Читать книгу Leere Hand - Kenei Mabuni - Страница 15

Karate als spirituelle Kampfkunst

Оглавление

Da Karate immer mehr als Wettkampfsport betrieben wird, hat die Zahl der Frauen, die Karate vor allem zur Selbstverteidigung trainieren wollen, stark abgenommen. Aber neben der Gesundheitsförderung ist die Selbstverteidigung das ursprüngliche Ziel und nach wie vor eine wichtige Funktion des Karate.

Als mein Vater an der Meijō-Mädchenschule Karate unterrichtete, entwickelte er eigens zwei Kata für die Selbstverteidigung von Mädchen, die Meijō, »heller Stern«, benannt nach der Schule, und die Aoyagi, »grüne Weide«, Ausdruck von Eleganz und Sanftheit. Diese Kata sind sehr auf den realen Kampf ausgerichtet. Sie enthalten Techniken gegen typische Angriffe, wie z. B. plötzliche Umklammerung von vorn oder hinten, oder auch Techniken, die die Energie des gegnerischen Angriffs nutzen. Aber solche kurzen, kampforientierten Kata sind für Wettkämpfe nicht besonders geeignet und deshalb heute leider nicht mehr so beliebt.

Vor kurzem las ich einen Artikel in der Zeitung Asahi Shimbun, in dem darüber berichtet wurde, daß ein Mittelschüler in Ōsaka, der in seinem Haus von einem Einbrecher mit einem Messer angegriffen wurde, dem Angriff auswich und so die Chance bekam, wegzurennen. Dem Reporter sagte er danach: »Als ich das Messer sah, reagierte mein Körper ganz spontan. Ohne mein Karate-Training wäre ich sicher vor Angst erstarrt.«

Um Karate zur Selbstverteidigung zu nutzen, reicht es nicht, die einzelnen Techniken zu erlernen. Man muß auch eine bestimmte seelische Energie, ki,10 entwickeln, um seine Fähigkeiten genau in dem Moment zu mobilisieren, in dem sie gebraucht werden, nämlich, wenn man einer plötzlichen Gefahr begegnet. Ohne diese Energie kann man die Techniken nicht einsetzen, wie oft man sie auch geübt haben mag. Deshalb ist die psychische Entwicklung so wichtig.

Unter den Kampfkünsten wird gerade das Karate als Kampfkunst der Seele (ki no Budō) bezeichnet. Natürlich ist das ki nicht nur im Karate wichtig. Auch im Jūdō, Kendō oder Iaidō wird die seelische Energie entwickelt. Denn damit bereinigt man jede Art seelischer Unruhe und erlangt die Fähigkeit, die gesamte psychische Kraft auf einen Punkt zu konzentrieren. Da Karate darauf zielt, seinen eigenen Körper mit leeren Händen zu verteidigen, ist flexible seelische Energie, mit der man auf plötzliche Gefahren spontan reagieren kann, das wichtigste.

Selbstverständlich hat auch die physische Kraft Einfluß auf die Entwicklung. Grundsätzlich kann man sagen, daß Menschen, denen es an körperlichem Selbstvertrauen fehlt, anfällig sind für psychische Schwäche. Karate-Training beansprucht den ganzen Körper. Deshalb können auch Menschen, die anfangs physisch schwach sind, rasch körperliches Selbstvertrauen gewinnen.

Leere Hand

Подняться наверх