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III. Eröffnung des Königstädter Theaters.

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Welchem guten alten Berliner geht nicht noch heute das Herz so frühlingsfrisch und fröhlich und — doch wieder so jugendsehnsüchtig-wehmütig auf bei dem Namen: »Königstädter Theater«? — oder wenn er bei dem mächtigen, alten, längst zur Wohnungskaserne umgewandelten Hause auf dem Alexanderplatze, der früher Ochsenmarkt hieß, vorübergeht und daran denkt, wie er vor siebenundvierzig Jahren im apfelgrünen Frack und drunter das junge theaterschwärmende Herz — die holde Julie mit den langen, braunen Locken und dem blauseidenen Spencer und dem gelben Strohhut à la Galathea am Arm — an einem heißen Augusttage vier Stunden lang vor dem Theatereingange von glühenden Menschenwogen hin- und hergeschoben wurde … und wie endlich die Pforten sich öffneten und der Strom stöhnend — kämpfend — dampfend sich hineinzwängte … und wie er doch zuletzt glücklich auf seinem Parterreplatze anlangte, wenn auch mit dem Opfer des einen apfelgrünen Frackschoßes und der Hälfte der braunen Locken und des einen blauen Atlasschuhs der holden Julie … und wie sie beide doch so unendlich glücklich waren, der Eröffnung des neuen Königstädter Theaters beiwohnen zu können …

In dies alte, theaterenthusiastische Berlin von anno 1824 — wie es sich das junge Berlin von anno 1870 kaum noch denken kann — fuhren die Mutter und ich am 26. Mai 1824 nachts 11 Uhr ein, — durch die nicht enden wollende Königsstraße dem Ochsenmarkt zu. Bethmann hatte versprochen, uns dort ein provisorisches Logis zu mieten.

Der große Ochsenmarkt war wie ausgestorben. In dem bezeichneten Hause links neben dem Theater schienen sämtliche Bewohner zu schlafen. Der Postillon blies, rief, klopfte, zog die Glocke — lange vergebens. Endlich wurde ein Fenster im ersten Stock geöffnet. Ein Licht und ein jugendliches Gesicht neigten sich hinaus, und in bayerischer Mundart hörten wir: »Kommen Sie etwa aus Karlsruhe? Dann bitte heraufzukommen! Direktor Bethmann hat uns ersucht, Sie zu bewillkommnen; bis morgen müssen Sie sich schon mit dem bestellten, leider sehr unwohnlichen Zimmer behelfen.« Die artige Sprecherin, Fräulein Weidner aus München, begrüßte mich als Kollegin sehr herzlich. Aber eine Hiobspost kam nach: Bethmann hatte nach einer heftigen Szene mit den Aktionären seine Entlassung gefordert — erhalten — und tief gekränkt Berlin verlassen.

Aus übervollem, bangen Herzen, mit Seufzen und Tränen klang uns dieser Willkomm in der wildfremden Stadt entgegen. Bekümmert und erschrocken setzten die Mutter und ich uns auf eines der Betten in dem sofalosen, unbehaglichen Zimmer, und Fräulein Weidner und ihre Mutter auf das gegenüberstehende. Klagend fuhr die Kollegin fort: »Es herrscht hier heillose Unordnung! Nichts ist fertig, nur Weniges vorbereitet. Keine Rollen sind verteilt, keine Proben angesetzt. Vize-Direktor und Sekretär Baron von Biedenfeld vermag trotz des besten Willens keine Autorität zu erlangen. Niemand will gehorchen. Die Regisseure Schmelka und Angeli hemmen die Tätigkeit ihres einsichtsvollen Mitregisseurs Nagel durch Eifersüchteleien und Misstrauen. Der Geschäftsführer, Justizrat Kunowsky, ist ein geistreicher Mann und mit Enthusiasmus dem neuen Institut ergeben, aber ihm fehlt Zeit, Praxis und — Energie. Er taucht auf und verschwindet wie ein Irrwisch und hinterlässt nur Verwirrung. Die Aktionäre wissen wohl die Einnahmen zu berechnen, geizen aber mit den nötigsten Ausgaben. O hätte ich doch mein trautes München nicht verlassen!«

»Und wir nicht unser schönes Karlsruhe!« — und Tränen drohten auch bei mir auszubrechen … Da ertönte eine Flöte — wehmütige Melodien — sehr gut geblasen …

»Der Stiefsohn Bethmanns« — erklärte die Weidner, sanfter, ernster Jüngling; er wohnt über uns und musiziert oft die ganze Nacht hindurch.«

»Das fehlt' uns noch!« rief meine Mutter in komischer Verzweiflung, — »nichts stimmt trauriger, als melancholisches Flötenspiel … o wie er jetzt so schwermütig bläst:

»Mir auch war ein Leben aufgegangen!«

von Kapellmeister Himmel …«

»Sicher folgt jetzt:

»An Alexis send' ich Dich!«

lachte die Weidner — und richtig: Gleich intonierte die melancholische Flöte den Rosengruß an Alexis.

