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Kapitel 5 Das Winterlager

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Alka-An trieb seine Leute mächtig an, je dicker und dunkler die Wolken am Himmel wurden, umso mehr.

Die restlichen Beeren und Früchte wurden eingesammelt, Brennholz an jedem Zelt hochgestapelt, Unterstände für die Tiere gebaut, Weideflächen für sie eingezäumt und Schutzwälle um das Lager gebaut.

Neben Alka-An bemerkte noch der eine oder andere, dass die vielen Arbeiten überraschend flott geschafft wurden, die Brennholzstapel an den Zelten schienen über Nacht gewachsen zu sein.

Der Schutzwall sah am nächsten Morgen wesentlich stabiler und wuchtiger aus, Owithan empfahl, über die Zelte noch, solange es noch vom Wetter her machbar ist, Schutzdächer zu bauen.

Es ist gut möglich, dass die Zelte die Schneelast nicht tragen könnten. Auch bei dieser Arbeit ging es überraschend zügig voran, die Zelte lagen jetzt geschützt unter stabilen Holzdächern.

Alka-An sah Owithan und nickte ihm still dankend zu. Die Menschen hatten das Lager annähernd fertig gestellt, als der erste Wintersturm über das Land fegte und alles mit einer dicken Schneeschicht bedeckte.

Jetzt zeigte es sich, welch guten Platz Sooler mit seinen Kundschaftern gefunden hatte. Durch die Hügel im Norden und Osten wurde der Sturm hoch über das Lager geführt und rüttelte kaum an den Zelten, nur die Schneemassen wurden schnell zu einem Problem.

Jeden Morgen mussten Unmengen Schnee aus dem Lager geschafft werden und auch noch mehrmals tagsüber. Der Winter hatte das Lager voll im Griff! Alka-An war heilfroh über die umfangreiche Bevorratung von Nahrungsmittel und Brennholz, das Vieh war gut untergebracht.

Nach und nach begannen die Männer, ihre Waffen auszubessern oder neue herzustellen, Gerätschaften wurden repariert und neu gebaut.

Die Zelte wurden weiterhin ausgepolstert, um noch besser vor der Kälte zu schützen. Die mörderische Kälte ließ Bäume der Länge nach mit einem explosionsartigen Knall auseinander platzen und wurde als Brennholz verwertet.

Ganz selten wurde mal ein größeres Tier gesehen, die meisten sind wohl weiter nach Süden gezogen. Die Jäger hatten Fallen für Kleingetier aufgestellt und sorgten so für Abwechselung im Speiseplan.

Die Nächte waren lang und bitterkalt und die Tage oft dunkel. Aber die Stimmung im Lager blieb gut, dass überleben war gesichert und die Verluste hielten sich in Grenzen.

Aus dem einem oder anderem Zelt klangen sogar leis gesungenen Lieder!

Die Küchen schaffte es immer wieder, aus den begrenzten Vorräten ein schmackhaftes Essen zu kochen und alle versammelten sich an den Küchen zum essen. Alka-An war froh, dass die Menschen immer noch frohen Mutes waren und das trotz des schweren Winters! Der lange und kalte Winter war ja für die meisten seiner Begleiter etwas völlig neues, sie kannten ja nur die milden Winter aus der weiten Ebene oder aus Cameedor.

Die Jäger brachten eine gute Nachricht in das Lager, sie haben eine kleine Herde Büffel in einem nahen Seitental entdeckt! Die Jäger teilten die Männer, die sofort an der Jagd teilnehmen wollten, in zwei Gruppen auf, so konnten sie die kleine Herde Büffel daran hindern, aus dem kleinen Tal zu entkommen.

Die Jagd verlief erfolgreich, die Jäger konnten alles Fleisch und auch die begehrten Felle bergen. Kaum war alles im Lager verbracht, brach ein Wintersturm los, als wolle der Winter den armseligen, kleinen Geschöpfen zeigen, dass seine Macht noch lange nicht beendet war! Das Leben im Lager erstarb, alle verschwanden in ihren warmen Zelten und warteten gelassen auf das Ende Sturmes.

Alka-An freute sich über die ersten Lieder, die einige Frauen anstimmten, das erste befreite Lachen klang durch das Lager, der Winter war überstanden!

Schnee und Eis schmolz in der warmen Frühlingssonne weg und schon waren die ersten grünen Schimmer an den Bäumen und Sträucher zu sehen. Aufbruchsstimmung herrschte ganz offensichtlich im Lager, Alka-An grinste, er konnte die Menschen gut verstehen, nach den vielen Monaten eingesperrt in dem Lager.

Er schickte Sooler mit seinen Kundschafter los, er sollte mit seinen Männern den Weg für die nächsten Tage erkunden, nach Nordosten zum großen Gebirge.

Die Fuhrwerke wurden peinlich genau überprüft und anschließend beladen. Die Kundschafter kamen zurück und Alka-An erfuhr, dass sich ein brauchbarer Weg nahe dem Fluss anbot, der sie in einem Bogen um die Hügel führt.

Sooler glaubte, an dem Fluss, der von Norden kam und in den Fluss, den sie folgen wollen, mündete, eine größere Siedlung, vielleicht sogar eine Stadt gesehen zu haben. Ganz sicher waren es sehr viele Rauchfahnen von vielen Feuerstellen. Der Treck könnte aber ungesehen daran vorbei ziehen, es gab genügend Deckung.

