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Das eigene Denken und Handeln hinterfragen

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Wenn ständig behauptet wird, dass Kinder, die sich nicht so verhalten, wie ihre Eltern oder die Umwelt es erwarten, schnell zu einer Bedrohung der gesamten Gesellschaft werden, dass Unsicherheiten von Eltern und kleine »Fehler« in der Erziehung unserer Kinder folgenschwere Konsequenzen haben können – dann ist es kein Wunder, dass sich Eltern bei der ersten Abweichung von dem von ihren Kindern erwarteten Verhalten irritiert an den nächsten Arzt wenden oder sich mit einer Wand aus Ratgebern umstellen und die darin vorgeschlagenen Maßnahmen und Regeln Schritt für Schritt wie bei einem Backrezept befolgen. Wenn man sich nur an alle Zutaten und Arbeitsschritte hält, dann kommt doch am Ende hoffentlich ein »anständiges« und »normales« – ein für unsere Welt kompatibles – Kind dabei heraus. Was auch immer das ist. Durch zunehmende Normierungstendenzen in allen Bereichen wird unser Blickfeld auf Kinder immer enger. Statt Persönlichkeiten wollen wir das optimierte Musterkind.

Und so werden Eltern verunsichert und fragen sich: Ist mein Kind in Ordnung? Zeigt es »normales« Verhalten? Ein wenig so, als sei eine Krankheit im Umlauf, die unsere Kinder mehr oder weniger zufällig befallen könnte. Als habe niemand und nichts Einfluss auf diese Entwicklung unserer Kinder und als stünde das Verhalten von Kindern in keinem familiären oder gesellschaftlichen Zusammenhang.

»Dass Entwicklung vielfältig und individuell und trotzdem noch natürlich sein kann, findet in den Rastern und Tabellen kaum Platz.«

Natürlich ist es einfacher und mit weniger Aufwand verbunden, mit dem Finger auf den anderen zu zeigen und zu sagen: Du, Kind, bist nicht in Ordnung, mit dir stimmt etwas nicht! Es ist auch deshalb bequem, weil die Erwachsenen dann Verantwortung abgeben können und nicht auf sich selbst schauen müssen und fragen: Welchen Anteil tragen wir selbst vielleicht daran, dass ein Kind sich so oder so verhält? Stattdessen wird das Verhalten der Kinder problematisiert und pathologisiert. Es ist bequem und entlastend für uns, zu sagen: Das ist nicht normal! Was wir damit eigentlich meinen: Das Kind ist nicht normal – es verhält sich nicht normgerecht! Es fällt auf und raus aus unserem Raster für das, was wir als »normal« empfinden.

Du bist ok, so wie du bist

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