Читать книгу DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman) - Kim Cresswell - Страница 11

Kapitel 5

Оглавление

Whitneys Hände zitterten.

Nathans unterschwellige Drohung ließ sie erschaudern. Dieser Widerling. Sie atmete tief ein und befahl sich, ruhig zu bleiben.

Als sich die Türen des Aufzugs im Erdgeschoss öffneten, betrat sie den Gang und hörte, wie jemand seine Knöchel knacksen ließ.

Sie wusste genau, dass Blake sie im Aufzug beobachtet hatte. Überall waren elektronische Augen. Nachdem Nathan sie im Anschluss an das kurze Interview aus dem Büro verbannt hatte, war dieser wahrscheinlich sofort in Gelächter ausgebrochen.

Er schlenderte auf sie zu, ihre Kamera in der Hand. Sie hatte vorher nicht bemerkt, dass er gute zehn Zentimeter größer als sie war.

Whitney blieb stehen. »Sie schon wieder.«

»Ich dachte mir, Sie würden die wiederhaben wollen.« Er reichte ihr die Kamera.

»Danke.«

Da war etwas Finsteres, etwas Gefährliches, das ihr Herz zum Klopfen brachte, als seine Hand gegen ihre streifte.

»Sorgen wir dafür, dass Sie zum Flughafen kommen.«

»Sie bringen mich hin?«

Wieso? Entweder wollte Nathan sie genau im Auge behalten oder noch schlimmer. Er wollte sie aus dem Weg haben. Sie hatte kaum den Kloß in ihrem Hals heruntergeschluckt, als sie Blake schon durch die Eingangstüren und aus dem Gebäudekomplex hinaus folgte.

Der heiße Wüstenwind peitschte ihr das Haar ins Gesicht. Ihr Blick fiel auf den dunkelblauen Pick-up, der in der Einfahrt geparkt stand.

Blake öffnete die Beifahrertür. »Haben Sie auch vor, einzusteigen?«

Hatte sie denn eine Wahl? Östlich von ihr, Wüste. Westlich, Wüste. Und nördlich von ihr, wüstes Ödland und schlachtschiffgraue Gewitterwolken, die über den Ruby Mountains hingen.

Dann machen wir das auf deine Art. Fürs Erste. Sie nickte und stieg in den Truck. Blake sprang rein und ihre zweistündige Fahrt zurück nach Vegas begann. Vielleicht könnte dieses Arrangement für sie zum Vorteil werden. Wen gab es besseres, mit dem sie über Nathans Geheimnisse reden könnte, als seine rechte Hand? Plötzlich lächelte Blake sie an, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Sie hielt ihren Blick gesenkt und fummelte an ihrem Rock. Wieso brachte er sie so sehr aus der Fassung?

»Wie lief das Interview mit Nathan?«

Als wüsste er das nicht. »Ganz okay.« Lüge. »Er ist ein Charmeur, finden Sie nicht auch?« Ihre eigenen Worte ekelten sie so sehr an, dass sie beinahe würgte.

Blake lehnte seinen Arm an die Tür. »Nathan kann etwas unvorhersehbar sein. Exzentrisch.«

Unvorhersehbar? Exzentrisch? Der Typ ist gruselig.

Etwas fiel Whitney ins Auge. »Hey, was ist das da drüben?« Sie zeigte nach rechts, auf die andere Seite des Sicherheitszauns. »Diese Gebäude?«

Von ihrem kurzen Blick auf das Satellitenbild im Sicherheitsraum wusste sie, dass ShawBioGen die Form eines neunseitigen Vielecks hatte. Diese achteckigen Gebäude hatte sie nicht gesehen.

»Mitarbeiterunterkünfte. Wissenschaftler und Forscher wohnen jeweils sechs Monate am Stück vor Ort. Nach ihrem Aufenthalt gehen sie für einen Monat nach Hause.« Er griff nach einer Mappe auf dem Armaturenbrett und reichte sie ihr. »Steht alles da drin.«

»Ah, die berühmte Pressemappe.« Sie blätterte diese Seite für Seite durch, wobei ihr das farbenfrohe Foto von einem der Wohnhäuser auffiel. Es stand nichts Nützliches in der Mappe, von dem sie nicht bereits wusste. Zweitausendfünfhundert Angestellte – preisgekrönte Wissenschaftler, die aus der ganzen Welt angeworben wurden.

»Sie wohnen also auch vor Ort?«, fragte sie.