Der Aufbruch wurde jetzt voran getrieben, die Menschen waren ungeduldig, sie brauchten unbedingt Bewegung. Wie Sooler berichtet hatte, konnte der Treck nahe dem Fluss nach Nordosten ziehen.

Die Fuhrwerke sortierten sich in drei Reihen neben einander, Scherzworte flogen hin und her, die Menschen waren guter Dinge.

Das Lager für die Nacht wurde inmitten schon recht grüner Wiesen aufgebaut und die Tiere strömten erfreut blökend in das frische Grün. Aus dem Fluss wurden Fische geangelt und ein paar Stücke Wild wurden zu den Küchen gebracht.

Alka-An unterhielt sich mit Owithan über die Entfernung bis zu dem großen Gebirge.

Owithan wiegte zweifelnd mit seinem Kopf: „Schwer zu sagen, wenn ich die Strecke zwischen meiner Hütte bis zum Winterlager nehme, dürfte es mindestens noch das zehnfache an Weg sein.“

Alka-An holte tief Luft: „Da haben wir ja noch einiges vor uns:“

Owithan nickte bestätigend dazu: „Und es kann auf der Strecke sehr, sehr viel passieren.“

Alka-An sah Owithan fragend an: „Was meinst Du?“ Owithan holte tief Luft: „Je näher wir dem großem Gebirge kommen, um so mehr müssen wir mit Angriffen der umher schweifenden Reiterhorden rechnen.“

Nach einer stillen Weile fuhr Owithan fort: „Ich befürchte fast, dass Artinnen entweder den Angriff auf das Reich der Mitte schon durchgeführt oder aus irgend welchen Gründen verschoben hat.“

„Wie kommst du zu dieser Annahme?“ fragte Alka-An jetzt etwas nervös geworden.

„Es sind zu viele Reiterhorden diesseits des Gebirges unterwegs, es beunruhigt mich sehr, denn Artinnen hatte das große Gebirge immer als eine von den Göttern gegebene Grenze akzeptiert. Wenn Reiterhorden einzelner Stämme unterwegs sind, heißt das, dass sich der Verbund Artinnens aufgelöst hat.“

„Es muss also einen Pass durch das Gebirge geben, der für die Pferde begehbar ist.“ Schloss Alka-An sehr nachdenklich.

Beim Abendessen fragte Alka-An Kuman und Barthin, ob es möglich ist, die Kanone und das Katapult auf den Fuhrwerken stets schussbereit zu halten? Beide Männer sahen keine großen Probleme.

„Wir müssen sie nur gut befestigen und natürlich die Feuergeschosse bruchfest auf dem Fuhrwerk unterbringen.“ Sagte Kuman und Barthin ergänzte, wir können neben der Kanone und dem Katapult je ein Fuhrwerk mit Geschossen fahren lassen, dann haben wir im Falle eines Angriffes sofort Ersatzgeschosse in direkter Nähe.

Owithan sah zu Alka-An herüber: „Das ist eine gute Idee, die Geschosse sind eine sehr wirksame Waffe.“

Am nächsten Morgen sah Alka-An, wie die beiden Fuhrwerke mit der Kanone und dem Katapult entsprechend hergerichtet wurden.

Die zwei Fuhrwerke mit den Ersatzgeschossen fuhren seitlich an die Fuhrwerke. Barthin postierte die vier Fuhrwerke an die Spitze des Trecks in die zweite Reihe. Die schussbereiten Waffen auf den Fuhrwerken wirkten sehr bedrohlich, aber auch beruhigend für die Menschen dahinter.

Der Treck erreichte die von den Kundschaftern erwähnte Flussmündung und Alka-An glaubte auch, die Rauchfahnen zu sehen, aber sicher war er sich nicht. Sooler hatte recht, der Treck konnte in guter Deckung an dieser kritischen Stelle vorbei fahren, ohne gesehen zu werden.

Man musste davon ausgehen, dass diese Siedlung oder Stadt auch über Soldaten verfügt und Alka-An wollte ein weiteres Scharmützel unbedingt vermeiden.

Die Kundschafter lenkten den Treck vorsichtshalber für die Nacht etwas weiter von dem Fluss weg, die Einwohner der Siedlung sollten ihre Rauchfahnen auf keinen Fall entdecken können.

Der Fluss führte sie jetzt sehr genau nach Osten, die Fuhrwerke hatten Mühe, durch den recht weichen Boden voran zu kommen, so bog Sooler mehr nach Süden aus, um festeren Boden zu finden.

Am Horizont sahen sie die Hügel, in denen sie ihr Winterlager hatten. Sooler hatte recht, je weiter sich der Treck von dem Fluss entfernte, umso fester wurde der Boden.

Die Kundschafter berichteten Alka-An, dass der Fluss in einem Fluss mündete, der so breit ist, dass sie das gegenüberliegende Ufer nicht sehen konnten.

Mit Kuman, Barthin und Sooler überlegte Alka-An, ob es sinnvoller wäre, den kleineren Fluss zu überqueren, bevor dieser in den großen Fluss mündet.

Sooler wies auf den weichen Boden hin und Kuman schlug vor, dass sich erst mal die Kundschafter umsehen sollen, bevor sie eine Entscheidung treffen.

Damit war Alka-An einverstanden.

