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Kapitel 1 Beginn der Reise
ОглавлениеBlutrot färbte die aufgehende Sonne die Zinnen der Stadt Cameedor, die Farbe wechselte ins orange, ins gelb. Dann löste sich die Sonne vom Horizont und die Paläste der Stadt strahlten im hellsten weiß.
Viele Fassaden der Paläste von Cameedor wurden mit dem weißen Stein aus der weiten Ebene verkleidet und viele der betuchten Kaufleute oder Handwerker ahmten es nach.
Cameedor trug schon bald nicht zu Unrecht den Beinamen: die weiße Stadt.
Die Stadt erwachte jetzt schlagartig und geschäftig liefen die Menschen hin und her. Die Marktstände wurden mit frischer Ware bestückt, die aus dem umliegenden Land und von den Fischerbooten kamen.
Alka-An trat aus seinem Elternhaus, streckte und reckte sich und machte sich auf den Weg zu dem Treffpunkt vor der Stadtmauer. Hier traf er sich, wie viele Tage schon zuvor, mit seinen Leuten, mit denen er den Weg weit nach Osten wagen wollte.
Die Vorbereitungen waren schon im vollen Gange, jeden Tag fuhren ein oder zwei Fuhrwerke nach Norden zum Sammelpunkt, etwa auf der Höhe, an dem sich das Gebirge nach Osten bog.
Alka-An plant zusammen mit seinen Freunden, die ersten Tage entlang dem Gebirge nach Osten zu ziehen, bis es nach Süden knickte. Ab hier mussten sie vorsichtig weiter ziehen, denn ab hier zogen sie möglicherweise durch das Gebiet der wilden Horde. Wie Alka-An aus den alten Schriften, vor allen dingen aber auch von seinem Vater und Großvater wusste, war die wilde Horde immer nur südlich des großen Flusses beobachtet worden, aber eine erhöhte Aufmerksamkeit kann nicht schaden.
Alka-An wurde auch immer wieder von seinem Vater auf diese, wenn auch latente Gefahr hingewiesen, die Menschen der weiten Ebene mussten es leider zu oft erleben, dass die endlich vernichtet geglaubten Bestien der wilden Horde immer wieder auftauchten und furchtbar in der weiten Ebene wüteten.
Er hat sich mit den alten Aufzeichnungen lange und intensiv beschäftigt und war sich klar darüber, dass er auf seiner Reise mit einen Angriff der wilden Horde rechnen musste.
Alka-An traf an dem vereinbarten Punkt ein und begrüßte die Männer. Kurz nach seinem eintreffen kamen noch zwei Männer dazu und sie konnten jetzt mit der Planung fortfahren. Duner zeigte den Männern den Stand der Planung anhand von deutlichen Schriftrollen.
Er zeigte auf einen Punkt: „Wir haben dreiviertel der Planung erreicht, sobald die Fuhrwerke mit den Nahrungsmitteln und den Wasservorräten beladen werden, können wir losziehen.“
Sooler fragte nach den Pferden, Duner sah hoch: „Wir haben zwei Herden, eine mit Reittieren und eine mit Last-und Zugpferden. Auch führen wir eine größere Herde Rinder, Ziegen und Schafe mit.“
Kuman fragte nach den Waffen und Duner erwiderte: „Auch hier haben wir bestimmt ausreichend Vorrat, neben zwei Fuhrwerken mit Schwertern, Schilden und Bögen, haben wir ein Katapult und eine Kanone jeweils auf einen Wagen montiert.“
Jetzt war es an der Reihe von Barthin, nach zu fragen, wie viel Soldaten oder ehemalige Soldaten sich gemeldet haben.
Duner raschelte mit den Schriftrollen und zeigte Barthin die Auflistung, aus der hervor ging, dass sich insgesamt über fünfzig Soldaten gemeldet haben, gut sortiert aus allen Waffengattungen. Hinzu kamen noch mal gut fünfzig Männer, die ihren Militärdienst absolviert hatten und sich in diesem Gewerbe noch gut auskannten. Barthin zeigte sich sehr zufrieden.
Alka-An zeigte den Männern an, dass es Zeit für einen Imbiss war, zwei Frauen brachten in Körben das Frühstück.
Bei der Besprechung zwei Tage später erschienen drei Gelehrte der Schule von Cameedor und fragten an, ob es möglich wäre, mit Alka-An zu sprechen. Alka-An hörte die Gelehrten und rief sie herein.
Alka-An erkannte sofort den einen der Gelehrten aus seiner Schulzeit und freute sich sehr über das Wiedersehen. Der Gelehrte klopfte Alka-An anerkennend auf die Schultern: „Davon hast du schon in der Schule ständig gesprochen, deine große Reise in den fernen Osten.“
Alka-An lachte seinen alten Lehrer freundlich an: „Im Gegensatz zu meinem Vater, der die Meere erforschen wollte, hat mich immer das unbekannte Land fasziniert.“ Sein Lehrer nickte: „Ich weiß, du hast mir Löcher in den Bauch gefragt. Deinetwegen habe ich mich sehr mit den Ländern im fernen Osten beschäftigt. Viel war darüber leider nicht zu erfahren, entweder leben dort keine großen Völker oder das Land ist doch nicht so groß, wie du es vermutest.“
„Jetzt ist es bald soweit, es laufen schon die letzten Vorbereitungen.“ Alka-An freute sich wirklich sehr über das Wiedersehen mit seinem alten Lehrer.
„Deswegen sind wir hier“, der ehemalige Lehrer von Alka-An zeigte auf die zwei anderen Gelehrten, die ihn begleiteten.
„Deswegen sind wir zu dir gekommen“, der ältere der Gelehrten trat vor und rollte eine alte Schriftrolle auf dem Tisch aus, „wir möchten Dir etwas zeigen.“
Er deutete auf einen Punkt weit im Osten in einem angedeuteten Gebirge auf der Karte: „Dieser Ort soll unvorstellbare Mengen an Schriftrollen und Aufzeichnungen und an Information bergen.“
Alka-An sah den Gelehrten gespannt an, der Gelehrte hatte seine Neugier geweckt.
„Wir möchten dich und deine Begleiter bitten, wenn es euch möglich ist, diesen Ort zu suchen und nach diesen Schriftrollen oder Aufzeichnung zu fragen.“ Sooler trat an den Tisch und beugte sich über die Schriftrolle: „Ihr wisst nicht, wo sich der Ort befindet?“
„Leider nein, der genaue Ort ist nicht mehr bekannt, im Laufe der vielen Sommer ist das Wissen darüber verloren gegangen.“
„Verbindlich ist nur, dass sich dieser Ort in diesem Gebirge weit im Osten befindet.“ Der Gelehrte zeigte Sooler das Gebirge, das nur schwach auf der Schriftrolle erkennbar war.
