des zu etablierenden Landesjustizkollegiums in der Provinz Neu-Ostpreußen versetzt, wo er an der Einrichtung des preußischen Justizwesens mitwirkte. Er amtiete zuletzt 1797-1807 als Regierungspräsident in Thorn, dann in Płock.
Beyer, Georg Friedrich Eberhard v. (21.10.1786 nobilitiert) (22.12.1739 Halberstadt-2.2.1818 Berlin), luth., V Johann Albert Beyer (um 1704-1750), M Johanna Dorothea geb. Diet(e)rich († 1762), ∞ 1. 1770 N. N. Sölle (V Johann Christian Sölle, Kriegsrat), 2. 1779 Auguste Ernestine Böhmer (1754-1826, V Johann Samuel Friedrich v. Böhmer [6.10.1704 Halle/Saale-20.5.1772 Frankfurt/Oder, V Justus Henning Böhmer [1674-1741], Prof. d. Rechte in Halle, Hofrat, Regierungskanzler des Herzogtums Magdeburg, Wohnhaus der Familie Märkerstraße 5], 1750-1772 Prof. jur. in Frankfurt/Oder, M Katharina Charlotta Louisa geb. Stahl [1717-1784, V Georg Ernst Stahl, Prof. med. in Halle, Leibarzt Friedrich Wilhelms I.],
Sohn:
Gottlieb Ludwig August v. Beyer (1780 Berlin-1827), Abitur am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, Frühjahr 1798 Jurastudium in Göttingen, Referendar am Kammergericht in Berlin, a. 30.3.1798 18-jährig von der Loge Libanon zu den drei Zedern in Erlangen, affiliiert 30.3.1798 Berlin von seinem Vater (Meister vom Stuhl) von der Loge Zur Verschwiegenheit, 1801 II abwesend in Erlangen, 1804 IV, 15.1.1805 Assessor bei der Oberamts-Regierung in Breslau, 1805 Breslau Mitglied der Loge Friedrich zum goldenen Zepter, in Berlin (1802) und Breslau Musikus in den Musikalischen Kollegien.
Tochter:
Christiane Louise Henriette v. Beyer ∞ 1796
Philipp Heinrich Karl v. Rohr (1771 Tempelberg/Mittelmark-21.10.1845), luth., V Philipp Ludwig Ewald v. Rohr, Landrat im Kreis Lebus, M Henriette Luise geb. v. d. Marwitz, Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster, 1790 Jurastudium in Halle, 1794 Referendar bei der kurmärkischen Kammer in Berlin, a. 16.2.1795 von der Loge Zur Eintracht, II. 6.4.1796, III. 7.1.1803 nach langer Abwesenheit (abwesendes Mitglied), IV. 14.7.1810, Mitglied der Allgemeinen Altschottischen Loge, deckte am 25.1.1834 die Johannisloge, 1796 großes Examen, Assessor, 1799 Assessor bei der südpreußische Kammer in Warschau, nach dem Verlust Südpreußens Hofrat bei der Stempelkammer in Berlin.
Großcousine:
Anni Sophie Christiane v. Beyer, vermutlich eine Tochter von Christian Samuel Ludwig v. Beyer (* 1741), Oberprediger in Aschersleben,
∞ 1802 Karl Wilhelm Ludwig v. Berg (* 1745 Strasburg/Uckermark), luth., Kapitän a. D. in Weißensee bei Berlin (heute Ortsteil des Berliner Stadtbezirks Pankow), 1791 Major, 1796 Oberstleutnant, Intendant der Feldlazarette in Mittenwalde bei Templin/Uckermark, Rittergutsbesitzer auf Marthe bei Märkisch Friedland/Westpreußen, a. 32-jährig 28.10.1777 in Berlin von der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W), II. 1778, III. 22.10.1779, 1805/06 auswärtiges Ehrenmitglied, 1796-1799 Loge Zur Wahrheit in Prenzlau.
Eberhard Beyer erlernte die Handlung in Braunschweig und die Seidenfabrikation in der Magdeburger Firma Gebr. Schwartz, die ihn als Reisenden (Vertreter) in das Reich und nach Holland schickte. Er erhielt nach der Übernahme der Stempelpacht deren Geschäftsleitung. Beyer lernte Ludwig Philipp Freiherr vom Hagen (1724-1771), Etatsminister im Generaldirektorium (III. Departement), kennen, der vermutlich ihn in den Staatsdienst zog. Beyer war zunächst Generalempfänger der Akzise- und Zollgefälle im Fürstentum Halberstadt, avancierte 1765 zum 1. Direktor der Haupt-Stempel- und Kartenkammer und wurde 1767 als Kriegs- und Domänenrat der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer nach Berlin versetzt, avancierte 1771 zum Oberkriegs- und Domänenrechnungsrat, dann zum 1. Direktor der Generaldirektion der Haupt-Stempel- und Kartenkammer, 1781 mit dem Prädikat Geh. Oberrechnungsrat. Er vertraute Generalchirurg → Johann Christian Anton Theden seinen Wunsch an Freimaurer zu werden, der am 4.7.1776 die Mutterloge unterrichtete: Kriegsrat Beyer von Stempelkammer habe an ihn gemeldet, um Freimäurer zu werden, dem es aber daran gelegen ist, nicht eher genannt zu werden, bis seine Aufnahme vorbei ist. Wegen seiner bevorstehenden Reise wurde die Zeit verkürzt, welche billig bis zu seiner ballotage verfließen sollte. Jedoch soll dieses die letzte Ausnahme sein. Theden proponierte ihn seiner Loge Zur Eintracht (GNML3W), die am 6.7.1776 über den Antrag abstimmte und ihn am selben Tag als Lehrling und Gesellen aufnahm; er bezahlte die Rezeptionsgebühr bar. Die Loge beförderte Beyer am 29.3.1777 zum Meister und 1778? zum Schottenmeister der altschottischen Loge Friedrich zum goldenen Löwen. Die National-Mutterloge ernannte ihn am 8.7.1778 zum Steward der Stewardsloge, die er vom 1.7.1780 bis August 1786 als ständiger Vorsitzender leitete. Er amtierte während des Bayerischen Erbfolgekrieges als interimistischer Oberschatzmeister. Beyer erhielt noch während der Herrschaft der Strikten Observanz 1778 die Führung der 1775 gegründeten Filia Zur Verschwiegenheit (Amtsantritt am 3.10.1778), die er vier Jahrzehnte bis zum 27.3.1818 regierte. Als die Mutterloge zu den drei Weltkugeln der Strikten Observanz abschwor und sich dem geheimen Gold und Rosenkreuzerorden unterordnete, der großen Einfluß auf Beyers berufliche Karriere gewann, weihte die Bruderschaft ihn 1778 mit dem Ordensnamen Egregius Ferus Victor Herbei de Byrreas ein und ordnete ihn dem Berliner Zirkel Heliconus (Direktor → Johann Christoph Wöllner) zu. Der Orden beförderte ihn 1780 vom I. (Junior) auf den II. (Theoretiker) und III. Grad (Praktiker) und 1781 auf die Grade IV bis VII (Philosoph, geringer Adept, höherer Adept, auserwählter Adept mit der Erkenntnis vom Stein des Weisen, der Kabbala und der Magica naturalis), ernannte ihn zum geheimen Speditor des Ordensdirektoriums und 1782 zum Redner seines Zirkels (im VIII. Grad des Meisters, der das große Werk, den Lapis philosophorum, den Stein des Weisen, bereitete). Die Berliner Ordensoberen, vermutlich Wöllner, beurteilten 1782 seine Gemütsneigungen mit Redlichkeit, Mitleiden, feste Frömmigkeit und seine Profanen Wissenschaften mit Chimie, Belles lettres. König → Friedrich Wilhelm II., auch er Rosenkreuzer, beauftragte Beyer 1786, den Nachlaß Friedrichs II. zu versiegeln, auf dessen Grundlage Wöllner die erste Werkausgabe Friedrichs des Großen herausgab, und ernannte ihn zum Finanzrat im Generaldirektorium (4. Departement: westfälische Akzise- und Zollsachen) und 1790 zum Mitglied der Immediatkommission zur Untersuchung des Fabrikenwesens. Er ging 1810 in den Ruhestand. Beyer war ab 1797 Mitglied des Altschottischen Direktoriums, der Führung des Logenbundes, zuständig für alle Kassenangelegenheiten (23.4.1799). Er erreichte den Höhepunkt seiner maurerischen Laufbahn 1817 mit der Wahl zum zugeordneten Nationalgroßmeister. Die Große National-Mutterloge ehrte den Verstorbenen am 24.2.1818 in einer Trauerloge. Die Gedenkrede hielt der Theologe und Großredner → Samuel Christian Gottfried Küster.
Beyer, Johann Bernhard v. (21.10.1786 nobilitiert) (23.7.1746 Halberstadt-11.9.1811 Driesen), V Johann Albert Beyer, ∞ N. N. Moldenhauer.
Johann Bernhard Beyer besuchte die Domschule in Halberstadt, absolvierte eine kaufmännische Lehre und trat um 1768 als Kammersekretär in den Staatsdienst. Er avancierte am 5.2.1776 zum Kriegs- und Domänenrat bei der Deputation im westpreußischen Bromberg (Stempelsachen), am 23.10.1787 in Marienwerder zum 2. und 1788 zum 1. Kammerdirektor, am 13.1.1791 zum interimistischen Kammerpräsidenten und wurde im März 1802 als Kammerdirektor der Kammerdeputation nach Bromberg, in die Immediat- und Provinzialhauptstadt des Netzedistrikts, versetzt, wo er das Gut Karnowke (Karnowo) bei Nakel im Netzedistrikt kaufte. Beyer ließ sich vermutlich 1799 von der Bromberger Loge Die Treue zu den drei Tauben aufnehmen, einer Tochter der Berliner Loge Royale York de l'Amitié (19.11.1784) und Mitgründerin der Großen Loge von Preußen genannt Royal zur Freundschaft (11.6.1798), trat nach ihrem Zerfall 1802/03 der neuen Loge Janus bei, einer Tochter der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (Stiftungsurkunde 26.3.1800), die ihn bis 1808, als Bromberg nach dem Vierten Koalitionskrieg an das Großherzogtum Warschau (1807-1815) fiel, als abwesenden Meister führte.
Bielfeld, Jakob Friedrich Freiherr v. (23.4.1748 preußischer Freiherrenstand) (31.3.1717 Hamburg-5.4.1770 Treben/Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg), ref., V Jakob Bielfeld, Leinenhändler in Hamburg, M Cathaleina geb. Berckenhout, ∞ 1. 1748 Dorothea Juliane v. Reich aus Halle († Ende 1757 Hamburg), 2. 1764 Dorothea Christiane Frederike v. Boden (18.12.1742-1.10.1781 Berlin, V Friedrich August v. Boden [1708-1780, Kabinettsminister]), Oberhofmeisterin der Prinzessin Luise von Brandenburg-Schwedt [1738-1820, Ehefrau → Ferdinands Prinz von Preußen]),
Sohn:
Heinrich Ludwig Jakob Friedrich v. Bielfeld (* 1763?), Auskultator beim Magistrat in Berlin, 1787 Referendar der Stadtgerichte in Berlin, 1791 expedierender Sekretär im Generaldirektorium, 2.6.1787 1-stimmig ballotiert, a. 9.6.1787 Berlin von der Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W), letztmals 1791 im Lehrlingsgrad.
Jakob Friedrich Bielfeld studierte 1732-1735 in Leiden Jura und Kameralistik, besuchte London und Paris, wo er Montesquieu kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg nahm ihn am 14.12.1737 die Loge d'Hambourg als Lehrling und Gesellen auf und beförderte ihn am 23.12.1737 zum Meister. Gründungsmitglied der Loge war sein Freund und späterer Schwager
Peter (v.) Stüven (get. 29.1.1710 Hamburg), V Peter Stüven, Kaufmann in Hamburg, M Antoinette (Anthonella) geb. Widow, ab 1728 Akademisches Gymnasium in Hamburg, promovierte 1735 in Utrecht zum Dr. jur., Advokat in Hamburg, gehörte dem Dichterkreis um Friedrich v. Hagedorn an, übersetzte Racine und Corneille, 1737 Mitgründer der Loge d'Hambourg, Mitglied bis 1738, Bielfeld vermittelte ihm die Stelle eines Gouverneurs am Bayreuther Hof, später fürstlich bayreuthischer Hof- und Regierungsrat, 1749 braunschweigischer Legationsrat in Erlangen/Herzogtum Bayreuth, 1769 pensioniert.
Die Loge d'Hambourg wählte Bielfeld am 3.1.1737 zum Sekretär sowie im August 1738 zum Sekretär und Redner der Logenabordnung zur Aufnahme des preußischen Thronfolgers → Friedrich. Die von dem Meister vom Stuhl Georg Ludwig v. Oberg (11.5.1711 Hannover-1762, 14.12.1737-8.9.1838 Meister vom Stuhl) geleitete Abordnung nahm Friedrich in der Nacht vom 14. zum 15. August 1738 in Braunschweig auf. Bielfeld beschrieb das Ereignis 1763 in den Lettres familières et autres de Monsieur le baron de Bielfeld. Er deckte September 1738 die Loge. Im Herbst 1739 folgten er und v. Oberg einer Einladung des Kronprinzen nach Schloß Rheinsberg mit dem Auftrag, dort eine Loge einzurichten, die Loge première (Loge du Roi), deren Mitglied er vermutlich bis 1740 war. Oberg kehrte nach Hamburg zurück, während Friedrich Bielfeld in seine Dienste nahm. Der nunmehrige König betraute ihn ab 1740 mit diplomatischen Aufträgen, zunächst als Legationssekretär, dann als Legationsrat im Departement für auswärtige Angelegenheiten (ohne festen Aufgabenbereich). Er besuchte erstmals am 2.11.1740 in Berlin die am 13.9.1740 von Friedrich II. initiierte Loge Aux trois Globes, in der → Friedrich Alexander Freiherr v. Korff ihn m 30.11.1740 proponierte, wonach sie ihn vermutlich umgehend annahm. Bielfeld war unter → Friedrich Sebastian Wunibald Graf zu Waldburg Mitglied diplomatischer Missionen in Hannover und London, weswegen er Ende 1741 lediglich als Visiteur die Berliner Loge besuchte (Logenbesuche 9.11., 16.11., 19.11., 27.11., 1.12.1741). Er nahm als Repräsentant der Loge Aux trois Globes auf Einladung der Großen Loge von London am 19.3.1741 an deren Konvent teil, was praktisch die maurerische Anerkennung der Berliner Loge bedeutete. Im selben Jahr richtete er in Bayreuth die Hofloge Zur Sonne ein. Wieder in Berlin, wählten ihn die Meister, die allein das aktive Wahlrecht besaßen, am 13.3.1742 und erneut am 31.5.1742 (mit 18 zu 1 Stimme) jeweils für ein Vierteljahr zum Meister vom Stuhl. Am 6.9.1742 lehnte er eine Wiederwahl wegen Reisen ab, vermutlich aber, weil er sich durch Friedrich II. zurückgesetzt sah und in württembergische Dienste treten wollte, was dieser untersagte. Er kehrte am 28.12.1742 in die Loge zurück. Bielfeld verhinderte Ende 1742/Anfang 1743 die Gründung einer einzig dem Adel vorbehaltenen Noble Loge durch → Graf Gotter, wobei er seinen Einfluß beim König nutzte, der mit ihm in dem Bekenntnis zu einer Stände übergreifenden Freimaurerei übereinstimmte. Die Loge Aux trois Globes wählte ihn erneut am 7.3.1743 einstimmig und am 13.6.1743 mit 12 zu 3 Stimmen zum Meister vom Stuhl (bis 6.9.1743). In diesem Amt initiierte er am 28.3.1743 erstmals in Deutschland eine deutsche, d. h. in deutscher Sprache arbeitende Loge. Friedrich II., in dessen Gnade Bielfeld wieder stand, ernannte ihn am 23.1.1744 zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und im selben Jahr ihn sowie Major v. Stille und Jean Des Champs zu Gouverneuren seines jüngsten Bruders → Ferdinand Prinz von Preußen; Bielfeld unterrichtete ihn in Potsdam in Ethik. Diese Berufung und seine Abwesenheit waren wohl der Grund, warum Bielfeld am 5.6.1744 eine erneute Wiederwahl zum Stuhlmeister ablehnte und am 8.7.1744 die Loge für einige Jahre deckte. Friedrich II. übertrug Bielfeld 1747 weitere Ämter, so des Kurators der preußischen Universitäten und des Direktors des Hospitals in Berlin, verlieh ihm 1748 das Prädikat Geh. Rat, ernannte ihn 1749 zum Kurator des Oberkuratoriums (zuständig für die Universitäten) und 1753 zum Direktor der kgl. Schauspiele. Die Loge Zu den drei Weltkugeln wählte Bielfeld nun am 6.6.1754 mit 6 zu 5 Stimmen erneut zum Meister vom Stuhl. Er trat das Amt am 16.9.1754 an und übte es formal bis zum 28.5.1755 aus. Eine seiner letzten Handlungen war am 4.1.1755 die Installierung der Berliner Tochterloge La petite Concorde (Zur Eintracht). Bielfeld verkehrte ab 1749 hauptsächlich in dem oppositionellen Rheinsberger Freundeskreis → Heinrichs Prinz von Preußen. Friedrich II. entließ ihn am 17.2.1755 aus dem Staatsdienst, wonach er am 12.4.1755 endgültig die Loge deckte und sich hoch verschuldet auf seine Güter Treben und Haselbach im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg zurückzog, wo er Gast am Hof von Gotha war. Während des Siebenjährigen Krieges 1757-1763 lebte er in Hamburg, von wo er gut unterrichtete Berichte an Heinrich Prinz von Preußen und Minister v. Finckenstein (über Kriegsschauplätze, Schweden, Rußland) schickte. Friedrich II. setzte ihm 1762 eine Pension von 600 Rtl aus und empfing ihn 1763 in Berlin. Er kam im Sommer 1767 auf Einladung der Prinzen Heinrich und Ferdinand letztmals nach Berlin. Bielfeld schrieb Komödien für die Schönemannsche Schauspieltruppe sowie staatswissenschaftliche und andere Werke: Institutions politiques, 1760/1767, mit einer Einleitung von → Joachim Georg Darjes, deutsch Des Freyherrn von Bielefeld Lehrbegriff der Staatskunst (Johann Friedrich Korn d. Ä.: Breslau 1764-1773), Lettres familières et autres de Monsieur le baron de Bielfeld (1763), deutsch Des Freyherrn von Bielfeld freundschaftliche Briefe (Danzig 1765), Übersetzungen.
