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Kapitel 4 Der geheimnisvolle Ort

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Duner machte Alka-An auf die Geräusche in der Schlafkammer der beiden alten Männer aufmerksam: „Die beiden scheinen munter zu sein.“

„Ich sehe mal nach ihnen“, antwortete Alka-An und klopfte an die Tür.

Er erhielt entsprechend bescheid und trat in die Schlafkammer. Der Alte aus dem Dorf kam ihm entgegen und bedankte sich bei ihm für die Nachtruhe und für die Zeit, die er ihnen gelassen hat.

Der Greis, der überhaupt nicht mehr wie ein Greis aussah, saß zu Alka-Ans erstaunen auf der Kante der Lagerstatt, bereit zum aufstehen.

Der Alte sah Alka-Ans erstaunen, ja, grinste er fröhlich, Owithan hat sich letzte Nacht gut erholt. Die beiden alten Männer kamen langsam in den Wohnraum und setzten sich zu den anderen an den Tisch.

Obschon nur ein sehr einfaches Frühstück angerichtet war, griffen die beiden alten Männer herzhaft zu. Zwischendurch erzählte der Alte aus dem Dorf von Owithan und von sich.

Wir kennen uns von Kindesbeinen an, wir sind im selben Dorf aufgewachsen, tobten mit den anderen Kindern wild und ungezwungen im Dorf herum. Sicher, unser Dorf war arm, aber wir hatten zu essen und fanden immer Beeren und andere Früchte, die wir essen konnten.

Wir erlebten leider aber auch die ersten Überfälle von Steppenvölkern, die uns selbst unsere armselige Habe raubten. Als nach mehreren Überfällen wirklich nichts mehr in unserem Dorf vorhanden war, begannen die Steppenreiter, Menschen zu rauben. Als erstes nahmen die Reiter die wenigen kräftigen Männer mit, dann wurden die jungen Frauen und Mädchen geraubt und als sie die ersten Kinder mitnahmen, floh unser Stammeshäuptling mit dem armseligen Rest in die großen Wälder. Unsere Flucht war leider kurz vor dem Winter, wir hatten keine Hütten, keine Nahrung, nur Lumpen als Kleidung und es wurde bitter kalt.

Der lange harte Winter tötete die Alten als erste. Die wenigen, die den Winter überstanden hatten, begannen Hütten zu bauen und legten kleine Felder zwischen den Bäumen an.

Wir Kinder sammelten alles, was essbar war oder wenigstens so aussah. Der alte Häuptling starb im nächsten Winter, aber er hatte für uns einen guten Platz in dem dichten Wald gefunden.

Die Steppenkrieger fanden uns darin nicht und so erholte sich unser kleiner Stamm wieder etwas.

Owithan hatte sich der alten Heilerin angeschlossen und lernte von ihr viele nützliche Dinge, ich dagegen arbeitete auf den kleinen Feldern, versuchte mich in der Jagd und sammelte die Früchte des Waldes für den Winter.

Leider machten wir den Fehler, dass wir mit unseren Feldern nach und nach an den Waldrand kamen und wurden prompt von den Kriegern entdeckt. Sie fielen voller Wut, dass wir sie zum Narren gehalten hatten, über uns her und zerstörten wieder alles, was wir so mühsam aufgebaut hatten. Sie raubten diesmal nur Kinder, darunter auch Owithan!

Hier übernahm Owithan die Geschichte von dem Alten, der ab und zu einiges übersetzen musste und begann: „Ich versuchte natürlich vor den Reitern zu fliehen und kam durch das dichte Unterholz auch von den Reitern weg. Leider machte ich den Fehler und blieb stehen, um mich umzusehen und schon hatten sie mich mit einer Lederschnur gefangen.

Der Krieger warf mich bäuchlings vor sich auf das Pferd. Ich sah das wilde, böse Gesicht des Reiters und wusste sofort, dass mich nichts Gutes erwartet.

Nach vielen Tagen furchtbarer Angst, Hunger und Durst, die Männer gaben ihren Gefangenen nichts, erreichten wir ihr Dorf. Ich war halbtot von dem schmerzhaften liegen auf dem Pferd und fiel in den Dreck und blieb einfach liegen.

