Читать книгу Rassekaninchen - Kathrin Aretz - Страница 9
ОглавлениеDie Kaninchenzucht erfordert viel Erfahrung und tiefgreifende Kenntnisse über Genetik und Vererbung.Foto: K. Aretz
Zucht und Genetik
Das Züchten von Kaninchen bedeutet, dass man die Tiere planmäßig nach bestimmten Rassemerkmalen selektiert und verpaart, damit die Nachkommen dem gewünschten „Ideal“ näher kommen. Da es Kaninchen in den unterschiedlichsten Größen, Formen, Farbenschlägen, Zeichnungen und Fellstrukturen gibt, ist seine Zucht sehr reizvoll. Viele Hobbyzüchter versuchen sogar neue Rassen zu erzüchten, indem sie den Farbenschlag der einen Rasse mit der Fellstruktur einer anderen kombinieren. Die Kaninchenzucht schließt allerdings nicht nur die Überlegung mit ein, welche Tiere miteinander verpaart werden, sondern erfordert auch viel Erfahrung und einige Grundkenntnisse in der so genannten klassischen Genetik. Diese untersucht, in welchen Kombinationen die Gene, die für die Ausprägung bestimmter Merkmale verantwortlich sind, an die Nachkommen vererbt werden und inwiefern sich das auf die phänotypischen Merkmale (das äußere Erscheinungsbild) auswirkt. Neben dem Phänotyp besitzt das Tier auch viele versteckte innere Erbanlagen (Genotyp), die auf die nächsten Generationen übertragen werden. Welche Merkmale das äußere Erscheinungsbild (Größe, Form, Fellfarbe etc.) prägen, hängt u. a. davon ab, ob die Gene dominant (vorherrschend) oder rezessiv (zurücktretend) sind. Werden zwei reinerbige (homozygote) Kaninchen miteinander gekreuzt, die sich in einem Merkmal (z. B. der Fellfarbe) voneinander unterscheiden, so zeigen die Nachkommen ein einheitliches (uniformes) Erscheinungsbild in der Fellfarbe, deren Gen dominant war (1. Mendelsches Gesetz, Uniformitäts- oder Gleichförmigkeitsregel). Stimmt die F1-Generation bezüglich des Merkmals mit dem einen Elterntier überein, während das des anderen nicht in Erscheinung tritt, handelt es sich um eine „dominant-rezessive Vererbung“. Steht die F1-Generation bezüglich der Merkmale zwischen beiden Elterntieren, spricht man von einer „intermediären Vererbung“. Kreuzt man die Mischlinge der F1-Generation untereinander, werden die Merkmale in der F2-Generation in einem Zahlenverhältnis von 1 : 2 : 1 (intermediärer Erbgang) oder 3 :1 (dominantrezessiver Erbgang) vererbt (2. Mendelsches Gesetz, Spaltungsgesetz). Das 3. Mendelsche Gesetz (Unabhängigkeitsgesetz) besagt, dass sich jedes Merkmal ohne Bindung an eine andere Erbanlage vererbt, also beispielsweise vererben sich Fellfarbe und -struktur getrennt voneinander. Neben der gezielten Kombination verschiedener Merkmale können auch durch sprunghafte Veränderungen im Erbgefüge (Mutationen) neue Merkmale und damit neue Kaninchenrassen entstehen. Genaueres zum Thema Vererbung und Zucht finden Sie in entsprechenden Fachbüchern oder Schulbüchern der Oberstufe.
Vererbungsschema:
B = Erbanlage für braunes Fell
b = Eranlage für weißes Fell
Zuchtmethoden und weitere Aspekte der Kaninchenzucht
In der Kaninchenzucht unterscheidet man verschiedene Methoden. Bei der Reinzucht werden nicht miteinander verwandte Elterntiere derselben Rassen miteinander verpaart. Werden miteinander verwandte Tiere verpaart, handelt es sich je nach Verwandtschaftsgrad um enge, mäßige oder weite Inzucht. In der Linienzucht werden die Nachfahren eines „durchgezüchteten“ Paares (die Elterntiere dieses Paares wurden also über Generationen immer wieder mit anderen Tieren mit denselben Merkmalen verpaart) mit den Stammeltern zurück vergepaart bzw. die Nachkommen untereinander gepaart, um auf diese Weise eine Stammlinie zu erzüchten. Dies kann zu Inzuchtproblemen führen. Eine Kreuzungszucht wird betrieben, wenn man bestimmte Merkmale einer fremden Rasse oder eines anderen Farbenschlags in die eigene Rasse einkreuzt.
Ein Wurf Marderkaninchen – drei Phänotypen.Foto: K. Aretz
Jungtiere der Rasse Englische Schecken.Foto: K. Aretz
Farbenzwerg-Häsin mit ihren beiden Jungtieren.Foto: K. Aretz
Auf diese Weise nehmen die Tiere allmählich die Merkmale der fremden Rasse an (Verdrängungszucht).
Neben den nötigen Kenntnissen über Genetik und Zucht benötigt man natürlich geeignete Rassetiere. Hier wird nicht nur nach optimalen Rassemerkmalen, sondern auch nach Gesundheit, Aufzuchtsleistung, Frohwüchsigkeit (schnelles Wachstum) etc. selektiert. Darüber hinaus erfordert eine zielgerichtete Zucht die Führung eines Zuchtbuchs (Abstammungsnachweis), mit dessen Hilfe man alle positiven und negativen (Rasse-) Merkmale der miteinander verwandten Tiere zurückverfolgen kann. Nicht zuletzt muss sich ein Züchter auch darüber im Klaren sein, was mit den Kaninchen geschehen soll, mit denen er nicht weiterzüchten kann oder möchte. Für diese Tiere muss ein neues, artgerechtes Zuhause gefunden werden, was oftmals kein leichtes Unterfangen darstellt.