Da lachten wir denn hell auf — und wurden Alle heiterer und mutvoller. Und bald lullte uns:

»Freudvoll und leidvoll«

des schwärmerischen Flötenspielers ganz angenehm ein — die erste Nacht in dem großen, wildfremden Berlin.

Der folgende Morgen ließ sich besser an. Ein etwas zweifelhaftes Individuum präsentierte sich als Theaterdiener und brachte die erfreuliche Nachricht: die gegenüberwohnende Frau Doktorin Rintel ließe uns einladen, das freie, hübsche Logis über ihrer Wohnung zu besichtigen.

Froh eilte ich hinüber — und nach wenigen Stunden war Alles so weit eingerichtet, dass wir Besuch empfangen konnten. Als ich treppauf treppab sprang, um das Auspacken zu überwachen, und rüstig mit Hand anlegte — trat mir aus dem Zimmer des ersten Stockes eine nicht mehr junge, aber höchst anmutige Dame entgegen und sagte auf die liebenswürdigste Weise: — »Ich bin die Doktorin Rintel — mein Vater ist der Direktor der Singakademie Zelter! — Bethmann, ein Freund meines Mannes, hat Sie uns empfohlen. Er kam vor seiner schnellen Abreise noch atemlos gerannt, um dies Briefchen für Sie einzuhändigen. Recht viel Liebes haben wir von der Süddeutschen vernommen; nach Kräften werden wir Ihnen beistehen!«

Da erschien mir Berlin doch schon in einem rosigeren Lichte. Wir waren nicht mehr verlassen; gute, liebe Menschen wollten sich unserer annehmen …

Bethmann schrieb: »Um Ihretwillen, liebes Fräulein, bedaure ich hauptsächlich, Berlin so schnell verlassen zu müssen! Denn Sie sind unstreitig von den Mitgliedern die Unerfahrenste im Theater-Treiben. Doch nur mutig vorwärts! — Talent, Jugend und ernstes, eifriges Streben werden auch Ihnen helfen, im neuen Kunsttempel Fuß zu fassen. Vor dem Herbst kehre ich wieder und stelle Sie meinen ehemaligen Kollegen von der königlichen Bühne vor …«

Wie heimisch fühlten wir uns gleich bei Rintels, wie ungeniert plauderten wir zusammen, so vertrauensvoll, als sei es nicht das erste Mal, dass wir am Familientisch mit ihnen Kaffee tränken. Des Doktors sanftes, würdiges Wesen beruhigte und flößte Sympathie ein. Das liebenswürdige Paar bestätigte die Versicherung Bethmanns, dass die Berliner mit Ungeduld der Eröffnung des Königstädter Theaters — damals der einzigen Bühne neben der königlichen — entgegensähen, und das Publikum sich freue auf die heiteren Lebensbilder; — denn nur Lustspielen, Lokalpossen, Operetten solle die neue Bühne geweiht sein, höchstens dürften dann und wann Melodramas ihre düsteren Schatten werfen. Der König hätte gern dem Kommerzienrat Cerf die Konzession zum Bau eines zweiten Theaters erteilt, da beim königlichen Theater das klassische Repertoire vorherrsche und der König heitere Lebensbilder im Volkston besonders liebe.

»Aber warum lässt der König denn nicht seine Lieblingsstücke auf seiner Bühne spielen?«

»Nein, Friedrich Wilhelm der Gerechte hat mehr als einmal gesagt: Ich will meinen Geschmack dem Publikum nicht aufdrängen; — und Graf Brühl, der Intendant, soll in Ruhe gelassen werden!«

Baron Biedenfeld machte uns seinen Besuch. Der Vize-Direktor trug einen verstümmelten Arm in schwarzseidener Binde; die Orden auf seiner Brust erklärten uns, wie er zum Krüppel geworden. Der Mutter und mir stiegen die Tränen ins Auge — — wir dachten an meinen Vater, der aus jenen Schlachten fürs Vaterland nicht wiederkehren durfte. Der Baron mochte wohl vierzig Jahre zählen und hatte angenehme, intelligente Züge. Er zeigte sich als feingebildeter Mann und plauderte bald gemütlich in Wiener Mundart. Er lud uns freundlich ein, ihn nach Hause zu Frau und Tochter zum Mittagessen zu begleiten. Wir würden dort auch seinen Schwiegersohn Spitzeder kennen lernen.

