Читать книгу VögelBar 2 | Erotischer Roman - Kim Shatner - Страница 3

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Kapitel 1

Marc Feldman stand am Fenster seines Büros im vierten Stock eines vornehmen Londoner Geschäftshauses und sah auf die Uhr. Die prominente Klientin musste jeden Moment eintreffen.

Als Spitzenastrologe hatte Marc viele betuchte Kunden, aber eine Dame aus dem englischen Hochadel befand sich bislang nicht unter ihnen. Lady Gladys hatte bei der telefonischen Terminvereinbarung nicht erwähnt, ob sie mit einem speziellen Anliegen kommen oder sich mit einem allgemeinen Jahreshoroskop zufriedengeben würde. Letzten Endes war es auch egal. Was zählte, war, dass sich seine astrologische Kompetenz nun auch im Hochadel herumzusprechen begann.

Das Telefon summte.

Marc ging zu seinem Schreibtisch, drückte eine Taste und nahm den Anruf entgegen.

Es war Svenja, seine Sekretärin.

»Entschuldige bitte«, sagte sie. »Ich habe deine Schwester in der Leitung. Ich habe ihr gesagt, dass es gerade ziemlich unpassend ist, weil du eine wichtige Kundin erwartest, aber sie ließ sich nicht abwimmeln.«

»Okay, stell sie durch.«

Zwei Sekunden später hatte er seine Schwester Brittany in der Leitung. Brittany war total aufgelöst. Es ging um ihren Mann Kieran. Sie sagte etwas wie »aus dem Staub gemacht« und »per SMS verabschiedet«. Hatte sie gerade gesagt, dass Kieran Parker eine Neue hätte? Marc war sich nicht sicher, dass er alles richtig verstanden hatte, weil sie so durcheinander war. Sie wollte, dass er sofort zu ihr kam.

Marc gab seiner Schwester höflich zu verstehen, dass das im Augenblick vollkommen unmöglich sei, weil er jeden Moment den Besuch einer wichtigen Kundin erwartete. Dieser Termin würde ihn ungefähr eine Stunde beanspruchen. Danach würde er aber sofort nach Camden rausfahren und sie besuchen.

Widerwillig lenkte sie ein.

Kaum hatte er aufgelegt, meldet sich seine Sekretärin erneut. Diesmal über die Sprechanlage.

Die prominente Besucherin war eingetroffen.

Sichtlich nervös erhob sich Marc aus seinem schwarzen Ledersessel. Seine Nervosität rührte nicht nur von Brittanys komischem Anruf her. Er hatte diesem Tag ohnehin mit großer Spannung entgegengefiebert, da sein Horoskop für heute eine außergewöhnliche Begegnung anzeigte. Und jetzt kam auch noch diese undurchsichtige Sache mit Brittanys Mann hinzu.

Kurz darauf öffnete sich die Tür. Svenja führte die Kundin in Marcs Büro.

Lady Gladys!

Ihm war, als flutete eine Welle von Licht herein.

Ja, sie war es wirklich!

Die Frau, die er nur aus der Regenbogenpresse kannte. Die Jetsetterin, die allein schon wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog. Die Dame von Welt, der die Skandale zuflogen wie dem Licht die Motten. Die femme fatale, deren Eltern vor einem Jahr tödlich verunglückt waren und deren prächtiges Anwesen Tottenham Castle sie seitdem allein mit ihrem Bruder bewohnte. Diese Frau war hier und heute in seinem Büro und suchte seinen astrologischen Rat.

Marc hatte schon einiges über Lady Gladys gelesen, auch dass sie gern mal einen über den Durst trank, aber die skandalöseste Meldung war gewesen, dass ihr ein arabischer Ölscheich angeblich zehn Millionen Pfund für eine einzige Nacht mit ihr geboten hatte. Lady Gladys hatte natürlich abgelehnt und die pikante Angelegenheit im Nachhinein wie folgt kommentiert: »Was ich nicht für ein Pfund mache, mache ich auch nicht für zehn Millionen.«

Und nun stand die Einunddreißigjährige leibhaftig vor ihm.

Sie trug ein maßgeschneidertes Prada Kostüm, dessen zeitlose Eleganz die ohnehin perfekte Silhouette ihres Körpers noch perfekter betonte. Mit ihrem hellblonden Haar, der modischen Kurzhaarfrisur und den leuchtend blauen Augen war sie ein wahrer Blickfang. Nur bei dem feinen aristokratischen Näschen war nicht auszuschließen, dass der beste Schönheitschirurg der Stadt etwas nachgeholfen hatte.

»Freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen, Mr Feldman«, sagte sie mit einem entwaffnenden Lächeln und reichte ihm die Hand.

»Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Lady Gladys. Nehmen Sie doch bitte Platz.«

Er wies ihr einen Platz auf einer der beiden eleganten Ledercouchen zu und setzte sich dann schräg gegenüber.

»Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte er.

»Ich hätte gern ein Wasser.«

Zwei Minuten später kam Svenja mit einem Silbertablett, zwei Gläsern und dem Perrier herein.

