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Kapitel 1: Der Mann in der Irrenanstalt

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Die mysteriösen Vorfälle begannen in einer Irrenanstalt.

Wenn diejenigen, die in die Sache verwickelt waren, später darauf zurückblickten, begriffen sie, dass sich die mysteriösen Vorfälle schon einige Zeit vor dem Vorfall in der Irrenanstalt wie ein Sturm zusammengebraut hatten, brüllend und tosend wie ein schwarzer, unaufhaltsamer Zyklon.

Verglichen mit den Institutionen, die für die Geistesgestörten im vergangenen Jahrhundert üblich waren, war die Anstalt für geistig Behinderte in Wyndmoor – gelegen in einer grünen Vorstadt in Schottland – eine humane Einrichtung. Die meisten der Insassen hatten Privatzimmer. Auf dieses medizinische Utensil, die Zwangsjacke, wurde selten zurückgegriffen.

Die eine Ausnahme von dieser Regel war auf einen zellengleichen Raum beschränkt, wo die Wände gut gepolstert waren, um den Insassen davor zu beschützen, sich selbst zu verletzen. Geistig verwirrte Patienten verfielen manchmal der verstörenden Angewohnheit, wiederholt den Kopf gegen Mauern und andere feste Dinge zu schlagen.

An der Tür zu dieser Zelle stand ein Name. Ein merkwürdiger Name – aber in Anbetracht der seltsamen Dinge, die da kamen, sehr passend. Der Name lautete:

X-MAN.

Es war der einzige Name, bei dem das Individuum – um das sich das gewaltige Geheimnis rankte – bekannt war. Seine wahre Identität blieb ein Geheimnis. Es gab sogar einige Zweifel an einer früheren Identität. Als er nach seinem Namen gefragt wurde, hatte er erwidert: »Ich bin X-Man.« Seine Stimme war hohl gewesen, als ob ihm sämtliches Leben ausgesaugt worden wäre.

Es wurde bemerkt, dass in der Sprache der Wissenschaft X für das Unbekannte stand. Daher mochte X-Man ein unbekanntes Individuum bedeuten. Der Name war so gut wie jeder andere auch.

X-Man war eine Zeitlang ein Modell-Patient gewesen, und zwar seit der Zeit seines Auffindens, wie er halb verhungert durch die schottische Landschaft gewandert und von den untersuchenden Ärzten für geisteskrank erklärt worden war. Er war wie ein Bürger des alten Roms gekleidet gewesen. Auch wenn er zeitgenössisches Englisch sprach, so wurde er doch oft belauscht, dass er mit sich selbst in einer Sprache redete, in der gebildetere Menschen klassisches Latein erkannten.

»Völlig beknackt.« So hatte es einer der Ärzte einem anderen gegenüber ausgedrückt.

»Aber immerhin ein netter Bursche«, erwiderte sein Kollege.

»Gewiss nicht gewalttätig.«

Und so war X-Man nach Wyndmoor eingewiesen worden und hatte ein nettes Privatzimmer mit hübschen Krankenschwestern erhalten, die sich um seine Bedürfnisse kümmerten. Sämtliche Krankenschwestern in Wyndmoor waren hübsch, denn es war wohlbekannt, dass es nichts gab wie eine sehr elegante junge Dame, um einen deprimierten Mann so weit zu bringen, dass er weiterleben wollte.

Allerdings schien der unselige Wahnsinnige weiblichem Charme gegenüber so gut wie unempfindlich zu sein. Was als weiterer Beweis für seine geistige Instabilität erachtet wurde.

Das Einzige, woran er Interesse gezeigt hatte, war eine Forderung nach Topfpflanzen gewesen, um sein Zimmer aufzuhellen. Diese Forderung stellte er in akzeptablem, jedoch tonlosem Englisch.

Nachdem er die Topfpflanzen erhalten hatte, hatte er prompt einige herausgerissen und weggeworfen. Andere jedoch hatte er behalten. Die leeren Blumentöpfe hatte er zu den anderen aufs Fensterbrett gestellt, und binnen Wochen waren neue Pflanzen gewachsen.

Niemand dachte sich viel dabei.

*

An einem Sommermorgen war ein Fenster offen gelassen worden. Der Duft nach Frühstücks-Bücklingen hatte schließlich eine streuende Katze angezogen. Die Katze war auf das Fensterbrett des Privatzimmers von X-Man gesprungen. Gitter wurden für die Fenster von Wyndmoor als unnötig erachtet. Die Patienten – keine Insassen – wurden so gut gepflegt, dass man von einem Fluchtversuch eigentlich nie gehört hatte.

