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Als ich am nächsten Morgen aufwache, schwöre ich mir, nie wieder Alkohol zu trinken.

Ich habe mörderische Kopfschmerzen.

Erst nach einem wunderbar reichhaltigen Frühstück und einer Schmerztablette geht es mir wieder besser.

An den Strand möchte ich nicht gehen.

Die Sonne würde mir heute nicht gut tun.

Also mache ich mich auf, mir die Stadt anzusehen.

Das alte Stadtviertel von Havanna.

Ich habe die Wahl zwischen den Oldtimer- oder den Mopedtaxen, den Cocos.

Diese passen so gar nicht in das Stadtbild.

Es scheint eher so, als hätte sie jemand aus der Zukunft in die Vergangenheit gebeamt.

Sie stechen nicht nur sofort wegen ihrer knallgelben Farbe, sondern auch ihrer seltsamen Form wegen heraus. Eben wie Kokosnüsse, irgendwie. Oder, wenn ich sie beschreiben müsste, dann als fahrbare Integralhelme auf drei Rädern.

Ich habe so etwas nie zuvor gesehen.

Mit einem von denen zu fahren, müsste doch ungemein mehr Spaß machen, als mit den alten „Schlachtschiffen der Straße“.

Ich habe mich längst entschieden.

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Ein Straßenbild gleicht dem anderen.

Der Belag löchrig. Die Häuserschluchten alt, renovierungsbedürftig, marode.

Die alte Dame zeigt ihre Unzulänglichkeiten ganz offen: abgeblätterte Farbe, kaputter Putz, Rost an jeder Ecke.

Und immer wieder Menschen, die unendlich Zeit zu haben scheinen oder auf irgendetwas warten.

Die alten Ami-Straßenkreuzer, Lastkraftwagen, Busse, Kinder mit Fahrrädern, Straßenmusikanten, Dominospieler, Frauen und Männer mit Zigarre, Hunde. Die zum Trocknen aufgehängte Wäsche an den Balkonen, Souvenirläden.

Und dennoch liegt über allem etwas Faszinierendes: Dieser ganz besondere Charme, den man nur hier findet.

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Ich lasse mich zum Capitolio bringen.

Dem Wahrzeichen Havannas.

Diesem, gleich dem Kapitol in Washington D.C., im Stil des Klassizismus dem Petersdom in Rom nachempfunden, wird für die nächsten Stunden meine Aufmerksamkeit gelten. Wenn ich nun schon einmal in Havanna bin, sollte ich mir schon diese Sehenswürdigkeit ansehen, finde ich.

Ich habe Glück und werde nicht sofort, wie die anderen Touristen, auf dem Prado, der Treffpunkt der Busse, Oldtimertaxen und Cocos ist, von einer Traube Kindern und Erwachsener umringt und bedrängt.

Aus einigen Metern Abstand verfolge ich das Schauspiel und beobachte, wie Dinge wie Kugelschreiber, Kosmetikprodukte und andere Kleinigkeiten den Besitzer wechseln.

Dass die Leute diese Dinge nicht für sich persönlich wollen, sondern damit ihren Lebensunterhalt aufbessern, indem sie die Sachen weiterverkaufen, ist hier nichts Anstößiges. Schließlich musste jeder sehen, wo er bleibt.

Letztendlich werde auch ich umringt, als ich am späten Nachmittag von meiner Besichtigung aus dem Gran Teatro komme. Vorsorglich habe ich Dinge wie Kugelschreiber, eine größere Mengen an Proben in Form von Cremes, Shampoos und Duschgels, Zahncreme, Parfüm sowie kleine Tütchen Haribo und Mambo eingesteckt, die ich jetzt weiterreiche.

Ich gehe an einem Verkaufsstand vorbei, der nur aus einem einfachen Holztisch besteht und auf dem drei Bananenstauden ausgebreitet sind. Wieder wird mir bewusst, dass auch dies ein Zeichen von Armut ist und von Improvision.

An einem Souvenirladen bleibe ich stehen und besehe mir das Angebot: Panamahüte, Trommeln, Sonnenbrillen, Rasseln, Ketten, Autokennzeichen, Poster und Bilder von Ernesto „Che“ Guevara und Fidel Castro, Fahnen, Puppen.

Ich gehe weiter, ohne etwas gekauft zu haben.

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Es ist inzwischen früher Abend geworden.

Ich schlendere durch die engen Gassen und setze mich in die Bar „El Floridita“, wo einst schon Ernest Hemingway gerne einkehrte.

Ich wähle vorerst das hauseigene Restaurant, um meinen Magen zu füllen, bevor ich mich für einen Drink in die Bar begebe.

Obwohl Cuba Libre mein Favorit bei den Cocktails ist, bestelle ich mir einen Daiquiri und später noch einen Mojito, der ja schließlich als das Nationalgetränk Kubas gilt.

In die Raucherlounge werfe ich nur kurz einen Blick. Zigarren sind nicht so mein Geschmack.

Verkettet

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