Читать книгу Und über uns das Licht - Katharina Groth, Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 10

Valea

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»Ein Pickel ist kein Notfall!«

Nachdem ich die beiden Operationen und die Terminpatienten hinter mich gebracht hatte, kehrte ich in mein Büro zurück und nutzte den Pausenabschnitt dazu, etwas zu essen und mich auf den Termin vorzubereiten, auf den ich mich schon während des gesamten Tages gefreut hatte. Das erste Gespräch zur Schwangerschaftsbegleitung. Laut den Unterlagen, die Atlantis mir auf den Screen gelegt hatte, handelte es sich bei dem Pärchen um Narima und ihren Mann Thias. Während ich mir vom Computer Teile der Akte vorlesen ließ, packte ich ein Laboretti und weitere Dinge, die ich vielleicht benötigen würde, in die Tasche meines Kittels.

Nebenbei betrachtete ich Fotos der beiden, die der Akte angehängt waren. Beide entsprachen genau dem, was ich schon zuvor irgendwie erwartet hatte. Narima war eine große, dunkelhaarige Schönheit mit grünen Augen und auch ihr schwarzhaariger Ehemann mit den braunen Augen hätte durchaus einem dieser Hochglanzmagazine entsprungen sein können.

Die beiden hatten schon vor vier Jahren die Genehmigung für ein Baby beantragt, aber erst jetzt die Erlaubnis erhalten, denn Schwangerschaften waren auf D.U. Atlantis streng reglementiert, um einer Überbevölkerung auf der Station entgegenzuwirken. Unwillkürlich rieb ich mir mit dem Daumen über jene Stelle am linken Oberarm, wo der Chip implantiert war, der durch die Abgabe von Hormonen eine Schwangerschaft verhinderte. Auch Narima trug ein solches Implantat, aber ihres durfte ich heute entfernen, damit die beiden in die Zeugungsphase übergehen konnten.

Um überhaupt eine Chance zu bekommen, in die Warteliste aufgenommen zu werden, galt es viele Auflagen zu erfüllen. Zumindest aus dem theoretischen Unterricht der Lerneinheiten wusste ich, was bis zu diesem Punkt bereits hinter den beiden lag. Die wichtigste Voraussetzung, um überhaupt ins Auswahlverfahren zu gelangen, waren eine positive Analyse des Erbguts und die Tatsache, dass seit mindestens fünf Generationen keinerlei Verwandtschaftsverhältnis untereinander bestand. Die Regierung wollte mit diesen Einschränkungen das Risiko für Fehlbildungen und Erbkrankheiten so gering wie möglich halten. Hatte man es in die Warteschlange geschafft, galten noch strengere Regeln. Keine Drogen, kein Alkohol und die regelmäßige Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands waren nur ein Teil der Auflagen, die es einzuhalten gab. So sollte dafür gesorgt werden, dass sich jedes Paar sehr genau überlegte, ob es sich dem Gründen einer Familie gewachsen sah.

Mit einem Lächeln und laut klopfendem Herzen verließ ich mein Büro und trat auf den Gang, dessen weiße Wände lediglich durch mehrere Bilder der Erdoberfläche vor der Klimakatastrophe etwas aufgelockert wurden. Schnellen Schrittes machte ich mich zum Wartebereich auf, wo das junge Ehepaar saß, das zu betreuen in den kommenden Monaten meine Aufgabe war.

»Guten Morgen«, begrüßte ich die beiden, die einander an den Händen hielten und mir mit großen Augen entgegenblickten. Sehr gut, meine Stimme ließ nichts von der Aufregung, die in meinem Inneren herrschte, nach außen dringen. Ganz im Gegenteil zur sichtlich nervösen Narima, deren übereinandergeschlagene Beine im Sekundentakt auf und ab wippten. »Bitte folgen sie mir!« Mit einer schwungvollen Handbewegung wies ich in Richtung von Behandlungszimmer 2. »Atlantis, Tür öffnen!«

»Tür wird geöffnet.«

Wie auch im Quarantänebereich waren die Wände in diesem Raum gelb gestrichen, aber der Rest der Einrichtung unterschied sich deutlich. Um eine möglichst gemütliche Atmosphäre zu schaffen, hingen Bilder an den Wänden, die verschiedene Freizeitbereiche und einige der Gewächshäuser von D.U. Atlantis zeigten. Offene Regale, gefüllt mit Attrappen von Büchern in allen möglichen Größen und Farben, nahmen dem Raum etwas von der Sterilität. Leise Klaviermusik klang aus verborgenen Lautsprechern und auf beiden Seiten des Schreibtischs standen äußerst bequeme Sessel, die zum Verweilen einluden.

