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Kapitel 5: Minze

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Die Ankunft von Doc Savage und seinen beiden Helfern in der Anstalt für geistig Behinderte in Wyndmoor verursachte große Aufregung.

Krankenschwestern, blitzsauber in weißen Uniformen, blieben stehen und starrten sie an, als sie das efeuumrankte Gebäude betraten. Ihre scharlachroten Münder standen weit offen.

»Sie werden erwartet«, sagte ein Wärter in angemessen beeindrucktem Tonfall. »Bitte hier entlang.«

Sie folgten dem Wärter durch krankenhausweiße Flure. Von draußen hatte Wyndmoor das Flair eines schottischen Landsitzes, aber hinter der Tür war es durch und durch modern und entsprach dem Stand eines besseren Krankenhauses in New York City.

»Schon ein Schuppen, was?«, sagte Monk, während sie dahingingen.

»Schätze, genau das Richtige«, sagte Ham anerkennend.

»Das Richtige? Für was?«

»Nun ja, für deine Pensionierung. Ich bin mir sicher, sie haben einen geeigneten Käfig für einen schwachsinnigen Affen wie dich.«

»Pass auf, du Winkeladvokat«, knurrte Monk, »oder ich sehe mal, ob dein Kopf entfernbar ist.«

Doc Savage ging dazwischen. »Das hier war früher ein Herrenhaus, aber die Familie, in deren Besitz es war, wurde während eines Konjunkturrückgangs gezwungen, es zu verkaufen. Es wurde in ein Modellinstitut für die Behandlung geistiger Krankheiten umgewandelt.«

Monk knurrte. Keiner der beiden Männer stellte Doc Savages bemerkenswerte Kenntnis eines obskuren schottischen Sanatoriums in Frage. Der Bronzemann hatte ein erstaunliches Gedächtnis, zu verdanken einer Übungsroutine, die er an zwei Stunden pro Tag abhielt. Sie war auch verantwortlich für seine erstaunliche körperliche Entwicklung, ebenso seine verstärkten Sinneskräfte und ein aufnahmefähiges Bewusstsein.

Sie erreichten das Ende des Korridors und kamen zu einer Milchglastür mit einer Aufschrift in goldenen Lettern:

Dr. John Gilchrist

Verwaltungsdirektor

Der Wärter kündigte sie an und zog sich zurück.

*

Dr. Gilchrist war kein mürrischer Schotte, wie man allgemein über sie dachte, sondern ein rundlicher kleiner Mann mit roten Wangen und einem freundlichen Lächeln.

»Dr. Savage«, sagte er überschwänglich und erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Ich kann nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue, dass Sie meine Anstalt besuchen kommen. Aber wie ich Ihnen bereits am Telefon sagte, ich weiß nichts von Ihrem Sir William.«

»Da, wieder diese Sache mit Sir William«, sagte Monk unterdrückt zu Ham. »Erinnere mich daran, Johnny deswegen aufziehen, wenn wir ihn finden.«

Der geschniegelte Anwalt versetzte dem hässlichen Chemiker heimlich einen Schlag mit dem schweren Griff seines dunklen Spazierstocks aufs Knie.

Monk bleckt in einer bemerkenswert affenähnlichen Grimasse die Zähne, und ein langsames Zischen entwich ihm zwischen den fest zusammengepressten Zähnen.

Doc Savage sagte gerade: »Es besteht Grund zur Annahme, dass Johnny gestern etwa um Mitternacht sich zu diesem Ziel aufgemacht hat.«

Dr. Gilchrist nahm sein plumpes Kinn in die Hand und machte ein besorgtes Gesicht. »Was Sie nicht sagen. Und könnten Sie mir bitte sagen, weswegen?«

»Interesse am entflohenen Patienten X-Man.«

Der Psychologe verfiel darauf, sich die Röte aus seinen Wangen zu reiben, aber diese Geste diente lediglich dazu, mehr von der Färbung reifer Äpfel zu erzeugen.

»Nun, der da, der war ein Rätsel«, brummelte er. »Etwas Ähnliches habe ich nie gesehen. War fast ein Jahr lang ein vorbildlicher Patient – und der Anblick einer gewöhnlichen Katze hat ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.«

»Ailurophobie?«, fragte Doc.