„Es scheint so, als zöge sich das Gebirge weit nach Norden und dehnt sich auch weit nach Süden aus, um dieses gewaltige Gebiet zu erkunden, benötigen wir viele, sehr viele Sommer.“
Sooler trat zweifelnd an der Ausführung dieses Wunsches von dem Tisch zurück.
„Es handelt sich tatsächlich um ein riesiges Gebiet, da habt ihr recht. Wir können euch auch nur einen sehr unbestimmten Anhaltspunkt mitgeben“
Der Gelehrte legte seine beiden Hände auf die Schriftrolle so, dass seine Hände mit den ausgestreckten Daumen ein recht großes Gebiet zeigten: „In diesem Gebiet befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der von uns gesuchte Ort.“
Alka-An fragte seinen alten Lehrer: „ Könnt ihr uns eine Zeichnung von dieser Schriftrolle mitgeben?“
„Daran haben wir schon gedacht“ und überreichte Alka-An eine Rolle. Er rollte die Rolle auf und sah, dass die Zeichnung die Einzelheiten sehr deutlich zeigte, aber er sah auch, dass das Gebirge wirklich gewaltig groß war und das von dem Gelehrten gekennzeichnete Gebiet immer noch sehr groß war.
„Wir werden es versuchen, mehr können wir euch nicht versprechen“, Alka-An rollte die Zeichnung zusammen.
„Wir hätten noch eine Bitte an euch“, beinah flehendlich sahen die Gelehrten die Männer an, „Sotates möchte zu gerne an euerer Reise teilnehmen.“
Alka-An und seine Männer lachten freundlich: „Deinen Wunsch können sehr leicht erfüllen, herzlich willkommen.“
Der Gelehrte freute sich sichtlich und fragte dann nach, was er alles für die Reise benötige, er habe leider keinerlei Erfahrung damit.
Duner bot sich an, dem Gelehrten zu helfen und setzte sich mit ihm an den Tisch und erstellte für den Gelehrten eine Liste mit den Dingen, die er unbedingt mit nehmen sollte, zusätzlich natürlich die persönlichen Sachen, die er benötigt. Die Gelehrten bedankten sich und angeregt plaudern kehrten sie nach Cameedor zurück.
Alka-An sah wieder vier Fuhrwerke nach Norden losfahren und ein Reitertrupp trabte auch gerade los. Alka-An merkte, wie ein heißes Kribbeln in ihm aufstieg, es wird Zeit, dass es los geht, er wird langsam aber sicher ungeduldig.
Obwohl natürlich Ungeduld für solch ein großes Unternehmen nicht gerade angebracht ist. Alka-An holte tief Luft und wieder beruhigt ging er zurück nach Cameedor, er brauchte noch einige Kleinigkeiten und die hoffte er auf einen der vielen Märkte zu finden.
Er hatte Glück, gleich auf den kleinen Markt, nicht weit hinter dem Stadttor, fand er was er suchte.
Der Händler bot ein sehr schönes Messer Sortiment an und Alka-An suchte sich vier Messer aus, angefangen von einem kleinen Messer, dass gut in die Seitentasche seines Beinkleides passte, die drei anderen Messer wurden immer von Messer zu Messer um ein Stück größer.
Der Händler bestätigte Alka-An gerne, dass er sich die richtigen Messer auch zum ausweiden eines Wildbret ausgesucht hat.
Alka-An sah sich nach einem wetterfesten Umhang um und festes Schuhwerk in Ersatz. Mit mehreren Paketen beladen kehrte er nach Haus zurück.
Die eingekauften Sachen legte er direkt auf das Fuhrwerk, das vor dem Haus stand. Alka-An wurde freundlich von seiner Schwester begrüßt, die an der Haustür stand: „Das Essen ist gleich fertig.“
„Fein, ich mach mich ein wenig frisch, dann komme ich zum Essen.“
Während des Essens fragte Alka-An seine Schwester zum wiederholten male, ob sie nicht doch an seiner Reise teilnehmen wollte? Tanja-Dys hübsches Gesicht wurde traurig: „Nein, lass mich man zu hause, die Schiffsreise mit unseren Eltern reicht mir für den Rest meines Lebens.“
Alka-An legte für einen kurzen Moment seine Hand tröstend auf die zusammen gelegten Hände seiner Schwester: „Ich verstehe dich sehr gut.“
Er sah selbst noch oft genug die schrecklichen Bilder des Piratenangriffs, bei dem sie ihre Mutter verloren hatten. Die beiden waren mitten im essen, als Kaah-Mer, Alka-Ans Vater in die Stube trat und seine Tochter fragte, ob für ihn auch noch etwas zu essen da sei?
Lachend stand Tanja - Dy vom Tisch auf und holte für ihren Vater das Essen aus der Küche. Als sie zurück kam, waren beide Männer so vertieft in ihrem Gespräch über die bevor stehende Reise, dass ihr Vater kaum bemerkte, dass sie das Essen für ihn auf den Tisch stellte. Kopfschüttelnd ließ Tanja - Dy ihren Vater und ihren Bruder allein, sie konnte es nicht begreifen, dass ihr Bruder, nachdem, was sie alles erlebt hatten, bis hin zum Verlust ihrer Mutter, immer noch in die Welt hinaus wollte.
Hier in Cameedor konnte er sicher und zusammen mit interessanten Menschen leben, nein, er nahm lieber unwägbare Risiken auf sich, um fremde Länder und Leute kennen zu lernen!
Beim Treff am nächsten Vormittag einigten sich die Männer um Alka-An auf die endgültige Abreise zum Sammelpunkt im Norden zu Beginn des neuen Mondes. Innerlich jubelte Alka-An lauthals, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken.
Es geht los, es geht endlich los!
Die Männer gingen noch mal alles durch, zum wievielten Mal machen sie dies? Duner sah jede Liste penibel durch, nach jeder Liste sah er die Männer fragend an und machte erst mit der nächsten Liste weiter, wenn er von allen die Zustimmung erhalten hatte.
Proviant, Wasserfässer, Ersatzkleidung, Waffen, Ersatzmaterial für die Fuhrwerke, Krüge, Kisten und sonstige Behälter, die Liste der Tiere wurde von Duner besonders akribisch abgearbeitet.
Es passte alles, Alka-An lobte Duner für seine gute Arbeit und ebenso lobte er die anderen Männer, die Kundschafter, allen voran Sooler und Kuman und Barthin, die Militärexperten.
Als neues Mitglied wurde von Duner der Gelehrte Sotates der Liste beigefügt.