Biester, Johann Erich (17.11.1749 Freie Reichsstadt Lübeck-20.2.1816 Berlin, Grab Dorotheenstädtischer Friedhof), ev., V Ernst August Biester (* Hannover, † 1779), wohlhabender Seidenkrämer mit Ausschnitthandel, M Margarethe Elisabeth geb. Hake (1721-1750, starb achteinhalb Wochen nach der Geburt Johann Erichs, V Joachim Hake, Seidenhändler in Lissabon, von wo er nach dem Erdbeben von 1755 nach Lübeck zog, M Anna Dorothea geb. von Melle [V Jakob von Melle, 1659-1743, Lübecker Historiker]), ∞ Lübeck 1781 Kusine Anna Dorothea Hake (V Mutterbruder Johann Hake, Prediger in Lübeck),
Sohn:
Karl Biester (1788-1853), klassischer Philologe, Professor am Lyceum Hosianum in Braunschweig/Ostpreußen
Johann Erich Biester besuchte 1760 das Katharineum (gegründet 1531) in Lübeck, dessen Rektor, der Theologe Johann Daniel Overbeck (1715-1802), in ihm das Interesse am Klassischen Altertum weckte, lernte moderne Sprachen (Französisch, Italienisch, Englisch, später auch Spanisch, Dänisch), studierte Ostern 1767-1771 in Göttingen Jura, hörte auch Rechtsmedizin, englische Literatur, Literaturgeschichte, Geschichte, diese bei August Ludwig v. Schlözer (1735-1809), und schloß Freundschaft mit dem Jurastudenten und Dichter
Gottfried August Bürger (31.12.1747 Molmerswende [Stadtteil von Mansfeld]-8.6.1794 Göttingen), studierte ab 1768 in Göttingen Jura, mit → Biester gemeinsame Shakespeare-Studien, widmete ihm seine Übersetzung des Macbeth, 1772-1784 Amtmann am Patrimonialgericht Altengleichen (Fürstentum Göttingen) mit Sitz in Gelliehausen, Dichter des Sturm und Drang, schrieb Balladen, Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, a. 3.3.1775 Göttingen von der Loge Zum goldenen Zirkel (GLL), II. 23.6.1776, III. 1.11.1776, 1777-1783 Redner, mit → Friedrich Ludwig Schröder befreundet. (Peter Volk, in: Reinalter: Freimaurerische Persönlichkeiten).
Biester war nach dem Studium 1771 ohne Neigung zur praktischen Jurisprudenz als Jurist am Lübecker Marstallgericht tätig, schrieb für Zeitschriften, so für die von → Friedrich Nicolai in Berlin herausgegebene Allgemeine Deutsche Bibliothek (ADB), verkehrte unter aufgeklärten Gelehrten, besuchte den verehrten Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) in Hamburg, dieser nach Feßlers Zeugnis Mitglied der Loge Zu den drei Rosen, und schloß sich den Freimaurern an − am 29.6.1773 in die Lübecker Loge Zum goldenen Füllhorn aufgenommen. Biester erhielt 1773 eine Professur für Geschichte, schöne Wissenschaften und Sprachen am Paedagogium Bützow in Mecklenburg, wo er am 28.9.1773 zum Dr. jur. promovierte, wonach er an der Universität auch Collegia über Universal- und Rechtsgeschichte sowie griechische Autoren halten durfte. Er verließ Bützow im Dezember 1775, besuchte im Sommer 1776 Berlin und unterrichtete (Hofmeister) anschließend die Enkel des Landmarschalls v. Lützow in Eickhof. Die Bekanntschaft mit → Friedrich Nicolai entschied seine Zukunft. Dieser vermittelte ihm die Stelle eines Privatsekretärs bei Karl Abraham Freiherr v. Zedlitz (1731-1793), dem preußischen Staats- und Justizminister und Chef des geistlichen Departements, die er am 1.2.1777 antrat. Zedlitz übertrug ihm ein breites Aufgabengebiet als Vorleser, Briefschreiber, Lehrer bei seinen klassischen Studien, Übersetzer, so seiner Akademieschrift Sur le Patriotisme considéré comme Objet d’Education ins Deutsche, als Prüfer von Schulberichten und Schulplänen. Er fand im Berlin Friedrichs des Großen, schrieb er in seiner Selbstbiografie, "Geist und Herz-Erhebendes, Belebendes, Bildendes" und eine "reiche Anzahl edler großer Gelehrter, die zum Teil Epoche in ihren Wissenschaften gemacht haben". Er befreundete sich innig mit dem vier Jahre jüngeren → Friedrich Gedike und gewann die "vertrauensvolle Freundschaft" des Ministers → Karl August v. Struensee. Biester trat in Berlin am 9.4.1776 der Loge Zum goldenen Pflug (GLL) bei, die ihn umgehend zum Redner, am 8.11.1782 zum 1. Aufseher und am 5.12.1789 zum Logenmeister (3.2.1790 eingesetzt) wählte − ein Amt, das er mehr als ein Vierteljahrhundert bis zu seinem Tode ausübte. Die Große Loge erwählte ihn am 24.6.1790 (bis 1815) zum Großredner, womit er der Führung des Logenbundes angehörte. Seine zahlreichen Logenreden kennzeichneten ein ihm eigentümlich zum Herzen dringender Vortrag und Deutlichkeit. Im Januar 1777 nahm ihn der Montagsklub, das Hauptquartier der Berliner Aufklärung, auf, dem er 1811-1816 als Senior vorstand. Ende 1782 gründeten er und Gedike die Berlinische Monatsschrift (Band 1 Januar 1783), bald neben der Nicolaischen ADB ein Hauptorgan der Berliner Aufklärung. Als in den neunziger Jahren die Gegenaufklärung triumphierte, trat Gedike 1791 aus der Redaktion aus. Biester verlegte, als die Zensur immer mehr drückte, den Druckort ins deutsche Ausland, stellte die Berlinische Monatsschrift im Dezember 1796 ein, setzte sie 1797 unter dem neuen Namen Berlinische Blätter und 1799-1811 als Neue Berlinische Monatsschrift fort, wenn auch nicht mehr mit gleichem Erfolg. Aus gleichen Gründen wie Gedike und Biester die Berlinische Monatsschrift gründeten der weltliche Oberkonsistorialrat Karl Franz v. Irwing (1728-1801), 1787 Präsident des Oberschulkollegiums, Gedike, → Johann Friedrich Zöllner und Biester am 5.11.1783 die gelehrte, auf die praktische Reform von Staat und Gesellschaft gerichtete Mittwochsgesellschaft mit dem geheim zu haltenden Namen Gesellschaft von Freunden der Aufklärung. Der Gesellschaft gehörten mehrere Freimaurer an, außer Biester, Gedike und Zöllner noch → Ernst Ferdinand Klein, → Friedrich Nicolai, → Karl August v. Struensee, Christian Konrad Wilhelm Dohm (1751-1820); Moses Mendelssohn war auf Vorschlag Biesters vom 17.12.1783 Ehrenmitglied, er selbst Sekretär mit der Aufgabe, die Zusammenkünfte in den Wohnungen der Vortragenden vorzubereiten. Die Berlinische Monatsschrift veröffentlichte zahlreiche ihrer Vorträge. Die Vereinsleitung löste die Mittwochsgesellschaft nach dem Edikt wegen der geheimen Verbindungen im Herbst 1798 auf. Nachdem → Antoine-Joseph Pernety, 2. Bibliothekar der kgl. Bibliothek, der fest an die Weissagung weltzerstörender Erdbeben und Erdzerspalten, die in Brandenburg ihren Ausgang nehmen sollten, glaubte, in sein frömmeres Vaterland Frankreich zurückgekehrt war, empfahl Zedlitz seinen Sekretär dem König. Friedrich II. beschied Biester am 10.1.1784 auf das Schloß, wo er ihn abends um 7 Uhr sprach und zum Bibliothekar ernannte. Friedrich Wilhelm II. beförderte ihn 1794 zum 1. Bibliothekar (die Direktion hatte der Minister des Geistlichen Departements → v. Wöllner). Biester bezog die zur Behrenstraße gelegene Dienstwohnung neben der 1775-1780 von → Georg Christian Unger entworfenen und unter der Leitung von Georg Friedrich Boumann, dem Bruder von → Michael Philipp Boumann, erbauten kgl. Bibliothek, der Kommode, auf dem Forum Fridericianum. Er bezog ein Jahresgehalt von 570 Rtl. Sein von ihm ausgearbeitetes Bibliotheksreglement vom 4.3.1790 erschloß die Bücherschätze der Allgemeinheit. Er ließ das Gebäude zweckmäßig ausbauen, die Sammlungen planmäßig zusammenstellen, die Dubletten verkaufen und veranlaßte beträchtliche Ankäufe, so der bedeutenden Büchersammlung des 1798 verstorbenen Naturwissenschaftlers → Johann Reinhold Forster. Biester verreiste selten, wenn meist zu Bücherkäufen, kaum in die Ferne, so 1782 auf Veranlassung Zedlitz' nach Schlesien, 1787 mit dem Bankier Levy, vermutlich Samuel Salomon Levy (1760-1806), Ehemann der Cembalistin Sara geb. Itzig (s. Artikel Itzig, Bonem (Benjamin) Daniel), durch Deutschland, in das Elsaß, durch Lothringen und in die Schweiz oder 1791 mit Struensee nach Ostpreußen und von dort nach Polen, wo er in Warschau dem aufgeklärten König Stanisław II. August Poniatowski, dem letzten polnischen Wahlkönig, vorgestellt wurde. Biester verfaßte außer zahlreichen Zeitschriftenbeiträgen historische Werke, so Momente. Die dem Zeitalter Friedrichs des Großen sein Gepräge gaben, Abriß des Lebens und der Regierungsgeschichte der Kaiserin Katharina II. von Rußland (1797) und Die Geschichte von Polen (1796, 1797), arbeitete an der Übersetzung der Nachgelassenen Werke Friedrichs II. und an Friedrich Nicolais Beschreibung der königlichen Residenzstädte mit. Friedrich Wilhelm III. berief ihn schließlich am 19.4.1798 zum Ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (eine Wahl fand nicht statt). Die Große Landesloge ehrte den Verstorbenen am 2.5.1816 in einer Trauerloge. Die Gedenkrede hielt Landesgroßmeister → Frédéric Adolphe de Castillon.
Bischoffwerder, Hans Rudolf v. (er schrieb Bischoffswerder) (13.11.1741 Ostramondra/kursächsischer Anteil Thüringens-30.10.1803 Marquardt/Mittelmark), luth.,
Vater
Johann Rudolf v. Bischoffwerder (1707-1754), kursächsischer Rittmeister, Adjutant von Hermann Moritz von Sachsen (1696-1750, V Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, August der Starke, M Maria Aurora v. Königsmark [1662-1728]), 1743 Marschall von Frankreich, zuletzt Oberst der Generalstaaten, Zeitpunkt und Ort seiner Aufnahme als Freimaurer sind nicht ermittelt, proponiert 18.3.1743 Berlin in der Loge Aux trois Globes, Visiteur 25.5. und 30.5.1743, 25.5.1743 proponiert zum Meister, ohne Gegenstimmen akzeptiert, III. 18.6.1743, IV. 26.6.1743, Mitglied der schottischen Loge L’Union, später Mitglied der Strikten Observanz mit dem Ordensnamen Adolphus eques a grypho, Mitglied der Loge Zu den drei Rosen in Jena.
M Henriette Wilhelmine geb. v. Bünau-Ostramondra († 1762 Görlitz, brachte das Rittergut Ostramondra in die Ehe), ∞ 1. 1764 Luise Christiane v. Wilcke (V E. L. v. Wilcke, kursächsischer Kammerherr [gemeint Georg Leberecht v. Wilcke [1699-1761], kursächsischer Hof- und Regierungsrat, Kabinettsrat, Archivar]?), 1794 geschieden, 2. Wilhelmine Katharina verw. Gräfin Pinto (1757-1833, V Friedrich Wilhelm v. Tarrach [1718-1782], Finanzrat, 1777 faktischer Chef des V. Departements des Generaldirektoriums, rechte Hand Friedrichs II. im Manufakturwesen [Straubel: Biographisches Handbuch, 1004], deren erster Ehemann: Franz Ignaz v. Pinto, Graf di Barri [1725-28.12.1788 Potsdam], preußischer Generalmajor, Militäringenieur),
Tochter:
Friederike Wilhelmine Charlotte Gräfin v. Pinto (1776-1839) ∞ Potsdam 1797 Gustav Hermann August v. Wartensleben (1774-1834, Generalmajor, Ehe 1803 geschieden), Gv → Leopold Alexander v. Wartensleben, V Generalmajor Leopold Alexander v. Wartensleben (1745-1822)
dessen Bruder:
Wilhelm Friedrich Heinrich Ferdinand v. Wartensleben (1740-1776) ∞ Elisabeth Sophie Louise v. Printzen (V → Friedrich Wilhelm Freiherr v. Printzen)
Hans Rudolf v. Bischoffwerder verbrachte seine Kindheit auf dem thüringischen Wasserschloß Ostramondra vermutlich gemeinsam mit seinem Stiefbruder
Günther v. Bünau (21.5.1752 Bautzen-13.1.1795 Petrikau/Neu-Ostpreußen), V Günther v. Bünau (1712-1793), Landesbestallter des kursächsischen Markgraftums Oberlausitz, M Helene Elisabeth geb. v. Hohberg und Buchwald († 1755), wuchs bei seiner Stiefmutter, der Mutter Hans Rudolf v. Bischoffwerders, in Ostramondra auf, studierte Jura in Halle und 1771 in Wittenberg, 1775 Prüfung durch die Glogauer Oberamtsregierung, dort Referendar, 1778 Rigorosum, Referendar cum voto, 1780 Assistenzrat beim Kriminalkollegium in Glogau, 1786 Kriegs- und Domänenrat, wo er erstmals 1788 als Freimaurer nachgewiesen ist, 1788/1790 Redner der Hauskommende Cherub vor Eden in Glogau (Präfektur Apfelstädt der VII. Provinz der Strikten Observanz), 1790 Großsekretär, nach der Zweiten Polnischen Teilung Juli 1793 als Kriegs- und Domänenkammer nach Petrikau versetzt.
Die juristische Fakultät der Universität Halle immatrikulierte am 15.4.1756 den erst 15-jährigen Bischoffwerder, und er war erst 17 Jahre alt, als die Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen ihn am 23.11.1758 aufnahm. Er brach, mitten im Siebenjährigen Krieg, das Studium ab und trat 19-jährig 1760 in das preußische Kürassierregiment Nr. 11 Leib-Carabiniers ein, das ihn am 24.2.1761 zum Kornett beförderte. Er nahm in der Armee Prinz Heinrich am 29.10.1762 an der Schlacht bei Freiberg teil. Nach dem Krieg im Juli 1763 verabschiedet, erwarb er 1766 die oberlausitzischen Rittergüter See und Sproitz (die er 1771 wieder verkaufte) und trat als kursächsischer Kammerherr und Stallmeister in die Dienste des kursächsischen Prinzen Karl.
Karl Christian Joseph Prinz von Sachsen (1733-1796), V August III. Kurfürst von Sachsen und König von Polen (1696-1763), M Maria Josepha Erzherzogin von Österreich (1699-1757), 1758 Herzog von Kurland und Semgallen, dankte 1763 auf Druck Katharinas II. ab, lebte in Sachsen winters in Dresden im (2005-2008 wieder aufgebauten) Kurländischen Palais, sommers in Elsterwerda im Elsterschloß, 1772 Superior et Protector Ordinis in Saxonia der VII. Provinz der Strikten Observanz, großes Interesse an den Arbeiten der Dresdner Loge Zu den drei Schwertern, saß, selbst mit mystischer Neigung, dem Okkultisten Schrepfer auf.
Johann Georg Schrepfer (get. 26.3.1738 Nürnberg-8.10.1774 Leipzig), V Gastwirt in Nürnberg (nach Konkurs 1744? Soldat [preußischer Husar?, kaiserlicher Offizier?]), Johann Georg wohnte 1760 im preußisch besetzten Leipzig, ∞ 1761 Tochter eines Schneidermeisters, kaufte ein Kaffeehaus im Barfüßergäßchen, gründete 1772, ohne je in eine Loge aufgenommen worden zu sein, eine Loge der echten Maurerei, projizierte mit Hilfe einer Laterna magica Geister, behauptete im Besitz eines Millionenvermögens auf Schweizer Banken zu sein, geriet mit der Loge Minerva in Streit, deren Geheimnisse er verriet, was aber trotz Verhaftung und der Aufdeckung seiner Betrügereien seinem Ansehen beim Dresdener Hochadel nicht schadete, vor dem er in dem Prinz Karl gehörenden Kurländischen Palais auftrat, kam am frühen Morgen des 8.10.1774 in Anwesenheit Bischoffwerders ums Leben − Selbstmord oder Mord. Schrepfer diente Friedrich Schiller als Vorlage zu seiner Erzählung Der Geisterseher.
Bischoffwerder wurde 1765 in Görlitz in der schottischen Loge Zur gekrönten Schlange, einer Loge strikter Observanz der Präfektur Baruth der VII. Provinz, mit dem Ordensnamen Adolphus eques a grypho (Ritter zum Greifen) zum Ritter geschlagen. Er nahm an den Konventen in Kohlo (1772, wo er → Johann Christoph Wöllner kennenlernte) und Wiesbaden (1776, Bekanntschaft mit dem Heermeister → Karl Gotthelf v. Hund) teil. Er hatte eine starke Neigung zur Mystik, war ein Anhänger Schrepfers, den er im Auftrag von Prinz Karl verhörte. Sein begeisterter Bericht bewirkte, daß Schrepfer nach Dresden berufen wurde. Bischoffwerder sollte im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 als Adjutant → Heinrichs Prinz von Preußen in das sächsische Korps eintreten, indes verweigerte Prinz Karl seinen Abschied, worauf er auf Empfehlung → Friedrich Augusts von Braunschweig und durch Vermittlung Prinz Heinrichs im Range eines Majors ein von ihm aufzustellendes sächsisches Jägerkorps (Freikorps) erhielt. Friedrich II. gewährte ihm nach dem Krieg 1779 eine Pension. Bischoffwerder lebte in Potsdam als enger Vertrauter → Friedrich Wilhelms von Preußen, der ihm das Gut Marquardt schenkte. Er trat keiner preußischen Loge bei, besuchte aber als Begleiter des Thronfolgers die Feste der Potsdamer Loge Minerva. Am 24.12.1779 weihte ihn der preußische Gold- und Rosenkreuzerorden ein mit dem Ordensnamen Farferus Phocus Vibron de Hudlohn und übertrug ihm 1780-1789 die Direktion des Potsdamer Ordenszirkel Farferus. Nach der Ordensaufnahme Friedrich Wilhelms Prinz von Preußen am 8.8.1781 war er dessen rosenkreuzerischer Geleitmann. Bischoffwerder und weitere Rosenkreuzer inszenierten mit dem Thronfolger spiritistische Sitzungen mit Geistererscheinungen, auch um seine Trennung von Wilhelmine Enke zu erreichen. Der nunmehrige König Friedrich Wilhelm II. ernannte Bischoffwerder 1786 zum Oberstleutnant und Flügeladjutanten, beförderte ihn 1787 zum Obersten, 1789 zum Generaladjutanten, 1790 zum Chef des Feldjägerkorps zu Pferde (für Kurierdienste), 1791 zum Generalmajor und 1796 zum Generalleutnant. Er gewann nach Beginn der Französischen Revolution erheblichen Einfluß auf die preußische Außenpolitik, durch die Preußen in den Krieg mit Frankreich geriet (Konvention von Pillnitz vom 27.8.1791 von Preußen und Österreich zur Unterstützung des französischen Königs Ludwig XVI.). Bischoffwerder verbrachte nach seiner Pensionierung 1798 seine letzten Lebensjahre mit seiner Familie auf Schloß Marquardt am Schlänitzsee.
Bismarck, August Wilhelm v. (7.7.1750 Berlin-3.2.1783 Berlin, Grab in Hirschfelde [heute Ortsteil von Werneuchen]), ev. (ref.?), V Levin Friedrich v. Bismarck (1703-1774), 1746 Präsident des Kammergerichts, Etats- und Justizminister, Erbherr auf Briest, M Sophie Amalia geb. v. d. Schulenburg (1717-1782).