»Ja, Furcht vor Katzen. Das habe ich in seiner Akte vermerkt. Aber warum sollte Ihr Professor Littlejohn Interesse an ihm haben?«

»Den Papieren nach wurde X-Man, wie Sie ihn nennen, gefunden, wie er in einer römischen Ruine umherstreifte, gekleidet in eine Tunika und Shakespeare auf Latein rezitierend.«

»Eine nicht ungewöhnliche Illusion, wie Sie wissen. Soll heißen, der Gedanke, dass man nicht man selbst ist.«

»Ja«, stimmte Doc zu. »Aber es wäre leicht, das Interesse in Johnny, als Archäologe, zu wecken.«

»Verstehe. Nun, wir haben den armen Jungen seit seiner Flucht nicht mehr gesehen. Und ich kann nicht sagen, wohin er ist. Es war, als wäre der Bursche vom Erdboden verschluckt worden.«

»Ich würde gern die Tunika untersuchen, die er getragen hat, wenn sie verfügbar ist«, verlangte Doc.

»Sicher, und ich kann sie hier hochholen lassen«, sagte Dr. Gilchrist.

Sie warteten geduldig, und ein Wärter berichtete bald, dass die Tunika aus der Wäscherei verschwunden war.

»War sie nirgendwo zu sehen?«, fragte Dr. Gilchrist.

»Nein, Doktor«, erwiderte der Wärter. »Aber das hier ist auf dem Boden einer der Karren gefunden worden, die mit verschmutzter Kleidung beladen waren.«

Der Wärter streckte eine breite Hand hin. Auf der Handfläche, so klein, dass er kaum erkennbar war, lag ein winziges schwarzes Etwas.

Dr. Gilchrist strahlte. »Ah, einer der mysteriösen Samen.«

»Samen?«, fragte Doc.

»Ja. Unser X-Man hatte eine Neigung zum Gärtnern. Hat gern Pflanzen gezogen. Eine harmlose Angewohnheit, die wir unterstützt haben. Hatte so etwas wie einen grünen Daumen, wirklich. Sehen es sich an!«

Doc nahm das Samenkorn vom Wärter entgegen. Monk und Ham rückten heran. Monk schob die Nase dicht an die Handfläche des Bronzemanns und blinzelte. »Kein Same, auf den ich je meinen Blick gelegt habe, hat so ausgesehen«, brummelte er.

»Natürlich ist es ein Samenkorn«, sagte Ham scharf. Aber er runzelte die Stirn, und sein Gesichtsausdruck verriet Zweifel.

Aus einer Tasche unter seinem Mantel holte Doc Savage ein Teleskop hervor, das nicht dicker als ein Bleistift war und das, durch Wechsel der Linsen, ein kleines Einglas, Periskop, Mikroskop oder ein anderes optisches Gerät werden konnte. Er entfernte eine Linse, steckte den Rest in die Tasche und machte sich an die Untersuchung des vermeintlichen Samenkorns.

Seine verblüffend goldenen Augen konzentrierten sich, aber er verriet mit keinem Anzeichen, dass seine Untersuchung ein Ergebnis zur Folge gehabt hätte.

Doc wandte sich an Dr. Gilchrist.

»Ich würde gern X-Mans Pflanzen untersuchen«, sagte er.

»Aber natürlich.«

*

Man brachte sie zu der Zelle mit den gepolsterten Wänden, die X-Mans letztes Zimmer vor seiner Flucht gewesen war.

»Es etwas wie Radau«, erklärte Dr. Gilchrist, »also mussten ein paar der zerstörten Pflanzen weggeworfen werden. Das sind alle, die überlebt haben. «

Doc kniete nieder und untersuchte die Pflanzen. Er zerrieb grüne Blätter zwischen metallischem Daumen und Zeigefinger. Von Zeit zu Zeit brach er Proben ab und brachte sie an seine Nase.

Die Übungen, die für seine erstaunliche Entwicklung verantwortlich waren, hatten auch den Geruchssinn des Bronzemannes verstärkt. Aber er gab keine Erläuterung.

Neugierig geworden brach Monk ein Blatt ab. Er rollte es zwischen seinen dicken Fingern und schnüffelte lange daran.

»Minzig«, brummelte er.