Heftige Tritte holten mich in die Gegenwart zurück und ich wurde von zwei Männern in eine Hütte geschleppt und hinein geworfen. Nach, ich weiß nicht, wie langer Zeit, wurden wir heraus getrieben, wir konnten uns kaum auf den Beinen halten. Wir standen auf dem Dorfplatz wie Vieh und wurden von den Leuten begutachtet.

Die Dorfbewohner schüttelten mit den Köpfen und winkten ab, mit den halbtoten Kindern konnten sie nichts anfangen.

Wir wurden auf die Felder zum arbeiten gejagt, mussten Wasser heran schleppen, die halbwilde Vieh versorgen und die Pferde der Krieger.“

Owithan hielt kurz an, trank einen Schluck und fuhr fort: „ Ich versuchte mich, mehr und mehr um die Pferde zu kümmern, mit dem wahnwitzigen Gedanken, vielleicht eines Tages mit einem vertrauten Pferd fliehen zu können! Oft kamen die Krieger von ihren Beutezügen mit verletzten Pferden zurück und hier hatte ich wohl für die verletzten Pferde ein geschicktes Händchen und konnte das eine oder andere Pferd wieder heilen. Irgendwann fiel das wohl einen der einflussreichen Krieger auf und mein Leben wurde etwas erträglicher. Die Männer waren ihren Pferden sehr zugetan und die Wunden ihrer Pferde schmerzten ihnen mehr als die eigenen.

Ganz vorsichtig begann ich dann, mich bei dem einen oder anderen Krieger um dessen Wunden zu kümmern. Ich suchte Heilkräuter in Wald und Wiesen, brühte Tees und stellte Salben her.

Zu meinem Glück fand ich dann einen alten ausgedienten Krieger, der meine Sprache etwas verstand. Der brachte mich mit einer Heilerin zusammen, von der Frau lernte ich alles über die Heilkunde.

Sie zeigte mir Kräuter, Wurzeln, Beeren und Früchte, die die unterschiedlichsten Wirkungen hatten. Die Heilerin erkannte wohl schnell mein Talent und schaffte es, mich bei dem Stammeshäuptling frei zu bekommen.

Die Heilerin nahm mich mit in ihre Hütte und hier erkannte ich sofort, dass die Frau mehr war als „nur“ eine Heilerin.

Die Frau führte mich behutsam, aber zügig in die Geheimnisse der Heilkunst und der Magie ein und mit einem geschickten Schachzug holte sie mich aus meinem Schicksal des Gefangenen heraus und verschaffte mir den Status des freien Mannes.

Eines Tages kamen mal wieder Krieger von einem ihrer ständigen Raubzüge zurück und die Heilerin sah, dass das Pferd des einflussreichsten Krieger schwer verletzt war und vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen stehen konnte.

Beim näher kommen sah die Heilerin, dass das Pferd eine schwere Verletzung in der Brust von einem Schwerthieb und kaum noch eine Chance zum Überleben hatte. Die Heilerin schaffte das verletzte Tier irgendwie in ihre Hütte und wir kümmerten uns intensiv um das Pferd. Neben der Wundversorgung sah ich zum ersten Mal, dass die Heilerin ihre Magie einsetzte, um das Tier zu heilen. Nach einer angemessenen Zeit durfte ich das geheilte Pferd dem Krieger zurück bringen.

Das ganze Dorf stand Kopf, als die Menschen das geheilte Tier sahen. Der Krieger war überwältigt und schwang sich sofort auf das Pferd. Das Pferd raste im hohen Tempo wie in der Zeit vor der Verletzung davon und ich war ein freier Mann!

Mein Leben änderte sich schlagartig, ich bekam, wie alle anderen auch, genügend Nahrung, Kleider und eine eigene Hütte, ich erhielt meinen Anteil an der Beute aller Krieger und wurde fast ein Vertrauter des Kriegers! Meine Hütte ließ ich nahe der Hütte von der Heilerin bauen und wenig später ließen wir noch eine Hütte für die sehr schwerverletzten Krieger bauen, so konnten wir sie viel besser betreuen.

Im Laufe der Zeit erhielt ich weitere Privilegien, dass wichtigste davon war für mich, dass ich Pferde halten durfte!

Jetzt und dadurch wurde mein Fluchtplan konkret!