August Wilhelm v. Bismarck besuchte 1766 die Domschule in Magdeburg, studierte 1769-1772 in Halle Jura und wurde nach dem Studium auf Bitten des Vaters 1772 als Referendar beim Kammergericht angenommen. Friedrich II. versetzte ihn 1775 als Legationsrat in das auswärtige Departement, ernannte ihn 1777 zum Kammerherrn und zum außerordentlichen Gesandten am dänischen Hof in Kopenhagen (bis 1782). Noch vor seiner Abreise schlug → Friedrich August von Braunschweig den 26-jährigen Kammerherrn (1777) am 14.5.1777 als Freimaurer vor, worauf die Berliner Loge Zum flammenden Stern (GNML3W) am 2.6.1777 einstimmig stimmte, ihn am 16.6.1777 aufnahm, am 1.7.1777 zum Gesellen, am 15.7.1777 zum Meister und am 4. 9.1777 zum schottischen Meister beförderte. Er schenkte am 28.10.1777 der Logenbibliothek die vierbändige Ausführliche Abhandlung der römischen Alterthümer von Georg Christian Maternus de Cilano (Herausgeber Georg Christian Adler, verlegt bei Karl Ernst Bohn: Hamburg 1776). Die Loge nannte ihn letztmals 1780. Ob er in Kopenhagen einer Loge beitrat, ist nicht ermittelt, auch besuchte er nach seiner Rückkehr nach Berlin keine Loge mehr. Friedrich II. ernannte Bismarck nach einer Audienz in Potsdam am 19.10.1782 zum wirklichen geheimen Staats- und Kriegsminister und zum Chef des IV. und V. Departements im Generaldirektorium (Akzise-, Zoll-, Licent-, Kommerzien-, Fabriken- und Manufaktursachen). Er starb unverheiratet im 33. Lebensjahr an Leberverhärtung.
Blanc, Isaac (get. 23.8.1748 Berlin-28.4.1805), ref., Mitglied der französischen Gemeinde in Berlin, V Jean Balthasar Blanc (* 15.7.1708 Kassel), Kaufmann in Berlin, M Madeleine geb. Espagne († 11.6.1752 39-jährig), ∞ 1774 Susanne Marie Claude (* 21.1.1756).
Der Seidenunternehmer und Kirchenvorsteher Isaac Blanc besaß die großgewerbliche Seidenmanufaktur Blanc & Co. mit 1798 104 und 1801/02 151 Stühlen. Er kaufte 1801 das Altköllner Haus Breite Straße 6 als Wohn- und Fabrikhaus. Blanc war ab dem 27.8.1774 Mitglied der Berliner Loge Pégase (GLL), die ihn am 27.9.1775 zum Schatzmeister wählte (bis 1777/78). Sie führte ihn 1803 letztmals in ihren Listen.
Blanchard, Jean-Pierre François (4.7.1753 Les Andelys/Frankreich-7.3.1809 bei Paris), ∞ 1804 Marie-Madeleine-Sophie Armant (1778 Trois-Canons in Westfrankreich-7.7.1819 Paris bei Ballonabsturz), Ballonfahrerin.
Jean-Pierre-Blanchard unternahm am 2.3.1784 den ersten Ballonflug vom Marsfeld bei Paris aus mit einem mit Wasserstoff gefüllten Ballon. Er überquerte am 7.1.1785 mit einem gasgefüllten Ballon den Ärmelkanal, wonach er als Ballonschausteller auftrat. Er wahrscheinlich erfand den Fallschirm. Nach Ballonfahrten in Frankfurt am Main (1785), Hamburg (1786), Nürnberg (1787) und Braunschweig (1788, Adolph Freiherr Knigge schrieb über dieses Ereignis Die Reise nach Braunschweig, ein comischer Roman, 1792) veranstaltete Blanchard am 27.9.1788 in Berlin einen Flug mit einem mit Wasserstoffgas gefüllten Ballon vom Exerzierplatz im Tiergarten bis nach Karow (heute Ortsteil von Berlin-Pankow), erreichte 1920 m Höhe und setzte zwei kleine Hunde an Fallschirmen ab (1996 in Karow Ballonplatz, Blanchardstraße). Blanchard war Freimaurer. Die Loge Royale York de l'Amitié nahm ihn 1788 als Ehrenmitglied an. Ihre Berliner Tochter Zur siegenden Wahrheit führte ihn 1796 als Ehrenmitglied und zuletzt 1806 als abwesendes Mitglied. Blanchard starb während eines Ballonflugs an einem Schlaganfall.
Blücher, Gebhard Leberecht v., Fürst von Wahlstatt (16.12.1742 Rostock/Fürstentum Mecklenburg-Schwerin-12.9.1819 Krieblowitz/Schlesien), V Christian Friedrich v. Blücher (1696-1761), hessen-kasselscher Rittmeister a. D., Erbherr auf Groß-Renzow in Mecklenburg, M Dorothea Marie geb. v. Zülow (1702-1769), ∞ 1. Pottlitz/Westpreußen 1773 Karoline Amalie Freiin v. Mehling (1756-1791, V Friedrich Wilhelm v. Mehling, früherer polnischer Oberst, M Bernhardine geb. v. Bojanowska), 2. Sandhorst/Ostfriesland 1795 Katharina Amalie v. Colomb (1772-1850, V Peter v. Colomb, Präsident der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich),
ihre Brüder:
→ Georg Heinrich v. Colomb
→ Ludwig Christoph v. Colomb
→ Peter v. Colomb
Sohn:
Franz Joachim Bernhard v. Blücher (10.2.1778 Gresonse/Hinterpommern-10.10.1829 Köpenick [heute Stadtbezirk von Berlin]), 1792 Kornett im Husarenregiment Nr. 8, 1805 Premierleutnant, Adjutant seines Vaters, 1815 Abschied als Generalmajor, a. 20.11.1800 von der Loge Pax inimica malis in Emmerich, II. 18.12.1800, III. 10.1801, 1802 Ehrenmitglied
Neffe:
Gustav Siegfried v. Blücher (25.7.1770 Rostock/Fürstentum Mecklenburg-Schwerin -25.3.1859 Falkenberg [heute Ortsteil von Berlin]), V Ulrich Siegfried v. Blücher (mecklenburgischer Oberforstmeister), Leutnant im Husarenregiment Nr. 8, 1806 Major im Husarenbataillon v. Schill, auf Vorschlag von General → Johann Wilhelm v. Ernest a. 3.8.1800 Emmerich von der Loge Pax inimica malis, II. 20.11.1800
Gebhard Leberecht v. Blücher und sein Bruder Ulrich Siegfried verbrachten ihre Kindheit bei ihrer Tante v. Kradwitz auf Rügen (Schwedisch-Pommern). Beide traten, als Schweden gegen Preußen in den Krieg trat, gegen den Willen ihrer Eltern 1758 in die schwedische Husareneskadron Graf Putbus ein. Gebhard Leberecht v. Blücher nahm am 12.8.1759 an der verlustreichen Schlacht bei Kunersdorf teil. Er wurde am 22.8.1760 in Vorpommern (Kavelpaß bei Friedland) von Belling-Husaren gefangen. Oberst → Wilhelm Sebastian v. Belling nahm den mit ihm verwandten schwedischen Offizier am 20.9.1760 als Kornett in sein Husarenregiment Nr. 8 auf. Er war ein wahrer Vater gegen ihn und wurde sein Lehrmeister im Husarenhandwerk. Blücher kämpfte als Sekonde- und dann als Premierleutnant 1761/62 im Siebenjährigen Krieg, in dem er am 29.10.1762 in der Schlacht bei Freiberg verwundet wurde. Er war während der Intervention der Verbündeten Preußen und Rußland gegen die polnische Konföderation von Bar 1770-1772 als Stabsrittmeister (1771) an der polnischen Grenze (Cordon sanitaire) stationiert. Als Friedrich II. ihn nicht zum Major und Eskadronchef beförderte, richtete er ein Abschiedsgesuch an ihn, der ihn unehrenhaft aus der Armee entließ. Blücher zog sich auf sein Gut in Westpreußen zurück, heiratete und engagierte sich politisch ― der westpreußische Adel wählte ihn 1784 zum Deputierten bei der Landschaftsdirektion, und freimaurerisch ― die Stargarder Loge Augusta zur goldenen Krone nahm ihn am 6.2.1782 auf und beförderte ihn am 30.8.1784 zum Meister; er war 1804-1805 ihr Ehrenmitglied. Friedrich Wilhelm II. rehabilitierte Blücher, rangierte ihn 1787 im Range eines Majors und Eskadronchefs in sein früheres Husarenregiment Nr. 8 ein, beförderte ihn 1788 zum Oberstleutnant und 1790 zum Oberst. Er stand im Ersten Koalitionskrieg 1793-1795 am Rhein, 1794 als Kommandeur, dann im Range eines Generalmajors als Chef des Husarenregiments Nr. 8 in Emmerich. Er erhielt 1795-1801 den Oberbefehl über den Kordon an der Demarkationslinie zu Frankreich. Nunmehr trat er am 21.8.1799 der Loge Zum hellen Licht in Hamm bei, die ihn am 16.10.1799 auf den IV. und am 25.6.1803 auf den V. Grad beförderte und ihn in den Inneren Orient wählte. Im Jahre 1800 erwählte die Loge Pax inimica malis in Emmerich ihn zum Ehrenmitglied. Als Blücher 1802 die preußische Besitznahme des Bistums Münster befehligte, trat er der dortigen Loge Zu den drei Balken bei, die er von August 1802 bis zum 16.9.1806 als Meister vom Stuhl führte. Er lernte in Münster den Kammerpräsidenten Freiherr vom Stein kennen und unterstützte die Militärreform (1805 Gedanken über die Formierung einer preußischen Nationalarmee). Im Vierten Koalitionskrieg zog sich sein Korps nach der Schlacht bei Auerstedt (14.10.1806) nach Lübeck zurück und kapitulierte bei Ratekau. Blücher geriet in Gefangenschaft, wurde aber ausgetauscht. Nach dem Krieg war er Kommandierender General von Pommern und der Neumark, wurde aber 1811 auf Druck Napoleons entlassen. Er war weiter freimaurerisch aktiv, 1811 Mitglied der Feldloge Nr. 1 (GLL), zudem Ehrenmitglied der Stargarder Loge Julius zur Eintracht (1805-1819). Blücher erhielt mit Beginn der Befreiungskriege den Oberbefehl über die Schlesische Armee (Generalstabschefs → Gerhard Johann David v. Scharnhorst, → August Wilhelm Anton Neidhardt v. Gneisenau), die den Übergang über die Elbe erzwang und im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig focht. Er hatte 1815 den Oberbefehl über die preußische Armee, die am 18.5.1815 in der Schlacht bei Waterloo wesentlich zum endgültigen Untergang Napoleons beitrug (Marschall Vorwärts). Blücher starb vier Jahre nach dem Krieg. Die Loge Julius zur Eintracht in Stargard ehrte ihn am 12.9.1819 in einer Trauerloge und stellte am 31.12.1819 einen Obelisk im Logengarten auf. Das erste Blücher-Denkmal steht in Rostock (von → Johann Gottfried Schadow, Inschrift von Goethe:
In Harren und Krieg,
In Sturz und Sieg,
Bewußt und groß!
So riß er uns
von Feinden los.
Blumhofer, Maximilian (17.2.1759 München/Kurfürstentum Bayern-9.4.1834 Aachen), kath., V Anton Blaimhofer (Torzöllner), M Katharina Blaimhofer.
Maximilian Blumhofer besuchte bis 1776 das ehemalige Jesuitengymnasium (kurfürstliches Schulhaus) in München. Er ging um 1784 nach Mannheim, Düsseldorf, Wien und St. Petersburg, wo er am kaiserlichen deutschen Hoftheater als Theaterschriftsteller und Komponist tätig war. Nach der Rückkehr nach Bayern erhielt er eine Hofmeisterstelle bei Graf Maximilian Seyssel d'Aix (1776-1855, oder bei dessen Vater General Sigmund Friedrich Graf Seyssel d'Aix) im kurbayerisch-pfälzischen Düsseldorf, unterrichtete 1783-April 1797 in Krefeld, einer preußischen Exklave im Erzbistum Köln, am Schehlschen Institut, einer Handelsschule, Geschichte, Moral, Französisch und Musik. Blumhofer trat am 7.3.1789 in Krefeld der Loge Zur vollkommenen Gleichheit bei, wofür er 35 Rtl bezahlte. Die Loge wählte ihn am 23.7.1791 zum Redner (bis 1803). In Köln wurde er Mitglied der Loge Du Secret des trois Rois (Minerva Rhenana?). Er arbeitete ab 1787 an der von → Johannes Lang herausgegebenen Zeitschrift Familienfreund mit. Er schrieb das bayerisch-patriotische Schauspiel So handelt ein guter Fürst So handeln rechtschaffene Bürger (1785) und das komisch-satirische Singspiel Die Luftschiffer oder der Strafplanet der Erde (1786). Als Frankreich im Oktober 1794 Krefeld besetzte und es 1795-1815 dem Kaiserreich einverleibte, trat er als Redner in konstitutionellen Zirkeln und bei republikanischen Veranstaltungen auf und übernahm juristische Wahlämter: 22.9.1797 Mitglied der Regierung für Jülich in Düren, Januar 1798 deren Präsident, 28.2.1798 Richter am Obertribunal des Roer-Departements in Köln, April 1798 Präsident der französischen Zuchtgerichts in Krefeld, Oktober 1798 Richter in Köln, April 1799 Präsident des Tribunals in Köln (oder Krefeld?), 4.5.1802 Richter am Tribunal 2. Sektion, 7.3.1803 am Kriminalgericht in Aachen Stellvertreter des Kommissars Wilhelm Vossen bei Gerichtshöfen des Roer-Departements, 1812 Instruktionsrichter in Aachen. Blumhofer wurde nach 1814 im preußischen Rheinland Landgerichtsrat in Aachen.
Boaton, Pierre-François de (1734 St. Auban/Schweiz-1795 Berlin), ∞ de Royer, → Paul Joseph Bardou malte das Ehepaar vor der Hochzeit.
Pierre-François de Boaton diente in den Armeen des Schweizer Stadtstaats Bern und des Königreichs Sardinien (Kapitän). Friedrich II. nahm ihn 1776 in seine Dienste und ernannte ihn im Range eines Kapitäns zum Gouverneur der Académie militaire, der kgl. Neuen Ritterakademie in der Burgstraße. Boaton schrieb französische Gedichte, übersetzte Poesie und Prosa vorzüglich ins Deutsche und malte Pastelle. Er wohnte (1779) Unter den Linden im Mennischen Haus und in seinen letzten Lebensjahren außerhalb Berlins. Wann und wo er Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. Die Loge Zu den drei goldenen Schlüsseln, die erste Zinnendorfsche Loge in Berlin, nahm ihn am 10.10.1770 auf. Er war am 4.9.1771 Mitstifter der Loge Au Cheval Pégase (Zum fliegenden Pferd, Le Pégase, Zum Pegasus), die bis 1795 in französischer Sprache arbeitete. Zinnendorf setzte ihn als Logenmeister ein, was die Loge durch Wahl am 17.10.1773 bestätigte; er übte das Amt bis zu seinem Tod aus. Er wurde am 20.12.1772 als 1. Großaufseher Mitglied der Führung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, die ihn am 24.6.1778 zum Großredner und am 30.11.1776 zum Mitglied der Stewardsloge, der Verwaltung der Großen Landesloge, erwählte. Das Große Ordens-Kapitel «IIndissolubilis» beförderte ihn am 20.12.1776 zum 1. Ritter-Aufseher. Boaton hielt die Festrede anläßlich der Erteilung des Protektoriums durch Friedrich II. Discours prononcé dans l'assemblée extraordinaire de la Grande Loge des Francs-Maçons Teutons pour célébrer la faveur signalée que Sa Majesté a digné lui accorder, en lui donnant un acte formel et public de Sa protection royale émané du trône le 16 juillet 1774 (Neudruck in: Berliner Freimaurerreden, 134-142).
Bock, Johann Friedrich (1748 Königsberg/Pr.-9.1.1813), luth., Gv Georg Bock [† 1729], Stadtchirurg von Königsberg/Pr., Eltern nicht ermittelt,
Sohn:
Johann August Friedrich Bock (* 1780 Berlin), Dr. med. et chir. in Berlin, am 9.8.1805 von seinem Vater vorgeschlagen, a. 16.8.1805 in Berlin von der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W), II. 17.1.1806t, dimittierte am 29.1.1813.
Neffe:
→ Karl Gottlieb Bock
Johann Friedrich Bock war, als → Johann Philipp Hagen ihn am 15.8.1787 zum Freimaurer vorschlug und die Berliner Loge Zum flammenden Stern ihn auf der Geburtstagsfeier des Nationlgroßmeisters → Friedrich August von Braunschweig am 29.10.1787 aufnahm, Chirurgie-Assessor im Obermedizinalkollegium in Berlin und Accoucheur (Gynäkologe, Geburtshelfer). Er avancierte 1799 zum Obermedizinalassessor und Professor der Entbindungskunst in Berlin. Die Loge beförderte ihn am 16.1.1788 zum Gesellen, am 6.9.1788 zum Meister und am 30.5.1796 zum Schottenmeister, wählte ihn 1795 zum Schatzmeister (am 20.6.1795 installiert, vermutlich mit Unterbrechungen bis 1813), im Juli 1799 auch zum Rendanten der Armenkasse, 1801 zum Zeremonienmeister und am 26.9.1805 mit 9 zu 7 Stimmen zum substituierten Meister vom Stuhl. Bock wurde 1797 Mitglied der Großen National-Mutterloge, des Führungsgremiums der Logenbundes, mit Sitz und Stimme. Sie erwählte ihn am 6.4.1799 zum Großschatzmeister und 1801 zum deputierten Großalmosenier der Armendeputation. Die Loge gedachte seiner am 26.1.1813 in einer Trauerloge.
Bock, Karl Friedrich Wilhelm (1759 Potsdam-1829 Berlin).
Karl Friedrich Wilhelm Bock erhielt in Berlin eine künstlerische Ausbildung bei den Malern → Karl Christian Wilhelm Baron und Johann Christoph Frisch (1738 Berlin-1815 Berlin), die er in Dresden vervollständigte. Er lebte als Historienmaler in Potsdam, wo ihn die Deputation Zur Standhaftigkeit (RY) am 6.1.1784 aufnahm. Friedrich Wilhelm II. ernannte Bock 1787 zum kgl. Hofmaler. Er porträtierte den König, Königin Luise und weitere Mitglieder der königlichen Familie. Im selben Jahr beteiligte er sich an der Akademieausstellung. Bock zog vermutlich in den neunziger Jahren nach Berlin um, wo die Loge Zum Pilgrim (GLL) ihn am 3.11.1797 als Mitglied vorschlug, am 26.4.1798 glücklich ballotierte, am 23.4.1798 die Mitgliedschaft erteilte, ihn im Maurerjahr 1799/1800 zum Gesellen und am 19.7.1801 zum Meister beförderte. Er blieb bis zu seinem Tod ihr Mitglied.
Bock, Karl Gottlieb (24.5.1746 Friedland/Westpreußen-12.1.1829 Königsberg/Pr.), zwinglianisch, Gv Georg Bock († 1729), Stadtchirurg in Königsberg/Pr., Gm Barbara geb. Ditter, Eltern nicht ermittelt, ∞ 2. Sophia Reichardt (V Johann Reichardt, Stadtmusikus in Königsberg, Bruder des kgl. Kapellmeisters Johann Friedrich Reichardt, der Potsdam 1776 Juliane Benda, Bruder von → Karl Hermann Heinrich Benda, heiratete).
