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Kapitel 4: Der Mann des Mysteriums

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Der Flughafen London Croydon zieht Passagiere rund um den Globus an. Männer von Bedeutung steigen mit schöner Regelmäßigkeit in das Gewimmel aus, denn Croydon ist für die fliegende Öffentlichkeit der wichtigste Haltepunkt zwischen Amerika und dem Kontinent – wie gewisse Leute beharrlich Kontinentaleuropa nennen.

Heute ging es am Croydon geschäftiger zu als üblich. Der Aufruhr nahm die Gestalt der Repräsentanten der Fleet Street an, der allumfassenden Bezeichnung, mit der gewöhnlich die Londoner Presse als Klasse bezeichnet wird.

Die Presseleute wimmelten auf dem Flugfeld, Augen suchten den westlichen Himmel ab. Sie hatten den ganzen Nachmittag lang gewartet, und obwohl es ein schöner Sommertag für London war – viel Sonnenschein und nichts von der gnadenlosen Feuchtigkeit und dem Nebel, der das Leben in der biederen Stadt im Keim erstickte -, wurden die wartenden Journalisten angesichts der trostlosen Monotonie ihrer Aufgabe allmählich ungeduldig.

Gerade, als die Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht hatte, erfüllte das kehlige Dröhnen eines Flugzeugs die Luft, und die Presseleute wurden abrupt wieder lebendig, warfen ihre apathische Haltung ab und drückten ihre Zigaretten unter dem Fuß aus.

»Verdammt!«, brummelte einer. »Das ist der Bursche jetzt besser.«

»Allerdings«, fügte ein anderer hinzu.

Ein älterer Passagier, der gerade aus dem Flugzeug gestiegen war, bekam diese Bemerkung mit und ging, fasziniert von dem Leben, das jäh in die versammelte Presse gekommen war, zu einem Reporter und fragte: »Wird der König erwartet?«

Der Reporter, ein Auge zum blauen Himmel gerichtet, knurrte etwas, das zu heiser für ein Gelächter war, und erwiderte: »Bedeutender als der verdammte König, würde ich sagen.«

»Wirklich? Und wer sollte bedeutender als der König von England sein, wenn man bescheiden fragen darf?«

»Doc Savage«, fauchte der Reporter. »Der.«

Diese Bemerkung sorgte dafür, dass sich Falten um den Mund des älteren Reisenden sammelten. »In meinen Tagen war die einzige Anerkennung, die ein Arzt erhielt, die, wenn ein Patient endlich seine Rechnung bezahlte«, sagte er mit zittriger Stimme.

Der Schreiberling drehte sich um und fragte: »Ist es möglich, dass Sie noch nicht von Doc Savage gehört haben?«

»Bis jetzt nicht.«

»Da bin ich doch überrascht.«

»Wenn Sie wüssten, an welchem Ort ich in den letzten zehn Jahren gewesen bin, wären Sie nicht überrascht.«

Der Reporter drückte erst seine weggeworfene Zigarette auf dem warmen Asphalt aus. »Mein lieber Junge, selbst in der Hölle kennt man Doc Savage. Und so gut wie an jedem anderen Ort, heiß oder kalt. Er ist vielleicht der berühmteste lebende Mann.«

»Was Sie nicht sagen«, meinte der ältere Mann dünn.

»Tatsächlich ist Doc Savage wahrscheinlich der erstaunlichste Bursche aller Zeiten«, fügte der Reporter hinzu.

»Das verstehe ich nicht«, sagte der ältere Herr. »Was hat er getan?«

»Ganz viele großartige Dinge. Was Sie sich vorstellen können, Doc Savage hat es getan. Und Sie sagen, Sie haben nicht von ihm gehört, hm?«

»Nein.«

Der Reporter streckte die Brust heraus und begeisterte sich immer mehr für sein Thema.

»Doc Savage ist ein sehr mächtiger Mann«, erklärte er. »Es heißt, seine Muskelkraft ist eine der größten der Welt. Großer Bursche, körperlich eine Abnormität, fast.«

»Verstehe. Ein weiterer Mann wie der Kraftsportler Sandow.«

»Nicht im geringsten!«, gab der Journalist zurück. »Doc Savage ist nicht das, was Sie einen professionellen Kraftmenschen nennen würden. Er verfügt über ein Gehirn, das noch bemerkenswerter ist als sein Körper. Es wird behauptet, dass er so etwas wie ein geistiger Zauberer ist. Vollbringt manchmal überraschende Dinge Dank seiner Gewitztheit. Er ist, den Geschichten, die ich höre, zufolge, ein Produkt der Wissenschaft. Er ist von Kindheit an für seine Karriere ausgebildet worden, anderen aus Schwierigkeiten herauszuhelfen. Das ist sein Beruf. Seine Eltern, bemerkenswerte Menschen, haben sich bei seiner Geburt dazu entschlossen, aus ihm das zu machen, was er ist. Die größten Männer auf solchen Gebieten wie der Chemie, den Ingenieurswissenschaften, der Elektrizität, Medizin, Chirurgie haben zu seiner Ausbildung beigetragen, so dass er heutzutage eine nahezu unglaubhafte Kombination aus Wissen und Muskelkraft ist...«

»Entschuldigen Sie bitte, mein Alter«, unterbrach ihn der ältliche Zuhörer. »Aber ich glaube, ich habe diesen Teil mit dem Beruf dieses Doktor Savages nicht verstanden.«

»Nun ja, das macht ihn halt so berühmt. Savage ist in Wahrheit ein Arzt. Der ist Mann ist für einige der größten chirurgischen Entdeckungen verantwortlich, die heutzutage in Gebrauch sind. Aber er ist hauptsächlich berühmt, weil er Menschen hilft, die es nötig haben. Menschen mit Problemen.«

»Aber wie zahlt sich das aus?«, fragte der ältere Mann, dessen glanzlose Augen den Flecken am Himmel durchsuchten, von wo das Dröhnen des Motors herkam, das die Blicke des unruhigen Kontingents an Reportern auf sich gezogen hatte.

