Читать книгу Die Legenden der Spiralwelten - Die obere Spirale - Kim S. Talejoy - Страница 10

Prolog

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Bunter Nebel füllte die Täler und Schluchten Buntopias. Die Gipfel des weißen Gebirges ragten stolz in die farbigen Wolken und reckten sich der untergehenden Sonne entgegen.

»Wieder ist ein Spiralumlauf in dieser elenden Hitze geschafft«, grummelte Agor‘A, ein Zwerg aus dem Clan der Meißelschwinger, missmutig vor sich hin und kletterte in eine orangegrüne Kugel. Seine Augen brannten und tränten. Erschöpft fiel er auf einen lilafarbenen Hocker und schob seine Mütze aus der Stirn. Wie alle Zwerge hasste auch Agor‘A das gleißende Sonnenlicht, aber dem Auftrag des Batonidenkönigs hatte er nicht widerstehen können. Er, Agor‘A, war dazu auserkoren, das Wahrzeichen der Fischartigen zu erschaffen!

Begeistert hatte er den Auftrag angenommen, aber die ganze Sache hatte einen Haken: Agor‘A musste sein Werk an der Oberfläche meißeln, Höhlen und Stollen gab es bei den Batoniden nicht. Schon oft hatte Agor‘A seine Entscheidung bereut, denn seit vielen Spiralumläufen brannte die Sonne erbarmungslos auf seine höhlengegerbte Haut, saugte sich Schweiß in seine Mütze und tropfte zwischen den langen Barthaaren auf die knöchelhohen Schuhe. Ein dünner Salzrand verunstaltete seine Zipfelmütze und seine Stiefel. Unwirsch schüttelte Agor'A seinen Kopf; diese Kleidung war eines Zwerges unwürdig!

»Wie wird das Medaillon wohl unter Wasser aussehen? Vielleicht sind die Spiralen zu schwach gemeißelt, vielleicht habe ich etwas vergessen? Ist die Statue wirklich perfekt?«, wirbelten die Gedanken in seinem Kopf. Ein tiefer Seufzer schlüpfte aus seiner Kehle. Agor‘A freute sich nun auf sein gemütliches Zuhause, tief verborgen in einem kühlen dämmrigen Stollen.

Schwaches Zittern erfasste die Kugel. Die Wände pulsierten und flimmerten, der Boden wölbte sich unter Agor‘As Füßen und löste sich auf. Ein bunter Plasmastrahl erfasste den Zwerg. Er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und stemmte seine Beine gemütlich ins Nichts. Dann raste er, eingehüllt in einem regenbogenfarbigen Plasmastrahl, los in Richtung untere Spirale.

»Bald bin ich daheim«, gähnte Agor‘A erschöpft, schloss seine Augen und genoss die steife Brise des Fahrtwindes, die sein verschwitztes Gesicht kühlte und den widerlichen Geruch von Sonnenlicht vertrieb. Ein zufriedenes Lächeln glitzerte unter seinem dichten Bart. Bald drang zufriedenes Grunzen aus seiner Kehle. Der Zwerg döste.

Lautes Flügelschlagen unterbrach Agor'As Nickerchen. Zwei Drachen, ein obsidianschwarzer und ein in allen Farben schillernder, waren im Anflug.

»Habt ihr euer Werk auch schon vollbracht?«, rief Agor‘A den beiden zu und gähnte herzhaft.

»Klar doch! Wir sind immer fleißig«, neckte der schwarze Drache den Zwerg, dessen Zipfelmütze schlaff herunterhing. »Du bist wohl genauso müde wie deine Mütze, Agor‘A?«

»Die Sonne und die Hitze auf Buntopia machen mich fix und fertig!«, brummelte der Zwerg vor sich hin und gähnte nochmals.

