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Kapitel 4 Ein großartiges Hilfsangebot – 13.05.2015

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Nach der mit unerwarteten Hindernissen im Vorfeld gespickten Doppelhochzeit verging die Zeit vor dem geplanten ersten Interstellarflug des nahezu vollständig wieder instandgesetzten Explorerschiffs KUNTUR wie im Flug.

Doch hatten sich Mora und Alex dazu entschlossen, die Zeit bis zum Abflug zu nutzen, um der bei dem Überfall am Hammerberg traumatisierten Familie des Justizvollzugsbeamten Brandt mit außergewöhnlichen medizinischen Mitteln der larojanischen Schiffsklinik zu helfen.

Unmittelbar vor Christi Himmelfahrt besuchte deshalb die bei dem Überfall auf die JVA Hammerberg arg in Mitleidenschaft gezogene Familie von Lothar Brandt auf Einladung von Mora und Alex die Firmenzentrale der KKH Industries GmbH in Fürstenfeldbruck.

„Ich mache mir immer noch Vorwürfe, dass diese Verbrecherin, die sich bei Ankunft an unserer Hauptwache als meine angebliche Schwester ausgegeben hat, mich an diesem schrecklichen Morgen überwältigen und so bis in unsere Anstaltsklinik vordringen konnte.

Und dort hat sie unseren Arzt und einen Pfleger umgebracht, ohne dass ich in der Lage gewesen wäre, das zu verhindern“, bemerkte Lothar Brandt zerknirscht, als er mit seiner Familie nach der Begrüßung durch Mora und Alex in Susanne Richters Büro Platz genommen hatte.

„Herr Brandt, Sie tragen daran doch überhaupt keine Schuld, schließlich hatte dieses Killerkommando ja Ihre Frau und Tochter als Geiseln in ihrer Gewalt und Sie hat man vor der Ankunft in der JVA derart unter Drogen gesetzt, dass Sie nahezu bewusstlos waren“, entgegnete Alexander Kranz, während Mora die Hand der noch immer verstört wirkenden Paula Brandt hielt.

„Also sind Selbstvorwürfe hier gänzlich fehl am Platz – denn niemand konnte damit rechnen, wie brutal diese Killerin in der Krankenstation vorgehen würde.“

„Viel wichtiger als das ist jetzt, dass Ihre kleine Tochter wieder gesund wird“, mischte sich jetzt Susanne in das Gespräch mit ein. „Ihr und Ihrer ebenfalls noch immer traumatisierten Ehefrau sollte deshalb jetzt das Hauptaugenmerk aller Bemühungen gelten.“

„Aber wie soll ich das denn bewerkstelligen? Einen Psychologen hat man uns ja bereits seitens der JVA zugeteilt, aber bisher stehen meine Familie und ich diesem Seelenklempner eher skeptisch gegenüber.“

„Nun, mein Mann hatte bereits eine alternative Idee, wie wir Ihnen Dreien vielleicht wirksamer helfen könnten, nur bedarf das Ganze Ihrer Zustimmung“, warf Mora an dieser Stelle ein.

„Sie wissen ja bereits aus Ihrem dienstlichen Alltag, dass bei der JVA von uns gelieferte Hochtechnologie zur Absicherung des Gefängnisses im Einsatz ist. Und Ihnen ist dem Grunde nach auch bekannt, dass diese Technik von unseren außerirdischen Verwandten vom Planeten LARO 5 stammt.

Unsere larojanischen Androidenfreunde an Bord der nach hier verlegten KUNTUR können aber noch viel mehr. Und sofern Sie das wollen, würden sie gerne, mit ihren außerordentlichen medizinischen Fähigkeiten zu Ihrer aller Gesundung beitragen.“

In diesem Augenblick betrat die leitende Medizinandroidin Mara 1 zusammen mit Prof. Dr. med. Ludwig Steiner und Dr. med. Herbert Schmidt Susannes Büro.

