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Glyphosat – das staatliche öko

Insiderwissen statt IrreFührung: Die Ressourcenschutz-Subventionen für die Glyphosat-Direktsaat sind das Paradebeispiel einer menschenverachtenden Greenwash- Strategie.

Gift statt Pflug

Der Frühling, kommt, die Wiesen überziehen sich mit bunten Frühlingsblumen.

Aber vermehrt auch mit den gelblich-rostroten Herbstfarben der Direktsaat.

Die Agrarministerien nahmen die Ängste der Bevölkerung ernst und engagieren sich nun für den Schutz der Natur: Mit schönen Fotos präsentieren sie den von Pferden gezogenen, bodenschädigenden Pflug, dahinter der Traktor mit dem Retter der Erde, dem ressourcenschützenden Glyphosat. (1-2)

Denn Glyphosat statt Pflug sei Umweltschutz?

In den meisten Industrieländern fliessen gigantische Förderströme in dieses Musterbeispiel einer innovativen öko-Strategie mit ihren netten Etiketten: Direktsaat, no-tillage, no-till, direct seeding.

Und ihren Rekordmengen an Glyphosat, die ins Grundwasser versickern.

Die IARC stuft Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein.

„Öko“-Strategie Krebs statt Pflug

Umweltschutz dank noch grösseren Mengen an Herbiziden?

Wie nur konnten die Agrarministerien eine derart von allen guten Geistern verlassene öko-Strategie finanzieren und forcieren?

Die Wendepflüge dienen primär der Umwandlung einer Wiese in einen Acker, sie pflügen die Grasnarbe unter, um sie abzutöten.

Und genau das kann ein Herbizid eben auch.

Und Herbizide sind das Kerngeschäft der Agrarindustrie.

Aber wie nur verwandelt man den doch eher harmlosen Pflug in eine derartige Gefahr, dass sogar ein Krebsrisiko als öko-Fortschritt verkauft werden kann?

Die Pestizidindustrie brauchte für diese Verkaufsstrategie einen vertrauenswürdigen Partner: Der idealste war natürlich der Klimaschutz, denn wer würde es schon wagen, sich gegen die Rettung von Klima und Zukunft zu stellen?

2008 verkündete u.a. der Vorsitzende eines Pestizid-/Gentech-Konzerns, dass sie in den nächsten 25 Jahren bis zu 80 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Äcker einlagern können. (3) Also über 3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr, der Grossteil jener 4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die jedes Jahr zusätzlich in der Atmosphäre verbleiben (bzw. ca. 15 Milliarden Tonnen CO2). (4)

Glyphosat statt Pflug rettet das Klima, Heureka! Die Behörden jubelten und überschütteten den Retter von Himmel und Erde mit ihrem Geldsegen.

Der „geheime“ Klima-Rettungsplan

Selbst der abstruseste Unsinn kann auf einer ursprünglich guten Idee basieren.

Und auch das ehrlichste Engagement kann auf das Surrealste missbraucht werden.

Das Kyoto-Protokoll ratifizierte einst die Einbindung des Kohlendioxids in die Biomasse und in die Böden. Dieses kaum noch bekannte Klimasanierungs-Konzept kann das gesamte überschüssige CO2 vollständig und erst noch gratis aus der Atmosphäre entfernen. Auf Englisch existiert ein Fachbegriff für diese Methode, die carbon sequestration, nicht aber im Deutschen. (5-6)

Wir befinden uns in einer höchst bedrohlichen Gefahrenzone, unsere Experten entwickeln optimale, hocheffiziente Fluchtwege, die jedoch keine Namen bekommen und deshalb nirgends angeschrieben werden. Schwierig, das Klima zu retten mit einem anonymen Rettungsplan.

Deutsch ist eine Sprache, die Vieles elegant ausdrücken kann. Nun denn: „Humusbildung“ wäre doch ein elegantes, schönes, verständliches Wort für das „in-die-Böden-einbauen-von-CO2“.

