Читать книгу One Memory - Katie Weber - Страница 8
Acht Jahre zuvor
Оглавление»Caden Foster! Ich habe Sie vorhin zum allerletzten Mal gewarnt. Da Sie noch immer kein Interesse daran zu haben scheinen, sich am Unterricht zu beteiligen, können Sie den Klassenraum jetzt verlassen. Sofort!« Mrs. Simmons’ Stimme klang schrecklich schrill, und ich wusste, jetzt war ihre Geduld am Ende. Sie duldete keine Widerrede und schon gar keine dummen Kommentare meinerseits.
Würde ich dennoch meinen Mund aufmachen, nur um ihr zu sagen, dass ihr ohnehin niemand außer Fred, dem Klassenstreber, zuhörte, würde ich schneller beim Rektor landen, als mir lieb war. Und nur aus diesem Grund blieb ich ausnahmsweise still, klatschte mich mit einem breiten Grinsen bei Cole ab und verließ erhobenen Hauptes den Raum.
Die alte Schrulle Simmons konnte mich mal kreuzweise! Geschichte war sowieso noch nie mein Fach gewesen. Wer brauchte den Stuss überhaupt? Vergangenheit war nicht ohne Grund vergangen. Was interessierte mich der alte Scheiß von gestern?
Ich hatte Wichtigeres zu tun. Schließlich war ich erst seit nicht einmal einer Woche auf der Old Creek High und musste mir hier einen Ruf aufbauen.
Auf meiner alten Schule war ich bekannt wie ein bunter Hund. Ich war derjenige, dessen Namen alle kannten und bei dem die Mädchen Schlange standen, um einmal mit ihm ausgehen zu dürfen.
Auf der Old Creek High schien es jedoch Cole Anderson zu sein, der diese Rolle offenbar seit Jahren eingenommen hatte. Kein Wunder also, dass wir uns auf Anhieb verstanden hatten. Wir beide waren uns schlichtweg zu ähnlich und passten wie Arsch auf Eimer. Es dauerte nur zwei Stunden gähnend langweilige Englische Literatur und wir waren beinahe die besten Freunde.
Cole war im Schwimmteam der Schule, ein Sportler durch und durch. Ebenso wie ich. Nur dass meine Leidenschaft eher dem Eishockey galt. Ich wusste, mit Cole als Freund an meiner Seite würde ich auch auf der Old Creek High bald wieder derjenige sein, der ich vor unserem Umzug in dieses gottverlassene Provinznest im Nordosten Kanadas gewesen war – ein Weiberheld mit viel zu großer Klappe und der verdammte Captain der Schul-Eishockeymannschaft.
»Entschuldige bitte?«
Gerade als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte und mitten auf den schmalen Schulflur trat, tippte mich jemand vorsichtig von hinten an.
»Bist du etwa gerade von Mrs. Simmons aus dem Klassenraum geworfen worden?«
Ein wahnsinnig niedliches, leises Lachen hallte durch meine Ohren, und als ich mich neugierig umdrehte, sah ich unbestreitbar in das schönste Paar Augen, das ich in meinem Leben je gesehen hatte.
Grün wie ein Gummibärchen. Nein, wie frisch gemähtes Gras. Falsch! Es war eindeutig dunkler und intensiver. Vor allem magisch und unfassbar geheimnisvoll. Wie ein echter und kostbarer Smaragd.
Shit! Das machte mich unerwartet nervös. Und das war keinesfalls etwas, das normal für mich war. Nicht in Gegenwart eines Mädchens.
Schnell riss ich mich zusammen und straffte die Schultern. »Kennen wir uns?«, fragte ich unnötigerweise, jedoch mit voller Absicht.
Wir wussten beide, dass wir uns nicht kannten. Doch, verflucht noch mal, das wollte ich auf der Stelle ändern!
»Ich nehme an, du bist der Neue, richtig?« Das Mädchen mit den ungewöhnlich roten Haaren lächelte mich an. Schüchtern und dennoch neugierig. Einige Sommersprossen tanzten dabei um ihre Nase, ließen mich automatisch ihr Lächeln erwidern.
»Caden. Caden Foster«, sagte ich selbstbewusst und hielt ihr meine Hand entgegen. »Und du bist?«
»Elisabeth Murphy. Du kannst mich aber gerne Elisa nennen«, erwiderte sie schmunzelnd und schüttelte meine Hand.
Heilige Scheiße, sie war purer Zucker, und ich wusste in diesem Moment sofort, ich musste dieses Mädchen haben. Unbedingt!
»Wie kommst du eigentlich darauf, dass mich die alte Simmons rausgeworfen hat? Ich hätte schließlich auch von selbst gehen können.« Ich grinste siegessicher und hoffte, sie damit beeindrucken zu können. Schließlich hatte das auch bei anderen Mädchen bisher ganz gut geklappt.
Allerdings nicht bei Elisa Murphy. Sie durchschaute mich sofort und hob skeptisch eine Augenbraue, während sie mich abschätzend musterte. »Weshalb hättest du das tun sollen? Freiwillig den Klassenraum verlassen, meine ich. Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«
Clever war sie also auch noch!
Ertappt kratzte ich mich am Hinterkopf und grinste wie ein Idiot. »Na … Um aufs Klo zu gehen, zum Beispiel.« Nicht gerade eine romantische Antwort, aber immerhin lachte sie darüber.
»Und? Wolltest du aufs Klo gehen?«, fragte Elisa prüfend und grinste breit. Sie hatte auch diese kleine Notlüge längst durchschaut und das wusste sie ganz genau. Ihr Gesichtsausdruck dabei war schlicht unbezahlbar. Unfassbar niedlich und gleichzeitig wahnsinnig anziehend – ich liebte es.
Einsichtig presste ich die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Nein, du hast recht. Die alte Simmons hat mich rausgeworfen.«
Elisa begann amüsiert zu grinsen, biss sich kurz auf die Unterlippe und machte, ohne ein weiteres Wort zu sagen, auf dem Absatz kehrt, um wieder in die Richtung zu verschwinden, aus der sie gerade noch aufgetaucht war.
Ich hatte offensichtlich nicht den Hauch einer Chance, bei ihr zu landen. Doch genau das war es, was mich fasziniert und beeindruckt zurückließ.
Bereits in diesem Augenblick dämmerte es mir. Dieses Mädchen könnte mein ganzes Leben verändern. Wenn ich es nur zuließ ...