„Darf ich vorstellen, das sind Professor Steiner und Dr. Schmidt. Professor Steiner und Dr. Schmidt werden unsere Mission ins Laro-System als Bordärzte begleiten – und die junge Dame hier neben mir ist unsere Leitende Medizinandroidin Mara 1 von LARO 5“, sagte Mora, während sie die Mediziner mit Handschlag begrüßte. „Die drei haben seit Montag ein Rehabilitationsprogramm für Ihre Familie und Sie entwickelt – aber hören Sie selbst.“ Damit übergab Mora das Wort an Professor Steiner.

Professor Steiner räusperte sich kurz, ehe er zu sprechen begann. „Herr Brandt, wir haben die Situation, der Sie und Ihre Familie am letzten Sonntagmorgen ausgesetzt waren, sorgfältig analysiert. Und ich und meine Kollegen hier denken, dass wir einen Weg gefunden haben, wie wir Ihnen helfen können, das Erlebte erfolgreich zu verarbeiten. Wie das gehen könnte, wird Ihnen jetzt Mara 1 näher erläutern.“

„Mit der larojanischen Medizintechnik wäre es recht einfach, Ihnen die Erinnerung an das Geschehene mit unseren Hypnoprojektoren gänzlich zu nehmen“, begann Mara 1 daraufhin. „Aber wie mir meine irdischen Kollegen versichert haben, wäre das in ihrem Fall der falsche Weg. Deshalb haben wir uns entschlossen, Ihnen eine etwas langwierigere Behandlung anzubieten, die rund eine Woche Zeit in Anspruch nehmen wird.“

Nach einer kurzen Pause fuhr Mara 1 fort: „Mit der Hilfe unserer Hypno-Medizintechnik ist es uns möglich, Ihnen selektiv die nicht gerechtfertigten Schuldgefühle zu nehmen, ohne die Erinnerung und die notwendige Trauer um Ihre Kollegen anzutasten. Nur ist das ein ziemlich komplizierter Weg und das erfordert eingehende Gehirnscans bei Ihnen und Ihrer Familie, zu der Sie Ihre Zustimmung geben müssten.“

„Sie können Mara 1 vertrauen“, warf Dr. Herbert Schmidt an dieser Stelle ein. „Insbesondere für Ihre Tochter wäre eine derart vorsichtige Behandlung mehr als ratsam, aber zuerst müssen wir auf konventionellem Weg dafür sorgen, dass sie wieder ihre Umgebung wahrnimmt und mit uns spricht.“

„Und um das zu unterstützen, hat sich meine Chefin Mora etwas ganz Besonderes einfallen lassen“, merkte Susanne Richter umgehend an. Damit stand sie auf und holte einen mit einem Tuch bedeckten Korb aus dem Nebenzimmer. Danach setzte sie sich direkt neben Anna Brandt. „Hallo Anna, ich heiße Susanne und das hier ist deine neue Freundin, die gerne ein wenig mit dir spielen möchte. Magst Du?“

Damit öffnete Susanne den Korb und nahm die kleine Katzendame Maxi heraus. Maxi, die sonst nach einem Transport im Katzenkorb gerne ihren Protest durch lautes Fauchen und widerspenstiges Kratzen kundtat, schnurrte sofort los, als Susanne sie vorsichtig in Annas Schoß setzte.

Und die kleine Anna zeigte nach vielen Stunden der Apathie endlich eine Reaktion. Vorsichtig streichelte sie das kleine Fellbündel, das da vernehmlich vor sich hin brummelnd an ihr hochzuklettern versuchte. „Hallo Maxi, ich bin Anna“, sagte sie dann mit leiser Stimme, während ihrer Mutter Paula, ebenso wie Mora und Susanne, die Tränen in die Augen schossen.

„Da haben sich zwei ineinander auf den ersten Blick verliebt“, meinte Susanne schniefend zu Mora. „Deine Katze bist du jetzt wohl erstmal los.“ „Das macht gar nichts“, antwortete Mora und strich dabei der kleinen Anna liebevoll über ihren blonden Haarschopf.