Jetzt, wo endlich der Abreisetermin feststand, merkte Alka-An dass doch noch das eine oder andere fehlte.
Er nahm sich vor, auf dem Heimweg bei dem Schreiner nachzufragen, wie weit er mit der bestellten Truhe ist. Der Schreiner sah Alka-An kommen und rief ihm zu: „Wir haben die Truhe heute zu deinem Haus gebracht!“ Alka-An bedankte sich bei dem Mann und gab ihm das ausgehandelte Salär!
Auf dem Fuhrwerk sah Alka-An die schwere Truhe, genauso hatte er sich die Truhe für die wichtigsten Unterlagen vorgestellt, sehr stabil, sauber verarbeitet, mit schweren eisernen Beschlägen und einem wuchtigen Vorhängeschloss bestückt. Er legte alle wichtigen Schriftrollen, Kartenmaterial und einige persönliche Dinge in die Truhe.
Alka-An verabschiedete sich von seinem Vater und seiner Schwester, nahm ihre guten Wünsche mit auf die Reise!
Sooler stieß seinen rechten Arm hoch in die Luft und die letzte Gruppe verließ Cameedor, es waren doch noch sieben Fuhrwerke zusammen gekommen und eine größere Reitergruppe, die jetzt nach Norden aufbrach, zum ersten Zwischenlager.
Bis zum Sammellager am großen Gebirge brauchten vor allem die Fuhrwerke einen guten Mondzyklus.
Alka-An hatte das Schwert, das der legendäre Fürst Darkahr vor langer Zeit von den Elben erhalten hatte, wie alle Träger dieses Schwertes, unbewusst auf den Rücken geschnallt.
Der ganze Tross hoffte natürlich, dass sie mit den Bestien der wilden Horde nicht zu tun haben werden, einmal, weil sich die wilde Horde seit langer Zeit nicht mehr hat blicken lassen, zum anderen zogen sie hoch im Norden an dem ehemaligen Gebiet der wilden Horde vorbei.
Aus den alten Aufzeichnungen war es Alka-An bekannt, dass die wilde Horde ausschließlich südlich des großen Flusses agierte.
In einem plötzlichen Energieausbruch jagte Alka-An sein Pferd in einem wilden Galopp ins Landesinnere und kehrte in einem weiten Bogen ruhiger geworden, wieder zurück.
Sooler lachte Alka-An verständnisvoll an, er konnte den energiegeladenen, jungen Mann gut verstehen, er war in seinen jungen Jahren genauso ungestüm.
Rechter Hand leuchtete ab und zu das blaue Wasser der großen See im hellen Sonnenlicht auf.
Die Fuhrwerke rumpelten in den vielen Spurrillen heftig hin und her und einige Lenker der Fuhrwerke wichen immer weiter nach links aus, um auf glätteren Boden leichter voran zu kommen.
Der Gelehrte mit seinem leichten Einspänner folgte dem Beispiel der erfahrenen Lenker und entkam so auch etwas dem aufgewirbelten Staub.
Sie erreichten gegen Abend das erste Basislager und Alka-An freute sich auf das Essen. Das Lager war nahe der Küste aufgebaut worden und Alka-An sah Segelschiffe nach Süden fahren, die Schiffe bringen bestimmt Waren nach Cameedor, dachte er bei dem Anblick der Schiffe.
Die Tour bis zum Sammellager zog sich gleichmäßig dahin, ohne besondere Vorkommnisse und wie von Duner einkalkuliert, kam Alka-An mit dem Tross nach einem guten Mondzyklus in dem Lager an.
Er war von dem Anblick des Lagers schier erschlagen, ganze Zeltstädte sah er, große Viehkoppeln, Fuhrwerk an Fuhrwerk standen in Reih und Glied und ein Gewimmel von Menschen wie an den Markttagen in Cameedor!
Ein lautes Stimmengewirr lag über dem großen Lager. Ein junger Mann wies Alka-An den Weg zu dem Hauptplatz, an dem auch sein Zelt aufgebaut stand. Duner erklärte den Männern um Alka-An, dass er die große Kolonne in einzelne Sektionen aufgeteilt hat, damit der Marsch nicht in ein Chaos endet. Es sind Treckführer von den Menschen gewählt worden, die sich in erster Linie um ihren Treck kümmern. Jeder dieser Treckführer hat bis zu fünfzehn Fuhrwerke zu betreuen, ebenso wurde mit den Herden der Pferde, Kühe, Ziegen und Schafe verfahren.
So wurde sicher gestellt, dass relativ einfach, kleinere Verbände mit Nahrung und Wasser versorgt werden können, auch die Lagerplatzsuche dürfte sich dadurch einfacher gestalten.
Duner hatte für die vielen Menschen zehn Küchenwagen bereit gestellt Trotz der wirklich gut durchdachten Organisation von Duner, dauerte es mit dem Aufbruch doch noch einige Tage länger, aber dann war es soweit! Alka-An hatte auf einen kleinen Hügel mit seinen Kundschaftern, mit Kuman und Barthin und Duner Aufstellung genommen. Selbst der Gelehrte Sotates hatte sich eingefunden.
Alka-An schaute seine Gefährten an: „Alles bereit?“
Als alle nickten, stieß Alka-An seinen rechten Arm hoch in die blaue Luft und schrie mit aller Kraft über den riesigen Treck hinweg: „ Es geht los, auf nach Osten!“ Die kleine Gruppe verließ den Hügel und lenkte ihre Pferde nach Osten, knarrend setzten sich die Fuhrwerke in Bewegung, das Vieh brüllte und die Menschen schrien vor Begeisterung.
Im Laufe des sonnigen Vormittagtages sortierte sich der Treck von selbst, die Treckführer der Fuhrwerke hatten ihre Wagen nach links und nach rechts an den Rand gelenkt, dadurch entstand eine große Fläche in der Mitte, in der das Vieh gut mitlaufen konnte, ohne das es ständig beaufsichtigt werden musste.
Viele Menschen verließen die Fuhrwerke, um ein Stück des Weges zu laufen. Die Reiter umkreisten die Kolonne wie Fliegen einen süßen Kuchen. Alka-An war mit Duner und Sooler überein gekommen, in den ersten Tagen den Treck laufen zu lassen, damit Fuhrwerke und die Herden das richtige Tempo für sich finden können.
Schon nach dem dritten Tag hat sich eine gewisse Routine entwickelt.
Der Abbau des Lagers nach dem Frühstück, das Mittagsmahl, das meistens aus Brot und Dörrfleisch bestand, wurde von den Küchen während der Fahrt ausgegeben. Abends das Lager wurde Lager erstaunlich schnell auf den Platz aufgebaut, der von den Kundschaftern ausgesucht worden ist.