Ich stürzte mich mit meiner ganzen Energie in die Zauberei und fand und entdeckte Zaubersprüche und Anwendungen, von denen selbst meine Lehrerin keine Kenntnisse hatte.

Eines Tages war ich dann soweit, ich wollte meine Flucht wagen! Vorsichtig versuchte ich mit den ehemaligen Kindern, die mit mir zusammen aus dem Dorf geraubt worden sind, Kontakt aufzunehmen und meine Fluchtgedanken nahe zu bringen. Aber die inzwischen zu Frauen und Männer, genau wie ich, heran gewachsenen Kinder waren durch die lange Gefangenschaft und durch die harte Arbeit und durch die ständigen Quälereien völlig verstört und sahen mich nur furchtsam, ja fast verblödet an.

Mir war sofort klar, ich konnte nur alleine fliehen!

Sehr behutsam begann ich mit meinen Vorbereitungen, ich handelte mit meinen Pferden solange, bis ich drei pfeilschnelle Pferde in der Koppel stehen hatte und das ganze Dorf sah mich auf diesen Tieren reiten.

Ich lernte energisch weiter in der Zauberei und hatte die Heilerin schon längst überholt, ich spürte manchmal ihre nachdenklichen Blicke, als ob sie etwas ahnen würde.

Es wurde Zeit, es wurde höchste Zeit für mich, zu verschwinden.

Der Auslöser war einer meiner Ausritte auf eines meiner schnellen Pferde, ich hatte mich wohl zu weit von dem Dorf entfernt und wurde von drei Reiterpulks eingefangen. Ich begriff sofort meinen Fehler und tat so harmlos wie nur irgendwie möglich.

„Mein Pferd ist einfach so schnell“, lockte ich die Männer und die sprangen auch sofort darauf an und schon stoben alle in einem vergleichenden Rennen über die Wiesen und Felder.

Schreiend rannten die auf den Feldern arbeitenden Menschen davon, als sie die Reiter kommen sahen. Ich zügelte unauffällig mein Pferd, ich wollte nur knapp gewinnen, um keinen Ärger zu schaffen. Das Rennen ging so aus, dass die Reiter mit dem Ergebnis zufrieden sein konnten. Ihre Pferde waren ja nur ein wenig langsamer als meins und mein zu weiter Ausritt war vergessen. Aber mir war blitzartig klargeworden, dass ich bei allen Privilegien immer noch ihr Gefangener war und immer bleiben werde.

Und noch eines war mir klar geworden, eine „normale“ Flucht per Pferd konnte ich vergessen, ich käme selbst mit meinen schnellen Pferden nicht weit und wenn ich wieder eingefangen werde, an die Folgen mochte ich gar nicht denken.

Ich konnte nur mit der Hilfe guter Zaubersprüche endgültig verschwinden. So beherrschte ich meine wilde Gier zur Flucht und bereitete mich sehr sorgfältig auf meine Flucht mit Hilfe meinen ganzen Kenntnisse der Magie vor. Die Heilerin sah mich immer öfter sehr nachdenklich an, aber sie ließ mich hantieren.

Sie profitierte ja auch sehr stark von meinen kleineren und größeren Erfolgen bei der Behandlung verwundeter Tiere oder Menschen. Ich wurde in dem Dorf langsam ein fester Bestandteil, man hatte sich an mich gewöhnt und achtete meine Heilerfolge.

Ich konnte mich jetzt schon in einem weiteren Umkreis recht frei bewegen, aber immer war ein Reiter wie zufällig in der Nähe!

Ich kam langsam in das heiratsfähige Alter und damit wurde es für mich sehr brenzlig, war ich erst mal verheiratet, wurde eine Flucht nahezu unmöglich. Ich nutzte die Zeit, in der die Heilerin für Tage in Wald und Wiesen unterwegs war, um allerlei Kräuter und anders ein zusammeln.

Ich probierte mehrmals meinen speziellen Zauber aus und ich war heilfroh, er funktionierte tadellos! Ich bereitete mich wie immer auf meinen Ausritt vor, belud mein Packpferd und sattelte mein schnellstes Pferd. Kaum einer der Dorfbewohner nahm groß Kenntnis von meinem Tun. So sahen sie auch nicht, dass ich meine zwei anderen Pferde unsichtbar mitführte, dass ich zwei Packstücke dabei hatte, die eigentlich nicht dabei sein dürften. Ich hatte Kleidung und Nahrung und einen Lederbalg Wasser auf den Pferden verteilt.

