Читать книгу Pin ins Herz - Katrin Wiedmaier - Страница 9
ОглавлениеKapitel 6
Es klingelte an der Tür, ich weiß nicht, wen ich erwartet hatte, aber ihn nicht! Mir fällt die Kinnlade runter und ich bringe keinen Ton raus. Ich steh da an der Tür wie ein Idiot und starre ihn an. Meinen Exfreund! Ich atme tief durch und hör mich dann seltsam heißer fragen.
«Ist was passiert?», herrje warum bin ich nie dann schlagfertig, wenn es angebracht wäre. Er schaut mich irgendwie komisch an. Beim Klang seiner Stimme bekomme ich ein verräterisches Kribbeln im Bauch. «Hey Hübsche, wow, siehst du toll aus. Darf ich reinkommen?» NEIN schreit alles in mir, darfst du nicht! Was sag ich? «Ja klar, komm rein», schieb die Tür ganz auf und trete zur Seite. Was soll das? Was will der hier? Sofort schlägt mein Herz einen verräterisch schnelleren Takt, ich bin total nervös, und ich hasse mich dafür! Dafür, dass sich irgendwo in meinem Inneren so etwas wie Freude breitmacht. Nach allem, was er mir angetan hat, freue ich mich jetzt, dass er so einfach vor meiner Tür steht. Ich bin total bescheuert, echt! Das darf ich keinem erzählen, und dass ich ihn auch noch reingelassen habe, sowieso nicht. Lizzie würde einen Aufstand machen, meine Mutter würde mich für bekloppt erklären. Na ja, irgendwie komme ich mir grad auch so vor. Er geht zielstrebig zur Couch und lässt sich gefällig darauf nieder. Ich weiß wirklich nicht, was ich jetzt tun soll. Warum ist er da? Warum taucht er nach einem halben Jahr einfach so bei mir auf? Und vor allem jetzt, wo ich im Begriff bin, das Land zu verlassen. Ich versteh die Welt gerade nicht mehr. Extrem langsam laufe ich zum Sessel und setze mich umständlich hin. Ok, Emmi an Hirn, sag was, tu was, irgendwas. «Ok, also was kann ich für dich tun? Du musst schon entschuldigen, dass mich dein spontaner Besuch jetzt etwas verwirrt.» Ich muss ihn nach seiner neuen Freundin fragen. Alles in mir schreit, ich soll es lassen, aber ich kann nicht. «Wie geht’s deiner neuen Emmi? Alles klar bei euch?» Na ja, der Sarkasmus, der in diesen Worten mitschwingt, konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Sein Blick ist irgendwie gequält. «Na ja, ach das, das war ehrlich gesagt vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Sie ist einfach nicht du.» Sein entwaffnendes Lächeln jagt mir einen Stromschlag durch den Magen. Emmi, reiß dich zusammen, das kann doch jetzt echt nicht wahr sein. Denk daran, wie weh er dir getan hat. Lass ihn zum Punkt kommen und dann schmeiß ihn raus. Je früher, desto besser. Ich weiß sowieso nicht, wie ich darauf reagieren soll. Tut mir leid? Sorry, nicht schön, das zu hören? Alles lächerlich. Denn insgeheim freut mich diese Nachricht ungemein. Bevor mein Kopfkino beginnt, mich wieder fertigzumachen, bekomme ich endlich eine Antwort auf meine Frage. «Ja, also ich war grad eh in der Gegend, da habe ich gedacht, ich besuch dich einfach mal. Ich habe letzte Woche gehört, dass du deinen Job nicht mehr hast. Das tut mir echt leid.» Er stellt doch tatsächlich eine gequälte Miene zur Schau. Und ich merke, dass das noch nicht alles war. Also sag ich nichts und schau ihn einfach nur erwartungsvoll an, langsam mit dem Kopf nickend. Er räuspert sich verlegen. «Und ich habe Eve getroffen, sie hat mir erzählt, was du vorhast. Das ist nicht dein Ernst, oder?» Scheinbar erwartet er nun eine Reaktion von mir, aber ich reagiere gar nicht. Weitläufig fuchtelt er mit den Armen durch den Raum.
«Du willst das alles hier aufgeben und in ein Land gehen, dessen Sprache du gar nicht sprichst und wo du niemanden kennst? Und jetzt erzähl mir nicht, du hast im letzten halben Jahr doch noch Spanisch gelernt.»