Die Kundschafter machten sich auf den Weg und Alka-An ging zu seinem Pferd. Er spürte, dass er von jemand angesehen wurde und drehte sich neugierig um und sah in das lachende Gesicht einer jungen Frau.

Die Frau merkte, dass sie nicht erkannt wurde und half lachend nach: „Ich bin die „Büffelfrau“ und wollte sich ausschütten vor lachen, „fällt es dir jetzt wieder ein?“

Alka-An entschuldigte sich: „Na klar, jetzt weiß ich wieder, wer du bist, dass war eine beeindruckende Leistung damals von dir!“

„Danke“, kam es etwas kokett von der jungen Frau zurück, „ich hatte schon auf eine kleine Belohnung gehofft.“

Jetzt war es an Alka-An, laut zu lachen, die Frau ist richtig: „Ich werde mir etwas einfallen lasen.“

„Ich freu mich darauf“, noch ein langer Blick und die Frau drehte sich weg.

„Halt, warte“, rief Alka-An, „wo finde ich dich, falls mir etwas einfällt?“

„Dir wird schon etwas einfallen“ und weg war sie.

Die Kundschafter kehrten nach vielen Tagen zurück und berichteten nichts Angenehmes. Die Überquerung des schmaleren Flusses, die sich ja eigentlich anbot, wird durch den sehr weichen Boden schon fast unmöglich, die Überquerung des majestätischen Flusses birgt natürlich ungeahnte Schwierigkeiten.

Sie haben zwar eine etwas schmalere Stelle gefunden, aber das ist unerheblich. Die Tiefe und die Breite des riesigen Flusses waren Ausschlag gebend.

Alka-An ritt mit Sooler und Kuman selbst zu dem Fluss, der Boden war wirklich weich und wenn er sich vorstellte, wie die Fuhrwerke sich hier durchwühlen, dann ist der Boden nach wenigen Fuhrwerken nur noch Matsch.

Selbst wenn der Treck in sehr breiter Front die Flussüberquerung wagen würde, wäre das Risiko einfach zu hoch.

Die drei Männer ritten zu dem großen Fluss und Alka-An musste ob der gewaltigen Größe erstmal schlucken, dass ist mal ein großer Fluss!

Staunend standen die drei Männer am Ufer der nicht enden wollenden Wasserfläche, Männer, die schon einiges gesehen und erlebt hatten, staunten wie die kleinen Kinder. Kuman sagte nach einer Weile: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten, diesen Fluss zu überqueren, erstens, wir suchen flussaufwärts und flussabwärts nach einer Furt oder der Treck muss hinüber schwimmen!“ Alka-An sah Kuman etwas begriffsstutzig, hinüber schwimmen, wie soll ein Treck…Sooler verstand Kuman sofort: „Klar, wir machen die Fuhrwerke schwimmfähig und lassen sie von der Strömung ans andere Ufer treiben.“

Alka-An schüttelte immer noch mit dem Kopf, Sooler hockte sich hin und zeichnete mit ein paar schnellen Strichen den Fluss und zwei, drei Fuhrwerke darin, schräg zur Strömung schwimmend sollten sie das andere Ufer sicher erreichen.

Das begriff Alka-An jetzt: „So machen wir es, der Fluss ist so breit, so dass wir ununterbrochen Fuhrwerke ins Wasser lassen können.“

Die Männer ritten zurück ins Lager und Alka-An gab die getroffene Entscheidung bekannt. Sofort begannen die Männer mit den Vorbereitungen, dünne Bäume wurden geschlagen und als Stakstangen hergerichtet, einige stellten gar Ruder her, leere Fässer und andere Behälter wurden bereit gestellt. Als der Treck den gewaltigen Fluss

erreichte, nahm das Staunen der Menschen kein Ende. Faszinierte sahen sie auf die riesengroße Wasserfläche, da sollen wir hinüber?

Drei Wagenlenker erklärten sich bereit, als erste die Über- querung zu wagen. Die Fuhrwerke rollten das flache Ufer herunter in den Fluss und alle konnten dann etwas später sehen, dass das erste Fuhrwerk aufschwamm und die Zugtiere zogen das Fuhrwerk schwimmend durch den Fluss.

Einige Männer sind auf in Ufernähe stehende Bäume geklettert, um die Fuhrwerke länger beobachten zu können. Sie wurden kleiner und kleiner und kamen außer Sicht. Banges Warten und nach langer Zeit ein vielstimmiger Schrei der Erleichterung, alle zeigten auf die schwarze Rauchsäule, die deutlich am anderen Ufer aufstieg.

Jetzt gab es kein halten mehr, immer drei Fuhrwerke auf einmal fuhren in den Fluss und mit einem Abstand folgten die nächsten.

Der Treck brauchte für das Übersetzen vier Tage und sie verloren nur ein Fuhrwerk, dass von einem Baumstamm gerammt und unter Wasser gedrückt wurde, die beiden Männer konnten noch die Zugtiere los schneiden, bevor das Fuhrwerk in den Fluten versank.

Die Männer erreichten mit den Zugtieren das andere Ufer, etwas nass und erschöpft, aber unversehrt. Die schwarze Rauchsäule stieg unbeirrt gerade in den Himmel, dass Zeichen dafür, dass alles in Ordnung war. Alka-An ritt mit seinem Pferd ins Wasser und folgte den letzten drei Fuhrwerken, er lenkte sein Pferd zwischen zwei Fuhrwerken, um dem Tier das Schwimmen etwas zu erleichtern.

