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Gähnologie

Frei nach Loriot könnte es heißen, „das Gähnen mit Diplom unterscheidet sich vom Gähnen ohne Diplom durch den Gähn-Diplom-Abschluss.“ Zugegebenermaßen verfügen die wenigsten über eine solche Qualifikation. Doch ein Blick auf die Reisenden im morgendlichen Berufsverkehr, die Teilnehmer an Konferenzen und Vorträgen sowie ganze Heerscharen von Schülern auf den harten Schulbänken zeigt, viele streben offenbar einen solchen Abschluss an. Daher üben sie bei jeder sich bittenden Gelegenheit. Hier und da versuchen einige, die scheinbar unkontrollierbaren Gähnattacken zu unterdrücken.

Und selbst, wenn wir uns körperlich fit und aus-geruht fühlen, können wir mitunter das Gähnen nicht vermeiden. Oft reißen wir in unserer Verzweiflung die Fenster auf, wohl wissend, dass es Leute gibt, die gähnen sich dumm und dusselig, selbst wenn sie durch einen herrlich grünen Wald spazieren.

An Sauerstoffmangel kann dies wohl kaum liegen. Daher gibt es nicht von ungefähr sogar einen Wissenschaftszweig, der sich seit Jahrzehnten bemüht, dem Geheimnis der ansteckenden Gähnanfälle auf den Grund zu gehen.

Neudeutsch werden die Gähnforscher als „Chasmologen“ bezeichnet. Und die trafen sich vor nicht allzu langer Zeit zu einem internationalen Kongress in Paris.

Warum wir eigentlich gähnen, wissen die damit befassten Wissenschaftler auch nach ihren Zusammenkunft an der Seine immer noch nicht. Wohl aber, dass sich das Gähnen mit Hilfe des Bombesin-Hormons unterdrücken lässt. Dies zumindest ergab ein Experiment mit Ratten in Mexiko.

Bekannt sind auch die technischen Daten des Gähnens. Im Schnitt dauert dies sechs Sekunden, wobei der Mund im Mittel vier Zentimeter weit aufgerissen wird. Am häufigsten gähnen wir nach Erkenntnissen der Forscher vor und nach dem Schlaf.

Die Chasmologen stellten zudem fest, dass wir häufiger gähnen, wenn wir über das Gähnen lesen, als beispielsweise über Schluckauf. Das ist natürlich auch ein Grund, warum wir an dieser Stelle mehr auf die Lachmuskeln abzielen. Denn wer lacht, kann nicht gleichzeitig gähnen, auch wenn er den Text schnarchig findet.

Daher möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten, dass einige Wissenschaftler glauben, Gähnen sei ein Zeichen sexueller Erregung. Wenn das stimmt, müsste ich nach jeder zweiten Tagung Anzeige wegen sexueller Belästigung stellen. Denn manch einer reißt dabei den Mund sehr weit auf.

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