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Der Werwolfmörder

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Trish kam lächelnd in das opulente Wohnzimmer, auf dessen Sofa ich saß und die Zeitung las. Der Mord vor einigen Nächten nahm nur einen kleinen Teil ein, da die Polizei mit Informationen geizig umging und vermutet wurde, dass es sich um einen Mord an einer Straßenhure handelte. Niemand wollte genauer wissen, was wirklich passiert war, niemand interessierte sich wirklich dafür, außer Sergeant Smith und seine Abteilung. Ich erwiderte Trishs Lächeln, das mir eine warme Welle durch die Brust fahren ließ. Ihre feuerroten Locken hatte sie hochgesteckt, doch ein paar widerspenstige Strähnen fielen immer heraus und flogen fröhlich um ihr blasses Gesicht. Wenn nicht lustige, braune Sommersprossen auf ihrer Nase und ihren Wangen eine gewisse Farbe in ihr Gesicht gezaubert hätten, wäre ich sicher gewesen, dass ihre Haut bleicher erschien als meine eigene. Nein, nicht bleich. Ich war bleich, sie war blass. Vornehme Blässe, pflegte ich es zu nennen, wenn sie sich wieder einmal über ihren Teint beschwerte, was regelmäßig dann passierte, wenn die Tage länger und wärmer wurden und sie sich ohne Sonnenschutz kaum aus dem Haus wagte. Die Wandlung zwischen Mensch und Vampir würde für sie zumindest bezüglich der Sonne keinen großen Unterschied machen. Sie trug einen hellen seidenen Morgenmantel, den sie locker unter ihrer Brust geschlossen hatte und der mich vor ihrem Dekolleté geteilt auf die weichen Rundungen ihrer Brüste blicken ließ. Sie hatte Kurven, die kleine Frau, weibliche Kurven, die ich liebte. Sie war anfangs immer etwas schüchtern und zurückhaltend gewesen, was ihre Figur anging, doch ich war mir sicher, dass sie mittlerweile stolz auf ihre Kurven war, auch wenn sie dies nicht zugab, sich immer als speckig bezeichnete und sich auf ihren runden Po schlug, wenn sie sich vor mir drehte und wendete.

Nun ließ sie sich elegant neben mir auf dem Sofa nieder, ein Bein auf dem Sofa unter ihrem Po angewinkelt, das andere ausgestreckt, dass ihr nackter Fuß sich auf meinen Schoß legte. Sie kannte die Wirkung, die sie auf mich hatte, wenn sie sich so in Pose warf. Ich legte die Zeitung beiseite.

„Du hast noch nichts getrunken, seit du aufgestanden bist“, sagte sie und lächelte. Sie streckte den Arm aus und hielt mir ihr Handgelenk entgegen. „Sieh mich nicht so überrascht an, ich habe mit Becca getauscht. Sie hat heute ein Date und hatte Sorge, dass sie zu blass wirkt.“

Ich lächelte kurz. „Rebeccca hat ein Date?“, fragte ich.

„Ja, er ist Anwalt. Sehr gebildet und kultiviert. Ich glaube nicht, dass sie heute nach Hause kommt.“ Wie immer bemerkte sie, dass ich kurz die Augenbrauen zusammenzog. „Keine Sorgen, Nathaniel, sie gehen in ein namhaftes Restaurant. Gute Gegend und alles.“

„Auch Anwälte können Schattenseiten haben“, sagte ich.

„Er ist ein angesehener, aufstrebender junger Mann. Ich habe ihn gesehen und konnte in seiner Ausstrahlung nichts Bedrohliches erkennen.“

Ihre regelmäßigen Blutspenden für mich gaben ihnen leicht spiritistische Fähigkeiten, so wie Ausstrahlungen deuten zu können. Ausstrahlung ist Energie, die jedes Lebewesen umgibt. Deswegen empfinden es Menschen als unangenehm, wenn jemand ungefragt den Persönlichkeitsabstand bricht. Die Energien vermischen sich und lassen den anderen unterbewusst die fremde Ausstrahlung spüren. Menschen mögen das nicht.