Das schräge anschwimmen gegen die Strömung war gut zu schaffen, aber die zu bewältigende Wasserfläche war schon beängstigend groß.

Alka-An kam mit den drei Fuhrwerken etwas unterhalb des Lagers an und wurde mit Hallo in Empfang genommen.

Er bestätigte gerne, dass sie die letzten waren und somit alle heile herüber gekommen sind.

Das Abendessen artete in eine ausgelassene Feier aus, die Erleichterung über das hinter ihnen liegende Wagnis ließ die Menschen tanzen und singen.

Alka-An hängte zur Freude aller einen weiteren Tag an, damit der Treck wieder in Ordnung gebracht werden konnte.

Am folgenden Morgen formierte sich der Treck, den ersten vier Fuhrwerken folgten die beiden Wagen mit der Kanone und dem Katapult, die nächsten Fuhrwerke sortierten sich dann seitlich ein, so dass sich in der Mitte wieder der Platz für das Vieh bilden konnte.

Der Lagerplatz räumte sich zusehend, die Kundschafter bedeckten die Feuerstellen mit Sand und schwangen sich anschließend auf ihre Pferde.

Alka-An erstarrte fast zur Salzsäule, als er den Knall der Kanone hörte und sofort hinterher das vertraute Abschussgeräusch des Katapultes. Schon gellten die Alarmschrei auf: „Wir werden angegriffen, wir werden angegriffen!“

Alka-An ritt so schnell es ging, zur Spitze des Trecks und musste hart schlucken, als er die Massen der Angreifer sah. Sie kamen in Massen, wie die Ameisen, auf den Treck zugestürmt, Die beiden Geschütze räumten zwar tüchtig unter den Angreifern auf, konnten aber nicht verhindern, dass die Angreifer in den inneren Kreis des Trecks einbrechen konnten und wüteten jetzt wie die Irren unter den meist unbewaffneten Menschen. Unbemerkt schaffte Owithan es, den durch die Fuhrwerke gebildeten Schutzwall unsichtbar zu verstärken.

Die nächste Welle der angreifenden Reiter knallte mit voller Wucht gegen den unsichtbaren Schutz und die Verteidiger sahen sich verdutzt um, mussten sich aber sofort wieder um die nachfolgenden Angreifer kümmern. Völlig unerwartet, für die Verteidiger sah es nämlich sehr schlecht aus, zogen sich die Angreifer zurück und verschwanden nach Osten.

Alka-An hockte sich inmitten der Toten und Verletzten wie betäubt hin, dass war der bisher schwerste Angriff. Sie hatten furchtbare Verluste erlitten.

Entsetzt hob Alka-An seinen Blick und schaute erschüttert zu den vielen Toten in dem Innenkreis des Trecks. Langsam kamen mehr Leute in den Innenkreis, sie waren wie Alka-An von dem Angriff wie betäubt, teilnahmslos hockten sie sich hin, unfähig, sich um die Verletzten zu kümmern.

Vorsichtig kamen die wenigen Frauen, die den Treck begleiteten, zum Vorschein und kümmerten sich um die Verletzten. Von den Schreien und Rufen der Frauen wurde Alka-An aufmerksam und sah die Frauen heftig winken.

Er lief zu ihnen, mehrere Männer folgten ihm. Die Frauen zeigten aufgeregt auf zwei verletzte Angreifer, die versucht hatten, sich unter tote Verteidiger zu verstecken. Einer der Männer nahm sein Speer und ehe Alka-An reagieren konnte, erstach er die beiden Krieger. Die Frauen zeigten sich zufrieden und Alka-An hörte die nächsten Rufe.

Die Angreifer wurden auch hier sofort von den Männern getötet. Jetzt kümmerten sich schon viele um die Verletzten, die Toten wurden auf einen Platz zusammen gelegt und Alka-An erschrak wieder zutiefst, die Verluste waren furchtbar!

Barthin, Kuman und Sooler sorgten dafür, dass sich die Fuhrwerke enger zusammen stellten. Männer versuchten von den brennenden Wagen zu retten, was noch zu retten war. Ein besonders herber Verlust waren die vielen toten und schwerverletzten Zugtiere. Der Treck wird nicht mehr genug Ochsen und Pferde für alle Fuhrwerke haben.

Gegen Abend kehrte so etwas wie ein bisschen Ruhe ein. Alka-An saß mit seinen Gefährten zusammen und sprach mit ihnen über ihre Zukunft.

Sollen sie weiter nach Osten fahren oder sollen sie aufgrund der schlimmen Angriffe umkehren?

Das Gespräch verlief erst sehr sachlich, Fakten und Argumente wurden gegen einander abgewogen, für und wider erörtern, dann wurde es aber hitziger und zum erstaunen aller war der heftigste Befürworter der alte Gelehrte!

Sotates erklärte ruhig und sachlich, dass die Gefahren eines solchen Unternehmens immer immens seien, die Verluste furchtbar und schmerzlich, aber wir sollten das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Alka-An wollte unbedingt seine Erkundungsreise und er möchte dringend zu dem Aufbewahrungsort der Schriftrollen.

Alka-An ließ alle Menschen fragen, ob sie weiter fahren oder umkehren wollen. Das Ergebnis der Befragung brachte die junge Frau, die Alka-An so keck an eine Belohnung erinnert hatte.