„Wenn sie dir gefällt, Anna, darfst du sie behalten“, fuhr sie gleich darauf fort. „Du brauchst sie wirklich sehr viel mehr, als ich – und da ich bald für längere Zeit verreisen muss, wäre es super, wenn du meine Maxi nehmen würdest. Aber du musst mir versprechen, dass du dich gut um sie kümmerst.“

„Darf ich Mama, darf ich wirklich?“, fragte Anna ganz aufgeregt. „Ja, mein Schatz, aber du musst dich noch für dieses schöne Geschenk bedanken“, erwiderte Paula Brandt mit tränenfeuchten Augen, während sie ihrem Mann fest die Hand drückte. Dann flüsterte sie in Lothars Ohr: „Sie spricht wieder, Lothar, sie spricht wieder – hast du das gesehen?“

„Ja, ja ... das ist wunderbar. Und ich denke, dass wir den Vorschlag zur gemeinsamen Rehabilitation annehmen sollten“, meinte Lothar Brandt mit ergriffener Stimme, ehe er vorsichtig über beide Wangen seiner Tochter strich.

„Das ist ganz sicher eine gute Entscheidung Lothar“, warf Alex nun ein. Dann fuhr er fort: „Ich habe übrigens noch einen Vorschlag für Sie. Ich würde Ihnen nämlich nach Abschluss der Behandlung ab Anfang Juni gerne einen Job in unserer Wachmannschaft hier in der Firma anbieten, da ich denke, dass Sie nicht so gerne zur JVA Hammerberg und in Ihre alte Umgebung zurückwollen.

Dazu müssten Sie allerdings hierher umziehen, wobei Sie vorerst bei uns auf der Basis wohnen könnten.“ „Ja, wir können uns das durchaus vorstellen“, entgegnete Lothar nachdenklich, nachdem er Alex Vorschlag leise mit seiner Frau Paula diskutiert hatte. „Ich glaube, dass das auch für meine Familie die beste Lösung wäre. Wir sind Ihnen ja so dankbar“, sagte er dann zu Mora, Susanne und Alex.

„Dann denke ich, sollten wir Sie jetzt in unsere Bordklinik bringen – je eher wir mit der Behandlung anfangen, desto schneller seid ihr alle wieder im Lot“, sagte Mara 1 mit einem freundlichen Lächeln, ehe sich die Runde schließlich auflöste.

Mora schaute mit ein wenig Trauer, aber dennoch glücklich der kleinen Anna hinterher, als diese – nachdem sie sich bei Mora und Susanne mit leiser Stimme artig bedankt hatte – mit ihren Eltern und den Ärzten, die kleine Katze Maxi noch immer fest an sich gedrückt, das Büro der Firmenleitung in Richtung Bordklinik verließ.

„Ich liebe dich dafür, du weißt ja gar nicht, wie sehr“, flüsterte Alex seiner Mora bei diesem ergreifenden Bild ins Ohr. „Doch, ich weiß“, antwortete Mora sogleich. „Mit fremden Kindern hatte ich noch nie Probleme“, ergänzte sie dann nachdenklich.

„Du wirst deshalb auch eine gute Mutter abgeben, mach dir da mal keinen Kopf“, erwiderte Alex einfühlsam. „Und auch wenn ich es lieber gesehen hätte, wenn du wegen der Geburt unseres Kindes auf der Erde bleiben würdest, bin ich mir sicher, dass du das auch als Kommandantin unseres Schiffs beim Flug nach LARO 5 hinbekommen wirst.“

„Ich muss dich leider korrigieren, mein Schatz“, sagte Mora daraufhin mit einem schuldbewussten Lächeln. „Inwiefern?“, entgegnete Alex überrascht. „Na ja, ich hatte heute Morgen meinen Vorsorgetermin bei Vera Steiner. „Wie du weißt, ist die Frau von Professor Steiner ja nicht nur Internistin, sondern auch meine neue Frauenärztin. Und sie ist gut – immerhin hat sie es geschafft, meine Heißhungerattacken zu bremsen.“