„Wenn er ihr etwas antut, werde ich vor seiner Tür stehen“, sagte ich, nahm ihr Handgelenk und küsste es zärtlich. Als ich aufsah, lächelte sie mich an. Ich ließ ihr Handgelenk sinken, griff nach ihrem Fuß und küsste den Spann. „Bist du sicher, dass du schon wieder spenden willst?“ fragte ich. „Es ist erst zwei Tage her.“

„Ja“, antwortete sie leise.

Ich ließ meine Lippen langsam ihr Bein hinaufgleiten, küsste ihre glatte, weiche Haut, die sie offensichtlich gerade erst rasiert hatte. Unter dem Duft des Rasiergels, des Duschschaums und der Hautlotion roch ich sie. Ich liebte ihren Duft, atmete ihn tief ein, um ihn für alle Ewigkeit in ihrem Platz in meinem Herzen zu bewahren. Ihr Blick lag auf mir, während ich langsam Zentimeter für Zentimeter ihr Bein hinaufküsste. Ich hob ihr Bein, um meine Nase durch ihre Kniekehle streichen zu lassen, wobei ihr Morgenmantel hinaufrutschte und mir erlaubte, den Oberschenkel weiter hinauf zu sehen. Ich erhob mich ein Stück, so dass sie auf dem Sofa zurückfiel und leise kicherte. Ich küsste ihren Oberschenkel, sah dabei in ihre grünen Augen, die mich beobachteten.

„Nicht meine fetten Beine“, flüsterte sie, woraufhin ich sie vorsichtig biss, ohne ihre Haut zu verletzten.

„Ich sehe keine fetten Beine!“, erwiderte ich.

Sie ließ ihren Kopf zurückfallen, als ich ihre Kniekehle über meine Schulter legte und an der Stelle stoppte, wo ich den leichtesten Zugang zu ihrer Vene spürte. Ich verharrte dort, begann an ihrer Haut zu saugen, als wollte ich ihr einen dicken, schwarzen Knutschfleck machen, bis ich meine Zähne zielgenau in ihre Ader stieß und ihr liebliches Blut in meinen Mund laufen ließ. Sie gab ein ersticktes Glucksen von sich, während ich in kleinen Schlucken trank. Sie seufzte, legte ihren Handrücken an ihren Mund. Ich spürte, dass sie sich mir entgegenreckte, hörte, dass sie in schnellen Zügen geräuschvoll atmete, bis ich von ihr abließ, darauf achtete, dass kein Blut auf den seidenen Morgenmantel oder das Sofa tropfte, und ihre Wunde mit der Zunge solange vorsichtig feuchtete, bis sie sich schloss. Ich richtete mich auf, hob sie auf meinen Schoß und drückte sie fest an mich. Ihr Kopf legte sich auf meine Schulter, ihre Stirn drückte gegen meinen Hals. Ihre Hände krallten sich in mein Hemd. Ich schloss die Augen, hielt sie fest umschlungen, während ihre Wärme durch meinen Körper fuhr und mich wohlig schaudern ließ. Erst als das Zittern ihres Körpers nachließ und sich ihr Atem normalisierte, legte ich sie sanft auf das Sofa und deckte sie zu. Gab mir ihr Blut Wärme, so fror sie oft durch den Blutverlust. Sie hielt die Augen geschlossen, kuschelte sich auf dem Sofa in sich zusammen. Ich verschwand im Bad, wo ich auf dem geschlossenen Toilettendeckel sitzend ihr Blut schmeckte, bis es gänzlich verschwunden war. Dann erst beugte ich mich über das Waschbecken und spülte meinen Mund aus. Eine Geste, die ich meinen Spendern zuliebe tat, denn auch wenn sie mir ihr Blut freiwillig überließen, so schauderte ihnen doch bei dem Gedanken daran, dass dieses Blut durch meinen Mund geflossen war, der sich in der folgenden Intimität durchaus auf ihre Haut legen konnte.

Als ich zu ihr zurückkehrte, lag sie unverändert da. Ich beugte mich über sie, küsste ihre Wange, ihr Ohr, ihre wilden Locken. „Ich danke dir“, flüsterte ich, spürte die Gänsehaut, die über ihre Haut ging.