Alka-An war mehr als überrascht, keiner wollte umkehren! Alka-An sah, dass die junge Frau am rechten Arm verletzt war und auch einen schlimmen Kratzer im Gesicht hatte: „Lass dich von den Heilerinnen versorgen!“

Die junge Frau nickte Alka-An zu und ging zu den Verletzten zurück.

Die verbrannten oder noch brennenden Fuhrwerke sind von den Wagenlenkern aus dem Verbund heraus gezogen und weiter flussabwärts zusammen gestellt worden. Die Brände wurden aus Sicherheitsgründen gelöscht, man wollte nicht noch mal die Reiterhorden aufmerksam machen.

Die Toten und Verletzten der Angreifer wurden weit vor den Lagerplatz in das Gras gelegt, werden sie abgeholt, gut, wenn nicht, auch gut!

Duner informierte Alka-An, dass sie aufgrund der getöteten Zugtiere auf weitere drei Fuhrwerke verzichten müssen. Aber wegen der hohen Verluste ist das leider kein großes Problem, die Vorräte können auf die vorhandenen Fuhrwerke verteilt werden, der Rest der Rinder-Schaf- und Ziegenherde kann von berittenen Hirten betreut werden.

Die junge Frau sprach Alka-An noch mal an: „ Wir müssen von den verwundeten Tieren einige töten, sie haben zu schwere Verletzungen, der Rest kommt wieder auf die Beine.“

Alka-An nickte nur, im weg gehen fragte er die junge Frau nach ihrem Namen, mit einem kaum sichtbaren Lächeln sagte sie: „Ich heiße Bythia.“

„Schön, Bythia, wir werden noch ein paar Tage hier bleiben, damit wir in Ruhe alles in Ordnung bringen können.“

„Gut“, kam es leise von Bythia.

Die Toten waren begraben, die Verletzten gut versorgt, die Küche verarbeitete das Fleisch der geschlachteten Tiere, die während des Angriffes so schwer verletzt worden sind, dass ein Heilung nicht möglich war.

Nach mehr als acht Tagen machte sich der so stark reduzierte Treck auf den weiteren Weg nach Nordosten. Barthin und Kuman empfahlen Alka-An, so viel Frauen und Männer wie nur irgend möglich an den Waffen auszubilden, damit sie sich bei dem nächsten Angriff besser verteidigen können.

Das war ein guter Vorschlag und so begannen die beiden Männer Bogenschützen und Speerwerfer auszubilden. Schwertkämpfer kamen hinzu und Männer, die die Kanone und das Katapult bedienen konnten.

Alka-An sah jetzt Bythia immer öfter zusammen mit Duner den Lagerablauf organisieren, sie stimmten die Entnahme der Nahrungsvorräte ab, sorgten für die Wasser – und Futtervorräte für die Tiere. Alka-An sah, wie Bythia Arbeiten wie Kleidung flicken oder Gerätschaften reparieren an mehrere Gruppen verteilte. Andere wurden von ihr zum sammeln von Früchten ein-

geteilt, andere kümmerten sich um das Vieh. Duner erklärte Alka-An, dass er Bythia in seinen Arbeitsbereich einwies, falls ihm mal etwas passieren sollte. Jetzt sah Alka-An, dass auch Barthin, Kuman und Sooler daran dachten und Frauen und Männer in ihre Aufgaben einwiesen.

Etwas beschämt stellte Alka-An fest, dass er so weit noch gar nicht gedacht hatte. Denn ihm kann ja auch ein Missgeschick treffen und dann muss jemand da sein, der die Führung diese Expedition übernehmen und die Menschen wieder nach hause bringen kann.

Vorsichtig und unauffällig begann er sich umzusehen und fragte seine Gefährten, auch den Gelehrten Sotates und auch Owithan wurde zu Rate gezogen.

Der merklich kleiner gewordenen Treck folgte dem Lauf des von ihnen überquerten Flusses, der sie weiter nach Nordosten führte.

Die Ausbildung von weiteren Soldaten machte gute Fortschritte und Sooler kam mit einer eingefangenen Pferdeherde von mehr als zwanzig Pferden ins Lager zurück. Die eingefangenen Pferde waren zwar schon fast wieder verwildert, lernten aber schnell, dass sie wiederum von Menschen geritten wurden. Durch die eingefangenen Pferde konnte die berittene Wache verstärkt werden und Alka-An sah ruhiger werdend die Übungen der Bogenschützen und Speerwerfer, hell klangen die Klingen der Schwerter beim Aufprall.

Ja, sein Treck hatte den schlimmen Angriff der Reiterhorde gut verkraftet. Auch er hatte eine Frau und einen Mann als möglichen Nachfolger ins Auge gefasst. Beide waren ruhige, sachliche Menschen, die auch in verrückten Situationen die Übersicht behielten.

Rechter Hand stieg das flache Land langsam zu einer Hügelkette an, die Hügel lagen wie wild verstreut, ungeordnet herum. Zum Teil bis zu den Gipfeln bewaldet, andere zeigten blanken Fels.

Der Wald war voller jagdbarem Wild, was die Küche sehr erfreute und abends gab es den gern gegessenen scharfen Fleischtopf.