»Jap.«

»Scheint nicht gerade, als gäbe das Leben hier draußen, mitten im Nirgendwo, viel her.« Ein Leben, in dem du deinem verrückten Chef in den Arsch kriechst, wollte sie hinzufügen. Wusste Blake, was Nathan vorhatte? Wenn ja, konnte er damit doch unmöglich einverstanden sein, oder?

»Oh, das macht mir nichts aus. Ich genieße die Ruhe und den Frieden.«

»Wie lange arbeiten Sie schon für Nathan?«

»Fast ein Jahr.«

Reporter zu sein hieß, Menschen lesen zu können. Seine Antworten waren zu kurz und vage für ihren Geschmack. Er verheimlichte etwas.

Die Stimme ihres Vaters durchströmte ihre Gedanken. Jeder hat etwas zu verbergen. Du musst nur tief genug danach graben.

Ein Steppenläufer wehte über die Straße. Der Wind heulte. Ein brausender Staubteufel wirbelte um den Truck herum.

Blake kurbelte sein Fenster hoch und warf ihr einen Seitenblick zu. »Schon mal während eines Sturms in der Wüste gewesen?«

»Nein.« Ein Blitz erhellte den Himmel. Schnell schloss sie ihr eigenes Fenster. »Aber so wie’s aussieht, wird sich das gleich ändern.«

»Es regnet nicht oft, aber wenn …«

Gewaltige Regenmassen donnerten so laut zu Boden, dass Whitney dachte, ihre Trommelfelle würden platzen.

Blake stellte den Scheibenwischer auf die höchste Stufe und drosselte das Tempo des Trucks bis auf Schrittgeschwindigkeit. Wie konnte er die Straße erkennen? Alles, was sie sehen konnte, war ein Vorhang aus Wasser.

»Den hier werden wir aussitzen müssen«, rief er und lenkte den Truck in Richtung Seitenstreifen, wo er anhielt.

Nach ein paar Minuten heftigen Regenfalls hellte sich der Himmel wieder auf und der Wind flaute ab. Blake lenkte den Truck wieder auf die Straße.

Sie griff nach der Fensterkurbel und rollte ihr Fenster mühsam wieder herunter. Eine Brise frischer Regenluft durchflutete das Wageninnere. »Etwas Derartiges habe ich noch nie gesehen.«

Dann bemerkte sie etwas Rundes, mindestens einen halben Meter breit, das aus dem Boden hervorkroch. »Was zum Teufel ist das für ein Ding?«

Blake bremste wieder ab. »Schätze, Sie haben auch noch nie eine kalifornische Gopherschildkröte gesehen?«

Sie sah zu, wie sich die Kreatur zentimeterweise der Mitte der Straße näherte und stehen blieb.

»Sie leben in Höhlen in der Erde. Die Männchen haben Hörner, damit sie mit anderen Männchen kämpfen können. Sie nutzen sie auch, um Weibchen in der Paarungszeit zu animieren.«

Er warf ihr ein zögerliches Lächeln zu, das Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen ließ. Sie spürte, wie ihre Nippel hart wurden. Wieso fand sie diesen Mann so verdammt irritierend?

»Ich werde das Tier zur Seite schaffen müssen.« Blake parkte den Truck, stieg aus und ließ die Tür auf der Fahrerseite offen.

Während er die Schildkröte mit einem Stock vertrieb, starrte Whitney auf das Handschuhfach. Nicht sicher, was sie zu finden erwartete, klappte sie es neugierig auf und durchwühlte den Inhalt.

Alle paar Sekunden blickte sie kurz auf, um sicherzustellen, dass Blake noch immer beschäftigt war. Tankstellenkassenzettel. Eine braune Brieftasche aus Wildleder. Die Brieftasche schlüpfte durch ihre Finger und fiel unter den Sitz. Mist. Sie blickte auf. Verdammt, da kommt er. Sie schloss das Handschuhfach. Denk nach. Die Kamera.

»Würde es Ihnen was ausmachen, ein Foto von der Schildkröte zu machen? Bei mir zu Hause wird mir keiner glauben, wie groß die ist.«

»Klar.«

Sie kramte in ihrer Handtasche, gab ihm die Kamera und wartete, bis er weit genug vom Truck entfernt war, bevor sie abtauchte und nach der Brieftasche griff.

Bevor sie diese wieder zurück in das Handschuhfach warf, hatte sie gerade noch Zeit für einen kurzen Blick auf den Führerschein. Der Mann auf dem Foto hatte dunkelblondes Haar. Robert Blake Neely. Er färbte sich also die Haare. Na und? Machte das heutzutage nicht jeder?