Sie lächelte. „Es ist unbeschreiblich“, sagte sie stimmlos. „Unbeschreiblich! Jedes Mal!“

Ich wollte mich zu ihr auf das Sofa setzen, sie in meine Arme schließen, als es am Tor klingelte. Ich hasse es, wenn jemand in diesen zweisamen Momenten stört, in den Momenten, in denen ich meinen Spendern so nah bin. Missmutig ging ich zur Haustür, warf einen Blick auf den Monitor, der das Bild der Überwachungskamera wiedergab.

„Sie wissen genau, wann Sie stören, nicht wahr, Sergeant?“, knurrte ich in das Mikrophon, löste aber das Türschloss, dass er eintreten konnte. In seiner Begleitung befand sich Officer Taylor, die mit überraschter Bewunderung das Anwesen bestaunte. Sicher fragte sie sich, wie es dazu kam, dass ein Special Agent in solch einer Villa lebte. Ich beobachtete sie, während sie mit ernstem Gesichtsausdruck, der durch den strengen, schwarzen Flechtzopf noch ernster wirkte, um sich blickte. Selbst in der minderwertigen Aufnahme der Kamera konnte man erkennen, dass ihr Gesicht schön war, wenngleich sie es mit der zu strengen Frisur zu vertuschen suchte. Ihre großen Augen waren dunkel, von genauso schwarzen Wimpern gesäumt. Sie trug kein Makeup, wahrscheinlich um ihre natürliche Autorität, die sie in ihrem Job benötigte, nicht zu untergraben. Wer nahm schon ein Püppchen ernst, das besser auf der Damentoilette den Lippenstift nachziehen sollte, als sich mit schweren Jungs auseinanderzusetzen. Ich war mir sicher, dass sie hervorragende Kampfkünste an den Tag legen konnte, wenn sie wollte, dass sie in allen Bereichen der Polizeiausbildung hervorragend abgeschnitten hatte. Eine Streberin, ehrgeizig und zielstrebig, der es nur noch an Erfahrung fehlte und die sicher noch lernen musste, die Vorschriften nicht zu ernst zu nehmen, sondern nach ihrer Notwendigkeit zu dehnen.

„Wer ist es?“, hörte ich Trish aus dem Wohnzimmer.

„Sergeant Smith in Begleitung“, antwortete ich.

„Ist es schlimm, wenn ich liegen bleibe?“

Ich lachte, ging zu ihr hinüber und küsste ihre Locken. „Nein, Süße, bleib liegen! Wir huschen nur an dir vorbei.“

Sie lächelte, zog die Decke höher und kuschelte sich tiefer in das Sofa, während ich zur Haustüre zurückkehrte. Ich wusste, wie viel Zeit ich hatte, bis die beiden den langen Weg hinter sich gebracht hatten. Mit einem letzten Blick auf den Monitor, auf dem zu sehen war, dass sie die geschwungenen Treppen zur schweren Haustüre hinaufstiegen, öffnete ich die Tür.

„Sie müssen mich vermisst haben, dass Sie mich jetzt schon zu Hause belästigen, Smith.“

„Sergeant Smith“, betonte er wie üblich. „Können wir drinnen reden?“

Ich machte die Tür frei, ließ ihn an mir vorbei eintreten. Officer Taylor musterte mich wortlos, nickte allerdings, als sie in die Eingangshalle trat. „Ich hätte nicht gedacht, Sie so schnell wieder zu sehen, Officer Taylor“, sagte ich und legte mein laut Trish charmantestes Lächeln auf.

„Lassen Sie das Mädchen in Ruhe, O’Dell“, knurrte der Sergeant, woraufhin ich leise lachte.

„Also? Was ist so dringend, dass Sie mich privat aufsuchen?“, fragte ich.

„Sehen Sie sich doch bitte die Bilder an“, antwortete er, nickte Officer Taylor über die Schulter hinweg zu. Sie reichte mir einen Hefter, in dem sich ein ganzer Satz Bilder befand. Ich öffnete ihn, blätterte ihn kurz durch.

„Ein weiterer Mord“, murmelte ich.