Neffe:
→ Johann Friedrich Bock
Onkel:
Johann Georg Bock (1698 Königsberg/Pr.-1762 Königsberg), Magister phil. in Halle, 1733 Prof. der Poesie an der Universität Königsberg, Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Berlin (1732) und St. Petersburg (1758), Freund Johann Christoph Gottscheds, Mundartforscher, schrieb Idioticon Prussicum (1759)
Friedrich Samuel Bock (1716 Königsberg/Pr.-1785), 1754 Prof. der Theologie in Königsberg, 1753-1779 Universitätsbibliothekar, untersuchte die umfangreiche Bernsteinsammlung von → Friedrich Franz Saturgas, bestätigte die antike Auffassung, daß Bernstein versteinertes Baumharz sei
Karl Gottlieb Bock studierte 1763-1766 an der Albertina in Königsberg u. a. bei Immanuel Kant. Er war befreundet mit → Theodor Gottlieb Hippel, Johann Friedrich Reichardt, dessen Schwester er heiratete, und Johann Gottfried Herder, der im Juni 1766 in Riga von der Loge Zum Schwert aufgenommen worden war. Bock ließ sich als Advokat des oberburggräflichen Amtes in Königsberg nieder, wurde 1772 als Kammersekretär nach Marienwerder versetzt, wo er 1781-1791 Redner der Loge Zur goldenen Leier war, avancierte 1792 zum Kriegs- und Domänenrat im Oberpräsidium in Königsberg und 1793 zum Kommerz- und Admiralitätsrat. Die Königsberger Loge Phönix (GLL) affiliierte ihn 1792 und wählte ihn am 10.9.1793 zum Logenmeister (bis zu seinem Austritt aus der Loge 1801). Er schrieb Gedichte eines Preußen (bei Jobst Hermann Flörke: Danzig 1775). 1797 porträtierte → Wilhelm Gottfried Friedrich Döppler ihn. Reichardt schreibt in seiner Autobiografie, Bock sei "als Dichter und Übersetzer des Virgils rühmlich bekannt", habe "mit seinem heißen Eifer für die schönen Künste und seinem gebildeten Geschmack nicht ohne Anstrengung eine schöne Gemäldesammlung" zusammengebracht, "mit welcher unser kunstschützender König durch einen großmüthigen Ankauf die Königliche Kunstschule beschenkt hat".
Böheim, Josef Michael (20.7.1747 Prag-4.7.1811 Berlin), kath., V Johann Joachim Böheim, ∞ Marianne geb. Wulfen (1757 oder 1759 Hamburg-1824 Berlin), sie debütierte 1776 als Schauspielerin in Lübeck, trat 1779 in Berlin auf, 1789-1824 Ensemblemitglied des kgl. Nationaltheaters,
Tochter:
Charlotte Dorothea Marie Böheim (1782 Berlin-1831 Frankfurt a. M.), Schauspielerin, Opernsängerin (Sopran), 1818 Abschied, ∞ 1805 den Violincellisten Friedrich Wilhelm Graff.
Josef Michael Böheim erhielt 1779 in Berlin ein festes Engagement bei der Döbbelinschen Schauspielgesellschaft, in der er am 4.4.1783 als erster den Tempelherrn in Lessings Nathan der Weise spielte. Er gab Väter- und Charakterrollen. Die Loge Zu den drei Totengerippen lehnte, vermutlich bei einem Gastspiel in Breslau, seinen Aufnahmeantrag ab, obwohl er in Berlin überall den Ruf eines rechtschaffenen Mannes hatte (GStA PK, Freimaurer, 5.2. B 24 Nr. 9 Bl. 119-119R). Dagegen nahm ihn die Berliner Loge Zur Beständigkeit (GLL) am 21.12.1782 ohne Bedenken nach einstimmiger Ballotage auf, beförderte ihn am 14.2.1784 zum Gesellen und am 1.6.1784 zum Meister, nachdem er sich bereits am 26.3.1784 verabschiedet hatte. Er trat am 17.4.1784 ein Engagement als Hofschauspieler am Schwedter Hoftheater → Friedrich Heinrichs Markgraf von Brandenburg-Schwedt an. Nach dessen Tod und der Auflösung des Hoftheaters 1788 erhielt er an der Taborschen Bühne in Frankfurt am Main ein Engagement, kehrte 1789 mit Frau und Tochter nach Berlin zurück, wo er als Probe den Graf von Gloster in Shakespeares König Lear gab. Die Eheleute waren bis an ihr Lebensende Mitglieder des kgl. Nationaltheaters. Böheim trat in Berlin wieder in seine alte Loge Zur Beständigkeit zurück, die ihn am 12.10.1794 zum 2. Aufseher (bis 1799) wählte. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Maurerischen Lesegesellschaft, deren Kassenaufsicht er 1796 übernahm. Böheim gab mit → Josef Karl Ambrosch 1793 die ersten beiden Teile der Freimäurerlieder mit Melodien heraus, den dritten Teil 1795 allein. Er komponierte die Freimaurerlieder Die Trennungsstunde schlägt, ihr Brüder, Gott schuf einst diese liebe Welt, Sanft ruhts sich’s in der Tugend Armen, Laßt uns zur Freude gesellig sein.
Bonin, Karl Heinrich v. (15.7.1772 Gera/Fürstentum Reuß jüngere Linie-4.1.1814 Neidschütz [heute Ortsteil von Naumburg]/Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg), ev., V Christian Friedrich Heinrich v. Bonin (1730 Ebersdorf-24.9.1801 Gera), Hofrat, Kanzler des Plauenschen Hauses, Konsistorialpräsident in Gera, M Louise Amalie geb. v. Dieskau (1743 Merane bei Glauchau-28.1.1826 Gera), ∞ Rosalie Johanna (Jutta) Hoffmann (2.2.1781-27.12.1841 Bunzlau),
Sohn
Robert Julius Friedrich Moritz v. Bonin (1805-1852), Hauptmann, Militärhistoriker, verfaßte mit Louis v. Malinowsky Geschichte der brandenburg-preußischen Artillerie (Duncker und Humblot: Berlin 1840-1843).
Der 15-jährige Thüringer Karl Heinrich v. Bonin trat nach dem Besuch des Geraer Gymnasiums 1787 als Gefreiterkorporal in die Leibkompanie des I. Bataillons Garde in Potsdam ein, avancierte 1790 zum Fähnrich und 1792 zum Leutnant im Dragonerregiment Nr. 11 v. Tschirschky, mit dem er in den Ersten Koalitionskrieg 1792-1795 zog. Bonin erhielt 1805 nach einem Sturz vom Pferd im Range eines Stabskapitäns (1802) seinen Abschied und wurde im Zivildienst, wahrscheinlich als Salzfaktor im niederschlesischen Löwenberg, versorgt. Wann und wo Bonin Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. Er wird lediglich einmal als Freimaurer genannt, 1806 als Mitglied er Breslauer Loge Friedrich zum goldenen Zepter im Gesellengrad. Bonin kehrte bei Kriegsbeginn 1806 in den aktiven Militärdienst zurück, geriet bei Silberberg in bayerische Gefangenschaft, konnte fliehen. Seine Frau Rosalie Johanna v. Bonin beschrieb ihre Kriegserlebnisse 1806/07 (Merkwürdige Begebenheiten aus dem Leben einer Preußischen Officiersdame): "Begeistert von Vaterlandsliebe und treuer Anhänglichkeit an den König leistete sie ihrerseits, was wenige Frauen vollbringen. Sie unterstützte und beredete die aus den Schlachten an der Saale Entkommenen, sich zu dem Corps des Fürsten von Pleß [Herzog Friedrich Ferdinand Herzog von Anhalt-Köthen, 1769-1830, 1797 Fürst von Pleß, 1806 General-Gouverneur von Schlesien, Generalmajor] zu begeben, erbat sich von diesem in den ersten Tagen des Januar 1807 in Glatz ein Commando, um Geld herbeizuschaffen, und erhielt unter den Lieutenants Fischer und Schrader siebzig Mann leichte Cavallerie, welche ihr mit der Bestimmung folgten, alle Gelder aus öffentlichen Kassen in Beschlag zu nehmen. Auf diese Weise setzte sie sich in mehreren Gebirgsstädten in den Besitz von 22 000 Thalern und ging demnächst nach Bunzlau zur Abholung von 10 000 Thalern, welche sie dort fortgenommen und verborgen hatte. Da diese Stadt nach den ihr zugegangenen Nachrichten von den Franzosen bereits besetzt war, so schlich sie sich allein heimlich ein und zog erst den Lieutenant Schrader mit drei Mann, welche vor den Thoren geblieben waren, heran als sie keine Feinde vorfand. Während sie das Geld zusammenpackte, langte eine Extrapost mit einem reich decorirten Französischen Officier in Bunzlau ein; sie ging zu ihm und fragte ihn, wer er wäre, - es war der General Brun; da er nach einem Gasthofe verlangte, so führte sie ihn in das Gasthaus, wo Schrader mit seinen Leuten frühstückte, und erklärte ihn hier für gefangen; Brun machte dabei auch keine Schwierigkeiten; in seiner Cassette fanden sich 70 000 Thaler in Gold, die ihm abgenommen wurden. Genau auf dieselbe Weise nahm Frau von Bonin dann noch den später anlangenden Brigade-General Baron von Globig und den Bairschen Rittmeister Grafen Erbach gefangen. Lieutenant Schrader trat mit den Gefangenen und mit dem Gelde den Marsch nach Löwenberg an, wo sein Commando zurückgeblieben war, während Frau von Bonin zur Abholung ihrer Familie und ihres Reitpferdes nach ihrem nahe Bunzlau gelegenen Gute Wiesau abfuhr. Auf diesem Wege begegnete ihr ein Französischer Courier, sie kehrte um, brachte auch ihn zum Lieutenant Schrader, eilte nach Wiesau, schickte ihre Kinder nach Löwenberg voraus und folgte ihnen zu Pferde in Begleitung ihres kranken Mannes. - Da wegen der Nähe des Feindes auf gebahnten Wegen nicht nach der Grafschaft Glatz zu kommen war, so ging der Lieutenant Schrader mit den Depeschen und einem Theil der Beute dahin voraus, ihr Mann und der Lieutenant Fischer unternahmen mit fünf Mann den Transport der Gefangenen. Während sie mit ihren Kindern und den 22 000 Thalern glücklich nach Reinerz kam und das Geld dem Grafen Goetzen [Friedrich Wilhelm v. Goetzen d. J., 1767-1820, Rittmeister, Flügeladjutant Friedrich Wilhelms III., Vertreter des Fürsten von Pleß als Generalgouverneur von Schlesien] einhändigte. Das Commando mit den Gefangenen wurde auf dem Wege nach Silberberg vom Feinde aufgehoben, letzterer war auch auf Frau von Bonin aufmerksam geworden, sie durfte sich ohne Gefahr nicht mehr zu ihrem Gute zurückbegeben und blieb daher nunmehr bei dem Corps des Grafen von Goetzen, theilte meist zu Pferde mit den Truppen alle Gefahren und Mühseligkeiten, unterstützte die Preußischen Soldaten, ging später nach Glatz und setzte auch hier ihre Bemühungen zum Nutzen der Festung so lange fort, bis der Friede von Tilsit ihre[r] Thätigkeit ein Ende machte." (aus: Preußischer Soldatenfreund, 1845, Nr. 629, in: Bonin: Geschichte des Hinterpommerschen Geschlechtes von Bonin, 173f.) Bonin lebte nach dem Krieg als Rittmeister v. d. Armee in Wiesau bei Bunzlau in Niederschlesien und amtierte 1812 zum Kreisoffizier der Gendarmerie in Jauer. Er stand in den Befreiungskriegen 1813 als Hauptmann im 2. Schlesischen Landwehrregiment, war während der Belagerung von Glogau Platzkommandant des Feldlazaretts in Neidschütz, wo er 1814 an Faulfieber (Flecktyphus) starb. Bonin schrieb Das unglückliche Jahr meines Lebens. Memoiren eines Preußischen Officiers (bei C. G. Schöne: Berlin 1812).
Bonte, Isaac III (14.5.1761 Magdeburg-30.8.1848 Magdeburg), wallonisch-ref., V Gideon Bonte (29.11.1732 Magdeburg-28.6.1776 Magdeburg), Branntweinbrenner, Seifensieder, M Louise geb. Le Sage (∞ Magdeburg 13.6.1760; 28.11.1732 Magdeburg-24.4.1812 Magdeburg) leitete nach dem Tod ihres Mannes die Seifensiederei, ∞ Magdeburg 3.12.1786 Henriette Elisabeth Hachtmann (26.1.1770 Magdeburg-27.3.1820 Magdeburg),
Schwiegereltern:
Heinrich Wilhelm Hachtmann (9.9.1723 Langenberg-6.9.1794 Magdeburg), geht nach dem Tod der Eltern von Langenberg nach Magdeburg, Lehre bei seinem Vetter → Heinrich Wilhelm Bachmann, 24.6.1756 Mitglied der Pfälzer Kolonie, ∞ Magdeburg 6.6.1756 Susanne Rahel Bouquet (auch Boquet, 6.6.1738 Magdeburg-22.4.1804 Berlin, V Benjamin Bouquet, wallonischer Pastor in Magdeburg, M Maria Anna geb. Huguet), gründete 1783 mit seinem Schwager → Heinrich Sulzer in Magdeburg eine Fabrik für seidene Schnüre, Frisolett, doppelte, englische Taft- und Zackenbänder, die 1790 in den alleinige Besitz Sulzers überging.
Brüder:
Benjamin Peter Hachtmann (25.2.1757 Magdeburg-1821 Glogau/Schlesien), studierte 1775-1778 Jura in Frankfurt, 1778 Regierungsreferendar in Magdeburg, 1784 Regierungssekretär, 1799 gegen seinen Willen zur Oberamtsregierung in Glogau versetzt, a. 10.12.1790 Magdeburg von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit, II. 11.2.1791, III 23.12.1791, 1799 entsagt, 1801 ausgelassen.
Heinrich Wilhelm Hachtmann (7.4.1760 Magdeburg-22.6.1814 Magdeburg), Kaufmann, Seidenmanufakturunternehmer in Magdeburg, ∞ Magdeburg 14.8.1788 Johanna Friederike Christine Höltzer (5.6.1766 Magdeburg-3.3.1838 Magdeburg), 1792 in Magdeburg Mitglied der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit, 1792 II, 1797 III, zuletzt 1802 genannt.
Isaac Bonte ging nach der Lehre 1779 auf die Walz, kam nach Braunschweig, Berlin, Paris, Venedig und etablierte sich nach der Rückkehr in Magdeburg als Grünseidenfabrikant. Die Grünseifenfabrik Cuny & Bonte belieferte in den Befreiungskriegen westfälische Militärlazarette. 1814 errichtete Bonte in der Rheinprovinz eine Gewehrfabrik. Die Loge Ferdinand zur Glückseligkeit nahm Bonte am 18.3.1803 auf, beförderte ihn am 18.11.1803 zum Gesellen und am 31.8.1804 zum Meister und wählte ihn 1807 zum 1. Zeremonienmeister (Oberceremonier); er war Präparateur der schottischen Loge Zur grünen Linde.
Bonte, Jean-Charles (22.2.1762 Magdeburg-3.12.1824 Magdeburg), wallonisch-ref., V Isaac Bonte II (1720-1790), M Catharine Sara geb. Dumont († 1809),
∞ 1.1785 Marie Louise Wild († 1795 im Kindbett, V Kaspar Wild, M Charlotte geb. Bonte), 2. 1798 Sophie Krieger (V Artillerieleutnant, M Euphrosine geb. Weiß [† 1843]).
Zwillingsbruder:
Isaac-Frédéric Bonte (22.2.1762 Altstadt Magdeburg-29.1.1829 Berlin) ∞ 1788 Marianne Lefèvre, V Abel Lefèvre, Magdeburger Kornhändler, Großschiffer, M Christiane Dorothee geb. Waegener, Bonte studierte am Berliner Französischen Gymnasium Theologie, als dessen bester Schüler Friedrich II. ihm 1780 als Prämie die achtbändigen Les Poésies d'Horace überreichen ließ, 1783 erste Predigt an der französischen Hospitalkirche in Berlin, 1785-1811 Prediger der französisch-reformierten Gemeinde in Burg, 1802 in Potsdam Mitglied der Loge De la Sagesse (RY), 1803 abwesendes Mitglied, wurde am 8.10.1810 wegen Majestätsverbrechen amtsenthoben und zu Festungshaft verurteilt, kam 1811 nach Berlin und unternahm eine Reise durch Deutschland.
Der 15-jährige Jean-Charles Bonte begann 1777 eine Handlungslehre bei Laubel in Magdeburg in der Neustädter Straße, assistierte seinem Vater, übernahm nach dessen Tod die Materialwarenhandlung am Knochenhauerufer 28, verpachtete sie 1799 und pachtete stattdessen die Zitadellziegelei. Bonte war Mitglied der Seidenkramerinnung. Die Magdeburger Loge Ferdinand zur Glückseligkeit nahm ihn am 12.6.1801 auf, beförderte ihn am 28.3.1802 zum Gesellen, am 27.8.1802 zum Meister und wählte ihn 1809 zum 2. Zeremonienmeister. Bonte übernahm mehrere öffentliche Ämter: 1806-1808 Ratmann der Pfälzer Kolonie und Rendant der Serviskasse, 1808-1814, als Magdeburg zum Königsreich Westfalen gehörte, Adjoint der Mairie.
Borcke, Friedrich Heinrich Graf v. (1.2.1776 Berlin-10.10.1825 Hueth bei Emmerich), luth. V Heinrich Freiherr v. Borcke (1736-1791), 17.1.1790 preußischer Grafenstand, Geh. Finanzrat, 1788 außerordentlicher Gesandter bei den Nordischen Mächten in Kopenhagen, ab 1789/90 in Stockholm, M Marie-Anne (Marianne) de Chène (Chèsne) de Ramelot verw. de Vattel. (* Schweiz, † 1796, Witwe von → Emer de Vattel, V Guellaume du Chène [Chèsne], spanischer Offizier, M Anne Babette geb. de Camuset), ∞ Halle (Saale) 1798 Amalia Luise Christine Freiin v. Gaza (8.5.1782 Regensburg-30.8.1855 Hueth),
Schwiegervater:
Ignaz Hermann v. Gaza (22.3.1752 Regensburg-17.2.1820 Hennersdorf/Niederschlesien), ∞ 1781 Katharina v. Handel verw. v. Wildt (v. Mayer?, um 1717-um 1777), 1777 Leutnant im Breslauer Infanterieregiment Nr. 31 (Chef General Friedrich Bogislav v. Tauentzien), a. 1771 Breslau von der Loge Zur Säule, 1788 Kapitän im Füsilierbataillon Nr. 2 de Renouard in Halle (Saale), dort spätestens 1791 Mitglied der Loge Zu den drei Degen im Meistergrad, 1799 Major im Füsilierbataillon Nr. 20 v. Ivernois, 1802 in Münster, 1804 Oberstleutnant im Füsilierbataillon Nr. 19 v. Ernest in Münster, zuletzt Oberbrigadier der Gendarmerie in Oberschlesien, 1799 Mitglied der Loge Zum hellen Licht in Hamm, 1808 Ehrenmitglied, 1800-1803 Mitglied der Loge Pax inimica malis in Emmerich und 1802-1807? der Loge Zu den drei Balken in Münster.