Stirnrunzelnd holte Ham sein Schwert aus der Scheide und schlug mit einem Aufwärtshieb die Spitze eines Stängels ab. Er segelte hoch in die Luft, und er schnappte ihn sich mit einer eleganten Hand.

»Protzerei!«, schnaubte Monk.

Ham schnüffelte zierlich an dem Blatt und runzelte die Stirn. »Ich rieche nichts«, beklagte er sich.

»Musst ihn zerdrücken«, wies ihn Monk an.

Ham tat es.

»Edelminze«, war seine Ansicht.

»Ha! Es ist Pfefferminze, du blamierst dich bis auf die Knochen.«

»Das ist eindeutig Edelminze«, fauchte Ham. »Riech mal!«

Monk ließ zu, dass der geschniegelte Ham ihm das zerdrückte Blatt unter die breite, flache Nase hielt.

»Verdammt! Es ist Edelminze!«

»Es sind sämtliche Varianten von Minze«, sagte Doc und erhob sich.

»X-Man behauptete, dass die Pflanzen ihn vor den Katzen beschützen würden«, warf Dr. Gilchrist ein. »Die ihn, wie er befürchtete, verschlingen würden. Auf diesen Punkt legte er sehr viel Wert.«

»Armer Teufel«, sagte Ham mitfühlend.

»Ha! Er war verrückt!«, schnaubte Monk.

»Sie würden es nicht für möglich halten«, sagte Dr. Gilchrist, »aber er versuchte, eine der Pflanzen mitzunehmen.«

Doc beäugte den Psychologen.

»Wäre damit auch davongekommen«, führte Dr. Gilchrist weiter aus, »aber ein Wärter ist ihm zufällig begegnet, und X-Man hat es vorgezogen, sie ihm über den Schädel zu ziehen.«

»Ich würde diese spezielle Pflanze gern sehen«, verlangte Doc.

»Sie ist in den Müll geworfen worden.«

»Dennoch würde ich sie gern sehen«, beharrte Doc.

Die Pflanze wurde gefunden und in weniger als zwanzig Minuten zu Doc Savage in Dr. Gilchrists Büro gebracht.

»Ein armseliger Anblick«, sagte Dr. Gilchrist und schüttelte den Kopf über der Pflanze, die jetzt an einem Klumpen dunkler Erde klebte und von den Überresten ihres Tontopfs umgeben war, nachdem sie auf seinen Schreibtisch gelegt worden war.

Diesmal benutzte Doc nicht sein Vergrößerungsglas. Mit Fingern, die trotz ihres metallischen Glanzes großes Feingefühl verrieten, drückte er an der schlaffen und absterbenden Pflanze herum.

Sie war größtenteils grün und hatte spatenförmige Blätter mit sägezahnartigen Rändern, die von winzigen Äderchen durchzogen waren.

Die Stängel wuchsen nicht gerade, sondern waren verdreht und verzerrt, als ob sie in einem eng begrenzten Raum gewachsen wären, und an einigen Stellen wiesen sie purpurrote Stellen auf. Sie waren mit feinen weißen Härchen bedeckt – oder was dem bloßen Auge wie Härchen erschien. Sie ließen an Insektenhärchen denken.

»Sieht nicht sehr wie die anderen aus«, brummelte Monk.

»Blödmann!«, fauchte Ham. »Die anderen sehen einander auch nicht ähnlich.«

»Dennoch ist diese irgendwie anders.«

Doc Savage pflückte ein verwelktes Blatt ab und zerdrückte es, und das erzeugte einen starken Duft.

Monk und Ham beugte sich näher heran, um den Duft aufzufangen.

»Riecht auch etwas nach Minze«, sagte Monk.

»Aber ich kann ihn nicht unterbringen«, fügte Ham hinzu.

»Ich auch nicht«, sagte Dr. Gilchrist.

Alle sahen Doc Savage an, ob dieser eine Antwort parat hätte. Statt eine zu liefern, machte sich der Bronzemann daran, die Blätter zu ernten. Er pflückte eine gute Menge, und aus der Innentasche seines Mantels holte er ein Glasröhrchen mit Gummistopfen heraus. Er rollte die Blätter fest zusammen, steckte sie hinein, setzte den Stopfen wieder darauf und begrub sie tief in einer Tasche an seiner Person.

»Was können Sie noch vom Patienten X-Man berichten?«, fragte Doc.