Wie später rekonstruiert wurde, war der seltsame hohlwangige Patient geflüchtet und hatte dabei gekreischt, dass die Katze versuchte, ihn zu verschlingen.

Er wurde zusammengekauert in einem Putzraum gefunden, zitternd und jammernd. Die Furcht stand ihm in den Augen wie bei einem geprügelten Kind.

Da wurde die Zwangsjacke aus dem Vorratsraum geholt, und die Krankenhausverwaltung schloss widerstrebend den selten genutzten Raum mit den gepolsterten Wänden auf, während zwei stämmige Krankenpfleger den Mann hineinschleiften.

Bei dieser Gelegenheit kamen die winzigen schwarzen Samen ans Licht.

Man entdeckte sie in dem alten Gewand, das X-Man seit seiner Einkerkerung getragen hatte. Es war eine Art Tunika, weiß, jedoch goldgesäumt. X-Man hatte es getragen, als er von den schottischen Behörden aufgefunden worden war, und er hatte so sehr daran gehangen, dass ihm erlaubt wurde, es weiterhin zu tragen, außer, wenn es gewaschen werden musste. Ihm hatte die weiße Tunika gewaltsam abgestreift werden müssen, damit man die Zwangsjacke um seinen sich wehrenden Leib legen konnte.

Der Pfleger, der die Samen entdeckte, brachte sie zum Direktor des Instituts, einem Dr. John Gilchrist, der im Jargon seiner schottischen Mitbürger als »Moralapostel« galt.

»Du sagst, diese Samen waren an seiner Person?«, fragte Dr. Gilchrist und legte sich die Samen auf die Handfläche.

»Ja, und es war ein verdammter Kampf, ihn so weit zu bringen, dass er sie losließ«, berichtete der Pfleger.

Dr. Gilchrist untersuchte die Samen. Sie waren so winzig, dass es sich um ungewöhnliche große Pfefferkörner hätte handeln können. Aber es waren Samen. Dr. Gilchrist, der selbst einen Garten hinter dem Institut pflegte, war sich da absolut sicher. Allerdings verblüffte ihn die Samenart und die Art von Pflanze, die daraus entstehen mochte, wenn man sie auskeimen ließe.

Er wusste nichts von den Pflanzen, die in den Blumentöpfen wuchsen, aus denen X-Man andere Pflanzen gezogen hatte.

Beim nächsten Mal, als er nach X-Man in der Zelle mit den gepolsterten Wänden schaute, nahm er die Samen mit, die der Mann nur so ungern verlieren wollte.

»Ist dieser Mann gewalttätig gewesen?«, fragte Dr. Gilchrist den Pfleger, der für diesen speziellen Flur der Irrenanstalt zuständig war.

»Nein«, erwiderte dieser.

»Ich würde gern mit X-Man sprechen«, sagte Dr. Gilchrist.

Ein großer Messingschlüssel drehte sich knirschend im Schloss, und die Tür ging auf.

X-Man lag auf einer Pritsche, auf dem Rücken, die Augen auf die Decke fixiert, die einzige Oberfläche, die nicht gepolstert war, weil sie vier Meter über dem Kopf selbst des größten Mannes hing.

»Ist Ihnen nach Plaudern zumute?«, fragte der Arzt lockend.

Als keine Antwort erfolgte, wiederholte Dr. Gilchrist seine Frage auf Latein.

Der Mann starrte weiterhin an die Decke. Er war, wie Dr. Gilchrist überlegte, kein hoffnungsloser Fall. Zumindest war es so bis zu dem Vorfall mit der gefleckten Katze erschienen. Insgeheim hatte sich der Arzt – er war ein Psychologe, ausgebildet in Edinburgh und Wien – schon gefragt, ob X-Man vielleicht nicht eher an einer Art traumatischer Amnesie litt und nicht an Wahnvorstellungen. Aber der Mann hatte darauf beharrt zu wissen, wer er war. Er war X-Man. In diesem Punkt war er sehr bestimmt gewesen.

Darüber hinaus bot er nur sehr wenig von sich selbst. Er zeigte keine der gewöhnlichen Wahnvorstellungen, wie es jene Patienten taten, die davon überzeugt waren, dass sie berühmte Menschen waren wie Napoleon oder Oliver Cromwell. Gegenwärtig residierten zwei Cromwells in Wyndmoor. Der hier wohnende Napoleon war dem Ausbruch der spanischen Grippe erlegen, die während des Weltkriegs eine solche Geißel geworden war.

