Читать книгу Maria Theresia - Katrin Unterreiner - Страница 5
ОглавлениеDas Zentrum des Reiches: Schloss Schönbrunn. Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, um 1759.
Einleitung
War Maria Theresia wirklich eine liebevolle und sich aufopfernde Mutter, die neben den Regierungsgeschäften ihre 16 Kinder selbst erzog, oder eine kühl berechnende Monarchin, die ihre Kinder aus politischen Gründen verschacherte? Hatte sie Lieblingskinder, die sie bevorzugte? Stimmt es, dass sie vor lauter Eifersucht auf ihren ständig fremdgehenden Mann die Keuschheitskommission einführte, oder war es doch eine glückliche Ehe? Verdanken wir die großen berühmten Reformen wie die allgemeine Schulpflicht, die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Abschaffung der Folter wirklich der großen Monarchin? War sie tatsächlich so korpulent, dass sie sich Aufzugsmaschinen bauen ließ, da sie keine Treppen mehr steigen konnte, und wie war nun wirklich ihr Verhältnis zu ihrem großen politischen Gegenspieler König Friedrich II. von Preußen?
Diese Fragen wurden mir nicht nur während meiner Tätigkeit als Fremdenführerin in Wien, sondern auch später als wissenschaftliche Leiterin der Schloss Schönbrunn Kultur- und BetriebsgesmbH immer wieder gestellt. Um die gängigsten Klischees und Legenden rund um die Habsburger der historischen Realität gegenüberzustellen, hatte ich vor ein paar Jahren die Idee zum Buch Die Habsburger – Mythos und Wahrheit, dessen großer Erfolg mich inspirierte, anlässlich des 200. Geburtstages Kaiserin Maria Theresias einen neuen Band zu schreiben. In diesem Buch drehen sich die Fragen ausschließlich rund um die populäre Habsburgerin und ihre große Familie, die schon zu ihren Lebzeiten für viel Aufregung, Verwirrung und zahlreiche Anekdoten sorgten. Um dem historischen Kern der vielen Legenden auf die Spur zu kommen bzw. um sie als populäre Erfindungen zu entlarven, sind die historischen Quellen nötig: Briefe, Tagebücher, Denkschriften und Memoiren vertrauter Zeitgenossen. Zu den spannendsten Quellen zählen neben dem regen Schriftverkehr Maria Theresias mit ihren Kindern und Vertrauten bis heute die Tagebücher ihres Obersthofmeisters Fürst Khevenhüller sowie Berichte der nach Wien gesandten Botschafter. Am ergiebigsten sind jene des Grafen Podewils, der detaillierte Berichte an Friedrich verfasste und dabei auch auf alle schon damals verbreiteten Gerüchte einging – auch wenn seine Einschätzung nicht immer den Tatsachen entsprach, da es dem Wiener Hof in vielen Fragen geschickt gelang, den preußischen „Spion“ zu täuschen und in die Irre zu führen. Aber auch die zahlreichen noch erhaltenen Briefe von und an die Kaiserin – vor allem an enge Vertraute wie Rosalia „Salerl“ Edling, Sophie Enzenberg und Maria Antonia von Sachsen – erlauben einen unmittelbaren Einblick in ihre Gedankenwelt, ihre Sorgen und Alltagsprobleme. Ein besonderes Vergnügen stellen die Briefe ihres Mannes Franz Stephan dar, die in lautmalerischem Französisch geschrieben sind und damit für äußerst unterhaltsame Stunden im Staatsarchiv sorgten. An dieser Stelle möchte ich mich ein weiteres Mal ganz herzlich beim Team des Haus-, Hof- und Staatsarchivs bedanken, das mir stets hilfreich zur Seite stand – allen voran bei Direktor Thomas Just, der mir wieder wertvolle Tipps und Hinweise für meine Recherchen gab und entscheidend dazu beigetragen hat, dass ich auch neue, bislang unbeachtete Quellen sichten konnte.