»Wenn das so fortgeht,« rief ich fröhlich, »müssen wir an eine beschützende, unsichtbare Macht glauben. Warum aber blicken Sie so traurig, Herr Baron?«

»Lina, bedenke doch!« verwies die Mutter … Entschuldigen Sie, Herr Baron, das laute Denken meiner Tochter!«

»Oh, lassen Sie das Fräulein doch aufrichtig sein! Zu bald wird sie leider nur Klugheit sprechen müssen, wenn sie durchkommen will auf den heißen Brettern. — Sie haben aber ganz recht gesehen, mein aufrichtiges Fräulein: ich bin sehr deprimiert! Seit Bethmanns Zerwürfnis mit den Aktionären ist meine Stellung unerträglich geworden: ich soll Alles vermitteln, ermöglichen — und werde bei der herrschenden Konfusion nachgerade mit verwirrt. Doch, dies darf Sie nicht entmutigen, bitte, erfreuen Sie mit Ihrer Heiterkeit meine heimwehkranke Frau und Tochter — sie vermissen hier noch mehr als ich unser geliebtes Wien.«

Am Fuß der Treppe hörten wir einen Wagen anrasseln, und eben auf dem Trottoir — stießen wir auf einen Herrn, den Biedenfeld: »Ah! Kunowsky!« begrüßte. Dann stellte er vor: »Herr Justizrat Kunowsky — unsere Hauptstütze, Geschäftsführer und geistiger Dirigent des neuen Instituts, das belebende Element des ganzen Unternehmens!« Es klang wohl etwas Ironie aus dem Lobe, — Kunowsky indessen nahm es à la lettre. Er bot mir seinen Arm, mich zu Biedenfelds zu führen. Und nun — während der kurzen Strecke sollte ich die echte, berühmte und berüchtigte Berliner Suada kennen lernen. Solch' ein Überstürzen verschiedener Thematas, solch' Gemisch von Witz, Laune und Raketensprühen im allerschnellsten Tempo hatte ich bis dahin noch nie gehört. — Betäubt — verwirrt — konnte ich nur selten einige Bemerkungen einschalten. Kunowskys Äußeres frappierte mich auch; — ich vermochte nicht zu sagen, ob mich ein Alter-Junger, — oder ein Junger-Alter führte. Die schlanke, geschmeidige Figur, das nach Art der Studenten gescheitelte, lockige, braune Haar, die blauen, geistvoll strahlenden Augen — und dazu ein ziemlich verwittertes, fahles Gesicht und bedenklicher Zahnmangel …

Kunowsky sprühte: »Unser Theater wird bald das königliche überflügeln! — junge Kräfte, immense Talente! — bei den Hofschauspielern ist die Glanzperiode vorüber …«

»Madame Stich ist aber doch noch zu den jugendlichen Künstlerinnen zu zählen?«

»Jewiss! jewiss, — imposante Gestalt, vortrefflich im Trauerspiel, — aber im Lustspiel ungraziös, gar nicht bedeutend …«

»Und die gepriesene Frau v. Holtei? — kaum in den Zwanzigern …«

»Reizende Erscheinung, besonders als Käthchen von Heilbronn und Melitta, — aber zu klein, zu lange Arme, beschränktes Fach, auch nicht lebensfrisch genug, zu veilchenartig bescheiden wirkend …«

»Und Devrient, Wolff, seine Gattin, Rebenstein, Krüger ꝛc., sind das nicht Künstler in voller Kraft ihres Talentes?«

»Jewiss! jewiss! — aber unsere Königstädter werden ihnen schon nachkommen. Klassische Stücke — d. h. Trauerspiele dürfen wir zwar nicht geben, doch das wird sich finden. Und wir werden dafür ein brillantes Repertoire haben. Ludwig, Meyer, Piehl, Nagel — welche Schauspieler! Schmelka, Angeli, Rösike — welche Komiker! — und Spitzeder, unsere Perle, unser Stolz! — und die Damen — Weidner, die Schwestern Satorius und Herold, Karoline Müller, Sie, Verehrteste — welche Künstlerinnen!«

»Erlauben Sie, Herr Justizrat, — spielen diese Damen — zweite Liebhaberinnen?«

»Nein! — Erste!«

»Sieben erste Liebhaberinnen an einer Bühne … da hätte ich Lust, sogleich wieder abzureisen. Mein Kontrakt lautet auf erste Partien, und ich habe nicht die Karlsruher Bühne verlassen, wo ich neben Madame Neumann gefiel, um mit diesen sechs Damen hier um die Palme zu ringen!«

»Begreife, Verehrteste, aber im Anfang müssen Sie der Sache halber auch unbedeutendere Rollen übernehmen. Im Tournier zu Kronstein ist die Gräfin Elsbeth Ihnen zugeteilt; in acht Tagen wird die erste Probe stattfinden, am Geburtstag des Kronprinzen wird das Stück gegeben werden.«

Aber der Geburtstag ist ja erst am 15. Oktober — und jetzt haben wir Mai. Warum werden denn nicht die vorhergehenden Stücke einstudiert?«

»Kleinigkeit, wird Alles zurzeit geschehen … und nun folgte eine wahre Apotheose des neuen Institutes, von dem Wohlwollen des Königs, der brennenden Ungeduld des Publikums — einer neuen, herrlichen Kunstepoche … und so unaufhaltsam weiter …

