Читать книгу Feuerblüte II - Катя Брандис - Страница 8
Jorak
ОглавлениеAlena und die anderen setzten sich vor die Höhle und hielten Kriegsrat.
„Was machen wir jetzt mit ihm?“ Alena fühlte sich ratlos. „Eigentlich müssten wir ihn nach Daresh zurückschaffen. Über die Grenze. Aber es wäre natürlich schade, wenn wir jetzt wieder zurückmüssten. Wir sind schon so weit gekommen.“
„Vielleicht könnten wir ihn zum Turm bringen – das ist näher“, schlug Kilian vor. „Ich weiß nicht, wie viele Leute da sind, aber die haben dort bestimmt bessere Möglichkeiten, Verletzte zu versorgen.“
„Wenn mein Vater mich hier sieht, ist unsere Reise vorbei.“ Alena verdrehte die Augen.
„Wieso frrragt ihr Jorak nicht einfach selbst, was er will? Morgen ist er bestimmt wieder ansprechbar, bestimmt“, knurrte Cchraskar; seine pelzigen Ohren zuckten amüsiert.
Es war erstaunlich, wie viel besser es Jorak am nächsten Tag ging. Er saß gegen den Felsen gelehnt, das verbundene Bein ausgestreckt, und sah vorsichtig und misstrauisch aus.
Jetzt, im Tageslicht, hatte Alena Gelegenheit, ihn sich gründlich anzusehen. Sie schätzte ihn auf neunzehn oder zwanzig Winter. Auf den ersten Blick konnte man ihn für ein Mitglied der Feuer-Gilde halten. Er hatte dunkelbraune Haare, die schon länger nicht mehr geschnitten worden waren, ein schmales Gesicht und wache, intelligente grünbraune Augen. Seine einfache ungefärbte Tunika wurde von einem schmucklosen Ledergürtel zusammengehalten, an dem sein Iridiumstahl-Dolch befestigt war.
An der Art, wie Jelica ihn ansah, ihm etwas zu Essen oder eine schmerzstillende Ranke zum Kauen anbot, merkte Alena schnell, dass er ihr gefiel. Auch Kilian hatte keine Scheu vor ihm. „He, Jorak, wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, die Steinzecken auf die Pflanze losgehen zu lassen?“, fragte er. „Das war richtig gut.“
„Wenn sonst keine Werkzeuge da sind, nimmt man, was man kriegen kann“, sagte Jorak verlegen und nahm das Stück Trockenfleisch, das Jelica ihm hinhielt. „Aber Verbündete mit weniger Appetit wären besser gewesen. Ein Glück, dass ihr mich gefunden habt.“
„Hast du dich vor uns versteckt, weil du weiter unerkannt bleiben wolltest? Das war ziemlich dumm in einer so gefährlichen Gegend“, entfuhr es Alena. Rostfraß, das hatte sie gar nicht sagen wollen! Sie hatte etwas Nettes sagen, sich für seine Hilfe bedanken wollen. Fing es jetzt schon wieder an? Wieso war sie nicht fähig, ganz normal mit ihm zu reden?
„Ja, das war es wohl“, meinte Jorak und sah sie nicht an.
Er muss mich für zänkisch wie eine Skorpionkatze halten, dachte Alena beschämt. Wahrscheinlich hat er gerade entschieden mich nicht zu mögen. Und recht geschieht’s mir. „Wieso hast du dich eigentlich vermummt?“, fragte sie etwas freundlicher. „Das verstehe ich nicht.“
Jorak zögerte kurz. Dann verzog er das Gesicht. „Versuch mal als Gildenloser durch Daresh zu reisen. Viele Leute schauen einen an wie einen toten Wühler, der drei Tage lang in der Sonne gelegen hat. Ich wollte nicht, dass es mir mit euch genauso geht.“
„Ach so.“ Alena fiel auf, wie schnell er redete. So, als könnte seine Zunge kaum mit seinen Gedanken mithalten. Auch seine Bewegungen waren rasch, ungeduldig. Das ist es, was mir damals in der Schänke aufgefallen ist, dachte sie. Ich hätte ihn damals schon erkennen können. An der Sprache seines Körpers.