Alka-An ließ den Treck den Uferverlauf des Flusses folgen, der sich nach Tagen nach Norden abbog. Er fragte den Alten aus dem Dorf, der bei Owithan saß: „Ob sie weiter nach Norden ziehen sollen oder in Richtung Osten?“ Die beiden alten Männer kramten Karten hervor und sahen sich diese gründlich an.

„Wir können den Fluss folgen, bis er sich nach Nordwesten biegt, wir fahren dann schon parallel zu dem gewaltigen Gebirge, in dem die Schriftrollen verborgen sein sollen.“

„Wir sollten uns überlegen, ob wir jetzt schon nach einem Winterlager Ausschau halten und in Frühjahr den Ort suchen oder wir fahren bis dicht an den Gebirgsrand und suchen dort nach einem geeigneten Platz.“ Überrascht sah Alka-An Owithan an, war es denn schon wieder soweit mit dem Winterlager?

Owithan nickte und zeigte auf die wenigen Blätter, die noch an den Bäumen hingen. Eine wilde Aufregung verursachte die Rückkehr der Männer, die zur Jagd ausgezogen waren. Laut brüllend kamen sie auf das Lager zu gerannt, verfolgt von drei wild brüllenden Bären! Die Bogenschützen nahmen die Bären ins Visier und schossen ihre Pfeile ab. Immer noch brüllend brachen die Tiere im vollen Lauf zusammen, sehr vorsichtig näherten sich die Jäger den Tieren und stachen ihre Speere zusätzlich in den Körper der Bären. Die Tiere wurden bis nach dem Essen liegen gelassen, um ganz sicher zu gehen, dass sie wirklich tot waren. Die Tiere wurden sorgfältig enthäutet, es waren prachtvolle Pelze!

Und das Fleisch wanderte in die Küche, die Jäger mussten manches Spottwort hinnehmen, die großen Jäger wurden von Bären aus dem Wald gejagt!

Trotz aller Spötterei waren alle froh, dass es so gut ausgegangen ist.

Die Tage wurden merklich kühler und die Nächte brachten den ersten Frost. Sooler suchte mit seinen Kundschaftern nach einem geeigneten Platz für ihr Winterlager.

Der Treck hatte den gut erkennbaren Knick des Flusses nach Norden erreicht, die Hügel verloren sich am Horizont und ein flaches Land dehnte sich vor dem Treck.

Alka-An ließ es langsam angehen, er wollte den Kundschaftern genügend Gelegenheit geben, in aller Ruhe den richtigen Platz zu finden.

Im Osten tauchten wieder Hügel auf, die sich im Laufe des Tages näher an den Fluss schoben. Alka-An wurde langsam unruhig, wo bleiben die Kundschafter? Die Tage wurden merklich kälter und die Nächte waren bitterkalt, dass Winterlager musste schnell und dringend her. Wieder verging ein Tag, ohne das die Kundschafter zurück kehrten. Auf dem Fluss schwammen die ersten Eisschollen vorbei und der Atem wurde zu weißen Wolken.

Alka-An wollte schon die nächsten Männer auf die Suche nach einem geeigneten Platz für ihr Winterlager losschicken, als endlich die Kundschafter auftauchten. Neugierig kamen die Menschen zusammen, alle wollten wissen, warum die Kundschafter so lange unterwegs waren.

Sooler berichtete knapp und präzise, wie es seine Art war, dass sie einen guten Platz für das Winterlager gefunden haben.

Auf den Rückweg sichteten sie eine Horde der Reitersoldaten und ritten deswegen einen weiten Bogen, verwischten ihre Spuren, um jeden Hinweis auf den Treck zu vernichten.

Unruhe kam bei den Menschen auf, aber Sooler beruhigte sie, er sei sich sehr sicher, dass die Reiter ebenfalls auf den Weg ins Winterlager waren, sie führten viele Packtiere mit, das deutet nicht auf einen Kriegszug hin und sie zogen schnurstracks nach Osten, also jeden Tag weiter von uns weg.

Wir folgen noch zwei Tage den Fluss nach Norden und biegen dann ein Stück nach Osten. In den Hügel haben wir einen ähnlich guten Platz für das Winterlager gefunden.

So fuhr der Treck guten Mutes unter der Führung von den Kundschaftern nach Norden und bogen dann nach Osten ab, um den Platz in den Hügeln zu erreichen. Sooler hatte tiefgestapelt, der Platz war noch ein Stück besser als der erste.

Dieser Platz wurde von drei steilen Hügeln gesäumt, nur nach Südwesten war ein schmaler Durchgang.

Ein munterer Bach sprang aus dem östlichen Hügel und Brennholz brauchte nur eingesammelt werden. Routiniert bauten die Menschen das Winterlager auf, vieles an Arbeit war ja schon vom ersten Winterlager her erledigt. Die Zelte waren dick gepolstert, die Vorräte schon ausreichend. In wenigen Tagen stapelten sich die Brennholzvorräte an den Zelten, die Schutzdächer für die Zelte waren gebaut, das Vieh war gut versorgt und die Jäger brachten der Küche noch manches Wildbret.

Alka-An war sehr erleichtert und zufrieden, dass das Winterlager stand, etwas erschreckt stellte er fest, wie viele Zelte fehlten, hier sah man die erlittenen Verluste sehr deutlich.

Sie hatten noch soviel Zeit, um Futter für das Vieh zu horten, bis der erste Schnee fiel. Diesmal kam er ohne Sturm leise über Nacht. Die kleine Welt zwischen den Hügeln war am Morgen dick mit Schnee zu gedeckt.