Erst bei Biedenfelds durfte ich freier atmen. Mit Herzlichkeit wurden wir von den Wienerinnen bewillkommnet. Die Baronin hatte dieselbe Ruhe und Milde in ihrem Benehmen, wie meine Mutter. Sie war früher an den Komiker Schüler in Dessau verheiratet gewesen und hatte selbst als Sängerin geglänzt. Ihre Tochter aus erster Ehe, Frau Spitzeder, war eine zierliche Erscheinung: schwarze Prachtaugen schauten aus dem blassen, lieblichen Gesicht unendlich wehmütig, als suchten sie vergebens das geliebte Wien, wo Henriette Spitzeder als erste Sängerin der Liebling der Wiener war. Oder ahnten diese schönen, traurigen Augen, dass sie sich schon nach vier Jahren auf immer schließen sollten? — Spitzeder, der berühmte Wiener Bassbuffo, dagegen sah fröhlich und zuversichtlich aus. Ein großer, blondlockiger, schöner junger Mann, dessen lächeln und blitzende tiefblaue Augen den humoristischen Schalk verrieten.

Plötzlich sagte Kunowsky Adieu! — und fort war er. Wir sahen uns eine Weile beobachtend — lächelnd an — aber der köstliche Spitzeder gab in seiner derb gemütlichen Wiener Art den Gedanken Worte: »Unser Geschäftsführer ist heut wieder einmal e bissel — verruckt! Sonst ein seelenguter, auch kluger Herr, — aber hier im Oberstübchen geht es manchmal drunter und drüber und zum Dirigenten für ein Theatervölkchen fehlt ihm eine gute Portion Energie und kaltes Blut!« — Dann schlug er plötzlich in das höchste Pathos um: »Wir fahren halt auf dem Meer fremder Verhältnisse, und wissen nicht, ob's Schifflein glücklich landen wird! — aber um uns zu stärken vor den herannahenden Kämpfen, wollen wir Leidensgefährten — — (in Wiener Mundart) jetzt echte Wiener Rahmstrudel essen.«

Für mich war dies genügend, um in tolles Lachen auszubrechen; die andern mussten mit einstimmen, selbst die kleine ernste Frau, und nun weidete ich mich förmlich an Spitzeders unerschöpflicher, liebenswürdiger Laune, die dem Komiker bald in Berlin auf Befehl des Königs 24 Stunden Arrest eintragen sollte. Während des russisch-türkischen Krieges extemporierte er nämlich im Königstädter Theater: »Die Fuselmänner gegen die Muselmänner …« und eine preußische Königstochter war ja Kaiserin der Fuselmänner. — Als wir mit Champagner auf glückliches Landen des Schiffes anstießen, kam ein Bote von Kunowsky mit einem Bleistiftzettel an mich: »Verehrteste! Ich vergaß zu erinnern, dass Sie morgen durchaus den Herren Aktionären Besuche abstatten müssen; hier die Adresse — von den verheirateten Matadoren. Abends erwartet meine Frau Sie mit der werten Mama. Es ist unser Empfangstag, und wir freuen uns, Sie mit den für Kunst glühenden Stammgästen bekannt zu machen.« —

»Wie liebenswürdig!« bemerkte meine Mutter.

»Ja gewiss!« — sagte die Baronin resigniert — »aber die Damen werden gleich uns bei dem Rout Entsetzliches ausstehen: — kleine Zimmer, überfüllt von Besuchenden. Das ist ein betäubendes Kommen, Gehen, Drängen, Schwätzen … Ich werde stets krank von dem — Vergnügen!«

In grauseidenem Überrock, mit Rosa verziert, eine Pariser rosa Atlas-Toque mit Marabouts auf den hochfrisierten Locken, die Mutter schwarz, im hellgelben Krepphut — fand ich unsere Toilette sehr hübsch für die Visiten bei den Herren Aktionären. Aber wie wurde ich angestarrt! Ob vielleicht die Toque zu verwegen aufgestülpt war? — oder ob ich mich nicht demütig genug vor den Millionären verbeugte? Ich vernahm wenigstens später von Baron Biedenfeld, dass Bankier Fränkel ihm andern Tags gesagt: »Bedenken Sie ja die etwas determiniert aussehende Blondine mit ersten Rollen, denn zweite wird sie sicherlich nicht oft übernehmen.«

Bankier Beneke, wegen seines Reichtums auch Fürst Beneke genannt, sprach sehr leise, aber angenehm, und geleitete uns zu seiner Gattin — wie verlegen. Durchlaucht lehnten in der Sofaecke, ein Riechfläschchen in der Hand, und klagten herablassend im besten Berlinisch über Nervenkopfweh. Wir wollten uns sogleich entfernen, — wurden aber ersucht, Platz zu nehmen. Eine gezwungene Unterhaltung entspann sich. Durchlaucht geruhten unter Anderem zu fragen: »Haben Sie denn ein jutes Jedächtniss? — Das Auswendiglernen muss doch entsetzlich sind!«

Ich war im Begriff pikiert zu antworten, aber ein Blick der Mutter verhinderte es. Rächen musste ich mich aber doch, — und so erwiderte ich lammfromm: »Ich besitze jar kein Jedächtnis, — ich bin ein jequältes Menschenkind!« —

Ihr Erröten bewies, dass sie mich verstanden hatte. Sie blieb meine Gegnerin von dieser Minute an. Ich habe nie wieder einen Fuß in dies goldene Haus gesetzt.