Heinrich Graf v. Borcke studierte ab 1797 Jura, Forstwissenschaften und Kameralistik in Halle, wo ihn am 9.6.1797 die Loge Zu den drei Degen (28.10.1787 GNML3W) aufnahm. Er gründete als Student Ende 1799 in Emmerich das Freie Zeicheninstitut, die erste Berufs- und Zeichenschule für Handwerker. Er verwaltete nach dem Studium zwei Jahre das Gut Hueth, das sein Großvater Friedrich Wilhelm Freiherr v. Borcke (1693-1769), Präsident der Kriegs- und Domänenkammer in Minden und Kleve, 1736 mit der dazugehörigen klevischen Unterherrschaft erworben hatte. Borcke trat Ende 1798 in Emmerich der Loge Pax inimica malis bei, die ihn am 3.8.1800 zum Gesellen und am 20.1.1801 zum Meister beförderte sowie am 28.11.1801 zum 2. Zensor und am 24.6.1802 den 26-Jährigen zum Meister vom Stuhl wählte (bis 1806); er blieb bis 1825 ihr Mitglied. Borcke trat 1804 in den preußischen Staatsdienst mit dem Auftrag, in den neuen Kammern Münster und Hamm das Schulwesen einzurichten. Als Preußen im Vertrag von Schönbrunn 1805 die rechtsrheinischen Teile des Herzogtums Kleve an das Kaiserreich Frankreich abtreten mußte, die nun zum französischen Großherzogtum Berg gehörten, wo Borcke Hueth und weitere Güter besaß, trat er 1806 in die Dienste des Großherzogs Joachim I. (Joachim Murat, 1767-1815), der ihn zum Provinzialrat im Sieg-Departement, einem der vier Departements des Großherzogtums, mit dem Sitz in Dillenburg, wo er mit der Eingliederung der nassau-oranischen Territorien befaßt war, und 1809 zum Präfekten des Rhein-Departements mit Sitz in Düsseldorf ernannte. Kaiser Napoleon, dessen Bekanntschaft er 1811 machte, berief ihn 1812 zum Staatsrat und verlieh ihm den Titel eines Ritters der Ehrenlegion. Nach der Völkerschlacht von Leipzig gab Frankreich das Großherzogtum auf, worauf Brocke in den preußischen Staatsdienst zurücktrat als Kommissar für die von Nassau an Preußen abgetretenen Gebiete und als Landrat seines Heimatkreises Emmerich-Reese (1815-1817). Borcke war französisch gebildet, aufgeklärt, ein Kunst- und Naturaliensammler, der sich besonders für die Naturwissenschaften interessierte. Er richtete in seinem Schloß Hueth eine Sternwarte und ein Naturalienkabinett ein, korrespondierte mit zahlreichen Wissenschaftlern sowie mit Politikern und Militärs der preußischen Reformzeit. Er war mit → Gebhard Leberecht v. Blücher befreundet, dessen Sohn → Franz Joachim Bernhard v. Blücher seiner Loge angehörte.
Bottarelli, Giovanni Gualberto († um 1779 an unbekanntem Ort).
Im Jahre 1741 verpflichtete der kgl. Kapellmeister Karl Heinrich Graun (s. Artikel Graun, Karl Ferdinand) im Auftrage Friedrichs II. den italienischen Dichter und Opernschriftsteller Givanni Bottarelli an die italienische Oper Unter den Linden. Bottarelli arbeitete in Berlin einen älteren Text für Grauns Oper Rodelinda, Regina dei Langobardi um (Aufführung 13.12.1741), schrieb das Libretto zu Cleopatra e Cesare (Musik Graun, Aufführung 7.12.1742). Am 20.12.1742 schlug → Frédéric-Alexandre Fromery ihn der Berliner Loge Aux trois Globes vor, die ballotierte, ihn akzeptierte und ihn gratis bis auf Armenbüchse und Dukaten aufzunehmen beschloß. Sie verschob die am 27.12.1742 vorgesehene Aufnahme, als ein Mitglied gegen sie sprach mit der Begründung, er sei ein libertin, ein wenig zu geschwätzig. Daraufhin proponierte der Stuhlmeister → Jakob Friedrich Bielfeld ihn am 16.5.1743 noch einmal zum Maçon, woraufhin die wahlberechtigten Meister einstimmig für seine kostenlose Aufnahme ballotierten. Bottarelli wurde im selben Monat rezipiert. Als man ihn beschuldigte, Tressen aus dem Schloß Charlottenburg entwendet zu haben, entließ Friedrich II. ihn 1743. Die Loge schloß ihn ebenfalls wenige Wochen nach der Rezeption aus, weil er gestohlen habe. Am 1.8.1743 meldete der Frère servant Daniel Kochan, Diener des Herzogs (Karl Anton August) von Holstein-Beck, der Loge, daß das Schürz-Fell nebst denen beiden Paar Handschuh, so dem aus allen unsern Büchern ausgelöschten und vor unwürdig erklärten Poeten Botarelly ehemals gegeben worden und welcher selbiges vor 16 g versetzet, an der Loge zurückgebracht, daher ihm auch die 16 g, wovor er solches ausgelöset, wiedergegeben worden. Bottarelli war in den sechziger und siebziger Jahren in London offizieller Poet am King's Theatre. Er schrieb das Libretto der Oper Zanaida von Johann Christian Bach (uraufgeführt Mai 1763) und die Libretti mehrerer Opern von Antonio Sacchini (1730-1786), so Il Cid (11.1.1773), Tamerlano (6.5.1773), Perseo (29.1.1774), La Nitteti (19.4.1774) und Montezuma (7.2.1775).
Böttiger, Karl August (8.6.1760 Reichenbach/Vogtland-17.11.1835 Dresden), ev., V Karl Böttiger (1730-1776), Konrektor der Stadtschule in Elsterberg/Vogtland, später Archidiakon, M Johanna geb. Pietzsch, ∞ Loschwitz 1786 Karoline Eleonore Adler (V Geh. Finanzsekretär in Dresden, Freimaurer),
Sohn:
Karl Wilhelm Böttiger (1790-1862), außerordentlicher Professor für Geschichte, Bibliothekar in Erlangen
Karl August Böttiger besuchte ab 1772 das schulgeldfreie Landesgymnasium Schulpforta (1543 gegründet, heute ein Ortsteil von Naumburg) und studierte ab 1778 in Leipzig Theologie und Philologie, mußte aber 1781 das Studium abbrechen, weil die Eltern in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Er verdiente sein Brot als Hofmeister und Privatlehrer. Der Dichter Christian Felix Weiße (1726-1804) vermittelte ihm 1783 eine Hofmeisterstelle bei dem kursächsischen General Nikolaus Reinhold v. Pfeilitzer genannt Franck (1713-1799), 1779 Kommandant von Dresden-Neustadt, dessen Sohn Xaver (1764-1851) er unterrichtete. Er lernte in Dresden den Kammerherrn Freiherr v. Rackwitz, einen Freimaurer, kennen, der ihn förderte und 1781 in seine Loge Zu den drei Schwertern und wahren Freunden aufnahm.
Joseph Friedrich Freiherr v. Rackwitz (3.11.1744 Dresden-10.4.1818 Dresden), V Gallus Maximilian v. Rackwitz, Hofmarschall, M Franziska Henriette Friederica geb. Flemming, im Siebenjährigen Krieg kursächsischer Offizier, 1774 kursächsischer Kammerherr, 1790 Hofmarschall, 1788 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, schrieb Skizze einer Geschichte der Künste besonders der Malerei in Sachsen (Dresden 1811), in Dresden 1765 Mitglied der Strikte Observanz-Loge Aux trois Granades (1766 Zu den drei Schwertern/Asträa), 1780 Meister vom Stuhl der Loge Zu den drei Schwertern und wahren Freunden, 1811 Landesgroßmeister der Großen Landesloge von Sachsen.
Böttiger beendete 1784 in Wittenberg seine akademische Ausbildung als Magister. Er erhielt im September 1784 das Direktorat des Lyzeums in Guben, gründete dort mit seiner Frau Karoline Eleonore Böttiger ein Privatinstitut, leitete 1790-1791 das Gymnasium in Bautzen, wonach er auf Veranlassung von Johann Gottfried Herder 1791 nach Weimar kam als Direktor des Gymnasiums und Ephorus der Schulen im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Er schloß Freundschaft mit Christoph Martin Wieland, wogegen er sich mit Friedrich Schiller und Johann Wolfgang v. Goethe zerstritt. Er wurde Mitglied der Loge Amalia. Böttiger verließ 1804 Weimar, wurde in Dresden Studiendirektor am Institut der kurfürstlichen Silberpagen und schließlich 1814 Oberinspektor des Museums der Antiken. Am 11.8.1797 erteilte → Ignaz Aurelius Feßler ihm als Erstem den Grad des Auserwählten des Neuen Jerusalems (Hochgrad des Feßlerschen Systems). Die Große Loge von Preußen Royal York zur Freundschaft in Berlin führte ihn 1798 als abwesendes Mitglied und ernannte ihn 1799 zu ihrem bevollmächtigten Repräsentanten bei allen Logen Deutschlands. Er gehörte 1807 dem Vorsitz des Scientifischen Engbundes an, den Feßler 1802 zum Zwecke der freimaurerischen Geschichtsforschung gegründet hatte. Böttiger schrieb für → Friedrich Nicolais Allgemeine Deutsche Bibliothek, war einer der Mitgründer des von Wieland herausgegebenen Der Teutsche Merkur, einer Literatur- und Rezensionszeitschrift, und 1797-1803/04 Mitherausgeber des Neuen Teutschen Merkur. Aus seinem Nachlaß erschienen 1838 in Leipzig seine Erinnerungen Literarische Zustände und Zeitgenossen in Schilderungen aus Karl Aug. Böttiger's handschriftlichem Nachlasse.
Boumann, Michael Philipp Daniel (22.4.1747 Potsdam [im Stadtschloß]-2.8.1803 Berlin), französisch-ref.,
Vater:
Jan (Johann) Boumann (28.8.1706 Amsterdam-6.9.1776 Berlin, Grab in der Gruft der Parochialkirche), holländischer Bau-, Schiffbau-, Zimmer- und Tischlermeister mit Hausbauberechtigung, 1732 Potsdam, Bauleiter der meisten von → Wenzeslaus v. Knobelsdorff errichteten Bauten, 1748 Oberbaudirektor beim neuen Oberbaudepartement in Berlin, Bauten in Potsdam: Berliner Tor, Altes Rathaus, in Berlin: Prinz Heinrich-Palais, Hedwigskirche.
M Anna Johanne geb. van Lohujsen (1713-1769), ∞ 1771 Hanna Charlotta Brand (1753-1718?, V Johann Peter Brand, Zeugfabrikant in Berlin, M Marie Elisabeth geb. Westphal).
Die Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) nahm drei Söhne als Luftons auf, d. h. vor Erreichen des 25. Lebensjahres, ein Vorrecht für Söhne angesehener Freimaurer.
Friedrich Ferdinand Boumann (14.10.1773 Berlin-1839), 1792 Jurastudium in Frankfurt (Oder), 1795 Referendar der kurmärkischen Kammer in Berlin, 1800 Kammerassessor in Posen, 1823 in Berlin Regierungsrat der Oberrechnungskammer, am 30.4.1795 von seinem Vater proponiert, 22.5.1795 einstimmig angenommen, a. 10.6.1795 22-jährig, II. 28.12.1795, III. 25.4.1796, nach seiner Versetzung nach Posen abwesendes Mitglied, zuletzt 1811
Karl Leopold Boumann (1781?-1810), Kondukteur am Oberhofbauamt, a. 21.6.1798 17-jährig, einer der Jüngsten, den die Große National-Mutterloge je aufnahm, I. 23.8.1798, II. 1801?, III. 1803?, 1802/1810 Mitglied im Musikalischen Kollegium (sein Vater sorgte dafür, daß Musik – Chor und Kapelle – fester Bestandteil der Festlogen wurde)
Wilhelm August Boumann (* 1775? Berlin) studierte 1794 Bergwerkswissenschaften an der Bergakademie Freiberg und 1799 Kameralistik in Berlin, 1801 Kammerreferendar in Bayreuth und 1810 in Berlin, a. 4.5.1795 20-jährig, II. 16.11.1796, III. 1796, 20.6.1797 deputierter Meister, 1811 letztmals genannt
Bruder:
Georg Friedrich Boumann (1737 Potsdam-zwischen 1812 und 1818 Berlin), Oberhofbaurat, Bauten in Berlin: kgl. Bibliothek (Kommode), Schwedt: Schauspielhaus (1783), Rheinsberg: Obelisk im Schloßpark (1790).
Michael Philipp Daniel Boumann begann seine berufliche Laufbahn 1763 als Kondukteur im kgl. Baukontor in Potsdam (später Hofbauamt, der Behörde seines Vaters), wo er mit den Baugeschäften des Stiftes Quedlinburg befaßt war. Er war 1767-1770 Dolmetscher des Majors Bourdet.
Barthélemie-Robert Bourdet (1720 Paris-nach 1803), 1766-1777 Generalinspektor der Häfen, Deiche, Domänen und Schleusen in Potsdam, Professor der kgl. Genieschule in Potsdam, 1765 in Paris als Freimaurer aufgenommen, 27.1.1776 Mitglied der Berliner Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W), 1776-1778 Redner, 1778-1780 2. Vorsteher, 1780 Abschied, 1787?-1803? Mitglied der Berliner Loge Royale York de l'Amitié (Zur siegenden Wahrheit)
Amalia Prinzessin von Preußen, Äbtissin von Quedlinburg, stellte ihn 1770 in Berlin als Bauinspektor ein, zudem ernannte Friedrich II. ihn 1776 zum Assessor beim Oberbaudepartement mit dem Titel Oberbaurat. Die Berliner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) nahm ihn auf Vorschlag → Thedens am 3.8.1775 an, beförderte ihn am 12.10.1775 zum Gesellen, erteilte ihm am 12.4.1776 die Mitgliedschaft, beförderte ihn am 13.4.1776 zum Meister und am 8.12.1777 zum Schottenmeister. Er war nach seiner Einweihung als Gold- und Rosenkreuzer ab dem 2.10.1779 Bruder des Zirkels Rufus (Direktor → Friedrich August Herzog von Braunschweig) mit dem Ordensnamen Philammon Cephalus Pinupi, 1783 im V. Grad des geringeren Adepten, der Wunderkuren tun konnte und die philosophische Sonne sah, und mit dem Amt des Kassierers. Die Ordensoberen beurteilten seine Gemütsneigungen 1779 mit Woolust, Vertrauen auf Gott, ein fleißiger Vater, Lust zur Tugend, 1783 mit Wollüstig, gutherzig, gottesfürchtig, grübelnd und vermerkten 1782 Hat sich gebessert, ist fleißig, und 1783 Ist gut geblieben, sehr begierig, praktisch zu arbeiten, fehlt an Geld und schließlich 1787 Ist ganz gut geblieben. König → Friedrich Wilhelm II., auch er Rosenkreuzer, ernannte Boumann 1787 zum Geh. Oberhofbaurat und Baudirektor, verlieh ihm 1788 das einträgliche Kanonikat im Stift Gangolphi in Magdeburg und berief ihn 1794 zum Intendanten des Oberhofbauamts mit dem Titel Geh. Oberfinanzrat und zum Direktor des Oberbaudepartements, der, von Vorträgen im Generaldirektorium befreit, verpflichtet war, bei Vorträgen im Oberbaudepartement anwesend zu sein. Boumann stand in den neunziger Jahren auf dem Gipfel seiner beruflichen Laufbahn. Die Familie wohnte in Berlin im eigenen Haus mit Garten Ecke Dragoner- und Linienstraße in der Nähe des Schönhauser Tors. Wegen seines großen Ansehens beauftragte die Große National-Mutterloge ihr Mitglied (1795) Boumann, ein Immediatgesuch an Friedrich Wilhelm II. (28.11.1795) zu richten, um von ihm ein Konfirmationspatent und ein Protektorium zu erlangen. Das am 9.2.1796 vom König erteilte Protektorium bestätigte der Mutterloge zu den drei Weltkugeln das Recht einer echten Freimaurer-Mutterloge, Logen in den Preußischen Staaten zu errichten sowie zusätzlich Grundstücke zu erwerben und zu verkaufen. Boumann war in den neunziger Jahren einer der Reformer der Loge Zu den drei Weltkugeln, die sich von Strikter Observanz und Rosenkreuzerei reinigte und ihr System erneuerte. Die Große National-Mutterloge wählte ihn am 14.6.1796 zum Altschottischen Obermeister, damit nächst dem eher repräsentativen Nationalgroßmeister in das zweithöchste Amt des Logenbundes. Die Reform mündete in die Grundverfassung der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln (22.11.1797). Bauten Boumanns in Potsdam: Schauspielhaus (1793-1795) mit einem Konzertsaal (1798), in Berlin: Umbau Palais Prinzessin Amalia Unter den Linden (1767), Umbau Palais Görne Unter den Linden (1777, 1787-1794), Umbau des Logenhauses Splitgerbergasse 9 (1799) und Gestaltung des Logengartens (der Kegelliebhaber sorgte für eine Kegelbahn), Dachreiter der Friedrichswerderschen Kirche (1801), in der Berliner Umgebung: Schloß Bellevue für Prinz Ferdinand von Preußen (1785/86), Palais Lichtenau in Charlottenburg (ab 1788), Schloß Pfaueninsel (1793/94), Seitenflügel des Marmorpalais (1797). Die Große National-Mutterloge ehrte Michael Philipp Daniel Boumann am 26.9.1803 in einer Trauerloge mit Trauermusik der musikalischen Brüder. Die Trauerrede hielt → Samuel Marot. Die Großloge errichtete 1867 den Großmeister Boumannschen Stipendienfonds (Stipendien für unbemittelte Maurersöhne).
Bourdeaux, Pierre-Étienne de (25.12.1754 Berlin-10.4.1843 Berlin), ref., Mitglied der französischen Gemeinde in Berlin, V Étienne-Laurent de Bourdeaux (13.12.1716 Den Haag-29.5.1797 Berlin), Hofbuchdrucker, M Charlotte Madeleine geb. Jordan (24.2.1754 Heirat in Berlin?), ∞ Marie Henriette Perrin-Jaquet (Perrinjaquet, † 27.5.1796 Berlin) (Berlin - Stammbäume Hugenotten, Nr. 10315, 10316, 10317, 10319, 10320).
Pierre-Étienne Bourdeaux erhielt 1785 nach einem zehnjährigen Aufenthalt in Holland das Privileg für den Buchdruck und -handel in Berlin. Die Loge Royale York de l'Amitié nahm den 31-Jährigen am 2.9.1786 auf; er bezahlte für die Aufnahme 33 Reichstaler 12 Groschen. Die Loge beförderte ihn am 12.7.1787 zum Gesellen, am 22.11.1787 zum Meister, wählte ihn 1788 zum substituierten Sekretär und am 31.5.1792 (im V. Grad) durch Akklamation zum Sekretär. Bourdeaux druckte 14.7.1788-1790 als Hauptmitarbeiter → Georg Jakob Deckers in der Brüderstraße die Gazette littéraire de Berlin. Nach dem Verkauf 1791 des Buchdruckerprivilegs trat er 1792 in den diplomatischen Dienst als Sekretär der holländischen Gesandtschaft am preußischen Hof. Er war 1795-1802 preußischer Geschäftsträger am niederländischen Hof in Den Haag. Bourdeaux erhielt auf seinen Wunsch hin 1798 die Entlassung aus seiner Berliner Loge. Ob er in Den Haag einer Loge beitrat, ist nicht ermittelt, er blieb aber Freimaurer, da ihn nach seiner Rückkehr nach Berlin die Loge Zur siegenden Wahrheit, eine Tochter der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, am 21.7.1803 wieder annahm. Sie führte ihn nach seiner Ernennung 1809-1810 zum bevollmächtigten Minister in Dänemark bis 1811 als abwesendes Mitglied. Er beschloß seine diplomatische Laufbahn 1814-1819 als Ministerresident (bevollmächtigter Minister) in Den Haag.