»Gefunden, wonach Sie suchen?« Blake warf die Kamera auf den Sitz, sprang ins Auto und knallte die Tür zu.

Whitney zuckte zusammen.

Sein Blick verdunkelte sich. »Nun?«

Sie senkte den Blick auf ihren Schoß. »Ich – habe nach einem Taschentuch gesucht. Ich dachte, Sie hätten vielleicht welche im Handschuhfach.« Das würde er ihr doch unmöglich abkaufen, oder?

»Hören Sie mal, ich weiß nicht, was Sie hier vorhaben, aber wenn Sie weiter so herumschnüffeln, kann das Ihnen eine Menge Ärger einbringen.«

»Ich bin Reporterin. Herumschnüffeln, wie Sie es nennen, ist mein Beruf.« Sie richtete sich in ihrem Sitz auf und faltete ihre Hände im Schoß. »Das nennt man Ermitteln.«

»Sie können es nennen, wie Sie wollen. Wir wissen beide, dass Sie nicht nach einem Taschentuch gesucht haben. Was ist der wahre Grund, weshalb Sie zu ShawBioGen gekommen sind?«

Sie schaute ihm direkt in die Augen. Sollte sie ihm vertrauen? Konnte sie ihm vertrauen? Er arbeitete für Nathan. Vielleicht könnte sie ihm ein bisschen was erzählen, um zu sehen, wie er reagierte. »Es heißt, Nathan arbeite im Gebäudekomplex an einem neuen Klonprojekt. Ich hatte gehofft, ein exklusives Statement zu ergattern.«

Blake schüttelte den Kopf und lachte. »Das ist doch nicht Ihr Ernst.«

Das war nicht die Reaktion, die sie sich erhofft hatte. Nicht mal annähernd.

Blake lachte immer noch. »Ich nehme an, Sie denken auch, dass er dort außerdem Aliens versteckt hält? Gerüchte, nichts weiter. Wenn ich Sie wäre, würde ich mal meine Quellen überprüfen.«

Der Mann war schwer zu lesen und klang überzeugend. Vielleicht wusste er nichts von Nathans Experimenten.

Blake verhielt sich ruhig, bis sie den McCarran Flughafen erreichten. Nachdem er den Truck geparkt hatte, begleitete er sie zum Terminal.

»Lange Schlange. Könnte eine Weile dauern, bis Sie durch den Sicherheitscheck kommen.« Er strich eine einzelne Strähne auf ihrer Stirn zur Seite.

Die Berührung seines Fingers ließ ihr Herz schneller schlagen.

»Also … wenn Sie wirklich klug sind, steigen Sie jetzt in dieses Flugzeug und vergessen ShawBioGen.«

War das eine Warnung? Es hörte sich so an. Whitney strich die Jacke über ihren Hüften glatt. »Dann liegt es wohl an mir, diese sogenannten Gerüchte zu widerlegen.« Damit drehte sie sich um und lief in den Flughafen.

Eine Schlange ungeduldiger Reisender wartete darauf, durch den Metalldetektor zu gehen. Sicherheitspersonal, dem es offenbar unmöglich war, zu lächeln, stolzierte mit hölzernen, schwarz lackierten Schlagstöcken durch die Gegend. Während sich die Menschenschar langsam fortbewegte, warf sie einen Blick über ihre Schulter.

Blake war nirgends zu sehen.

Die Härchen auf ihrem Nacken stellten sich auf.

Jemand anderes beobachtete sie.

***

Blake hatte ein riesiges Problem: Whitney Steel.

Am Münztelefon draußen vor dem Terminal hämmerte er die Nummer, die er sich gezwungenermaßen einprägen musste, in die Tastatur ein. Als das Telefon zum dritten Mal klingelte, ging Mike Jacobs, sein FBI-Kontakt, ans Telefon.

»Hey, Mike.«

»Blake. Um Gottes willen, wir haben uns schon Sorgen gemacht. Der Boss ist so richtig mies gelaunt. Verdammt, noch vierundzwanzig Stunden und …«

»Ich weiß. Chambers hätte das Einsatzkommando losgeschickt.« Blake lehnte sich gegen die Telefonzelle. »In den nächsten Tagen sollte ich Zugang zum Labor bekommen.«

»Super, ich werd’s dem Boss sagen. Alles ist vorbereitet. Vier Schlägertrupps stehen am Rande von Elko bereit. Sechs von uns sind in Alamo. Das Flugzeug wartet einsatzbereit an der Nellis Air Force Base. Wenn du das Kind holst, gib uns Bescheid. Und sei vorsichtig, Kumpel.«

»Immer doch. Es kann allerdings sein, dass ich ein Problem habe. Eine Reporterin spioniert hier rum.« Und sie ist verdammt sexy.

