Читать книгу Kuss der Wölfin - Die Begegnung (Band 3) - Katja Piel - Страница 6
Kapitel 3
ОглавлениеLondon - Frankfurt
« So? Was wirst du mir denn zeigen?»
Das Flugzeug glitt durch die Luft. Ich hatte meinen Kopf auf Sams Schulter gelehnt und er streichelte mir sanft über die Haare. Nun würden wir bald in Frankfurt landen und ich konnte es kaum erwarten, mit ihm alleine zu sein. Abgesehen davon, dass der Ring weg war …
Ich hob meinen Kopf an, so dass seine Hand zu meinem Nacken hinab glitt.
„Ich liebe dich, Sam. Weißt du das?“ Er lächelte, strich mir mit den Fingern über meine Lippen.
„Ja und ich liebe dich. Und wenn wir zu Hause sind, zeige ich dir, wie sehr.“ Ein inniges Gefühl durchströmte mich, als ich ihm in seine Augen sah und er sich zu mir hinunterbeugte. Er legte seine warmen Lippen auf meine, so dass eine Hitzewelle durch meinen Körper flutete.
„So? Was wirst du mir denn zeigen?“, flüsterte ich neckisch, als er seinen Kuss beendet hatte und seine Nasenspitze meine berührte. „Ich werde dich hier“, er tippte sanft auf meine Brust, „und hier“, meinen Bauch, „und hier küssen“, meine Beine.
Sam strich mir eine Strähne aus meinem erhitzten Gesicht. Mit ihm an meiner Seite machte mir nicht mal der verhasste Flug etwas aus.
„Und das nennst du dann Liebe? Ich dachte, Du kochst mir etwas und fütterst mich, wie ein …“
Ich unterbrach meine Ausführungen, als plötzlich die Stewardess ihre Stimme erhob:
„Miss, Sie müssen sich setzen. Wir haben noch nicht die Flughöhe erreicht ...“ Die Flugbegleiterin war kurz davor, sich abzuschnallen. Verwirrt blickte ich zu ihr und dann hinter mich, hielt mir die Hand vor den Mund. Sam wandte sich auch um. Über den Gang torkelte Alexa auf uns zu. Ihre Augen sahen leer und traurig aus, ihr Blick war nach unten gerichtet.
„Oh mein Gott. Da ist Adam“, flüsterte Sam. Als ich seinem Blick folgte, sah ich ihn, wie er an den Toiletten im hinteren Bereich des Flugzeugs stand. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst, er sah wütend aus. Angst machte sich in mir breit. Mir wurde schlecht. Ich schnallte mich ab, erhob mich und kletterte über Sams Beine auf den Gang. Die Stewardess schimpfte, aber ich beachtete sie nicht. Mir war in diesem Augenblick Alexa wichtig, die auf mich zukam, sich in meine Arme fallen ließ.
„Adam ... er hat ... den Ring ... wegen mir“, stotterte sie schluchzend. Verwirrt sah ich über ihre Schultern zu Adam.
„Er hat was?“
„Er hat Andreas überfallen lassen. Wegen mir. Ich ... Anna. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Aber ich glaube, ich liebe ihn.“
Jetzt sah ich von Adam wieder zu ihr, schob sie ein Stück von mir, starrte sie entgeistert an.
Alexas Wangen waren gerötet, und ich nahm den typischen Geruch von Sex an ihr wahr. Wieso war Adam überhaupt hier im Flugzeug? Hatte ich etwas übersehen? Von hinten trat die Stewardess an mich heran, berührte mich an der Schulter.
Ich unterdrückte eine gereizte Bemerkung, schließlich konnte die Stewardess nichts dafür. Für einen Augenblick drückte ich mit Zeigefinger und Daumen meine Nasenwurzel. Das half mir, mich zu beruhigen.
„Es ist alles in Ordnung“, sagte Alexa mit fester, klarer Stimme. „Meine Freundin hat sich nur Sorgen gemacht wegen meines Darminfekts. Mir geht es wieder gut.“
„Das erklärt aber nicht den jungen Mann an der Toilette“, erwiderte sie und zeigte auf Adam. Ich drehte mich zu ihr um. „Er ist ihr Freund und wollte wohl nach ihr sehen.“ Hoffentlich nahm sie uns diesen Unsinn ab. Eigentlich hätte ich Adam zu gern ans Messer geliefert. Eigentlich. Wenn er ein Mensch gewesen wäre. Aber seine grün flackernden Augen verhießen nichts Gutes. Die Stewardess sah von mir zu Alexa, nickte schließlich.
