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Atheist und Pfarrer, geht das zusammen?

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Auf den ersten Blick ist das eine unmögliche Kombination, denn ein Atheist glaubt nicht, dass es Gott gibt, ein Pfarrer dagegen schon. Bei näherer Betrachtung ist die Sache aber etwas komplizierter: Es gibt Atheisten und Atheisten, und es gibt Pfarrer und Pfarrer.

Eine erste Beobachtung: Was ist ein Atheist? Ein Atheist glaubt nicht, dass es Gott gibt. Er glaubt also etwas nicht, nämlich dass es Gott gibt. Oder er glaubt etwas sehr wohl, nämlich dass es Gott nicht gibt. Für mich ist das gehupft wie gesprungen; weil aber viele Atheisten schon Juckreiz kriegen beim blossen Gedanken, dass sie eigentlich doch etwas glauben, lasse ich das.

Und was ist ein Pfarrer? Ist das einer, der glaubt, dass es Gott gibt? Das möchte man von einem Theologen wohl erwarten, und es mag ja Pfarrer geben, die das von sich sagen; ich vermute aber, dass die meisten auf die Frage: Glaubst du, dass es Gott gibt?, nicht ohne weiteres ja sagen würden.2 Und sie haben recht, denn ein Ja würde bedeuten, dass sie an etwas glauben, was es gibt. Von Gott aber kann man vieles sagen, jedoch nicht, dass es ihn gibt. Jeder Pfarrer, der damit einverstanden ist, ist also eigentlich Atheist; der Erste aber, der sich auch als solchen bezeichnen würde, muss mir noch begegnen.

Dass es Gott nicht gibt, ist für einen Pfarrer eine gefährliche Aussage. Darum schreibe ich dieses Buch jetzt und nicht erst – wie ich ursprünglich dachte – nach meiner Pensionierung.3 Ich will hinterher nicht sagen hören, ich hätte gut reden, da man mich ja nicht mehr aus dem Kirchendienst ausschliessen könne.

Natürlich hoffe ich, dass sich viele Pfarrer und Gläubige nach der Lektüre dieses Buches zum Atheismus bekehren, und andersherum (obwohl ich mir in dieser Richtung weniger Illusionen mache), dass viele Atheisten anfangen, an Gott zu glauben, und dass wenigstens einige von ihnen Pfarrer werden. Der Schritt erscheint wechselseitig grösser als er in Wirklichkeit ist, denn Pfarrern und Atheisten ist eines gemeinsam: Sie wissen nicht, wer oder was Gott ist, und haben, wenn sie das zugeben, keine Existenzberechtigung mehr.

Dieses Buch wurde mit einem gewissen Schmunzeln geschrieben. Als einer, der mit Leib und Seele Pfarrer und Atheist ist, habe ich mich frei gefühlt, sowohl den Pfarrer als auch den Atheisten aufs Korn zu nehmen, und dies – ehrlich gesagt – mit Vergnügen. Ich hoffe, der Leser, die Leserin habe ebenso viel Spass daran und lerne vielleicht auch etwas dabei.

Ein spannendes Buch wird es nicht werden, denn das Ergebnis steht ja bereits fest: Ein Pfarrer kann Atheist sein und umgekehrt. Und wenn ich der Einzige wäre: Ich bin so einer – vielleicht eher ein atheistischer Prediger als ein predigender Atheist – aber immerhin!

Glauben an einen Gott, den es nicht gibt

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