Es hatte sich als Postflugzeug erwiesen. Ihre Wachsamkeit ließ nach. Frische Zigaretten wurden angezündet.

»Das weiß anscheinend niemand«, erwiderte der gesprächige Reporter. »Es heißt, der Bronzemann ist sehr wohlhabend. Und seine Helfer sind auch wohlhabende Männer.«

»Helfer?«

»Fünf Männer, Experten auf fünf verschiedenen Gebieten, die ihm helfen. Wahrscheinlich sind sie mit ihm im Flugzeug. Sehen Sie! Da kommt es jetzt!«

Das ganze Gesicht des alten Mannes legte sich in Falten. Am westlichen Himmel war ein Punkt zu erkennen, gewiss, aber es ertönte kein Maschinengeräusch. Erst nach einem Augenblick erreichte ein Geräusch ihre Ohren – ein schrilles Zischen, anders als bei jedem nur denkbaren Flugzeug.

Bald entwickelte der Punkt Tragflächen und erwies sich als Flugzeug. Ein dreimotoriges Flugzeug, jedoch von einzigartigem Design.

»Mein Augen sind nicht mehr das, was sie einmal waren«, beklagte sich der alte Mann. »Woran können Sie erkennen, dass es das Flugzeug dieses Savages ist?«

»Es ist bronzefarben. Sehe Sie? Man nennt Doc Savage den Mann aus Bronze. Also muss es sein Flieger sein.«

Als das unterdrückte Geräusch der drei synchronisierten Motoren näherkam, erkannte der ältere Mann schließlich die Bronzeform der Maschine im Landeanflug. Es war ein Amphibienflugzeug mit breiten Flügeln und anscheinend ein aeronautisches Wunder. Zwei stromlinienförmige Motoren waren in die großen Tragflächen eingebaut und ein dritter dazwischen, auf einem Pylon über der Tragfläche und hinter dem Cockpit.

Blitzlichter flammten auf. Fotografische Platten wurde eilig in große Kameras hineingeschoben und wieder herausgeholt.

Abrupt schluckte der ältere Mann heftig und schlich davon.

Der gesprächige Reporter bemerkte dies und fragte: »Sie wollen mir also sagen, alter Knabe, dass Sie nicht für einen Blick auf Doc Savage bleiben, den berühmtesten Mann auf der ganzen fröhlichen Welt?«

»Entschieden nein«, krächzte der ältere Mann verächtlich.

»Und warum nicht?«

»Erinnern Sie sich daran, dass ich Ihnen sagte, ich wäre für zehn Jahre weggewesen?«

»Allerdings.«

»Ich habe in einem südafrikanischen Gefängnis gesessen, wegen eines kleinen Missverständnisses mit den Behörden, das zufällig Unterschlagung genannt wird, und nach dem, was Sie von diesem Doc Savage sagen, glaube ich nicht, dass er jemand ist, der einen Mann meines Hintergrunds mit Wohlwollen betrachten würde.«

Mit diesen Worten verzog sich der ältere Mann.

Achselzuckend richtete der Reporter seine Aufmerksamkeit wieder auf das ankommende Bronzeflugzeug. Es setzte jetzt zur Landung an.

Luftreifen entfalteten sich unter der glatten, schiffsförmigen Hülle. Die Lautlosigkeit der großen Motoren, selbst auf diese kurze Entfernung, war bemerkenswert.

Es war ein Werk aus Übersee. Daran bestand kein Zweifel.

Und die Hand am Steuer war eine geübte. Die plumpen Räder küssten den Asphalt und hielten sich daran fest wie magnetisiert. Das große aeronautische Wunder sprang nicht einmal wieder hoch.

Mit tickenden Triebwerken rollte der Gigant der Lüfte zu einem souveränen Halt.

Die Repräsentanten der Fleet Street erhielten eine willkommene, wenn auch unerwartete, Chance. Der Pilot lenkte die dreimotorige Maschine in ihre Richtung.

»Eine Gelegenheit für uns, was?«, rief einer.

»Seltsam«, murmelte ein anderer. »ich habe gehört, der Bronzemann hat gewöhnlich nicht viel für die Öffentlichkeit übrig.«

»Vielleicht hat er uns nicht gesehen«, warf ein dritter ein.

Der zweite Schreiberling – derjenige, der sehr viel über Doc Savage wusste – schaute sich um. Wenn der Pilot die Bande umherschwirrender Presseleute nicht bemerkt hatte, dann hatte er schlechte Augen, und seine Lizenz sollte ihm entzogen werden, dachte er.

Endlich kam die Maschine mit einem Ruck zum Stehen, und die Reporter warteten respektvoll darauf, dass die großen rotierenden Propeller zum Stillstand kämen, bevor der Ansturm auf die aufgleitende Tür in der Hülle einsetzte.

Sie arrangierten sich vor der Tür. Ein paar Fotonarren knipsten Bilder vom schlanken Wunder einer dreimotorigen Maschine. Sie war bronzefarben gestrichen – ein sicherer Hinweis darauf, dass Doc Savage ihr Eigentümer war.