Wie immer mit den Kindern scherzend und den einen oder anderen derben Scherz mit den Kriegern austauschend, ritt ich in einem langsam Trab aus dem Dorf.

Unauffällig schaute ich zu meiner Hütte zurück und sah mich! Zufrieden lenkte ich mein Pferd zwischen die ersten Bäume des nahen Waldes, winkte freundlich meinem „Bewacher“ zu und verschwand!

Der dichte Wald sorgte dafür, dass der Krieger lange Zeit nach mir suchen wird, bevor er eventuell misstrauisch wird und Alarm schlägt.

Wenn das geschieht, bin ich Dank meines Zaubers hoffentlich unauffindbar weit weg von dem Dorf.

Mein Plan ging auf, leider fand ich mein altes Dorf nicht mehr, es war wie vom Erdboden verschwunden.

So ließ ich mich hier in der Nähe eines kleinen Dorfes nieder, heilte die Kranken und studierte die Heilkunst und die Magie weiterhin sehr genau.

Nach dem ersten Angriff von einem der vielen Steppenvölker, schuf ich diesen Schutzwall und machte ihn mit Hilfe meiner Zauberkraft unüberwindbar. Das Dorf entwickelte sich prächtig und so blieb es nicht aus, dass einige Dorfbewohner übermütig wurden und ihr Dorf in ihrer Arroganz verließen, um mit anderen Dörfern Kontakt aufzunehmen und Handel zu treiben. Es kam, wie es kommen musste.

Fremde kamen mit in das Dorf und wenig später wussten die umher streifenden Krieger von unserem Dorf und das war das Ende.

Hier schloss Owithan niedergeschlagen mit den Worten: „Ich bin der letzte dieses Dorfes, schon vor vielen Sommern wurden die letzten Einwohner verschleppt und das Dorf nieder gebrannt.“

Alka-An fragte Owithan, ob er über das riesige Gebirge verschleppt worden sei oder ob das Dorf diesseits des Gebirges war. Owithan wiegte zweifelnd seinen Kopf hin und her: „Ich bin mir nicht sicher, während meiner Verschleppung als Kind habe ich verständlicherweise nicht darauf geachtet und meine Flucht aus dem Dorf mit Hilfe meiner Zauberkünste verwischte Zeit und Raum.“

Alka-An stellte Owithan die nächste Frage: „Kennst du den Ort, an dem die Schriftrollen aufbewahrt werden?“ Owithan nickte: „Ich habe von dem Ort gehört, aber ich weiß nicht, wo er genau ist. Wollt ihr dort hin?“

„Ja“, antwortete Alka-An, „wir suchen diesen Ort.“

„Wenn es euch recht ist, würde ich euch gerne dorthin begleiten“, fragend sah sich Owithan um und sah in allen Gesichtern Zustimmung.

„Wie weit reicht dein Schutzwall“, fragte Barthin Owithan, „wir haben uns in drei Trecks aufgeteilt und wollen uns nach diesen Bergen an dem Fluss wieder treffen.“

Owithan sah sich die Karte an und erklärte den Männern, dass die beiden anderen Trecks schon vor seinem Schutzwall stehen. Owithan hob beruhigend seine Hände: „Ich öffne die Tore für euere Leute!“

Am nächsten Tag packte Owithan ein paar Sachen zusammen und ritt mit den Männern zu dem vereinbarten Treffpunkt. Mit großem Geschrei und etwas aufgeregt wurde Alka-An und seine Begleiter empfangen. Von allen Seiten wurde Alka-An berichtet, was ihnen unterwegs seltsames passiert ist.

Alka-An beschwichtigte seine Leute: „Wir wissen bescheid, wir waren mitten in diesem Geschehen!“

Die immer noch aufgeregten Gespräche hielten bis weit in die Nacht an. Es dauerte lange, bis die Menschen Ruhe fanden.

Der neue Morgen brachte die nächste Flussüberquerung. Alka-An stand am Ufer des ruhig dahin fließenden Flusses, er war breit, sie mussten eine Furt finden!