(Und für das noch weit effizientere „in-die-Biomasse-einbauen-von-CO2“ existiert ebenfalls ein Fachbegriff: Wald, bzw. Wiederbewaldung. Allerdings verkam diese win-win-Methode erst recht zum Top-secret der Klimapolitik. (mehr dazu im Klimabuch)

Die Humusbildung kann das Zuviel an Kohlendioxid gemächlich einbinden, sie kann aus einem Problemgas fruchtbare Erde machen. Die Umwandlung von CO2 in Humus ist ein natürliches Recyclingsystem, das seit der Urzeit funktioniert: Pflanzen nehmen CO2 auf und wachsen, sterben sie ab, werden sie von Bodenlebewesen gefressen, und diese scheiden den Kohlenstoff in Form von Humus aus. Sobald wir die Fruchtbarkeit der Natur nicht mehr mit Gewalt klein machen, mit Pestiziden und Motorsägen, reinigt sich das Klima von alleine. Der Kohlenstoff will ja nichts anderes, als am Leben mitmachen, er ist das Grundgerüst jedes Lebewesens.

Dieses rettende, von fast allen Staaten ratifizierte Klimasanierungs-Konzept wurde finanziell nie gefördert oder gar umgesetzt.

Ausser mit einer einzigen Methode: Der Glyphosat-Direktsaat.

Der klimazerstörende – Himmel?!

In vielen Sprachen ist der Name unseres Planeten identisch mit dem Material das ihn bedeckt: Erde, earth, terre, tierra… Eine antike Wertschätzung? Die Erde, die uns ernährt. Meistens. Aber sie schwindet zunehmend. Und mit ihr die Erträge.

Der Pestizidindustrie entlarvte nun den Verursacher dieser massiven Erosionsschäden, einen bisher völlig unbeachteten Bösewicht: Den Himmel, bzw. den Sauer-Stoff, schon sein Name entlarvt den Schurken: Er verbrennt die Erde zu CO2.

Am Klimadesaster schuld ist also der Himmel selber, er verschlingt dermassen viel Erde, dass er sich dabei selber verdreckt, Himmel und Erde zerstören sich gegenseitig – wie schrecklich! Und noch weit alarmierender: Mit der Erde verduften auch die Erträge. Der Verantwortliche an den Hungersnöten ist ergo ebenfalls der böse Himmel.

Eine reichlich verworrene Verschwörungstheorie? Leider das weitgehend unbeachtete öko-Engagement unserer Agrarpolitik: Ein Grossteil der öko-Fördergelder fliesst in die Bekämpfung des angeblichen Boden- und Klimazerstörer… Sauerstoff.

Aber wie nur kann der Sauerstoff, unsere vitalste Lebensressource Bodenerosion und Hunger verursachen?

Die schwindende Erde

„Die industrielle Landwirtschaft räumt fruchtbaren Boden aus wie eine Kohlemine“. (H. Herren, Welt-Agrarrat).

Eine Milliarde Hektaren Agrarland sind bereits durch die Erosion schwer geschädigt, von weltweit 5 Milliarden Hektaren Agrarland. Die Erosion wandelt jährlich rund 1 Milliarde Tonnen Humus-Kohlenstoff in CO2 um, eine gleich grosse Klimabelastung wie durch den Verkehr. (7)

Die FAO warnt vor massiven Ertragseinbrüchen der industriellen Landwirtschaft, v.a. in den Tropen. (8).

Das Erosionsproblem ist jedoch primär ein amerikanisches, die Schäden eines durch und durch naturfeindlichen, industriellen Raubbaus, der sich in Europa bisher noch nicht im selben Ausmass etablieren konnte: Im Maisanbaugebiet der USA tragen die dust bowls, Sandstürme, die fruchtbare Erde weg. Und mit ihnen die Erträge. Die Äcker des corn belts verloren in einigen Jahrzehnten über einen Drittel ihres Humus, die Humusverluste konnten gar 50% erreichen. (9)

Mit einem verheerenden Resultat:

Die nordamerikanischen Weizenerträge erreichen kaum die Hälfte der europäischen, ein bestens gehütetes Tabu der Agrarpolitik. (10-11)

Wobei die USA das Mehrfache der Kunstdüngermengen der EU einsetzt, Kunstdünger verbrennt Humus zu CO2, ein weiteres Tabu der Agrarpolitik. (Siehe Kap. Bodenfresser Kunstdünger)

Dem nordamerikanischen Vorbild folgen nun die aufstrebenden Wirtschaftsnationen: In China müssen die Computerchips-Fabriken während der Sturmsaison hermetisch abgedichtet werden, die Belegschaft muss in die Sandferien, wenn Chinas fruchtbare Lössebenen von den Sturmwinden abgetragen werden. Kanada beklagt sogar das Phänomen des schwarzen Schnees.

Toxic Overdrive-Eskalation

Die Agrarchemie ist die Kunst, ein hochintelligentes System auf ein intellektuell tiefst mögliches Niveau zu reduzieren. Ihre Definition, das Vergiften der Erde sei ein Ressourcenschutz, entlarvt ihre Affinitäten und Ziele.

In den USA praktizieren viele Farmer den chemical fallow, die chemische Schwarzbrache: Die Erde bleibt nach dem Pflügen dank den Herbizideinsätzen, meist Glyphosat, bis zu zwei Jahre ohne Erosionsschutz durch eine Vegetationsbedeckung. Das wirkt sich v.a. in windigen Trockengebieten wie der Prärie verheerend aus, die nackte Erde wird von den berüchtigten dust bowls abgetragen.

Beim speziell erosionsanfälligen Sojaanbau betragen die Bodenverluste oft das Vielfache der Erträge. 20 bis 40 Tonnen Erde pro Hektar können durch einen einzigen Starkregen abgeschwemmt werden, bei wirklich extremen Wetterereignissen gehen in der amerikanischen Intensivlandwirtschaft bis zu mehreren hundert Tonnen Erde auf einer einzigen Hektare verloren. Erodierte Böden haben bis zu fünfmal weniger Nährstoffe in der obersten Bodenschicht.

Die europäischen Agrarministerien wollen diese Ressourcenzerstörung der US-Agrarindustrie nun via „Ressourcenschutz“-Subventionen in Europa etablieren. Die Erosion konzentriert sich im meist kleinstrukturierten Europa jedoch auf Erdabrisse bei Hochertrags- Futtermittelproduktionen am Hang. Diese äusserst seltenen und sehr begrenzten Schäden wurden von den Agrarministerien zu einem ökologischen Problem aufgebauscht.

Denn der Anbau von Grundnahrungsmitteln beschränkt sich vernünftigerweise auf flaches Gelände. Dennoch fliessen die Fördergelder für die Glyphosat-Direktsaat primär in die Ackerkulturen, obwohl die in Europa nicht erosionsgefährdet sind.

Die Agrarpolitik „bekämpft“ die horrenden Erosionsschäden der US-amerikanischen Glyphosat-Brachen durch eine Globalisierung der Direktsaat mit ihren noch weit höheren Glyphosat-Mengen.

Zu Tode fräsen

Laut dem öko-Verständnis der Agrarministerien müsse die Unkrautvernichtung per Pflug durch Gift ersetzt werden. Denn Pflüge seien schuld an den Bodenverlusten, weil der Luftkontakt die Erde verbrennt.

Bodenschädigende Pflüge? Die Bauern pflügen seit Jahrhunderten, die Pflüge sind durchaus mitschuldig an den Bevölkerungsexplosionen, aber wie konnten sie zu Klima- und Bodenzerstörern degradiert werden?

Die agrarindustrielle Befehlsgewalt nutzt geschickt die Synergien ihrer Sünden, sie ist mit dieser Methode der Humuszerstörung bestens vertraut: Sie empfiehlt das Hacken der Böden als Düngungsmethode bei den „Hackfrüchten“ mit hohem Nährstoffbedarf, wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Denn durch den Kontakt mit dem Sauerstoff löst sich der Humus auf und gibt seine Nährstoffe an die Kulturen ab, Hackfrüchte gelten darum in der klassischen Landwirtschaftslehre als Humuszehrer.