Bratring, Friedrich Wilhelm August (8.12.1772 Losse/Altmark-10.1.1829 Berlin), luth., V Johann Christian Siegmund Bratring (1730-1796), Pfarrer in Losse, M Dorothea Elisabeth geb. Mombert (1741-1782), ∞ 1. vor 1805 Amalia Luise Bandelin, 2. vor 1814 Justine Luise Dorothea Bandelin.
Friedrich Wilhelm August Bratring studierte nach dem Schulbesuch in Salzwedel Theologie, auch Geographie und Völkerkunde in Halle, wonach er 1793/94 nach Berlin als Zeitschriftenredakteur ging. Der königliche Bibliothekar → Johann Erich Biester vermittelte ihn 1799 als Hilfskraft an die kgl. Bibliothek, wo er die Kataloge bearbeitete und die zum Verkauf bestimmten Dubletten aufzeichnete. Bratring trat 1800 der Loge Urania zur Unsterblichkeit, einer Berliner Tochter der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, bei, stellte aber bereits am 30.7.1804 ein Entlassungsgesuch wegen überhäufter Geschäfte. Er erhielt 1803 die Stelle eines Geh. expedierenden Sekretärs im Forstdepartement des Generaldirektoriums und 1813 die des gerichtlichen Bücherauktionskommissars mit dem Prädikat Kriegsrat. Der wissenschaftlich begabte, außerordentlich fleißige, sorgfältig und zuverlässig arbeitende Beamte mit kritischem Sinn begann früh mit topographisch-statistischen Studien. Sein Hauptwerk ist die dreibändige Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten (→ Friedrich Maurer: Berlin 1804-1809).
Brauchitsch, Karl Friedrich Ludwig v. (24.7.1755 Berlin-29.7.1839 Berlin), luth., V Matthäus Friedrich v. Brauchitsch (1712-1757 Kolin nach Verwundung), Kapitän im Artillerieregiment, M Marie Magdalena Elisabeth geb. v. Oertzen (1736-1766), ∞ 1. 1779 Juliane Jacobine Louise Elisabeth v. Wobeser (1759-1794), 2. 1795 Adolphine Christiane Auguste v. Oertzen (1777-1844).
Bruder:
Ludwig Matthias Nathanael Gottlieb v. Brauchitsch (7.5.1757 Breslau-19.1.1827 Berlin), ∞ Neuruppin 1782 Wilhelmine Sophie Charlotte Luise v. Kleist, Schwester von → Friedrich Ferdinand Graf Kleist v. Nollendorf, 1770 Page am Hofe → Ferdinands Prinz von Preußen, 1772 Gefreiterkorporal im Infanterieregiment Nr. 34 Prinz Ferdinand in Neuruppin, 1773 Fähnrich, a. 23.5.1777 Berlin von der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W), II. 3.2.1777, III. 23.4.1778, bis 1796 abwesendes Mitglied, 1778/79 Bayerischer Erbfolgekrieg, 1792-1795 Stabskapitän im Ersten Koalitionskrieg (Belagerung von Mainz, im Gefecht bei Mombach verwundet), 1803 Major, Kommandeur des Grenadierbataillons 52/58, zuletzt Generalleutnant.
Karl Friedrich Ludwig v. Brauchitsch studierte 1771 Jura in Königsberg, hörte bei Immanuel Kant Philosophie, trat vermutlich damals der Loge Zu den drei Kronen bei. Er begann 1773 seine berufliche Karriere als Referendar der litauischen Kriegs- und Domänenkammer in Gumbinnen. Er legte 1777 in Berlin das große Examen ab, wo ihn am 26.10.1776 die Strikte Observanz-Loge Zur Eintracht (GNML3W) affiliierte, am 3.2.1777 zum Gesellen und am 17.3.1777 zum Meister beförderte, wonach er sich am 3.4.1777 von ihr verabschiedete. Brauchitsch avancierte 1779 zum Kriegs- und Domänenrat zunächst in Gumbinnen, dann in Marienwerder. Dort hatten Zinnendorfer Freimaurer 1777 eine Loge gegründet (Zur goldenen Leier, 27.3.1777 Stiftungsurkunde), die aber nicht recht aufkam, zudem gehörte sie einem mit der Strikten Observanz konkurrierenden System an, was erklärt, daß Brauchitsch sie ignorierte. Er trat in seine alte Königsberger Loge Zu den drei Kronen zurück (1784 Geselle, 1795 Meister), die er wegen der großen Entfernung wohl nur selten besuchte. Friedrich Wilhelm II. ernannte Brauchitsch, einen Mann von Talenten, Kenntnissen, Tätigkeit und Rechtschaffenheit, am 12.8.1787 zum Landstallmeister von (Preußisch-)Litauen mit dem Rang eines Kammerdirektors der Kriegs- und Domänenkammer Gumbinnen, damit zum Leiter des ostpreußischen kgl. Hauptgestüts Trakehnen, das Friedrich Wilhelm I. 1731 zur Zucht von Kavalleriepferden gegründet hatte, und versetzte ihn am 30.9.1788 als Landstallmeister an das im selben Jahr von → Karl Graf v. Lindenau gegründete kgl. Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse. Brauchitsch amtierte in der Reformzeit nach dem Tilsiter Frieden als Generalkommissar zur Regulierung der gutsherrlichen Verhältnisse in Pommern, wohnte vermutlich in Berlin, wo ihn seine alte Loge Zur Eintracht erneut vom 29.3.1811 bis 20.1.1812 als Mitglied führte.
Braun, Johann (28.8.1753 Kassel-nach 1811 Berlin), ref., V Anton Braun (1729-1785), Oboist der Militärkapelle in Kassel, dann dort Konzertmeister der Hofkapelle, Komponist,
Bruder
→ Johann Friedrich Braun
Johann Braun entstammte einer Musikerfamilie des späten 18. und des 19. Jahrhunderts. Er begann seine Laufbahn 1770 als Violinist der Hofkapelle in Kassel (bis 1785), wo ihn die Loge Frédéric de l’Amitié (13.8.1773 Patent der Royale York de l'Amitié in Berlin) aufnahm. Friedrich Wilhelm II. engagierte Braun 1788 als kgl. dirigierenden 1. Violinisten und Konzertmeister. Am 9.8.1796 schlug der 19-jährige Kammermusiker Thürschmidt ihn der Loge Royale York de l'Amitié, deren besuchender Bruder er damals noch war, vor.
Karl Nikolaus Thürschmidt (20.10.1776 Paris-18.9.1862 Berlin), V Anton Thürschmidt, Bruder von Johannes Thürschmidt, ∞ Altistin Auguste Braun (20.11.1800 Berlin-1866), Primhornist in der Hofkapelle des Prinzen Albert Kasimir von Sachsen-Teschen (1738 Moritzburg-1822 Wien, kais. Reichs-Generalfeldmarschall, Kunstsammler, begründete Albertina in Wien [s. Artikel Glave Kolbielski, Karl Georg Gottfried]), Hornist, Musiklehrer, a. in Paris von der berühmten, von dem Mathematiker und Astronomen Jerôme de Lalande (1732-1814) gegründeten wissenschaftlich-philosophischen Loge Les Neuf Sœurs (Zu den neun Schwestern), 16.3.1797 affiliiert als Mitglied in einer Gesellenloge der Loge Royale York de l'Amitié. (Grünsteudel: Die Hornisten).
Neffe:
Karl Thürschmidt (24.6.1753 Wallerstein/Schwaben-1.11.1797), kath., V
Johannes Thürschmidt [24.6.1725 Leskau/Böhmen-7.9.1800 Wallerstein], 12.4.1752-1766 Primhornist (216 Gulden Jahresgehalt) der herausragenden Hofkapelle der Fürsten von Oettingen-Wallerstein, 1766-1773 Hornist der Hofkapelle des Fürsten Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis in Regensburg, 1773 erneut Primhornist der Hofkapelle des Reichsfürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein (1748-1802), die in den 90er Jahren ihre Blütezeit erlebte, 1780 Bratschist, 1781 vermutlich letzter großer Soloauftritt in London
mit seinem Sohn und Schüler:
Karl Thürschmidt, Hornist derselben Hofkapelle wie der Vater, erfand Verbesserungen an seinem Instrument, ab den 70er Jahren mit dem Hornisten Jan Balsa in Europa gefeiertes Duo, Auftritte in Paris, ab 1786 kgl. Kammermusiker der Hofkapelle Friedrich Wilhelms II. in Potsdam und Berlin, Komponist.
Die Loge Royale York de l’Amitiè affiliierte Braun am 4.5.1797 (Mitglied bis 1811) und wählte ihn wiederholt in Logenämter: 1799 Zensor der Loge Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit, 1800-1804 1. Steward der Loge Zur siegenden Wahrheit und ab 31.5.1805 1. Zensor und 1805/06 votierendes Mitglied des 2. Kollegiums der Großen Loge von Preußen. Er gab ab 1796 (noch 1807) in Berlin mit → Friedrich Franz Hurka und → Franz Mattausch freitags im Hotel Stadt Paris öffentliche Abonnementskonzerte (u. a. Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Johann Adolf Hasse). Er wurde 1806 pensioniert.
Braun, Johann Friedrich (15.9.1759 Kassel-15.9.1824 Ludwigslust), ref.,
∞ herzoglich mecklenburg-schwerinsche Hofsängerin Louise Friederike Ulrike (Ulrica) Kunzen (1765-1839, V Karl Adolf Kunzen [Kuntzen, 22.9.1770 Wittenberg/Kursachsen-11.7.1781 Lübeck], Violinist, Komponist, 1752 Kapellmeister des Herzogs Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin, 1757 Organist, Werkmeister in Lübeck, M Charlotte geb. Auberg aus Bremen, Bruder Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen [24.9.1761 Lübeck-28.1.1817], Komponist, Dirigent, 1789-1791 in Berlin.1791 mit Johann Friedrich Reichardt Herausgeber des Musikalischen Wochenblatts).
Bruder:
→ Johann Braun
Söhne:
Karl Anton Philipp Braun, Oboist, Komponist
Wilhelm Braun, Oboist
Johann Friedrich Braun bekam seinen ersten musikalischen Unterricht bei seinem Vater Anton Braun, später bei den Oboisten Christian Samuel Barth (1735 Glauchau-1809 Kopenhagen), einem Schüler Johann Sebastian Bachs, und Carlo Besozzi (1738 Dresden-1791). Friedrich Herzog von Mecklenburg-Schwerin (1717-1785, 1756 Herzog) engagierte Braun 1777 als Kammermusiker (Oboist, Violinist) der Hofkapelle in Ludwigslust. Sein Wohnhaus in der Schloßstraße 36 ist erhalten. Er unternahm als Solist Konzertreisen nach Hamburg, Berlin, Breslau, Kopenhagen, komponierte für Oboe (Quartett für Oboe, Viola und Violoncello; Concerto Potpourri für Oboe und Klavier). Am 19.2.1785 nahm ihn die Loge Zur goldenen Harfe im altmärkischen Salzwedel auf. Die am 15.8.1782 von der Großen Landesloge der Freimaurer in Deutschland konstituierte Loge kam nicht recht auf und schloß ihre Arbeiten, als das in Salzwedel stehende Kürassierregiment Nr. 7 (mit ihm die militärischen Brüder) 1787 nach den Niederlanden ausrückte. Vielleicht verlor Braun die Lust an der Maurerei? Ob er Mitglied einer mecklenburgischen Loge wurde, ist nicht ermittelt.
Braun, Johann Karl Ludwig (18.4.1771 Berlin-5.9.1835 Berlin), luth., V Johann Gottfried Braun (1736-1778), Kriegs- und Domänenrat, Syndikus der kurmärkischen Ritterschaft, M Antoinette Amalie geb. Witte verw. v. Weiher, ∞ 1. Potsdam 23.9.1800 Karoline Auguste Henriette v. Schlieben (V Oberst, Kommandeur des Grenadier-Gardebataillons Nr. 6, Ehe 1813 geschieden), 2. 1813 Marie Michelsen (1784-1833, V Johann Andreas Christian Michelsen [1749-1797], Prof. für Mathematik am Berlinischen Gymnasium Zum Grauen Kloster).
Der siebenjährige Johann Karl Ludwig Braun kam nach dem Tod seines Vaters in eine brandenburgische Erziehungsanstalt, besuchte ab 1786 das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und trat am 16.4.1788 als Bombardier in das Artilleriekorps ein. Er avancierte 1792 zum Sekondeleutnant im 4. Artillerie-Regiment in Berlin, nahm 1792-1794 am Ersten Koalitionskrieg teil (Belagerung von Mainz) und wurde 1795 in das 3. Artillerie-Regiment in Berlin versetzt. Wann und wo Braun Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. Die Berliner Loge Royale York de l’Amitié affiliierte ihn am 31.12.1796 und wählte ihn am 6.6.1797 mit 23 von 45 Stimmen zum substituierten Zeremonienmeister. Er war nach der Logenreform Zeremonienmeister der Loge Pythagoras zum flammenden Stern (1799). Die Loge Zur siegenden Wahrheit, ebenfalls eine Berliner Filia der Großen Loge von Preußen, nannte ihn 1809 letztmals als Mitglied. Er war vom 5.2.1797 bis 1799 Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Humanität. Braun wurde 1799 zum Adjutanten der Reitenden Artillerie und 1804 zum Inspektionsadjutanten der Artillerie-Generalinspektion in Berlin ernannt. Er nahm am Vierten Koalitionskrieg teil, 1806 als Generalstabsoffizier bei → General Ernst v. Rüchel (Schlacht bei Jena und Auerstedt), dann im Range eines Kapitäns als Inspektoradjutant im Artilleriekorps. Er war nach dem Krieg in Königsberg ein enger Mitarbeiter von → Gerhard Johann David v. Scharnhorst und →August Wilhelm Anton Neidhardt v. Gneisenau bei der Reorganisation der preußischen Armee, avancierte 1809 zum Major, in den Befreiungskriegen 1813 zum Oberstleutnant, stand an der Spitze der Artillerie im Armeekorps Blücher, wurde 1814 zum Oberst, 1825 zum Generalleutnant und 1832 zum Generalinspektor der Geschützgießereien, Artilleriewerkstätten, Pulver-, Gewehr- und Waffenfabriken ernannt.
Brockmann, Johann Franz Hieronymus (30.9.1745 Graz/Steiermark-12.4.1812 Wien), kath., V Zinngießer aus Paderborn, um 1745 Turmwächter, ∞ 1765 Maria Theresia Bodenburg (1738 Ödenburg [Sopron/Ungarn]-20.9.1793 Wien, M Josepha? Bodenburg, Schauspielerin, Prinzipalin der Bodenburgschen Schauspielertruppe).
Franz Brockmann schloß sich nach einer wechselvollen Kindheit und nach der kurzen Lehre bei einem Bader (1757) um 1760 einer Seiltänzer- und Gauklertruppe an, die auch kleine Theaterstücke aufführte. Um 1762 engagierte ihn die Bodenburgsche Schauspielertruppe in Ungarn, 1768 der österreichische Schauspieler, Stegreifdichter und -spieler Joseph Felix v. Kurz genannt Bernardon (1717-1784) in Wien, der kurze Zeit im Kärtnertortheater spielte, und ging 1771 nach Breslau und Danzig. Im selben Jahr verpflichtete ihn → Friedrich Ludwig Schröder, der nach dem Tode seines Schwiegervaters, des Schauspielers und Prinzipals Konrad Ernst Ackermann, mit seiner Mutter die Leitung des Hamburger Theaters übernommen hatte, nach Hamburg, wo er zu einem der besten deutschen Schauspieler reifte und Helden ersten Ranges (Hamlet) gab.
Konrad Ernst Ackermann (get. 1.2.1712 Jabel/Mecklenburg-Schwerin-13.11.1771 Hamburg), ∞ 24.1.1749 Moskau Sophie Charlotte geb. Biereichel verw. Schröder (12.5.1714 Berlin-13.10.1792 Hamburg, V Goldsticker, 1741 verstorbener 1. Ehemann Johann Diederich Schröder, Organist der Georgenkirche in Berlin), begründete mit Friederike Caroline Neuber, der Neuberin, die deutsche Schauspielkunst, debütierte 1739? in der Schauspielertruppe von Johann Friedrich Schönemann (21.10.1704 Crossen/Oder-16.7.1782 Schwerin), 1740 gemeinsam mit Sophie Charlotte Schröder, einer außerordentlichen Schauspielerin, und Konrad Ekhof (12.8.1720 Hamburg-16.6.1778 Gotha, s. Artikel Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg), ging 1747 mit der Hilferdingschen Schauspielertruppe (Prinzipal Johann Peter Hilferding/Hilverding) nach St. Petersburg und Moskau, gründete 1751 in Deutschland eine eigene, die Ackermannsche Truppe, erwarb 1753 das Schauspielprivileg für Preußen und das Recht zum Bau eines Theaters in Königsberg, führte am 10.7.1755 in Frankfurt (Oder) Gotthold Ephraim Lessings Stück Miss Sara Sampson, das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel, erstmals auf, das er dort am 27.4.1757 erneut mit Sophie Friederike Hensel (s. Abel Seyler im Artikel Benda, Friedrich Ludwig) in der Titelrolle gab, eröffnete 1755 in Königsberg ein festes Theater, erwarb 1765 in Hamburg als erster Schauspieler im 18. Jahrhundert das Bürgerrecht einer Stadt, baute das Ackermannsche Komödienhaus am Gänsemarkt, das deutsche Nationaltheater mit Lessing als Dramaturg (Hamburgische Dramaturgie), übernahm nach dem Scheitern des Hamburger Nationaltheaters 1760 wieder das Prinzipat seiner Schauspielergesellschaft, nach seinem Tod 1771 führten seine Witwe und sein Stiefsohn Friedrich Ludwig Schröder die Truppe.
Tochter:
Caroline Dorothea Elisabeth Ackermann (1752-1821), Schauspielerin, ∞ 1778 (1796 geschieden) Dr. med. Johann Christoph Unzer (17.5.1747 Wernigerode-20.8.1809 Göttingen), Arzt, lehrte 1775-1791 Naturlehre und Naturgeschichte am Christianaeum in Altona, Stadtphysikus in Altona, Dichter, schrieb mit → Konrad Friedrich Uden Diätetik der Schwangeren und Säugenden (Braunschweig 1796)
Friedrich Ludwig Schröder (3.11.1744 Schwerin-3.9.1816 Rellingen), ∞ 1773 Tänzerin und Schauspielerin Anna Christina Hart (9.11.1755 St. Petersburg-25.6.1829 Rellingen), Schauspieler, Theaterdirektor, Dramatiker, auf Vorschlag von Johann Joachim Christoph Bode (1731-1793), Meister vom Stuhl der Loge Absalom zu den drei Nesseln, a. Hamburg 8.9.1774 von der am 6.7.1774 gegründeten Loge Emanuel zur Maienblüte, 28.6.1787 Meister vom Stuhl, 1799 Zugeordneter Großmeister der Provinzialloge zu Hamburg, 1811 Initiator der Konstitution der Großen Loge zu Hamburg, 1814 Großmeister, begründete eigenes Ritualwerk, die Schrödersche Lehrart.
Die Hamburger Zinnendorf-Loge Zu den drei Rosen nahm Brockmann am 23.11.1771 auf. Während seiner Gastspielreise 1777/78 nach Berlin affiliierte ihn am 31.12.1777 die Strikte Observanz-Loge Zur Eintracht mit Handschlag. Brockmann spielte in Berlin mit überwältigendem Erfolg den Hamlet − ein Ereignis, das Daniel Chodowiecki in Kupferstichen darstellte und zu dem der Berliner Medailleur Abraham Abramson (1754 Potsdam-1811) eine silberne Denkmünze anfertigte − die erste zur Auszeichnung eines Schauspielers geprägte Münze. Kaiser Joseph II. berief Brockmann 1778 nach Wien an die National-Schaubühne, wo er 1789-1792 Direktor des Burgtheaters war. Er trat in Wien der Loge Zu den drei Adlern und Zum Palmbaum bei, die ihn 1782 (bis 1785) zum Redner wählte, und 1786/87 der Loge Zur Wahrheit. Er kehrte nach den Wiener Jahren nach Hamburg zurück und gastierte 1803 erneut in Berlin.