»Eine Reporterin? Meine Fresse. Gerade jetzt können wir keine weiteren Komplikationen gebrauchen«, sagte er mit einer rauen Stimme. »Wir sind verdammt noch mal zu nah dran, Shaw festzunageln.«

Blake stimmte voll und ganz zu. In Anbetracht des hohen Einsatzes durfte diese Mission durch nichts gefährdet werden.

»Ich melde mich. Bis später, Mann.« Blake legte auf.

In dieser Branche mussten Probleme manchmal verschwinden, um Leben zu retten oder um die Mission zu schützen – oder die Tarnung eines Agenten.

Vor über einem Jahrzehnt, während er verdeckt ermittelte, um Pablo Sanchez, den Anführer des Kartells Sur del Calle, Kolumbiens größter Drogenhandelsorganisation, zu erwischen, hatte Blake eine Person endgültig verschwinden lassen. Pablos Zwillingsbruder Manuel.

Irgendwie hatte Manuel herausgefunden, dass Blake und Mike FBI-Agenten waren. Als er mit seiner Waffe auf Mikes Schläfe zielte, bereit, ihn zu töten, traf Blake eine Entscheidung. Er schlich sich hinter Manuel, durchschnitt seine Kehle und ließ den Mann an seinem eigenen Blut ersticken.

Bereute Blake es, jemandem das Leben genommen zu haben? Nein. Er hatte keine Wahl gehabt. Würde er es wieder tun? Wenn es nötig wäre, ja.

Er bezweifelte jedoch, dass dieses Mal etwas Derartiges passieren würde. Er mochte die Reporterin zwar, doch sie roch nach Ärger. Sie schien um die fünfunddreißig zu sein und mutiger als der Teufel selbst. Er schüttelte den Kopf. Scheiße. Die Frau wuchs ihm schon ans Herz.

Während Blake zurück zu seinem Truck lief, machte es ihm ein laut streitendes, älteres Paar schwer, bei der Sache zu bleiben. Der Anblick erinnerte ihn an seine Eltern. Seinen Vater, der fest entschlossen war, im Recht zu sein, und seine Mutter, die nachgab, die alles tat, um nur einer öffentlichen Auseinandersetzung zu entgehen.

Im Augenblick wäre ihm eine Auseinandersetzung mit seinem Vater noch lieber gewesen als die jahrelange Funkstille. Seit Blake vor dreizehn Jahren begonnen hatte, beim FBI zu arbeiten, zeigte sein Vater, ein strenger Soldat, der bei den Marines Karriere gemacht hatte, seine Missbilligung, indem er ihn nicht ein einziges Mal nach seiner Arbeit im Büro gefragt hatte.

Blake schüttelte den Kopf.

Vor ihm vibrierte der Flughafenparkplatz vor Sin-City-mäßigen Aktivitäten. Da waren die wandelnden Toten, mit dunklen Augenringen, und jene, die zu viel getrunken hatten, alles verloren hatten, was sie jemals besaßen, und Gott dafür dankten, ein Rückflugticket gekauft zu haben.

Dann gab es die Gewinner.

Die mit Dauergrinsen auf ihren Gesichtern, die so richtig abgeräumt hatten und jetzt bereit waren, nach Hause zu gehen. Es ging nichts über Neonlichter, Alk und pausenloses Zocken. Es ging nichts über Las Vegas.

Durch das Meer aus Fahrzeugen, mit denen der Parkplatz vollgestellt war, hörte Blake das laute Dröhnen eines Motors, dann quietschende Reifen.

Er wirbelte herum.

Ein schwarzer Chevy Camaro raste auf ihn zu. Er flüchtete die Straße hinunter, sprang auf die Motorhaube eines nahe gelegenen Autos, rollte sich seitwärts ab und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Bürgersteig.

Als er hinkend auf die Beine kam, war das Auto weg. Definitiv kein beliebiger Fall von Road Rage. Der Fahrer hatte den Auftrag gehabt, ihn aus dem Weg zu räumen.

***

Nach einer langen, heißen Dusche tat Blakes Körper noch immer weh. Er rieb sich die Schulter, die von seinem Sturz über das Auto auf dem Flughafenparkplatz aufgeschürft und wund war. Hinter ihm lief Nathan, der einen teuren, puderblauen Jogginganzug trug, in seinem langen Büro auf und ab.