*

Als daher wenige Augenblicke später die Schiebetür aufging und eine hoch aufragende Gestalt an der Luke erschien, flammten Blitzlichter auf, bevor jemand innehielt, um sich der Identität des Mannes im Flugzeug zu vergewissern.

Die blendenden Blitzlichter erleuchteten eine fantastische, riesenhafte menschliche Gestalt.

Er war gigantisch. Daran bestand keine Frage. Sein Kopf, quadratisch um die Kinnlade und auslaufend in eine geschossförmige Spitze, streifte die Oberkante der Luke. Selbst so war er nicht so sehr riesig als vielmehr übergroß. Seine Handrücken waren behaart – leuchtend rotes Haar -, aber nichts davon gab es auf seinem Kopf.

Sommersprossen zogen sich über seine ziemlich stumpfsinnige Physiognomie, schienen jedoch seine sich blähenden Nasenlöcher zu meiden. Die Presse hatte einen Augenblick später Grund, diese großzügigen Nasenlöcher zu bemerken.

Während die Blitzlichter weiterhin aufflammten, blieb die gigantische Gestalt an der offenen Luke stehen und blies Rauch zuerst aus dem einen Nasenloch und dann aus dem anderen.

Die Quelle des Rauchs war eine lange Zigarre, die zwischen starken weißen Zähnen steckte.

Inzwischen öffnete sich sein Mund, und seine Zigarre fiel ihm in die Hand, die bequemerweise darauf gewartet hatte. Er drehte das heiße Ende der Zigarre von seiner Handfläche weg und wirbelte sie clever mit einer Technik herum, die ein Pistolenschütze des Wilden Westens einen Road Agent's Spin genannt hätte. Dann demonstrierte er den Border Transfer , indem er die Zigarre zwischen den Händen hin und her warf.

Diese Taschenspielereien machten die Presse einen Moment lang sprachlos. Dann fand ein Schreiberling die Sprache wieder.

»Sagen Sie, sind Sie Doc Savage?«, fragte er zweifelnd.

Der große Bursche warf die Zigarre hoch und fing sie mit dem Mund auf. Er kaute liebenswürdig an dem Stummel und nickte zustimmend.

Sein Hemd stand an der Kehle offen, und das exponierte Dreieck seiner Brust schien durch etwas verstreute Zigarrenasche Feuer gefangen zu haben. Näheres Hinsehen zeigte, dass das feurige Material einfach mehr von dem allzu roten Haar war, das die Hände des Riesen zierte. Beide Hemdtaschen waren mit fetten Zigarren vollgestopft.

»Ist er nicht!«, explodierte ein anderer Journalist.

Der Riese ergriff das Wort.

»Bin ich«, sagte er. Seine Stimme war ein heiseres Geflüster.

»Dummes Zeug«, schnaubte ein anderer. »Doc Savage ist ein gutaussehender Bursche, dessen Haut bronzefarben wie eine blinkende Statue ist.«

Der flüsternde Riese schien außerstande zu sein zu rufen – stattdessen stieß er einen Laut aus, als würde Dampf entweichen.

»Sie sagen, ich bin's nicht?«

»Sie passen nicht zur Beschreibung.«

»Ich bin gerade in diesem Flugzeug gelandet, nicht wahr?«

Das war ein gutes Argument, und es brachte die versammelten Journalisten dazu, sich am Kopf zu kratzen, sowohl im übertragenen Sinn als auch wörtlich.

»Ich weiß!«, explodierte ein Schreiberling. »Dieser Typ muss Monk Mayfair sein, der Chemiker von Savages fröhlicher Bande.«

»Stimmt«, warf ein anderer ein. »Mayfair hat rotes Haar, wie ich gehört habe.« Der Reporter rief: »Stimmt das? Sind Sie Andrew Blodgett Mayfair?«

Der kahle Riese blinzelte, öffnete den Mund, schloss ihn geistesabwesend wieder und kratzte sich das rote Fell am offenen Kragen seines Hemds.

»Nö«, sagte er.

»Vielleicht ist er Renwick, der Ingenieur. Was ich so weiß, ist er ein ziemlich imponierende Typ.«

»Wieder falsch«, sagte der pelzige Riese.

»Sie sind nicht Long Tom, der elektrische Zauberkünstler«, wurde ihm gesagt. »Long Tom ist ein dünner, armselig wirkender Bursche. Und Sie sind nicht Johnny, der Archäologe, auch nicht Ham, der Anwalt. Wer sind Sie also dann?«

»Ich hab's Ihnen gesagt. Doc Savage.« Der Mann klemmte sich wieder die Zigarre zwischen die sehr weißen Zähne und zog die Lippen zu einem Willkommenslächeln zurück. »Wer möchte als erster ein Interview mit mir?«

Ein Mann hob eifrig einen Stift. Ein weiterer schob ihn wütend nach unten und sagte: »Mach dich nicht zum Trottel. Das ist nicht Doc Savage. Er ist notorisch pressescheu.«

»Vielleicht habe ich meine Einstellung geändert«, sagte der Riese, der sich Doc Savage nannte, heiser. Er trat gegen ein paar selbst entfaltende Stufen, und sie formten sich zur Treppe. Er kam herab. Die Stufen ächzten hörbar unter seinem Gewicht.

»Ich nehme Sie einen anderen nach dem anderen dran oder alle gleichzeitig«, verkündete er. »Was soll's sein, meine Herren?«

Die Presseleute zögerten. Die Skepsis auf ihren Gesichtern verdunkelte sich zu offener Feindseligkeit.

»Man sollte Sie verhaften, mein guter Mann«, sagte ein Reporter entrüstet.

