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Die Artillerie als einzige Fernwaffe

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Die Artillerie bildete eine der wichtigsten Stützen der französischen Armee. Auf 1000 Mann Infanterie kamen im Mittel vier Geschütze.51 Napoleon selbst hatte seine Laufbahn als Artillerieoffizier begonnen und verstand wie kein zweiter Heerführer seiner Zeit, das volle zerstörerische Potenzial seiner Geschütze im engen Zusammenwirken mit der Infanterie zu entfalten. Der Korse profitierte hierbei immer noch von den Verbesserungen, die General Jean Baptiste Gribeauval in den 1760er-Jahren an den Artillerielafetten und in der Herstellungstechnik der Geschütze eingeführt hatte. Die Läufe wurden jetzt aus einem Stück gebohrt, was präzisere Resultate ergab als das bisherige Gussverfahren. Bei gleicher Feuerleistung waren die Geschütze seither erheblich leichter und damit auch beweglicher.52

In allen Armeen existierten drei Varianten von Geschützen. Die leichteren Vierpfünder wogen nur 300 Kilogramm und kamen meist bei der reitenden Artillerie zum Einsatz, um damit Breschen in die Karrees der Infanterie zu schießen. Das Standardgeschütz war jedoch der Achtpfünder mit einer Geschützlänge von rund zwei Metern. Noch einmal 30 cm länger war das Rohr der Zwölfpfünder, die Napoleon insbesondere seiner Garde zugeteilt hatte und die eine effektive Reichweite von bis zu 1800 Metern aufwiesen. Sämtliche Geschütze verschossen Vollkugeln mit einem Gewicht zwischen zwei und sechs Kilogramm, die auf große Entfernungen mehrere Gegner auf einmal ausschalten konnten. Auf trockenem Untergrund vervielfachte der sogenannte Ricocheteffekt noch ihre zerstörerische Kraft, da die Kugeln vom Boden abprallten und in niedriger Höhe weitergeschleudert wurden.

Jede Batterie verfügte außer ihren sechs Langrohrgeschützen noch über zwei Mörser, deren stark gewölbte Flugbahn das Überschießen der eigenen Infanterie erlaubte. Ihre Geschosse waren mit einem primitiven Zünder und einer Sprengladung versehen und dienten vor allem zur Inbrandsetzung von Gebäuden, in denen sich die gegnerische Infanterie zur Verteidigung eingerichtet hatte.

Die britische Artillerie verwendete in den Napoleonischen Kriegen bereits ein besonderes Sprenggeschoss, das der Leutnant Henry Shrapnel in den 1780er-Jahren entwickelt hatte. Eine mit bis zu 65 kleinen Metallkugeln gefüllte Granate konnte mittels einer Lunte genau über dem Ziel zur Explosion gebracht werden, was ihre zerstörerische Wirkung beträchtlich erhöhte. Im Gegensatz zur konventionellen Kanisterladung war dieses Projektil auch auf weite Entfernung als Streugeschoss einsetzbar. Seine Wirkung stand und fiel jedoch mit der richtigen Luntenlänge und der davon abhängigen Explosionshöhe.53

Zur Bedienung eines Geschützes waren insgesamt 15 Artilleristen erforderlich, die in den großen Schlachten Schwerstarbeit leisteten. Nach jedem Schuss musste das Geschütz wieder in seine Ausgangsstellung zurückgewuchtet und neu gerichtet werden. Das Rohr wurde zunächst nass ausgewischt, damit die neue Ladung nicht durch noch glimmende Pulverreste vorzeitig gezündet wurde. Maximal zwei Schuss konnten unter diesen Umständen in der Minute abgegeben werden. Bei einer Grundausstattung von rund 180 Ladungen pro Geschütz ließ sich theoretisch eine Kanonade von 90 Minuten aufrechterhalten. Auf französischer Seite wurde dieser Wert bei Waterloo auch tatsächlich erreicht, auf der Gegenseite lag er jedoch mit ca. 130 Schuss deutlich niedriger, da Wellington seiner Artillerie strikt verboten hatte, Munition für die Bekämpfung der feindlichen Artillerie zu verschwenden.54 Gerade diese Einschränkung erlaubte es jedoch Napoleons Kanonieren bei Waterloo nach der Einnahme von La Haye Sainte bis auf 300 Meter, was die äußerste wirksame Reichweite der Musketen war, an den Feind heranzugehen und Wellingtons Bataillone im Zentrum seiner Stellung ungestört zusammenzuschießen.

Die Schlacht

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