Von einer anderen Mad. Beneke, deren feenhafte Feste Friedrich Wilhelm III. nicht selten beehrte, um sich — an dem unverfälschten Berlinisch der Wirtin zu ergötzen, wusste Spitzeder allerlei Anekdoten zu erzählen. Sie titulierte den König nur »Majestäteken«. — Als nun einst eine wohlmeinende, aber weniger reiche Freundin die Millionärin vertraulich erinnerte, doch nicht immer »jeloffen« statt gelaufen zu sagen, platzte diese heraus: »Ach wat, Liebste, lassen Sie mir man: Ihre Töchter sind nun schon 30 Jahre jelaufen und jelaufen un haben bis heute noch keinen Mann gekriegt — meine Töchter sind jeloffen un jeloffen un waren mit 17 Jahren schon futsch!« —

Am Abend saß ich zum ersten Mal in höchster Spannung im ersten Range des dichtbesetzten königlichen Schauspielhauses. Es erschien mir gegen das Karlsruher klein, aber eleganter, auch besser beleuchtet. Es wurde »Hermann und Dorotea« gegeben, von Dr. Karl Töpfer nach Goethes Dichtung für die Bühne bearbeitet.

Neben mir saß ein gemütlich-heiterer Herr von einigen 30 Jahren. Sein ganzes Wesen erinnerte mich lebhaft an meinen lieben Hofrat in Ifflands Hagestolzen. Mein jugendlich aufblitzendes Entzücken über einzelne Stellen der Dichtung — meine Begeisterung über das vollendete Spiel schienen ihn zu ergötzen. Wir kamen in den Pausen ins Plaudern. Mein Nachbar sprach über Kunst und Schauspieler voll Verständnis und Bescheidenheit — angenehm und liebenswürdig. Er hatte sogleich die Fremde und begeisterte Kunstnovize erkannt — und nannte sich mir als früheren Kollegen und Verfasser von »Hermann und Dorotea« — Dr. Töpfer.

Töpfer war Hofschauspieler in Wien gewesen, hatte dann durch Deutschland Kunstreisen gemacht und besonders durch sein Gitarrenspiel entzückt. Seit einigen Jahren hatte er die Bühne verlassen und war mit großem Glück als Lustspieldichter und Novellist aufgetreten. Seine Lustspiele: »Des Herzogs Befehl« und »Der beste Ton« wurden damals auf allen Bühnen gegeben und haben sich bis heute auf dem Repertoire erhalten. Vor wenigen Wochen ist Töpfer in Hamburg gestorben.

»Hermann und Dorotea« ist kein Effektstück und vermag nicht rauschenden Beifall zu erzielen; — aber die fast andächtige Aufmerksamkeit des Publikums, das bewundernswürdige Zusammenwirken der edlen Mimen ließen mich die »echte Weise der Kunst« ahnen und den glühenden Wunsch in meinem Herzen aufsteigen: mit diesen Künstlern spielen, von ihnen lernen zu können! Da drängte sich Niemand vor, da gestaltete sich das Ganze so harmonisch, dass man das »Spiel« vergaß. Man konnte sich einbilden, mit den biederen Menschen dieselbe Luft eingeatmet, jahrelang mit ihnen verkehrt zu haben, — ja, den Sonnenschein zu fühlen, der die reizende Gegend beleuchtete.

Und die Künstler, die diesen Täuschungszauber hervorbrachten, waren: Herr und Madame Wolff, Ludwig Devrient, Beschort, Lemm, Rebenstein und Karoline Lindner. — Mad. Stich, die spätere berühmte Krelinger, fehlte in dem Künstlerkreise. Sie weilte augenblicklich mit ihrem Gatten in Paris, um den Zorn der Berliner über eine damals vielbesprochene unglückselige Geschichte, auf die ich zurückkommen werde, verdampfen zu lassen.

In dem Rollenfach der Stich gastierte nun Karoline Lindner, die Zierde des Frankfurter National-Theaters. Heute gab sie die Dorotea.

Bei dem ersten Anblick der kleinen, gedrungenen Dorotea mit dem unschönen, dicken Kopfe flüsterte ich Dr. Töpfer zu: »Wie schade, dass die schöne Madame Stich heute nicht spielt!«

Er lächelte: »Nach dem Aktschluss werden Sie anders urteilen.«

Und so kam es. Kaum hatte Dorotea einige Worte gesprochen, so schämte ich mich des vorschnellen Urteils. Die süße Stimme mit der vibrierenden Innigkeit erfasste mich mächtig, und die sittsame Grazie ihres Wesens ließ sie sogar anmutig erscheinen. Die großen, seelenvollen Augen entschädigten für die unschöne Gesichtsbildung.