»Weswegen?«, fragte das Zigarre rauchende Individuum unschuldig. Es hatte leuchtende blaue Augen, die fröhlich funkelten.

»Dafür, so zu tun, als ob sie einer der größten Männer seit Richard Löwenherz seien, dafür.«

»Richard Löwenherz?«, überlegte der Kahlköpfige und verzog voller Vergnügen das Gesicht. »Irgendwie gefällt mir das. Werden Sie das in ihren Artikeln bringen, wenn Sie etwas über mich schreiben?«

»Wir schreiben nichts über Sie, Sie – Sie absolut ruhmsüchtigen Schwindler! Kommt, Leute, verschwinden wir. Doc Savage – der wahre Doc Savage – wird jetzt jeden Moment eintreffen.«

Niemand schaute sich in diesem Augenblick um. Was ein Glück war. Denn zwischen den Beinen der unliebenswürdigen Erscheinung, die Namen und Ruhm von Doc Savage für sich in Anspruch genommen hatte, schoss eine gleichermaßen unliebenswürdige Kreatur hervor.

Mit einer Schnelligkeit, die seiner bulligen Gestalt Hohn sprach, beugte sich der kahlköpfige Riese herab, hob das quietschende Tier auf und schob es sich unter einen muskulösen Arm. Dann zog er sich unter einer Stille, die unheimlich war, in das von einem Vorhang bedeckte Innere des Flugzeugs zurück.

Eine quietschende Stimme fragte: »Hat funktioniert, hm?«

»Scheint so«, erwiderte der stämmige kahlköpfige Riese mit einer Stimme, die sich deutlich von dem heiseren Geflüster unterschied, das er zuvor gebraucht hatte. Die Stimme war tief, kultiviert und bemerkenswert gefärbt. Sie verfügte gleichfalls über eine beeindruckende Macht, die nicht zu der quietschfidelen Persönlichkeit passte.

»Nicht wegen dir, du Ausbund an Hässlichkeit!«, knurrte eine schnippische Stimme. »Dein blödes Schweinchen hat beinahe die gesamte Vorstellung verraten.«

»Du lässt mein Schwein in Ruhe, du Verkehrsunfall-Jäger!«

»Es könnte ratsam sein«, ging der raue Riese mit der wohl modulierten Stimme dazwischen, »die Stimme zu senken. Die Pressevertreter könnten mithören.«

*

Sogleich beendete das Paar seinen Streit. Es war ein merkwürdiges Duo. Der Besitzer der kindlichen Stimme war ein vierschrötiger, affenähnlicher Mann, der lange, behaarte Arme dem ihm gereichten Tier entgegenstreckte.

Enge Freunde kannten ihn als Monk, aber der Name auf seinem Briefkopf lautete wesentlich beeindruckender: Lieutenant Colonel Andrew Blodgett Mayfair . Er war Industriechemiker. Vielleicht der beste auf seinem Gebiet. Jemandem, der ihm das erste Mal begegnete, konnte man verziehen, wenn er diese Behauptung anzweifelte.

Denn Monk Mayfair ähnelte nichts so sehr wie einem menschlichen Gorilla. Er war fast ebenso breit wie groß und mit einem Pelz bedeckt, dessen Färbung an an rostig gewordene Nägel erinnerte. Seine Augen waren sehr klein und funkelten tief in knorpeligen Höhlen in einem humorvollen Licht. Seine Arme waren so lang, dass er sich anscheinend die Schuhe zubinden konnte, ohne sich zu bücken.

Monk hob das quiekende Tier liebevoll auf, was zeigte, dass es ein Schwein war – aber kein gewöhnliches Mitglied der Ferkelfamilie.

Das Schwein hatte das Alter längst überschritten, zu dem die meisten seiner Art zu Frühstücksspeck verarbeitet worden waren, dennoch war es nicht größer, als es wenige Wochen nach dem Wurf gewesen war. Etwas hatte es am Wachstum gehindert.

Das Schwein war Habeas Corpus, Monks Schoßtier. Monk hatte Habeas einem Araber in Arabien abgehandelt. Der Araber hatte behauptet, Habeas würde wilde Wüstenhyänen einfangen und die Kadaver ins Lager schleifen, wo sie ein Ärgernis darstellten. Wüstenaraber dieses Stammes waren notorische Lügner, dennoch hatte Habeas seine Qualitäten. Seine Ohren waren fast so groß wie die eines Elefanten, er hatte die langen Beine eines Hundes, eine Schnauze, die so gebaut war, dass er damit in Löcher geringen Durchmessers eindringen konnte – und der Rest von ihm war vernachlässigbar.

Der andere Mann, Brigadegeneral Theodore Marley Brooks – von denjenigen, die eng genug mit ihm befreundet waren, dass sie es sich trauten, Ham genannt – wurde als einer der cleversten Anwälte erachtet, die Harvard jemals hervorgebracht hatte. Er schliff sorgfältig die rasiermesserscharfe Schneide seines Stockdegens. An die Spitze der Klinge hatte er eine klebrige Komponente angebracht. Es handelte sich um eine Droge, und eine kleine Menge in einer offenen Wunde führte zu sofortiger Bewusstlosigkeit. Hams Stockdegen musste einem Gegner lediglich eine winzige Wunde zufügen, damit der Betreffende das Bewusstsein verlor.