Schnell zog leckerer Essensduft durch das große Lager. Das Wetter blieb angenehm, der Boden blieb fest und hart, so dass die Fuhrwerke keinerlei Probleme hatten und die Kundschafter fanden immer genügend frisches Wasser.
Der Gelehrte machte Alka-An darauf aufmerksam, dass sich der Treck jetzt ungefähr auf der Höhe zu der großen Schlucht befindet.
Alka-An wusste von der Schlucht und reckte sich hoch in seinem Sattel, der Gelehrte musste lachen. „Nein, sehen kannst du die Schlucht nicht, dafür ist sie noch zu weit entfernt.“
Während das Lager für Nacht aufgebaut wurde, zogen dunkle Wolken, von Westen herkommend, den Himmel hoch und es wurde sehr schnell dunkel. Überall im Lager leuchteten Fackeln auf und mit den ersten dicken Regentropfen verschwanden die Menschen in ihren Zelten.
Es goss die ganze Nacht durch und auch der neue Tag begann nass. Erfreulicherweise blieb der Boden hart, dass Regenwasser konnte gut abfließen und die schweren Fuhrwerke kamen trotz des heftigen Regen gut voran. Sooler zeigte früh an, dass sie hier übernachten wollen, der Platz eignete sich hervorragend, denn er war wie eine flache Kuppel gewölbt, das Regenwasser konnte gut abfließen und so konnten die Zelte auf fast trockenem Boden aufgebaut werden.
Die Nacht begann mit Blitz und Donner, die Unwetter hielten die ganze lange Nacht an.
Alka-An sagte etwas missgestimmt zu Sooler: „ Jetzt fehlt nur noch, dass wir von der wilden Horde angegriffen werden. Das Wetter passt ja dazu!“
Etwas erschreckt sah Sooler Alka-An an: „Das meinst du doch nicht wahrhaftig?“
Verlegen wehrte Alka-An entschuldigend seine Äußerung ab: „Nein, nein, der Gedanke kam mir nur so.“
Erst gegen Morgen wurde es ruhig und trocken. Alka-An ließ durch die Kundschafter mitteilen, dass der Treck heute hier blieb, damit die Zelte und alles andere trocknet konnte. Als wenn die Sonne Alka-An unterstützen wollte, kam sie durch die dichten Wolken und vertrieb sie schnell, in der Wärme begannen die Zelte zu dampfen und gegen Mittag war das meiste schon trocken.
Sooler informierte Alka-An darüber, dass der Treck morgen das Ende des großen Gebirges erreichen wird und bedingt durch die Bodenverhältnisse sollte der Treck ein wenig nach Norden ausweichen.
Sie kamen dadurch zwar ein das leicht hügelige Land, aber der Boden war dennoch fester, als bei direkter Weiterfahrt nach Osten. Einen weiteren Vorteil brachte das Ausweichen nach Norden. In den Hügeln wimmelte es von jagdbarem Wild! Aus jedem Treck sah man Männer ausschwärmen, die Jagt auf das zahlreiche Wild machten. Alka-An freute sich, dass tat ihren Vorräten gut!
Das nächste Lager war nahe den Feuerbergen auf der nördlichen Seite des großen Flusses. Alle staunten die gewaltigen, schwarzen Berge an, aus deren Gipfeln glühend rotes Gestein die Hänge herunter floss. Den meisten Menschen waren diese schwarzen, düsteren Berge mit ihren glühenden Gesteinsbächen unheimlich. Beim Abendessen kursierten die tollsten Geschichten über die Kriege gegen die wilde Horde. Jeder wusste natürlich mehr als der andere und von Geschichte zu Geschichte wurde es mehr.
Und mit viel Achtung wurden die Namen von Darkahr, Orkaa–Thur und Kaah–Mer genannt.
In der Nacht wurde es sehr windig, stürmisch, die Zelte flatterten und die Tiere wurden unruhig. Der Wind war zum Sturm ausgewachsen und zwar so heftig, dass nur kalte Speisen zum Frühstück ausgegeben wurden, weil kein Feuer angezündet werden konnte.
Der heftige, trockene Sturm wirbelte alles durch die Luft, was nicht gut befestigt war. Manch einer rannte wie wild hinter irgendwelchen Sachen hinterher, die der Sturm losgerissen hatte.
Das Weiterfahren wurde durch den Sturm sehr erschwert und hinzu kam, dass ihnen der Sturm alles entgegen blies, was er nur losreißen konnte. Sehr unangenehm waren die Unmengen aufgewirbelter Staubes, der heftig gegen alles prasselte, dass sich ihm entgegen stellte.
Sooler zeigte schon am frühen Nachmittag an, dass das Lager aufgebaut werden soll.
Durch den dichten Staub schimmerten matt die roten Feuer der schwarzen Berge. Der Treck war schon sehr nahe an dem Gebirge. Barthin ließ die Wachen verdoppeln und ließ im ganzen Lager verlauten, dass erhöhte Wachsamkeit angebracht sei.
Der Sturm heulte und tobte die ganze Nacht über das Lager hinweg, die Zelte brachen fast unter der Last des Sandes zusammen.
In dem fahlen Morgenlicht kamen die Menschen sehr vorsichtig aus den Zelten, um nach den Schäden zu sehen und um das Vieh zu versorgen.
Wieder gab die Küche nur kalte Speisen zum Frühstück heraus, an einen Aufbruch war gar nicht zu denken.
Der Sturm tobte noch den ganzen und die folgende Nacht von dem schwarzen Gebirge herunter, erst gegen Morgen wurde er ruhiger und die Menschen bekamen endlich wieder ein warmes Frühstück.
Sooler machte Alka-An zwei Vorschläge für die Weiterfahrt: „Wir können zum einen den großen Fluss mehrere Tage recht bequem folgen und dann etwas nach Norden abbiegen und dann haben wir eine weite Ebene vor uns. Oder wir biegen jetzt schon vor dem schwarzen Gebirge ab, umfahren es und erreichen ebenfalls die genannte weite Ebene.“
Alka-An war sich etwas unschlüssig, beide Routen hörten sich gleich gut an. Sooler half Alka-An, in dem er daraufhin wies, dass sie mit der erst genannten Route durch den großen Fluss immer frisches Wasser hätten.
„Gut, nehmen die Route durch das Gebirge den Fluss entlang“, entschied sich Alka-An.
Der große Fluss hatte ein breites flaches Tal in die schwarzen Berge geschnitten. Der Treck konnte in breiter Front am Ufer des großen Flusses fahren, der Untergrund war fest und es lagen nur wenige Steine im Weg. Die schwarzen Berge stiegen am Tal Rand sofort sehr steil in die Höhe, auf der südlichen Seite des Flusses sah es noch steiler und wilder aus, die dunklen Berge spiegelten sich in dem ruhigen Wasser und verstärkten dadurch noch den düsteren Eindruck.
