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Die Suche nach dem Sinn

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Wenn wir Menschen Sinn gefunden haben und Sinn in einer Sache erkennen können, sind wir zu höchsten Leistungen, wenn es sein muss auch zu Opfern, bereit. Es ist Sinn, woraus die Kraft kommt, die Menschen brauchen, wenn die Motivation aufgebraucht, das Ziel aber noch nicht erreicht ist. Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie, war eine Formulierung die Viktor Frankl in Anlehnung an Friedrich Nietzsche häufig gebraucht hat. Wenn umgekehrt kein Wa­rum mehr erkennbar ist, wenn der Mensch keinen Sinn mehr sieht, ist er nicht mehr zu Leistung und Verzicht bereit. Nicht selten führt dieser Zustand zu Resignation und Depression, von wo aus es nicht mehr weit ist hin zu suizidalen Gedanken oder gar zum Selbstmord. Sinn, so Viktor Frankl, kann nicht gegeben, schon gar nicht kann er gemacht werden. Sinn muss gefunden werden. Sinnmacher, Sinngeber, Sinnstifter zu sein, wird von vielen Führungskräften zeitgeistkonform, aber in Unkenntnis des Werkes von Viktor Frankl gefordert. Bei der Logotherapie und Existenzanalyse Viktor Frankls sind Selbsttranszendenz und Selbstdistanzierung zentrale Begriffe. Ersteres meint den hohen ethischen Wert der Hingabe an eine Aufgabe oder Person, letzteres das humorvolle Absehen von sich selbst. Zwei von der Selbstdistanzierung abgeleitete, sehr nützliche Techniken zum Umgang mit körperlichen Symptomen sind die Paradoxe Intention und die Dereflexion. Neurologische Ausfälle – beispielsweise lässt einen das Namensgedächtnis häufig im Stich – werden bei der Paradoxen Intention gekontert, indem man sich vornimmt, Weltmeister in dieser Disziplin zu werden, hier Weltmeister im Vergessen von Namen. Und meist tritt als paradoxer Effekt dieser Intention der neurologische Ausfall dann doch nicht ein, man erinnert sich an den Namen. Der Patient wünscht sich unter psychotherapeutischer Anleitung paradoxerweise exakt das herbei, wovor er sich fürchtet. Die Dereflexion hingegen fordert einen auf, das störende Symptom möglichst nicht zu beachten, an ihm vorbeizudenken und auf ein besseres, lohnenderes Ziel gerichtet zu bleiben – und siehe da, das Symptom verschwindet. Allgemein hilft logotherapeutisches Gedankengut unter anderem dabei, Leiderfahrungen mit Geduld und Tapferkeit zu ertragen:

„Das Leiden, die Not gehört zum Leben dazu wie das Schicksal und der Tod. Sie alle lassen sich vom Leben nicht abtrennen ohne dessen Sinn nachgerade zu zerstören. Not und Tod, das Schicksal und das Leiden vom Leben abzulösen hieße, dem Leben die Gestalt, die Form nehmen. Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt.“ (Viktor Frankl, Ärztliche Seelsorge, S. 118).

„Die Antwort, die der leidende Mensch durch das Wie des Leidens auf die Frage nach dem Wozu des Leidens gibt, ist allemal eine wortlose Antwort; aber sie ist die einzig sinnvolle Antwort.“ (Viktor Frankl, Der leidende Mensch, S. 241).

Beide Zitate, wie auch noch viele andere Stellen im Werke Viktor Frankls, zeigen deutlich, dass in Würde ertragenes, unvermeidbares Leiden Leistung ist, die den Menschen ausmacht, ihm ureigen ist. Welchen Anspruch haben wir nun heute an Sinnstiftung in der Arbeit? Dieser Frage spüren wir seit Jahren nach. Positive Rückmeldungen zu unseren Vorträgen und da vor allem zu unseren Kerngedanken und Aussagen darüber, was unserer Ansicht nach zu tun ist, um Erfolg auch in Zukunft sicherzustellen, ließen uns dranbleiben an der Idee, all das in Buchform zu bringen. Wir widmen all jenen unser Buch, denen daran gelegen ist, zu wissen und dadurch auch zu steuern, wie Arbeitsplätze der Zukunft beschaffen sein müssen, wie Macht richtig ausgeübt werden kann und wie wir Sinn stiften können für jene, die nach einer neuen Perspektive suchen. Wir widmen unser Buch all jenen, die Alternativen zum Bisherigen ausprobieren oder sich einfach die Freude an der Arbeit zurückerobern wollen.

Management 4.0 – Vorbereitung auf die Zukunft

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