Mir entgeht der spöttische Unterton nicht, der in seiner Stimme mitschwingt.
«Und als würdest du ohne deine Lizzie zurechtkommen. Das wäre ja ganz was Neues. Normalerweise haltet ihr es doch keine zwei Stunden aus, ohne voneinander zu hören.»
Langsam hat er mich, meine Reaktion ist daher auch leicht angesäuert.
«Und wenn schon, ich wüsste nicht, was dich das angeht. Ganz ehrlich, deshalb bist du jetzt gekommen? Jetzt auf einmal interessiert es dich, wie es mir geht und was ich mache?»
Meine Stimme ist mittlerweile nur mehr ein erregtes Zittern.
«Du besitzt ernsthaft die Frechheit, hierher zu kommen, um mich über meine Zukunftspläne auszufragen? Sei mir nicht böse, aber das geht dich einfach nichts mehr an.»
Ich stehe abrupt auf, vielmehr springe ich aus meinem Sessel und kann meine Emotionen nur schwer zügeln. «Jetzt tu mir bitte den Gefallen und geh. Du bist so ziemlich der letzte Mensch, mit dem ich über meine Zukunftspläne sprechen möchte.»
Er steht auf und bleibt dicht vor mir stehen. Für meinen Geschmack etwas zu dicht. Ich hefte meinen Blick auf den Boden und hoffe, er geht einfach an mir vorbei zur Haustür. Stattdessen legt er seinen Zeigefinger unter mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen.
«Überleg dir das doch bitte noch mal. Weißt du, mir ist mittlerweile klar, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe. Du glaubst gar nicht, wie leid mir das tut, dass ich dich so verletzt habe.»
Er fixiert mich mit seinem Blick.
«Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Du fehlst mir sehr.»
Er streicht mir sanft über die Wange und sieht mich erwartungsvoll an. Was er da sagt, wirft mich echt aus der Bahn. Ein Teil von mir wehrt sich dagegen und nimmt das nicht ernst. Ein anderer Teil findet das leider schön und das beschleunigt meinen Herzschlag. Ich schließe die Augen und spüre seine Finger auf meiner Wange, es fühlt sich so vertraut an. So gut. Und er riecht so gut, wie habe ich diesen Duft vermisst. Noch bevor ich die Augen wieder öffnen kann, spüre ich seine Lippen auf meinen. Zuerst nur wie ein Windhauch, doch als ich mich nicht bewege, werden seine Küsse fordernder und ich gebe mich diesem Gefühl hin. Ich stehe mit geschlossenen Augen da und lasse mich von dem Mann küssen, der einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet hat, dass es mir die letzten Monate so beschissen ging. Doch so sehr ich auch versuche, mich aus dieser Lethargie zu reißen, endlich die Augen zu öffnen und diesen Kuss zu stoppen, ich kann nicht. Ich bin wie gelähmt. Was ist nur mit mir los?
Sein Mund ist ganz dicht an meinem Ohr, zu dicht für meinen Geschmack.
«Was hältst du davon, wenn wir es einfach noch mal versuchen? Wir hatten doch schon eine geile Zeit zusammen und viel Spaß.»
Langsam bedeckt er meinen Hals mit zärtlichen Küssen.
«Ich weiß nicht», kommt meine Antwort, irgendwie hört sich meine Stimme von ganz weit weg an.
«Du kannst nicht einfach nach einem halben Jahr vor meiner Tür stehen und sagen, es war alles ein riesen Missverständnis und dann ist alles wieder gut.»
Ich bin kurz davor, loszuheulen. Mit glasigen Augen schaue ich ihn an und dann sprudelt es nur so aus mir raus.
«Wer sagt mir, dass du nicht wieder eine andere Emmi findest und mich dann sitzenlässt? Schließlich kam das für mich damals wirklich aus dem Nichts. Ich hatte keinerlei Anhaltspunkt dafür, warum du mich betrogen hast. Ich war der Meinung, zwischen uns ist alles gut, wir haben eine tolle Beziehung.»
Scheiße, ich kann meine salzigen Tränen auf den Lippen schmecken.
