Читать книгу Häuser des Jahres 2020 - Katharina Matzig, Wolfgang Bachmann, Udo Wachtveitl - Страница 4

Vorwort

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von Katharina Matzig

„Architecture is an expression of values.” Gut sechs Jahre ist dieses Zitat von Sir Norman Foster alt. Gültigkeit hat es heute noch. Oder besser, um es mit dem bereits 1941 erfundenen Werbespruch einer ein wenig aus der Zeit gefallenen, mit Alkohol versetzten Kräuterrezeptur namens Klosterfrau Melissengeist zu sagen: „Nie war er so wertvoll wie heute.“ Respektive sie, die Architektur.

Dieses Vorwort entstand im Mai 2020, nach acht Wochen coronabedingtem Shutdown, zu einer Zeit, in der Thesen zu lesen sind, die von „Alles wird sich mit Corona verändern“ bis zu „Nichts wird sich verändern mit Corona“ reichen. Ob und wie sich unser Zusammenleben, unsere Wirtschaft und Mobilität, die Architektur und die Stadtplanung in den kommenden Monaten und Jahren verändern werden – wer weiß das schon?

Sicher jedoch ist: Die „Häuser des Jahres 2020“ sind aktueller, und ja, wohl auch relevanter denn je: Wie wertvoll eine Architektur ist, die die individuellen Wohn- und Lebenswünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse ihrer Nutzer manifestiert, haben wir wohl alle in letzter Zeit am eigenen Leib erfahren. Ein Privileg war das Einfamilienhaus immer. Ein komfortabler Rückzugsraum, der bei Bedarf als Büro, Klassenzimmer, Fitnessstudio, Spielplatz, Heimkino, Ersatzrestaurant … genutzt werden kann: Nie war er so wertvoll wie heute.

Einen ersten Preis, zwei Auszeichnungen und fünf Anerkennungen, insgesamt 50 Häuser des Jahres aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol hat die Jury im Februar ausgewählt, sie werden ausführlich vorgestellt. 48 weitere sehenswerte Werke wurden in die sogenannte Longlist aufgenommen, 18 Produkte überzeugten die Produktjury und erhielten das Label ‚Produkt des Jahres 2020‘.

All das präsentieren wir Ihnen auch in diesem Jahr wieder, wie gewohnt sorgfältig gestaltet von der Münchner Agentur Rose Pistola. Die Grundrisse und Schnitte der 50 besten Einfamilienhäuser des Jahres – in der Regel im Maßstab 1:400 – und die Lagepläne überwiegend im Maßstab 1:2000 wurden hierfür von den Architekturbüros ebenso zur Verfügung gestellt wie die professionellen Fotos.

Die Bandbreite der ausgewählten Bauwerke spricht für sich: Das kleinste kommt mit 42 Quadratmetern Wohnfläche aus, das größte bietet 652. Häuser in der Stadt sind darunter ebenso wie im Dorf oder auf dem Land, am See, im Weinberg, am Hang, auf der Wiese. Neubauten sind dabei ebenso wie An- und Umbauten, die mal radikal, bisweilen innovativ und immer respektvoll auf das Vorhandene reagieren. Manche der Häuser sind luxuriös und kostspielig, manche reduziert auf das Nötigste und staunenswert günstig. Sie sind gefertigt aus Beton, Stahl, Stein, Glas und Holz, das in diesem Jahr gerne karbonisiert die Fassaden verkleidet. Das kontrollierte Verkohlen sorgt für Witterungsbeständigkeit. Es sieht großartig aus und zeigt: Nachhaltigkeit und Ästhetik sind längst kein Widerspruch mehr und für Architekten ebenso wie für Bauherren selbstverständlich. Immer häufiger taucht in den Erläuterungen zudem der Begriff der sozialen Nachhaltigkeit auf: die baulich geplante Möglichkeit, ein Haus an sich wandelnde Wohnbedürfnisse anzupassen, es zu verkleinern oder zu vergrößern, es barrierefrei zu nutzen oder in Teilen vermieten zu können.

„Die Planung eines Einfamilienhauses ist eine große Ehre, da man Lebensräume für Menschen schafft“, erzählen die Kollegen von LOVE architecture. Dafür ausgezeichnet zu werden, ist ein schöner Lohn. So sehen es auch die ehemaligen Preisträger, die wir um ihre Erinnerungen gebeten haben, denn tatsächlich werden dieses Jahr die begehrten blauen Betonwürfel für das Haus des Jahres, für Auszeichnungen und Anerkennungen zum zehnten Mal vergeben! „Ich hoffe daher“, meint Simon Frommenwiler von HHF Architekten, deren Haus in Nuglar 2013 zum Haus des Jahres gekürt wurde, „dass die Buchreihe fortgesetzt wird: Wenn solche Wettbewerbe und Bücher Bauherren dazu ermutigen, Architekten Aufträge anzuvertrauen, dann ist das eine gute Sache.“ Architektur ist Ausdruck unserer Werte. Nie war sie so wertvoll wie heute!

Häuser des Jahres 2020

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