„Dürfte ich bitte ihr Ticket sehen?“, wandte sie sich an Adam. Er zog eine verknitterte Boardkarte aus seiner hinteren Hosentasche und drückte sie ihr in die Hand. Nachdem sie die Daten überprüft hatte, richtete sie sich wieder an Alexa.
„Geht es Ihnen wieder besser? Wir haben gleich unsere Flughöhe erreicht, dann bekommen Sie etwas zu trinken, einverstanden?“ Ich sah zu Alexa, die nickte.
„Ich geh mal zu meinem Platz“, sagte sie, drehte sich um und suchte nach ihrer Platznummer.
Vier Reihen hinter uns schob sie sich schließlich neben einen älteren Mann, der in seine Zeitung vertieft war. Mein Blick traf Adams, der nicht mehr wütend aussah, sondern verletzt, und den Blick gesenkt hielt. Am liebsten wäre ich sofort zu ihm hingerannt, aber die Stewardess berührte mich erneut am Arm. „Sie müssen sich jetzt wieder setzen. In fünf Minuten dürfen Sie aufstehen.“ Sie schob mich zurück zu meinem Platz und ging an mir vorbei zu Adam.
„Was ist los?“, flüsterte Sam mir zu.
„Psst, gleich.“
Die Stewardess gestikulierte und sprach auf Adam ein. Verwundert fragte ich mich, wie er unbemerkt an uns vorbei in das Flugzeug gekommen war. Als er der Flugbegleiterin folgte, war mir klar, warum. Adam flog erster Klasse, deshalb hatte er auch zuerst einchecken dürfen. Ohne mich anzusehen, ging er an uns vorbei und verschwand durch den Vorhang, der die Business Class von der Economy trennte. Ich blickte ihm hinterher, aber er drehte sich nicht mehr um.
„Was war los?“, flüsterte Sam mir ungeduldig ins Ohr.
„Tja, scheint so, wir haben unseren Ringdieb“, antwortete ich. Sam hing fast auf mir, so aufgeregt war er.
„Was? Willst du mich verarschen? Adam?“ Sam wurde lauter und ich ermahnte ihn mit der Hand, ruhiger zu sein. Über uns gingen die Anzeigen für die Anschnallzeichen aus. Es machte pling-pling, und die Passagiere rund um uns schnallten sich ab.
„Glaubst du, ich wäre nicht selbst verwirrt?“, fauchte ich und es tat mir sofort leid, als ich in seine Augen sah.
Klar, Sam wurde gerade bewusst, dass es Adam gewesen sein musste, der seinen Vater überfallen hatte lassen. Obwohl ich so viel Zeit unter Menschen verbrachte hatte, hatte ich mich einfach zu wenig mit ihnen beschäftigt. Ich nahm seine Hand in meine und drückte sie.
„Ich habe nicht viel aus Alexa rausbekommen. Sie sagt, sie sei in ihn verliebt. Ich verstehe auch nicht, was Adam vorhat. Wir sollten warten, bis wir in Frankfurt sind, um ihn zur Rede zu stellen.“
„Klar“, schnaubte er abfällig, „als ob er sich traut, uns gegenüber zu erzählen, was er angerichtet hat.
Ich könnte ihn …“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ballte eine Faust, „gegen die Wand schlagen und verprügeln. Diesen Mistkerl.“ Sanft streichelte ich sein Gesicht.
„Was auch immer er damit bezweckt hat, wir werden ihn vermutlich nicht verstehen. Nun ist es an uns, Alexa zu helfen. Nach dem Trauma mit Marcus muss dieses Geständnis der Horror sein. Sie braucht jetzt Sicherheit, keine neuen Lügen. Wer weiß, was in ihr vorgeht. Vermutlich hat sie sich einfach nur an ihn geklammert. Ihren Retter.“ Die letzten Worte flüsterte ich und sah abwesend aus dem kleinen Fenster nach draußen. Meine Worte schienen auf ihn zu wirken, denn er spannte seine Muskeln an und schnallte sich ab.
„Was machst du?“ Verwirrt beobachtete ich, wie er sich an mir vorbei zwängte.
„Ich werde mit Alexa reden“, sagte er tonlos.