«Du hast mich gedemütigt, du hast mich unheimlich verletzt. Ich war es dir nicht einmal wert, dass du es mir selbst sagst. Hast du eine leise Ahnung, wie weh das tat?»
Ich möchte die Tränen stoppen, aber ich bin machtlos. «Wie soll ich dir je wieder vertrauen können? Wie soll ich mit diesen ganzen Gefühlen umgehen? Ich kann das nicht einfach vergessen.»
Mein Ausbruch scheint ihn wirklich getroffen zu haben, denn er schaut mich ungläubig und beschämt an. Aber jetzt bin ich in Fahrt.
«Und jetzt kommst du einfach hierher und küsst mich in der Hoffnung, wir könnten einfach wieder zusammen sein?“
All die Wut, die ich die letzten Monate auf ihn empfunden hatte, löst sich gerade in Rauch auf. Es ist unglaublich befreiend, dass ich mir das endlich von der Seele geredet habe. Und zwar dem Menschen, der dafür verantwortlich ist. Ich fühle mich frei, ich fühle mich gut, und dann löse ich die Distanz zwischen uns auf und küsse ihn. Ich küsse ihn, nehme seinen Kopf zwischen meine Hände, zerwühle seine Haare, zieh sein Shirt über den Kopf, öffne den Gürtel seiner Hose und ziehe ihn hinter mir her die Stufen hoch in mein Schlafzimmer.
Ich weiß nicht, wie viel Uhr es ist, ich kann mich nicht mal erinnern, dass ich eingeschlafen bin. Jedenfalls wache ich auf und möchte arglos nach unten gehen, um meinen Durst zu stillen, da sehe ich meinen Exfreund neben mir liegen, nackt. Sofort wird mir heiß, übel, oh mein Gott, was soll das denn? Habe ich was verpasst? Dann fällt es mir wieder ein. Oh nein, was habe ich getan? Ist das wirklich passiert? Die Erinnerungen schießen wie Blitze in mein Bewusstsein. Es hat sich gut angefühlt, ich habe mich schon lang nicht mehr so wohl gefühlt. Ich lass mich zurücksinken auf mein Kissen und zieh mir die Decke über den Kopf. Nachdem ich den ersten Schreck überwunden habe, breitet sich ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht aus. Er hat gesagt, es tut ihm leid. Er war total lieb zu mir, zärtlich und einfühlsam. Es war nicht wie früher, es war besser. Was soll ich jetzt bloß tun? Soll ich wirklich all meine Pläne über den Haufen werfen und mich noch einmal darauf einlassen? Ist es wirklich das, was ich will? Herrje, am liebsten würde ich jetzt Lizzie anrufen, aber ich habe echt Angst davor. Sie wird mich in der Luft zerfetzen. Ach Mensch, was tu ich nur? Ich liege ganz still da und lausche seinem Atem. Es fühlt sich großartig an, wie er da so neben mir liegt und friedlich schläft. Kann ich ihm wirklich verzeihen? Das hieße ja auch, dass ich das alles vergessen sollte, abschließen mit dem, was war, nicht nachtragend sein. Nicht an ihm zweifeln und ihm volles Vertrauen entgegenbringen. Doch geht das? Krieg ich das wirklich hin? Ich fühle mich gut, und das ist es doch, was zählt, oder? Leise stehe ich auf, schnappe mir sein Shirt und zieh es über. Hm, wie das riecht, herrlich. Mein Herz hüpft vor Freude. Kaffee, jetzt erst mal einen Kaffee, und dann überleg ich mir, wie ich weiter vorgehe.
Noch während ich den Kaffee zubereite, schlingt Luke von hinten seine Arme um mich und küsst mich auf die Wange. Sofort fängt mein Bauch wieder an zu kribbeln.
«Guten Morgen meine Hübsche, hast du auch so gut geschlafen wie ich? Ich könnte Bäume ausreißen.»
Zielstrebig steuert er den Kühlschrank an.
«Hast du was zu essen da? Du weißt doch hoffentlich noch, von gutem Sex bekomme ich immer einen riesen Hunger.»
Ich kann nicht anders, ich grinse ihn selig an. Nachdem wir gefrühstückt haben, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann mir ein Frühstück das letzte Mal so gut geschmeckt hat, verabschiedet er sich mit dem Versprechen, sich am Abend zu melden. Ich versuche, meiner Stimme einen beiläufigen Ton zu verleihen, zu einfach möchte ich es ihm nicht machen. «Was treibst du denn heute so?»