Die Kundschafter zogen wieder flussabwärts und flussaufwärts, um einen geeigneten Übergang zu finden. Es dauerte viele Tage, bis die Kundschafter zurück kehrten und sie brachten gute Nachrichten mit.

Sowohl flussabwärts als auch flussaufwärts hatten sie einen geeigneten Übergang gefunden.

Alka-An entschied sich für den Übergang flussaufwärts, weil dieser mehr zu ihrer weiteren Richtung passte. Fuhrwerk für Fuhrwerk machte sich auf den Weg zu der Furt. Sie hatten wirklich Glück, der Fluss war zwar sehr breit, aber führte nur flaches Wasser.

So konnten die ankommenden Fuhrwerke direkt in die markierte Wegführung einschwenken und den Fluss recht einfach überqueren. Schon am ersten Tag war beinah die Hälfte des Trecks auf der anderen Flussseite und bauten dort ein festes Lager auf.

Ende der Mondreise hatte der Treck die Überquerung ohne Schwierigkeiten überstanden und Alka-An gab bekannt, dass sie hier am Flussufer einige Tage verweilen wollen, einmal, damit sich alle etwas erholen können und zum anderen, damit einige Sachen in Ordnung gebracht werden können.

Wenig später sah man schon, wie von einigen Fuhrwerken Räder entfernt wurden, Zelte repariert und Kleidung überprüft wurden.

Aber Alka-An hörte auch übermütiges Geschrei vom Fluss, in dessen Wasser sehr ausgelassen junge Menschen herum tobten.

Der Treck fuhr in ein weites flaches Land mit einem unendlichen Horizont, dass Auge verlor sich in der nicht enden wollenden Ferne. Die Fuhrwerke rollten gen Nordosten, die Wasservorräte wurden knapp, es wurde Zeit, höchste Zeit, dass der Treck Wasser findet.

Die Kundschafter brachten dann die ersehnte Nachricht, dass sie in spätestens drei Tagen einen Fluss erreichen. Und so war es dann auch, erleichtert brüllte das Vieh und genauso erleichtert waren die Menschen.

Das Lager befand sich an einer weitläufigen Flussschleife, der Fluss kam ziemlich genau aus Norden, bog sich nach Westen und wieder nach Norden, es war ein ruhig dahin fließender Strom.

Etwas nach Osten erhob sich eine Hügelkette, die von zwei höheren Bergen gekrönt wurde.

Owithan kam mit dem Alten aus dem Dorf zu Alka-An und erinnerte ihn darin, dass es in diesem Land lange und bitterkalte Winter gibt.

Es wäre vielleicht angebracht, dass für den Treck ein guter Platz zum Überwintern gefunden wird.

Überrascht sah Alka-An die beiden alten Männer an: „Werden die Winter hier wirklich so schlimm?“ Als beide Männer stumm mit ihren Köpfen nickten, war es Alka-An klar, dass ein Winterlager her muss. Er hatte zwar auch fest gestellt, dass die Nächte kühler wurden und sich die Blätter verfärbten, dachte aber nicht, dass der Winter die Weiterfahrt so behindern würde. Alka-An rief Sooler, Kuman, Barthin, Duner und Sotates zusammen und gab den Hinweis von Owithan an die Männer weiter. Alka-An forderte Owithan auf, zu erzählen, was sie von dem Winter zu erwarten haben und das ein Winterlager her muss.

„Wenn sich das so verhält“, damit trat Sooler vor, „müssen wir einen gut geschützten Platz finden mit genügend Wasser und Futter für das Vieh.“

„Und viel Brennholz“, fügte Owithan hinzu, „wir müssen auch Vorräte an Nahrung für die Menschen schaffen. Wenn der Winter mal angebrochen ist, wird jede Jagd unmöglich.“

„Wir bleiben hier für einige Tage“, wandte sich Alka-An an Sooler, „und du suchst mit deinen Kundschaftern einen guten Platz für uns.“

Am nächsten Morgen packten die Kundschafter ihre Sachen auf die Packpferde und schwangen sich auf ihre Pferde und ritten davon.

Alka-An sprach den ganzen Tag mit den Treckführern über das notwendige Winterlager und empfahl allen, sich auf einen möglicherweise harten und langen Winter einzustellen.