Dort ließen sich die beiden nieder und Thias räusperte sich. »Danke«, sagte er leise, fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar und warf seiner Frau einen liebevollen Blick zu. »Wir sind sehr glücklich darüber, die Erlaubnis für ein Baby bekommen zu haben.«

»Vier Jahre des Wartens sind genug, um sich ausführlich auf die folgenden Monate vorzubereiten, weshalb ich gar nicht lange um den heißen Brei herumreden werde«, sagte ich lächelnd, während die Tür sich automatisch hinter mir schloss. »Ich freue mich, sie in dieser aufregenden Zeit begleiten zu dürfen. Wir werden noch einige letzte Tests machen«, mein Blick huschte zu Narima, »und dann entferne ich den Chip.« Ich umrundete den Schreibtisch und wollte mich gerade setzen, als im Nebenzimmer Stimmen laut wurden. Ich verharrte in der Bewegung und spitzte die Ohren.

»Sofort ... mein Vater ... Notfall!«

Oh oh ... Das klang nicht gut. »Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment«, bat ich Narima und Thias. Alle Räume waren nicht nur über die Gänge aus zu erreichen, sondern auch untereinander verbunden. Daher trat ich an die Durchgangstür, wo ich lauschend stehen blieb.

»Schnell!«, die Besitzerin der schrillen Stimme schien vollkommen hysterisch zu sein und meine medizinische Neugier kämpfte mit der Tatsache, dass wir uns in die Fälle der anderen Ärzte eigentlich nicht einzumischen hatten.

Was aber, wenn nebenan wirklich Not am Mann war und meine Hilfe nur von Vorteil sein konnte? Das Gekreische klang nicht gut, also bat ich Atlantis, die Tür zu öffnen, und betrat das Nebenzimmer. Verblüfft blieb ich stehen und starrte auf das Bild, das sich mir bot. Vor mir befand sich mitnichten eine schwer verletzte Person, sondern eine junge Frau mit einem Spiegel in der Hand.

Blondes Haar, lange Beine, symmetrische Gesichtszüge und riesige blaue Augen, die mich nun puppenhaft anblinzelten. Am Schreibtisch saß meine Kollegin Corelia und ein Herr mittleren Alters, offenbar der eigentliche Patient. Beide sahen irritiert zwischen mir und der jungen Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam, hin und her.

»Was ist passiert?«, wandte ich mich an Corelia. »Es klang nach einem Notfall?«

»Es ist auch ein Notfall, aber diese impotente Person da«, mit dem Spiegel wurde in Richtung meiner Kollegin gefuchtelt, »will mir nicht helfen!«

Impotent?

»Elizabeth ...« Corelia seufzte. »Ein Pickel ist kein Notfall!«

Elizabeth? Ich betrachtete die junge Frau etwas genauer. Jetzt wusste ich, woher sie mir bekannt vorkam. Vor mir stand nicht nur die Verlobte von, wie Thera sagen würde, Mr. hotter als hot Corvin, sondern auch gleichzeitig die Tochter von Vorstandsmitglied Calvin. Sie war in Tränen aufgelöst. »Wie ich bereits sagte, so etwas Impotentes ist mir noch nie über den Weg gelaufen!«, jammerte sie in meine Richtung. »Sie will mir einfach nicht helfen. Dabei ist das da ...«, sie deutete auf einen kleinen Pickel an ihrem Kinn, »eine Katastrophe! Morgen Abend findet ein Fest statt und ich kann unmöglich so verunstaltet dort erscheinen!«

Impotent??? Oh. Mein. Gott.