Dr. Gilchrist hatte keine historische Person mit Namen X-Man gefunden.

Er blickte auf den schweigenden Mann auf der Liege hinab und musterte seine Züge. Sie waren stark und überraschend dunkel für einen Mann, der seit jetzt nahezu einem Jahr in einer Irrenanstalt eingesperrt war. Er schien überhaupt kein hellhäutiger Brite zu sein. Seine Augen waren ziemlich schwarz, wie Oliven. Und sein Haar, bis auf die Kopfhaut geschoren, war absolut schwarz und neigte zu männlichen Locken.

»Wenn ich es recht verstehe, hatten wir einen kleinen Anfall wegen einer streunenden Katze«, sagte Dr. Gilchrist. X-Man starrte weiterhin an die Decke. Dr. Gilchrist fuhr mit einer Hand über die Augen des Patienten. Diese Technik funktionierte. Die Trance des Mannes war durchbrochen. X-Man blinzelte mit den tief schwarzen Augen, und sein Blick suchte den des Arztes.

»Erinnern Sie sich an die Katze?«, fragte Dr. Gilchrist. »Sie wollte Ihre Bücklinge und die Milch stehlen?«

X-Mans Stimme war dünn und leblos, ziemlich so, wie sie es gewesen war, als der arme Unglückliche damals nach Wyndmoor gebracht worden war.

»Ja«, erwiderte er auf Englisch. Seine hageren Züge begannen zu zucken.

Dr. Gilchrist lächelte. »Gut. Woran erinnern Sie sich sonst noch?«

X-Man murmelte: »Es heißt, der Bürgermeister sei tot umgefallen, als er davon hörte.«

Dr. Gilchrist blinzelte verwundert.

»Diese kleinen Vögel an der Decke«, singsangte X-Man und zeigte mit dem zerklüfteten Kinn hin. »Einer davon kann sprechen. Er spricht Englisch und Französisch mit einem spanischen Akzent.«

Unwillkürlich schaute Dr. Gilchrist auf, obwohl er wusste, dass es keine sprechenden Vögel an der Decke gab. Er holte Luft.

»Und diese kleinen Vögel, was sagen sie zu Ihnen?«

X-Man kehrte das Gesicht zur Wand. Seine Stimme war verzerrt vor Qual. »Sie – sie betteln um ihr Leben. Sie betteln darum, dass – die Katzen – sie nicht – fressen.« Er schluckte schwer. »Ich möchte auch nicht, dass sie mich fressen«, sagte er dünn.

Als er diese Worte hörte, überkam Dr. Gilchrist unwillkürlich ein Schauder, der ihm am ganzen Leib unter dem weißen Kittel herablief. Er verstand, dass solche Reaktion nicht beibehalten werden sollten, wenn das menschliche Bewusstsein gesund bleiben sollte.

Als das nervliche Zucken vorüber war, fragte der Psychologe: »Kann ich Ihnen etwas besorgen?«

»Meine Pflanzen. Meine Pflanzen werden mich vor den Katzen beschützen, die mich fressen wollen.«

»Wirklich?«

»Deswegen züchte ich sie. Jetzt erinnere ich mich. Vorher – konnte ich es nicht.«

»Verstehe«, sagte Dr. Gilchrist, der ganz und gar nicht verstand. Tatsächlich war er jetzt ziemlich besorgt. In dem Jahr, während dem X-Man in seiner Obhut gewesen war, hatte er keinerlei Neigung zu Halluzinationen gezeigt. Jetzt sah er eingebildete Vögel und fürchtete sich vor schlichten Mäusejägern vom Lande.

»Woran erinnern Sie sich sonst noch?«

»Ich – ich erinnere mich daran, wer ich bin.«

Dr. Gilchrist fuhr überrascht auf. »Wirklich! Bursche, wer sind Sie dann?«

»Das wage ich nicht, Ihnen zu sagen.«

Dr. Gilchrist runzelte die Stirn. »Warum nicht?«

»Weil, wenn Imperator Kizan hört, dass ich immer noch am Leben bin, wird er seine Katzen über den See des Rauchs aussenden, um mich zu jagen.«

»Kizan? Und wer ist Imperator Kizan?«

»Ein Teufel.« Und jetzt war es X-Man, der schauderte. Er schloss fest die Augen. Der Schauder schien an den Zehen des Mannes zu beginnen, sich seinen Weg über die drahtigen Beine hinaufzuarbeiten und seinen Rumpf so gnadenlos zu erschüttern, dass der Kopf des Mannes auf seinen Schultern zitterte, bis Dr. Gilchrist gezwungen war, die Zelle zu verlassen. Sein eigener Schauder hatte wieder angefangen.