Das ganze Tal war öd, kaum Sträucher, geschweige denn Bäume, der Boden war meist blanker Fels. Das Vieh fand nichts zum grasen.
In erstaunlich sanften Bögen wandte sich der Fluss durch die hohen Berge. Der Lagerplatz war ein sehr karger Ort, das Vieh wanderte blökend hin und her und zupfte verächtlich an den paar trockenen Büschel Gras.
Die Küchen hatten ein prima Abendessen zubereitet, so dass sich die Stimmung im Lager deutlich besserte.
Einige junge Männer traten vor Alka-An und erzählten, dass sie beim herum schweifen etwas seltsames entdeckt hatten. Sie würden es ihm gerne zeigen!
Alka-An, Sooler, Kuman und Barthin standen auf und folgten den jungen Leuten. Sie gingen stracks auf die hohen Felswände zu, hinter einer vorspringenden Felsnase öffnete sich eine enge und düstere Schlucht, von Himmelhohen Felswänden fast erdrückt.
Nach wenigen Schritten zeigten die jungen Männer Alka-An ihren Fund. Gerippe, Knochen, klobige Waffen, Schilde und verbeulte Helme, ein Ort des Grauens!
Die jungen Leute deuteten sehr aufgeregt auf das Schwert, das Alka-An auf den Rücken trug, es leuchtete in leichten Intervallen einem matten bläulichen Licht! Alka-An trat sehr vorsichtig näher und sah sich die Fundstücke gründlich an, es waren wirklich Überreste von den Bestien der wilden Horde! Er konnte sich deutlich daran erinnern, in den alten Schriftrollen gelesen zu haben, dass die Rüstungen, Helme und auch die Waffen der wilden Horde sehr grob zusammen gehauen worden sind und diese hier sahen sehr danach aus.
Alka-An fragte die jungen Männer, ob sie sich die Schlucht weiter angesehen hatten? Als sie verneinten, sagte Alka-An zu ihnen: „Holt aus dem Lager ein paar Bogenschützen und Schwertkämpfer, ich möchte mir diese Schlucht etwas genauer ansehen.“
Die Soldaten waren schnell bei Alka-An und er ging mit ihnen sehr vorsichtig in die Tiefe der engen Schlucht. Immer noch leuchtete das Schwert auf Alka-Ans Rücken schwach bläulich.
Das halbdunkel in der Schlucht, die seltsame Stille, die Enge zwischen den steilen Felsen war schon bedrückend. Die Schlucht wurde etwas breiter und einer der Soldaten zeigte Alka-An die Öffnung einer Höhle, bei Alka-An sträubten sich die Nackenhaare, da war doch etwas gewesen – wilde Horde – Höhle, die Gedanken daran schossen ihm durch den Kopf.
Alka-An bedeutete den Soldaten, sehr vorsichtig auf den Höhleneingang zu zugehen, eine Auseinandersetzung mit der wilden Horde fehlte ihm gerade noch!
Die Soldaten näherten sich dem Höhleneingang, einige hatten ihre Schwerter gezogen. Der erste Soldat verschwand in der dunklen Öffnung und Alka-An schluckte vor Aufregung.
Bevor jedoch der zweite Soldat in die Höhle gehen konnte, kam der erste schon wieder zurück: „Entwarnung, die Höhle ist verschüttet, wie eingebrochen.“
Trotzdem verschloss Alka-An mit dem Schwert der Elfen den Höhleneingang! Erleichtert ging Alka-An mit den Soldaten zum Lager zurück. Er war froh, dass er die Menschen beruhigen konnte, keine wilde Horde!
Der Treck folgte dem großen Fluss und erreichte endlich die weite Ebene, von der die Kundschafter berichtet hatten.
Das offene, weite Land war weit aus sympathischer, als das Tal durch das schwarze Gebirge. Weit ging der Blick der Menschen über das flache Land und manch einer schnaufte tief auf.
Die Ebene dehnte sich weit nach Osten und Süden aus, am nördlichen Horizont war ein Gebirge zu erkennen. Am dritten Tag in der Ebene erreichten sie das Ufer eines großen Sees.
Die Sonne schien warm vom Himmel und der See lockte mit seinem Wasser.
Alka-An gab bekannt, dass sie hier ein paar Tage bleiben wollen. Das Lager war kaum aufgebaut, da tobten schon die ersten jungen Leute ausgelassen in dem warmen Wasser des Sees, es war ein sehr flacher See, denn die Menschen konnten noch weit vom Ufer auf dem Grund stehen.
Barthin und Kuman trafen im Lager ein und berichteten Alka-An, dass sie die Schlucht, in der die jungen Leute die alten Sachen der wilden Horde entdeckt hatten, gründlich von vorne bis hinten durch sucht hatten.
Sie haben aber nichts Ungewöhnliches finden können. Die steilen Felswände schlossen sich nach einem Tagesritt vor ihnen und beendeten damit die Schlucht. Das einzigste, was ihnen allen aufgefallen ist, dass die Schlucht halt ein etwas unheimlicher und ungemütlicher Ort ist. Alka-An zeigte sich zufrieden, innerlich war er sehr erleichtert. Das fehlte ihnen allen noch, dass sie direkt am Beginn ihrer Reise mit der wilden Horde konfrontiert würden.
Kleinere Reparaturen wurden erledigt, die Wasservorräte aufgefüllt, die Jäger brachten frisches Fleisch zu den Küchen, hier konnten es die Menschen aus Cameedor gut aushalten.
Fast ungern wurde nach dem vierten Tag an dem See das Lager abgebrochen und der Treck zog weiter nach Osten. Durch den Uferverlauf des Sees wurde der Treck etwas nach Norden gedrückt und kamen dadurch an den Ufer eines Flusses, der sich von Norden nach Süden wand und überquert werden musste, um weiter nach Osten vorzudringen zu können.
Sooler suchte mit seinen Kundschaftern einen geeigneten Übergang, eine Furt fanden die Männer nicht, aber einen geeigneten Übergang.
Die Reiter überquerten den Fluss ohne größere Probleme, mit den Fuhrwerken war es schon schwieriger. Der Grund des Flusses war wohl ziemlich weich und trotzdem mit dicken Steinen übersät. Die Fuhrwerke versanken tief in dem Wasser und kamen nur mit allergrößter Mühe aus dem Fluss.