»Interessante Geschichte«, sagte Nathan.

Blake wollte die Schuld für seine kürzliche Nahtoderfahrung auf Nathan schieben, doch was er hier beobachtete, deutete darauf hin, dass der Mann nichts mit dem Vorfall zu tun hatte. Immer wenn Nathan verängstigt war, bekam er nervöse Zuckungen im Gesicht. Genau jetzt sah Blake, wie sich dessen pochende linke Wange in einem schmerzhaften Krampf zusammenzog.

Nathan blieb vor dem Fenster stehen und dehnte sich als Vorbereitung für sein tägliches Joggen. Er war Single, einundfünfzig, und in Topform, obwohl er Zigarren rauchte. Vielleicht war es seine unattraktive Ausstrahlung, sein unansehnliches Gesicht, das die Frauen nach höchstens fünf Sekunden vergessen wollten. Geld konnte verdammt sicher keine Liebe kaufen. Nathan Shaw war der lebendige Beweis dafür.

»Ich glaube, unsere Miss Steel könnte etwas haben, das mir gehört.« Nathan bückte sich und berührte seine Zehen. »Wussten Sie, dass sie mal mit einem Senator aus Florida verheiratet war?«

»Das ist mir neu.«

»Sie war dabei, als er erschossen wurde. Das arme Mädchen.« Nathan drehte den Kopf und warf Blake ein selbstzufriedenes Grinsen zu. »Das muss grauenvoll gewesen sein – traumatisch.«

Oh ja, ich kann sehen, wie sehr dich das belastet. Mann, du bist echt ein kranker Freak. Blake konnte schwören, dass sich Nathan am Leid anderer Leute aufgeilte.

»Meinen Sie, jemand anderes ist an dem interessiert, was die Reporterin haben könnte?«

»Das ist es, was ich an Ihnen mag, Blake. Sie denken immer mit. Vielleicht dachte jemand, Sie hätten das Band, da Sie Miss Steel zum Flughafen begleitet haben.« Nathan hörte auf, sich zu dehnen, und kam zu ihm herüber. »Stimmt das?«

Blakes Muskeln verkrampften sich. »Stimmt was?« Wie er es hasste, wenn Nathan ihm so nahekam. Sein Atem stank nach Zigarren.

»Haben Sie meine Videokassette?«, schrie Nathan. »Haben Sie denn überhaupt nicht zugehört?«

»Natürlich habe ich sie nicht.« Blake verlagerte sein Gewicht auf seinen Beinen. Was zur Hölle war auf diesem Band?

»Wir können nicht zulassen, dass dieses Band in die falschen Hände gerät. Verstehen Sie mich? Mein Projekt ist wichtig für die Zukunft dieser Firma und für den Rest der Welt.«

Nathan entfernte sich endlich von ihm. »Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Methode, mit der Sie Supermenschen herstellen könnten. Organtransplantationslisten würden der Vergangenheit angehören. Medizinische Vorgehensweisen würden in eine neue Ära katapultiert und das nur wegen meiner Experimente und Technologien.«

Und was ist mit dem geklonten Kind, das du versteckt hältst? Blake starrte ihn an. Glaubst du, sie freut sich über deine sogenannten Experimente? Blake hasste ihn. Seine Muskeln waren angespannt. Beim Anblick des Mannes wollte er den Bastard als Ziel für seine Schießübungen benutzen.

Nathan blickte auf seine Uhr. »Ich brauche Sie in Oregon. Seien Sie in zwei Stunden in meinem Jet.«

»Bitte?« Das konnte Nathan jetzt nicht tun. Er musste hierbleiben. »Ich dachte, Sie bräuchten einen funktionsfähigen Retina-Scanner im Labor. Sie müssen die Umgebung absichern, besonders jetzt.«

»Da stimme ich Ihnen zu. Aber Sie brauche ich woanders. Sie werden unserer Miss Steel nahekommen. Sehr nah. Finden Sie heraus, was Sie weiß und was sie haben könnte. Packen Sie.«

Blake strich sich frustriert durch die Haare. Was er wollte, war diesen kleinen Arsch zu erdrosseln. Es rang ihm all seine Willenskraft ab, seine Hände nicht um Nathans kurzen Hals zu schließen und einfach zuzudrücken.

Nathan klopfte Blake etwas zu fest auf die Schulter.

»Einen Ratschlag habe ich noch für Sie. Spielen Sie den Charmanten. Niemand kann der Verführung widerstehen, besonders keine schöne Frau.«

DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman)

Подняться наверх