Bronsart, Alexander Georg v. (11.7.1734 Ober-Bartau/Ostpreußen-11.8.1790 Schettnienen/Ostpreußen), Eltern und Ehefrau nicht ermittelt,
Sohn:
Alexander v. Bronsart (1786-1863), Herr auf Schettnienen
Brüder:
→ Ewald Christoph v. Bronsart
Friedrich Wilhelm v. Bronsart (1733 [Ober-Bartau/Herzogtum Kurland]-8.5.1803 Perpolken/Samland), Leutnant im ostpreußischen Infanterieregiment Nr. 11 (Garnison Rößel/Fürstentum Heilsberg), im Siebenjährigen Krieg in der Schlacht bei Kunersdorf (12.8.1759) verwundet, 1776 Kapitän, 1782 Kapitän im Garnisonregiment Nr. 1 v. Hallmann, 1790 Major im Füsilierbataillon Nr. 3 v. Thile in Rößel, 1800 Abschied als Major, auf seinem Gut Perpolken, a. 1.2.1774 Königsberg in der Loge Zum Totenkopf (GLL), 22.3.1776 2. Aufseher, 20.4.1780 abgeordneter Logenmeister, bis 1803 abwesendes Mitglied, 1802/03 Ehrenmitglied der Loge Zu den drei gekrönten Türmen in Graudenz.
Karl Dietrich v. Bronsart (1740 Ober-Bartau/Herzogtum Kurland-1809 Braunsberg/Ostpreußen)?, Leutnant im Königsberger Infanterieregiment Nr. 11, Abschied als Kapitän, 1785 Polizeibürgermeister in Braunsberg, a. in Schweidnitz?, affiliiert/II. 22.12.1772 Königsberg von der Loge Zum Totenkopf (GLL), III. 1772/73, 21.3.1773 und (bis)? 21.3.1775 Zeremonienmeister, 1775 Königsberg Zum Phönix, 1776 2. Aufseher, 1777/1778 1. Aufseher, letztmals 1808 genannt, vermutlich bis zu seinem Tod abwesendes Mitglied.
Der 13-jährige Alexander Georg v. Bronsart trat 1747 als Junker in das Infanterieregiment Nr. 3 v. Kahlden ein. Er kämpfte von Anfang bis Ende im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), wurde in den Schlachten bei Zorndorf (25.8.1758) und Kunersdorf (12.8.1759) und während der Belagerung von Peenemünde 1759 verwundet,. Er wurde 1763 als Premierleutnant zum Infanterieregiment Nr. 11 v. Tettenborn in Königsberg versetzt, wo ihn die Loge Zum Totenkopf (GLL) am 4.2.1773 aufnahm und am 22.3.1774 zum 2. Aufseher wählte. Er gründete 1775 mit → Karl Christoph Wilhelm Stockmar und weiteren drei Mitgliedern seiner Loge die Schwesterloge Zum Phönix (30.1.1776 Konstitutionspatent der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland), die ihn auf der Installationsfeier am 10.11.1775 zum Logenmeister wählte. Er legte nach einem Jahr, als er als Kapitän a. D. seinen Abschied vom Militär nahm, das Amt nieder, wonach die Loge am 9.11.1776 → Johann Ehrenreich zu seinem Nachfolger wählte, blieb indes bis zu seinem Tod abwesendes Mitglied. Bronsart kaufte am 17.19.1778 das ostpreußische Dorf Schettnienen, auf dem er als Grundherr lebte. Seine Königsberger Loge gedachte des Verstorbenen am 16.1.1791 in einer Trauerloge, deren (nicht überlieferte) Gedächtnisrede Machenau hielt.
Ernst Wilhelm Machenau († 1808/09), V Johann Philipp Wilhelm Machenau (1705 Halberstadt-16.8.1779 Königsberg/Pr.), Kriminalrat in Halberstadt, 1752 Tribunal- und Pupillenrat in Königsberg, a. 21.2.1743 Berlin Aux trois Globes, III. 7.2.1744, 1746 Zu den drei goldenen Hammern in Halberstadt Sekretär, Schatzmeister, Steward, M geb. v. Flörke, kgl. Justizamtmann, (1780) Justiz- und Amtrat in Heilsberg/Ostpreußen, 1778-1780 Königsberg Mitglied der Loge Zum Phönix (GLL), 1779? deputierter Meister der Heilsberger Loge Äskulap, 1785-1808? Zum Phönix, 10.9.1786-1788 und 10.9.1793-1801 abgeordneter Meister, 10.9.1788-10.9.1791 Redner.
Bronsart, Ewald Christoph v. (1751-20.4.1807 Danzig), Eltern nicht ermittelt, ∞ 1795 Anna Christine Regina Schwiedrowius (29.3.1770 Wargen/Samland-3.10.1849, V Christ. E. Schwiedrowius, 1756-1781 ev. Pfarrer in Wargen),
Sohn
Heinrich Karl Christoph Bronsart v. Schellendorff (1803-1874), Generalleutnant
Ewald Christoph v. Bronsart stand, als die Königsberger Loge Zum Totenkopf (GLL) ihn am 5.8.1772 aufnahm und bis 1775 zum Meister beförderte, als Leutnant im Königsberger Infanterieregiment Nr. 16 v. Buddenbrock. Er folgte 1775 seinem Bruder → Alexander Georg v. Bronsart in die Loge Zum Phönix, die ihn 1775 zum Zeremonienmeister wählte. Er wurde im Bayerischen Erbfolgekrieg am 8.2.1779 Mitglied der Feldloge Nr. 1, welche die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland am 9.11.1778 im Winterquartier der Armee des Königs in Landeshut in Schlesien gründete (letzte Arbeiten am 23.3. und am 8.5.1779). Bronsart kehrte nach dem Krieg mit seinem Regiment in die Königsberger Garnison zurück, avancierte 1782 zum Premierleutnant und Adjutanten, 1788 zum Kapitän, 1800 zum Major und schließlich zum Oberstleutnant im 4. Ostpreußischen Infanterieregiment. Die Loge Zum Phönix wählte ihn am 10.9.1780 zum abgeordneten Meister und am 10.9.1782 zum Logenmeister. Er trat, weil er an zunehmender Kurzsichtigkeit litt, am 10.9.1785 zurück, wonach sie ihn dennoch am 10.9.1788 zum 1. Aufseher (bis 1789) wählte. Die Loge nannte ihn letztmals 1792, er gehörte ihr aber vermutlich bis zu seinem Tode an. Bronsart fiel am 20.4.1807 im Vierten Koalitionskrieg während der französischen Belagerung Danzigs (14.3.-2.7.1807).
Bruck, Engelbert vom (17.2.1739 Elberfeld [heute Stadtteil von Wuppertal]/Herzogtum Berg -21.3.1813 Krefeld [1702 preußisch]), Mennonit, V Engelbert vom Bruck (1711-1756), Schuster, Hilfslehrer, M Maria Katharina geb. Wichelhaus (1721-1758), ∞ Maria Heskes (1743-1794), Mennonitin,
Sohn
Heinrich vom Bruck (25.2.1775 Krefeld-18.11.1861 Krefeld), ∞ Krefeld 1802 Hedwig Amalia Rosina Peters (1775-1829), Samtfabrikant in Krefeld, 1810 stellvertretender Richter am Handelsgericht Krefeld, a. 31.1.1801 Krefeld von der Loge Zur vollkommenen Gleichheit, zuletzt März 1803 Mitglied im Meistergrad.
Engelbert vom Bruck ging nach der Handelslehre in Elberfeld und Duisburg 1768 nach Krefeld, dessen Bürger er 1772 wurde und wo er ab 1777 als Kontorist (Buchhalter) der Firma v. d. Leyen arbeitete. Er wurde Mitglied der 1767 gegründeten Krefelder Mittwochsgesellschaft. Bruck publizierte als Autodidakt und Anhänger Immanuel Kants aufgeklärte Schriften, in denen er religiöse Toleranz und Denkfreiheit forderte. Er verteidigte in seiner Schrift Schleuder eines Hirtenknaben gegen den Elberfelder Arzt Johann Heinrich Jung (Jung-Stilling) → Friedrich Nicolai, der in seinem Roman Sebaldus Nothanker die orthodoxe Geistlichkeit verspottet hatte. Der Federkrieg mit Jung-Stilling machte ihn bekannt. Bruck korrespondierte 1769-1809 mit Nicolai, dessen Allgemeine Deutsche Bibliothek ab 1775 seine Publikationen rezensierte, mit dem Hallenser Theologen Karl Friedrich Bahrdt und mit → Eulogius Schneider. Er lieferte 1771 Beiträge über die westfälischen und niederrheinischen Gegenden für die von Anton Friedrich Büsching herausgegebenen Neuen Erdbeschreibung, schrieb für den Krefelder Familienfreund (1787/88, Herausgeber → Johannes Lang), 1803 für die Niederrheinischen Blätter für Belehrung und Unterhaltung und für das 1807 gegründete Krefelder Wochenblatt; er verfaßte 1807-1812 Lebenserinnerungen. Die Loge Karoline zu den drei Pfauen in Neuwied im Kurfürstentum Trier nahm den 47-jährigen Publizisten am 6.5.1786 auf und beförderte ihn am 7.5.1786 zum Meister. Er und weitere sieben Krefelder Freimaurer, unter ihnen → Peter von Löwenich, → Johannes ter Meer, → Friedrich Heinrich von der Leyen und → Johannes Lang, gründeten 1788 die Loge Zur vollkommenen Gleichheit ― eine der wenigen preußischen Logen nicht mit der Konstitution einer Berliner Mutterloge, sondern mit der des Eklektischen Bundes in Frankfurt am Main, einer englischen Provinzialgroßloge (Patent 10.10.1788). Bruck führte die Loge vom 9.11.1788 bis 23.7.1791 und erneut vom 31.1.1801 bis 6.7.1805 als Meister vom Stuhl. Er deckte sie am 2.12.1807, vermutlich weil er ihre Unterordnung unter den Grand Orient de France in Paris - Krefeld gehörte ab 1801 zum Kaiserreich Frankreich - ablehnte.
Brukenthal, Samuel Karl Freiherr v. (26.7.1721 Leschkirch/Siebenbürgen [heute Nocrich/Újagyház/Rumänien]-9.4.1803 Hermannstadt [heute Sibiu/Rumänien]), prot., V Michael Broeckner (auch Bruckner, 1676-1736), 1724 nobilitiert v. Brukenthal, Notar, Königsrichter in Leschkirch, M Susanne geb. v. Heydendorf, ∞ 1745 Katharina Sophie v. Klockner (1725-1782, V Daniel v. Klockner [1690-1754], Bürgermeister von Hermannstadt, M Sophie geb. Schirmer).
Samuel Karl v. Brukenthal besuchte die Gymnasien in Hermannstadt und Maros-Vásárhely, war im siebenbürgischen Gubernium tätig, ging nach Wien, wo ihn am 2.3.1743 die von → Albert Joseph Reichsgraf v. Hoditz, einem Freund Friedrichs II. und Großmeister der Breslauer Loge Aux trois Squelettes, gegründete Loge Aux trois Canons aufnahm ― fünf Tage vor der militärischen Auflösung der Loge am 7.3.1743 auf Befehl von Kaiserin Maria Theresia. Brukenthal studierte 1743 an der Universität Halle, deren juristische Fakultät ihn am 11.5.1743 immatrikulierte. Er gründete, nach seiner Aufnahme als Schottenmeister durch die Berliner schottische Loge L’Union, am 14.12.1743 in Halle die Loge Aux trois Clefs d’Or (Konstitutionspatent der Berliner Mutterloge Aux trois Globes am 6.12.1743), eine überwiegend studentische Sozietät. Er führte die Loge vom 14.12.1743 bis 1744 als Meister vom Stuhl. Als Friedrich II. im August 1744 in Böhmen einmarschierte und damit den Zweiten Schlesischen Krieg (1744-1745) eröffnete, mußten die in Halle studierenden Siebenbürger Sachsen, österreichische Untertanen, Brandenburg-Preußen verlassen. Brukenthal kehrte über Jena und Leipzig ins Habsburgerreich zurück. Kaiserin Maria Theresia, die ihm wachsendes Vertrauen entgegenbrachte, stellte ihn in die Verwaltung Siebenbürgens ein: 1745 Judizialsekretärsadjunkt des Provinzial-Magistrats in Hermannstadt, 1749 1. Judizialsekretär, 1751 Vize-Notär, 1751 Mitglied der Deputation der sächsischen Nationsuniversität in Wien (1759 deren ständiger Agent), 1754 Gubernialsekretär (Sekretär des Guberniums, der Regierung des Großherzogtums Siebenbürgen), 1760 Titular-Gubernialrat, 1762 Provinzialkanzler von Siebenbürgen, 1766 Vorsitzender der siebenbürgischen Hofkanzlei, 1774 bevollmächtigter Commissär und Präses des siebenbürgischen Guberniums, 1777 wirklicher Gouverneur von Siebenbürgen, 1787 Ruhestand. Brukenthal lebte winters in Hermannstadt und sommers in dem von ihm erbauten barocken Schloß in Freck (heute Avrig), wo er eine bedeutende Buch-, Münz-, Gemälde- und Mineralsammlung anlegte, die den Grundstock des Brukenthal-Museums in Sibiu bildet. Brukenthal schloß sich nach seiner Studentenzeit keiner Loge mehr an, blieb aber Freimaurer, wie bereits seine Rede 1747 in der Leipziger Loge Minerva gezeigt hatte. Vier der elf Mitglieder des Guberniums waren Mitglieder der 1767 in Hermannstadt gegründeten Loge St. Andreas zu den drei Seeblättern, die ihm nach der Schließung ihre Schriften und Protokolle zur Aufbewahrung übergab.
Buchholtz, Friedrich August Ludwig (* 1743 Berlin), V Friedrich Ludwig Buchholtz († 1772), Hofrat, Landschaftssekretär, zuletzt Landrentmeister, ∞ 4.5.1770 Caroline Henriette Kircheisen (V → Karl David Kircheisen),
Bruder:
Christian Alexander Friedrich Buchholtz (1735 Berlin-1793 Berlin), 1781 Justizbürgermeister, Direktor des Stadtgerichts in Berlin, 1786 Geh. Kriegsrat, ∞ Juni 1766 Anna Elisabeth Wegely (V Wilhelm Kaspar Wegely)
ihre Brüder:
→ Ernst Wilhelm Wegely
→ Karl Jakob Wegely
Schwester:
Margarethe Eleonore Buchholtz ∞ 1770 → Karl Jakob Wegely
Tochter:
Caroline Maria Wegely (1774-1823) ∞ 1802 → Ignaz Aurelius Feßler
Kusin:
→ Heinrich Jakob Ludwig v. Buchholtz
Am 5.7.1767 proponierte → Samuel Ludwig Philipp Gause auf dem gemeinsamen Johannisfest der Vereinigten Logen den durch seine Großmutter Anna Elisabeth Buchholtz, eine geborene Gause, entfernt verwandten 23-jährigen Friedrich August Ludwig Buchholtz, vermutlich bald nach seiner Ernennung zum geheimen kurmärkischen Landschaftssekretär (1767). Die Loge Zur Eintracht nahm ihn am 26.9.1767 auf, beförderte ihn am 2.2.1768 zum Gesellen, am 13.7.1768 zum Meister und am 7.11.1768 zum schottischen Meister in der altschottischen Loge Friedrich zum goldenen Löwen. Die Johannisloge wählte ihn 1770/1777 zum Redner. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln, die Führung der Großloge, nahm ihn 1775 als Mitglied auf und wählte ihn 1778/1780 zum Großredner. Der Gold- und Rosenkreuzerorden weihte ihn 1782 ein, ordnete ihn dem Berliner Zirkel Neastes (Direktor → Johann Christian Anton Theden, des Meisters vom Stuhl seiner Loge) mit dem Ordensnamen Balludus Jovizethus Crucifoedus Chutgrus zu, der er 1783 im IV. Ordensgrad (Philosoph) angehörte. Der Orden beurteilte seine Gemütsneigungen 1782 als gutherzig, wohltätig, Neigung zur Frömmigkeit, suchet durch Gebet des hohen O’ns immer würdiger zu werden. Buchholtz kaufte, weil die Große National-Mutterloge noch kein Korporationsrecht besaß, am 16.4.1779 in ihrem Namen von dem Goldschmied Johann Christoph Müller in der Spandauer Vorstadt nahe Schloß Monbijou für 3900 Rtl Haus und Garten Ziegelstraße 4, wo sie in den Sommermonaten das Johannisfest feierte und sich zu geselligen Zusammenkünften traf. Buchholtz rückte nach dem Tod des Vaters (1772) in dessen Amt eines Landrentmeisters der Landschaftlichen Kasse mit dem Prädikat Kriegsrat ein. Er floh 1784, ist Schulden halber desertiert (Kalkulationsliste 1784), nach einem Defekt von 9174 Rtl nach London (Straubel: Biographisches Handbuch, 146). Die Loge und der Gold- und Rosenkreuzerorden schlossen ihn wegen seines Kassendefekts und seiner Entweichung. aus.
Buchholtz, Heinrich Jakob Ludwig v. (5.7.1784 nobilitiert) (7.6.1749 Berlin-7.11.1811 Dresden), luth., V Johann Georg Buchholtz (1714-1771), Geh. Obertribunals- und Geh. Kriegsrat, M Sophia Rosina geb. Stahl (* 1722, so Straubel: Biographisches Handbuch, 144) oder Regina Ernestina geb. Stahl (* 9.1.1712 Halle, so NDB, 25, 33-35, V Georg Ernst Stahl [1660-1734, Prof. med., Lehrer von → Christian Anton Cothenius], Neffe → Johann Ernst Stahl), ∞ N. N., hinterließ 1 Tochter,
Bruder:
Friedrich Wilhelm Buchholtz (2.5.1745 Berlin-nach 1809) ∞ Henriette Louise geb. Buchholtz († 23.5.1809), 1761 Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster, 1765-1767 Jurastudium in Frankfurt (Oder), 1767 Referendar am Kammergericht, 1770 großes Examen, 1771 Kammergerichtsrat, 1775 Tribunalrat in Königsberg/Pr., 1806 auch Direktor des Stadtgerichts, a. 4.10.1775 Berlin von der Loge Zur Eintracht, II. 12.10.1775, III. 20.10.1775, in Königsberg nicht als Freimaurer ermittelt.
Ludwig v. Buchholtz bezog im Februar 1765 das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster, immatrikulierte sich am 21.4.1768 in Frankfurt (Oder) an der juristischen Fakultät, begann seine berufliche Laufbahn als Kabinettsekretär im Hofstaat → Heinrichs Prinz von Preußen, avancierte 1778 zum Kammerrat der Prinz Heinrichschen Domänenkammer in Berlin und wurde im selben Jahr von Friedrich II. zum Geh. expedierenden Sekretär in das III. Departement des Generaldirektoriums mit dem Titel Kriegsrat berufen. Er trat am 6.2.1778 in Berlin der Loge Royale York de l'Amitié bei, die ihn bis 1782 als Mitglied im Meistergrad führte. Friedrich II. stellte ihn 1780 als Legationsrat und Resident (Gesandter) in Warschau (1787 Geh. Legationsrat, Envoyé extraordinaire) in den diplomatischen Dienst ein. Buchholtz lebte nach seiner Rückkehr 1789 als Finanzrat in Berlin. Friedrich Wilhelm II. ernannte ihn 1792 erneut zum Gesandten in Warschau, danach 1794 in Posen zum Oberpräsidenten für Südpreußen und Minister. Buchholtz schloß als Vertreter Preußens im Oktober 1795 den Vertrag über die Dritte Polnische Teilung ab. Er wurde 1799 Mitglied der Marienburger Loge Victoria zu den drei gekrönten Türmen. Buchholtz beendete 1809 seine diplomatische Laufbahn als außerordentlicher Gesandter in Dresden.
