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Kaiserin oder doch nicht?
ОглавлениеWar Maria Theresia nun Kaiserin oder nicht? Die Frage ist leicht zu beantworten: ja und nein. Maria Theresia erbte beim Tod ihres Vaters Kaiser Karl VI. die Habsburgischen Erblande und damit den Titel der Königin von Böhmen und Königin von Ungarn. Der Titel für die österreichischen Länder war seit Anerkennung des Privilegium maius – der dreisten Fälschung Herzog Rudolfs IV. inklusive des dafür erfundenen Titels Erzherzog – durch Kaiser Friedrich III. eben Erzherzog. (Das Kaisertum Österreich wurde ja erst 1804 von Kaiser Franz II. quasi als Antwort auf die Selbstkrönung Napoleons zum Kaiser der Franzosen ausgerufen, nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches durch Franz zwei Jahre später blieb ihm der Titel des ersten österreichischen Kaisers, als solcher Franz I.)
Maria Theresia war demnach ab 1740 Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen. Den Kaisertitel konnte sie nicht erben, da das Heilige Römische Reich erstens ein Wahlkaisertum war, bei dem der Kaiser von den seit der Goldenen Bulle auserkorenen sieben Kurfürsten gewählt und anschließend gekrönt wurde, zweitens stellte das Heilige Römische Reich ein katholisches Kaiserreich dar, in dem – analog zur katholischen Kirche – Frauen ausgeschlossen waren. Als nach Karls Tod der bayerische Kurfürst Karl I. und nicht Maria Theresias Gemahl Franz Stephan von Lothringen von den Kurfürsten zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde – wohl auch um die Macht der Habsburgerdynastie einzuschränken – schien die Kaiserwürde für die Habsburger verloren. Doch Karl VII. starb bereits 1745 und Maria Theresia hatte in der Zwischenzeit ihre Macht so weit gefestigt, dass ihr Mann nun wieder in Frage kam. Entscheidend war jedoch der Zweite Schlesische Krieg, den Maria Theresia erneut gegen Friedrich verlor – diesmal jedoch immerhin mit der Zusage des Preußenkönigs, bei Österreichs Verzicht auf Schlesien Franz Stephans Wahl zum Kaiser zu unterstützen. Somit lag nach einer kurzen Unterbrechung die Kaiserwürde wieder in den Händen der Habsburg-Lothringer, wie die Dynastie seit dem Tod Karls VI. und damit dem Aussterben der Habsburger im Mannesstamm offiziell hieß. Als seine Gemahlin führte Maria Theresia nun auch automatisch den Kaisertitel – ohne selbst Kaiserin zu sein. Von Zeitgenossen wurde sie von 1740 bis 1745 als Königin tituliert, ab 1745 Kaiserin-Königin, erst in späteren Jahren setzte sich schließlich der Titel Kaiserin der Einfachheit halber durch – obwohl dies nicht „ihrer“ war. Da jedenfalls alle Gemahlinnen der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und später auch des österreichischen Kaisertums den Titel ihrer Männer führten und als Kaiserinnen benannt wurden, ist die Bezeichnung Kaiserin für Maria Theresia korrekt – wenn auch immer wieder damit irrtümlich angenommen wird, sie wäre die gewählte und gekrönte Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches gewesen.
Die Kronen von Ungarn und Böhmen und der Erzherzogshut: das Große Wappen Maria Theresias, nach 1765.