»Hören sie, Elizabeth ...«, mischte ich mich ein und verbiss mir mühsam das Grinsen, während ich Corelia mit einer Handbewegung bedeutete, dass ich diesen Fall übernehmen würde. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf deren Gesicht. »Wenn schon, dann ist meine Kollegin impertinent, also unverschämt, aber sie ist ganz bestimmt nicht impotent. Impotent bedeutet ...«

Ich begann damit, ihr unter Zuhilfenahme von medizinischen Fachbegriffen den Unterschied zu erklären. Meine Wortwahl überforderte Elizabeths Horizont sichtlich, aber mit den komplizierten Begriffen um mich zu schmeißen half mir dabei, nicht loszuprusten. Calvins Tochter auszulachen wäre vermutlich der leichteste Weg, um in Zukunft nur noch Unterkünfte reinigen zu dürfen, statt den Bewohnern der Station zu helfen.

»Atlantis, bitte die Tür zum Flur öffnen. Welcher Behandlungsraum ist zur Zeit frei?«

»Tür wird geöffnet ... Behandlungsraum 3 ist frei. Soll ich dort ebenfalls öffnen?«

»Bestätigt.«

Ich nahm Elizabeth am Arm und dirigierte sie mit sanftem Druck durch den Flur in das leerstehende Zimmer, das mir der Computer bereits zugänglich gemacht hatte. »Setzen sie sich«, bat ich Elizabeth.

»Atlantis, Rezeptanweisung. Ich brauche fünfzig Gramm Heilerde und eine zehn Gramm-Tube Silbersalbe«, orderte ich schon einmal, was ich ihr gleich verschreiben würde.

»Rezeptanweisung fünfzig Gramm Heilerde und zehn Gramm Silbersalbe«, wiederholte der Computer. »Die gewünschten Produkte können in fünf Minuten unter Anweisungsnummer 12 an der Medikamentenausgabe abgeholt werden.«

»Und sie hören mir bitte jetzt einmal ganz genau zu«, wandte ich mich an Elizabeth und entwand ihr den Spiegel. Ich legte ihn auf den Tisch, hob meine Hand und reckte den Daumen empor. »Erstens: Heute Abend gönnen sie ihrem Gesicht ein Dampfbad. Dampf öffnet die Poren der Haut und bereitet sie für die anschließende Pflege vor.« Ein zweiter Finger gesellte sich zu dem Daumen. »Zweitens: Eine Maske aus der Heilerde, die sie gleich erhalten werden. Mindestens eine Stunde einwirken lassen und danach sorgfältig abwaschen.«

Dritter Finger. »Drittens: Den Pickel mit der Silbersalbe großzügig bedecken, das kolloidale Silber in der Creme klärt unreine Haut.« Vierter Finger. »Viertens: Make-up zum Abdecken nicht mit dem Finger auftragen, sondern mit einem Wattestäbchen. Tupfen, nicht wischen. Für den Rest des Gesichts sauberes Schwämmchen benutzen.« Jetzt hielt ich die ganze Hand hoch. »Fünftens: keinen Alkohol. Er wirkt sich negativ auf die Durchblutung aus und fördert somit die Bildung von Hautunreinheiten.«

Eigentlich lag es mir nicht, jemandem eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen, aber mir war klar, dass ich Elizabeth so am schnellsten loswurde und mich wieder meinen eigentlichen Patienten widmen konnte. »Verstanden?«

»Ja. Wenigstens eine Person in diesem Laden, die meine Probleme ernst nimmt!« Elizabeth wiederholte meine Anweisungen wie ein Mantra, während sie heftig nickte.

Ich biss mir fest auf die Lippe und setzte ein neutrales Lächeln auf. »Wunderbar. Die von mir genannten Produkte bekommen sie jetzt vorn an der Medikamentenausgabe«, sagte ich und schob sie in Richtung Tür. »Die Anweisungsnummer lautet 12. Die Medikamente sind im Übrigen nicht verschreibungspflichtig. Sie können diese also jederzeit bei Atlantis zur Produktion anweisen, sollte es nötig sein. Atlantis, Tür öffnen!«

»Tür wird geöffnet.«

»Danke, Med-Op. Nicht auszudenken, was ich ohne Sie getan hätte! Es wäre zu schrecklich, beim morgigen Fest so entstellt die Gäste an Corvins Seite unterhalten zu müssen«, plapperte Elizabeth weiter, während sie das Behandlungszimmer verließ.