Buck, Friedrich Johann (11.11.1722 Königsberg/Pr.-4.8.1786 Königsberg), V Johann Christoph Buck, Geh. Sekretär, M Sophia geb. Kelch († 7.8.1737, V Wilhelm Kelch, Advokat, Rat der Altstadt Königsberg, M Sophia geb. Gerwin), ∞ 1749 Maria Elisabeth Rink (V Peter Rink, Vorsteher der polnischen Kirche),
Sohn:
Samuel Friedrich Buck (1763-1827), 1803 Stadtrat, 1814 2. Bürgermeister in Königsberg, gehörte zum Freundeskreis Kants, am 22.4.1803 einer der 22 Teilnehmer der letzten Geburtstagsfeier Kants, am 22.4.1805 Mitgründer der Gesellschaft der Freunde Kants im Wohnhaus Kants, mit → Christoph Friedrich Elsner, → Johann Gottfried Frey, → Christian Jakob Kraus, → Johann Georg Scheffner, → Ehregott Andreas Christov Wasianski, Johann Benjamin Jachmann und Friedrich Konrad Jacobi
Johann Benjamin Jachmann (1765 Königsberg/Pr.-1832), V Johann Abraham Jachmann († 1790), Schuhmachermeister, M Marie Eleonore geb. Werner (1725-1818), ∞ Dorothea Elisabeth Kanter (V Buchhändler → Johann Jakob Kanter), studierte in Königsberg Medizin, Dr. med., Arzt in Königsberg, Kreisphysikus, Besitzer des Ritterguts Trutenau im Samland, a. 1788 Königsberg von der Loge Zu den drei Kronen, II. 6.4.1791 in der Berliner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W)
Bruder:
Reinhold Bernhard Jachmann (1767-1843), Theologe, Kant-Biograph
Friedrich Konrad Jacobi (1752 Frankfurt a. M.?-1816 Königsberg/Pr.), sein Onkel Johann Konrad Jacobi (1717-1774) holte ihn als Teilhaber seiner Firma (Bank und Kommissionsgeschäft) nach Königsberg, gründete 1782 die erste Zuckerraffinerie in Königsberg, 1774-1816 Mitglied der Königsberger Loge Zum Totenkopf (GLL), 21.3.1779 und 20.4.1780 2. Aufseher, 1782-1788 deputierter Meister
Friedrich Johann Buck erhielt zunächst Privatunterricht, besuchte ab 1732 das Collegium Fridericianum in Königsberg und immatrikulierte sich 1737 15-jährig an der philosophischen Fakultät der Albertina, der Universität Königsberg, und erlangte 1743 den Titel eines Magisters der philosophischen Wissenschaften. Er begann 1747 seine berufliche Laufbahn als 2. Bibliothekar der Stadtbibliothek in Königsberg. Die 1746 in Königsberg gegründete Loge Aux trois Ancres, eine der frühesten Gründungen in Brandenburg-Preußen, nahm den 25-jährigen Magister auf dem Johannisfest am 24.6.1747 in den beiden ersten Johannisgraden auf. An der Loge in einem auf dem Tragheim gemieteten Gartenhaus nahmen 17 Freimaurer teil, unter ihnen ein englischer Gast. Buck hielt zum Einstand eine Rede. Nach der Arbeitsloge, die von 12 bis 14 Uhr dauerte, traf man sich um 15.30 Uhr zur Tafelloge, in der eine Militärkapelle spielte. Um 19 Uhr begaben sich die Brüder in den Garten, wo sie in zwei Zelten Kaffee und Tee zu sich nahmen und der Schatzmeister 60 Gulden an 110 Stadtarme verteilte. Bei einbrechender Dunkelheit um 21 Uhr beleuchteten 430 Lampions den Garten. Das in seiner Mitte errichtete Portal nebst zwei Pyramiden krönten drei Kronen und der Namenszug Friedrichs II. Um 2 Uhr frühmorgens ging man nach Hause. Die Loge wählte Buck, obwohl noch Geselle, Anfang September 1747 zum Redner, wonach sie ihn am 14.10.1747 zum Meister beförderte. Buck promovierte am 6.4.1748 an der Frankfurter Viadrina in absentia zum Dr. phil. et utr. iur., hielt dort juristische Vorlesungen und wurde am 8.1.1748 von der Deutschen Gesellschaft als Ehrenmitglied aufgenommen. Buck erhielt am 24.11.1748 an der Königsberger Universität eine außerordentliche Professur der Mathematik, am 1.4.1753 eine ordentliche Professur für Logik und Metaphysik und 1770 eine ordentliche Professur der Mathematik. Die Universität wählte ihn wiederholt zum Dekan und im Sommersemester 1784 zum Rektor. Buck und weitere Freimaurer im Schottengrad gründeten im Oktober 1758 im russisch besetzten Königsberg (1758-1762) die französisch arbeitende St. Andreas-Loge bzw. Schottenloge des Heiligen Andreas zum goldenen Leuchter, die wohl auch in den drei Johannisgraden arbeitete. Sie wählte ihn zum Redner und procureur (Aufseher über die Einhaltung der Logengesetze). Außerdem gründete er gemeinsam mit → Hippel und → Scheffner ein Disputierkränzchen. Buck trat vermutlich schon im Gründungsjahr 1760 der Loge Zu den drei Kronen bei, die, obwohl Königsberg besetzt war, am 10.6.1760 eine Konstitution der Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin erhielt. Ob er länger als bis 1761 Mitglied der Loge blieb, ist nicht deutlich. Buck verfaßte zahlreiche wissenschaftliche Schriften, eine Autobiographie (1775) und komponierte (Krambambulilied).
Bückling, Karl Friedrich (23.8.1756 Neuruppin/Mark Brandenburg-22.2.1812 Berlin), luth., V Christian Heinrich Bückling, Kaufmann aus Ruppin, M Charlotte Wilhelmine geb. Schönfus, ∞ Henriette Albertine Schartow (V Daniel Bartholomäus Schartow, Geh. Sekretär),
Kinder:
Adolf Bückling (1793-1830), in den Befreiungskriegen 1813/14 Soldat, 1817 Bergmeister, 1822 Oberbergmeister im Bergamt Eisleben
Emilie Bückling (29.1.1795-1.1.1867) ∞ 1819 Johann Christian Julian Reil (20.4.1792-31.8.1858), V → Johann Christian Reil, Geh. Oberbergrat, Oberhüttenverwalter in Schlesien
Die Familie zog 1762 nach Berlin, wo Karl Heinrich Bückling die 1747 von dem Pietisten Johann Julius Hecker (1707-1768), Prediger der Dreifaltigkeitskirche in Berlin und Oberkonsistorialrat, gegründete Realschule besuchte und auf Anraten von Georg Christoph Silberschlag (1731-1790), dem 2. Prediger der Dreifaltigkeitskirche und Inspektor der Realschule, in Berlin eine Lehre als Bauhandwerker absolvierte. Er begann seine berufliche Laufbahn als Kondukteur beim Bau des Bromberger Kanals zwischen Brahe bei Bromberg und der Netze bei Nakel (26 km) im durch die Erste Polnische Teilung preußischen Netzdistrikt (1773-1774). Er studierte 1768 als Bergeleve an der kursächsischen Bergakademie Freiberg, wonach Friedrich Anton Freiherr v. Heinitz (1725 Dröschkau/Kursachsen-1802 Berlin), Mitgründer der Bergakademie und ab 1777 preußischer dirigierender Minister und Oberberghauptmann Chef des Bergwerks- und Hüttendepartement in Berlin, ihn in sein Departement aufnahm. Er beauftragte ihn am 23.4.1778 im Namen des Königs, unter dem Vorwand einer Erwerbsabsicht als Arbeiter in der Fabrik Boulton & Watt in Smethwick bei Birmingham die Konstruktion der Dampfmaschine Wattscher Bauart, ihren Effekt und ihre Kosten zu erkunden sowie Baupläne anzufertigen. Bückling reiste im Mai 1778 nach England. Nach dem erfolgreichen Unternehmen avancierte er 1779 in Berlin zum Hüttenbauinspektor, verantwortlich für das Bauwesen der preußischen Eisenwerke, und 1781 zum Bergassessor. Im selben Jahr, am 5.8.1781, nahm die Berliner Loge Zum goldenen Pflug (GLL) ihn auf und beförderte ihn am 13.9.1783 zum Gesellen. Bückling wurde 1783 als Berginspektor an die Magdeburg-Halberstädtische Bergwerks- und Hüttenadministration in Rothenburg an der Saale versetzt. Er trat im selben Jahr der Ascherslebener Loge Zu den drei Kleeblättern (GLL) bei, die ihn am 21.1.1786 zum Meister beförderte; sie nannte ihn letztmals 1792. Bückling entwarf unter Mitwirkung der Berliner Akademie der Wissenschaften zunächst ein verkleinertes, funktionsfähiges Modell der Wattschen Niederdruckdampfmaschine und baute nach ihrem Vorbild die erste deutsche Dampfmaschine, die am 2.5.1785 im Mansfelder Kupferschieferbergbau bei Hettstedt in den Probebetrieb und am 23.8.1785 in den endgültigen Betrieb ging. Die auf dem König-Friedrich-Schacht bei Burgörner eingesetzte Maschine wurde zum Steinkohlenbergwerk Löbejün umgesetzt, wo sie bis 1848 in Betrieb war; eine Rekonstruktion steht im Mansfeld-Museum Hettstedt. Heinitz schickte Bückling 1786 erneut nach England, wiederum mit dem Auftrag, Bau und Gebrauch der Dampfmaschinen auszukundschaften. Er fertigte exakte Baupläne von Dampfmaschinen Wattscher Bauart an, außerdem warb er in Cornwall den Dampfmaschinen-Mechaniker William Richard an. Bückling wurde 1788 zum Assessor und 1791 wegen seiner Verdienste um die Dampfmaschine zum Oberbergrat in Rothenburg, anschließend am Niedersächsisch-Thüringischen Oberbergamt Halle (Saale) ernannt. Als das Herzogtum Magdeburg durch den Tilsiter Frieden 1807 an das Königreich Westfalen fiel, war er ab 1809 als Chefingenieur der Maschinendirektion der Elbedivision tätig. Bückling trat Anfang 1812 in den Ruhestand.
Burgsdorff, Wilhelm Karl Friedrich v. (3.5.1775 Schaumburg bei Küstrin/Neumark-16.2.1849 Potsdam), V Friedrich August Ludwig v. Burgsdorff (1747 Leipzig-1802 Berlin), 1792 Oberforstmeister der Kurmark, Geh. Rat, M Friederike Sophie geb. v. Burgsdorff-Grünrade (1752-31.8.1784 im Kindsbett), ∞ Fürstenau 1801 Amalie v. Normann (1780-1848 Potsdam).
Im Jahre 1790 vermittelte der preußische Oberstallmeister → Karl Graf v. Lindenau dem 15-jährigen kgl. Jagdpagen (1789) Wilhelm v. Burgsdorff ein Stipendium an der neuen, von → Karl Gotthard Langhans erbauten Tierarzneischule in Berlin, die am 1.7.1790 den Lehrbetrieb aufnahm. Er begleitete Friedrich Wilhelm II. im Ersten Koalitionskrieg 1793 auf der Campagne in Frankreich als Reisestallmeister. Burgsdorff avancierte 1801 unter Graf Lindenau zum kgl. Stallmeister in Berlin und 1802-1805 zum Stallmeister des Landgestüts Münsterwalde in Westpreußen. Dort nahm ihn am 28.1.1804 die Marienwerder Loge Zur goldenen Harfe (GLL) auf und beförderte ihn am 9.3.1805 zum Gesellen und am 3.5.1806 zum Meister; er war zuletzt Ehrenmitglied. Burgsdorff amtierte zu Beginn des Vierten Koalitionskriegs 1805 als Zivilkommissar der Mobilmachungspferde in Westpreußen, nach dem Krieg 1808 als Haupt-Stallmeister, wodurch er die unmittelbare Leitung des 1732 eröffneten kgl. Hauptgestüts Trakehnen, des bedeutendsten deutschen Gestüts, hatte, schließlich 1815-1842 als Landstallmeister und Direktor mit der Oberaufsicht über das Hauptgestüt. Er verbrachte nach dem Verkauf seines Erbguts Serpenten bei Gumbinnen ab 1747 seine letzten Lebensjahre in Potsdam. Burgsdorff publizierte über Pferdezucht und Pferderennen.
Burja, Abel (30.8.1752 Kiekebusch bei Köpenick/Mittelmark-16.2.1816 Berlin), ref., Hugenotte, V Jean Burja, M Marie geb. Peronne, ∞ St. Petersburg 1781 Catharine Julienne (Katharina Elisabeth) Maß (Maas).
Abel Burja besuchte in Berlin auf dem Friedrichswerder das Collège Français, an dem er als cand. theol. ab 1770 Griechisch, Latein und Geschichte unterrichtete. Er übersetzte Moses Mendelssohns Phädron (Phédon ou Dialogues Socratiques sur
l'immortalité de l'Ame en Allemand par Moise fils de Mendel (Maastricht 1772). Die Berliner Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W) nahm den 24-Jährigen am 4.3.1777 auf und führte ihn am 25.8.1777 zum Meister; sie führte ihn 1778-1784 als abwesendes Mitglied. Burja ging 1777? nach Rußland, wo ihm der Adlige Petre Tatiščev (sen. oder jun., beide Freimaurer strikter Observanz) in St. Petersburg eine Hauslehrerstelle übertrug. Er unterrichtete an der Kadettenanstalt Mathematik und Französisch und wurde Prediger der französisch-reformierten Gemeinde. Burja trat vermutlich 1780 in St. Petersburg der Loge Zur vollkommenen Eintracht (1771 konstituiert) bei. Er kehrte mit seiner Familie 1784 nach Berlin zurück, wo er seine Petersburger Beobachtungen Observations d'un Voyageur sur la Russie, la Finlande, la Livonie, la Curlande et la Prusse publizierte (Berlin 1785, Maastricht 1787). Er wurde 1784 zum 2. Prediger an der Friedrichsstadtkirche, der französisch-reformierten Gemeinde in der Friedrichsstadt (bis 1793), ordiniert. In seinem Festvortrag am 29.10.1785 in Berlin zum 100. Jahrestag des Edikts von Potsdam feierte er die Hohenzollern, mit deren Hilfe die réfugiés im Herzen Deutschlands wieder eine Heimat gefunden haben. Seine alte Loge Zu den drei Seraphim reaffiliierte ihn 1786 und führte ihn bis 1791 als Mitglied im Meistergrad. Burja erhielt 1787 neben der Predigerstelle eine Professur für Mathematik an der Académie militaire, der Ritterakademie, ab Mai 1794 mit einem Jahresgehalt von 500 Rtl. Er erwarb sich mit Schriften zur Mathematik und zur optischen Telegraphie sowie mit der Erfindung eines Telegrafencodes für ein auf Flaggen oder Fackeln bestehendes System wissenschaftlichen Ruhm. Die Berliner Akademie der Wissenschaften wählte ihn am 29.1.1789 zum Ordentlichen Mitglied (mathematische Klasse) und die Petersburger Akademie der Wissenschaften am 28.7.1794 zum Ehrenmitglied. Burja wurde schließlich 1800 zum Inspecteur des Französischen Gymnasiums ernannt und hielt ab Gründung der Berliner Universität (1810) mathematische Vorlesungen.
Busolt, Gotthilf Christoph Wilhelm (6.2.1771 Buchholz bei Landsberg/Ostpreußen-3.5.1831 Königsberg/Pr.), V Pfarrer in Buchholz, ∞ Luise Gramatzki (V Daniel? Gramatzki, Kaufmann in Königsberg, Kommerzienrat).
Gotthilf Christoph Wilhelm Busolt immatrikulierte sich am 23.9.1788 an der theologischen Fakultät in Königsberg, studierte auch Anthropologie, Physikalische Geographie und Logik bei → Christian Jakob Kraus und Immanuel Kant und bestand 1792 sein erstes theologisches Examen (licentia concionandi). Er erwarb seinen Lebensunterhalt zunächst als Privatlehrer, wonach er 1795 eine Lehrstelle an der Altstädtischen Schule antrat. Busolt war ein Anhänger Pestalozzis, Rousseaus, Basedows, Campes. Nach dem Erwerb des Magistertitels 1798 unternahm er eine Reise durch Deutschland, um die berühmtesten Schulen kennenzulernen, kehrte 1800 nach Königsberg zurück, wo er als Kirchen- und Regierungsschulrat den Unterricht nach Pestalozzis Lehrmethoden reformierte. Die Königsberger Loge Zu den drei Kronen nahm Busolt 1806 auf und wählte ihn am 1.6.1809 zum substituierten Sekretär. Nach dem Frieden von Tilsit 1807, als König und Regierung in Königsberg residierten, verkehrte er mit → Gerhard Johann David v. Scharnhorst und → August Wilhelm Anton Neidhardt v. Gneisenau, der bei ihm einquartiert war. Auf seinem Gut in Pojenkers bei Königsberg (später Stadtbezirk Hufen), das er 1796 aus dem Nachlaß → Theodor Gottlieb v. Hippels erworben und nach seiner Frau Luisenwahl genannt hatte, verbrachten Königin Luise und ihre Kinder die Sommer 1808 und 1809; Kaiser Wilhelm I. kaufte 1872 das Anwesen und ließ 1874 das Luisen-Denkmal errichten. Busolt war 1809 Mitglied der gemischten Kommission für Reform des Schulwesens in Königsberg. Nach ihm hießen in Königsberg der Busoltplatz und die Busoltstraße.
Butze, Johann Gottfried (4.7.1755 Sandau/Herzogtum Magdeburg-3.1.1821 Sandau), luth., V Johann Gottfried Butze (1702 Berlin-1785 Sandau), Deichinspektor in Sandau, M Katharina Dorothea geb. Krugküster (um 1721-1779, V Bürgermeister von Sandau), ∞ 1777 die 16-jährige Anna Maria Herms (* 1761, V Abraham Ludwig Herms, M geb. Teichert/Dieckert, Mitgift 6000-7000 Rtl).
Johann Gottfried Butze wurde um 1774 als Nachfolger seines Vaters Deichinspektor mit den Geschäftsbereichen Elbe auf preußischem Staatsgebiet außer Magdeburg, Eindeichung der Elbe, Flußregulierung, Landbauten an Domänen. Nach dem Examen in Feldmesser- und Wasserbaukunst 1775 vor dem Oberbaudepartement des Generaldirektoriums in Berlin wurde er als Bauinspektor in Sandau angesetzt (Gehalt 1818 900 Rtl, 250 Rtl Fuhrgeld, 22 Rtl Nebenvolumente). Die Magdeburger Loge Ferdinand zur Glückseligkeit (GNML3W) nahm Butze am 8.2.1793 auf und beförderte ihn am 14.2.1794 zum Gesellen. Er deckte am 1.6.1798 die Loge und trat 1803 der im selben Jahr gegründeten Loge Zur Freundschaft und Wohltätigkeit in Havelberg bei, die ihn letztmals 1804 nannte, als sie bereits schon wieder im Niedergang war.