Читать книгу Alka-An - Klaus Blochwitz - Страница 4

Kapitel 2 Die Steppenvölker

Оглавление

Der alte Mann setzte sich bequemer hin und begann zu sprechen: „ Wie ich schon gesagt habe, weiß man wirkich nicht viel über das Land hinter dem Gebirge. Das meiste sind Gerüchte, Legenden, Fabeln. An einer dieser Gerüchte scheint aber etwas daran zu sein, die Steppenvölker, die wir kennen gelernt haben, gehören dazu. Es soll einen sehr starken Häuptling geben, der es geschafft haben soll, viele Stämme zu vereinen, was an sich schon erstaunlich ist, da sich die einzelnen Stämme lieber gegenseitig bekämpfen, als gemeinsame Sache zu machen. Seit es dieser Häuptling geschafft hat, ein paar Stämme unter seine Leitung zu bringen, laufen ihm weitere Stämme regelrecht zu und das im verstärkten Maße, seit er die ersten großen Erfolge gegen die angeblichen Feinde seines Volkes vorweisen kann. Von fahrenden Volk, Reisenden und Händlern wurde berichtet, dass dieser Stammesfürst indessen ein Heer von über zehntausend Reitern haben soll. Damit will er, so wird berichtet, das legendäre Reich der Mitte angreifen“, der Erzähler wurde von einer Frage nach dem Reich der Mitte unterbrochen, „das Reich der Mitte soll riesengroß und unermesslich reich sein, mit einer für uns, völlig fremden Kultur und Lebensart, mehr weiß ich auch nicht darüber.“

Der Alte nahm einen Schluck aus seinem Krug und fuhr fort: „ Sollte die Behauptung zu treffen, dass dieser Stammesfürst tatsächlich über solch eine gewaltige Streitmacht verfügt, dann könnte der Angriff auf das Riesenreich erfolgreich enden. Wir wollen alle nicht hoffen, dass ihn tatsächlich so gibt, wie berichtet wird, wenn ja, dann erwartet uns schlimmes. Dieser Mann ist machtgierig und blutrünstig, er wird über die Welt herfallen, wie die Ausgeburt des Bösen.“

„Wie heißt dieser Häuptling, kennt man seinen Namen?“

„Es werden verschiedene Namen genannt und keiner weiß, ob einer davon auf diesen Mann zutrifft, wahrscheinlich dürfte er sich Artinnen nennen.“

Tobend vor blinder Wut raste Artinnen auf seinem Pferd durch das Lager und rannte alles nieder, was ihm in den Weg kam. Jeder versuchte sich zu retten, diese Wutausbrüche von Artinnen waren bekanntermaßen furchtbar und es endete immer mit dem erschlagen irgendwelcher Leute.

Diesmal musste eine junge Frau dran glauben, die nicht schnell genug in einem Versteck verschwinden konnte. Artinnen griff im rasenden Galopp mit seiner Pranke in das flatternde Haar der Frau und riss sie hoch und legte sie quer über seinen Sattel. Die Frau war mutig und wehrte sich verbissen. Mit einem kleinen Messer stach sie auf Artinnen ein. Der lachte über diese Attacke wie ein Wahnsinniger, warf die Frau vom Pferd, wendete und rammte die Frau mit voller Wucht und schleuderte sie zu Boden.

Stöhnend versuchte die Frau aufzustehen und vor dem Wahnsinnigen zu fliehen, aber durch den heftigen Aufprall hatte sie schwere Verletzungen davon getragen. Artinnen riss sein Pferd wieder herum, mit glitzernden Augen sah er die sich auf dem Boden windende Frau, griff nach einem Speer, ritt auf die Frau zu, stach den Speer in den Körper und riss ihn mit dem Speer hoch. Gellend schrie die Frau ihre Schmerzen heraus und furchtbar röchelnd starb sie auf dem Speer aufgespießt. Als Artinnen den Tod seines Opfers feststellte, warf er den Leichnam achtlos in den Staub.

Wie in Trance saß er für einen Moment auf seinem schwitzenden Pferd und wurde durch einen unmenschlichen Schrei aufmerksam, ein Krieger kam im wilden Galopp mit angelegter Lanze auf ihn los gestürmt. In wilden Schmerz schrie er Artinnen seinen Hass entgegen: „Du Bestie, warum tötest du meine Tochter, warum?“

Wilde Mordlust erhellte sein Gesicht, er griff nach einem Speer und schleuderte es dem Angreifer entgegen, der wich geschickt dem Speer aus und zielte mit der Lanze auf Artinnen.

Der schlug mit seinem Schwert die Lanze zur Seite, führte den Schlag weiter und hieb den Kopf des Mannes ab.

Wie unbeteiligt ritt er an dem kopflosen Leichnam vorbei zu seinem Zelt und verschwand darin.

Schon als Kind tobte Artinnen wie ein Irrwisch durch das Lager, gemein und brutal schlug er um sich, so dass irgendwann kein Kind mehr mit ihm spielen wollte. Artinnen wollte nur kämpfen und prügeln, hinterhältig und gemein schlug er auf die Kinder ein.