Die Agronomen zerstören Humus nicht nur, um seine Nährstoffe als Düngemittel zu nutzen. Sie verordnen auch eine Überbearbeitung der Ackerböden, denn nur „ein möglichst feinkrümeliges Saatbeet garantiere den gleichmässigen Saataufgang und optimale Ernten“. Die Bodenstrukturen müssten zuerst minutiös „zu Tode gefräst“ werden, danach müssen die Maschinen nur noch für die Belüftung der Erde sorgen. Auch wenn von den Grössenverhältnissen her Maschinen für das Anlegen dieser filigranen Versorgungsnetze so geeignet sind, wie Baukräne für das Spielen von Flamencogitarren.

Die noch gängige Feinvermahlung der Böden mit Eggen oder Fräsen führt zu verschlämmten Böden mit geringer Stabilität und Wasseraufnahmefähigkeit. Wird der strukturfreie Boden einer Palette an Agrarchemikalien ausgesetzt und starken Regengüssen, verpampt er zu einer undurchdringlichen Masse. Bei Platzregen schiessen die Wassermassen über die fast hermetisch versiegelten Äcker, nur ein minimaler Teil kann eindringen.

Der maschinelle und chemische Overdrive beschert dem Land Überschwemmungen. Und den Bauern Dürreprobleme, ideale Vorbedingungen für künstliche Bewässerungsanlagen.

Neuerdings wird eine zurückhaltende Bodenbearbeitung empfohlen, aber ohne die staatlichen Werbeveranstaltungen und finanziellen Anreize der „bodenschützenden“ Glyphosat-Direktsaat.

Schuld am Humusabbau ist neu und offiziell nur noch der seit Jahrhunderten benutzte Pflug, und nicht die bereits offiziell gerügte Dauerpürierung der Ackerböden durch maschinelle Hacken, Eggen und Fräsen. Und schon gar nicht der Humusfresser Kunstdünger und die jedes Leben abtötenden Pestizide.

Der cleverste Bodenschutz wäre der Verzicht auf jene Herbizideinsätze, die landwirtschaftlich keinen Sinn machen; und auf das seltsame Dogma der Agronomen, dass Wildpflanzen in den Äckern jederzeit eliminiert werden müssen.

Denn sind die Ackerpflanzen erst mal gut etabliert, stellen die weit kleineren Wildpflanzen und -Gräser keine reale Konkurrenz mehr dar. Mit Ausnahme der Problemunkräuter, die durch Fehlervermeidung verhindert werden müssen.

Wenn die Erde schreien könnte

Die Natur bedeckt die Erde immer, unter der Vegetation schwindet sie nie, Wasser und Wind können sie nur abtragen, wenn sie nicht geschützt ist. Die Bauern investieren viel Arbeit und Geld für Herbizideinsätze, damit die Erde möglichst lange nackt und schutzlos den Elementen ausgeliefert wird.

Nicht nur die Erde schwindet, sondern auch ihre gigantischen, unterirdischen Metropolen, ihre Transportwege und ihre Speicheranlage, sowie deren Erbauer: Die Pflanzen, Pilze, Tiere und Mikroorganismen – und ihre Fruchtbarkeit. An der Schädigung der Ertragsfähigkeit sind primär die naturfeindlichen Anordnungen der Agronomen schuld: Herbizide töten nicht nur die Pflanzen, ohne Nahrung verhungern die Bodenlebewesen. Die chronischen Hungersnöte in der wichtigsten Jahreszeit, im Frühjahr, blockieren die Sanierungsarbeiten an den Bodenstrukturen, den Speicheranlagen und Transportwege für Luft, Wasser und Nährstoffe: Die Böden verbacken, die Erträge versacken.