Aber Ekaterin war so weit weg. Sie hatte ja nicht wissen können, dass sie Jorak ausgerechnet hier, an der Grenze, wiedersehen würde.
***
Alena wollte ihn nicht hier haben. Das war klar. Es schmerzte ihn stärker als der Biss der Steinzecke. Einen Moment lang wünschte sich Jorak zurück nach Ekaterin, in die Gewissheit seines Lebens dort. In der Stadt der Farben musste er zwar jeden Tag neu um sein Überleben kämpfen, genau wie hier, aber dort wurde wenigstens sein Herz nicht in Stücke gerissen. Nach und nach hätte er Alena bestimmt vergessen, er hätte andere Frauen kennengelernt, die ihn genauso faszinierten …
Jetzt fang nicht auch noch an, dich selbst zu belügen, dachte er bitter. Erstens ging’s deinem Herzen in Ekaterin auch nicht besser. Und zweitens bist du doch längst wieder hin und weg von ihr. Von der Art, wie sie sich bewegt. Ihrer Ausstrahlung. Ihrem Stolz und ihrer Kraft.
Jorak schloss die Augen. Er war froh, dass die Ranke schon wirkte und die Schmerzen nachgelassen hatten. Was für ein Glück, dass Alena und die anderen zur Feuer-Gilde gehörten, die kannten sich mit Verletzungen aus. Aber wenn er nicht rechtzeitig die Idee gehabt hätte, dieser Steinzecke den Inhalt seines Wasserbeutels ins Gesicht zu spritzen, um sie zum Loslassen zu zwingen, dann hätte es für sie nicht mehr viel zu tun gegeben.
Er merkte, dass der Iltismensch sich neben ihn gehockt hatte, und öffnete die Augen wieder.
„Tut’s sschlimm weh?“, fragte Cchraskar. Es war ein bisschen unheimlich, sein spitzes, so eigenartig menschliches Iltisgesicht neben sich zu sehen. Dass seine Aussprache nicht perfekt war, wunderte Jorak beim Anblick dieser Eckzähne nicht mehr.
„Geht so“, sagte Jorak, dankbar für seine Freundlichkeit. Sah aus, als ob Cchraskar ihn mochte. Aber Jorak war auch erstaunt und erfreut, wie wenig Berührungsängste Alenas Freunde mit einem Gildenlosen wie ihm hatten. Sie wirkten eher neugierig als abgestoßen.
„Wie bist du eigentlich gildenlos geworden? Hast du jemanden heimtückisch umgebracht oder so was?“, fragte das dunkelhaarige Mädchen – Jelica ? fasziniert. Sie hatte Grübchen in den Wangen, fröhliche Augen und die Angewohnheit, sich eine Haarsträhne um den Finger zu wickeln, wenn sie sich konzentrierte.
„Beim Nordwind, nein“, sagte Jorak erschrocken. Kein Wunder, dass die Leute ihm aus dem Weg gingen, wenn sie so etwas dachten! „Ich war schon immer gildenlos. Das war einfach Pech, schätze ich. Mein Vater gehört zur Feuer-Gilde, meine Mutter zur Luft-Gilde. Sie haben sich auf einem Handelsposten in Tassos kennen gelernt – tja, neun Monate später war ich da. Nur wollte mein Vater leider nicht mehr wahrhaben, dass er bei einer Frau aus einer anderen Gilde schwach geworden war. Er hat gar nicht daran gedacht, sich für mich einzusetzen. Um es kurz zu machen: Keine der beiden Gilden hat mich anerkannt.“
„Was für ein Mistkerl“, meinte Alena.
Zu seinem eigenen Erstaunen fing Jorak an, seinen Vater zu verteidigen. „Na ja, für ihn muss es schon eine komische Situation gewesen sein … wahrscheinlich dachte er, die Luft-Gilde würde mich schon nehmen und damit wäre die Sache erledigt …“
„Wieso hat er das gedacht? Bist du nicht in Tassos aufgewachsen?“ Kilian, der schlaksige Junge, zog mit der Spitze seines Messers Muster in den Sand, der sich in einer Felskuhle angesammelt hatte. Auch von ihm ging keine Feindseligkeit aus.