Duner ließ die Fuhrwerke abladen und leere Fässer an die Seiten der Fuhrwerke befestigen, damit klappte es bedeutend besser, die leeren Fässer gaben den leichteren Fuhrwerken genügend Auftrieb, so konnten die Zugtiere die Fuhrwerke ohne großer Anstrengung durch den Fluss ziehen.
Die Flussüberquerung zog sich über mehrere Tage hin und Alka-An ließ das Lager jenseits des Flusses einen Tag länger stehen, als geplant.
Der Treck zog weiter, immer noch etwas nördlicher als geplant, nach Osten, erzwungen durch einen weiteren Fluss, der sehr wild mit einer starken Strömung aus dem im Norden liegenden Gebirge kam.
Der Wald wuchs jetzt immer dichter an das Flussufer heran und der Treck wurde dadurch in die Länge gezogen.
Noch konnten sie dem Flussverlauf einigermaßen bequem folgen, der Uferrand blieb noch den ganzen Tag von dichterem Baumbewuchs frei, wurde aber zusehends schmaler. Gegen Abend konnten die Fuhrwerke nur noch einzeln hinter einander fahren.
Sooler meldete Alka-An, dass sie noch ein gutes Stück weiter müssten, dann hätten sie den Wald hinter sich und einen geeigneten Lagerplatz für die Nacht.
Etwas weiter entfernt haben sie ein kleines, etwas ärmliches Dorf gesehen. Sie könnten jedoch ohne Kontakt daran vorbei fahren!
Alka-An wollte die Entscheidung darüber erst später treffen, jetzt war der Lagerplatz für die Nacht vorrangig. Nach dem späten Essen fragte Alka-An Sooler, welchen Eindruck das Dorf auf ihn gemacht habe? Armselig, eine Bedrohung stellt es für uns nicht dar!
„Gut, dann sehen wir uns morgen das Dorf an“, entschied Alka-An.
Der Treck zog am nächsten Morgen am Flussufer weiter, die Richtung wurde jetzt doch mehr und mehr Nordöstlich.
Alka-An wies Sooler an, falls der Fluss seine Richtung nicht ändert, müssen wir den Fluss am nächsten Tag überqueren. Anschließend ritt er mit ein paar Soldaten und Barthin zum Dorf. Beim näher kommen bestätigte sich der von Sooler geschilderte Eindruck eines armseligen Dorfes. Als die Dorfbewohner den Reitertrupp sahen, waren sie blitzschnell in dem nahen Wald verschwunden.
Barthin wunderte sich nicht darüber: „Die Leute haben schlechte Erfahrungen gemacht.“
Langsam und vorsichtig ritten sie in das kleine Dorf und stiegen auf dem winzigen Dorfplatz von den Pferden.
Ein Soldat band die Tiere an einer Zaunstange fest und Alka-An stellte gut sichtbar zum Wald hin, einige Krüge und Behälter auf den Boden und alle traten ein Stück zurück.
Es dauerte lange, bis sie von den Dorfbewohnern etwas hörten. Ein älterer, ärmlich gekleideter Mann traute sich dann vorzutreten.
Alka-An sprach den Mann mit ruhigen Worten an, dieser zeigte, dass Alka-An seine Worte langsam wiederholen sollte.
Alka-An sagte zu dem Mann: „wir wollen uns nur nach dem Weg erkundigen, wir wollen das Land weit im Osten erkunden.“
Der Alte nickte, hockte sich hin und zeichnete in den Staub des Dorfplatzes eine erstaunlich gute Karte der Umgebung.
Alka-An erkannte das Gebirge im Osten und sah, dass der alte Mann das Gebirge in einem weiten Bogen über Norden nach Süden in den Staub zeichnete. Er sah hoch und als er erkannte, dass ihn die Fremden verstanden hatten, bohrte er mit seinem Stock ein Loch in den Boden und machte mit dem rechten Arm eine ausholende Bewegung.
Alka-An verstand den alten Mann sofort, das Loch im Boden war das Dorf! Dann zeichnete er genau in dem Bogen des Gebirges, wo es vom Norden nach Südosten knickte, einen deutlichen Strich und führte diesen dann nach dem Gebirge weiter nach Osten.
Auch das verstand Alka-An sofort, dass sollte einen Pass einzeigen. Der alte Mann verzog sein verknittertes Gesicht zu einem freundlichen, zahnlosen Lächeln und als er verstand, dass die Krüge und Behälter, die die Fremden auf dem Dorfplatz gestellt hatten, für ihr Dorf sein sollten, sprang er trotz seines gewiss hohen Alters vor Freude wild herum und rief die anderen Bewohner aus den Wald.
Immer noch ängstlich und voller Misstrauens, kamen die wenigen Menschen aus dem Wald, einer erbärmlicher als der andere. Langsam wurde es Alka-An klar, dass diese Menschen ständig ausgeraubt werden, selbst die allerletzten Nahrungsmittel wurden geraubt. Das ganze Dorf bestand nur noch aus vielleicht dreißig, vierzig klapperdürren Menschen. Alka-An fragte Duner: „Können wir die Menschen mitnehmen?“
„Kein Problem, wir haben genügend Nahrung und Kleidung für sie und wir könnten sie auf die Fuhrwerke verteilen.“
Alka-An erklärte dem sehr überraschten Alten seine Idee und als der alte Mann begriffen hatte, was Alka-An ihm da vorschlug, sprang er wieder wie ein Verrückter herum. Dann sprudelte es wie ein Wasserfall aus ihm heraus und die Dorfbewohner standen erstmal wie vom Donner berührt, aber dann brach die Freude durch. Sie bedankten sich bei den Fremden überschwänglich, es wollte gar kein Ende nehmen.
Alka-An zeichnete in die Karte von dem Alten den Lagerplatz von dem Treck und machte ihm klar, dass er mit seinen Leuten morgen dahin kommen sollte.
Der Alte erklärte es seinen Leuten und diese rannten in ihre armseligen Hütten und rafften das bisschen, dass sie noch besaßen, zusammen und machten sich auf den Weg. Barthin wollte sie stoppen, es ist heute schon zu spät, aber Alka-An winkte ab, lass sie laufen, diese Menschen sind so froh, aus diesem Elend heraus zu kommen, dass nichts sie mehr halten kann.
Eine junge Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm kam zu Alka-An, nahm seine Hand und wollte sie küssen, aber das wehrte Alka-An sofort ab und erklärte der jungen Frau, dass sie das nicht machen muss.
Unsicher ging die Frau und sah sich noch ein paar mal ängstlich um, dass war etwas, dass sie nicht verstand.
Alka-An und die anderen bestiegen ihre Pferde und ritten im langsamen Trab den Dorfbewohnern voraus.