Mit dem Verschwinden der Lebewesen und der Fruchtbarkeit in der industriellen Landwirtschaft verschwindet auch das Fachwissen über die Funktionsweisen der Böden: Mit dem bäuerlichen Fachbegriff Gare geht die wichtigste Ernährungsgrundlage der Pflanzen verloren: Der Duft der guten Erde, die gigantischen Supermoleküle der Humus- oder Fulvosäuren. Sie bestehen primär aus Kohlenstoff, aber auch aus diversen Nährstoffen, die in dieser Form äusserst pflanzenverfügbar sind.

Die modernen Agronomen verbannen sogar das Wort Humus, den zentralen Grundbegriff der Bodenkunde, aus dem Vokabular der Landwirte. Erde ist für sie eine amorphe Masse, sie reduzieren den Humus auf die Prozentzahlen einiger Nährstoffe. Aber auch wir bestehen nur aus einigen Dutzend chemischen Elementen. Kein echter Wissenschaftler würde es wagen, uns auf unsere Prozentanteile von N, P, K und C zu reduzieren, denn die sind die gleichen, ob wir leben oder nicht. Unter der Federführung der Agrarindustrie mutiert jedes Leben zu einer leblosen Chemikalie. Deren Leistungsfähigkeit ausgerechnet mit Giftstoffen verbessert werden müsse.

Die Nährstoffspeicher der Erde sind die Ton-Humuskomplexe, ihre Leistung wurde bis vor kurzem noch als Kationenaustauschkapazität gemessen. Diese technisch hochelaborierten, wissenschaftlichen Messinstrumente verschwanden aus den Agrarpublikationen, denn ohne die Erfassung der Schädigung der Böden durch die Agrarchemikalien – keine Schädigung.

Mulch statt Pflug

Die Erde schützt sich stets mit einer Vegetationsschicht, eine störende Konkurrenz für den Nahrungsanbau. Ein Wildpflanzenfreier Acker kann mit unterschiedlichen Lösungsansätzen erreicht werden.

Die Agrarministerien behaupten, dass Pflüge schädlich seien und darum durch Pestizide ersetzt werden müssten? Landwirtschaft ist komplex, leider werden die ausgeklügelten, hochwirksamen Methoden der Bauern vermehrt durch die simplistischen Pestizidlösungen einer Klientelpolitik verdrängt.

Denn warum sollen Äcker überhaupt gepflügt werden?

Seit Jahrtausenden betreiben die Bauern die Wiese-und-Pflug-Methode: Die Wiesen sind eine unverzichtbare und optimale Methode der Bodensanierung, um danach ein leeres Saatbeet für die Aussaat der Ackerpflanzen zu ermöglichen, vergraben Wendepflüge die dichte Grasnarbe beim sogenannten Wiesenumbruch.

Nach einer Ackerkultur ist die Erde jedoch fast vegetationsfrei, im Schatten der grosswüchsigen Kulturpflanzen gehen fast alle Wildpflanzen ein. Nach einer Ackerkultur ist der Pflug oft unsinnig, ein oberflächliches, maschinelles Schälen oder Grubbern genügt meist.

Vor der Erfindung der Traktoren wurde der Pflug nur bei Bedarf eingesetzt, der Acker wurde nicht routinemässig nach jeder Kultur gepflügt und gefräst.

Der japanische Pionier Fukuoka entwickelte eine innovative Mulch statt Pflug-Rotation, unkrautfrei, ohne Pflug und ohne Herbizide: Er säte wie einst der Sämann von Hand in die fast erntereife Vorkultur, danach erst erntete er, die Schösslinge wuchsen durch den Mulch durch. Diese ausgeklügelte bio-Methode der dauernden Bodenbedeckung durch Getreide und der Eliminierung der Wildpflanzen durch das Überschwemmen der Reisfelder funktioniert in den gemässigten Zonen nicht.

Wohl aber eine Variante der „Mulchsaat“: Bei der „Stoppelsaat“ des „Folgeweizens“ wird der neue Weizen in das liegengelassene Weizenstroh eingedrillt. Die Ernteresten werden liegengelassen und die sogenannten Drillmaschinen bringen das Saatgut durch den Mulch hindurch in die Erde ein.