Mir kam in den Sinn, dass es nur ihr Aussehen sein konnte, das die Aufmerksamkeit vom Sohn des Stationsleiters erregt hatte, denn offensichtlich diente ihr Kopf ansonsten nur der Hohlraumversiegelung. Ob es Frauen wie Elizabeth waren, die dafür gesorgt hatten, dass es Schwangerschaftsselektion gab? »Ich bin sicher, Corvin wird es zu schätzen wissen«, erwiderte ich und folgte ihr hinaus auf den Flur.

Schnellen Schrittes kehrte ich dann in den Raum zurück, in dem meine eigentlichen Patienten noch immer auf mich warteten.

»Entschuldigen sie die Unterbrechung, es gab einen kleinen Notfall«, erklärte ich den beiden mit einem neutralen Lächeln und setzte mich wieder an den Schreibtisch. »Wie ich bereits sagte, entfernen wir heute das Implantat zur Verhütung, damit sie beide zum vergnüglichen Teil der Zeugungsphase übergehen können.«

»Atlantis, bitte prüfe die Genehmigung zur Auswahl von Festivitätsbekleidung für Bewohnerin 27867«, sprudelte mein bester Freund hervor, noch bevor er vollständig in meinem Zimmer angekommen war. Mit einem leisen Zischen schloss sich die Tür hinter ihm. Wieder einmal standen ihm die dunkelblonden Haare in alle Richtungen vom Kopf ab. Das ließ seine Frisur so wirken, als habe er sich keine Bürste mehr leisten können, weil seine Credits für Massen an Gel draufgegangen waren. Out of Bed-Style nannte Aaron das. Zu faul zum Kämmen nannte ich es.

»Die Bewohnerin 27867 hat die Erlaubnis für Sonderbekleidung aufgrund der Einladung durch Stufe 1 am morgigen Abend«, schnarrte Atlantis schneller aus den Lautsprechern, als ich meinen Mund auf- und wieder zuklappen konnte und ich ließ mich mit einem frustrierten Schnaufen auf das Bett plumpsen.

Ich würde Thera nicht umbringen. Nein. Ich würde sie langsam umbringen! Es war eindeutig auf ihren Mist gewachsen, dass Aaron sich jetzt vor dem in der Wand eingelassenen Monitor zu meiner Linken aufbaute und sich in die virtuelle Kleiderkammer einloggte. Mit ein paar schnellen Wischbewegungen navigierte er sich durch die einzelnen Teile an Bekleidung, die das System mir für den morgigen Abend zur Verfügung stellte.

»Schätzchen, du glaubst nicht, was ich darum geben würde, an deiner Stelle zu sein!«, kam es seufzend von Aaron, während er sich zu mir umdrehte und mich aus grünen Augen ausgiebig musterte.

»Vergiss es.« Wider Willen musste ich grinsen, obwohl auch ich einiges dafür geben würde, dass er an meiner Stelle wäre. »Corvin spielt nicht an deinem Ufer. Ich hatte gerade eben erst eine Begegnung der dritten Art mit seiner Verlobten.«

»Bei ihm würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen.« Aaron setzte sich in den Schwingsessel neben meinem Bett, zog die Schuhe aus und die Beine an, um sie in einem Schneidersitz zu verknoten. »Also, sag an ... was wirst du mit deinen Haaren machen?«, fragte er.

»Mit den Haaren?«, echote ich. Manchmal fragte ich mich, wie ausgerechnet ich an Freunde wie Thera und Aaron hatte geraten können. Die aufgedrehte, unangepasste Thera, Aaron, der Homosexuelle und ich, die Musterschülerin – vermutlich hatten wir schon in den Lerneinheiten der Schule ein seltsames Bild abgegeben. Vielleicht zogen sich Gegensätze ja wirklich an?

