Читать книгу Du bist ok, so wie du bist - Katharina Saalfrank - Страница 26
Klare Positionen beziehen
ОглавлениеEltern wollen heute oft harmonische Übereinstimmung, erwarten Verständnis und meiden (vielleicht nur scheinbare) Konflikte mit ihren Kindern. Was würde passieren, wenn die Eltern Max das Spielen im Café untersagen und ihn bitten würden, nach draußen zu gehen? Entweder geht Max nach draußen und spielt dort weiter. Oder er wird ärgerlich und kommt der Aufforderung der Eltern nicht nach. Dann wäre ein Konflikt zu lösen. Eines wird jedenfalls nicht passieren, nämlich dass Max sich an seine Eltern wendet und sagt: »Ja, liebe Eltern. Ihr habt ja völlig recht, ich bin viel zu laut hier und sollte lieber draußen weiterspielen. Wie gut, dass ihr da seid und mich darauf hingewiesen habt. Und außerdem: Hier im Café ist es auch viel zu langweilig.«
Diese Vorstellung mag zum Schmunzeln anregen. Meine Erfahrung ist, dass Eltern nicht selten (unbewusst) jedoch genau diese Erwartung haben. Letztendlich soll das Kind Verständnis für die Position der Erwachsenen haben. Das ist zu viel verlangt. Selbst wenn Max wütend werden und es zum Konflikt kommen würde, wäre das keine Katastrophe. So etwas gehört auch mit dazu, und es gilt, das auszuhalten. Ich erlebe häufig Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind weint und negative Gefühle hat. Sie fühlen sich dann schuldig und erleben sich als »schlechte« Eltern. Warum eigentlich? Weil sie ihre eigenen Bedürfnisse über die des Kindes stellen und sich klar positionieren? Hier macht der Ton die Musik, und die Frage ist nicht nur, was Eltern sagen, sondern vor allem, wie sie Stellung beziehen. Eine Möglichkeit wäre es, in dieser Situation zu sagen: »Max, du hast lange bei uns gesessen. Hier stört es nun, wenn du spielst. Mach das bitte vor der Tür.« Nicht böse, nicht ärgerlich, sondern RUHIG, FREUNDLICH und KLAR. Das entspräche dem eigentlichen Gefühl der Eltern und wäre authentisch. Ein Kind kann damit gut umgehen.