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Kapitel Sieben

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Die Tür zu Piets Werkstatt steht weit offen, als ich auf unseren Hinterhof trete. Ich husche hinein, um ihm einen schönen Abend zu wünschen.

Er trägt seine übliche Kluft. Armeegrüne Hosen und ein dunkelblaues Hemd. Seine langen braunen Haare hat er in einen Dutt nach oben gedreht, genau wie ich, damit sie ihm bei der Arbeit nicht in die Augen fallen.

Er ist über etwas gebeugt gewesen, als ich hereinkam, hat sich jetzt aber mir zugewendet.

Ich schaue auf das Brett, das da vor ihm liegt und stelle fest, dass es ein Schild zu sein scheint, dass er mit Hilfe eines Pinsels mit roter Farbe beschriftet.

Darauf steht: „Füttern Sie die Enten oder die Ratten?“

Ich stutze. „Was machst du da?“, frage ich. Und versuche seine Botschaft zu verstehen.

„Das will ich an den Teichen im Hofgarten aufstellen. Jeden Sommer kippt dort das Wasser um, weil die Leute immer noch die Enten mit Brot füttern und nicht kapieren, dass die Tiere gar kein Brot vertragen. Vielleicht kapieren sie es, wenn man ihnen sagt, dass die Ratten sich am meisten über das ganze Zeug freuen. Sie vermehren sich wie... wie die Karnickel.“ Er lacht über seine Formulierung.

Ich staune immer wieder über Piets Energie. Er kann sich über alles aufregen, was nach Ungerechtigkeit oder Dummheit riecht. Allein mit dem Aufregen ist es aber nicht getan. Er begehrt auch auf. Wird aktiv.

Piet schaut mich forschend an. „Ach Alici! Du bist so süß. Das ist Dir alles zu aufgeregt. Oder? Ich kenne niemanden, der so ein gutes Herz hat wie du.“

Ich seufze, widerspreche aber nicht. Was soll ich darauf auch entgegnen. Ein bisschen Recht hat er ja. Ich muss nämlich jetzt gerade auch wieder an die rührenden Großeltern denken, die sich freuen, wenn ihre Enkelkinder sich darüber freuen, dass die Enten sich über das Brot freuen. Aber „Alici“ lasse ich mich nicht nennen. Ich habe mal Italienisch gelernt, als ich noch von Italien geträumt habe. Bevor meine Eltern gestorben sind, war das. Und ich weiß, dass Alicci – so spricht er es nämlich aus – Sardellen sind. Das habe ich Piet schon tausendmal gesagt. Aber es prallt an ihm ab.

„Ich kann kein Italienisch, Alici“, sagt er dann nur und lacht. Ich mag ihn, auch wenn er mir manchmal zu viel ist.

Wo ist denn eigentlich dieses Glück?

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