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Mein Apartment to go

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Ich bin ein fröhliches Wesen. Am Anfang war ich nur eine kleine Bohne, doch seitdem bin ich gewachsen. Bin jetzt sozusagen vollwertig. Ich habe Arme, Beine, Finger und Zehen und ich denke, der Rest kann sich auch sehen lassen.

Vor ein paar Monaten bin ich in diese Einraumwohnung gezogen. Aber das habe ich mir nicht aussuchen können, denn ich bin nicht wirklich eingezogen. Son Typ hat mich quasi in einem Affentempo in Richtung Haustür geschleudert. Und das war’s dann auch. Um den Rest durfte ich mich selber kümmern. Der hatte nicht mal so viel Anstand, mich bis zur Wohnung zu bringen. Hat mich ohne Erklärung liegen lassen. Service geht zweifellos anders.

Zu der Zeit war ich nicht allein unterwegs. Der Typ hat nämlich noch einige mehr von meiner Sorte hierher geballert, einen nach dem anderen, einfach so neben mich hingepfeffert. Am Ende hat sich dieser Typ verdrückt und uns zurückgelassen.

Wir waren eine riesige Meute und es stand nur ein einziges Apartment zur Verfügung. Dieser Umstand machte uns zu rücksichtslosen Konkurrenten. Gleich darauf kam von oben ’ne kurze Ansage und schon ging das Rennen los.

Klar, dass da jeder der Erste sein wollte. Also bin ich mit meinen Fruchtwasser-Rivalen um die Wette geschwommen und hab dabei alle der Reihe nach abgehängt. Aber was soll ich dazu noch weiter sagen. Ich habe gewonnen, logisch oder?

Verantwortlich für die ganze Rangelei um das Apartment war nur dieser Typ. Jetzt lungert der ständig in meiner Nähe herum. Erst dachte ich ja, er wäre irgendeiner von diesen Spannern, die sich nachts immer herumtreiben. Doch dann stellte sich heraus, er ist mein Papa. Nicht dass irgendwer denkt, ich bin übertrieben leichtgläubig, nee, nee. Das hat er mir von draußen zugeflüstert. Und meine Mama hat nichts Gegenteiliges dazu gesagt. Also habe ich ihm mit einem High five signalisiert, dass ich ihm glaube.

Das hat ihn beinah aus den Latschen gehauen. Er fing voll an zu heulen. Dann rief er aufgeregt zu meiner Mama, sie solle mal schnell herschauen. O Mann, ich hab mich total gekugelt vor Lachen. Ist ja schließlich ihr Bauch und sie sieht andauernd, wie sich irgendeine Beule daran abzeichnet. Mal von meiner Hand, mal von meinem Fuß oder wenn ich Purzelbäume schlage. Ich nehme an, sie wollte ihm die Freude nicht verderben, denn sie hat mitgemacht und tat ebenso erstaunt. Finde ich voll anständig von ihr.

Ich habe das Glück, immer reichlich Getränkevorrat im Haus zu haben. Meine Wohnung ist voll mit fruchtigem Wasser. Vielleicht sollte ich sie in Aquarium umtaufen oder so. Hab mal gehört, draußen gibt es dafür noch ’nen ganz anderen Namen. Die sagen Fruchtblase dazu. Na ja, jeder wie er denkt.

Eigentlich wollte ich ’ne WG gründen. Doch daraus wurde nichts. Bereits am Tag der Einberufung haben sie uns gesagt, es dürfte nur einer hier drin wohnen. Inzwischen finde ich das nicht mehr so schlimm. Ich bin eher froh, dass ich auf die gehört habe. Ein Zweiter von meiner Sorte hätte jetzt ganz sicher keinen Platz mehr.

Meine Hütte ist total chillig. Die Wände sind gepolstert und schalldicht. Und wenn ich will, kann ich trotzdem hören, was draußen abgeht, und zwar alles. Dazu muss ich nur mein Ohr an die Wand drücken und ganz leise sein.

Aber das Beste, ich wohne quasi in einem Apartment to go. Es befindet sich im Bauch von der Frau, die mir nie von der Seite weicht. So komme ich bequem von einem Ort zum anderen.

Die Frau ist meine Mama. Das weiß ich schon, seit ich hier eingezogen bin und viel länger als sie selbst. Ist wahrscheinlich Intuition, oder wie nennt man einen genialen Verstand sonst?

Anfangs wusste sie nicht, dass ich da bin, doch mittlerweile hat sie es geschnallt. Wenn sie mit mir spricht, und das tut sie sehr oft, dann erzählt sie mir schöne Geschichten. Manchmal singt sie sogar ein Lied für mich. Das finde ich nett von ihr.


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