Читать книгу Sarah oder der Wendekreis der Jungfrau - Klaus E. Kofler - Страница 6
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Es war ein grauer Morgen und ich hatte Kopfschmerzen. Sonntag noch dazu, die Glocken der nahen Kirche hatten mich aus dem Schlaf gerissen. Mühsam wälzte ich mich auf die andere Seite, sah meiner Frau beim Schlafen zu. Die hatte sicher auch Kopfschmerzen, der vergangene Abend mit den Nachbarn vom dritten Stock war sehr weinlastig gewesen, man hatte, wie schon so oft, über Gott und die Welt schwadroniert und es war spät geworden.
Aber das kümmerte Robert gar nicht.
Robert, der Hund, unser Rauhaardackel saß wedelnd und murrend neben dem Bett, er wartete schon dringend auf seinen morgendlichen Ausgang mit Darmentleerung und Nachrichtensuche an den Bäumen der Straße, wo seine Freunde bereits ihr Geschäft verrichtet hatten.
Meine Frau, noch schlaftrunken, bemerkte die aufkommende Aktivität, sagte: "Geh schlaf doch noch weiter, gib' a Ruh'…" drehte sich um und schnarchte leise weiter.
Chancenlos, es gab kein Entrinnen, Roberts Augen und der darin liegende Vorwurf, trieben mich aus dem Bett. Vielleicht konnte ich ja später, am Nachmittag, noch etwas Schlaf nachholen.
Die Kirchenglocken trieben mich noch in den Wahnsinn, dieses Gedröhne, so früh am Morgen, es dröhnte auch in meinem Kopf. Ich verschwand im Badezimmer, da war es wenigstens nicht so laut.
Auf der Straße war alles ruhig, nur wenig Verkehr, nur wenige Menschen unterwegs, das kam mir entgegen, ich war an keinen nachbarlichen Gesprächen interessiert. Mein Kopf brauchte wohl noch etwas mehr an Auslüftung.
Robert war das alles egal, er hatte ja nicht zuviel getrunken, er lächelte mich an, ich grinste mühsam zurück. Er umrundete alle Bäume der Straße, zog mich hinter sich her, wollte wohl auch noch in den nahen Park, da gab es noch so viele schöne Bäume an denen man schnüffeln konnte.
Willenlos folgte ich ihm, es war egal wohin wir gingen, seine Wege mussten gegangen werden.
Aber dann gab es plötzlich eine Überraschung, Robert bog nach links ab, hin zu dem kleinen Platz in der Innenstadt, da wo üblicherweise eher das Nachtgeschäft blühte, da waren Restaurants, Kneipen, Weinstuben und eben auch jenes Lokal, in dem ich manchmal abends Freunde traf.
Der Kellner, ein kleiner Italiener namens Marcello stand vor der Tür, kniete sich nieder, als er uns sah, um den Hund zu begrüßen.
"Ah, Roberto, come stai…komma härr da, du Chund !"
Ich stand da, wartete bis der Anfall vorüber war, wollte schon wieder umdrehen, da kam die Verführung in Form einer Schale mit Futter. Es gab mehrere Hunde die in diese Kneipe kamen, mit ihren Herrchens oder Frauchens, deshalb hatte Marcello auch immer ein paar leckere Bissen bereit.
Der Hund war schuld, ich musste ihm ja schon fast hinein folgen, er zog mich hinter sich her. Und da stand ich nun wieder, in der alten Kneipe, wo ich gar nicht hingewollt hatte.
Aber es roch so gut, nach heißem Punsch und anderen Geisten, da gab es auch den legendären Calmus. Nirgendwoanders konnte man das bekommen, die Kneipe war berühmt für alle diese Spezialitäten in Sachen Schnäpse.
Robert bekam dann noch eine Schale Wasser, während ich mich nach einem Sitzplatz umsah.
Das Lokal war wie immer gut besetzt. Man konnte an den Gesichtern erkennen, dass manche eine anstrengende Nacht im Alkohol verbracht hatten und den Weg nach Hause scheuten, die "Nacht" war noch nicht zu Ende gebracht.