»Ich habe mir sagen lassen, Schinken ist beim Frühstück hier in England sehr beliebt«, murmelte er und beäugte das Schwein. »Vielleicht schneide ich morgen eine Scheibe zu meinen Eiern ab.«

»Wenn du Habeas auch nur ein Haar krümmst«, warnte ihn Monk, »mache ich aus deinem Affen eine Fellmütze und zwinge dich, sie zu tragen.«

Ham runzelte die Stirn und blickte sich um. »Wo ist Chemistry?«

Einen Augenblick später kam eine plappernde, Pint-große Ausgabe von Monk Mayfair hinter einigen Kisten mit Ausrüstungsgegenständen hervor, wo sie gekauert hatte. Es war eine Art von Zwergaffe. Nur zu welchem Zweig der Affenfamilie Chemistry gehörte, war eine Frage, die selbst einen Experten in Verwirrung gestürzt hätte.

Chemistry warf einen Blick auf den kahlköpfigen Oger, der sich Doc Savage genannt hatte, und zog sich aufgeregt plappernd zurück.

»Das soll mich doch«, brüllte Monk. »Dieser schwachsinnige Affe von Hams fürchtet sich vor dir, Doc.«

»Und warum nicht?« Ham sah ihn mit blitzenden Augen empört an. »Das ist eine perfekte Tarnung. Sie würde jeden täuschen.«

Monk schnaubte verächtlich. Beide blickten einander funkelnd an. Das war schon ein Gegensatz, der angenehm hässliche Monk und der charmante Ham mit den scharfen Zügen, der makellos in einen Morgenrock und gestreifte Hosen gekleidet war. Es hieß, wenn Ham Brooks die Park Avenue hinabspazierte, würden die besten Schneider Seufzer ausstoßen, voller Entzücken darüber, Kleidung zu sehen, die so getragen wurde, wie sie getragen werden sollte.

Sollte es eine Umfrage hinsichtlich gut gekleideter Männer in Amerika geben, auf der Hams Name nicht auftauchte, so wäre es ein Unglück.

Zusammen mit Johnny Littlejohn waren sie Teil von Doc Savages Gruppe von Helfern. Die verbliebenen Assistenten, Colonel John »Renny« Renwick, ein Ingenieur von internationalem Ruf, und Major Thomas J. »Long Tom« Roberts, der berühmte elektrische Zauberer, hielten sich in anderen Teil der Welt auf, wo sie ihren jeweiligen Berufungen nachgingen.

Long Tom hielt sich zur Zeit in Europa auf und versuchte, einen Vorrat eines seltenen Minerals zusammenzubekommen, Rhenium, das bei der Herstellung eines neuen Typs von Röntgenröhre unerlässlich war, die eine Revolution der Chirurgie versprach, während Renny damit beschäftigt war, eine malaysische Gummiplantage daraufhin zu erkunden, wie eine Bahnlinie verlaufen müsste, die nötig war, um die Produkte auf den Markt zu bringen.

*

»Wir rollen unser Flugboot besser in den Hangar, bevor wir uns in die Stadt aufmachen«, sagte das rot bepelzte Ungeheuer, das mit »Doc« angesprochen worden war.

Er schritt zum Cockpit und ließ seinen stämmigen Körper hinter das Steuer des Piloten fallen. Ein Druck auf die Selbstzünder holte die großen Triebwerke brüllend ins Laufen zurück.

Es gab einen Hangar, dessen Tore offen waren, und er lenkte die dreimotorige Maschine ins unbeleuchtete Innere.

Sobald das Heck die Schwelle überschritten hatte, sprangen Monk und Ham aus der offenen Luke und eilten, das Tor zu schließen.

Ein Mechaniker, der erwartungsvoll grinste, rannte zur Luke.

»Also, wo isser?«

»Ist wer?«, fragte Monk misstrauisch.

»Der Amerikaner, Doc Savage.«

»Warum glauben Sie, dass Doc Savage an Bord dieses Busses ist?«

»Ich habe mitgekriegt, wie sie im Betriebsgebäude davon geredet haben, deshalb.«

»Es sollte ein Geheimnis sein«, beharrte Ham.

»Verdammich, das kann kein Geheimnis bleiben, wenn 'oratio 'arris davon gewusst hat, oder?«

»Also bist du der Vogel, der herumgepiepst hat«, knirschte Monk.

»Entschuldigen Sie?«

»Jemand hat die Presse von Docs Ankunft informiert«, sagte Ham betont.

»Das war ich. Teile deinen Reichtum, sag ich immer.«

Dann steckte der kahlköpfige Riese den Kopf heraus. Er griff in eine der beiden Hemdtaschen, die an kurze Bandelieren erinnerten, nur dass sie mit Zigarren vollgestopft waren und nicht mit Kugeln.

Er zog einen Stumpen heraus und hob ihn an den Mund. Daraufhin biss er das Ende ab und spuckte den Rest auf den Hangarboden.

Der Mechaniker namens Horatio Harris trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

»Na, da soll mich doch! Wer im Namen des Königs seid ihr?«, platzte er heraus.

»Das ist Doc Savage«, erwiderte Monk beiläufig.

»Erkennen Sie ihn nicht?«, fügte Ham hinzu, dessen Augen belustigt leuchteten.

»Mann, das is nich Doc. Ich hab mal ein Foto von ihm gesehen. Er is 'n strammer Kerl mit Augen wie zwei Gold-Jimmy-O'Goblins, oder zumindest heißt es so.« Horatio Harris sah finster drein. »Wer sin Sie – der blühende amerikanische Goliath?«

»Sie können mich«, erwiderte der Riese und kehrte zu seiner heiseren, flüsternden Sprechweise zurück, »Bell nennen.«

»Bell?«

»Behemoth Bell.«

»Nie von Ihnen gehört.«

»Sie könnten sagen, er ist der Neue in unserer Gruppe«, warf Monk ein.