Das artete soweit aus, dass es selbst diesen wilden, unbeherrschten und brutalen Menschen zuviel wurde. Seine Eltern wurden von den anderen bestürmt, etwas gegen Artinnen zu unternehmen, so konnte es einfach nicht weitergehen. Aber selbst sein Gewicht als Stammeshäuptling reichte Artinnens Vater nicht, um seinen Sohn zur Räson zu bringen.

So beschlossen die genervten Menschen, Artinnen aus dem Stamm auszuschließen und ihn hart zu bestrafen. Artinnen wurde mit einem Trank betäubt und dann im Schlaf überwältigt. Weit außerhalb des Dorfes befand sich an dem Fluss eine Schöpfanlage, das Schöpfrad wurde von vier Eseln bewegt. Mit schweren Ketten wurde Artinnen an dem Schöpfrad geschmiedet und mit Peitschenhieben voran getrieben.

Einmal am Tag erhielt er Essen auf einem Teller, das er wie ein Tier mit dem Mund aufnehmen musste. Tag um Tag lief Artinnen im Kreis und trieb das Schöpfrad an, getrieben von vielen Peitschenhieben.

Sein Haar wurde lang und zottelig, wild brüllte er seine Wut heraus. Er überstand den ersten Winter, auch den zweiten, er sah seine Bewacher aus Blut unterlaufenden Augen voll wilder, unbändiger Wut an: „Ich werde euch alle töten!“

Trotz der dicken und schweren Ketten traute sich keiner der Bewacher in die Nähe des Gefangenen, sie schlugen mit ihren Peitschen hinterrücks auf Artinnen ein. Irgendwann blieb Artinnen stumm und trabte nur noch verbissen im Kreis, immer im Kreis herum.

Seine Eltern waren jetzt der Meinung, dass ihr Sohn zur Vernunft gekommen ist und beschlossen ihn von den Ketten und seinem furchtbaren Schicksal zu befreien.

Sie ahnten nicht oder wollten es vielleicht auch nicht, welches Monstrum aus ihrem Artinnen geworden ist. Kaum von den Ketten befreit, stürzte sich Artinnen in den Fluss und schrubbte sich von oben bis unten mit dem Flusssand ab, seine erstaunten Eltern sahen einen muskelbepackten, jungen Mann, der vor Wut bebend vor ihnen und den Dorfbewohnern stand.

Seine Mutter reichte ihm Kleider und eine Frau schnitt sein wild gewachsenes Haar zur der herkömmlichen Frisur.

Von seinem Vater erhielt er Schwert und den Waffengurt. Noch immer ohne ein Wort zu sprechen, legte Artinnen den Waffengurt um, hängte das Schwert ein und zog es sofort wieder in einer kraftvollen Bewegung, holte weit aus und hieb seinen Vater den Kopf ab, seiner Mutter stach er das Schwert in den Leib und sah interessiert zu, wie sie starb.

Entsetzt flohen die Dorfbewohner vor diesem Ungeheuer, die harte Strafe hatte Artinnen nicht zur Vernunft gebracht, sondern ein Monstrum erschaffen. Artinnen erschlug die Wachen und nahm deren Waffen an sich und machte sich auf den Weg ins Dorf.

Wahl - und sinnlos tötete er jeden, der ihm vor die Waffen lief und er machte keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, alt oder jung.

Aber irgendwann war auch der schlimme Blutrausch von Artinnen fürs erste gestillt und er rief brüllend den Rest seines Stammes zusammen.

Sehr langsam und sehr vorsichtig erschienen zögerlich die Menschen auf dem Dorfplatz, jederzeit zur schnellen Flucht bereit.

Artinnen hatte den schweren Stuhl seines Vaters vor das Zelt geschoben und saß sehr anmaßend in dem Stuhl, um damit anzuzeigen, dass er jetzt der Häuptling ist. Misstrauisch und abwartend standen die Menschen im Halbkreis, mit einem gehörigen Abstand, vor Artinnen und warteten auf das, was da kommen wird.

Artinnen machte den vor ihm stehenden Menschen mit seiner gewaltigen Stimme klar, dass er jetzt der Stammesfürst ist und er absoluten Gehorsam und Gefolgschaft verlangt.

Dafür wird er die Steppenvölker vereinen und zu einem großen Volk machen, dass die weite Steppe beherrschen wird. Mit dieser Vision konnte er bei seinem Stamm keine Begeisterung wecken, diese Versprechen kannte sie zu genüge.

Artinnen spürte, dass er mit seiner Idee nichts bewirken konnte, sprang auf, brüllte nach einem Pferd, griff nach Waffen und stob davon.

Er ritt zu dem nächst liegendem Dorf und ehe die Dorfbewohner überhaupt begriffen hatten, was los war, lagen schon die ersten Erschlagenen auf dem Boden. Artinnen sprang vor dem Zelt des Häuptlings vom Pferd, forderte brüllend den Häuptling heraus und erschlug ihn, bevor er zu einer Waffe greifen konnte.