In dieser Nacht holte Dr. John Gilchrist die medizinische Akte heraus, die den Namen X-Man trug, und veränderte die Diagnose des Patienten von der einen möglichen Amnesie zu einer eindeutigen Wahnvorstellung.

Das war ein Unglück, überlegte er. Solche Patienten hatte eine schlechte Prognose. X-Man würde wahrscheinlich den Rest seiner Tage in Wyndmoor verbringen.

Als nachträglichen Einfall fügte Dr. Gilchrist seinen Notizen das Wort ailurophob hinzu und steckte den Ordner weg.

*

Am folgenden Morgen wurden, wie angeordnet, X-Mans Pflanzen in die Zelle mit den gepolsterten Wänden gebracht und so aufgestellt, dass der Patient sich ihres Anblicks erfreuen und sie riechen konnte, soweit das unter den gegebenen Umständen möglich war.

Es war notwendig, die Zwangsjacke des Patienten zweimal am Tag zu lockern, damit der Blutfluss nicht ins Stocken kam, und bei dieser Gelegenheit brach der Hurrikan unwiderruflich los.

Zwei Pfleger hatten diese Aufgabe. Sie machten sich mit Festigkeit, aber auch Sanftheit ans Werk, während X-Man auf der Kante der Pritsche saß und ziemlich benommen die Topfpflanzen anstarrte.

Die Tür war nicht völlig geschlossen, und während die Aufmerksamkeit der Pfleger auf die Messingschließen gerichtet war, welche die lächerlich langen Segeltuchärmel sicherten, die um den Leib des Patienten geschlungen waren, wurde die Tür leicht aufgeschoben.

Das zeitliche Zusammentreffen hätte nicht unglücklicher sein können.

Die letzte Schnalle war gerade gelöst worden, und sie zogen dem Mann die Zwangsjacke ab, als ob sie eine absurde Strickjacke wäre.

Als sie endlich herunter war, bemerkte X-Man die Katze.

Dem lohfarbenen Fell nach zu urteilen, war es gewiss dieselbe Katze, die X-Man zuvor schon einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Aber jener Vorfall war nichts im Vergleich zu dem Ausbruch, der erfolgte, als die Augen des geisteskranken, dunkelhäutigen Patienten auf den heranschleichenden Mäusejäger fielen.

Er stieß ein langes, jaulendes Gekreisch aus und warf mit der Kraft, die den Wahnsinnigen manchmal überkommt, die stämmigen Pfleger beiseite wie Kinder.

X-Man sprang von der Pritsche, und sein dunkles Gesicht zeigte Rinnen des Entsetzens.

»Verschwinde! Verschwinde!«, schrie er.

Überrascht vollführte die Katze einen Satz gerade in die Höhe und kam hackend, katzbuckelnd, zischend und fauchend wieder herab.

X-Man fiel über die Topfpflanzen her und schleuderte sie auf die Katze. Diese erfasste den Hinweis und jagte durch den Spalt der offenen Tür hinaus.

X-Man stand da, beobachtete die Tür, wobei sich seine Brust hob und senkte und sich das Weiße in seinen Augen zeigte, und er beachtete die beiden Pfleger nicht, die unmittelbar hinter ihm wieder auf die Beine kamen.

Die Berührung durch eine fleischige Hand auf seiner Schulter löste eine unmittelbare Reaktion bei X-Man aus.

Der erregte Mann umklammerte eine Pflanze.

X-Man fuhr herum und zerbrach den Blumentopf – er war aus dickem orangefarbenem Ton – auf dem Kopf des Mannes. Der Mann ging zu Boden, wobei er im Sturz den anderen Mann mitriss.

X-Man war zur Tür hinaus, während der Pfleger, der noch bei Sinnen war, sich wieder organisierte. Er rannte in eine wahrscheinliche Richtung und begegnete bald einer Krankenschwester, die sich gegen eine Wand gedrückt hatte und auf eine langsam zufallende Tür zeigte.

»Er – er ist da lang«, quietschte sie.

Der Pfleger hatte seit einigen Wochen ein Auge auf diese spezielle Krankenschwester geworfen. Die Überlegung, sie beeindrucken zu wollen, übernahm in ihm Oberhand über eine vernünftige Einschätzung der Sachlage. Er schlenderte zur Tür hinüber und warf sie auf.

Und ein Blumentopf krachte auf seinen dicken Schädel herab. Der Pfleger rollte die steinerne Treppe herab, dabei mit Beinen und Armen umherschlagend.