Von einem anderen, noch glänzenderen Triumphe, den das seltene Talent und das reiche, schöne Herz der unschönen Karoline Lindner sogar über die jugendblühende, bildschöne Amalie Neumann in Berlin davontrug, erzählte mir später der bekannte Geheimrat Heun — der viel gelesene, viel geliebte und — viel geschmähte Clauren.

Clauren hatte das Suschen in seinem »Bräutigam aus Mexiko« für Amalie Neuman geschrieben — und dies schöne Suschen hatte ganz Berlin entzückt — berauscht … Und nun wollte die eckige, unscheinbare Karoline Lindner es wagen, in derselben Rolle vor das Berliner Publikum zu treten — welche Anmaßung!

Clauren erzählte: »Das Theater war — wohl mit aus Neugier, wie dies kühne Unternehmen der kleinen Frankfurterin ausfallen werde, überfüllt. Keine Hand rührte sich, als nach dem Aufrollen des Vorhanges das reizlose Suschen am Klöppeltisch sichtbar wurde.

Mir klopfte hörbar das Herz, und ich bedauerte, der Lindner diese Rolle nicht abgeraten zu haben. Ich konnte bemerken, wie viele Zuschauer lächelten, die Köpfe schüttelten, als wollten sie sagen: das war vorauszusehen, — ein unbegreiflicher Missgriff von einer sonst so denkenden Künstlerin!

Die erste Unterredung mit der Tante wurde gleichgültig aufgenommen, — doch nach und nach regte sich die Teilnahme, — und am Schluss des Aktes ertönte Beifall. Nach der Beschreibung des Traumes im dritten Akt aber jubelte bereits das ganze Haus vor Entzücken, und nach dem vierten Akt gestanden selbst die glühendsten Verehrer des schönen Suschens, dass diesem unschönen, herzig gemütlichen, heiter-seelenvollen — der Preis gebühre. — Die hellen Tränen liefen mir über die Wangen, als die tief gedemütigte Spitzenklöpplerin so traurig und ergeben sich zur Arbeit setzte, und klagte: »mein Mütterchen im Grabe, Du hörst das Weinen Deines Kindes nicht!« Nur einer Nuance will ich erwähnen, welche das Publikum elektrisierte.

Wenn die Tante die von Suschen im Spitzenkarton eingeschmuggelte seidene Schürze bemerkt, und sie hervorziehend frägt: »Wie kommt denn die Schürze in den Karton?« — waren wir gewohnt, die Neumann keck antworten zu hören, indem sie die Tante dabei durchaus nicht schüchtern anblickte: »Wie kann man so vergesslich sein! Du hast sie ja selbst hineingelegt!« Lindner-Suschen löste verlegen den am Arm hängenden runden Strohhut, setzte ihn auf, und den Schirm ein wenig ins Gesicht drückend — belog sie zum ersten Mal ihre Wohltäterin leise — zitternd und vermochte nicht, der Tante dabei ins Auge zu sehen! — und so folgten unzählige Gemüts- und Charakterblitze …

Auch in höheren dramatischen Aufgaben leistete die Lindner Großes! Sogar als stummer Viktorin in »Waise und Mörder« wusste sie durch ihre Mimik zu bezaubern. Sie gab keinen sentimentalen Jüngling, kostümiert wie der Page in Figaros Hochzeit, den Tituskopf zierlich frisiert. Im dunklen Anzuge, der sie schlank erscheinen ließ, die Künstlerlocken zurückgestrichen, trat dieser Viktorin festen Schrittes auf, die Augen, wie im Fieber glühend, suchten überall nach dem Mörder seines Vaters … Man sah einen jugendlichen, energischen Künstler, der mit seinem Meißel schon das Andenken des teuren Vaters verewigte. Und als sie Raimbauts endlich erkannte, standierte sie nicht, wie viele Gefeierte, nachdrücklich: »Dies ist der Mörder meines Vaters!« — nein, nach neunjährigem Verstummen rang sich ein Herz und Mark erschütternder Schrei: »Mörder — Vater!« — gewaltsam — krampfhaft aus der gequälten Brust … und Victorin brach zusammen …«

Das Urteil Claurens war vielbedeutend, denn auch er zählte zur begeisterten »alten Garde« Amalie Neumanns.