Als die Dorfbewohner das riesige Lager sahen, standen sie wie erschlagen da und trauten sich nicht weiter.
Alka-An erklärte seine Leuten den Sachverhalt und der große Treck schluckte die paar Menschen ohne große Mühe und wenig später sah man alle gemeinsam essen. Sooler hatte die Zeichnung des Alten abzeichnen lassen. So hatte er für die nächsten Tage eine zuverlässige Karte. Der Pass durch das Gebirge war anstrengend, vor allem fehlte Wasser und Futter für das Vieh, der Pass ging über glattes Felsgestein und erst nach vielen Tagen erreichte der Treck die Wasserscheide.
Jetzt wurde es etwas erträglicher, der Pass führte stetig abwärts und die Zugtiere hatten es erheblich leichter mit den schweren Fuhrwerken. Es dauerte wieder einige Tage, bis der Treck das Gebirge verlassen hatte und in das unendlich scheinende flache Land rollte.
An einem kleinen Fluss ließ Sooler das Lager aufbauen und das Vieh fraß sich in dem Bauch hohen Gras satt. Der Fluss versorgte die vielen Menschen und Tiere mit frischen klaren Wasser.
Es war ein guter Lagerplatz und so blieben sie noch einen Tag länger.
Alka-An sah, wie sich Sotates, der Gelehrte sich äußerst angeregt mit dem Alten aus dem Dorf unterhielt. Sotates sah Alka-An und winkte ihn heran: „Der Alte kennt den Ort, an dem die Schriftrollen verwahrt werden.“
Alka-An war mehr als überrascht, so etwas bringt wirklich nur das wahre Leben zustande! Da finden sie auf ihrer Reise ein armseliges Dorf, an dem jeder Reisende eigentlich achtlos vorbei geht und sie finden darin einen Mann, der ihnen vielleicht sehr weiter helfen kann!
„Es ist aber sehr, sehr weit, bis dahin“, der Gelehrte bremste Alka-Ans Freude, „wir müssen weit nach Nordosten bis zu einem gewaltigen Gebirge. In dem Gebirge soll der Ort der Schriftrollen sein.“
Alka-An lachte den etwas ängstlich schauenden Sotates an: „Jetzt haben wir endlich ein richtiges Ziel!“
Der Alte aus dem Dorf ergänzte die Karte von Sooler nach Nordosten und machte Sooler klar, dass es ein sehr weiter Weg bis zu dem Gebirge ist.
Gemächlich rollte der Treck wieder in der gewohnten Marschordnung nach Nordosten. Das Land machte einen etwas trostlosen Eindruck, nur Gras, kaum mal ein Baum oder Strauch, flach wie ein Teller, unendlich. Selten sah man mal ein Tier, die Jäger kamen öfter, als es der Küche lieb war, ohne Beute zurück. Allerdings gab es immer wieder kleine Wasserstellen, Teiche und Bäche hielten das Land grün. Auch heute Abend lagerte der Treck an einem kleinen Wasserlauf, die Jäger brachten eine der seltenen Jagdbeuten zur Küche und zum Essen gesellte sich Sotates mit dem Alten aus dem Dorf zu Alka-An und den anderen Männern.
Sooler erzählte der Runde von den vielen Hufspuren, die er und seine beiden Begleiter etwa zwei Tagesritte weiter gesehen hatten.
Der Alte aus dem Dorf wurde über diese Nachricht sehr aufgeregt und ängstlich: „Das ist bestimmt eines dieser wilden Steppenvölker, die auch unser Dorf ständig überfallen haben.“
Sooler fragte den Alten direkt: „Was weißt du von diesen Steppenvölkern?“
Der Alte sah sich in der Runde um und begann: „Diese Völker stammen höchstwahrscheinlich aus einem Land jenseits des großen Gebirges.“
Sooler fragte sofort dazwischen: „Wieso glaubst du, dass diese Völker soweit aus dem Osten kommen, ist das Land hinter dem Gebirge denn so groß?“
Der Alte sah Sooler an: „Diese Steppenvölker haben ein ganz anderes Aussehen wie wir, sie kleiden sich anders, ihre Zelte bauen sie ganz anders als wir“ und zeigte auf die Zelte in der Nähe, „ und es sind grausame Krieger, sie töten aus purer Freude am Leid anderer Menschen, sie achten nichts und rauben alles.“
Der Alte holte Luft, trank einen Schluck: „Das Land hinter dem Gebirge soll so groß sein, dass noch niemand ein Ende gesehen hat. Das Land ist fast menschenleer, hat sehr heiße Sommer und klirrend kalte Winter, so kalt, dass das Wasser in deinem Bauch zu Eis wird. Aus diesem Land stammen die Steppenvölker, genau so wild und grausam wie ihr Land.“
Der Alte sah sich aufmerksam in der Runde um und sah zufrieden, dass die Männer seine Worte ernst nahmen, denn diese Reiter sind wirklich eine grausame Plage auf dieser Welt.
Sooler ließ Barthin rufen und besprach mit ihm die Situation, Alka-An kam hinzu: „Wir sollten die Fuhrwerke enger zusammen ziehen und die Wachen verstärken. Wir sollten jederzeit mit einem Angriff dieser Reiterhorden rechnen.“
Die Fuhrwerke bildeten eine starke Barriere und die Männer standen bewaffnet auf Wache. Die sternenklare Nacht blieb ruhig, auch der folgende Tag.
Der Treck fuhr jetzt sehr viel dichter, die Reitersoldaten flankierten den Treck. Sooler und seine Kundschafter haben nichts, außer vielen Hufspuren, von dem Steppenvolk gesehen, aber sie mussten irgendwo sein, die vielen Hufspuren ließen keinen Zweifel daran.
Sooler zerbrach sich den Kopf über den Verbleib des Steppenvolkes, es kann doch nicht einfach vom Erdboden verschwinden. So viele Menschen und Tiere können sich auf dem flachen Land doch nicht unsichtbar machen.
In den nächsten Tagen wurde das Land etwas welliger, sollte sich das Steppenvolk in einer dieser Rinnen verstecken, Alka-An glaubte das auch nicht, diese Rinnen waren kaum dafür geeignet.
Sehr wachsam rollte der Treck weiter und Sooler berichtete Alka-An, dass vor ihnen ein gewaltiger Strom quer zu ihrer Richtung fließt. Sooler gab zu, dass er erst der Meinung war, dass es ein See sein musste, bei der Größe! Alka-An staunte, da hatte Sooler wirklich nicht übertrieben, dass war wirklich ein riesig breiter Fluss. Während des Lageraufbaus versuchten ein paar Männer auf ihren Pferden heraus zu finden, wie tief das Wasser des Flusses war. Schnell wussten sie es, die Pferde mussten schon nur wenig vom Ufer entfernt, schwimmen!