Die unbeeindruckte Krankenschwester rannte, ihrer Ansicht nach, um ihr Leben.

Ein Alarm ertönte. Sogleich lief in der Institution alles wie am Schnürchen ab.

Für eine Flucht gab es bestimmte Prozeduren, aber es war so lange her, seitdem ein Patient einen Fluchtversuch von diesem idyllischen Ort unternommen hatte, der Wyndmoor Asylum für die geistig Verwirrten darstellte, dass das Personal mehr als nur ein wenig eingerostet war.

Zimmer wurden durchsucht, ebenso sehr das weite und gut gepflegte Gelände. Rasch wurde festgestellt, dass auf dem Gelände keinerlei entkommende Patienten zu finden waren.

»Er muss immer noch im Gebäude sein«, schloss Dr. Gilchrist, der das Kommando über die Suchaktion übernommen hatte. »Sucht überall, Burschen. Hört nicht auf, bis er auftaucht.«

Die Suche ging weiter. Jeder Schrank und Vorratsraum wurde untersucht. Patienten wurden in ihren Zimmern eingeschlossen, sobald diese durchsucht waren, um der Möglichkeit vorzubeugen, dass X-Man in ein bereits durchsuchtes Zimmer schlüpfen und so der Entdeckung entrinnen könnte.

Nach und nach beschränkte sich die Suche auf die Küche und die Wäscherei, die beide sehr groß waren.

In letzterer lag Schmutzwäsche in Karren auf Rädern, die darauf warteten, an den sehr modernen Waschmaschinen an der Reihe zu sein. Pfleger gingen umher und suchten zwischen den schmiedeeisernen Füßen und hinter den Karren. Hände wurden in die Karren gesteckt und wühlen herum, aber die geruchsintensive Natur der Aufgabe zwang die Sucher dazu, in den Wäschehaufen mit Besenstielen herumzustochern.

Als diese Tätigkeit kein Ergebnis erbrachte, verließen sie die Wäscherei und schlossen sie hinter sich zu.

Augenblicke später hob sich ein Wäschehaufen und teilte sich – und ein schwarzhaariger Kopf kam in Sicht. Dunkle Augen durchsuchten die Umgebung.

Dann trat X-Man, die schlanken, drahtigen Arme entfaltend, heraus und massierte sich die Rippen auf seiner rechten Seite. Er umklammerte ein Kleidungsstück, das er sich überstreifte. Es war weiß und goldgesäumt und ließ seine Beine bloß. Tunika war der einzig angemessene Ausdruck für das seltsame Kleidungsstück.

So gekleidet bearbeitete X-Man eines der Fenster, bis es sich öffnete, und drückte sich durch die schmale Öffnung nach draußen.

Das Gelände der Anstalt war ein Wunder aus Buschwerk und Reihen von Hecken. Es war für einen Patienten eine einfache Sache, von einer zur anderen zu gelangen und sich langsam auf die niedrige Natursteinmauer zuzuarbeiten, die äußere Umfriedung des Krankenhauses.

Dort, hinter der Mauer kauernd, hielt X-Man inne, um wieder zu Atem zu kommen. Ein seltsamer Ausdruck glitt ihm über die eingesunkenen Züge.

Er grub in seinem exotischen Gewand, und seine Finger suchten eine Innentasche. Sie kamen wieder so gut wie leer hervor. Ein schwarzer und harter Fleck klebte an einer Fingerspitze.

Es war ein Same, so klein, dass es selbst im Sonnenlicht schwer fiel, seine wahre Natur zu erkennen.

Unterdrückt brummelnd grub X-Man tiefer in seiner verborgenen Tasche. Da er nichts fand, kehrte er das Innere nach außen.

Dann trat ein Ausdruck abgrundtiefer Enttäuschung auf sein Gesicht.

Sorgfältig, wie um ihn nicht fallen zu lassen, verstaute X-Man das einsame Samenkorn in der Geheimtasche, als ob es ein Korn aus reinem Gold wäre.

Sein Blick schoss hierhin und dorthin. Es war ein gehetzter Blick, voll eines dunklen Lichts.

Wäre Dr. Gilchrist in der Lage gewesen, seinen Patienten jetzt zu beobachten, wäre er gezwungen gewesen, seine allerletzte Diagnose zu revidieren.

Denn X-Mans Augen waren nicht voll von Wahnsinn, sondern Schläue.

Daraufhin ging er weiter, eine fantastische Erscheinung in der schottischen Landschaft.

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