Diese zweite Weizenernte fällt meist etwas geringer aus als im ersten Jahr, aber dafür sind Arbeitsaufwand und Kosten auch rekordmässig tief. Danach muss eine andere Ackerfrucht angebaut werden.

Eine innovativere Methode der Mulchsaat braucht nicht einmal eine Drillmaschine: Heutzutage können pneumatische Sämaschinen oder Diskus-Säer an den Vollerntern die Folgekultur kurz vor der Ernte der Vorfrucht in den Acker einsäen, so dass das Saatgut von deren Mulch bedeckt wird. Sie können den Fruchtwechsel in einem einzigen Durchgang erledigen, gleichzeitig säen und ernten, eine Unkraut- oder Schädlingsbekämpfung erübrigt sich.

Und die Düngung? Z.B. eine kluge Leguminosen-Fruchtfolge. Alle paar Jahre ist jedoch eine ein- bis zweijährige Unkrautkur in Form einer Wiese notwendig.

Noch simpler wären Mähdrescher mit einer Fall-Saat-Vorrichtung an der Unterseite: Vorne ernten, oben dreschen, unten säen, hinten mulchen.

Warum werden diese ökologisch und erst recht ökonomisch optimalen Konzepte nicht angewendet?

Weil die Agrarministerien sie mit all ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln sabotieren:

Die pfluglose, ökonomisch und ökologisch unschlagbare Folgeweizen-Mulchsaat wurde in den meisten Industrieländern verboten.

Die pfluglosen Gift-Varianten der Direktsaat und der RR-Gentech werden mittels Öko-Fördergeldern forciert.

Die Beelzebub-Strategie

Der kritisierten Pestizidindustrie gelang es, das öko-Engagement gegen ihre Toxine für eine öko-Finanzierung von noch mehr Giftstoffen zu instrumentalisieren. Ihre Lobbyisten konnten den unsinnigen mechanischen Overdrive durch einen noch weit unsinnigeren toxischen Overdrive ersetzen, und dies als „Ressourcenschutz“ verkaufen. Sie projizierten einen Teufel an die Wand, um den dann mit Beelzebub auszutreiben, sie ersetzten den angeblich „bodenschädigenden Pflug“ durch eine massive Erhöhung der Krebsgefahr.

Fukuokas Prinzip der pfluglosen Mulch-Landwirtschaft wurde in den 80er-Jahren weltberühmt, die Mulchsaat bedrohte die Umsätze der Pestizid-Industrien, denn ihr reduzierter Unkrautdruck senkt nicht nur den Herbizidbedarf: Herbizide schädigen auch die Kulturpflanzen, und machen sie gegen andere Schädlinge anfällig, das kurbelt den Verkauf der Insektizide und Fungizide an. Glyphosat schädigt zudem die Stickstofffixierung bei Soja, die Leguminose braucht plötzlich Kunstdünger, zudem fördert es den Befall mit Krankheitserregern. (12)

Die Glyphosat-Direktsaat ist eine Mulchsaat mit einem Maximum an Pestiziden, die der Acker gerade noch für ein paar Jahre überlebt: Denn einfachheitshalber machen die beratenden Agronomen keinen Unterschied zwischen einer dicht bewachsenen, mehrjährigen Wiese und einem abgeernteten, leeren Acker. Herbizide wurden bisher primär zum Abtöten von Unkraut-Keimlingen eingesetzt, da genügt schon wenig Gift. Die Direktsaat-Agronomen ordnen auf den abgeernteten, vegetationsfreien Äckern meist die stets gleichen Höchstmengen an Herbiziden an wie auf einer Wiese. Denn um die oft sehr starken Wiesenpflanzen und Gräser wie den Löwenzahn mit seiner Pfahlwurzel abzutöten, braucht es enorme Giftmengen. Die staatlichen öko-Fördergelder forcieren so eine Anreicherung von Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Konsumenten mit Maximalmengen eines krebsverdächtigen Pestizids.