Dr. Gilchrist dachte über die Frage nach. »Er ist auf merkwürdige Weise nach Wyndmoor gekommen, allerdings«, gab er zu.

»Merkwürdig?«

»Ein Mann rief an und berichtete, dass X-Man dort herumwanderte, wo wir ihn fanden, in der römischen Festung.«

»Nichts weiter Ungewöhnliches. Touristen besuchen oft solche Ruinen.«

»Ja, aber der Anrufer meldete sich nicht bei den Behörden, sondern bei mir persönlich. Er hat seine Identität nie preisgegeben, aber ich habe oft gedacht, dass es der Wunsch des Anrufers war, dass X-Man speziell in diesem Institut festgehalten würde. Obwohl ich den Grund dafür nicht verstehe, selbst wenn es um mein Leben ginge.«

»Der Patient hat nichts bei sich, was ihn identifiziert hätte?«, fragte Doc.

»Absolut nichts.« Dr. Gilchrist griff in seine Schreibtischschublade und holte einen Umschlag heraus, der nicht versiegelt war.

»Das sind die merkwürdigen Samenkörner, die ich konfisziert habe«, verkündete er und reichte sie herüber.

Doc öffnete den Umschlag und warf einen Blick ins Innere.

»Stammen diese Blätter von Samenkörnern wie diesen hier?«, fragte Dr. Gilchrist.

»Allerdings«, erwiderte Doc und steckte den Umschlag ein. Er äußerte sich nicht weiter zu dem Thema, sondern stellte fest: »Ich würde gern mit meinen Assistenten hier bleiben.«

»Zu welchem Zweck?«

»Es besteht aller Grund zu der Annahme, dass mein vermisster Helfer, Johnny Littlejohn, vielleicht auftaucht.«

»Hoffen wir das Beste«, sagte Dr. Gilchrist mitfühlend.

»Und es besteht die entschiedene Möglichkeit, dass X-Man zurückkehren wird«, fügte Doc hinzu.

»Aber – warum sollte er? Er war offensichtlich wild entschlossen zu fliehen.«

»Um diese Pflanze zu holen.«

»Sie sind mehr als willkommen hier«, sagte Gilchrist mit offener Verwirrung.

*

Mehrere Minuten später gingen Monk und Ham zum Leihwagen hinaus, um nach ihren Schoßtieren zu sehen, Habeas und Chemistry, die dort zurückgelassen worden waren, um nicht die Insassen der Anstalt aufzuregen.

»Armer Habeas«, murmelte Monk. »Er muss schrecklich einsam in diesem Wagen sitzen, zusammen mit einem Leichnam.«

»Leichnam?«

»Ja. Dein Schoßtierchen, wie heißt es doch gleich, Chemistry. Habeas hat es wahrscheinlich inzwischen gemeuchelt.«

»Du Blödmann«, sagte Ham und riss die Wagentür auf.

Die Tiere stießen Laute des Entzückens aus und kletterten zu ihrem jeweiligen Besitzer, woraufhin sie die erste Gelegenheit ergriffen, übereinander herzufallen.

»Doc sagte, wir sollten scharf nach entweder Johnny oder diesem verrückten X-Man Ausschau halten«, sagte Monk, nachdem er die Tiere voneinander getrennt hatte, indem er Habeas mit einem Zeh einen Tritt in die Rippen versetzt hatte.

»Der Ort hier ist gewiss groß«, bemerkte Ham und schaute sich um.

»Ja«, stimmte Monk zu. »Hier aufzupassen ist genauso, wie in einer Stadt aufzupassen. Insbesondere jetzt, wo es dunkel wird.«

»Na ja, zumindest sind wir offenbar in etwas Aufregendes hineingestolpert.«

»Ja«, sagte Monk. Dann schnippte er mit den Fingern.

»Was ist, du Fehlverbindung mit Hängeohren?«, fragte Ham unfreundlich.

»Mir ist gerade etwas eingefallen. Doc hat uns noch nicht gesagt, warum er uns mit nach London geholt hat.«

»Doc hat einen guten Grund, möchte ich wetten.«

»Was habe ich dir über diesen deinen falschen Harvard-Akzent gesagt?«

»Er ist nicht falsch!«, gab Ham zurück.