„Nein, in Nerada. Im Grasmeer. Da mich kein Meister ausbilden wollte, habe ich alle Künste der Luft-Gilde von meiner Mutter gelernt.“ Jorak staunte darüber, in was für einen kurzen, einfachen Satz sich diese schwierigen Winter packen ließen. Es fühlte sich seltsam an, über all das zu sprechen. Er hatte es bisher nur Kerrik und Lilas erzählt.
„Nerada … da wollte ich schon immer mal hin …“ Jelicas Gesicht hatte einen verträumten Ausdruck. „Kannst du eigentlich den Wind rufen, wie andere Leute der Luft-Gilde?“
„Ja. Die Fähigkeit dazu habe ich von meiner Mutter geerbt, und sie hat mir die Formeln verraten, die man dafür sprechen muss.“
Alena wirkte unruhig. Sie ging an der Felskante hin und her, spähte in die Ferne. „Ich fürchte, wir müssen erst mal besprechen, wie’s weitergeht. Wir sind jetzt zwei Tagesreisen von der Grenze entfernt.“
„Wieso seid ihr überhaupt hier, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Jorak.
„Du darfst“, erklärte Cchraskar großmütig.
„Ich wollte wissen, was jenseits der Grenze liegt“, meine Alena verlegen. „Das ist alles. Klingt wahrscheinlich ziemlich bescheuert.“
„Nein, gar nicht“, sagte er spontan. „Es hat mich gewundert, dass die Regentin nicht ein paar offizielle Expeditionen ausgeschickt hat. Wahrscheinlich hat sie zu viel damit zu tun, die Grenze zu sichern.“ Jorak war nicht erstaunt. Es passte zu Alena. Es passte sogar sehr gut zu ihr. Und natürlich war Cchraskar mit von der Partie. Aber warum waren Kilian und Jelica dabei?
Kilian wirkte, als würde er gleich platzen. Er will etwas erzählen und hält sich zurück, merkte Jorak. Sieht aus, als hätte er einen ganz anderen Grund, hier zu sein …
„Wir können versuchen dich zum Turm zurückzubringen, Jorak“, sagte Jelica und lächelte ihn an. „Oder willst du mitkommen, wenn wir weiterreisen?“
Es war offensichtlich, dass ihr die zweite Möglichkeit lieber gewesen wäre. Wie einfach doch mein Leben wäre, wenn ich mich in sie verliebt hätte und nicht in Alena, dachte Jorak. Er brauchte keinen Atemzug, um sich zu entscheiden. „Ich würde gerne mitkommen.“
Erleichtert blickten Alena, Kilian und Jelica sich an. Aber dann runzelte Alena die Stirn. „Das Problem ist nur – wann wirst du wieder gehen können?“
Ich werde sie aufhalten und ihnen zur Last fallen, dachte Jorak. Der Gedanke war ihm verhasst. „Ich hab’s mir noch mal überlegt“, erwiderte er schroff. „Geht besser ohne mich weiter. Ich komme schon klar. In ein paar Tagen bin ich wieder in Ordnung, dann mache ich mich auf den Rückweg zur Grenze.“
„Vergiss es“, sagte Alena sofort. „Wir lassen dich nicht alleine hier.“
Dafür liebte Jorak sie noch ein bisschen mehr. „Wahrscheinlich kann ich morgen schon wieder gehen“, sagte er etwas besänftigt. „Wenn ich mir ein paar Krücken bastele.“
Alena und die anderen verzogen sich zu einer kurzen, leisen Besprechung auf die andere Seite des Felsens. Als sie wieder zurückkamen, lächelten sie. „Willkommen bei der ersten Expedition ins Land der Sieben Türme“, verkündete Kilian feierlich und musste dann über seine eigenen Worte lachen.
Jorak lachte mit – trotz der Schmerzen. „Vielen Dank!“
„Blödsinn, wir haben zu danken“, sagte Alena ungewohnt freundlich.