Meine kupferroten Haare fielen mir in leichten Wellen bis weit in den Rücken und ich trug sie zumeist in einem schlichten Zopf, damit sie mir nicht im Weg waren. Was war daran nicht in Ordnung?

»Vergiss es, Val.« Aaron schnaubte energisch, als hätte er meine Gedanken gelesen, ließ die Füße zu Boden gleiten und gab dem Sessel einen Schubs, sodass er vor und zurück wippte. »Du wirst nicht mit einem Pferdeschwanz auf diese Party gehen!«

»Aber in welchem Rhythmus ich atme, darf ich selbst entscheiden?«, gab ich patzig zurück. »Wer sagt, dass ich das vorhatte?«

Mein bester Freund schwieg, aber die Art, wie er beide Augenbrauen nach oben zog und mich ansah, sprach Bände.

»Ja ja, schon gut.« Ich seufzte und rutschte von meinem Bett herunter. Je weniger ich mich sträubte, desto wahrscheinlicher war es, dass ich einigermaßen glimpflich aus dieser Aktion herauskam. »Also, was schlägt Großmeisterin Thera vor?« Mit Sicherheit hatte sie Aaron genaueste Anweisungen gegeben, bevor sie zu ihrem Date mit Mero aufgebrochen war.

Er grinste. »Flechtfrisur, blauer Rock, cremefarbenes Oberteil«, leierte er herunter. »Blau strahlt sympathische Jugendlichkeit aus, beige wirkt dezent überzeugend. Ihre Auswahl kannst du dir auf dem Screen anschauen.«

Blau und Beige? Ich runzelte skeptisch die Stirn und trat an den Monitor, auf dem drei verschiedene Kleiderkombinationen zu sehen waren. Einladungen wie die morgige waren eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen es offiziell erlaubt war, andere Farben als die der Stufenzugehörigkeit zu tragen. Jedoch war ich nicht davon überzeugt, dass ausgerechnet Thera darüber entschied, welche Farben ich miteinander vermischen sollte.

»Na, dann wollen wir mal«, murmelte ich und tippte die erste Kombi an, um die Kleidersimulation zu starten, bevor ich mich zur gegenüberliegenden Wand und dem Spiegel umdrehte. Es würde einen Moment dauern, bis der Computer das virtuelle Modell des ersten von Thera ausgesuchten Sets auf diesen übertragen hatte, daher nutzte ich die Gelegenheit, um mich meiner Arbeitskleidung zu entledigen. Nur noch mit Unterwäsche bekleidet warf ich den grünen Stoff in die in der Wand eingelassene Öffnung für Schmutzwäsche und schob die Schiebetür zur Seite, hinter der sich mein Regal mit Freizeitwäsche befand.

»Set 1 fertig zur virtuellen Anprobe«, meldete der Computer.

Ich zog ein Shirt und eine bequeme Hose aus dem mittleren Fach, warf beides schwungvoll auf mein Bett und tapste dann vor den Spiegel. Ich positionierte mich so mittig davor und begutachtete mit gekräuselter Nase, was ich sah. Zu meiner Überraschung sah ich nicht so fürchterlich aus, wie ich erwartet hatte. Thera hatte einen etwa knielangen, geschwungenen Rock und eine schlichte, beigefarbene Bluse mit rundem Ausschnitt als erste Kombination gewählt. Dazu gab es flache, ebenfalls beige Ballerinas.

Aaron erhob sich und trat an meine Seite. Im Spiegel konnte ich ihn anerkennend nicken sehen. »Du solltest viel häufiger ...«

Noch bevor er erläutern konnte, was ich viel häufiger sollte, ging draußen eine Sirene los und die Computerstimme von Atlantis erklang. »Achtung, Achtung, es folgt eine wichtige Durchsage. Es wurde ein Computerfehler in Kuppel 5 festgestellt. Aus Sicherheitsgründen werden die Systeme aller Kuppeln für eine Dauer von dreißig Minuten ausgeschaltet und neu gestartet. Die Lebenserhaltung ist hiervon nicht betroffen. Ich wiederhole, die Lebenserhaltung ...«

»Oh nein, nicht schon wieder ...«, seufzte ich.

Und über uns das Licht

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