«Ach, ich werde später mal trainieren gehen, aber zuerst gehe ich meinen Kühlschrank auffüllen. Bis später, Honey.»
Wenig später sitz ich auf dem Balkon in einen Teppich eingewickelt, die heiß duftende Tasse zwischen meinen Händen und das Handy auf dem Tisch. Anklagend starrt es mich an. Los, schreib ihr, erzähl es ihr. Es wird dir danach bessergehen. Du kannst es doch eh nicht lange für dich behalten. Es dauert nicht lange und ich höre Lizzies Stimme in bekannter Quasselmanier. «Hey du Nudel, bist du aus dem Bett gefallen? Das ist doch sonst nicht deine Zeit, und schon gar nicht zum Quatschen. Also ist was passiert. Ist was passiert? Es ist was passiert, oder?» Wenn mir nicht so elend zumute wäre, müsste ich jetzt echt lachen. Sie quatscht mich wieder an die Wand. «Hey, ja, also», ich stottere dümmlich rum, «ja, ich habe was gemacht und ich befürchte, du wirst das nicht gut finden. Ehrlich gesagt traue ich mich gar nicht, dir davon zu erzählen.» Ich warte ihre Reaktion ab, aber sie ist ausnahmsweise einmal still. Das macht mich noch nervöser, als ich es ohnehin schon bin. «Versprich mir, dass du nicht zu arg schimpfst mit mir, ok? Dann erzähl ich es dir.» Ich fühl mich wie ein kleines Kind, das etwas angestellt hat und es jetzt seinen Eltern beichten muss. Ich vernehme an ihrem Tonfall, dass Lizzie bis aufs Äußerste angespannt ist. Denn so gut kennt sie mich, dass ich mit meiner Befürchtung bestimmt recht habe und sie nicht wirklich begeistert sein wird. «Okeeeee, ich bin ganz Ohr.» Ich nuschle in den Hörer, in der Hoffnung sie versteht mich nicht. «Luke war gestern bei mir.» Stille. «WAS? Ich habe dich gerade nicht richtig verstanden.» «Och Mensch Liz, jetzt quäl mich nicht unnötig, ich weiß sehr wohl, dass du jedes Wort verstanden hast.» Langsam bereue ich meine Entscheidung, sie angerufen zu haben. «Wiederhol das bitte, ich habe dich nicht verstanden.» Sie bleibt eisern. Der eisige Tonfall macht mir klar, dass sie gerade kurz vor dem Ausflippen ist. «Luke war gestern bei mir und wir haben miteinander geschlafen und er hat bei mir übernachtet und er meldet sich heut Abend wieder und es hat sich so gut angefühlt und ich fühle mich auch jetzt gut und ich denke, ich werde ihm noch eine Chance geben.» Puh, jetzt muss ich erst einmal Luft holen. Habe ich das wirklich alles gerade erzählt? Shit. Von Lizzie hör ich gar nichts, also plappre ich einfach bemüht unbeschwert weiter.