Ich glaube, es hat ihr gefallen, dass ich ihren Plan gut finde, dachte Jorak.
Den Nachmittag verbrachten Alena, Kilian und Jelica damit, nach neuen Vorräten Ausschau zu halten. Cchraskar hatte freiwillig angeboten, bei Jorak zu bleiben, und lag nun der Länge nach auf dem sonnenwarmen Stein. Sein braun- und cremefarbener Pelz sah zwar ein wenig struppig aus, glänzte aber auch in der Sonne.
Nicht nur die anderen, auch Jorak hatte zu tun. Er bastelte sich aus ein paar herumliegenden Stöcken, die ihm Cchraskar brachte, Krücken. Dann versuchte er seine Sachen, so gut es ging, mit Sand zu reinigen und holte Nadel und Faden aus einer kleinen Innentasche seiner Tunika. Sorgfältig flickte er die Stellen, an denen Alena seine Kleidung zerschnitten hatte, um ihn zu verarzten. Dabei dachte er darüber nach, wie Alena und ihre Freunde auf ihn reagiert hatten. Eigentlich seltsam, dass der Iltismensch ihm als Einziger keine Fragen gestellt hatte – außer danach, wie es ihm ging!
„Du hast gewusst, dass ich es bin, der euch folgt, stimmt’s?“, sagte Jorak zu ihm. „Wie hast du es gemerkt?“
„Als wir über die Grenze sind, hat der Wind kurrz gedreht“, sagte Cchraskar und grinste. „Icch kannte deine Witterung noch aus Ekaterin, Grenzgänger.“
Grenzgänger – das war, wie Jorak wusste, sein Name bei den Halbmenschen. Sehr passend zurzeit, dachte er. Obwohl es sich eigentlich darauf bezieht, dass ich zwischen zwei Gilden stehe. „Wieso hast du mich nicht verraten?“
Der Iltismensch blickte ihn an, und Jorak fand es unmöglich, in seinen dunklen Augen zu lesen. „Weil ich gessehen habe, wie du Feuerblüte gehalten hast im Palast der Trrauer.“
Also wusste Cchraskar, dass er Alena liebte. Jorak war froh darüber. Sah aus, als würde er in ihm einen wertvollen Verbündeten haben.
***
Es war harte Arbeit, Tuvalak-Wurzeln auszugraben. Sie krallten sich mit aller Kraft in den Boden und schwitzten einen ätzenden Saft aus, wenn man zu grob an ihnen zerrte. Aber gegrillt schmeckten sie köstlich. Und immerhin hatte man beim Tuvalak-Graben viel Zeit, sich zu unterhalten.
„Er sieht nicht schlecht aus, was?“ Jelica lag neben Alena auf dem staubigen Boden und schaufelte vorsichtig die Erde von einem Geknäuel zarter Ausläufer weg. „Ich liiiebe grünbraune Augen.“
„Hm“, sagte Alena. „Kerrik war eigentlich mehr mein Typ. Er hatte blaue.“
„Blaue?! Auch sehr exotisch. Diesen Kerrik würde ich gerne mal kennen lernen – was du von ihm erzählt hast, hörte sich jedenfalls interessant an …“
Alena verzog das Gesicht. Es klang nicht nach einer guten Idee, in nächster Zeit bei Kerrik und Lilas vorbeizuschauen. Sie konzentrierte sich darauf, mit unendlicher Vorsicht an einem dünnen Wurzelende zu ziehen.
„Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht selbst an Jorak interessiert bist oder so was“, keuchte Jelica und half ihr.
„Ganz sicher nicht. Du kannst ihn gerne haben.“
„Mal schauen, was er dazu sagt“, sagte Jelica und lachte. Mit einem schnellen Ruck riss sie ihre Beute aus der Erde und legte sie beiseite. „So, jetzt können wir ihm schon mal ein Abendessen bieten!“
Zwei Tage lang blieben sie noch an ihrem Rastplatz, dann machten sie sich wieder auf den Weg. Immer tiefer in das unbekannte Land hinein.