„Die gleichen Umstände, wieder eine Straßenhure, verdammt, sogar in der gleichen Gasse.“

Ich ließ meinen Blick schnell über die Bilder gleiten, sah den seltsam positionierten Kopf, das Blut an den von Hämatomen übersäten Beinen, die Wunde im Nacken. Nur, dass es sich dieses Mal um eine Brünette handelte, die ähnlich billig geschminkt in ähnlich billiger Kleidung dalag. Ich reichte Officer Taylor den Hefter zurück.

„Unschön, ja, aber das ist allein Ihr Fall, fällt nicht meinen Zuständigkeitsbereich.“

Ich sah, dass Officer Taylor mich fast empört anstarrte, als ich das sagte. Für sie offensichtlich nicht nachvollziehbar, dass ich keine Anteilnahme zeigte. Nicht, dass es mir egal war, dass jemand in dieser Stadt junge Frauen bestialisch ermordete, doch mein Job konzentrierte sich nun einmal auf andere Bereiche. Meine Aufgabe war, die Koexistenz zu schützen, nicht menschliche Abgründe zu recherchieren. Das war eine Angelegenheit der Menschen.

„Ich bin mir nicht so sicher, ob es nicht bald in Ihre Zuständigkeit fallen wird, O’Dell.“

Ich betrachtete ihn, spürte seine Besorgnis, seufzte und deutete den beiden Polizisten, mir zu folgen. Ich führte sie durch das Wohnzimmer vorbei an Trish, die unter der Decke kaum zu erkennen war. Sergeant Smith schien in Gedanken zu besorgt, sich in meinen Räumlichkeiten umzusehen. Officer Taylor hingegen machte keinen Hehl daraus, dass sie sich verwundert umblickte. Wenn ich ihren Blick richtig deutete, malte sie sich gerade das Bild eines gelangweilten Millionenerbens aus, der als Hobby ausgewählte Fälle für die Polizei bearbeitete.

„Kaffee?“, fragte ich, deutete auf die Stühle um den Küchentisch und Sergeant Smith setzte sich sofort mit einem tiefen Schnaufen. Officer Taylor hingegen blieb stehen, sah sich immer noch um.

„Setzen Sie sich, Taylor“, schnaubte der Sergeant, woraufhin sich die junge Frau langsam dem Tisch näherte. „Mit Zucker, bitte!“, fügte er an mich gerichtet hinzu. Langsam ließ sich Officer Taylor nieder, ihre Augen hafteten auf mir, als ich mit Rebeccas semiprofessionellen Kaffeevollautomaten zwei Tassen frischen Kaffee zauberte und servierte, das Zuckerdöschen demonstrativ direkt vor Sergeant Smiths grobe Hand stellte. „Diesmal war die Presse vor Ort“, begann er zu berichten. „Jemand muss ihnen gesteckt haben, dass der zweite Mord dem ersten bis ins letzte Detail gleicht.“

„Nicht ganz, diesmal ist es eine Brünette“, warf ich ein, doch Sergeant Smith winkte ab.

„Bereits vor Ort konnte ich hören, dass sie vom Werwolfmörder sprachen.“

Ich lachte, doch weder dem alten Mann noch der jungen Frau schien zum Lachen zumute. „Wer die Frauen auch immer umgebracht hat, wird sich geehrt fühlen und es wieder tun, dem Ruhm zu Ehren.“

„Ein zweifelhafter Ruhm“, entfuhr es Taylor und ich sah den scharfen Blick, den der Sergeant ihr zuwarf, woraufhin sie den Blick senkte. Sofort begriff ich, was hier lief, verstand ich ihre schweigsame Art. Er hatte ihr verboten, mit mir zu reden. Er hatte Angst. Er wollte sie schützen – vor mir! Eine junge, offensichtlich schöne Frau und ein Vampir. Wie er ihr das wohl erklärt hatte? Hatte er die Herzensbrechergeschichte ausgepackt? Der Frauenheld, der allem hinterherstellte, was nicht bei drei auf den Bäumen war? Der verwöhnte, arrogante Casanova?