Clauren und sein Sohn wurden in Berlin nach Kotzebues Lustspiel »die beiden Klingsberge« genannt, weil auch sie Beide dieselben Kreise besuchten. Claurens schriftstellerische Produkte wurden oft bitter, unbarmherzig heruntergerissen, und sein jährlich erscheinender Taschenkalender »Vergissmeinnicht« kam aus der Mode. Am schärfsten hat ihn Wilhelm Hauff in seinem »Mann im Monde« mitgenommen, welcher Roman bekanntlich im süßlichen Claurenschen Stil und unter dem Namen »Clauren« erschien. Seit der Zeit hat Clauren einen gar bösen Ruf als Schriftsteller und Mensch — — aber ich habe ihn besser als sein Ruf kennen gelernt. Geheimrat Heun war gastfrei, aufrichtig, treu seinen Freunden ergeben und der liebenswürdigste Gesellschafter. Sein Sohn, den er durch das Nervenfieber verlor, zeigte keine große geistige Befähigung, war aber bescheiden, gutmütig und allgemein beliebt. Clauren heiratete nach dem Tode des einzigen Sohnes ein junges, schönes, braves Bürgermädchen, und der Greis erlebte noch die Freude, ein Töchterchen auf seinen Armen wiegen zu können, das »Suschen« getauft wurde und zu einem holden Mädchen heranwuchs.


Die Probe vom »Turnier zu Kronstein« benahm mir vollends alle Lust, bei der Königstädter Bühne zu bleiben. Je länger ich dem tollen Treiben zusah, umso froher war ich, den Rat des Freiherrn von Auffenberg befolgt und mir im Kontrakt ausbedungen zu haben: nach sechs Monaten und vorhergegangener dreimonatlicher Kündigung mein Engagement lösen zu können. Auch stand es mir frei, nach Karlsruhe ins frühere Engagement zurückzukehren.

Das ganze bunte, ordnungslose Treiben bei der neuen Königstädter Bühne erinnerte an Wilhelm Meisters Truppe, nur fehlte der — Meister! Zuletzt wurden auch die ernsten Künstler vom übermütigen Zuversichts-Strudel mit fortgerissen — und à la grace de Dieu steuerten wir dem 4. August, dem Eröffnungstag, entgegen.

Wenn man von der unfertigen Bühne in den Zuschauerraum blickte, musste man kopfschüttelnd fragen: Am 4. August soll dort Publikum sitzen? Die Sitze knarrten, die Ölfarbe klebte, Schutt, Steine, Holz bildeten ein Chaos, — und auf der Bühne war es lebensgefährlich! Als der »Wunderschrank« mit Beleuchtung probiert wurde, fielen zwei mächtige eiserne Rollen vom Theaterhimmel schmetternd zwischen uns nieder.

Aber je näher der Eröffnungstag heranrückte, desto bemerkbarer wurde ein erfreulicher Umschwung zum Bessern bei der Leitung und den Schauspielern. Das übermütige Lachen und Renommieren verstummte. Mit Ernst und Eifer wurde studiert und probiert, bescheiden um Rat gefragt, und jede Eifersucht schien verschwunden. Herzlich reichten sich alle die Hand zur gegenseitigen Unterstützung. Jeder fühlte, dass der erste Eindruck für das junge Institut entscheidend sein würde. Und als endlich an den Straßenecken zu lesen stand:


Heute, den 4. August 1824:

Eröffnung des Königstädter Theaters. Prolog. Der beste Freund.

Lustspiel. Die Ochsenmenuette.

Operette.


— da standen wir gerüstet zum Kampf da — zitternd vor Aufregung, aber doch in hoffnungsfroher, erhöhter Stimmung.

Mir war die schwerste Aufgabe zugefallen, — selbst für erfahrene Künstler eine schwierige: den Prolog zu sprechen.

Mir liegt ein alter, vergilbter Brief an meinen Bruder Louis vor. Diese verblassten Schriftzüge werden jenen Tag am frischesten schildern:

»Seit zwei Uhr wogte bereits die Menschenmasse auf dem Ochsenmarkt und kaum vermochten wir Schauspieler uns durchzudrängen. Ich hatte zu Hause meine Toilette vollendet, fuhr im geschlossenen Wagen über den Platz, und die tausend neugierigen Augen vermehrten meine Angst. Mein Herz bebte stärker, als in Karlsruhe vor dem ersten entscheidenden Auftreten. Zum ersten Mal sollte ich vor dem kunstsinnigen, aber auch streng richtenden Publikum Berlins erscheinen, noch dazu in der undankbaren Aufgabe als Sprecherin eines Prologs … und in dem ganzen großen Berlin verschwanden die wenigen mir freundlich Gesinnten in der Masse.

Auf der Bühne reichten wir uns stumm die Hand. Das Herz war uns zu voll, um reden zu können. Die elf Damen waren weiß, höchst elegant gekleidet, die vierzehn Herren im schwarzen Gesellschaftsanzug.

Die hohen Herrschaften waren bis auf den König bereits erschienen.

Ein sehr hübsch erdachter, närrischer Vorprolog sollte das Publikum überraschen.

Das Zeichen zum Beginn der Ouvertüre wurde gegeben — der Kapellmeister erhob seinen Taktstock … aber kein Laut ertönte.