„Jetzt mach’s nicht so spannend – oder muss ich mir Sorgen machen?“, fragte Alex mit unruhiger Stimme. „Gott bewahre, nein“, erwiderte Mora. „Aber der Ultraschall hat gezeigt, dass es nicht ‚unser Kind‘ wird, sondern dass es ‚unsere Kinder‘ werden, die da in meinem Bauch heranwachsen.“

„Was, du kriegst Zwillinge? Ich fass‘ es nicht – und wann wolltest du uns das mitteilen?“, rief Susanne verblüfft, die dem Dialog bis dahin schweigend zugehört hatte.

„Tue ich doch gerade – und ja meine Liebe, genauso ist es.“ „Und was wird’s – oder weißt du das noch nicht?“, fragte Susanne augenblicklich weiter. „Doch, es gibt eine erste Prognose, aber ich verrate euch das noch nicht“, erwiderte Mora mit einem Augenzwinkern.

Und noch ehe Susanne mit einem „Tss, tss – immer diese Geheimniskrämerei!“, diskret das Büro für die unvermeidbare weitere Aussprache unter Eheleuten verließ, ergänzte Mora: „Ein bisschen Spannung muss ich ja für meinen Allerliebsten noch aufrechterhalten.“

„Und ich steh‘ mal wieder dumm rum und weiß nicht, was hier eigentlich gespielt wird. Fürstin, das gibt einen strengen Verweis meinerseits – immerhin haben wir uns erst vor wenigen Tagen geschworen, ausnahmslos alles in unserem Leben miteinander zu teilen. Und dazu gehört auch, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben.“

Noch ehe Alex eine beleidigte Miene aufsetzen konnte, sprang Mora zu ihm hin, nahm seine Wangen in beide Hände und sagte: „Vertrau‘ mir bitte, ich sehe das Glück in deinen hübschen blauen Augen, aber ich sehe auch, dass du dich fragst, ob wir das alles auf dem Flug nach Laro schaffen werden. Und jetzt sage ich dir noch einmal: Mach dir keine Sorgen, wir beide zusammen bekommen das hin. Und wenn die Ärzte und ich uns sicher sind, erfährst du als erster, ob du Söhne oder Töchter bekommst.“

„Okay Fürstin, ich glaube dir, auch wenn ich mich erst daran gewöhnen muss, Vater von Zwillingen zu werden. Und, mein Schatz, ich freue mich unbändig darauf, unsere beiden Kinder im Arm halten zu dürfen.“

„Das ist sehr brav von dir“, flüsterte Mora jetzt mit rauchiger Stimme. „Ich hab’ dich so lieb und ich verstehe, dass du jede Gefahr schon im Vorfeld von mir und unserem Nachwuchs abwenden möchtest. Und dafür achte ich dich sehr. Aber pack mich bitte auch während meiner Schwangerschaft nicht in Watte. Du weißt es schon lange – das ist keine Krankheit, sondern nur die Folge unseres gemeinsam erlebten Glücks. Lass uns das alles also gemeinsam bis zur Neige auskosten.“

„Hast ja Recht, mein lieber Schatz“, antwortete Alex bewegt. „Ich bin froh, dass wir das geklärt haben. Und bis du mir weitere Informationen geben kannst, werde ich mir schon mal mögliche Namen für Töchter und Söhne überlegen.

Wobei – der erste Vorname ja einfach ist, schließlich wollen wir ja – denk‘ ich mal – die Familientradition mit den Namen unserer Vorfahren ‚Alek-Kher‘ und ‚Mora-Lhan‘ fortführen.“ „Stimmt genau“, erwiderte Mora mit einem spitzbübischen Lächeln. „Und jetzt raus hier und ab in dein eigenes Büro“, fuhr sie anschließend fort. „Schließlich habe ich noch mit Susanne einiges zu bereden, ehe sie noch vor Neugier platzt.“

Aufbruch nach Laro 5

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