Die jetzt völlig verstörten Dorfbewohner trieb er vor sich her und jagte sie wie eine Herde Vieh in sein Dorf, wendete sein Pferd und raste wieder davon. Wieder überfiel er ein Dorf, tötete den Häuptling und viele Menschen und trieb den Rest wieder zu seinem Dorf. Artinnen wiederholte seine Überfälle noch zweimal und trieb die verstörten Menschen in sein Dorf.

Er stellte sich auf einen Baumstumpf und überragte jetzt die Menschen, die sich völlig verängstigt auf dem Dorfplatz drängten, mehr als deutlich.

Mit seiner dröhnenden Stimme erklärte er den Menschen, dass jetzt für sie eine neue Zeit anbricht, er wird sie zu den Herrschern über die Steppe machen, sie werden nie mehr Furcht vor Überfällen anderer Stämme haben müssen und in Ruhe und Wohlstand leben. Die Menschen blieben teilnahmslos, dass alles kannten sie schon zu genüge. Erst als sich einige Männer aus der Masse lösten und zu Artinnen traten und ihm ihre Treue schwören, kam Bewegung in die Menge, die ersten fielen auf die Knie, schnell folgte der Rest. Zynisch grinste Artinnen über die dummen Tölpel, die so einfach zu beeinflussen sind. Jetzt konnte er seine Pläne in die Tat umsetzen, der Anfang ist gemacht.

Unerbittlich trieb Artinnen seine Vorstellung voran, die Männer wurden brutal zu Kriegern ausgebildet, die Frauen mussten Unmengen von Speeren, Lanzen, Pfeilen und Bögen herstellen. Die Schmieden konnten nicht schnell genug Schwerter herstellen, um den Bedarf zu decken.

Das alles blieb natürlich den anderen Häuptlingen nicht verborgen und zum ersten Mal gelang es einen der alten und erfahrenden Stammesfürsten, drei Stämme zusammen zu bringen und gemeinsam gegen die drohende Gefahr anzutreten.

Die Krieger der drei Stämme griffen aus unterschiedlichen Richtungen Artinnen an, ohne zu ahnen, dass ihr Plan schon längst bekannt war.

Sie rannten blind in eine furchtbare Falle und wurden vernichtend geschlagen. Diese Niederlage der Krieger aus den drei Stämmen lief wie ein Lauffeuer durch die Weite des Landes und verhalf Artinnen zu dem so sehnlichst erwarteten Durchbruch und Erfolg.

Aus allen Teilen des Riesen Landes kamen die Stämme, um sich Artinnen anzuschließen, sein Heer wuchs ins unermessliche und Artinnen scharte um sich gierige und blutrünstige, untertänige Männer, die ihm blind gehorchten. Einige von ihnen versuchten gar, ihn an Hass, Brutalität und Mordlust zu übertreffen.

Mit diesen Männern zog Artinnen in seinen ersten Eroberungszug. Er führte seine Krieger weit nach Westen und sie machten alles nieder, was sich nicht sofort ergab und den Treueschwur abgab.

Erst ein unüberwindbares Gebirge bremste Artinnes Eroberungskrieg.

„ Diese Berge müssen von Göttern persönlich geschaffen worden sein, sie sollen uns zeigen, dass unser Reich hier endet“, sprach er und führte sein Heer nach Norden, bis er von Kälte und unvorstellbaren Eismassen gebremst wurde.

Artinnen führte sein siegreiches Heer, zu dem immer mehr Krieger stießen, wieder nach Osten. Sein Ruf war während des Feldzuges legendär geworden und der Zustrom an neuen Kriegern hielt unvermindert an.

In seiner Gier nach mehr Kämpfen formte sich in seinem wirren Schädel die wahnwitzige Idee, dass Reich der Mitte zu überfallen. Ein Reich, von dem niemand so richtig wusste, ob es überhaupt existiert und wo es sich befindet.

Vorsichtig, ja fast behutsam, so ganz gegen seine Natur, brachte er seine Idee seinen wichtigsten Unterführern bei. Das war für Artinnen ein hartes Stück Arbeit, den dumben, stoischen und blutrünstigen Kriegern seine Idee schmackhaft zu machen.

Ein Reich angreifen, dass es möglicherweise nur in der Phantasie gibt, dass begriffen sie nicht, wo bleibt der Spaß, das Morden, die Beute?

Artinnen wuchs über sich selbst hinaus, mit ungewohnter Geduld arbeitete er weiter an seinem Plan. Und irgendwann hatte er es geschafft, die Unterführer stimmten seinem Plan zu, dass Reich der Mitte im kommenden Frühjahr anzugreifen.

Der alte Mann aus dem Dorf hielt inne, es ist Zeit für mich, ich bin müde, lasst uns schlafen gehen. Morgen ist auch noch ein Tag!

Alka-An

Подняться наверх