Gildenlose scheinen ziemlich zäh zu sein, dachte Alena nach der ersten Tagesreise erstaunt. Sie hatten zwar oft Pausen gemacht und waren in gemächlichem Tempo durch die Wüste gereist, aber sie war sich trotzdem nicht sicher, ob sie selbst diese Strecke mit Krücken durchgestanden hätte. Es gefiel ihr, dass er sich kein einziges Mal beklagt hatte. Wenn Jelica an seiner Stelle gewesen wäre, hätten wir wohl einiges zu hören bekommen, dachte Alena und musste grinsen. Nur einmal ließ Jorak sich anmerken, dass ihn die Reise anstrengte. „Beim Nordwind, ist das heiß hier“, stöhnte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Erstaunt hielten Alena und die anderen inne und blickten ihn an. Heiß?, dachte Alena verdutzt. Sie fand es eher angenehm warm. Bis auf Jorak schwitzte keiner von ihnen. Er brauchte auch wesentlich mehr Flüssigkeit als sie; Kilian, Jelica und sie kamen mit zwei Bechern Trinkwasser pro Tag aus und hatten schon als Kinder gelernt sich mit Sand zu reinigen. In solchen Momenten wurde ihr klar: Jorak mochte zwar wie ein Mensch der Feuer-Gilde aussehen, aber sie durften nicht einfach annehmen, dass er genauso war wie sie.
Inzwischen waren sie in einem Gebiet, das mehr nach Steppe aussah als nach Wüste. Überall wuchsen stachelige gelbe Grasbüschel. Es roch nach Sand und Staub und trockenem Gras. Sie sichteten in der Ferne eine Gruppe Antilopenmenschen, aber sie waren scheu und anscheinend nicht an Vollmenschen gewöhnt.
„Sieht langweilig aus hier und Deckung gibt’s auch keine“, sagte Jelica enttäuscht. „Was sagt die Karte? Wie weit ist es noch nach Atakán?“
Jetzt ist’s raus, dachte Alena. Vielleicht ist es besser so. Es war klar, dass wir das auf Dauer nicht geheim halten können.
„Ihr sucht also nebenbei nach dem Schatz von Atakán.“ Jorak blickte Kilian an und runzelte die Stirn. „Kann ich verstehen. Aber wieso gerade hier?“
Kilian grinste breit, holte die Karte aus der Tasche und reichte sie ihm. Zum Glück war sie beim Angriff der Fallenpflanze nicht verloren gegangen. „Wir haben einen Anhaltspunkt. Schau mal in der linken oberen Ecke.“
Lange und aufmerksam studierte Jorak die Karte, befühlte sie, drehte sie herum. Dann blickte er auf. „Sagt mal – gibt es in eurem Dorf jemanden, der euch eins auswischen will?“
„Ja!“, sagten Alena, Kilian und Jelica wie aus einem Mund. Ein schreckliches Kribbeln breitete sich in Alena aus. Eine böse Ahnung. „Wieso, stimmt etwas mit der Karte nicht?“
„Sie kommt mir seltsam vor“, meinte Jorak vorsichtig. „Wieso ist Gilmor eingezeichnet, andere Dörfer der gleichen Größe aber nicht? Viele Orte der Luft-Gilde fehlen einfach. Unter anderem der, in dem ich aufgewachsen bin.“
„Vielleicht kennt der Händler, der sie angefertigt hat, die Orte so gut, dass er sie nicht mehr zu markieren braucht“, erwiderte Kilian schwach.
„Mag sein. Aber in Alaak ist einiges falsch eingezeichnet. Nur Tassos stimmt halbwegs. Und warum sind in Vanamee und im Westen von Alaak Dörfer eingezeichnet, die es nicht gibt?“ Jorak entzifferte: „Rayka. Doral. Olkie. Nie gehört.“
Alena fühlte sich, als hätte jemand sie ohne Warnung mit einem Schwert durchbohrt. Mit offenem Mund saß sie da und dachte nur: O nein. O nein. Sie merkte, dass es Kilian und Jelica ähnlich ging.
Rayka, Olkie und Doral waren die Namen von Zarkos Getreuen.