Es wurde ein wunderschöner Tag, die Sonne stand am strahlend blauen Himmel, der weiße Schnee glitzerte wie Millionen Diamanten und es war lange nicht so bitterkalt wie im letzten Winter!

Wie ausgelassene Kinder tobten Frauen und Männer in dem Schnee herum, bewarfen sich mit Schneebällen, einige sprangen hoch, um den Schnee von den Zweigen herunter fallen zu lassen.

Fröhliches Gekreische tönte durch das Lager. Die Männer räumten den Schnee aus dem Lager und türmten ihn zu einem Wall rings um das Lager auf. Die Jäger konnten immer noch zur Jagd gehen, der Schnee lag noch nicht so hoch!

Mit gewaltigem Jubel wurden die zurück kommenden Jäger begrüßt, sie hatten einen kapitalen Hirsch erlegt!

Wie jeden Morgen, musste auch heute das Eis von der Quelle des Baches entfernt werden, um an das frische Wasser zu gelangen.

Wie es der Zufall wollte, traf hier Alka-An Bythia, die junge Frau wollte mit einem Krug Wasser holen wie Alka-An auch. Sie sprachen über die anfallenden Dinge im Lager und Alka-An spürte die langen Blicke von Bythia.

Alka-An sprach gerade davon, dass er es versäumt hatte, Karten zeichnen zu lassen, als Sotates zu ihnen trat und die letzten Worte von Alka-An hörte.

„Da kann ich dich beruhigen“, mit einem guten Morgen sagte Sotates zu den beiden, „ich habe von der ganzen Reise Karten zeichnen lassen.“

Alka-An zeigte sich hocherfreut und Sotates fuhr fort: „Auch haben meine Zeichner seltene Pflanzen, Früchte und Tiere festgehalten.“

Alka-An bedankte sich bei Sotates: „Ich würde mir gerne deine Karten ansehen.“

„Komm doch einfach zum Frühstück zu mir“, lud Sotates Alka-An ein.

„Darf ich auch dazu kommen?“, fragte Bythia den Gelehrten.

„Aber selbstverständlich“, lud Sotates Bythia freundlich ein.

So trafen sie sich bei Sotates, Alka-An, Bythia, eine Frau und zwei Männer, die Sotates als die Kartenzeichner vorstellte.

Sotates ging zu einer großen und stabilen Holzkiste, ähnlich der Kiste von Alka-An und entnahm ihr ein Bündel Rollen. Höchst interessiert und neugierig beugte sich Alka-An und Bythia über die ausgerollten Karten und beide staunten über die Genauigkeit und Präzision, wunderschöne kleine Einzelheiten waren von den Zeichnern eingefügt worden.

Angefangen von dem Basislager mit seinem Menschengewimmel oder das große Gebirge mit seinen typischen Blumen, auch die Feuerberge waren festgehalten. Genau so wie die erste Flussüberquerung oder das erste Winterlager.

Auf einer weiteren Rolle waren Blätter von Sträuchern und Bäume zu sehen und deren Früchte, unbekannte Vögel und Insekten, auch das dem Reh ähnliche Tier wurde aufgezeichnet.

Bythia zeigte sich stark beeindruckt und fuhr ganz sacht mit den Fingerspitzen über die Zeichnungen: „Einfach fantastisch!“

Alka-An stimmte der jungen Frau sofort zu und griff dann nach den weiteren Landkarten. Er legte die erste Karte mit dem Ausgangslager mit der zweiten Karte zusammen und hatte so den kompletten Weg bis zu dem See vor sich. Er schüttelte beinah ungläubig mit dem Kopf, die Karten waren so gut, dass er die Wegstrecke sofort erkannte und leicht nach voll ziehen konnte.

Alka-An bedankte sich bei der Frau und den beiden Männern, die die Karten erstellt hatten und bat sie, ihre Namen auf die Karten zu schreiben.

Die Frau bekam vor Freude und Stolz ein ganz rotes Gesicht und die beiden Männer warfen sich vor Stolz in Positur.

Nach einem heiteren Frühstück mit angeregten Gesprächen, verabschiedeten sich die Kartenzeichner, wenig später verabschiedeten sich Alka-An und Bythia von Sotates. Auf dem schmalen, von Schnee frei geräumten Weg, musste Alka-An sehr eng an Bythia gehen, die junge Frau warf ihm einige schnelle Blicke zu. Bythia wollte gerade auf den Weg zu ihrem Zelt abbiegen, da wurde sie von Alka-An am Arm festgehalten. „Komm mit mir, du bekommst doch noch deine Belohnung.“ Etwas verlegen, aber auch mit neugierigen Augen sah sie Alka-An an: „Da bin ich aber mal gespannt.“

Sie betraten das Zelt von Alka-An und er kramte geheimnisvoll in der großen Kiste herum und kam mit geschlossenen Händen zu Bythia zurück und hielt ihr seine geschlossenen Hände hin.

Er öffnete seine Hände langsam und Bythia sah einen grünen Stein funkeln: „Nimm ihn, es ist deine Belohung, er gehört dir.“

Sehr verlegen trat Bythia einen Schritt zurück, aber Alka-An bewegte aufmunternd seine Hände und schließlich griff Bythia nach dem Stein, an dem eine fein geflochtene Kordel hing.

