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Karate für die physische, kämpferische und geistige Entwicklung
ОглавлениеKarate wirkt auf Körper und Geist des Menschen. Es verhilft dem Praktizierenden zu einer besseren Gesundheit und sichert ein langes und gesundes Leben. Durch seine Praxis bilden sich Kampffähigkeiten aus. Darüber hinaus kann Karate die Vitalität und die psychische Energie entwickeln und festigen. All diese Aspekte lassen sich jedoch kaum voneinander trennen, sie bedingen und fördern einander. Welche dieser Funktionen in den Vordergrund tritt, hängt von den Motiven und Zielen des Praktizierenden ab.
Hinsichtlich der Ausbildung kämpferischer Fähigkeiten gibt es häufig Mißverständnisse. Mancher bekommt sicher etwas Angst, wenn er Begriffe hört wie »Realkampf-Karate« oder »Straßenkampf-Karate«. In Situationen realen Kampfes gerät man im normalen Alltagsleben allerdings relativ selten, es sei denn, man provoziert oder sucht sie. Dennoch, die Gewalttätigkeit hat in jüngerer Vergangenheit wieder zugenommen. Selbst in Japan, einer der sichersten und diszipliniertesten Gesellschaften der Welt, kam es in den letzten Jahren zunehmend in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Straßen zu völlig unprovozierten Angriffen oder zur Eskalation von Konflikten. Man sollte sich demzufolge darauf einstellen, daß man selbst in gewaltsame Auseinandersetzungen einbezogen oder zum Kämpfen gezwungen wird, um Familienmitglieder oder Freunde zu schützen. Der beste Weg, mit solchen Situationen fertig zu werden, war schon immer, dem Angriff des Gegners auszuweichen und ihn daraufhin an empfindlichen Stellen zu treffen, um damit Zeit zu gewinnen und weglaufen zu können.
Normale Leute werden heutzutage mit realem Kampf nur dann konfrontiert, wenn sie sich verteidigen müssen. Für die Samurai in den Zeiten der Feudalkriege oder für die Soldaten in den Weltkriegen bedeutete realer Kampf hingegen, sich gegenseitig zu töten. An dieser Stelle muß ich einräumen, daß Meister des Karate, wie ich sich selbst einer bin, sich Tag für Tag in einem Bujutsu-Karate3 schulen, das die Grenzen der Selbstverteidigung überschreitet. Und Kampftechniken, die die Grenzen der Selbstverteidigung überschreiten sind, geradeheraus gesagt, Techniken zum Töten von Menschen (satsuhō). Es mag gewagt klingen, das zu sagen, aber genau dies ist der Ausgangspunkt des Karate als Budō, als Weg des Kampfes oder des Kriegers. Aber man möge dabei bedenken, daß man, wenn man solche Techniken übt, grundsätzlich nichts anderes tut als Soldaten, die sich Tötungstechniken zur Verteidigung ihres Vaterlandes, des Landes ihrer Vorfahren, aneignen.
Die Techniken zur »minimalen« Selbstverteidigung, also jene Techniken, die nicht den Tod des Gegners bezwecken, wurden demzufolge aus Techniken zum Töten von Menschen entwickelt.