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Welcome Gruppe 47. Unterhaltsames aus Princeton, 1966

Anfang September 1947 organisierte Hans Werner Richter das erste Treffen der später sogenannten Gruppe 47 im Haus der Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel am Bannwaldsee bei Füssen im Allgäu. Noch vor fünfzig Jahren, als sie sich auf Einladung des Germanisten Victor Lange in Princeton traf, hielt man die dieser Gruppe zuzurechnenden Werke und ihre Autoren gerne für die deutsche Nachkriegsliteratur schlechthin. Was nicht ganz stimmte. Die Tagung in Princeton 1966 war der Anfang vom Ende dieser einflussreichen Schar, um die sich zahlreiche Geschichten und Gerüchte ranken. Inzwischen ist die Gruppe 47, ihre Werke und ihre soziologische Struktur genauso wie ihre wichtigsten Akteure, von der Wissenschaft derart gut erforscht, dass man sich von einer Neuerscheinung mit dem lakonischen Titel Princeton 66 kaum Neues versprechen mag. Und in der Tat, umwerfend neue Erkenntnisse bietet sie nicht. Merkwürdigerweise aber macht das gar nichts. Denn: Niveauvolle und süffige Unterhaltung ist garantiert, und das bis zur letzten Seite. Auch wenn allerlei Fürchterliches zur Sprache kommt.

Der nicht nur als Biograf der Brüder Friedrich Georg und Ernst Jünger bekannte Journalist Jörg Magenau hat ein literarisches Sachbuch verfasst, das ohne Fußnoten und mit allerknappster Auswahlbibliografie auskommt und das berühmte US-Auswärtsspiel der deutschen Literatur im Stil einer Sportreportage erzählt. Nein, die Zeitgeschichte kommt überhaupt nicht zu kurz. Entscheidend für dieses Buch jedoch sind die Akteure und ihr Zusammen- und oft auch Gegeneinanderwirken. Ein paar Fotos gibt es auch. Anschaulich und lebendig schildert Magenau die Kritiker – Hans Mayer, Marcel Reich-Ranicki, Fritz J. Raddatz, Joachim Kaiser, Reinhard Baumgart oder den jungen Hellmuth Karasek –, die sich oft für wichtiger hielten als die Schriftsteller. Walter Jens und Walter Höllerer waren beides. Sie alle, und natürlich Poeten wie Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass, Peter Weiss, Reinhard Lettau, Peter Rühmkorf, Ernst Augustin, Peter Bichsel, Helga M. Novak, Gabriele Wohmann, Gerd Fuchs, der junge Friedrich Christian Delius oder der noch etwas jüngere Hans Christoph Buch sind Magenaus Protagonisten. Und einige mehr. Aus seinen lakonisch-witzigen Bemerkungen über ihre Körpersprache, ihre Trink- und Rauchgewohnheiten oder ihre kleinen Selbstgefälligkeiten bezieht das Buch seine Farben: »Fried fand seine Gedichte gut. Er fand sie sogar sehr gut.« Oder: »Höllerer war jetzt dran. Wie eine getrocknete Eule saß er auf dem elektrischen Stuhl.« Und selbstverständlich gerät der berühmt gewordene Auftritt eines »Literatur-Beatle« aus Kärnten, der seinen Kollegen »Beschreibungsimpotenz« vorwarf, ausführlich in den Blick: Peter Handke, der mehr aus Zufall und als Schüchternheit verbrämtem Geltungsdrang heraus in Princeton seine ersten Schritte zum späteren Weltstar machte. Damals war er erst dreiundzwanzig: »Buch, der mit ihm das Zimmer teilte, glaubte, als er es zum ersten Mal betrat, dort tatsächlich ein Mädchen im Bett vorzufinden«.


Jörg Magenau: Princeton 66. Die abenteuerliche Reise der Gruppe 47. Stuttgart 2016: Verlag Klett-Cotta. 223 S.

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