»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen - glaube ich«, stammelte Horatio. »Aber wenn ich so kühn sein darf zu fragen, wo Doc Savage ist?«

Der Riese, der sich Behemoth nannte, trat vom Flugzeug weg.

»Er ist nicht an Bord«, erwiderte er.

Eine Feststellung, die, genau besehen, die Wahrheit nicht strapazierte.

»Ach, nee! Ich hab sie davon reden hören.«

Behemoth zuckte liebenswürdig die Achseln. »Sehen Sie selbst nach.«

Der Mechaniker nahm Behemoth Bells Einladung beim Wort. Er war nicht sehr lange im Flugzeug. Er kam wieder heraus, mit beschämtem Gesicht.

»Sie haben die völlige Wahrheit gesagt, allerdings.«

»Sagte ich doch«, meinte Behemoth Bell.

»Jetzt gehen Sie los und sagen sie diesen neugierigen Schreiberlingen, dass Sie denen einen vom Pferd erzählt haben«, knurrte Monk. »Und das wird Sie vielleicht lehren, keine Geschichten zu wiederholen, die nicht stimmen.«

»Recht haben Sie, Sir. Recht haben Sie.«

Horatio Harris verließ den Hangar, ein geschlagener Held.

Nachdem er verschwunden war, riss Monk den großen Mund zu einem Grinsen auf.

»Dieser Behemoth, der ist bestimmt ein Ding, wenn man ihn dabei hat.«

Ham Brooks nickte. »So sehr ich es ja hasse, Monk zuzustimmen, Doc, das ist das zweite Mal, dass diese Verkleidung von Nutzen war. Das Geheimnis des Mannes im Mond vor ein paar Monaten wäre nicht gelöst worden, hätten Sie ihn nicht erfunden.«

Im Gegensatz zu seinem gut gelaunten Verhalten vor den Nachrichtenleuten und dem neugierigen Mechaniker teilte der verkleidete Doc Savage – denn der selbsternannte Behemoth war der Bronzemann – nicht das Vergnügen seiner Gehilfen.

»Wir müssen los«, sagte er.

Ihre Schoßtiere im Schlepptau, folgten Monk und Ham dem rot bepelzten Riesen. Sie gaben sich alle Mühe, sich fern von der Schar an Reportern zu halten, die eifrig damit beschäftigt waren, jedem Flugzeug nachzujagen, das gerade landete, immer in der vagen Hoffnung, Doc Savage festzumachen.

*

Ein Taxi brachte sie zu einem Hotel in der Nähe des Hyde Parks, wo Redner auf Kisten, einer langen Tradition folgend, sich zu wichtigen Angelegenheiten äußerten, sowohl aktuellen als auch vermeintlichen.

Monk und Ham waren erfreut darüber, dass Doc Savage sich als der fiktive Behemoth Bell eingetragen hatte. Sie nahmen ihre Zimmer in Besitz, verkündeten, sie seien zufriedenstellend, und versammelten sich in Docs Zimmer.

»Soll ich Johnny anrufen, Doc?«, fragte Monk.

»Ich war sehr darauf bedacht, Johnny zu sagen, dass der Zweck meines Besuchs in London eine Rede bei der wissenschaftlichen Gesellschaft sei. Ich wollte seine Erwartungen nicht allzu sehr in die Höhe schrauben.«

Monk starrte seinen bronzefarbenen Chef an. »Das haben Sie uns auch gesagt«, brummelte er.

Ham holte nachdenklich seinen Degen hervor. »Ja, aber Sie haben darum gebeten, dass wir uns auf jeden Fall Ihnen anschließen. Da bin ich etwas misstrauisch geworden.«

»Mein wahrer Grund dafür, nach London zu kommen, könnte eine Handlung nach sich ziehen oder auch nicht«, sagte Doc, der seine Kopfhaut abschälte. Glatt gekämmtes Haar trat zutage, das die Farbe von Bronze hatte und so dicht am Kopf lag wie eine Schädelkappe.

Transparente Muscheln, die Behemoth Bells Augen ihre fröhliche blaue Färbung verliehen, kamen heraus und zeigten Sehorgane von überraschenden Eigenschaften.

Sie waren wie Tümpel mit Goldflocken, die ständig in Bewegung waren. Es war etwas Hypnotisches, Zwingendes an der Weise, wie diese Goldflöckchen von winzigen, rastlosen Winden aufgerührt wurden. Es waren Augen, die abwechselnd jemanden beruhigen oder beunruhigen konnten, der in ihre goldenen Tiefen blickte – je nach Stimmung des Besitzers.

Aus einer Reisetasche kamen Chemikalien, durch deren Anwendung die Sommersprossen aus Doc Savages Gesicht gerieben wurden. Zugleich erschien der rötliche Hauch seiner Haut. Die feinporige Haut war ebenfalls bronzefarben – obwohl etwas heller als die Tönung seines Haars.

Während er am Werk war, schien Doc Savages Haltung größer zu werden. Drähte kamen aus seinen Nasenlöchern heraus, so dass sie wieder normal groß wurden. Die Entfernung von Kitt stellte die korrekten Konturen seiner flach gedrückten Nase wieder her. Die Entfernung von Zahnprothesen nahm der quadratischen Kinnlade ihre Form, und die Zähne, die in seinem Kopf verblieben waren, wären für einen habgierigen Zahnarzt eine einzige Enttäuschung gewesen.

Die Entfernung der Schminke hatte eine Veränderung zur Folge, die nichts weniger als überraschend war.