Als sie wieder draußen war, sagte Lady Gladys: »Sie sind ein berühmter Mann, Mr Feldman, ich lese regelmäßig Ihre Kolumne im ›Vanity Fair‹.«

Sie bemühte sich, einen flapsigen Ton anzuschlagen, um die Anspannung, die sie bei Marc spürte, etwas zu lockern. Denn die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass die meisten Männer ziemlich durcheinandergerieten, wenn sie ihr zum ersten Mal gegenübertraten.

Als sie ihn auf seine Aufgekratztheit ansprach, reagierte Marc überrascht. »Ja, Sie müssen entschuldigen«, sagte er mit leicht nervösem Unterton. »Eine Familienangelegenheit ...«

»Oh, hoffentlich nichts Ernstes.«

»Meine Schwester ...«

»Bei Ihnen ist es die Schwester, bei mir ist es der Bruder, der die Sorgen bereitet.« Sie seufzte. »Genau genommen, komme ich nur wegen meines Bruders zu Ihnen.«

Marc wurde neugierig.

»Die Angelegenheit ist ausgesprochen heikel«, fuhr Lady Gladys fort, »und sie verlangt natürlich ein Höchstmaß an Diskretion.«

Marc nickte verständnisvoll. »Die Informationen, die ich von Ihnen im Laufe dieses Gesprächs erhalte, sind bei uns sicherer aufgehoben als in der Bank von England, Lady Gladys. Nicht nur, weil Sie eine Person mit einer gewissen Öffentlichkeit sind, sondern generell und ohne den kleinsten Kompromiss.«

»Das beruhigt mich, Mr Feldman.«

Und dann legte sie los. »Ein Schatten liegt auf der Seele meines Bruders. Er hat vor irgendetwas Angst, und ich möchte einfach nur den Grund für seine Angst wissen. Deshalb bin ich hier.«

Marc blickte sie etwas irritiert an. »Das ist alles?«, fragte er.

»Ja, das ist alles«, sagte Lady Gladys.

»Nun ja, Sie machen sich möglicherweise ein falsches Bild von der Astrologie. Ein Astrologe ist kein Hellseher, Lady Gladys. Sie müssten mir schon ein paar zusätzliche Informationen geben, damit ich ...«

Lady Gladys öffnete ihre Handtasche und holte eine farbige Horoskopskizze heraus. »Das ist Randolphs Geburtshoroskop.« Sie reichte Marc die Skizze über den kleinen Glastisch.

»Lord Randolph, 13. Earl of Suttonborough«, las Marc laut vor. Er überflog die Skizze und sah, dass der Earl siebenunddreißig Jahre alt war, also genauso alt wie er. »Sie haben ihn noch nicht gefragt, wovor er Angst hat?«

»Nein«, sagte sie kurz angebunden, vermied es aber, Details, die Marc möglicherweise weitergeholfen hätten, anzufügen.

»Hat er vielleicht Feinde? Hatte er in letzter Zeit Streit mit jemandem gehabt? Hat er vielleicht Schulden bei jemandem, die er nicht zurückzahlen kann? Hat er ein Verhältnis mit der Frau eines eifersüchtigen Ehemanns? Wo verbringt er seine Abende und Nächte, welche Vergnügungen bevorzugt er? Ist er vielleicht homosexuell?«

»Ich habe alle diese Fragen bereits durch einen der besten Londoner Privatdetektive abklären lassen. Aus Randolphs Kreditkartenabrechnungen geht hervor, dass er sich eine Zeit lang regelmäßig in einem recht zweifelhaften Etablissement herumtrieb. Es gehört einem Russen. Er heißt Viktor Burjakin. Als der von mir engagierte Privatdetektiv herausfand, wer der Eigentümer dieses Etablissements ist, ist er schlagartig von seinem Auftrag zurückgetreten.«

»Aus Angst?«

»Ja, definitiv. Das gab er auch unumwunden zu ...«

»Viktor Burjakin umgibt also eine Aura, die selbst hartgesottene Privatdetektive zurückschrecken lässt.«

»So sieht es aus.«

»Hm.« Marc dachte nach. »Erinnern Sie sich an den Namen dieses Etablissements?«

»Natürlich. Es ist das ›Shestnadzat‹.«

»Dieser Fall ist äußerst ungewöhnlich, Lady Gladys. Ich kann Ihnen natürlich nicht versprechen, dass es mir gelingen wird, Ihnen in dieser verzwickten Angelegenheit weiterzuhelfen, aber ich werde mir das Horoskop Ihres Bruders sehr genau ansehen. Ich werde seine astrologischen Tendenzen für die nächsten Monate überprüfen und mir dann etwas überlegen. Kann ich Sie irgendwie telefonisch erreichen?«

»Wenn Sie mir versprechen, diese Nummer mit derselben Diskretion zu behandeln wie die übrigen Informationen.«

»Selbstverständlich.«

Sie gab ihm ihre Handynummer.

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