Sie streifte die Kordel über ihren Kopf und der grüne Stein funkelte auf ihrem Kleid.

Bythia sah Alka-An für einen Moment fragend an und dann warf sie sich mit einem Jubelschrei in seine Arme.

Der Geruch von frisch gebratenem Fleisch lockte die beiden aus dem Zelt zur Küche und sie holten sich ihre Portion.

Sie setzten sich zu den anderen, die auf dem Platz vor der Küche aßen und genossen den schönen Tag mit allen anderen.

Nach dem Essen neckte Bythia Alka-An: „Deine Belohnung ist wunderschön, du hast aber ganz schön lange dafür gebraucht!“

„Die Bohrung für die Kordel durch den Stein war sehr schwierig.“

Alka-An grinste Bythia vergnügt an. Zusammen gingen sie zurück zum Zelt. Zwei Tage später zog Bythia zu Alka-An und einen Tag später brachen sie gemeinsam das Zelt von Bythia ab.

Der Winter zog sich, die Menschen wie die Tiere wurden langsam ungeduldig, obwohl der Winter recht gut zu ertragen war, er brachte nicht die beißende Kälte wie der vergangene Winter, auch die Schneemengen hielten sich in Grenzen.

Die Quelle des Baches konnte leicht eisfrei gehalten werden.

Der Frühling kam dann so überraschend, dass das ganze Lager in Schlamm und Dreck versank!

So gut die nahen Hügel das Lager vor den Winter geschützt hatten, so schlecht waren sie jetzt für Mensch und Tier. Das Schmelzwasser rauschte von den steilen Hängen ins Tal und alles versank in Schlamm, die Zelte fielen um, weil sie in dem weichen Boden keinen Halt mehr hatten, die Fuhrwerke sackten bis zu den Achsen in den Dreck, die Tiere mussten Bein für Bein beim laufen mühselig aus dem Schlamm ziehen.

Guter Rat war jetzt teuer, Owithan schlug Alka-An vor, einen Knüppelweg zu bauen und darauf dann alles aus dem Tal heraus zu bringen.

Alka-An war ein bisschen skeptisch, aber sie versuchten es und es klappte! Langsam leerte sich das Lager und sie fanden etwas weiter einen festen Platz, auf dem sie ihr Lager errichten konnten.

Es entwickelte sich ein reger Verkehr zwischen dem neuen Lager und dem Fluss, weil alles, aber auch wirklich alles gereinigt werden musste.

Das Flussufer war von Männlein wie Weiblein besetzt und alles schrubbte und wusch den Schlamm von allen möglichen Sachen herunter.

Trotz der mühseligen Plackerei herrschte eine ausgelassene, ja fast eine alberne Stimmung unter den Menschen, wie die Kinder bespritzten sie sich gegenseitig mit Wasser, schupsten sich gegenseitig in den Fluss, selbst die Tiere standen bis zum Bauch in dem Fluss und ließen sich den Dreck herunter schrubben.

Bythia war mit ihren Leuten unermüdlich damit beschäftigt, die Tiere zu reinigen und die Fuhrwerke wieder fahrbereit zu machen.

Die große Reinigungsaktion dauerte tatsächlich einen ganzen Mondzyklus, dann aber strahlte alles wieder blitzblank und Bythia hatte wieder mehr Zeit für ihren Alka-An.

Sooler und seine Kundschafter berichteten, dass es besser wäre, noch einige Tage zu bleiben, damit auch der vor ihn liegende Boden gut abtrocknen kann, ein zweites Schlammbad wollte wohl keiner haben?

Weiter berichtete Sooler, dass auf ihren Weg nach Norden eine größere Stadt liegt, sie können sie umgehen, wenn der Treck nach Osten ausweicht.

Es könnte allerdings sehr anstrengend für alle werden, weil sie dann dem großen Gebirge schon sehr nahe kämen.

Nach längerer Beratung beschlossen sie, die Stadt anzufahren. Sie brauchten dringend einige Sachen neu und Alka-An war auch sehr neugierig auf die Bewohner dieser Stadt.

Sotates unterstützte die Meinung von Alka-An sofort: „Das fremde Land sehen und erkunden, ist ja ganz schön, aber erst das Kennenlernen der Einwohner macht die Erkundungsreise erst interessant.“

Auch Owithan teilte die Meinung der beiden Männer. Alka-An bereitete sich sehr sorgfältig auf den Besuch der fremden Stadt vor, es sollte auf keinen Fall eine Bedrohung von ihnen ausgehen, deswegen bat er Bythia, bei dem ersten Besuch der Stadt dabei zu sein, um den friedlichen Charakter ihres Besuches zu unterstreichen. Nach einer Woche trockenem Wetter, machte sich Alka-An mit seinen Leuten unter der Führung von Sooler auf den Weg zur der fremden Stadt.

Vorsichtshalber sollte in einer sicheren Entfernung zur Stadt ein Trupp Soldaten biwakieren, um im Notfall eingreifen zu können. Der Treck sollte erst nachkommen, wenn er von einem Kundschafter informiert wurde.

Alka-An führte ein Packpferd mit, auf dem sich Tauschware und ein paar Geschenke befanden. Es war ein wunderschöner Frühlingstag und so ritt der Trupp frohen Mutes nach Norden, um die fremde Stadt zu besuchen.

Alka-An

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