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Die fehlende Existenzberechtigung der Pestizidindustrie

„Wir entwickeln Technologien nicht, um zu tun, was wir tun wollen, sondern wir tun das, was sie möglich machen.“ Zygmunt Baumann

Mythos Pestizid

„Pestizide sind genauso unverzichtbar und ungefährlich wie AKWs. Ohne sie können wir nicht leben!?“

Die Krisen stehen Schlange: Zivilisationserkrankungen, Klima- und Umweltzerstörung – ein unaufhaltsamer Mahlstrom des Verderbens? Und nirgendwo ein sicherer Hafen in Sicht?!

Unsere Ohnmacht ist in Wirklichkeit nur das Bravourstück eines Brainwash, virtuos inszeniert, aber doch virtuell: Denn die Macht solcher Geschäftsstrategien beruht auf urbanen Märchen und Tabus, die einer wissenschaftlichen Verifizierung nicht standhalten, auf angeblichen Sachzwängen, die nur funktionieren, solange sie nicht durchschaut werden.

Der Paradigmenwechsel

Ein Leben ohne Pestizide scheint unvorstellbar, die Idee eines Pestizidausstiegs fast ein Sakrileg, Pestizide sind die heilige Kuh der Agrarpolitik.

Zwei Schweizer Volksinitiativen wagten es, ein Pestizidverbot einzufordern, und ein übermächtiges industrielles Dogma in Frage zu stellen.

Die Führungsrolle der Chemieindustrie über die Nahrungsproduktion ist das wohl verheerendste Tabu der modernen Ära: Denn wozu brauchen wir die Agrarchemie, was kann sie, was die Bauern nicht können? Um Nahrungsmittel herzustellen braucht es Ackerland, Regen, Saatgut, Dünger, Maschinen, Bauern und Fachwissen.

Mehr nicht.

Die industrielle Hungerhilfe

„Die Natur sei gefährlich?“ – Projektion, Affinität, Strategie einer einschlägig vorbestraften Giftchemie?

Die Agrarindustrien beharren auf Pestizide, weil so viele Menschen (ver-)hungern? Und lobbyieren gleichzeitig einen foodwaste, der alleine schon das Mehrfache an Nahrungsmittel wie sämtliche Insekten, Blumen und Pilze zusammen vernichtet. Sowie das Landgrabbing und das Weizen verheizen, bzw. der Agrarsprit für übergewichtige SUFFs. um mit dem künstlich arrangierten Sachzwang Hunger ihre Giftlösungen zu legitimieren.

JedeR zweite hat Angst vor dem (Ver-)hungern, und JedeR zweite wird an Krebs erkranken. Und dieser Leistungsausweis legitimiere die landwirtschaftliche Führungsrolle eines stets bekennend verantwortungslosen Agrarbusiness?

Die Politik vertraut die Hungerhilfe Managern an, die in einer Stunde mehr verdienen als die Ärmsten in einem ganzen Leben. Und die versprechen, all jene Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten.

Kognitive Dissonanz

Die Kunst der Magie besteht darin, Augenmerk und Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken.

Die Kunst des Lobbyings besteht im Vorspiegeln falscher Tatsachen, um Politik und Presse auf falsche Prämissen einzuschwören, auf falsche Problemanalysen und -Lösungen. Der industrielle Tunnelblick verhindert die Wahrnehmung der wirklich wichtigen Frage: Ist es wirklich sinnvoll oder gar unvermeidlich, die Hälfte der Bevölkerung zu Tode zu vergiften?

Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sich unsere (Agrar-)Politik auf einen Kollisionskurs mit jeder Logik und Moral konzentriert.

Die Natur ist nie das Problem. Die Natur ist das System.

Wenn jemand erfriert, macht es wenig Sinn, den Schnee zu bekämpfen.

Wenn jemand verhungert, macht es wenig Sinn, die Insekten und Gräser zu bekämpfen.

Schuld an solchem Leiden ist nicht die herzlose Natur, sondern die mangelnde Solidarität.

Böse, böse Gravitationskraft? Wenn Flugzeugingenieure Misserfolge so begründen, fliegen sie.

Böse, böse Schmetterlinge und Blumen? Wenn Agraringenieure Misserfolge so begründen, werden sie mit Forschungsmillionen überschüttet.

Die feindliche Übernahme der Landwirtschaft

Die einzige Existenzberechtigung der Pestizidindustrie ist das edle humanitäre Engagement ihrer Hungerhilfe. Dank dem sie sich das fachliche Führungsmonopol über die Landwirtschaft aneignen durfte und das Recht, die Nahrungsproduktion als Anreicherungssubstrat für ihre Gifte zu nutzen.

Mit dem Feindbild böse Natur und der Patentlösung Bauernsterben gelang es der Chemieindustrie, den einzig benötigten Nahrungsproduzenten jede Fachkompetenz und Existenzberechtigung abzusprechen.

Die Chemie-Strategie entreisst den Bauern die Kontrolle über die Nahrungsproduktion.

Der einzige echte Mangel der Landwirtschaft ist die fehlende Wertschätzung der echten Experten des Feldes. Denn die rentabelste aller Investitionen ist Fachkompetenz, Probleme löst man mit Wissen, Gifte lösen keine Probleme, sie lösen nur noch mehr davon aus.

Die beste fachliche Praxis verhindert Probleme präventiv, darum engagiert sich die Klientelpolitik, dass bio, öko und Bauernstand mitsamt ihrem Fachknowhow verschwinden. Bevor sie beweisen können, dass das Agrarbusiness und seine Pestizide überflüssig sind.

Die Kunst der Interessenpolitik besteht darin, auch idealistische Ziele und Gesetze in maximale Profite umzumünzen. Indem sie geschickt falsche Problemanalysen vorschickt, um so den Blick auf die eigentlichen Problemursachen zu verstellen.

Die Landwirtschaft ist so komplex, dass sie für lukrative Irreführungen geradezu prädestiniert ist. Die Pestizidindustrie verkauft ihre Gift-Lösungen mit einer „ganzheitlichen“ Palette humanistischer, ökonomischer, wissenschaftlicher, erkenntnistheoretischer und neu sogar ökologisch verbrämter Slogans und Sachzwänge.

Eine unbeachtete, mächtige Schutzinstanz

Eine Falle funktioniert nur, solange man die Auswege nicht erkennt. Und die Verbündeten.

Die Wissenschaft ist das moderne Instrument der Wahrheitsfindung.

Sie wurde von der Wirtschaft gekapert, und als Werbeträger missbraucht.

Aber die Wissenschaft eignet sich nicht nachhaltig für die Legitimierung von Manipulationen und Fehlanleitungen – denn die bleiben immer nachweisbar.

Die systematische, wissenschaftliche Verifizierung der agrarindustriellen Erfolge zeigte auf, dass diese sich auf dem blinden Glauben in sie limitieren, auf Tabus, die ihre Macht verlieren, sobald sie wahrgenommen werden.

Denn Betrugskonstrukte sind marode Flickwerke, je gewaltiger der Machtapparat, desto lückenhafter ihre Kontrolle und Koordination, und desto peinlicher die Pannen, mit denen sich die Seilschaften der Klientelpolitik immer tiefer in ihr komplexes Netz aus Lug und Trug verheddern. Das plumpe Niveau der Fehler erheitert, und befreit.

Der Pestizid-Ausstieg

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