Doc Savage war ein Riese von Mann, aber an seinem Körperbau war nichts Fleischiges. Seine Halssehnen, die Sehnen an den Handrücken mit den langen Fingern wirkten ebenso geschmeidig wie Bündel von Violinsaiten. An seinen Bewegungen war eine fließende Leichtigkeit, die auf große Beweglichkeit und herkulische Kraft hindeutete. Seine Statur, seine ungewöhnlich regelmäßigen Züge, die entschiedene Bronzefärbung seiner Haut – ein Ergebnis dessen, dass sie lange der tropischen Sonne ausgesetzt gewesen war – erzeugten ein unverkennbares und einnehmendes Bild.

Das generelle Ergebnis war, dass Doc Savage ebenso auffällig war, als ob er eine Fahne trüge.

Daher die Notwendigkeit – so ermüdend es ja war -, hin und wieder eine ausgeklügelte Verkleidung anzulegen, um problematische Situationen zu vermeiden, zu denen nicht zuletzt Mitglieder der vierten Gewalt zählten. Doc Savage hatte viele Feinde.

Doc wandte sich vom Spiegel ab. Er legte die Zigarren beiseite. Er rauchte nicht, eine generelle Regel.

»Du kannst«, sagte er, »in Johnnys Hotel anrufen.«

»Nur zu gerne«, sagte der haarige Monk. Er nahm den Telefonhörer auf, und die Rezeption stellte die Verbindung her.

»Was sagen Sie da?«, quietschte er, nachdem er darum gebeten hatte, mit Johnny Littlejohns Zimmer verbunden zu werden. »Johnny ist seit gestern nicht mehr gesehen worden?«

Der geschniegelte Ham rückte näher, ein interessierter Zuhörer.

»Und er ist zu seiner Vorlesung heute nicht erschienen?«, fügte Monk hinzu.

Doc Savage stieß so leise, dass es im Hotelzimmer kaum zu vernehmen war, ein kleines Trillern aus. Der Ton war exotisch, ebenso merkwürdig wie das Lied eines tropischen Vogels oder die Launen eines Winds in der Wüste voller arktischer Eistürmchen. Die hervorstechendste Eigenschaft der Triller war, dass sie scheinbar von überall her kamen und nicht von einer bestimmten Stelle im Zimmer. Es hatte eindeutig etwas von Bauchrednerei.

Der Laut war eine kleine, unbewusste Sache, die Doc Savage in Augenblicken geistiger Beanspruchung von sich gab, oder wenn er über eine ungewöhnliche Vorgehensweise nachdachte, oder wenn er sehr verwirrt war.

Doc rutschte zum Telefon hinüber und nahm Monk den Apparat aus der Hand, als ob Monk, der Silberdollars zwischen Daumen und Zeigefinger verbiegen konnte, bloß die Stärke eines Kindes hätte.

»Wie lange ist Johnny schon vermisst?«, verlangte Doc zu wissen.

»Seid letzter Mitternacht«, informierte ihn der Rezeptionist.

»Ist sein Zimmer durchsucht worden?«

»Nein. Dies ist noch keine polizeiliche Angelegenheit.«

»Rühren Sie nichts in seinem Zimmer an. Wir werden gleich drüben sein«, sagte Doc und legte auf.

»Meinen Sie, dass dem alten Johnny etwas zugestoßen ist?«, überlegte Monk.

»Johnny ist niemand, der ohne guten Grund seine Vorlesung ausfallen lässt – oder ohne sich zumindest zu entschuldigen«, sagte Doc.

»Dann los!«, rief Monk.

Ein Taxi ließ sie vor einem Hotel im Earl's Court-Viertel von London hinaus. Sie betraten das Gebäude und versuchten, den Rezeptionisten in ein Gespräch zu verwickeln, wobei sie in seriösen britischen Augen einen seltsamen Anblick boten.

Nachdem der Rezeptionist wieder zu Sinnen gekommen war, stammelte er eine Antwort auf Docs Frage.

»Während ich gestern Dienst hatte, ist Sir William nicht von seiner Vorlesungen zurückgekehrt«, sagte er.

»Sir William?«, brummelte Monk.

»Johnny, du Blödmann!«, fauchte Ham. »Hast du nicht gewusst, dass sie ihn zum Ritter geschlagen haben?«

»Jetzt hör mal damit auf, sonst passiert dir was anderes«, warnte ihn Monk.

»Und was?«

»Ich schlag dich auch, aber tot, du Patentanwalt.«

Monk und Ham hatten einen speziellen Zug. Es erschien unausweichlich so, als ob jeder von beiden versuchte, die Welt von der Gegenwart des anderen zu befreien, und sie erweckten den Eindruck, als wären sie wie Hund und Katze und nur unfreiwillig im selben Boot. Wenn sich jedoch etwas Ernsthaftes entwickelte, arbeiteten sie in perfekter Harmonie zusammen. Es hatte sich gezeigt, dass wenn tatsächlich etwas Hams Sicherheit bedrohte, der haarige Monk sein Leben aufs Spiel setzte, um seinem Partner zu helfen. Und Ham täte dasselbe.

»Wir hätten gern den Schlüssel zu Johnnys Zimmer«, sagte Doc Savage.

Prompt wurde der Schlüssel überreicht, und sie nahmen einen quietschenden Aufzug drei Stockwerke zu dem Zimmer, das Johnny gehört hatte.

Sie fanden es völlig leer vor. Kein Anzeichen eines Kampfes. Keine Notizen.