»Wir sind auch froh, wenn das Labyrinth endlich fertig wird. Morgen ist es soweit. Ein paar Felsbrocken fehlen noch, aber dann ist es geschafft!«

»Ein Labyrinth? Was für ein Labyrinth?«, fragte Agor‘A und spitzte seine Ohren. Seine Müdigkeit war schlagartig verflogen. Neugierig reckte sich die Quaste seiner Mütze den beiden Drachen entgegen.

»Typisch Agor'A aus dem Clan der Meißelschwinger«, ätzte der Schwarzdrache belustigt. »Wenn ihr einen Meißel und einen Stein in der Hand habt, hört und seht ihr gar nichts. Seit mehreren Monaten schuften die Batoniden an ihrer Verteidigungsanlage, dem Unterwasserlabyrinth. Die besten Ingenieure der Fischartigen haben sich über das Aussehen und die Größe ihre Köpfe zerbrochen. Und deine Statue, Agor‘A , wird die Krönung!«

»Eine Verteidigungsanlage? Die Fischartigen leben im Wasser, wozu brauchen sie eine Verteidigungsanlage? Keiner von uns, und wir Zwerge schon gar nicht, kommen ihnen in den abscheulichen Fluten zu nahe!«

»Stimmt, Agor‘A. Aber man munkelt, dass der Batonidenkönig einen Traum hatte. In diesem Traum ist ihm der dunkle Herrscher erschienen.«

»Der dunkle Herrscher? Den gibt‘s doch gar nicht!«, knurrte Agor'A unwirsch und schüttelte den Kopf. »Das sind alles nur Legenden und Mythen! Seit Jahrhunderten leben die Völker unserer Spiralen in Frieden; viele auf der oberen, wie ihr Drachen und die Einhörner. Auf der mittleren sind die Lebewesen, die sich Menschen nennen, zuhause und wir Zwerge auf der unteren Spirale. Die Äste der Lebensbäume sind eng miteinander verschlungen. So war es, so ist es und so wird es immer bleiben! Der König der Batoniden muss sich irren. Vielleicht hat er nur schlecht geträumt!«

»Vielleicht aber auch nicht! Was passiert, wenn unsere Spiralen zerbrechen?«, warf der Buntdrache ängstlich ein.

»Das ist unmöglich! Nichts und niemand kann die Einheit der drei Spiralen zerstören«, antwortete Agor'A ärgerlich. »So steht es im Codex geschrieben!«

»Ein Wächterbatonide hat mir erzählt, dass der Codex ...!«

»So einen Quatsch will ich gar nicht erst hören!«, unterbrach Agor‘A den Buntdrachen und schnaubte zornig. »Der Codex ist und bleibt Buntopias Gesetz! Und das ist unantastbar, selbst für den dunklen Herrscher.«

Der Drache nickte zufrieden, kleine Flammenzungen tänzelten keck um seine Nüstern.

»Morgen stellen wir das Labyrinth fertig und deine Statue wird die Krönung! Hat dein Sohn nicht morgen Geburtstag? Nimm doch Aga mit! Die Batoniden werden die Fertigstellung des Wasserirrgartens bestimmt groß feiern!«, rief der Schwarzdrache und schlug kräftig mit den Flügeln. Damit rauschten die beiden an Agor‘A vorbei.

Agor'A schmunzelte. Morgen war tatsächlich Agas hundertster Geburtstag. Aus dem Kleinen war ein stattlicher junger Zwerg geworden, er war der ganze Stolz seines Vaters.

Leise raschelten die Blätter von Omu und Umo. Das Geäst der beiden Lebensbäume trug die Worte der Drachen und des Zwergs tief in das Erdinnere.

»Der Codex hält mich nicht auf. Nichts hält mich auf! Doch ich werde noch vorsichtiger sein«, murmelte die dunkle Gestalt und rüttelte an den Ketten. »Dieser elende Zauberer! Bestimmt hat er den Fischartigen die Befestigungsanlage eingeredet. Magier, unterschätze mich nicht, noch bin ich schwach, aber meine Kräfte kehren zurück!«

Die Legenden der Spiralwelten - Die obere Spirale

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