„Wir müssen eine Furt finden, hier können wir den Fluss nicht überqueren“, Alka-An wies auf die gewaltige Wasserfläche, „Man sieht kaum das andere Ufer.“
„Die Breite des Flusses macht mir weniger Sorgen“, sagte Sooler, „die Tiefe ist es, die Fuhrwerke können nicht durch den Fluss fahren.“
„Wir brauchen eine Furt, morgen suchen wir einen Übergang flussaufwärts und flussabwärts“, schloss Alka-An.
Nach dem Frühstück machten sich zwei Reitertrupps auf die Suche nach einem geeigneten Übergang für den Treck.
Alka-An ermahnte die Männer zur äußersten Vorsicht, sie sollten keinerlei Risiko eingehen und bei Gefahr sofort zum Lager zurück kehren. Die Menschen im Lager bereiteten sich auf die bevor stehenden Überquerung soweit wie möglich vor, vieles wurde in wasserdichte Behälter verpackt, andere Dinge gut auf den Fuhrwerken gut befestigt. Aber die meisten Sachen wurden für den Transport auf den Packtieren vorbereitet.
Nach drei Tagen kehrte der Trupp zurück, der nach Süden den Fluss nach einem Übergang absuchen sollte, ohne Ergebnis zurück: „Der Fluss wurde täglich breiter und breiter, am dritten Tag war das gegenüber liegende Ufer nicht mehr zu sehen“, berichteten die Männer. Jetzt lag ihre ganze Hoffnung auf die Männer, die den Fluss nach Norden erkundeten. Die Menschen im Lager wurden ungeduldig, es wurde Zeit, dass es weiter ging. Erst nach acht Tagen kehrte der Suchtrupp zurück und sie hatten einen brauchbaren Übergang gefunden! An den Spuren am Ufer hatten sie den Übergang gefunden. Die Furt ging über zwei kleine Insel mitten im Fluss und machte die Überquerung etwas einfacher.
Der Treck brach nach Norden zu der Furt auf und wurde am dritten Tag von dem Reitervolk angegriffen!
Die Reiter kamen aus Nordwesten in breiter Front auf den Treck in einem höllischen Tempo zu geritten. Gellendes Geschrei schallte den Menschen vom Treck entgegen.
Barthin hatte blitzschnell reagiert und die Bogenschützen in Stellung gebracht. Die großen Bogen waren den kleinen Bogen der Reiter weit überlegen, schnell fanden die gut gezielten Pfeile ihre Opfer und der erste stürmische Angriff endete in einem wilden Knäuel um sich schlagender Pferde und verletzten und toten Angreifern.
Die Angreifer stoppten überrascht durch die starke Abwehr ihren Angriff, rafften ihre Verletzten und Toten auf und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.
Barthin mahnte weiter zur höchsten Aufmerksamkeit und hatte damit Recht. Jetzt griffen die Reiter von allen drei Seiten an und rannten wieder in den gut gezielten Pfeilhagel der Verteidiger.
Nur wenige Angreifer kamen bis zu der aus den Fuhrwerken gebildeten Verteidigungslinie und hier wurden sie sofort von den Schwertkämpfern attackiert. Alka-An stand zwischen den Schwertkämpfern und wirbelte mit dem Schwert der Elfen die Angreifer durcheinander.
Das Schwert schnitt schlimme Wunden, die schrillen Schreie der wild entschlossenen Angreifer schwebten über dem Kampfplatz.
Die Taktik der Verteidiger verblüffte die Angreifer sichtlich, sie zogen sich wieder mit vielen Verletzten und Toten zurück.
Alka-An senkte sein Schwert und sah sich um, seine Schwertkämpfer hatten einen guten Kampf geleistet. Die toten und verletzten Angreifer, die vor ihnen lagen, gaben darüber ein trauriges Zeugnis ab.
Barthin ließ das Katapult aufbauen, die Kanone stand schon aufgeprotzt auf dem Fuhrwerk.
Barthin ließ die Kanone mit den sehr effektiven Geschossen bestücken, die beim Aufprall zerplatzten und viele Eisenstücke umher schleuderten.
Die Angreifer griffen wieder an drei Stellen gleichzeitig an, Barthin ließ die Reiter sehr nahe heran kommen und gab dann den Feuerbefehl. Das Geschoss der Kanone schlug in das dichteste Knäuel der Angreifer und riss eine große Bresche, gleichzeitig knallte das Feuergeschoss von dem Katapult in die anstürmenden Reiter.
Zum ersten Mal hörten die Verteidiger die Angreifer vor Schmerzen schreien! Mensch und Tier wälzten sich in dem brennenden Öl, die Pferde sprangen vor Schmerzen und Panik wie verrückt herum und setzten durch ihr herum springen immer mehr Menschen und Tiere in Brand.
Unter den Angreifern brach eine unkontrollierte Panik aus, wie von Sinnen rannten die brennenden Angreifer herum, die wild gewordenen Pferde trampelten alles nieder.
Duner sah, dass das Gras Feuer gefangen hatte und ließ vorsichtshalber große Krüge mit Wasser heran schaffen, um ein Eindringen des Feuers in das Lager zu verhindern.
Alka-An ließ sein Schwert sinken: „Ich glaube, die haben fürs erste genug.“
Alka-An sicherte das Schwert wieder auf seinem Rücken. Barthin zeigte auf ein paar Männer in vorderster Front: „ Unsere neuen Freunde aus dem Dorf, sie haben anscheinend begriffen, dass man sich ab und zu wehren muss.“
Einer der Männer stand auf und schoss mit beachtlicher Präzision in schneller Folge seine Pfeile in Angreifer, die dem Verteidigungsring zu nahe gekommen sind.
Dann hockte er sich wieder in die Deckung. Einige der Verletzten versuchten jetzt den Kampfplatz zu verlassen, wieder sprang der Mann auf und spannte seinen Bogen. Alka-An stoppte den Mann mit erhobenen Arm: „Lasst sie gehen, für heute ist genug.“
Als die Angreifer sahen, dass auf die Verwundeten nicht mehr geschossen wurde, kamen erst vorsichtig, dann aber mutiger näher und fragten über Gesten, ob sie ihre Toten und Verletzten bergen dürften.
Alka-An zeigte an, dass sie ungehindert vorgehen dürfen. Es dauerte eine Weile, dann ritt das geschlagene Steppenvolk in die Weite des Landes und waren schnell verschwunden.
Die wenigen Schäden wurden schnell behoben und beim Abendessen fragte Sotates den Alten aus dem Dorf nach diesen Reiter-oder Steppenvolk.