Monk holte einen winzigen Apparat aus einer Manteltasche, nicht unähnlich einer Balgenkamera. Sie hatte eine Linse von purpur-schwarzer Färbung. Er warf einen Schalter um. Nichts geschah, aber die Abwesenheit von sichtbarem Licht schien den haarigen Chemiker nicht weiter zu stören.

Er umkreiste das Zimmer, richtete die Linse auf Wände, auf den Holzfußboden und andere ebene Oberflächen, wobei sich Falten der Konzentration auf dem hässlichen Gesicht bildeten.

Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Fenstern und dem Spiegel im Bad.

»Etwas zu sehen, du Affe?«, fragte Ham.

»Nichts«, erwiderte Monk und schaltete ab. »Johnny hat keine Botschaft mit unserer Spezialkreide hinterlassen, die glüht, wenn sie ultraviolettem Licht ausgesetzt ist.«

Schäumend stand Ham Brooks in der Mitte des Zimmers.

»Verdammt noch eins«, knurrte er. »Das sieht Johnny gar nicht ähnlich.«

»Vielleicht solltest du dir diesen Harvard-Akzent abgewöhnen, du Winkeladvokat.«

»Warum?«

»In diesem Teil der Welt hörst du dich wie die Imitation eines Engländers an.«

Ham lief purpurrot an und schien dicht davor, etwas zu sagen, als Doc Savage plötzlich in einen Papierkorb griff und eine weggeworfene Zeitung herausholte. Die Zeitung war sauber gefaltet.

»Die hat Johnny weggeworfen«, sagte Doc.

Monk beäugte das Blatt. »Ja. Als ob dieser Knochensack hingehen und eine Zeitung so sauber zusammenfalten würde, bevor er sie in einen Papierkorb wirft.«

Doc entfaltete die Zeitung, wobei seine goldgeflockten Augen den Titelkopf überflogen. »Die Ausgabe von gestern Abend«, sagte er.

»Vielleicht hat Johnny etwas gelesen, das ihn zum Aufbruch veranlasst hat«, wagte sich Monk hervor.

»Genau das dachte ich auch«, sagte Doc und blätterte durch die Zeitung.

Der herausgerissene Abschnitt befand sich auf Seite vier.

Sie durchsuchten das Zimmer auf das fehlende Teil. Monk spähte in den Papierkorb, und Ham suchte unter dem Bett.

»Kein Ausschnitt«, verkündete Monk.

»Der Schlüssel mag in dem liegen, was ausgeschnitten wurde.« Doc drehte die Seite um. Auf der anderen Seite war eine Werbeanzeige. Das fehlende Teil war zweifellos auf Seite vier gewesen.

Doc ging zum Telefon und bat die Vermittlung, ihn mit dem Herausgeber der fraglichen Londoner Zeitung zu verbinden.

Nachdem Doc sich identifiziert hatte, fragte der Herausgeber: »Wie um alles in der Welt sind Sie an meinem Mann am Flughafen vorbeigeschlüpft?«

»Nicht wichtig«, erwiderte Doc. »Ich hätte gern eine Information über einen Artikel, der in der ersten Spalte auf Seite vier in Ihrer Ausgabe vom späten Abend gestanden hat.«

»Wären Sie mit einem Interview einverstanden, wenn ich Ihrem Ersuchen nachkomme?«

»Nein«, gab Doc zurück.

»Dann sehe ich nicht, warum ich Ihnen helfen sollte.«

»Es betrifft das mögliche Verschwinden eines meiner Gehilfen. Johnny Littlejohn.«

Das machte einen Unterschied. »Sir William? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, mein guter Mann? Einen Augenblick.« Der Herausgeber kehrte zurück und las vor einem Hintergrund raschelnder Zeitungen den Bericht über das Verschwinden des mysteriösen X-Man aus einer schottischen Irrenanstalt.

»Vielen Dank«, sagte Doc und legte auf.

Monk und Ham waren eifrige Zuhörer des Gesprächs gewesen.

»Doc«, sagte Ham, »meinen Sie, Johnny ist hinter diesem X-Man her gewesen?«

»Es sollte möglich sein, das mit Bestimmtheit zu entscheiden«, erwiderte Doc. Er machte sich zur Tür auf. Sie war verschlossen, und ein scharfes Klopfen ließ den Beschlag klappern, bevor der Bronzemann eine Hand auf den Türknauf legen konnte.

Er warf die Tür auf. Es war der Rezeptionist.

»Entschuldigen Sie bitte«, stammelte der Rezeptionist. »Aber ich habe gerade ein Telefonat mit dem Nachtportier geführt.«

»Weiter«, wies ihn Doc an.

»Anscheinend hat Sir William etwa um Mitternacht gefragt, wie er zu einer kleinen schottischen Stadt gelangen würde.«

»Die Stadt heißt Stirling?«, fragte Doc.

Der Rezeptionist hob überrascht eine Augenbraue. »Meine Güte, ja. Woher haben Sie das gewusst?«

»Rufen Sie bitte ein Taxi«, verlangte Doc.

»Wohin, soll ich sagen?«

»Flugplatz Croydon.«

»Ich schätze«, sagte Monk zu Ham, »das bedeutet, dass wir nach Stirling wollen. Und Doc wird sich nicht mal dazu herablassen, uns den wirklich Grund zu nennen, weshalb wir nach London gekommen sind.«

Auch klärte sie der Bronzemann nicht auf, als sie das Zimmer verließen, das dem vermissten Archäologen gehört hatte.

Der Zyklon hatte seine letzten Opfer eingesammelt.

Doc Savage - Das vergessene Imperium

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