»Sag das mal einem echten Engländer«, höhnte Monk. »Aber wie ich gerade sagte, Doc hat uns gebeten mitzukommen, obwohl er eigentlich nur diesen Vortrag vor dieser Gesellschaft der Wissenschaftler halten sollte. Aber sobald wir in der Stadt waren, deutete er an, dass da etwas anderes mit im Spiel war.«

»Doc wird es uns sagen, wenn er so weit ist.«

Monk kratzte sich das struppige Haar. »Ja. Aber meine Neugier ist jetzt angestachelt. Und was können diese Pflanzen bedeuten?«

»Ich, zum Beispiel, bin weniger interessiert am Geheimnis dieses unglücklichen X-Man als daran, wo sich Johnny im Moment aufhält. Es ist unwahrscheinlich für ihn, dass er so gründlich verschwindet.«

»Wenn du meine Meinung hören willst, dann ist Johnny das verschwindendste Mitglied unserer Gruppe. In Anbetracht dessen, dass er in allen Ecken der Welt herumzieht und seine Nase in Gräber steckt, alte Knochen ausgräbt und so Sachen, ist es kein Wunder, dass er schon zuvor auf diese Weise beständig verschwunden ist.«

»Mich schaudert bei dem Gedanken«, sagte Ham.

Die Nacht fiel ein. Irgendwo in der Ferne ertönte tatsächlich das Quieken von Dudelsäcken. Mehr als wahrscheinlich irgendein schottischer Bauernbursche, der seiner Liebsten ein Ständchen brachte. Der Pibroch versank zu einem quälenden, trübsinnigen Kummer.

Chemistry legte sich die Hände über die Ohren. Habeas' lange Elefantenohren hob sich in einem rechten Winkel zu seinem Kopf, und zwar auf eine so lächerliche Weise, dass Ham Brooks Lachkrämpfe bekam.

»Dieses blöde Schwein von dir sieht aus, als ob es direkt dorthin zurückfliegen will, woher es gekommen ist«, kicherte Ham. Etwas nüchterner fügte er hinzu: »Nicht dass ich mich in diesem Fall beklagen würde.«

Habeas stieß schnüffelnde Laute aus.

Monk stützte die Hände auf die Knie und beugte sich herab. »Was riechst du da, Habeas?«

Das Schwein grunzte, und seine intelligenten Augen waren auf eine Ligusterhecke in ein paar Metern Entfernung gerichtet.

»Habeas riecht etwas«, brummelte Monk und kniff die eigenen Schweinchenaugen zusammen.

»Wenn er etwas riecht, warum streckt er dann die Ohren aus?«

»Das ist seine Weise, mir zu sagen, dass Gefahr im Verzug ist«, erwiderte Monk mit unterdrückter Stimme. »Er ist ein Blutschwein, das ist Habeas.«

»Blödsinn!«

»Ich werd's beweisen.« Monk wandte sich an das Ferkel. »Habeas! Hol es dir!«

Das dürre Schwein schoss auf seinen spillerigen Beinen zu der Ligusterhecke hinüber. Er rannte wie ein Hund, die Schnauze am Boden.

Monk und Ham folgten mit Chemistry in der Nachhut.

»Mein Schwein«, prahlte Monk, »ist eine Mischung aus Bluthund, Falke und Hindu-Gubbelstopfer. Weißt du, was ein Hindu-Gubbelstopfer ist?«

»Halt's Maul!«, verlangte Ham. »Ich bin nicht interessiert.«

»Ein Gubbelstopfer ist etwas, das Anwälte nicht mag«, erklärte Monk. »Die Hindu-Variante davon...«

»Hör auf mit diesem kindischen Humor!«, rief Ham. »Oder ich knalle dir derart heftig eine, dass deine Nase nach Irland rüber muss, um dein Gesicht wiederzufinden!«

»Streichele mich«, lud ihn Monk ein, »und du bist ein Fettfleck. Presto! Genau so.«

Sie hielten inne und funkelten einander wild an, dann schossen sie los, als Geräusche aus der Ligusterhecke ertönten, in welcher das unbeholfene Schwein verschwunden war.

Ein Quieken folgte.

»Habeas!«

Aufheulend legte Monk einen Zahn zu. Bald hatte er Ham Brooks hinter sich gelassen.

