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Für wen schreibe ich?

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Der Leser, den ich beim Schreiben stets vor Augen hatte, ist sich nicht so sicher. Er zweifelt oder glaubt überhaupt nicht (mehr) daran, dass es Gott gibt, und fragt sich, welchen Sinn es hat zu glauben, wenn es Gott nicht gibt. (Mancherlei Sinn, sage ich mal vorläufig.)

Innerhalb der Kirche sehe ich ihn als einen, der Woche für Woche erfährt, wie gross der Unterschied ist zwischen seinem eigenen Glaubensempfinden und der Selbstverständlichkeit, mit der die Kirche jedem, der sich fragt, ob es Gott gibt, den Mund stopft. Für ihn versteht sich das eben nicht mehr von selbst, und darin fühlt er sich nicht ernstgenommen; seine Fragen werden nicht beachtet oder umgangen.

Ausserhalb der Kirche sehe ich ihn als einen, der mit den Jahren der Kirche enttäuscht den Rücken gekehrt hat, jedoch nicht ungläubig geworden ist. Er hat bloss die Antworten hinter sich gelassen, die Fragen aber mitgenommen. Vielleicht versteht er sich selbst als «Etwasist»4, glaubt er doch, dass es «etwas» gibt, das er aber nicht Gott nennt, weil er inzwischen allergisch reagiert auf das, was in den Kirchen unter diesem Wort verstanden wird.

Ausserhalb der Kirche sehe ich ihn auch als einen, der sich auf dem Markt der Religionen und Sinngebungen herumtreibt und versucht, sich sein eigenes «Glaubens-Paket» zusammenzustellen. Er möchte offen sein für etwas, was die alltägliche Oberflächlichkeit übersteigt, er ist unbefangen und vorurteilslos gegenüber dem Wort «Gott», in der Überzeugung, dass mit diesem Wort jeweils das gemeint sei, was er gerade sucht. Und ich sehe ihn überall suchen ausser in der Kirche, denn er weiss, dass er in einer Institution, die auf aktuelle Fragen mittelalterliche Antworten gibt, nichts finden wird.

Ich fühle mich als Bundesgenosse des zweifelnden Lesers, der ringt mit überholten Gottesvorstellungen, der sich verabschieden möchte von dem, was die Kirchen von Gott behaupten, aber nicht von seinem Glauben. Ich stehe auf der Seite derer, die in Nebel gehüllt werden von Theologen, die so tun, als ob es Gott gäbe oder – schlimmer noch – die Frage, ob es Gott gibt, als überholt oder irrelevant betrachten. Ich fühle mich verwandt mit jenen Sinnsuchern, die davon ausgehen, dass es etwas gibt, das mehr ist als das, was wir mit unseren Augen wahrnehmen können, die aber um das Wort «Gott» einen Bogen machen, solange es nicht vom kirchlichen Ballast befreit ist.

Glauben an einen Gott, den es nicht gibt

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