«Jeder hat eine zweite Chance verdient, findest du nicht? Ich meine, er hat gesagt, es tut ihm sehr leid und er wünschte, er könnte es ungeschehen machen.» Lizzie, nun sag doch endlich was, schrei mich von mir aus an, aber sag irgendwas. Dass sie mich so hängen lässt, damit habe ich nicht gerechnet. Endlich höre ich ihre Stimme, der gefährlich ruhige und völlig emotionslose Tonfall alarmiert mich jedoch. «Verstehe ich das richtig, du hast den Typen, der dir das Herz gebrochen hat und wegen dem du seit einem halben Jahr leidest, in deine Wohnung gelassen, richtig?» Äh, erwartet sie jetzt wirklich, dass ich diese Aussage bestätige? Oh nein, dieses Verhalten kenne ich nur zu gut, sie ist sauer, stinksauer sogar. «Ja, richtig», gebe ich kleinlaut zu. «Und damit nicht genug, hast du mit diesem Typen, der dein Herz rausgerissen und auf deinen Gefühlen rumgetrampelt ist, geschlafen, richtig?», ihre Stimme wird immer lauter. Och man Lizzie, das ist jetzt echt nicht fair. «Ja, auch das ist soweit richtig.» «Und dann hat der Typ, wegen dem du deine Lebenslust, dein Unternehmungsgeist, dein fröhliches Wesen verloren hast und wegen dem du dein Umfeld seit Monaten durch deine schlechte Laune quälst, bei dir übernachtet, in deinem Bett, neben dir, richtig?» Also langsam bekomme ich echt Angst. «Hmmm, jaaaa.» «Emmi Linder», ich muss den Hörer weit vom Ohr halten, in sicherer Entfernung und zur Vorbeugung eines Hörsturzes. «Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Sag mir, dass das nicht wahr ist. Du nimmst mich auf den Arm, ja? Das ist ein blöder Scherz zum Wochenende. Emmi, sag mir, dass das nicht stimmt.» Oh man, meine beste Freundin schafft es, dass ich mir wie ein kleines dummes Kind vorkomme, das sich schämt. «Liz, hör mal, ich weiß, dass das für dich jetzt total absurd klingt, aber was soll ich denn machen? Ich habe das doch auch nicht geplant. Aber es ist einfach so passiert. Ich kann meine Gefühle nicht einfach abschalten.» «Du kannst was? Nein stimmt, das haben wir das letzte halbe Jahr alle deutlich zu spüren bekommen. Was erwartest du jetzt von mir?» Wenigstens schreit sie nicht mehr ganz so laut. «Was glaubst du, wird wohl deine Mutter dazu sagen? Was glaubst du, werden deine Freunde dazu sagen?» Sie kann so gemein sein, die Art wie sie das sagt, da fühl ich mich grad wieder schlecht. «Und das ist wirklich dein voller Ernst, dass du es nochmal mit ihm versuchen willst? Ganz im Ernst?» Ihre Stimme nimmt wieder diesen eher bedrohlich ruhigen Ton an. «Und was ist mit Spanien? Was ist aus deinen Zukunftsplänen geworden? Schmeißt du die jetzt alle über den Haufen, nur weil Monsieur Riesen-Arschloch wieder angekrochen kommt?» Mir wird schlecht, denn irgendwie erkenne ich, dass sie recht hat mit dem, was sie sagt. «Emmi, wie lange kennen wir uns schon? Wie lange sind wir dicke Freunde? Weißt du, ich komm da einfach nicht klar drauf, was du da von dir gibst. Kannst du mir nicht einfach sagen, es ist passiert und jetzt fühlst du dich kurzfristig schlecht und es war ein einmaliger Ausrutscher? Warst du wenigstens betrunken?» Ich überhöre den hoffnungsvollen Ton in der Stimme nicht. «Nein, war ich nicht. Und deshalb kann ich das auch nicht sagen. Liz, es war toll, besser als früher. Er hat sich entschuldigt und ich habe einfach gemerkt, dass ich ihm noch eine Chance geben möchte. Weil ich mich gut fühle bei dem Gedanken. Kannst du das denn nicht verstehen?» Ohne, dass ich es will, fange ich an zu weinen. «Nein Emmi, nein, ehrlich gesagt kann ich das kein bisschen verstehen. Und ich will es auch gar nicht. Weißt du aber, was ich gerade verstehe? Ich verstehe, dass du und ich», ich muss sie stoppen. «Liz, hör bitte auf, das ist jetzt nicht dein Ernst, ich bitte dich, tu mir das nicht an.» Ich werde wirklich panisch, weil ich weiß, was jetzt gleich kommt, und das kann einfach nicht sein. «Du und ich, wir sind ein tolles Team, ich stehe immer hinter dir, ich tu alles für dich. Aber wenn das wirklich dein Ernst ist, dass du zu diesem, diesem, dass du zu ihm zurückgehst, dann wirst du das ohne mich tun müssen. Es tut mir wirklich leid, aber das werde ich dieses Mal nicht unterstützen. Ich schau nicht wieder zu, wie du in dein Unglück rennst.» Ich höre sie schluchzen und mir wird übel. «Und wenn er dich wieder sitzen lässt, dann bin ich nicht mehr da, um dich bzw. was von dir übrig ist, vom Boden aufzukratzen. Nicht nochmal, Emmi. Tut mir leid. Ich wünsch dir alles Gute bei was auch immer, mach’s gut.»