Da schrie Louis Angeli, der lustige Vaudevilledichter, vom Olymp herab: »Herr Regisseur Nagel – na, wird's bald? es die höchste Zeit …«

Nagel steckte sein verzweifeltes Gesicht neben dem Vorhang heraus: »Ach! Herr Angeli — ist das eine Not! Niemand ist an seinem Platz — Musici — Maschinisten — sogar der Souffleur fehlen … Wer soll da Musik machen und den Vorhang aufziehen und — ohne Souffleur, wissen Sie, haben Schauspieler ja nun einmal kein Gedächtnis …«

Der urkomische Schmelka tauchte aus dem Orchester auf und zankte: »Ist das eine tolle Wirtschaft in dem neuen Komödienhaus — vorwärts — marsch …«

Das Publikum, das anfangs gar nicht recht wusste, was es aus der Geschichte machen sollte, ging bald lustig auf den Scherz ein, lachte, applaudierte … bis die drei verzweifelten Regisseure plötzlich riefen: »Der König — der König tritt in die Loge!« und der Vorhang sich glatt erhob … In schönster Ordnung stand im Halbkreis das Personal. Ich musste vortreten, verbeugte mich dreimal — und begann erst leise bebend — dann mutiger — und schloss mit Begeisterung: »Es lebe Friedrich Wilhelm der Gerechte!« Der Prolog sprach eigentlich meine Empfindungen aus, — und erleichterte die Aufgabe:

Sie haben mich erwählt, das Wort des Grußes

An Euch zu richten, aber schüchtern nur

Vermag die Fremde vor Euch hinzutreten,

Denn eine neue, unbekannte Welt

Dringt rings mit ihren Strahlen auf sie ein.

Da wird der Blick verwirrt, es klopft das Herz,

Und blöde weiß die Lippe nur zu stammeln.

Wie reizend hat sich Alles hier gestaltet,

Den ganzen Bau erfüllt der Gäste Zahl,

Und herrlich prangt das kunstgeschmückte Haus …


Beifolgende Rezensionen werden Dir zeigen, dass mein banges Herzklopfen und alle Angst reichlich belohnt wurden. Da kannst Du gedruckt sehen, dass ich eine schöne Gestalt habe, und ein seelenvolles Gesicht. Was meinst Du? hat die Großnase und die kleine Komödiantin aus Bruchsal sich nicht hübsch herausgemustert? Die Mutter hat sich von der Gemütsbewegung noch nicht erholt, und überlässt das Erzählen Deiner Lina, — mit ihrem dritten Titel auch Plaudertasche genannt.

Wir vermochten wie in Karlsruhe nichts zu essen; Kaffee musste den Nerven aufhelfen. Als ich um zwei Uhr unter unserm Fenster die Menschenmasse gleich dem Wogen des Meeres sich über den weiten Theaterplatz bewegen sah — schwanden mir beinahe die Sinne, die Hände zitterten beim Frisieren, und die Mutter sah mit Entsetzen, wie ich mich gar nicht zu fassen vermochte.

Wir hatten das Glückskleid gewählt, — in dem ich dem bewussten Museumsball beiwohnte, und zum ersten Mal in der gesprengten adeligen Francaise tanzte. Du erinnerst Dich doch: rosa gaze iris mit Silberstreifen und Blumen — echte Pariser — rosa Hyazinthen mit weißen Rosen. Perlen als Schmuck, aber unechte. Ich sah wirklich hübsch aus, und der Fächer war meine Rettung für die unbeschäftigten Hände, da Gesten bei Prologen nur spärlich angebracht werden dürfen. Die vorgeschriebenen drei Verbeugungen sollen gut ausgefallen sein, und — gegen den Schluss des Prologs war die Angst überwunden. — Drei Abende wurde die gleiche Vorstellung samt Prolog gegeben, und stets lohnte mir donnernder Applaus.

»Der beste Freund« schien sehr anzusprechen, der Komiker Schmelka zeigte in der Hauptrolle sein glänzendes Talent.

Die Ochsenmenuette machte Furore! — Du hättest aber auch den prächtigen Spitzeder als Ungar sprechen und singen hören sollen. Ich konnte mich nicht enthalten, am Schluss ihm scherzend zu sagen: »Nun, sind Sie jetzt überzeugt, dass ihr Schiffle glücklich landen wird? — es fehlen nur zur Erquickung die Rahmstrudel!« Da lachte er so lieb und entgegnete: »Ich freue mich hauptsächlich wegen meinem Weiberl, nun wird sie schon heiter werden!«

Sämtliche Mitglieder waren vergnügt über den Erfolg, die Aktionäre strahlten förmlich in stolzer Genugtuung — als ob sie die Lorbeeren gepflückt hätten. Der König soll sich gegen Kunowsky sehr gnädig geäußert haben — und wir Alle haben nur eine Bekümmernis: dass — Kunowsky vor Seligkeit überschnappt!

Es gefällt uns täglich mehr in der schönen Residenz, bei den gastfreien, zuvorkommenden Berlinern — und ich werde recht verwöhnt …«

Aus meinem Bühnenleben

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