Die öko-Definition unserer lobbyierten Agrarministerien: Grips durch Gewalt und Gift ersetzen.

Sie wandelten das trendige „Mulch statt Pflug“ in das lukrative Surrogat „Krebs statt Pflug“ um.

Möglicherweise ist die zunehmende Gluten-/Weizen Unverträglichkeit ein durchaus berechtigter Schutzmechanismus des Körpers gegen die extrem hohen Pestizidgehalte des aktuellen Weizenanbaus?

Betonfräser

Die „bodenschonende“ Glyphosat-Direktsaat verwandelt die Erdböden innerhalb von 10 Jahren in eine steinharte Schicht. Es wurden neue, superstarke Tiefpflüger entwickelt, die laut Werbung sogar „betonharte“ Böden aufmeisseln können. Es wurden natürlich nie Kohlenstoff-Messungen finanziert nach dem Durchgang dieser Tiefpflüger.

Interessanterweise verlangten die Agronomen bisher stets, dass Ernteresten und Gründünger unterpflügt werden müssen, denn die Bodenbedeckung störe angeblich den Saataufgang. Ausser bei der Glyphosat-Direktsaat, da störe der liegengelassene Mulch plötzlich nicht mehr.

Die Glyphosat-resistente „grüne“ Gentech ist agronomisch fast identisch mit der Glyphosat-Direktsaat. Auch wenn bei der die Resistenzen der Unkräuter schon so massiv sind, dass oft andere Herbizide eingesetzt werden müssen.

Die Hundert- und die Tausendfachen Grenzwert-Erhöhungen

Mit der Subventionierung der Direktsaat wurden die Grenzwerte für die Glyphosat-Rückstände im Weizen und Roggen der EU um das Hundertfache erhöht, die für Hafer, Gerste und Soja um das Zweihundertfache gegenüber den Werten vor dem Jahre 2000. (13-14) Ohne jegliche Berücksichtigung toxikologischer und wissenschaftlicher Argumente, die Begründung limitiert sich auf „eine überfällige Anpassung an die Praxis“. Die Glyphosat-Grenzwerte im Wasser sollten um das bis zu Mehrtausendfache erhöht werden, das sollte wohl bald auch das Trinkwasser betreffen. Aufgrund der massiven Proteste konnte dies bisher noch geblockt werden.

Die Agrarministerien missbrauchen das trendige öko für die Subventionierung des umstrittenen, meistverkauften und krebsverdächtigen Glyphosat und für eine Hundertfache Erhöhung der Glyphosat-Grenzwerte und Belastungen in Nahrung und Gewässer

Die FAO hatte einst noch behauptete, dass die Herbizid-Mengen dank der Direktsaat vermindert würden. (15) Wird ein Herbizid jedoch zu häufig eingesetzt, entwickeln die Wildpflanzen Resistenzen, die Dosierungen müssen erhöht werden.

Zeitgleich mit der Direktsaat wurde auch die „Sikkation“ eingeführt, sie vergiftet die Nahrungspflanzen: Kurz vor der Ernte werden u.a. Weizen- und Kartoffelpflanzen mit Glyphosat vergiftet, sie sterben ab, vertrocknen und sind somit erntereif, die Sikkation oder Vorerntespritzung erlaubt eine wetterunabhängige Planung der Ernten. Die Bauern mussten einst noch das Wetter und die Reifung der Ackerfrüchte berücksichtigen, neu werden die Ackerpflanzen an die Termine des Agrarmanagement angepasst.

Wenn die Landwirtschaft unsere Nahrungspflanzen bereits zu Tode vergiften darf, stellt sich dann doch die Frage, wozu überhaupt noch Grenzwerte für Pestizide gebraucht werden. Denn der Einsatz von noch mehr Pestiziden als für eine tödliche Vergiftung der Kulturpflanzen ist ja nun völlig sinnlos.

Der Pestizid-Ausstieg

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