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2 Der Abschied vom Arbeitsleben. - Berufsausstieg verdaut? 2.1 Die Verringerung von Respekt vor dem Berufsaustritt

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Als ich das fünfzigste Lebensjahr vollendet hatte, begann ich an Sylvester mit einem Glas Sekt nicht auf das neue Jahr anzustoßen, sondern darauf, dass ich noch in Lohn und Brot stand.

Gleichzeitig begann ich im Berufsalltag meine Antennen weiter auszufahren, um feststellen zu können, ob mir noch weiterhin der übliche und gewohnte Respekt erwiesen wird.

Die Verringerung des Respektes kann im Berufsleben auf vielfältige Art und Weise geschehen. Man wird z. B. nicht mehr auf Fortbildungsveranstaltungen eingeladen oder man bekommt keine interessanten Themen mehr zum Abarbeiten oder man bekommt einen „mission impossible“ Auftrag, bei dem man von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.

Oder man lässt sie auf einmal mit Ihren Ideen auflaufen, in dem man künstliche, bürokratische Hindernisse aufbaut.

Die Erfinder von Respektverringerungsmaßnahmen sind da sehr einfallsreich, so dass ich hier nicht alle Möglichkeiten auflisten kann.

Wichtig ist erstmal nur, dass Sie die Verringerung des Respektes erkennen, ohne dabei neurotisch zu werden. Denn wenn man Ihnen überhaupt keinen Respekt mehr entgegenbringt, dann ist es meistens schon alles versalzt und Sie können dann nicht mehr mit einem vernünftigen Gespräch entgegensteuern. Man will einfach, dass Sie gehen und das natürlich möglichst kostengünstig.

Die Grenze zwischen Respektverringerung und der Verweigerung von Respekt lässt sich nicht immer leicht ziehen.

Beispiel: Man gibt Ihnen keine Arbeit mehr und „befördert“ Sie zum Fenstergucker.

Meines Erachtens ist das keine Respektverringerungsmaßnahme mehr, sondern eine komplette Verweigerung von Respekt.

Bei mir war es so, dass man zu mir eine Person ins Zimmer gesetzt hatte, die die Beleuchtung im Zimmer, unabhängig von der Tageszeit und unabhängig von der Außenhelligkeit, auf das Maximum drehte. Das war dann im wahrsten Sinne des Wortes richtig grell.

Ich habe das natürlich kommuniziert und als es dann hieß, das sei eine Angelegenheit zwischen uns beiden, wusste ich, dass ich auf dem absteigenden Ast war und für die nur noch ein Clown war.

Und zwar einen Clown, den man nur noch braucht, um sein Knowhow abzusaugen. Denn die wollten gar nicht, dass ich gehe, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt.

Ich gebe gern Knowhow an Jüngere weiter und sehe es sogar als eine Art von Pflicht an, aber nicht in dem man mich im grellen Licht herumhocken lässt.

Bevor ich dann vollends in eine Abwärtsspirale reingezogen wurde, bin ich dann einem Zeitpunkt, der für mich der Passendste war, gegangen.

Die hatten auch nicht mit meinen Abgang gerechnet, da man in dem Alter in der Regel erpressbar ist. Ganz schlimm sind die dran, die ihr Haus noch nicht abbezahlt haben und noch ihre beiden Kinder finanziell beim Studium unterstützen müssen. Mit denen kann man alles machen.

Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!

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