Ham steckte sich den Stockdegen unter einen Ellbogen und holte aus einem Holster unter der Achselhöhle eine Waffe hervor, die einer übergroßen Automatik sehr ähnlich war, nur dass sie mit dem Magazin eines Trommelrevolvers ausgestattet war. Dies war eine Maschinenpistole, die Doc Savage entwickelt hatte. Sie war imstande, Geschosse mit einer entsetzlichen Rate auszusenden.

Auch wenn sich Ham lieber mit seinem Stockdegen im Kampf Mann gegen Mann verteidigte, war er nicht abgeneigt, die Maschinenpistole in der Hand zu haben. Ham teilte Doc Savages Skrupel hinsichtlich des Mitführens einer Feuerwaffe nicht. Doc glaubte, dass das Tragen einer Waffe denjenigen, der sie trug, hilfloser machte, als wenn er nicht im Besitz einer Waffe wäre. Er seinerseits bevorzugte das Gefühl von Hilflosigkeit gegenüber dem Risiko, unbewaffnet zu sein.

Monk sprang in die Hecke. Sie war wie die meisten englischen Hecken sehr hoch und dicht. Sie konnte leicht einen Mann verbergen.

Sie verschluckte Monk völlig, der breiter war als die meisten Männer und dessen Brust ebenso umfangreich war wie eine Regentonne.

»Jag ihn raus, du missgestalteter Baummann!«, heulte Ham und versuchte, in dem Aufruhr ein Ziel auszumachen.

»Ich versuch's ja!«, brüllte Monk zurück. »Ich kann ihn nicht finden.«

Dann fand der behaarte Chemiker seinen Gegner. Er hatte mit seinen langen dicken Armen das Gesträuch getrennt, als sie abrupt auf eine Gestalt trafen.

»Auuu!«, krähte Monk.

Das Geheul entrang sich ihm, weil er auf seiner Wirbelsäule gelandet war, was ihm die Luft aus den geräumigen Lungen schlug. Nur einen Moment lang lag er benommen da, dann sprang er auf.

Wenn er wütend war oder sich in einem Zweikampf befand, vollführte Monk liebend gern viel Lärm. »Verflucht und verdammt!«, sagte er. »Verflucht, verdammt und zum Teufel noch mal!« Und mehr dergleichen.

Wenn er extrem verärgert wurde, neigte er dazu, herumzuspringen und zu krähen. Davon vollführte er jetzt ein wenig.

Es bekam ihm nicht sonderlich gut.

Der behaarte Chemiker verstand viel von Raufereien, ebenso, wie er etwas Jiu-Jitsu beherrschte, das ihn Doc Savage gelehrt hatte. Sein dunkler Gegner benutzte keines von beidem. Dennoch fand sich Monk jedes Mal auf dem Boden wieder, wenn er aufzustehen versuchte.

Es verletzte seine stolze See, es zuzugeben, aber er benötigte Hilfe.

»Hilfe!«, heulte Monk.

»Ich komme!«, rief Ham, und die Sorge sprach aus seiner Stimme.

Da hatte Monk etwas Glück. Eine behaarte Hand bekam einen Fußknöchel zu fassen. Er drehte ihn und verwirrte seinen Gegner. Und bekam prompt einen Daumen ins linke Auge. Erneut heulte Monk auf. Ham war zu hören, wie er lautstark durch das Gebüsch drang und es so gut wie zertrampelte.

Dann rief der geschniegelte Anwalt: »Da ist er! Auf der anderen Seite der Hecke!« Und er feuerte mit seiner Maschinenpistole. Sie vollführte ein Geräusch, das von einer Bassgeige hätte stammen können, die so groß wie ein Haus war, wenn es ein solches Instrument hätte geben können.

»Ich habe den Kerl!«, rief Ham.

Monk erstarrte und wartete darauf, dass sein Gegner zusammenbrach.

Als dies nicht geschah, rief Monk: »Ich dachte, du hättest gesagt, dass du ihn hast.«

»Habe ich auch!«, rief Ham zurück. »Er fällt.«

»Tut er nicht! Er ist auf mir drauf.«

»Wen habe ich dann...«

»Oh, nein!«, jammerte Ham und hörte sich wie ein Pfarrer an, der sich beim Erwachen unerwartet in der Hölle wiedergefunden hatte. »Es ist Doc! Ich habe Doc Savage angeschossen!«

Doc Savage - Das vergessene Imperium

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