„Ein zweifelhafter Ruhm passend zu einem zweifelhaften Hobby“, entgegnete ich, lehnte mich an die Küchenanrichte. „Bedauernswert, aber ich sehe immer noch keinen Zusammenhang zu meinem Aufgabenbereich.“

„Wie Sie sagten, wird er vielleicht wieder morden“, fuhr Sergeant Smith fort. „Es scheint, als habe er eine Verbindung zum Okkulten, als wollte er mit den Morden eine Nachricht hinterlassen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

Ich atmete tief ein, trat an den Tisch und nahm den Hefter erneut an mich. Ich blätterte durch die Bilder des zweiten Mordes, blätterte durch die Bilder des ersten Mordes, die meine Annahmen des Tatorts bestätigten. Keine vampirische Beteiligung, doch ich verstand, was Sergeant Smith meinte. Der Mörder wollte Aufmerksamkeit. Deshalb die gleiche Gasse, die brutale Vorgehensweise, aus der der Genickbruch wie eine Erlösung erschien, die gleiche Art, das Opfer in seiner eigenen Blutlache zu hinterlegen. Deshalb der angeknabberte Nacken. Er wollte Aufmerksamkeit, aber nicht in erster Linie menschliche Aufmerksamkeit. Der Werwolfmörder wollte unsere Aufmerksamkeit.

Ich nickte nachdenklich. „Ja, ich verstehe.“ Ich spürte die Spannung der beiden Menschen, hörte sie regelrecht im lauten Schnaufen des alten Mannes, erkannte sie in den Augen der jungen Frau. Ich war mir nicht sicher, was genau sie erwartete, was sie zu wissen glaubte. Was Sergeant Smith anging, so wusste ich genau, was er wollte, meine übersinnlichen Fähigkeiten, um den Mörder zu fassen. Ich ließ sie ihren Kaffee trinken, während ich mich auf die Bilder konzentrierte. „Ich werde Rücksprache halten“, sagte ich dann leise.

Ein zufriedener Seufzer ging über seine Lippen. Er leerte den Kaffee in einem Zug, erhob sich und nickte mir zu. „Kommen Sie Taylor!“, brummte er und ging langsam den Weg zurück, den ich sie in die Küche geführt hatte.

Die junge Frau hatte kaum an ihrem Kaffee genippt, sah dem alten Mann überrascht hinterher, während sie mir einen kritischen Blick zuwarf. „Das ist alles?“, entfuhr es ihr. „Rücksprache halten?“

„Taylor!“, rief er.

„Da draußen läuft ein Irrer herum, der Menschen annagt, und er hält Rücksprache?“

„Das ist erst einmal alles, was ich Ihnen bieten kann“, sagte ich leise und sah sie sanft an. Ihre Wut schäumte, kochte förmlich über. Ich versuchte, ihre Augen mit meinen gefangen zu nehmen, musste jedoch feststellen, dass mir dies nicht gelang. Wann war es einem Menschen zuletzt gelungen, diesem Blick zu entrinnen? Ich konnte mich nicht erinnern.

„Taylor!“, zischte der Sergeant.

„Sie haben sie mit eigenen Augen gesehen!“, fuhr sie fort. „Sie sollen für solche Fälle der Experte sein!“

„Officer Taylor!“ stieß der Sergeant nun so scharf aus, dass Trish im Wohnzimmer kurz spitz aufschrie.

„Nathaniel?“, rief sie dann besorgt.

Ich sah der jungen Frau, die vor mir innerlich tobte, besänftigend in die Augen, doch ich bekam sie nicht zu fassen. „Es tut mir leid!“, sagte ich, ging an ihr vorbei aus der Küche und trat ins Wohnzimmer, wo Trish auf dem Sofa saß, die Decke ihr auf den Schoß gefallen war, und sie mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

„Wir finden heraus!“, murmelte der Sergeant, während er Trish, deren Blässe Eingeweihten eindeutig verriet, was zuvor geschehen war, anstarrte. Dann winkte er Officer Taylor und deutete ihr, ihm zu folgen. „Officer!“, sagte er dabei streng.

Nur widerwillig folgte sie ihm mit einem kurzen Blick auf Trish aus dem Haus. Als die Tür ins Schloss fiel, erwiderte ich Trishs verwunderten Blick. „Sie konnte sich dir widersetzen?“, fragte sie. Ich nickte stumm. „Dir?“, wiederholte sie ungläubig.

„Ich werde mit dem Kreis reden müssen“, sagte ich leise.

Nathaniel

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