Es sollten sich möglichst kleine Gruppen um ihre Vorräte kümmern, die Zelte winterfest machen, Unterstände für die Tiere herrichten. Und plötzlich summte das große Lager wie ein Bienenstock, die Menschen wuselten hin und her, große Grasflächen wurden gemäht, Frauen zogen in das nahe Buschwerk und sammelten Beeren und Früchte. Männer versuchten am Fluss Fische zu fangen, andere verstärkten die Zeltplanen. Die Kundschafter kamen zurück und Sooler freute sich sichtlich, sie hatten einen guten Platz gefunden.

Die Kundschafter schilderten in allen Details den ausgesuchten Lagerplatz. Dieser sei vom Norden und Osten gut geschützt, nach Süden und Westen hingegen offen. Der Lagerplatz ist mitten in einem Wald gelegen und damit nahe an Brennholz. Hinzu kommt noch, dass der Lagerplatz nicht so schnell gesehen werden kann. Zwei Wasserquellen in unmittelbarer Nähe runden das gute Bild ab.

Alka-An entschied mit seinen Gefährten, dass Fuhrwerk für Fuhrwerk den neuen Lagerplatz anfahren soll und sich entsprechend der langen Standzeit einrichten soll.

So rollte Fuhrwerk für Fuhrwerk in einer nicht enden wollender Kette zu dem Winterquartier und als alle nur noch mit dem nahendem Winter beschäftigt waren, erfolgte der Angriff einer großen Horde Steppenkrieger. Sie konnten fast ungehindert zu schlagen, die lange ungeschützte Reihe der Fuhrwerke war ohne Soldaten und wehrlos.

Schnell brannten die ersten Fuhrwerke und getroffenen Menschen fielen herunter. Die Tiere rannten mit den brennenden Fuhrwerken voller Panik in das weite Land. Die wenigen Soldaten konnten nur stellenweise helfen, aber die lange auseinander gezogene Reihe der Fuhrwerke blieb schutzlos.

Owithan schickte, unbemerkt von allen, den Angreifern seine magischen Kräfte entgegen, die leider nur wenig bewirkten.

Die Angreifer wüteten unter den Menschen wie die Tiere, sie schossen ihre Pfeile in jeden Menschen und stachen mit ihren langen Lanzen jedes erreichbare Tier nieder. Endlich brüllte die Kanone los und schickte ihre tödliche Ladung in den Pulk der Reiter, schreiend wälzten sich Pferd und Reiter in ihrem Blut und als dann das Katapult seine Feuergeschosse den Angreifern entgegen schleuderte, brach der Angriffswille der wilden Reiter schnell zusammen.

Sie klaubten ihre Toten und Verwundeten auf, die sie in ihrer hastigen Flucht fassen konnten und jagten davon. Alka-An saß wie erschlagen inmitten der von ihm erschlagenen Angreifer, die hohen Verluste seiner Leute hatte er verschuldet!

Durch die Organisation des dringend benötigten Winterlagers, hatte er jede Vorsicht außer acht gelassen! Geschockt begannen die Menschen, sich um die Verletzten zu kümmern, die Toten wurden geborgen, ein paar Männer versuchten, Fuhrwerke zurück zu holen, die weit verstreut in dem Land standen und zum Teil noch lichterloh brannten.

Alka-An sah Owithan, wie er einem verletzten Mann die Lanze aus der Schulter zog und die Wunde verband. Barthin trat zu Alka-An, Alka-An sah seinen Gefährten schuldbewusst an: „Ich habe einen furchtbaren Fehler begangen, ich habe alle Vorsicht außer acht gelassen.“ Barthin, der aus mehreren Wunden blutete, legte seine Hand beruhigend auf Alka-Ans Schulter: „Wir haben alle jede Vorsicht vergessen!“

Duner kam zu den beiden Männern: „Wir müssen so schnell wie möglich alle Fuhrwerke in das Winterlager schaffen. Hier auf dem offenen Land sind wir jedem Angriff Schutzlos und hilflos ausgeliefert.“

Als die Toten geborgen waren und die Verletzten versorgt waren, fuhren die Wagenlenker die Fuhrwerke so schnell wie irgend möglich in das Winterlager, die letzten erreichten das Winterlager im hellen Mondlicht. Die Kundschafter verwischten gründlich alle Spuren und am folgenden Abend war der Treck spurlos verschwunden.

Alka-An

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